Deutsche Nationalsozialistische Konzentrationslager

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DEUTSCHE NATIONALSOZIALISTISCHE KONZENTRATIONSLAGER



Jahre 1933–1939

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ie große Wirtschaftskrise (1929–1933), von der praktisch alle in der Welt betroffen wurden, hatte einen heftigen wirtschaftlichen Zusammenbruch in Deutschland und die Radikalisierung von Stimmungen in der Gesellschaft zur Folge. Die Partei Adolf Hitlers, die NSDAP, die Kampfparolen gegen das „Diktat von Versailles” und das „Weimarer System” verbreitete, gewann an Stärke. Bei der Reichstagswahl im Juli 1932 gewannen die Nationalsozialisten die Mehrheit der Stimmen und am 30. Januar 1933 berief der Präsident Paul von Hindenburg eine Koalitionsregierung, in der Hitler zum Kanzler ernannt wurde. Als am 27. Februar 1933 das Reichstagsgebäude in Flammen aufging, hat man versucht, die Verantwortung für dessen Brandstiftung auf die Kommunisten abzuwälzen. Bereits einen Tag später wurde die Verordnung des Reichspräsidenten „zum Schutz von Volk und Staat” erlassen, durch die der Weg für die Diktatur der Partei Hitlers freigeräumt wurde. Nach dem Tod des Präsidenten Hindenburg im Jahre 1934 gewann Hitler als „Führer und Reichskanzler” eine unumschränkte Macht. Die NSDAP-Gegner wurden rücksichtslos verfolgt, indem sie in „Schutzhaft” genommen wurden, was tatsächlich eine Deportation in Lager bedeutete, die bald Konzentrationslager genannt wurden. Bereits am 21. März 1933 wurde auf Heinrich Himmlers Befehl in Dachau bei München das erste Konzentrationslager für Personen errichtet, die in Schutzhaft genommen wurden. Es wurde zu einem Muster für Konzentrationslager in ganz Deutschland. Die Lager entstanden in Sachsenhausen im Vorort von Oranienburg bei Berlin (Juli 1936), in Buchenwald bei Weimar (Juli 1937), Flossenbürg in Bayern (Mai 1938), in Mauthausen in dem Reich angeschlossenem Österreich (August 1938), Neuengamme bei Hamburg (Dezember 1938).

Adolf Hitler übernimmt in Deutschland die Macht. Erste Konzentrationslager.

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H채ftlinge eines Konzentrationslagers w채hrend eines Appels. Dachau, Juni 1938.

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Anfänglich unterstanden die Konzentrationslager der Polizei. Es wurden dort Personen eingewiesen, die „die Sicherheit des Volkes und des Staates gefährden”. Dies erfolgte ohne Gerichtsurteil aufgrund eines von der politischen Polizei (Gestapo) erlassenen Schutzhaftbefehls. Bis Kriegsausbruch waren die Konzentrationslager Orte der Absonderung und keine Orte der Massenvernichtung von Häftlingen. Die nationalsozialistische Propaganda verbreitete Parolen der „Umerziehung” von Häftlingen – durch schwere Arbeit und strenge Disziplin sollten sie zur deutschen Volksgemeinschaft zurückfinden. In der Wirklichkeit war das eine Maßnahme, Personen aus der Gesellschaft zu entfernen, die für Feinde gehalten wurden; in Konzentrationslagern wurden sie zur mörderischen Arbeit gezwungen und psychisch sowie körperlich gefoltert. 1934 wurde das Netz der Konzentrationslager Heinrich Himmler, dem Reichsführer SS (Oberleiter) unterstellt, der ab 1936 auch Chef der deutschen Polizei war. Das gab Himmler Macht über einen riesigen Apparat, der zum Ziel hatte, das Reich vor internen Feinden zu schützen, die für politische Gegner gehalten wurden. Daher waren die ersten inhaftierten Insassen in den Konzentrationslagern deutsche Kommunisten, Sozialdemokraten, Mitglieder von Gewerkschaftsverbänden, katholische und protestantische Geistliche und nach der Kristallnacht (vom 9. auf den 10. November 1938) auch deutsche Juden. Eingewiesen wurden dort „unerwünschte Elemente”. Zu dieser Kategorie zählten notorische Kriminelle, Landstreicher, Bettler, Prostituierte, Homosexuelle, und sogar Mitglieder der religiösen Gruppe Bibelforscher (Zeugen Jehovas) sowie Roma und Sinti (Zigeuner). Es wird geschätzt, dass bis Kriegsausbruch in Deutschland über 170 000 Personen in Konzentrationslager gerieten. Im September 1939 wurde im Rahmen einer Reorganisation der Oberleitung das Reichssicherheitshauptamt (RSHA), eines von zwölf Hauptämtern der SS gegründet. Fortan wurden Einweisungsbefehle und jegliche Entscheidungen über das weitere Schicksaal von KZHäftlingen, darunter über deren Entlassung, ausschließlich durch das RSHA erlassen. Am Vorabend des 2.Weltkrieges hat Reinhardt Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes ein Umschreiben über die Notwendigkeit erlassen, die „Schutzhaft” gegenüber den auf Proskriptionslisten eingetragenen Polen anzuordnen.

Himmler übernimmt die Kontrolle über das Netz der Konzentrationslager in Deutschland.

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Deutsche Politik auf den besetzten polnischen Gebieten im 2. Weltkrieg

Ausbruch des 2. Weltkriegs.

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m 1. September 1939 überfiel Deutschland Polen und löste damit den 2. Weltkrieg aus. Am 3. September erklärten Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg, ohne Militärmaßnahmen zu ergreifen. Polen wurde dem eigenen Schicksal überlassen. Die Lage wurde durch den Überfall der UdSSR am 17. September und die Besetzung der ostpolnischen Gebiete noch verschlechtert. Trotz der militärischen Übermacht der Aggressoren und der Notwendigkeit der Verteidigung gegen den Angriff an zwei Fronten, kämpfte die polnische Armee 35 Tage lang. Bis zum 28. September verteidigte sich die Hauptstadt Polens Warschau. Die letzte Schlacht im Septemberfeldzug gegen die deutschen Truppen wurde am 2. – 5. Oktober bei Kock ausgetragen. Auf sich allein gestellt, verlor Polen. Die europäische Öffentlichkeit war voller Anerkennung für den heldenhaften Widerstand der Polen.

Polen im 2. Weltkrieg Nach dem sowjetischen Überfall auf Polen gingen die staatlichen Organe Polens in die Emigration. Am 1. Oktober 1939 wurde in Paris die Regierung des Generals Władysław Sikorski vereidigt (sie wurde im November nach Angers verlegt); ab Juni 1940 amtierte die Regierung in London. Der Premier Sikorski wurde nach Amtsniederlegung durch Marschall Rydz-Śmigły auch Oberbefehlshaber der in Frankreich aufgestellten polnischen Armee. Die polnischen Streitkräfte im Westen beteiligten sich u.a. an der Luftschlacht um England und an den Kämpfen in Norwegen, Frankreich und Libyen. 1944 waren sie an der Operation

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in der Normandie, dann an der Befreiung Frankreichs, Belgiens, der Niederlande und Italiens sowie an Kampfhandlungen in Deutschland beteiligt1.

General Władysław Sikorski mit polnischen Soldaten in Frankreich Quelle: Öffentliche Domäne

Autor der Bezeichnung „polnischer Untergrundstaat” war der legendäre Kurier Jan Karski. Am 15. Dezember 1943 wurde in einer durch das Informationsministerium in London herausgegebenen Zeitschrift ein Artikel von Karski u.d.T Polnischer Untergrundstaat veröffentlicht, in dem er die Organisation, Ziele und Tätigkeitsmethoden der polnischen Konspiration beschrieben hat. Quelle: Sammlungen Robert Szuchta

1943 wurden in der UdSSR polnische Einheiten formiert, die den kommunistischen Behörden unterstanden. Sie kämpften zusammen mit der Roten Armee an der Ostfront und waren 1945 an den Kampfhandlungen in Deutschland beteiligt, u.a. an der Eroberung Berlins.

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Die neuen Staatsorgane wurden von der Bevölkerung im Land und von den alliierten Staaten als konstitutionelle Fortsetzung der Zweiten Republik anerkannt. In den ersten Kriegsmonaten begannen in den besetzten polnischen Gebieten konspirative staatliche Institutionen zu entstehen, die der Exilregierung der Republik Polen unterstellt waren. Zusammengenommen werden sie als polnischer Untergrundstaat bezeichnet. Der Polnische Untergrundstaat war auf zivilen Gebieten – Schulwesen, Kultur und Wissenschaft, Sozialfürsorge, Gerichtswesen (die von den Besatzern verbotenen Bereiche des öffentlichen Lebens) und in militärischen Strukturen organisiert. Die militärische Ebene, die zuerst aus dem Dienst für den Sieg Polens (Służba Zwycięstwu Polski) und dann aus dem Bund des bewaffneten Kampfes (Związek Walki Zbrojnej) bestand, der im Februar 1942 in die Landesarmee AK umgebildet wurde, die im Sommer 1944 ca. 350 000 Mann zählte, hatte die Aufgabe, gegen die Okkupanten zu kämpfen. Im August 1944 brach in Warschau ein bewaffneter Aufstand aus, bei dem 150 000 Personen umkamen und die Stadt von den Deutschen dem Erdboden gleichgemacht wurde.

Ansicht der zerstörten Altstadt in Warschau (Bild aus 1945) Quelle: Öffentliche Domäne

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Die militärische Ebene war auch für die Sicherheit der zivilen Strukturen des polnischen Untergrundstaates verantwortlich und gewährleistete die Nachrichtenverbindung zwischen der Heimat und den staatlichen Organen im Exil. Sie befasste sich zudem mit der Spionagetätigkeit für die Bedürfnisse der alliierten Staaten.

Am 28. September 1939 trafen sich Wehrmacht und Rote Armee in Briest am Fluss Bug. Deutsche und sowjetische Befehlshaber nahmen feierliche Militärparade ab.

Aufteilung des Gebiets Polens unter dem III. Reich und der UdSSR

Deutsche und sowjetische Soldaten feiern den gemeinsamen Sieg über Polen, während einer Militärparade in Briest am Bug. Quelle: Öffentliche Domäne

An demselben Tag wurde in Moskau ein deutsch-sowjetischer „Grenz- und Freundschaftsvertrag“ unterzeichnet, in dem die früher festgelegte Grenze zwischen Deutschland und der UdSSR modifiziert wurde. Polen war unter den Aggressoren aufgeteilt worden. Die ostpolnischen Gebiete (ca. 51 % des Territoriums und ca. 14,3 Mio. Einwohner) waren von der UdSSR besetzt, die Westgebiete mit Pommern, Schlesien und dem Raum Posen sowie Zentralpolen mit Masowien (ca. 49 % des Territoriums und ca. 22 Mio. Einwohner) hingegen von Deutschland. Die von der deutschen Armee eroberten Gebiete wurden verwaltungsmäßig in verschiedene Kategorien eingeteilt. Der am weitesten westlich gelegene Teil wurde dem Reich eingegliedert und Wartegau genannt. Aus dem Rest der Gebiete wurde – auf der Grundlage einer Anordnung Hitlers vom 12. Oktober 1939 – das Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete mit deutscher Zivilverwaltung gegründet. An dessen Spitze stand Hans Frank, D E U TS C H E N AT I O N A L S O Z I A L I S T I S C H E K O N Z E N T R AT I O N S L A G E R

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der Krakau zu seinem Amtssitz und zugleich zur Hauptstadt des Generalgouvernements erklärte. Nach dem Überfall Deutschlands auf die UdSSR im Juni 1941 wurde ein Teil der bisher durch die UdSSR besetzten polnischen Gebiete als Distrikt Galizien dem Generalgouvernement angeschlossen, während die durch Deutsche besetzten Gebiete dem Reichskommissariat Ukraine und dem Reichskommissariat Ostland eingegliedert wurden. Aussiedlung der polnischen Bürger aus den dem Reich eingegliederten Gebieten

Die dem Reich eingegliederten Gebiete waren schon seit Kriegsbeginn einer intensiven Germanisierung ausgesetzt. Sie umfasste u.a. Aussiedlungen und Enteignungen. Tausende von Polen und Juden wurden in Übergangs- und Aussiedlungslager eingewiesen. In erster Linie wurden Grundstückbesitzer, Kaufleute, Handwerker, Bauern, die eigene landwirtschaftliche Betriebe besaßen, und die Intelligenz ausgesiedelt. Ihr ganzes Vermögen ging zum Eigentum des Reiches über. Den Platz der Menschen, die aus eigenen Häusern rausgeschmissen wurden, deren ganzes Vermögen ausgeraubt wurde und die auf verschiedenste Art und Weise schikaniert wurden, sollten deutsche Kolonisten aus dem Baltikum (Litauen, Lettland, Estland) und aus Südosteuropa (Rumänien) einnehmen. Bis 1941 siedelte man ca. 200 000 Deutsche an. Laut deutschen Quellen und durch Historiker angenommenen Schätzungen wurden in den Jahren 1939–1944 aus den polnischen durch das Deutsche Reich besetzten Gebieten 1 672 000 Menschen ausgesiedelt oder aus Heimatsorten übersiedelt, darunter wurden 365 000 ins Generalgouvernement deportiert und über 37 000 wurden ins Reich zwecks Germanisierung abtransportiert.

Antipolnische Politik des Okkupanten im Generalgouvernement.

Deutsche Okkupationsbehörden führten im Generalgouvernement gegenüber der Zivilbevölkerung eine rücksichtslose Politik des Terrors aus. Um die polnische Gesellschaft zu lähmen, sie einzuschüchtern und dem Widerstand vorzubeugen, wurde die ganze Kriegszeit hindurch eine systematische Ausrottung der polnischen Intelligenz und der Führungsschichten durchgeführt.

Hans Frank über die Richtlinien der deutschen Politik gegenüber der polnischen Gesellschaft und über die Anwendung von Terror gegenüber Polen. „Im Allgemeinen kann man sagen, dass wir mit steigendem Widerstand seitens Intelligenz, Kirche und ehemaliger Offiziere werden rechnen

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müssen. Es gibt bereits organisatorische Formen, die gegen unsere Herrschaft in diesem Land gerichtet werden. Wir brauchen uns davor doch nicht zu fürchten, sondern wir können ruhig weiteren Ablauf der Ereignisse verfolgen. Bei dem geringsten Versuch der Polen, eine Aktion vorzunehmen, wird es zu grausamen und zerstörerischen Handlungen gegen sie kommen. Ich würde vor dem grausamsten Terror und dessen Folgen keinen Halt machen.“

Bereits 1940 wurde durch die deutsche Polizei eine „außerordentliche Befriedungsaktion”, die sog. Aktion „AB” durchgeführt. Im Rahmen „der Aktion AB” wurden insgesamt 6500 Menschen erschossen,

Friedhof in Palmiry, Beisetzungsstätte der Opfer von Massenhinrichtungen Dieses kleine Dorf am Rande des Waldgebiets Puszcza Kampinoska bei Warschau wurde schon zu Beginn der Besatzungszeit zum Symbol der NS-Verbrechen. Die Hinrichtungen auf der Waldlichtung begannen im Dezember 1939 und dauerten bis Juli 1941. Es wurden hier über 2000 Menschen ermordet, die von den Deutschen als Elite des polnischen Volkes angesehen wurden. Quelle: Sammlungen Robert Szuchta

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darunter 3500 Vertreter der gesellschaftlichen Eliten und 3000 Menschen, die durch Deutsche für „Kriminelle” gehalten wurden. Deutsche Soldaten mordeten gesellschaftlich aktive Funktionäre, Staatsbeamte, Künstler und Sportler. Sie vernichteten Kulturdenkmäler, Kirchen, Paläste und Höfe. Museums- und Bibliotheksammlungen, private Kunstsammlungen und Archivalien wurden ins Reich ausgeführt. Kulturelle Einrichtungen wurden aufgelöst. Ziel der Deutschen war es, polnisches kulturelles Leben vollständig zu zerstören. Öffentliche Exekutionen in Städten.

Verstöße gegen das Besatzungsrecht wurden mit strengen Strafen bedroht, zusätzlich wurde durch die Deutschen das Prinzip der Sippenhaftung angewandt. Ein Symbol für die Politik des Terrors waren öffentliche Massenhinrichtungen in den Städten. Die Namen der

Bochnia, den 18. Dezember 1939. Eine der ersten Hinrichtungen der polnischen Zivilbevölkerung in den besetzten polnischen Gebieten. Quelle: Öffentliche Domäne

erschossenen Geiseln wurden in Form von Plakatanschlägen auf den Straßen polnischer Städte veröffentlicht. Alle, nicht nur Mitglieder der Widerstandsbewegung, lebten in ständiger Gefahr. Bei Straßenrazzien aufgegriffene Passanten wurden in Konzentrationslager oder 12

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zur Zwangsarbeit nach Deutschland geschickt. Auch Dorfbewohner wurden mit Repressionen, Hinrichtungen und Befriedigungsaktionen bedroht. Wegen Unterstützung der polnischen Widerstandsbewegung brannten die Deutschen ganze Dörfer nieder und ermordeten die Einwohner. Es wird geschätzt, dass im Zweiten Weltkrieg über 1,5 Mio. ethnische Polen durch deutsche Hand ums Leben kamen. Auch in den von der UdSSR besetzten Gebieten verfolgte man eine Politik des Terrors. Polnische Bürger kamen in Lagern ums Leben, wurden in Gefängnissen ermordet oder ins Innere der UdSSR verschleppt. Es wird geschätzt, dass über 600 000 polnische Staatsbürger Repressalien ausgesetzt waren. Seit Beginn der Besatzungszeit wurden Juden besonders grausam verfolgt. Es wurden ihnen jegliche Rechte entzogen, sie wurden ausgesiedelt und enteignet, grausam durch deutsche Soldaten gequält und wegen ihrer Religion und Sitten verspottet. Einer der ersten Repressionsakte gegenüber der jüdischen Bevölkerung war derer Isolierung von der christlichen Bevölkerung und Einpferchung in bestimmten

Antijüdische Politik des Okkupanten. Ghettos in den besetzten polnischen Gebieten.

Bau der Mauer, mit der das Ghetto vom „arischen” Stadtteil in Warschau abgegrenzt wurde. August 1940 Quelle: öffentliche Domäne

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abgegrenzten Stadtteilen, in den sog. Ghettos; im Generalgouvernement wurden ca. 600 Ghettos eingerichtet. Die Deutschen haben bereits im Herbst 1939 begonnen, Ghettos einzurichten; das größte entstand in Warschau im Herbst 1940. Es wurde im nördlichen Stadtteil geortet und mit einer drei Meter hohen Ziegelmauer umgeben. Auf der Fläche von 307 ha wurden über 450 000 jüdische Kinder, Frauen und Männer eingepfercht. Die Juden hatten kein Recht, außerhalb der Ghettomauern zu wohnen. Ghettos waren Bestandteil der deutschen Politik der Ausrottung des jüdischen Volkes. Die von der Außenwelt isolierten Juden wurden zu sklavischer Arbeit für Deutschland gezwungen. Die große Enge, Krankheiten, Hunger und das Gefühl der Vereinsamung trugen zur hohen Sterblichkeit der Ghettobewohner bei. „Endlösung der Judenfrage”.

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Das Programm der Ermordung aller europäischen Juden wurde von den Deutschen „Endlösung der Judenfrage” genannt. Historiker sind der Ansicht, dass die Entscheidung über die „Endlösung der Judenfrage” eine Summe von einzelnen Entscheidungen und Maßnahmen war, die zwischen Juli und Oktober 1941 durch die parteistaatliche Führung des Dritten Reiches, einzelne Befehlshaber und deutsche Verwalter im besetzten Europa getroffen wurden. Diese Entscheidungen betrafen Juden, die im Osten Europas, in den polnischen, dem Reich eingegliederten Gebieten, in unter deutscher Besatzung bleibenden Gebieten im Generalgouvernement, in Deutschland, Österreich, im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren, in besetzten Ländern Westeuropas und Südeuropas, sowie in mit dem Dritten Reich verbündeten Ländern wohnten. Die Massenermordungen von Juden wurden von den Deutschen im Sommer 1941, direkt nach dem Überfall auf die Sowjetunion, in den zwei Jahre vorher von der UdSSR (aufgrund des Ribbentrop-Molotow-Paktes) besetzten Gebieten begonnen. Dort kamen Juden durch Massenerschießungen ums Leben, die durch Einsatzgruppen, Ordnungspolizei und KdS ausgeübt wurden. Als eine neue effizientere Mordtechnik: stationäre Gaskammer geliefert wurde, verlief die Judenausrottung in Vernichtungslagern im Generalgouvernement sozusagen „industriell”. Die meisten Juden lebten in Osteuropa, vor allem in polnischen Gebieten und westlichen Gebieten der UdSSR, daher haben die Deutschen aus rein technischen (logistischen) Gründen beschlossen, gerade hier ihren Plan auszuführen. Sie haben gehofft, dass die westliche Welt es nicht erfahren wird, wie in Wirklichkeit die „Endlösung” aussieht. Sie haben auch angenommen, dass lokale Gemeinschaften aus Abneigung gegenüber Juden oder aus Angst zu keinen Maßnahmen greifen werden, um Juden zu helfen.

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„Endlösung der Judenfrage” im Generalgouvernement und im Bezirk Białystok erhielt den Decknamen „Aktion Reinhardt“. Plan dieser „Aktion” sah folgendes vor: Auflösung der Ghettos, Deportation jüdischer Bevölkerung in Vernichtungslager und Übernahme der durch Ermordete zurückgelassenen Wertgegenstände. Der Einsatz sollte von einem Sonderstab mit Standort in Lublin, unter Leitung von Odilo Globocnik, dem hiesigen SS- und Polizeiführer geführt werden. Der Stab und das Personal der „Aktion Reinhardt” zählten 453 SSOffiziere und SS-Unteroffiziere sowie ca. 350 Wachposten in Vernichtungslagern. Mit der Ausführung der Aktion wurde Mitte März 1942 begonnen, als Juden aus dem in Lublin aufgelösten Ghetto ins Lager Belzec herbeigeschafft wurden.

„Aktion Reinhardt”.

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Konzentrations- und Vernichtungslager als Bestandteil der deutschen Besatzungspolitik in den polnischen Gebieten

Neue Aufgaben der Konzentrationslager.

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it Kriegsausbruch haben die Deutschen angefangen, das Netz von Konzentrationslagern auszubauen. Nicht nur die Zahl der Lager stieg, sondern es änderten sich auch ihre Zweckbestimmung und die nationale Zusammensetzung der Häftlinge. Die Lager waren jetzt nicht mehr nur Orte der Inhaftierung, der Absonderung und „Umerziehung” der Häftlinge, sondern vor allem ein Instrument im Kampf gegen politische Gegner und Mitglieder der Widerstandsbewegung in den von Deutschen besetzten Ländern.

Deutsche Konzentrationslager in den besetzten polnischen Gebieten.

Gemäß den ideologischen Grundsätzen des NS-Regimes sollten die polnischen Gebiete von „rassisch unerwünschten Elementen” gereinigt werden, was bedeutete, dass die polnische Bevölkerung ausgesiedelt und polnische Gebiete von deutschen Ansiedlern germanisiert werden sollten. In den Jahren 1939 – 1945 errichteten die Deutschen in den besetzten polnischen Gebieten mehrere zentrale Konzentrationslager, u.a. in Sztutowo (KZ Stutthof) bei Gdańsk, in Oświęcim (KZ Auschwitz) in Oberschlesien, in Majdanek (KZ Lublin) in Lublin und in Kraków (KZ Plaszow). Jedes dieser Lager hatte zahlreiche Unterlager.

Kategorien der Häftlinge.

Die größte Gruppe von KZ-Häftlingen waren die politischen Häftlinge. An ihrer Oberbekleidung, der gestreiften Häftlingskluft, trugen sie aufgenähte rote Dreiecke. In Auschwitz wurde die Häftlingsnummer auf dem linken Unterarm eintätowiert. Im Lager in Majdanek wurden die Häftlinge mit einem metallenen Schild mit eingeprägter Evidenznummer gekennzeichnet.

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Deutsche Konzentrationslager im besetzten Europa w채hrend des 2. Weltkrieges. D E U TS C H E N AT I O N A L S O Z I A L I S T I S C H E K O N Z E N T R AT I O N S L A G E R

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Kategorien der Häftlinge im KZ Auschwitz und ihre Kennzeichnung: Juden (der aus zwei Dreiecken zusammengesetzte sechseckige Stern) politische Häftlinge (rotes Dreieck) – Personen, die bei den verschiedensten Unterdrückungsaktionen oder wegen Betätigung in der Widerstandsbewegung verhaftet worden waren. Unter ihnen überwogen Polen. Asoziale (schwarzes Dreieck) – Zu dieser Kategorie zählten Zigeuner sowie Prostituierte. Kriegsgefangene (Kennzeichnung SU, Sowjetunion) – in Auschwitz waren das ausschließlich sowjetische Kriegsgefangene. Erziehungshäftlinge (Kennzeichnung EH) – Sie waren ins Lager eingewiesen worden, weil sie angeblich oder tatsächlich gegen die Arbeitsdisziplin verstoßen hatten. Kriminelle (grünes Dreieck) Zeugen Jehovas (violettes Dreieck) Homosexuelle (rosa Dreieck)

Die originale Schautafel mit Kennzeichen für die Häftlingskategorien in den deutschen Konzentrationslagern. Quelle: Öffentliche Domäne

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Fast alle Konzentrationslager hatten eigene Produktionsbetriebe, landwirtschaftliche Betriebe, oder man hatte sie bei großen Fabriken deutscher Konzerne angesiedelt, deren Produktion meist in Verbindung mit der Kriegsindustrie stand. Die Häftlinge waren zur Sklavenarbeit gezwungen, der Tod aus völliger Entkräftung war an der Tagesordnung. Dezimiert wurden die Häftlinge durch Krankheiten, Hunger, körperliche und seelische Erschöpfung sowie durch die absolute Willkür der SS-Aufseher. Untergebracht waren sie in engen, selbst bei strengem Frost ungeheizten Holzbaracken.

Organisation der deutschen Konzentrationslager.

Inneres einer Häftlingsbaracke mit mehrstöckigen hölzernen Pritschen in AuschwitzBirkenau. In einer solchen Baracke waren mehrere Hundert Menschen untergebracht. Quelle: Sammlungen Robert Szuchta

Die Häftlinge wurden pseudomedizinischen Experimenten unterzogen, infolge deren sie starben oder fürs ganze Leben Krüppel blieben. Alle Lager wurden von den deutschen Behörden geschaffen, um die deutsche NS-Politik zu verwirklichen. Die Lagerleitungen, das Verwaltungs- und Lagerpersonal bestanden aus Deutschen oder Österreichern. Die Einnahmen der Lager, die auch aus dem Raub des Hab und Guts der Opfer stammten, flossen in den Haushalt des NS-Staates, aus dem die deutschen Kriegsanstrengungen finanziert wurden. D E U TS C H E N AT I O N A L S O Z I A L I S T I S C H E K O N Z E N T R AT I O N S L A G E R

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Errichtung des KZ-Lagers Auschwitz.

Das Konzentrationslager Auschwitz entstand am 27. April 1940 auf Befehl Himmlers am Stadtrand von Oświęcim, einer polnischen Kleinstadt, die 1939 dem Reich eingegliedert worden war. Das war das größte deutsche Lager im ganzen von Deutschen besetzten Europa. Das Lager wurde in Kasernengebäuden eingerichtet. Es war für Polen aus Oberschlesien und dem Generalgouvernement vorgesehen, die in der Widerstandsbewegung aktiv waren. Die Deutschen fürchteten, dass der Platz in den überfüllten Gefängnissen für sie nicht ausreichend sein wird. Die einzelnen Kommandanten des Lagers waren Rudolf Höß (bis November 1943), Arthur Liebehenschel (bis Mai 1944) und Richard Baer (bis Januar 1945).

Bereits am 14. Juni 1940 schickten die Nazis aus dem Gefängnis in Tarnow den ersten Transport mit 728 politischen Häftlingen ins Konzentrationslager Auschwitz. Es waren Polen, darunter ein Dutzend Juden, hauptsächlich junge Leute, Mitglieder illegaler Unabhängigkeitsorganisationen oder Soldaten des Septemberfeldzugs 1939, die verhaftet worden waren, als sie versucht hatten, nach Ungarn und von dort aus nach Frankreich zu gelangen, um sich der dort aufgestellten polnischen Armee anzuschließen. Quelle: Öffentliche Domäne

Ins Lager wurden auch Häftlinge aus den anderen besetzten Ländern Europas eingewiesen. Neben Polen, Juden, Roma und sowjetischen Kriegsgefangenen deportierten die Nazis ins KZ Ausschwitz ca. 25 000 Gefangene anderer Nationalitäten. Die größte Gruppe darunter bildeten Tschechen, Weißrussen, Deutsche, Franzosen, Jugoslawen 20

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(Slowenen, Serben und Kroaten) sowie Ukrainer. Ins Lager kamen auch Gefangene anderer Nationalitäten (an der Zahl waren es: einer bis einige, mehr als zehn oder einige Dutzend) u.a.: Albaner, Belgier, Dänen, Griechen, Spanier, Holländer, Litauer, Luxemburger, Letten, Norweger, Rumänen, Slowaken, Schweizer, Ungarn, Italiener sowie ein Argentinier, ein Bulgare, ein Chinese und ein Este. Während der gesamten Zeit seines Bestehens wurde das Lager systematisch ausgebaut. Zu diesem Zweck wurden Bewohner des Auschwitzer Stadtteils Zasole ausgesiedelt und deren Wohnhäuser abgerissen. Bis Ende 1941 wurde auch die Bevölkerung, der in der Umgebung des Lagers gelegenen Dörfer Babice, Budy, Rajsko, Brzezinka, Broszkowice, Pławy und Harmęże ausgesiedelt. Auf dem auf diese Weise entvölkerten Gelände, von der Fläche von 40 km2, wurde das sog. Interessengebiet des Lagers eingerichtet. Das eigentliche Lagergelände war von einem hohen doppelten Stacheldrahtzaun umgeben, der unter Hochspannung stand. An den Pfeilern des Zaunes waren Scheinwerfer befestigt, die das Lager nachts beleuchteten. Entlang der Umzäunung standen Wachtürme, auf denen mit Maschinenpistolen bewaffnete SS-Männer saßen. Ins Lager führte ein Tor, über dem nach dem Vorbild anderer deutscher Konzentrationslager der Schriftzug Arbeit macht frei angebracht war. Das Tor befand sich an der Nordseite des Lagers, die für Unberufene nicht zugänglich und nicht zu sehen war.

Ausbau des KZ-Lagers Auschwitz.

Lagerzaun KZ-Lager Auschwitz Quelle: Sammlungen Robert Szuchta

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Das Einfahrtstor des KZ Auschwitz Quelle Sammlungen Robert Szuchta

Die neu angekommenen Häftlinge wurden beim ersten Appell vom Lagerführer Karl Fritzsch mit den Worten begrüßt: „Ich kündige euch an, dass ihr nicht in ein Sanatorium gekommen seid, sondern in ein deutsches Konzentrationslager, aus dem es keinen anderen Ausgang gibt, als durch den Schornstein des Krematoriums! Wenn das jemandem nicht gefällt, kann er sofort in den Hochspannungsdraht gehen. Wenn in einem Transport Juden sind, dann haben sie kein Recht, länger zu leben als zwei Wochen, die Priester einen Monat und die übrigen drei Monate.”

Komplex von Unterlagern KZ Auschwitz.

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Integraler Bestandteil des KZ Auschwitz war das Netz der dem Stammlager in Auschwitz unterstehenden Lager. Der Komplex des KZ Auschwitz bestand also aus drei Teilen – 1) dem Stammlager Auschwitz I, 2) dem im 3 km entfernten Dorf Brzezinka gelegenen Lager AuschwitzBirkenau (Auschwitz II) und 3) Auschwitz III – Monowitz (dem in den ausgesiedelten Dörfern Dwory und Monowice errichteten Komplex von Industriebetrieben, unter denen IG Farbenindustrie am größten war. Noch im Januar 1945 wurden hier im Rahmen der Zwangsarbeit 35 000 Menschen, darunter ca. 10 000 KZ-Häftlinge ausgebeutet). Dem Lager KL-Auschwitz unterstanden über 40 Unterlager, die Sklavenarbeit der Häftlinge ausnutzten. Das Netz der Außen- und Nebenlager des KZ Auschwitz umfasste Schlesien und das am weitesten entfernte Lager befand sich in Brünn im böhmischen Mähren.

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Bei seinem Besuch des Auschwitzer Lagers im März 1941 hatte Heinrich Himmler das Dorf Brzezinka als den Ort bezeichnet, an dem das nächste Lager entstehen sollte. Ursprünglich war dort geplant, 100 000 sowjetische Kriegsgefangene unterzubringen. Es sollte sich aus vier Teilen zusammensetzen, die Bauabschnitte genannt wurden. Letztendlich wurden zwei Abschnitte errichtet, die 80 000 Gefangene fassen konnten und man hatte mit dem Bau des dritten Abschnitts für 60 000 Häftlinge begonnen. Wie sich später herausstellte, sollte gerade dieses Lager von den Deutschen in eines der Hauptzentren der „Endlösung der Judenfrage” im besetzten Europa umgewandelt werden.

Errichtung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.

Ab Frühling 1942 wurde das KL Auschwitz-Birkenau zum Zentrum der sofortigen Vernichtung von Juden aus West-, Süd-, Nord- und teilweise auch Mitteleuropa. Es wurden dort vier Gaskammern gebaut, die im Stande waren, innerhalb von 24 Stunden ca. 5 000 Menschen zu töten, sowie Krematorien und zwei provisorische Gaskammern, bezeichnet als Bunker 1 und Bunker 2. Die ersten deportierten Juden wurden im März 1942 in Birkenau eintransportiert. Dies war eine Gruppe von 999 Jüdinnen aus der Slowakei und 112 Jüdinnen aus Frankreich. Nächste Transporte kamen aus Tschechien und Mähren, Holland, Frankreich, Belgien, Griechenland, Deutschland, Italien, Jugoslawien, Norwegen und der UdSSR. Von Mai 1942 bis September 1944 wurden hier polnische Juden aus verschiedenen Gebieten des Generalgouvernements und aus den dem Reich eingegliederten Gebieten eingewiesen. Die höchste Zahl der Deportierten kam nach Birkenau in der Zeit von Mai 1942 bis September 1943. Die Transporte zählten zu dieser Zeit durchschnittlich 2000 bis 3000 Menschen. Von Ende April bis Juli 1944 brachte man in Birkenau 438 000 ungarische Juden um. Die letzte zahlreichste Gruppe der polnischen, in Auschwitz-Birkenau ermordeten Juden, bildeten ca. 60 000 Juden aus dem Ghetto in Łódź (Litzmannstadt-Ghetto), die im August und September 1944 ins Lager eingewiesen wurden.

Auschwitz-Birkenau Ausführungsort der vollständigen Vernichtung der europäischen Juden

Ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wurden außer Juden Häftlinge anderer Nationalität eingewiesen sowie Häftlinge, die wegen unterschiedlicher Vergehen im Stammlager zum Tode verurteilt worden waren. Eine der zahlreichsten in Birkenau gefangen gehaltenen Gruppen bildeten Roma und Sinti, für die im Februar 1943 das sog. Zigeunerlager eingerichtet wurde. Dort waren ca. 23 000 Personen inhaftiert, hauptsächlich aus Deutschland, Österreich, Böhmen und Mähren sowie aus den polnischen Gebieten (aus der Gegend von Białystok). Das „Zigeunerlager” wurde am 2. August 1944 aufs Hitlers Befehl aufgelöst, indem man die letzte Gruppe von 2897 Männern, Frauen und Kindern in den Gaskammern ermordete.

Auflösung des Zigeunerlagers in Auschwitz-Birkenau.

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Quelle: Archiv des Museums Auschwitz-Birkenau in Oświęcim

Luftaufnahme des Lagerkomplexes Auschwitz, fotografiert im Sommer 1944 von amerikanischen Piloten

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Das Krematorium Nr. III in Auschwitz-Birkenau Quelle: Archiv des Museums Auschwitz-Birkenau in Oświęcim

Das Krematorium Nr. III wurde zusammen mit dem unterirdischen Teil, in dem sich die Gaskammer befand, am 25. Juni 1943 in Betrieb genommen. Es war bis zum Tag der Auflösung des Lagers in Betrieb. Am 20. Januar 1945 wurde es von SS-Leuten gesprengt. Die „Kapazität” der Krematorien war 1943 mit 1440 Leichen jeweils in den Krematorien II und III, mit 768 jeweils in den Krematorien IV und V und mit 340 in dem im Stammlager Auschwitz I befindlichen Krematorium I ermittelt worden. Zur Zeit des intensiven Eintreffens der Transporte in den Jahren 1943 und 1944 wurden in den Krematorien II und III insgesamt bis zu 5 000 Leichen, und in den Krematorien IV und V 3 000 Leichen pro Tag verbrannt.

Ruine des Krematoriums Nr. III - zeitgenössische Aufnahme Quelle: Sammlungen Robert Szuchta

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Opferzahl des KZLagers Auschwitz.

Nach dem Krieg hat man versucht, Schätzungen der Opferzahl dieser größten Todesfabrik der Geschichte vorzunehmen. Notwendig waren langjährige interdisziplinäre Forschungsarbeiten, um ihre Tätigkeitsbilanz möglichst genau angeben zu können – und sie war entsetzlich. Es wird heute geschätzt, dass in den Jahren 1940 – 1945 etwa 1 300 000 Menschen ins Lager Auschwitz geraten sind, darunter ca. 1 100 000 Juden aus ganz Europa (ca. 300 000 polnische und 438 000 ungarische Juden), 140 000 – 150 000 Polen, ca. 23 000 Zigeuner, ca. 15 000 sowjetische Kriegsgefangene und ca. 25 000 Häftlinge anderer Nationalität (u.a. Tschechen, Franzosen, Jugoslawen, Weißrussen, Ukrainer, Deutsche, Österreicher). Der größte Teil der Eingelieferten wurde nicht registriert. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Juden, die direkt von den Waggons in die Gaskammern gebracht wurden. In der ganzen Zeit des Bestehens des Lagers wurden lediglich 400 000 Häftlinge registriert. Unter den 1 100 000 in Auschwitz Ermordeten war die Gruppe der Juden mit ca. 960 000 Toten am zahlreichsten. Es folgten Polen – 70 000 bis 75 000, Roma und Sinti – ca. 20 000, sowjetische Kriegsgefangene – ca. 15 000 und Häftlinge anderer Nationalität – 10 000 bis 15 000. Als am 27. Januar 1945 die sowjetischen Truppen in Oświęcim einrückten, befanden sich im Lager nur noch ca. 7 000 Häftlinge – viele von ihnen starben kurz nach der Befreiung.

* * *

KL Stutthof.

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Schon im September 1939 eröffneten die Deutschen im Dorf Sztutowo bei Gdańsk ein Lager, das ab 1942 die Bezeichnung KL Stutthof trug. Bestimmt war es für Polen aus dem Gebiet von Danzig-Pommern. Ab Frühling 1944 wurden dort auch Häftlinge aus anderen Gebieten eingewiesen, u.a. Soldaten der Landesarmee AK vom Warschauer Aufstand. In der letzten Phase des Bestehens des Lagers hielt man dort eine große Gruppe jüdischer Frauen gefangen. Im Lager waren auch Gefangene aus dem Baltikum (Litauen, Lettland und Estland) und aus Skandinavien (Norwegen und Dänemark) sowie aus anderen westeuropäischen Ländern inhaftiert. Kommandanten des Lagers waren Max Pauly (bis August 1942) und Paul Werner Hoppe. Es wird geschätzt, dass nahezu 130 000 Häftlinge durch das Lager geschleust worden sind. Davon sind nach unterschiedlichen Schätzungen 60 000 bis 90 000 ermordet worden. Am 25. Januar 1945 ordneten die

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Deutschen die Evakuierung an und schickten die am Leben gebliebenen Häftlinge auf den sog. Todesmarsch ins Innere des Reiches. Im Sommer 1940 errichteten die Deutschen im südlichen Teil Krakaus ein Zwangsarbeitslager für Polen, das an den Steinbrüchen lokalisiert war. Nach Auflösung des Krakauer Ghettos im März 1941 haben die deutschen Behörden beschlossen, es in ein Judenarbeitslager umzuwandeln. Das unter dem Namen „Plaszow” bekannte Lager wurde ausgebaut, um eine größere Zahl von Arbeitern aufzunehmen. Gefangene, die zum Teil täglich aus dem Krakauer Ghetto gebracht wurden, arbeiteten in den Steinbrüchen oder in Produktionsbetrieben. Im Frühling 1943 gab es schon 12 000 Inhaftierte, was bedeutete, dass das Lager überfüllt war. Es war in einige Bereiche unterteilt und von einem doppelten Stacheldrahtzaun umgeben. Entlang der Umzäunung standen 13 Wachtürme, ausgestattet mit Scheinwerfern, Maschinenpistolen und einem Telefonnetz. In seinem südlichen und zentralen Teil wurden verschiedene Produktionsbetriebe lokalisiert. Am 11. Februar 1943 wurde Amon Göth Kommandant des Lagers. Es wird geschätzt, dass er ca. 500 Menschen eigenhändig umbrachte. Eine ähnliche Grausamkeit, die sich den Häftlingen, die das Lager überlebten, tief ins Gedächtnis eingeprägt hatte, zeigte der Kommandant der Gefangenenaufseher des Lagers, Ferdinand Glaser auf. Vom August 1943 bis zum September 1944 fanden fast täglich im Lager Massenexekutionen der aus den Ortschaften bei Krakau ins Lager gebrachten Juden statt. Ende 1943 wurde mit dem Bau eines Krematoriums und der Gaskammern begonnen, der nie beendet worden war. In Płaszow starben Häftlinge an Hunger, Krankheiten, infolge mörderischer Arbeit und sadistischer Quälerei oder kamen in Massenexekutionen ums Leben. Im Herbst 1944 haben die Deutschen angefangen, das Lager aufzulösen. Zahlreiche Transporte mit Häftlingen wurden in Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Stutthof eingewiesen. Das Lager wurde am 20. Januar 1945 durch die Soldaten der Roten Armee befreit. Insgesamt sind ins Lager „Płaszow” über 150 000 Menschen, hauptsächlich Juden aus Krakau, Mielec, Tarnow und Rzeszow sowie Ungarn und aus der Slowakei geraten. Die Zahl der Opfer wird auf 80 000 Menschen geschätzt.

Das deutsche Lager „Plaszow” in Krakau.

Im Oktober 1941 wurde auf Befehl Himmlers im Lubliner Stadtrandgebiet Majdanek ein Lager für sowjetische Kriegsgefangene eingerichtet. Der offizielle Name des Lagers lautete „Kriegsgefangenenlager der Waffen-SS in Lublin” und es wurde später auf „Konzentrationslager der Waffen-SS Lublin” umbenannt. In Wirklichkeit war

KL Lublin – Lager in Majdanek.

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das ein Konzentrations- und Kriegsgefangenenlager, zugleich aber auch Vernichtungslager, Arbeitslager, Straflager und Durchgangslager. Es wurde geplant, dass es auf einem Gelände von über 500 ha bis zu 250 000 Häftlinge fassen sollte. Die militärischen Misserfolge der Deutschen bewirkten, dass dieses Vorhaben stark eingeschränkt wurde. Schließlich errichtete man auf einem 270 ha großen Gelände 280 verschiedenartige Objekte. Den zentralen Teil des Lagers bildeten die für Häftlinge bestimmten Baracken, die auf fünf sog. Häftlingsfeldern standen, die durch Streifen mit Stacheldrahtverhauen voneinander getrennt waren. Auf jedem Feld befanden sich 22 Holzbaracken, in denen auf mehrstöckigen Pritschen oder direkt auf dem Boden jeweils 500 bis 700 Häftlinge schliefen. Häftlinge des Lagers Majdanek waren auch in zahlreichen Produktions- und Landwirtschaftsbetrieben der SS beschäftigt. Befreiung des Lagers in Majdanek. Bilanz der Opfer.

Befreit wurde das Lager im Juli 1944 von Soldaten der Roten Armee. Es wurden dort hauptsächlich Polen und Juden gefangen gehalten, aber das Lager verdient völlig die Bezeichnung international, denn es wurden dort Vertreter von mehr als 52 Nationen aus 29 Staaten eingewiesen. In Majdanek sind 80 000 Personen ermordet worden, darunter ca. 60 000 Juden.

Krematoriumsöfen im Lager Majdanek (zeitgenössische Aufnahme) Quelle: Sammlungen Robert Szuchta

Die Deutschen schafften es nicht, die Gebäude des Lagers und die Spuren der hier begangenen Verbrechen zu verwischen. Schon 1944 beschloss man, auf dem Gelände des ehemaligen deutschen Lagers Majdanek ein Museum des Martyriums einzurichten. Auf Beschluss 28

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des Sejm des polnischen Parlaments vom 2. Juli 1947 sind das Lager Majdanek und das Lager Auschwitz-Birkenau zu Gedenkstätten erklärt worden, die für alle Zeiten von Verbrechen zeugen sollen, die deutsche Nazis im Namen einer irrsinnigen Idee der Rassenreinheit der zukünftigen Welt begangen haben. Am 20. Januar 1942 fand in Wannsee bei Berlin eine Beratung hochgestellter Funktionäre des Dritten Reiches statt, auf der die technischen Aspekte der „Endlösung der Judenfrage” in Europa besprochen wurden. Es wurde ein Plan der Massendeportationen der Juden aus den weitesten Ecken Europas in die im besetzten Polen lokalisierten Vernichtungslager sowie ein Plan zum weiteren Ausbau des Völkermordsystems dargestellt. Die Verantwortung für die Ausführung dieses Programms im besetzten Europa übernahm Adolf Eichmann. Nach den ersten Massentötungen der Juden durch Einsatzgruppen2 im Osten Europas (in den im Sommer und Herbst 1941 besetzten Gebieten Litauens, Weißrusslands und der Ukraine), war die Entscheidung gefallen, alle polnischen Juden im Generalgouvernement zu ermorden. Der Entschluss wurde wahrscheinlich im Herbst 1941 gefasst. Zu diesem Zweck wurden von den deutschen Nazis Vernichtungslager errichtet, deren Zweckbestimmung ausschließlich Menschenmord war.

Konferenz in Wannsee.

***

Das erste Vernichtungslager für Juden war Kulmhof (in Chełmno am Ner). Transporte mit jüdischer Bevölkerung kamen aus Ghettos des Warthelandes. In den Kellern des sog. Palastes mussten sie sich ganz ausziehen, es wurden Handtücher und Seifen verteilt und sie wurden durch einen Korridor in die Lastwagen getrieben, die als mobile Gaskammern dienten (es wurde vorgetäuscht, dass es sich um einen Eingang in einen Duschraum handelt). Die in Chełmno am Ner angewandten mobilen Gaskammern wurden früher im Osten getestet. Die Lastwagen fuhren in nahgelegene Wälder, wo Leichen der vergasten Menschen unterwegs in Gruben verscharrt wurden. Ab Sommer 1942 wurden sie auf speziellen Rosten oder später in Krematorien verbrannt. Die Zahl der Opfer schätzt man auf über 150 000. Außer

Das erste Vernichtungslager Kulmhof in Chełmno an Ner im Wartheland.

2 Einsatzgruppen – Einsatzgruppen des Sicherheitsdienstes (SD) und der Sicherheitspolizei(Sipo), die dazu dienten, im Hinterland der Wehrmacht Sonderaufgaben durchzuführen. Ab Juni 1941 befassten sie sich mit der Vernichtung der Feinde des Reiches, darunter von Kommunisten, Zigeunern und vor allem von Juden. Heute schätzt man, dass den Einsatzgruppen fast 2 Mio. Menschen zum Opfer gefallen sind.

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Juden wurden dort einige Transporte mit Roma und Sinti sowie Priester, Ordensschwestern und polnische Kinder aus dem germanisierten Raum Zamość ermordet.

Bericht von Michał Podchlebnik, einem Sattler aus Koło, der Ende Dezember 1941 ins Vernichtungslager Kulmhof gebracht wurde (ein Fragment) „Gleich am Morgen, ungefähr um acht Uhr, fuhr ein Auto vor dem Palast vor. Ich hörte einen Deutschen Ankömmlinge ansprechen. Er sagte unter anderem: «ihr werdet nach Osten fahren, da gibt es weite Gebiete, zur Arbeit, ihr müsst nur saubere Kleidung anziehen, die ihr bekommt, und duschen gehen.» Es ertönte ein Applaus. Nach einiger Zeit hörten wir ein Scharren von nackten Füssen im Kellerflur in der Nähe des Kellers, wo wir gefangen gehalten wurden. […] Nach einer Weile hörte ich die Wagentür zuknallen. Es ertönten Schreie – das Klopfen an die Wagenwand. Dann hörte ich die den Motor anlassen und nach 6-7 Minuten, als die Schreie schon leiser wurden, fuhr der Wagen aus dem Hof los. […] Das dauerte den ganzen Tag. […] Als am Abend die Kollegen von der Arbeit im Wald zurückkamen, sagten sie, dass sie in einem gemeinsamen Grab im Wald Juden aus Klodawa begraben haben. Die Leichen holten sie aus großen schwarzen Wagen, in denen Juden, wie das aus ihren Erzählungen hervorging, mit Auspuffgasen vergiftet wurden. […]”

17 000 in eine Betonfläche eingemauerte Steine bilden ein Symbol der jüdischen Gemeinden, Opfer des Vernichtungslager Treblinka. Quelle: Sammlungen Robert Szuchta

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In der Zeit von März bis Juni 1942 waren der Bau und die Inbetriebnahme der drei Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka abgeschlossen. Diese Vernichtungszentren waren entlang des Flusses Bug angeordnet, im Grenzgebiet zwischen dem Generalgouvernement, dem Reichskommissariat Ukraine und dem Bezirk Białystok, in der Nähe kleiner, an wichtigen Verkehrswegen gelegener Bahnhöfe, in weiter Entfernung von größeren Städten. Die Deutschen rechneten damit, dass es ihnen gelingen werde, den Massenmord vor der Öffentlichkeit zu verheimlichen.

Vernichtungslager der „Aktion Reinhardt”.

Das Denkmal an der Gedenkstätte zur Erinnerung an die Opfer des Vernichtungslagers Belzec Quelle: Sammlungen Robert Szuchta

Das Denkmal zu Ehren der Opfer des NSVernichtungslagers Sobibor Quelle: Sammlungen Robert Szuchta

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Tötungstechnik in Vernichtungslagern.

Vom Vorfrühling 1942 an trieb man die Juden aus den Ghettos zu den umliegenden Bahnhöfen und schaffte sie in Viehwagen, unter grauenhaften Bedingungen (jeweils 80, 100 oder 120 Personen in einem Waggon) in die Vernichtungslager. Geradewegs von den an speziellen Nebengleisen eintreffenden Transporten wurden die Juden auf einen Platz getrieben, wo man ihnen das Handgepäck und die Kleidung wegnahm. Dann trennte man die Frauen und Kinder von den Männern. Einige wenige kräftige und gesunde Männer hatten die Chance, noch ein paar Tage oder Wochen zu überleben – sie wurden zu brutaler Schwerstarbeit beim Sortieren von Kleidungsstücken und Koffern oder beim Räumen der Gaskammern und beim Verbrennen der Leichen eingesetzt. Dann wurden auch sie ermordet. Die Opfer, darunter Kinder und Schwangere, wurden zu den sog. Duschräumen getrieben. In Wirklichkeit waren es Gaskammern. Sie wurden dort mit den Abgasen der Dieselmotoren von Panzern ermordet.

Aussage des SS-Obersturmführers Kurt Gerstein über die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in Bełżec, abgegeben am 4. Mai 1945. „[...] Am anderen Morgen kurz vor sieben bekam ich zu hören: «In zehn Minuten kommt der erste Transport». Tatsächlich kam nach einigen Minuten der erste Zug von Lemberg aus an. 45 Waggons mit 6700 Juden, von denen 1450 schon tot waren [...] Der Zug hält. 200 Ukrainer reißen die Türen auf und peitschen die Leute mit ihren Lederpeitschen aus den Waggons heraus. [...] Dann setzt sich der Zug in Bewegung. [...] An der Tür steht ein starker SS-Mann, der mit pastoraler Stimme zu den Armen sagt: «Geht weiter, ohne stehen zu bleiben! Ihr solltet in den Kammern Atem holen, tiefer atmen, diese Inhalation ist notwendig wegen der Krankheiten und Seuchen». Auf die Frage, was mit ihnen geschehen würde, antwortet er: «Die Männer müssen natürlich arbeiten, Häuser und Straßen bauen, aber die Frauen brauchen nicht zu arbeiten. Nur wenn sie wollen, können sie im Haushalt oder in der Küche mithelfen.» [...] Die Kammern füllen sich. Gut vollpacken [...] Die SS zwängt sie physisch zusammen, soweit es überhaupt geht. Die Türen schließen sich. Währenddessen warten die anderen draußen im Freien nackt. [...] Mit den Dieselauspuffgasen sollen die Menschen zu Tode gebracht werden. [...] Nach 28 Minuten leben nur noch wenige. Endlich, nach 32 Minuten ist alles tot. Von der anderen Seite öffnen Männer vom Arbeitskommando die Holztüren. [...] Man wirft die Leichen nass von Schweiß und Urin, kotbeschmutzt, Menstruationsblut an den Beinen, heraus. Kinderleichen fliegen durch die Luft. Man hat keine Zeit. Die Reitpeitschen der 32

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Ukrainer sausen auf die Arbeitskommandos. Zwei Dutzend Zahnärzte öffnen mit Haken den Mund und sehen nach Gold. Gold links, ohne Gold rechts. Andere Zahnärzte brechen mit Zangen und Hämmern die Goldzähne und Kronen aus den Kiefern. In der Nähe geht der Hauptmann Wirth herum. Er ist in seinem Element. Einige Arbeiter kontrollieren Genitalien und After nach Gold, Brillanten und Wertsachen. [...] Die nackten Leichen wurden auf Holztragen nur wenige Meter weit in Gruben von 100 x 20 x 12 Meter geschleppt. Nach einiger Zeit fielen die Leichen stark zusammen, so dass man eine neue Schicht auf dieselben drauf werfen konnte. Dann wurden zehn Zentimeter Sand darüber gestreut, so dass nur noch vereinzelte Köpfe und Arme herausragten.”

In den Vernichtungslagern errichteten die Deutschen keine Krematorien. In der ersten Zeit wurden die Leichen der Vergasten in tiefen Gruben verscharrt. Ab der zweiten Hälfte des Jahres 1942 grub man die verwesenden Leichen aus und verbrannte sie zusammen mit den frisch Ermordeten auf großen Scheiterhaufen unter freiem Himmel. Das war die sog. Sonderaktion 1005, die von dem SS-Standartenführer Paul Blobel geleitet wurde. Das Hab und Gut der Opfer (darunter Kleidungsstücke, auch die ihnen nach dem Tode ausgerissenen Goldzähne) wurde konfisziert, und mit speziellen Transporten in Hauptlagerräume der „Aktion Reinhardt” in Lublin geschickt. Im August 1942 wurde ein Teil des Lagers in Majdanek in Lublin in ein Vernichtungslager für jüdische Bevölkerung umgewandelt. Es wurde mit dem Bau von fünf Gaskammern begonnen, die im Oktober fertig waren. In diesen Gaskammern wurde direkt aus Gasflaschen eingelassenes Kohlenstoffmonoxid oder „Zyklon B” verwendet. Mit den im Krematorium eingesetzten Verbrennungsöfen konnten innerhalb von 24 Stunden bis zu 1000 Leichen verbrannt werden. Im Lager Majdanek wurden bis Herbst 1943 hauptsächlich Juden aus dem Raum Lublin ermordet.

Vernichtung der polnischen Juden in Majdanek.

Am 3.November 1943 erschossen die Deutschen 42 000 Juden, die noch in Arbeitslagern im Raum Lublin gefangen gehalten wurden. Diese Aktion trug den Namen „Erntefest”. Sie sollte den Prozess der Vernichtung der Juden im Generalgouvernement abschließen. An diesem Tag wurden in Majdanek fast 18 000 jüdische Häftlinge erschossen.

Aktion „Erntefest”.

Die Anzahl der Opfer der Vernichtungslager ist äußerst schwierig zu ermitteln. Wegen des Charakters der Verbrechen, wegen der Bemühungen, sie vor der Weltöffentlichkeit verheimlichen zu wollen, und

Anzahl der Opfer der Vernichtungslager

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allein schon wegen der Verfahrensweise des Mordens registrierten die Deutschen die zur Tötung in Lager der „Aktion Reinhardt” Herbeigeschafften nicht in Karteien. Es gab auch kein ausgebautes Dokumentationssystem wie in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern. Heute schätzt man, dass in der „Aktion Reinhardt” 70% der im Generalgouvernement lebenden Juden ermordet wurden. Jüdische Opfer der Vernichtungslager der „Aktion Reinhardt“ Vernichtungslager

Zeit des Bestehens

Opferzahl in tausend

Belzec

März – Dezember 1942

450–500

Sobibor

Mai 1942 – Oktober 1943

170–180

Treblinka

Juli 1942 – Oktober 1943

800–900

Majdanek

August 1942 – November 1943

Insgesamt

60

1480–1640

Aufstände der Häftlinge in Vernichtungslagern.

In einigen Vernichtungszentren brachen bewaffnete Aufstände der Häftlinge. Beim Aufstand in Treblinka im August 1943 gelang ungefähr 200 Häftlingen die Flucht aus dem brennenden Lager. Ein Teil von ihnen blieb am Leben. Im Oktober 1943 rissen bei einem Aufstand im Lager Sobibor etwa 300 Häftlinge aus, und für 58 von ihnen war die Flucht erfolgreich. In der zweiten Hälfte des Jahres 1943 löste man die Vernichtungszentren entlang des Flusses Bug auf. Nach der Ermordung der letzten Häftlinge wurden die Vernichtungsanlagen, die Gebäude der Wachmannschaften der Lager und die Häftlingsbaracken abgerissen. Das Lagergelände wurde eingeebnet und mit Strauchwerk bepflanzt. Niemand sollte je erfahren, was hier geschehen war. Am 7. Oktober 1944 kam es zu einem Aufstand von jüdischen Häftlingen des Sonderkommandos in Auschwitz-Birkenau. Als sie erfuhren, dass sie ermordet werden sollten, griffen sie die SS-Männer mit Werkzeugen an, zerschnitten Stacheldraht der Mauer und versuchten, die Flucht zu ergreifen. Leider ist ihnen die Flucht nicht gelungen und 451 Häftlinge wurden erschossen.

Widerstandsbewegung im Lager. Mission von Witold Pilecki.

Die Tatsache, dass es deutsche Konzentrationslager gab, war nicht nur den Bewohnern der Umgebung bekannt. Die konspirativen polnischen Behörden waren von Anfang an über die Zweckbestimmung der Lager und über die Bedingungen informiert, unter denen die Häftlinge dort festgehalten wurden. Übermittelt wurden die Informationen

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Witold Pilecki (1901–1948) nahm an Septemberkämpfen 1939 teil. Nach der Niederlage Polens war er in der Militärkonspiration tätig. Er war Mitbegründer der Geheimen Polnischen Armee. Im September 1940 hatte er sich während einer Straßenrazzia freiwillig einer Gruppe von Festgenommenen angeschlossen und wurde in ein neu errichtetes KZ Ausschwitz eingeliefert (wo er bis 1943 war). Seine Aufgabe war, im Lager eine Widerstandsorganisation aufzubauen, die im Kontakt mit dem polnischen Untergrundstaat bleiben würde; er schickte regelmäßige Meldungen in die Warschauer Zentrale. Er arbeitete mit vielen Häftlingen zusammen, u.a. mit Stanisław Dubois, Xawery Dunikowski und Bronisław Czech. Im April 1943 floh er zusammen mit zwei Mitgefangenen aus dem Lager. Er ging nach Warschau, wo er einen Plan des Lagerüberfalls dargestellt hat, der jedoch durch die Führung der Staatsarmee (AK) nicht akzeptiert wurde. 1944 nahm er am Warschauer Aufstand teil. Nach dem Krieg im Jahre 1947 wurde er durch die Kommunisten festgenommen und wegen seiner Unabhängigkeitstätigkeit zum Tode verurteilt und hingerichtet. Quelle: Öffentliche Domäne

Jan Karski (der eigentliche Name Kozielewski, 1914– 2000) gelangte zweifach als Kurier des polnischen Untergrundstaates mit Meldungen über die Lage in den besetzten Gebieten Polens in den Westen. Bei seiner zweiten Mission im Herbst 1942 übermittelte er Vertretern der polnischen Exilregierung und dann britischen und amerikanischen Politikern, darunter dem Präsidenten der USA und dem Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation, einen Bericht über die Lage der jüdischen Bevölkerung im besetzten Polen und bat, den Juden zu helfen. Die Informationen zu diesem Thema hatte er von Mitgliedern jüdischer Untergrundorganisationen bekommen. Er war auch zwei Mal im Warschauer Ghetto gewesen und hatte es geschafft, in das Lager in Izbica Lubelska zu gelangen, wo er Zeuge der Abfertigung eines Judentransports ins Vernichtungslager Belzec geworden war. Quelle: Ministerium für auswärtige Angelegenheiten

von geflüchteten Gefangenen und auch von Häftlingen selbst, die geheime Organisationen im Lager gegründet haben. Ein Beispiel außergewöhnlicher Opferbereitschaft ist die Tätigkeit des Rittmeisters des polnischen Heeres Witold Pilecki. Mitteilungen übermittelten die Häftlinge auch mit Hilfe von Bewohnern der lagernahen Gebiete, die die außerhalb des Lagers eingesetzten Arbeitskommandos unter Lebensgefahr mit Arzneimitteln und Verpflegung versorgten. Im Raum Auschwitz waren über 1200 Menschen an dieser Tätigkeit D E U TS Cbeteiligt. H E N AT I O N A L S O Z I A L I S T I S C H E K O N Z E N T R AT I O N S L A G E R

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Benachrichtigung der internationalen Öffentlichkeit über Verbrechen, die in deutschen Konzentrationslagern begangen wurden.

Die Behörden des polnischen Untergrundstaates nahmen Maßnahmen auf, um die Häftlinge der deutschen Konzentrationslager zu unterstützen und informierten die Regierungen der freien Staaten und die internationale Öffentlichkeit durch Vermittlung der polnischen Exilregierung über die in den Lagern begangenen Verbrechen. 1942 und 1943 gaben polnische Untergrundorganisationen eine Reihe von Flugblättern und Broschüren heraus, die die polnische und internationale Öffentlichkeit über die Lager informierten und dazu aufriefen, den Gefangenen zu helfen. Bereits 1941 wandte sich ein Vertreter der polnischen Exilregierung in London an britische Behörden mit einer Empfehlung, das KZ Auschwitz zu bombardieren. Die britischen Behörden lehnten einen solchen Einsatz jedoch ab.

Vignette der Broschüre Auschwitz – Todeslager Eine der ersten Broschüren mit Informationen über das KZ Auschwitz. Sie wurde von der in Auschwitz inhaftierten Natalia Zarembina, geschrieben, der es gelungen war, aus dem Lager zu entkommen. Das Buch erschien im Dezember 1942 im besetzten Warschau in einer Auflage von 2500 Exemplaren. 1943 –1945 wurde es in der freien Welt in acht Sprachen veröffentlicht, u.a. auf Chinesisch. Quelle: Sammlungen Robert Szuchta

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Auf die Empfehlung der polnischen Regierung, Flugzeuge zur Bombardierung des Lagers Auschwitz einzusetzen, antwortete Richard Peirse, Marschall der britischen Luftwaffe, 1941 in einem Schreiben an den Premier der polnischen Regierung, Oberbefehlshaber General Władysław Sikorski: „Ich habe den Vorschlag [...] bezüglich eines Luftangriffs auf das Konzentrationslager Auschwitz sehr gründlich erwogen. [...] Wir haben entschieden [...] und mit Bedauern teile ich mit, dass ein gelungener Angriff auf Auschwitz praktisch nicht auszuführen ist. Das hat hauptsächlich zwei Gründe. Erstens haben unsere Bomberverbände vor allem die Aufgabe, bestimmte Industriezentren anzugreifen. [...] Zweitens wissen wir aus Erfahrung, dass vereinzelte Angriffe auf solche Ziele wie Auschwitz höchstwahrscheinlich nicht das erwartete Resultat zeitigen würden, d.h. Zerstörung der Stacheldrahtzäune und des Munitionslagers, um so den Gefangenen die Flucht zu ermöglichen.”

Ganz ähnlich wandten sich 1944 internationale jüdische Organisationen an die Alliierten und riefen dazu auf, die Tötungsanlagen in Auschwitz-Birkenau zu zerstören. Doch ohne Erfolg. Das Bezwingen des Dritten Reiches und die Bombardierung von Industrieobjekten in Deutschland wurden von den amerikanischen und britischen Strategen als vorrangig angesehen. Die Amerikaner verschanzten sich auch hinter dem Vorwand, Streitkräfte nicht zu nichtmilitärischen Zwecken einsetzen zu dürfen. Die deutsche Politik schürte die Konflikte zwischen Polen und Juden und die allgegenwärtige antisemitische Propaganda führte dazu, dass die schlechte Stimmung gegenüber den Juden zunahm. Es kam zu Pogromen und sogar zu Morden an Juden. Nicht selten kam es zu Erpressungen und zur Denunziation von Juden, die sich versteckt hielten, sowie zu Versuchen, Geld oder Vermögenswerte von ihnen zu erschleichen. Dieses ehrlose Handeln wurde von den Organen des polnischen Untergrundstaates eindeutig verurteilt und streng bestraft. Gleichzeitig versuchte ein Teil der polnischen Bevölkerung, den Juden zu helfen. Zu betonen ist, dass derartige Hilfe in Polen von den NS-Behörden mit dem Tode der ganzen Familie des Helfers und sogar seiner Nachbarn bestraft wurde. Hilfe leisteten den Juden Privatpersonen, Ordensgemeinschaften und speziell zu diesem Zweck durch den polnischen Untergrundstaat berufene Einrichtungen. Die wichtigste davon war der im Dezember 1942 gegründete Hilfsrat für Juden „Żegota”, dessen Tätigkeit aus Mitteln der polnischen Exilregierung

Polen gegnüber der Vernichtung von Juden.

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und jüdischer Organisationen in den USA finanziert wurde. Man schätzt, dass es einige Zehntausende bis Hunderttausende Polen waren, die den sich versteckenden Juden Hilfe in verschiedenster Form geleistet haben. Nach dem Krieg wurde im Staat Israel das Institut Yad Vashem in Jerusalem gegründet. Seit 1963 gewährt es Personen, die im Krieg selbstlos den Juden geholfen haben oder sie vom Holocaust gerettet haben, den Titel der „Gerechten unter den Völkern”. Von den (bis zum 1. Januar 2014) 25 271 mit diesem Titel geehrten Personen stammen 6 454 aus Polen.

Deutsche Bekanntmachung über die Ausführung einer Todesstrafe an Polen für die an Juden geleistete Hilfe. Quelle: Öffentliche Domäne

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Gedenken an die deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager

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ach dem Kriege sind dank Bemühungen ehemaliger Häftlinge die Überreste der deutschen Lager zu Ehren der Opfer und zur Mahnung für künftige Generationen erhalten worden. Heute sind es wichtige Stätten für Juden, Polen, Roma, Sinti und viele andere Völker. Es ist vorgekommen, dass rings um solche Orte Konflikte über die Art und Weise der Pflege des Gedenkens aufgeflammt sind. Deswegen hat der polnische Premierminister den aus Spezialisten der ganzen Welt bestehenden Internationalen Auschwitz-Rat ins Leben gerufen. Er beschäftigt sich mit laufenden Fragen bezüglich Erhaltung und Gedenken dieser außergewöhnlichen Gedenkstätte. Das Internationale Bildungszentrum über Ausschwitz und den Holocaust, das am Stattlichen Museum Auschwitz-Birkenau in Oświęcim auf die Initiative der ehemaligen KL-Häftlinge gegründet wurde, führt eine umfassende internationale Bildungstätigkeit und verbreitet ein gründliches Wissen darüber, was Konzentrationslager waren, wer sie errichtet hat und wer Opfer dieser Lager war.

Pflicht der Erhaltung von Überresten der deutschen Konzentrationslager für künftige Generationen.

Nach dem Kriege sind in verschiedenen Ländern Stimmen laut geworden, die die Existenz der Todeslager leugneten. Die erhaltenen Dokumente aus der Nazizeit, Berichte ehemaliger Häftlinge und Zeugen der Verbrechen sowie die Überreste der Lager und der todbringenden Anlagen haben es aber ermöglicht, diesen Thesen, die Wahrheit über Täter und Opfer entgegenzustellen. Heute, da die Generation der ehemaligen Häftlinge dahinschwindet, tauchen neue Gefahren auf, darunter verzerrte Beurteilungen, die ein Ergebnis vereinfachter Darstellungen und mangelnder gründlicher Kenntnisse über den Zweiten Weltkrieg und die Funktionsweise des faschistischen deutschen Lagersystems sind. Manchmal führt Unwissenheit und Ignoranz dazu, dass man einfach nicht glauben kann, dass der Mensch zu solchen Untaten fähig ist.

Leugnung der Existenz der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager.

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Bezeichnung „polnische Konzentrationslager” als Ausdruck der Unwissenheit und Ignoranz.

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Es kommt vor, dass Personen, die weder die Geschichte Polens noch die Geschichte des Zweiten Weltkrieges kennen, die Formulierung „polnische Konzentrationslager” verwenden. Diese Formulierung verfälscht die Geschichte, nimmt den Deutschen die Verantwortung für die Einrichtung der KZ-Lager ab und macht Polen, die Opfer der deutschen Konzentrationslager waren, ungerecht zu Tätern. Deswegen hat die polnische Regierung 2006 beim UNESCO-Welterbekomitee die Umbenennung der KZ-Gedenkstätte Auschwitz in Oświęcim beantragt. Die polnische Initiative stieß auf Unterstützung des israelischen Instituts Yad Vashem sowie der Gemeinschaften der ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, die heute in verschiedenen Ländern der Welt wohnen. Am 27. Juni 2007, während der Tagung der 31.Sitzung ist das Komitee UNESCO dem Vorschlag nachgekommen und der Name wurde wie folgend geändert: Auschwitz-Birkenau. Deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager (1940–1945).

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Textverfasser: Robert Szuchta Publikation finanziert aus Mitteln der Abteilung für Öffentliche und Kulturelle Diplomatie des polnischen Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten


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