Auszeit Winter 2011

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Wanderzeit

Drei Fragen an... Dr. Peter Kracht

Dr. Peter Kracht ist von Hause aus Althistoriker, arbeitet aber schon seit über 20 Jahren als Journalist. Er ist stellv. Chefredakteur der Zeitschrift „Westfalium“ und betreut überdies zwei Jahrbücher. „Nebenbei“ ist mittlerweile das vierte Sauerland-Buch aus seiner Feder erschienen. Im Ehrenamt leitet der Vater von zwei Töchtern u. a. die Fachstelle Geschichte im Westfälischen Heimatbund und amtiert als Kulturreferent beim Sauerländischen Gebirgsverein und beim Deutschen Wanderverband. Dr. Kracht lebt mit seiner Familie in Unna. Das Sauerland ist eine bekannte Wanderdestination. Warum ist das Sauerland in Ihren Augen auch im Winter ein attraktives Reiseziel? Das Sauerland zählt zu Recht zu den beliebtesten Wanderregionen Deutschlands. So viele vom Deutschen Wanderverband zertifizierte „Qualitätswege Wanderbares Deutschland”, gibt es sonst nirgendwo. Aber der Winter hat seine eigenen „Gesetze” und natürlich auch sein besonderes Flair: Wenn es im Flachland grau in grau ist, dann lockt das Sauerland mit frischer Winterluft, weißen Hängen und gespurten Loipen. Aber, und das ist das Schöne, auch der „gemeine” Spaziergänger oder Schneewanderer kommt auf seine Kosten – kurzum: Gerade im Winter bietet das Sauerland Erholung pur… In Ihrem neuen Buch „Links und rechts vom Rothaarsteig” beschreiben Sie die sehenswertesten Ausflugsziele am Rothaarsteig. Haben Sie einen Favoriten im Schmallenberger Sauerland – sozusagen als „Schlechtwettertipp”? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten – weil es gleich mehrere Favoriten gibt: Zunächst einmal das Maschinen- und Heimatmuseum in Eslohe. Was die ehrenamtlichen Museumsmitarbeiter dort auf die Beine gestellt haben, das ist schon mehr als bemerkenswert. Ehrenamtliches Engagement hat auch dafür gesorgt, dass im Schmallenberger Ortsteil Holthausen das „Westfälische Schiefer- und

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Heimatmuseum” mit einer großen Sammlung entstanden ist. Man könnte fast sagen, ein wahres Sammelsurium im besten Sinne. Das trifft natürlich auch auf das „Gerichtsmuseum” in Bad Fredeburg zu, das einen eindrucksvollen Überblick über die Geschichte des Justizwesens der Region gibt. Damit kämen wir zum Museum in der alten Besteckfabrik Hesse in Fleckenberg, in der mit Hilfe von durch

Wasserkraft angetriebenen Maschinen jahrzehntelang Messer, Gabeln und Löffel hergestellt wurden, die bis in die 1970erJahre weltweit vertrieben wurden. Der Heimatverein hat mit Hilfe der NRW-Stiftung aus der alten Produktionsstätte ein lohnendes Technisches Museum gemacht. Besonders treffend ist ein Eintrag im Gästebuch: „Bevor man den Löffel abgeben muss, sollte man hier gewesen sein.” Was verbindet Sie persönlich mit dem Jagdhaus Wiese? Bei der Recherche zu meinem ersten Sauerlandbuch kam ich 2004 zum ersten Mal ins Jagd-

haus Wiese. Die außergewöhnliche, traumhafte Lage des gewachsenen Hauses hoch oben hat mich – wenn man so will – fast „schlagartig” fasziniert und die familiär-gemütliche Atmosphäre im Haus sowie ein erstes, anregendes Gespräch mit Herrn Wiese-Gerlach taten ein Übriges. Beim zweiten Besuch war meine Frau mit von der Partie – sie war auch fasziniert: Als VHS-Kochdozentin natürlich besonders von dem, was Küchenchef Clemens Manthey an kulinarischen Genüssen auf den Tisch bringt. Er hat selbstredend meiner Frau so manchen Tipp „unter Kollegen” gegeben. Als Journalist und Autor bin ich häufig unterwegs – nicht nur im Sauerland – und so fehlt leider meist die Zeit, länger hier oben in der erholsamen Stille der Wälder zu bleiben, wo man das Modewort „Entschleunigung” durchaus am eigenen Leib erleben kann. Spätestens dann, wenn man aus der Tür tritt und direkt auf dem Rothaarsteig steht. Der heißt schließlich nicht umsonst „Weg der Sinne”. Wenn‘s aber irgendwie möglich ist, machen wir uns von Unna aus auf den Weg nach Jagdhaus: Erst ein „Spaziergang” auf dem Rothaarsteig, dann ein wenig Schwimmen und Relaxen. Und dann endlich die Antwort auf die Frage, was Clemens Manthey denn heute am Herd gezaubert hat, ehe man selig schlummernd die Nacht genießt. Am nächsten Morgen geht‘s dann nach dem Frühstück zurück an die Arbeit – mit frischen Kräften und einem Kopf voller Ideen…


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