Saisonbuch 2013/14

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Il RITORNO

D’ULISSE IN PATRIA

CL AU D I O M O NTE V ER D I (1567–16 43) Dramma per musica in einem Prolog und drei Akten Libretto von Giacomo Badoaro nach den Gesängen xIII – xxIV aus der «Odyssee» des Homer «Torna, deh torna Ulisse» (Kehr zurück, Odysseus) – mit diesen eindringlichen Worten beschwört Penelope die Rückkehr ihres seit dem Ausbruch des Trojanischen K rieges verschollenen Gatten. Zwanzig Jahre wartet sie nun schon auf ihn, und die Avancen der sie umgarnenden Freier lehnt sie stoisch ab. Der Held Odysseus (Italienisch: Ulisse) f indet durch ein Versehen der Mächte nach zehnjähriger Irrfahrt auf dem Meer doch noch in seine Heimat zurück. Aber Penelope erkennt ihn da nicht mehr. Sie lässt sich erst nach mehrfachen Prüfungen von der Identität des Heimkehrers überzeugen. Wollte Penelope Ulisse vielleicht gar nicht mehr erkennen? Was bedeutet es, wenn zwei Menschen nach so langer Zeit wieder aufeinander treffen? Il ritorno d’Ulisse in patria, vermutlich 164O in

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Venedig uraufgeführt, führt uns zwar zu den Anfängen der Gattung Oper zurück, aber die Fragen, die das Werk aufwirft, muten erstaunlich modern an. Dabei spart Monteverdi auch Triviales nicht aus: Anhand der Figur des Iro zeigt er einen Vielfrass unter Penelopes Freiern, der sich nach deren Tod um sein leibliches Wohl betrogen sieht. Sein Lamento zwischen Ernst und Ironie ist einzigartig in der Geschichte der Oper. Als Titelheld haben wir Tenor Kurt Streit engagiert, während Barockstar Sarah Mingardo die Penelope singt. Willy Decker, einem breiten Publikum durch seine Salzburger TraviataInszenierung bekannt geworden, zeichnet für die Inszenierung verantwortlich, während der Barockspezialist Ivor Bolton den Abend musikalisch leitet.


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