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Migros-Magazin | Nr. 4, 21. JaNuar 2013 |

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5 Fragen

Ein Professor für die Bienen

Peter Neumann (45) ist Professor für Bienengesundheit an der Universität Bern.

Die Hälfte aller Schweizer Bienenvölker ist im letzten Winter gestorben. Die Universität Bern reagiert und schafft eine Professur für Bienengesundheit. Peter Neumann erklärt, welche Folgen das Bienensterben für die Menschen hat.

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Grossteil unserer Nutzpflanzen wie Äpfel oder Kirschen. Fehlen die Bienen, hat das sehr ernste Folgen für die Natur, für die Landwirtschaft und somit auch für die Volkswirtschaft. Das Problem wird sich noch beschleunigen: Die Schweizer Imker haben häufig mehr Aufwand als Ertrag, und es besteht somit die Gefahr, dass viele ihr Hobby aufgeben.

Peter Neumann, warum braucht es eine eigene Professur für die Gesundheit der Bienen?

In der Vergangenheit wurde diesen für die Bestäubung der Pflanzen so wichtigen Tieren viel zu wenig Beachtung geschenkt. Doch mit dem drastischen Bienensterben — im vergangenen Winter sind 50 Prozent aller Schweizer Völker gestorben — ist es höchste Zeit,die Bienen besser zu verstehen. Bis jetzt haben wir immer nur versucht, Feuer zu löschen. Jetzt ist es wichtig, einen effizienten Brandschutz zu entwickeln, also nach vorbeugenden Massnahmen zu suchen.

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Was steckt hinter dem grossen Bienensterben?

Im Mittelpunkt steht die Milbe Varroa destructor. Seit sie vor rund 25 Jahren in die Schweiz eingeschleppt worden ist, bereitet sie den Imkern Probleme — mittlerweile ist jedes einzelne Bienenvolk davon befallen. Unbehandelt stirbt es innert ein, zwei Jahren daran. Was wir noch nicht verstehen, ist, warum es gerade jetzt zu einer solch dramatischen Entwicklung gekommen ist. Dahinter stehen vermutlich viele Faktoren, unter

Mit einer neuen Professur für Bienengesundheit will die Uni Bern massgeblich zur Erforschung des weltweiten Bienensterbens beitragen («20 Minu- ten» vom 9. Januar).

anderem Viren, die von der Milbe übertragen werden, sowie Pestizide.

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Was bedeutet der Verlust der Bienen für den Menschen?

80 Prozent aller Wildpflanzen werden von Bienen bestäubt, und auch ein

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Was planen Sie in Ihrer neuen Funktion als Erstes?

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Was fasziniert Sie persönlich an Bienen?

Wir werden unter anderem erforschen, warum einige asiatische und afrikanische Bienen besser mit der Milbe zurechtkommen als unsere einheimischen. Das wird uns wichtige Anhaltspunkte für den Schutz unserer Bienenvölker liefern. Sie haben eine absolut spannende Biologie, die wir noch längst nicht ganz verstehen. Darum freue ich mich sehr, dass wir die Honigbiene nun gemeinsam mit diversen anderen Institutionen erforschen und hoffentlich schützen können. Interview: Andrea Fischer Schulthess

Mein garten

Der Tierlibaum macht was her

Gartenexpertin Haia Müller lässt Bömbeli platzen.

Seine Knospen sehen aus wie kleine Bömbeli, kugelrund hocken sie auf den kahlen Zweigen des Tierlibaums. Sie verführen mich jedes Jahr, ich zwacke dem Grossstrauch ein paar Zweige ab und stelle sie in der warmen Stube ins Wasser. Nach zwei, drei Tagen schon platzen die Knospen auf, und goldgelbe Büschel von winzigen Blüten quellen hervor. Schon als eigenständiger Einzelgänger in einer Vase macht der Zweig viel her. Noch schöner gefällt er mir als Ergänzung in einem Strauss weisser Tulpen, zusammen mit ein paar immergrünen Blättern. Die Kornelkirsche (Cornus

mas), wie der Tierlibaum offiziell heisst, sei zu Unrecht etwas gering geschätzt, sagt mein Gärtner. Im Frühling, wenn er als einer der Ersten ab Februar blüht und einen zarten Honigduft verbreitet, ist er vor allem für die Bienen eine beliebte Nahrungsquelle. Im Herbst schätzen die Vögel die leicht säuerlichen, roten Kirschen. Auch die Menschen können davon profitieren, wer den Aufwand nicht scheut, macht aus den Früchten Konfitüre. Die Kornelkirsche ist ein pflegeleichter einheimischer Grossstrauch, der bis fünf Meter hoch wächst. Er muss nicht geschnitten werden, bleibt trotz-

Im Februar künden die Blüten der Kornelkirsche vom nahen Frühling.

dem in Form und verzeiht es auch, wenn man ihm ab und zu ein paar Zweige für die Vase abschneidet.


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