MAG 19: Il ritorno d’Ulisse in patria

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Nachdem ich in letzter Zeit viel klassisches Repertoire und Belcanto gesungen habe, wo man lange Linien zur Verfü­ gung hat, um eine Figur zu charakterisieren, fällt mir aller­ dings auf, dass ich bei Monteverdi schlussendlich viel präzi­ ser und schneller auf den Punkt kommen muss. Innerhalb weniger Sekunden teilt er so viel mit! Das ist eine lohnens­ werte Herausforderung, denn diese Musik ist für mich wie eine wertvolle fein­gliedrige Silberfigur, mit der man ganz vorsichtig umgehen muss, damit sie nicht beschädigt wird. Wenn man es richtig macht, lässt sie das Publikum in eine andere Welt eintauchen, die uns auch heute noch in unserem Innersten trifft, denn im Kern erzählt Ulisse von Liebe, Vertrauen und Treue – Themen, die den Menschen heute wie damals nahe gehen.

cken­des oder Langweiliges hat. Im Gegenteil: Diese Musik ist immer in Bewegung, es gibt wunderschöne Lamenti und stürmische Tänze, exotische Harmonien, ausserdem allzu­ menschliche Götter und Menschen, die sich mit grossen Schicksalen tragen – dieses Nebeneinander macht den be­ sonderen Reiz Monteverdis aus und trägt dazu bei, dass diese über 370-jährige Oper viel mehr mit mir zu tun hat als manche Komposition, die näher an unserer Gegenwart entstanden ist!

IL RITORNO D’ULISSE IN PATRIA Oper von Claudio Monteverdi

Auf dem Silbertablett Rudolf Schasching / Iro

Ich bin kein Spezialist für Alte Musik, höre mir Monteverdi aber wahnsinnig gerne an. Den Iro singe ich mit meinen stimmlichen Mitteln. Ehrlich gesagt liebe ich es, wenn man von diesem Wagner-Gebrüll einmal wegkommt. Bei Monte­ verdi kommt man nie in die Versuchung, die Stimme allzu sehr zu forcieren. Man muss nie gegen ein Orchester an­ kämpfen. Auf der anderen Seite legt’s dich halt blank... Als ich die Rolle des Iro 2002 am Opernhaus Zürich zum ersten Mal einstudierte, habe ich lange daran herumgebastelt, wie ich von einem Koloratur-Lachen in einen prähistorischen Flatterer und dann wieder in ein natürliches Lachen hinein­ komme. Es war war wirklich aufregend, diese extremen Farben zu suchen.

Immer in Bewegung Mauro Peter / Eurimaco

Die Beschäftigung mit Monteverdis Ulisse ist für mich etwas sehr Erfrischendes. Ich bin bis jetzt kein Verzierungskünst­ ler und taste mich gerne gemeinsam mit Ivor Bolton an diese Art des Gesanges heran. Zudem macht es mir einen Riesenspass, den leichten Pol in Monteverdis Ulisse-Univer­ sum darzustellen. Melanto und Eurimaco sind ein ausgelas­ senes Liebespaar, das sich nicht um den ganzen Weltschmerz schert, sondern das Leben geniesst, es von der schönen Seite betrachtet. Als Mozart-Tenor habe ich bisher eher die gros­se, hehre, schmachtende Liebe verkörpert. Toll, dass es jetzt mal die leichte, locker-flockige Liebe sein darf! Ich finde, dass das Rezitativ-Lastige bei Monteverdi nichts Ab­schre­

Musikalische Leitung Inszenierung Bühnenbild Kostüme Lichtgestaltung Choreografische Mitarbeit Dramaturgie

Ivor Bolton Willy Decker Wolfgang Gussmann Wolfgang Gussmann, Susana Mendoza Franck Evin Kinsun Chan Kathrin Brunner

Penelope Sara Mingardo Ulisse Kurt Streit Minerva Anna Stéphany Fortuna  /  G iunone Ivana Rusko Melanto Julie Fuchs Amore Constantin Zimmermann Ericlea Liliana Nikiteanu Telemaco Fabio Trümpy Iro Rudolf Schasching Tempo  /  A ntinoo Erik Anstine L‘humana fragilità / A nfinomo Christophe Dumaux Eumete Werner Güra Giove Martin Zysset Pisandro Michael Laurenz Eurimaco Mauro Peter Nettuno Gianluca Buratto Tre donne Alexandra Tarniceru, Mitglieder des Statistenvereins am Opernhaus Zürich Monteverdi-Continuo-Ensemble Orchestra La Scintilla

Unterstützt durch Premiere 17 Mai 2014 Weitere Vorstellungen 21, 23, 28, 30 Mai, 1, 5, 7, 11, 14 Juni 2014


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