kulturschwärmer Oktober 2013

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Premiere & Abschied

10.13

Das schwerste Leichteste der Welt Vielleicht ist es Ihnen, liebe LeserInnen, noch gar nicht aufgefallen. Aber seit einiger Zeit gibt es im kulturschwärmer die Rubrik Premiere von.... Darin lassen wir Menschen ganz intim zu Wort kommen, die für sich Neuland betreten – also eine ganz persönliche Premiere erleben. Wie zum Beispiel den Herausgeber, der mit dieser letzten kulturschwärmer-Ausgabe ein ganz persönliches, ungewisses, aber hoffnungsvolles Neuland betritt. Dass ich selbst mal Gegenstand eines solchen Premieren-Textes werde, hätte ich mir nie träumen lassen. Aber es gibt ja immer ein erstes Mal, oder? Und ein letztes Mal....

J

a, aufmerksame Menschen haben richtig gelesen: Diese Oktober-Ausgabe ist die letzte Episode des kulturschwärmers. Denn sehr schweren Herzens habe ich mich dazu entschieden, mein geliebtes „Kind“ nach fast sechs Jahren los- und enden zu lassen. Wer mich ein wenig kennt, wird sich vorstellen können, dass mir das nicht leicht fällt. Und wer mich richtig kennt, wird wissen, dass dieser Abschied für mich gerade das Schwerste der Welt ist. Denn ich muss die bittere Realität akzeptieren, dass ich einen persönlichen Traum aufgeben muss, für den ich sechs Jahre fast alles gegeben habe. Der Traum war ein ganz einfacher, schöner und idealistischer. Auch wenn er zu Beginn, als im Januar 2008 die erste Ausgabe des Kulturfalters erschien, noch gar nicht so scharfe Konturen hatte. Wie das bei Träumen und Idealen halt so ist. Aber ziemlich schnell bekam das später schwärmerische Projekt eine klare Kontur und Philosophie: Ein KulturStadtMagazin in Magdeburg zu ermöglichen, das die Stadt mit journalistischem Anspruch wirklich reflektiert und repräsentiert. Kurz: Ein Stadtmagazin, welches authentisch ist. Aber was so selbstverständlich klingt, ist es leider nicht. Deshalb spreche ich auch von Träumen und Idealen – und nicht von Selbstverständlichkeiten oder Realitäten. Trotzdem möchte ich noch ein wenig bei den Träumen und Idealen verweilen, die ich für den kulturschwärmer mit allem denkbaren Einsatz gelebt habe – und die mit der ebenso idealistischen Unterstützung von Autoren, Partnern, Freunden und Anzeigenkunden 69 Ausgaben lang erst möglich wurden. Immer hart an der Grenze der Selbstausbeutung entlang schrammend konnten wir Magdeburg Monat für Monat – trotz der Abhängigkeit von Anzeigengeldern – ein Stadtmagazin schenken (der schwärmer war ja kostenlos), das anders war. Vielleicht ist diese Andersartigkeit ja auch Ihnen als Leser aufgefallen: Dass der kulturschwärmer fast das einzige, wenn nicht sogar das einzige Printmedium in Magdeburg war, welches auch gegenüber potentiellen Anzeigenkunden keine Kritik scheute. Dass im kulturschwärmer keine kopierten PR-Texte zu finden waren, sondern immer nur echte

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Kino » 10

Bühne » 14

Musik » 18

Literatur » 24

Kunst » 26

redaktionelle Artikel. Dass die Monatshighlights und Tagestipps immer wirkliche Empfehlungen waren und keine versteckten Anzeigen... Wir waren, der kulturschwärmer war wirklich anders. Und dass diese Andersartigkeit sechs Jahre lang, trotz aller Schwierigkeiten, gelebt und gedruckt wurde – ich glaube, das war etwas Großes im kleinen Magdeburg. Und alle Autoren, Vertriebsfahrer, Korrekturleser, alle treuen Anzeigenkunden, alle geduldigen Druckvorstufenleiter und alle stets mitzitternden Freunde können wirklich stolz darauf sein: Habt tausend Dank für euer Engagement bei der Verwirklichung dieser Andersartigkeit, dieses medialen und hoffentlich nicht vergebenen Traums. Und nun vom Traum zur harten Realität, die den kulturschwärmer lange begleitet hat und jetzt auch enden lässt: Natürlich habe ich als komplett allein wirtschaftlich verantwortlicher Herausgeber viele Fehler gemacht. Hätte früher andere Entscheidungen treffen müssen, weniger idealistisch und mehr realistisch handeln müssen. Aber zum einen ist man hinterher immer schlauer. Und zum anderen hätten andere Entscheidungen im hart umkämpften lokalen Anzeigenmarkt nur dazu geführt, dass der schwärmer nicht mehr der schwärmer gewesen wäre – sondern eben nur eines dieser Werbeblättchen. Und davon gibt’s in Magdeburg schon genug. Mein Anspruch war immer, ein Magazin zu ermöglichen, welches die Redaktion auch selbst lesen würde. Meine wirtschaftliche Hoffnung dabei war immer, dass es somit auch für Anzeigenkunden attraktiv wird. So attraktiv, dass durch die Werbeeinnahmen z. B. Honorare nicht nur pünktlich, sondern auch angemessen bezahlt werden können. Ebenso die Druck- und die Vertriebskosten. Aber diese Hoffnung hat sich nur zum Teil erfüllt. Denn oftmals musste ich direkt und indirekt erleben, dass nicht die redaktionelle Qualität eines Mediums entscheidet, ob Anzeigen geschaltet werden, sondern nur, wieviel „redaktioneller“ PRText zur Anzeige mit angeboten wird. Nicht nur in Magdeburg sind die Stadtmagazine voll mit solcher „redaktioneller“ Werbung, die eigentlich keinen interessiert, außer natürlich die AnzeigenkunKinder » 28

Termine » 30

Adressen » 46

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