Negatief Mai/Juni

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Metallische Wagnerianik Megaherz ist ein Phänomen an und für sich. Es gibt keine andere Band – vielleicht noch Genesis – die durch den Wechsel des Frontsängers stetig dazugewonnen hat. Mit Lex hinter dem Mikrophon und am Stift hat die Band eine Eigenstädigkeit erreicht, die man normalerweise in dem sehr engen Gothicmetal Genre mit deutschen Texten kaum finden kann. Noch dazu ist Lex ein äusserst kluger und analytischer Zeitgenosse, was die Interviews zu einer kurzweiligen und inspirierenden Sache macht. Das neue Werk Götterdämmerung ist so wie der letzte Teil des berühmten Wagner Rings ein echtes Kleinod, das sämtliche Register von Leise bis Laut zieht. Götterdämmerung, derTitel lässt fast schon Wagnerianik vermuten. Fühlt ihr Euch von den Nibelungen inspiriert oder geht es um den gesellschaftlichen Wandel? Lex: Der Titel lässt tatsächlich viel Raum für Spekulation. Man kann Götterdämmerung vielseitig interpretieren, als Ende von etwas Altem und/oder als Beginn von etwas Neuem. Wir sehen darin eher eine Stimmung des Aufbruchs, eine neue Herausforderung, dem Streben nach Veränderungen. Man schmeißt die alten Götter vom Thron und betet neue Idole an. Vieles, dass wir im letzten Jahr durchlebt haben, als wir an dem neuen Album gearbeitet haben, könnte man damit beschreiben. So haben wir z.B. viele neue Wege beschritten und einiges geändert im Vergleich zur Produktion vom „Heuchler“, und damit meine ich weniger die Musik als die Herangehensweise, wie wir dieses Album geschrieben und letztendlich produziert haben. Jagdzeit, die Single zum Album hat sich gut in den Clubs festgesetzt. Der Titel ist sehr marzialisch – der perfekte Stellvertreter für das Album? Lex: Ich weiß gar nicht, ob es den Stellvertreter für das Album überhaupt gibt, denn die große Stärke von „Götterdämmerung“ ist ja die Vielseitigkeit darauf. Dort klingt kein Song wie der andere. Es gibt Tempowechsel, ein ausgewogenes Auf und 10

Ab zwischen sehr harten und ruhigen Tönen, aber „Jagdzeit“ ist definitiv der perfekte Opener fürs Album und ein Volltreffer als erste Single. Ungemein ungezogen, volles Gitarrenbrett und absolut tanzbar. Klingt jetzt schon nach einem Megaherz-Klassiker und wird live – wie im Übrigen alle neuen Songs – richtig fett abgefeiert.? Die Clowns im Jagdzeitvideo erinnern an eine maskierte Version der Droogies aus Clockwork Orange. Wie seid ihr auf die Idee zum Clip gekommen? Lex: Tatsächlich ist die Idee ein wenig aus Clockwerk Orange entliehen (ein absolut genialer Film!). Wir wollten unbedingt etwas total Verrücktes, Surreales in das Video einbauen und natürlich sollte

der Clown (der ja auch wieder auf dem Cover des neuen Albums zurückgekehrt ist) eine Hauptrolle spielen. So entstand die Idee eine ganze Clownsarmee entstehen zu lassen, die mich durchs Video jagt. Ursprünglich war noch eine zweite Handlungsebene mit einem Mörderbunny geplant, das mich durch die Mangel nimmt, aber letztendlich haben uns die Bilder mit den Clowns so gut gefallen, dass wir diesen ursprünglichen Plan fallen ließen. Herausgekommen ist ein sehr action- und temporeiches Video, das vielleicht nicht eins zu eins den Text wiedergibt, aber dafür mit einer geballten Ladung Rock daherkommt. Humor, Horror und ganz viiieeelll Megaherz? Platz 19 der Charts, war sicher ein riesiger Erfolg, den ihr nicht erwartet hattet. Glaubt ihr,


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