Schaufenster Kultur.Region Dezmber 2013/Jänner 2014

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Museum Mödling / 41

Stofffigurine von Johanna Krausgruber.

Leihgaben zur Verfügung gestellt wurden. Sie sind aus Zinn gefertigt und stammen aus der Zeit der Jahrhundertwende. Monstranz, Kelch, Kerzenleuchter und Weihrauchkessel dienten damals zur Vorbereitung auf den Priesterberuf. Überhaupt war Spielzeug früher oftmals die Miniaturausgabe von Gebrauchs- und Arbeitsgegenständen aus der Erwachsenenwelt, das Kinder an ihren späteren Aufgabenbereich heranführen sollte. Spielzeug in seiner Gestaltung ist auch immer ein Anzeiger für den Zeitgeschmack und damit verbundenen Stilwechsel. Ein rund 100 Jahre altes komplettes Ensemble von Puppenmöbeln, „Großmamas Puppenstube“, zu dem sogar eine ehemals funktionstüchtige winzige Standuhr gehört, zeigt detailreich, was in der bürgerlichen Wohnungsausstattung damals en vogue war.

Barbies Vorgängerin Unter den vielen gezeigten Puppen in allen Größen sind ein entzückend eingekleidetes Bub/Mädel-Pärchen aus den 1920er Jahren sowie eine original „Bild-Lilli“ hervorzuheben. Die Geschichte der heute nur mehr wenig bekannten Bild-Lilli ist untrennbar mit der Geschichte der Bild-Zeitung (Deutschland) verbunden. Die erste Ausgabe der Zeitung erschien 1952 mit dem Comic „Lilli“. Der Comic wurde so populär, dass die Bild-Redaktion 1953 beschloss, eine Puppe als Werbemittel nach dem Vorbild der Titelfigur produzieren zu lassen. Später übernahm der US-amerikanische Spielzeughersteller Mattel das Konzept der Bild-LilliPuppe und schickte die meistverkaufte

Krenns Theateralbum. Fotos: Monika Chromy/Museum Mödling

Puppe in die weite Welt, die berühmte „Barbie“.

Linde-Figuren Eine Vitrine der Ausstellung „Kinderwelt“ ist Serien von Mini-Möbeln aus Kunststoff, die Kaffepackungen beigelegt waren, gewidmet – den sogenannten Linde-Figuren. Spielzeug war in der Nachkriegszeit rar, sodass die Idee, in den Packungen Spielzeug im Sinne von Werbebeigaben beizulegen, den Umsatz steigerte und aufgrund der Sammelleidenschaft Kundentreue garantierte. Linde-Figuren waren unter Kindern sehr beliebt und haben unter den heutigen Ausstellungsbesuchern einen hohen Wiedererkennungswert. Nicht wegzudenken aus der Kinderwelt unseres Kulturkreises waren und sind Bücher: Bilderbücher, Märchenbücher, Kinder- und Jugendromane, Comics und natürlich Schulbücher, die alle ein Spiegelbild ihrer Zeit sind. Buchtitel wie „Murli Brumm“, „Puppelinchen“, „Die Biene Maja“, „Puckerl und Muckerl“ oder „Hänschen im Blaubeerwald“ lassen bei den Ausstellungsbesuchern, die das Kindesalter schon viele Jahre hinter sich gelassen haben, Erinnerungen wach werden. Und Damen und Herren der Babyboom-Generation freuen sich über die Auswahl an 50 Jahre alten Mickymaus-Hefterln. Eine Sonderstellung im Rahmen der Ausstellung haben die Kostümfigurinen der Mödlingerin Johanna Krausgruber, die als Spende an das Museum Mödling übergeben wurden. Die in historische Trachten gekleideten Stoff-

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figurinen, die im Rahmen der Ausbildung zur Mode- und Bekleidungstechnikerin von Hand angefertigt wurden, geben einen Überblick über die Entwicklung der Mode von der Antike bis zum Jahr 1950. Das kommunikative Spiel und der dabei stattfindende verbale und nonverbale Austausch mit anderen sind Meilensteine in der Entwicklung eines Kindes und Basis für vieles im Leben. Vermutlich ist gerade das der Grund dafür, dass Erwachsene oft und meist gerne an ihr Spielzeug und an ihre Spielgefährten zurückdenken. Wir hören noch die Zauberworte: „Willst mitspielen …?“ / Text: Monika Chromy

KINDERWELT

——————————————————— Bis So, 26. 1. 2014 Sonderausstellung „Kinderwelt – Schätze aus dem Museumsarchiv“ Museum Mödling – Thonetschlössl 2340 Mödling, Josef-Deutsch-Platz 2 Tel. 02236 241569 Öffnungszeiten Mo–Do 9.00–13.00 Uhr Sa 10.00–14.00 Uhr So u. Fei 14.00–18.00 Uhr Weihnachtsfeiertage und Neujahrstag geschlossen Eintritt mit der NÖ-Card frei www.museum.moedling.at.tf


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