DAS Land Südtirol

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Museen

Sechs Objekte aus verschiedenen Museen in Südtirol werden abwechselnd in zwölf Supermärkten im ganzen Land ausgestellt, um die Museumsobjekte neu und anders erlebbar zu machen. Dies ist die Kunstaktion „Museumsobjekte gehen fremd“. Josef Sinn

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eugierig machen, verwundern, zum Weiterdenken anregen und begeistern - das ist das Ziel der Kunstaktion „Museumsobjekte

gehen fremd“ des Südtiroler Künstlers Hannes Egger im Rahmen des Jahres des Museumsobjektes 2013 mit dem Motto „1000+1 Dinge erzählen Geschichte“. Insgesamt sechs Museumsobjekte aus verschiedenen Museen Südtirols werden aus ihrem gewohnten Umfeld herausgenommen und in einem ganz anderen, ungewöhnlichen und für sie fremden Kontext ausgestellt: in Kuben aus Plexiglas zwischen den Verkaufsregalen und Warenangeboten der Supermärkte - daher der Titel der Aktion „Museumsobjekte gehen fremd“. Bis zum 12. Mai wandern die Objekte Woche für Woche durch insgesamt zwölf Supermärkte im ganzen Land. Mit Beginn in Toblach gelangen sie über Terenten nach Sterzing, weiter nach Villanders, Mals, Schlanders, St. Martin in Passeier,

Das Objekt des Monat: Samowar in Samowar („Selbstkocher“) ist eine ursprünglich russische tragbare Vorrichtung zum Kochen und Zubereiten von Tee, meist recht groß und kunstvoll verziert. Ein Samowar besteht aus einem metallenen, meist kupfernen Wasserkessel, in dessen Inneren sich eine Röhre befindet, die mit Holzkohle beheizt wird. Das die Röhre umgebende Wasser wird so zum Kochen gebracht. An der unteren Seite ist ein Ablasshahn für das Wasser angebracht, an den beiden Seiten die Tragegriffe und oben ein Aufsatz für die Teekanne, in der das Teekonzentrat (Sawarka) aufgeweicht wird. Um den Tee zu trinken, muss das Teekonzentrat mit dem kochenden Wasser aus dem Samowar verdünnt werden. Der abgebildete kelchförmige Samowar stammt aus Russland (Ende 19., Anfang 20. Jh.) und wird in der Russisch-orthodoxen Gedenkstätte Nadezda Borodina in Meran aufbewahrt. Samoware waren und sind für die russische Kultur sehr bedeutend,

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Das Land Südtirol | März 2013

um sie herum versammelte man sich, um sich zu unterhalten, zu singen und Geschichten zu erzählen. Der Samowar ist eines der Objekte, die in den Südtiroler Museen bewahrt werden und im Jahr des Museumsobjektes 2013 (www. museum2013.it) mit dem Motto „1000+1 Dinge erzählen Geschichte“ im Vordergrund stehen.  Foto: Landesmuseen

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Foto: Landesmuseen

Museumsobjekte gehen fremd

Lana, Eppan, Kaltern, Wolkenstein und Sexten. Ein kurzer Text informiert dabei über das jeweilige ausgestellte Objekt und erzählt einen Teil der Geschichte, die der Gegenstand in sich verbirgt. Hannes Egger, der sich das Ganze hat einfallen lassen, spielt mit dem Gegensatz Museum – Supermarkt. „Ein Paar Frauenschuhe aus den späten 1940iger Jahren bedeuten in einem Kühlregal zwischen Milchprodukten oder im Regal der Teigwaren etwas grundlegend anderes, als in einem Museum zum Thema Frau. Sobald der Präsentationsort verändert wird, transformiert sich nicht nur das Publikum sondern auch die Bedeutung und der Zugang.“, so Egger. Den Einkaufenden wird eine Auswahl aus dem reichen Schatz der Sammlungen der Südtiroler Museen präsentiert: Fein gearbeitete, lederne Frauenschuhe aus den späten 1940er Jahren, die damals aufgrund ihrer Farbe und guten Passform als ausgesprochen modern galten, zur Verfügung gestellt vom Frauenmuseum Meran. Aus dem Museum Gröden - Museum Gherdëina stammen ein sehr seltenes Exemplar einer hölzernen Gliederpuppe (ca. 1800) und ein Holzpferd (ca. 1900), die beide zu den beliebtesten Spielzeugartikeln der Grödner Schnitzkunst zählten. Das Museum Rohrerhaus in Sarnthein zeigt eine für Bauernhäuser typische Mäusefalle (Maustroppl), das Vintschgermuseum in Schluderns einen prunkvollen, römischen Schlüssel (ca. 200 bis 250 n. Chr.), wahrscheinlich zu einem Überwachungs­


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