Kultzeitung Dezember 2012

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kult.ch die besten blogs aus kult.ch zum nach den festtagen die weihnachtskugeln einpacken, sonst gehen die wieder kaputt. dezember 2012. kult.ch (gegr. 1997) ist die erste gesellschafts-satirische blog-to-print-zeitung der schweiz: unzesnsurierte kommentare zum täglichen leben und dem, was sich in den medien so abspielt.

heute schon gebootcampt worden? Donnerstag, 18. Oktober 2012, 07:51 Von Dr. Midi Gottet. Mitten in der Nacht klingelte mein Handywecker. 05.30 Uhr! Ich Volltrottel hatte mich für das fiese „Zueri City Boot Camp“ angemeldet und deshalb zwängte ich mich auch um 06.17 Uhr in zu enge Sportklamotten um mich Minuten später von einem Wildfremden auf offener Strasse foltern zu lassen. Als ich um 06.27 Uhr aufs Velo stieg, war es immer noch dunkel. Die liebe Zeit würde nicht reichen um pünktlich um 06.30 Uhr am Bürkliplatz zu sein. Unterwegs malte ich mir schon aus, welche Strafe es wohl für 5 Minuten Verspätung setzte. 20 Liegestütze im Stossverkehr? 30 SitUps vor dem Sprüngli? Oder gar einen Banker Huckepack zur Arbeit tragen? Nix von all dem war der Fall. Als ich mich endlich zum Dienst meldete, begrüsste mich Raoul mit einem herzlichen: „Hoi Midi. Schön, dass ich dich endlich mal kennenlerne.“ Superfreundlich stellte er mir die kleine Truppe, bestehend aus Carolyn, Jule und Stefan, vor. Als Willkommensgeschenk übergaben sie mir ein „Zueri City Boot Camp“-Trainingsshirt. Stefan, der aus dem Nichts einen Fotoapparat zückte, machte fix ein paar Fotos wie Raoul mir feierlich das Shirt überreichte und die beiden Damen sich links und rechts dazudrapierten. Hey, was soll ich sagen? Eben noch hasste ich meinen Job und jetzt konnte ich nicht genug davon kriegen. Doch meinen C-Promi-Bonus konnte ich mir schon ziemlich bald ans pulsierende Schienbein streichen, denn, geht hier der Drill erst mal los, bleibt einem das Lächeln im Hals oder sonstwo stecken. Wie ein kleiner Sturmtrupp brausten wir los. Über die Quaibrücke Richtung Zürihorn im Stechschritt Marsch. Mein Puls drohte ständig Kapriolen zu machen, denn das Schlagwort „Boot Camp“ signalisierte meiner weiblichen Intuition, dass hier ausser etwas lästigem Morgenjogging noch gehörig mehr Schmerzpotential auf mich wartete. Instructor Raoul führte die Truppe mit natürlicher Autorität

durch die Morgendämmerung. An der Seepromenade angelangt, machten wir ein kurzes Warm up mit verräterischer Ruhe-vor-dem-Sturm-Qualität. Bei der ersten Parkbank, die flink zur Folterbank mutieren sollte, war es dann soweit: Raoul zwang uns sie als riesigen Treppentritt zu benutzen und zwar ohne mit dem unteren Bein abstossen zu dürfen. Oberschenkelgrüze-Alarm! Darauf nahmen wir auf einer Wiese am See unsere

partylöwen der woche Montag, 13. August 2012, 16:01 Von Dr. Alex Flach Unsere Fotoabteilung filtert gerade die sattesten Paradelöwen ausm Netz - Stoff für Monate, im Fall. Bis es soweit ist, vertrödeln wir uns die Zeit mit Bildern von anderen Feierlichkeiten. Beispielsweise mit diesem hier, aufgenommen im... im... anhand der Lichtshow dürfte es sich ums Oxa oder um eine andere Dorfdisco handeln. Zurzeit beschäftigen wir uns vorwiegend mit zwei Trends: Seltsame Frisuren und seltsame Handzeichen. Auch hier wären wir überglücklich, wenn uns ein aufmerksamer Leser mitteilen würde, was dieses Handzeichen heissen soll: „Wir sind wie zwei Schmetterlinge“ vielleicht? Das fänden wir süss, aber irgendwie will der Gesichtsausdruck des Herrn links nicht dazu passen. Eigentlich passen die Beiden auf dem Bild sowieso so ganz und gar nicht zusammen.

Therabands zur Hand, fixierten sie mit den Füssen am Boden und spannten sie zu seitlichen Sonnengrüssen die in einer schmerhaften Hocke mündeten. Als Nachtisch gabs eine Portion Liegestütze im nassen Grass. Lecker. Salat an einer würzigen Morgentau-Sauce. Und mit dem zählen hat der Gute seine liebe Mühe. Wenn er sagt, „Und jetzt machen wir noch 8 Stück.“, kann es durchaus sein, dass er nur jede Zweite zählt.

kommentar Mit gehörigem Pulsschlag im Hals gings zur nächsten Übung. „Hier machen wir den Simon Amman“, meinte Raoul und liess uns vermehrt breitbeinig auf eine kleine Mauer springen. Noch immer herrschten empfindliche 11 Grad und mein Körper wusste nicht so recht ob er jetzt frieren oder erschöpft sein soll. Aber für solche Fisimatenten blieb keine Zeit, denn der Bodentrupp verschob sich hastig weiter zum nächsten Gefecht mit dem inneren Schweinehund. Grundsätzlich konnte man davon ausgehen, dass Raoul aus jeder Erhöhung im Gelände ein fieses, Milchsäure produzierendes, Techtelmechtel bastelte. Beim Zürihorn ging dann endlich die Sonne auf und vor lauter Freude darüber, streckten wir, auf einer Stufe sitzend, unsere Füsse dem Himmel entgegen. Diese Übung, im Volksmund besser bekannt als „Fieser Bauchmuskel-Spanner“, dauerte länger als die Ewigkeit. Eine Möwe, die am Seeufer sass, beobachtete unser Treiben. Raoul versicherte uns: „Sobald dieser Vogel wegfliegt, könnt ihr aufhören.“ Stumm in mich hineinleidend, starrte ich das Federvieh an. Die blöde Möwe bewegte sich keinen Deut. Auch nicht als wir von unseren Qualen erlöst wurden und erschöpft zurück Richtung Bürkliplatz aufbrachen. „Hättest du dein Wort gehalten, wenn die Möwe tatsächlich weggeflogen wäre?“, fragte ich Raoul skeptisch. „Natürlich“, war sein Kommentar. Ich wurden den Gedanken nicht los, dass dieser verdammte Vogel aus Plastik ist. Trotz weiteren Aufgaben mit dem Theraband und zahlreichen nahrhaften Intervall-Sprints wuchs die Moral der Truppe zunehmend. Die Morgensonne hatte Gold im Mund und bescherte uns ein scheues aber deutlich wahrnehmbares Runners-High, das uns auf dem Rückweg förmlich über die Quaibrücke fliegen liess. Das „Zueri City Boot Camp“ weckte den Masochisten in mir und ist ein Garant für einen Ganzkörpermuskelkater. Danke Sir! Darf ich um einen weiteren bitten, Sir!?

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: firearms act (that kills the .22). Montag, 20. August 2012, 20:05. Von Dr. Reinhold Weber Die Botschaft „auch Kleinkaliberwaffen können töten“ trifft punktgenau mein Herz. Die gängige Politreklame hierzulande ist dagegen – ein Schuss in den Ofen.

so. bald fertig welt. weil die geht ja unter, sagen die lemminge. maya-kalender und so. wobei kalender für dieses stück stein mit komischen zeichen drauf ein etwas arg zivilisierter begriff ist. trotzdem, es gibt leute, die kennen sich mit sowas aus, sagt man, wissenschaftler, ich kenne zwar keinen, aber wenn man das wort „wissenschaftler“ in eine these einbaut, hat das einfach mehr gewicht. dann glaubt man es sicherheitshalber mal, wer ist man denn, die wissenschaftler anzuzweifeln, nein, sowas macht man nicht, drum schwätzt man halt hinterher: maya kalender, wissenschaftler, weltuntergang. was ich mich bei dieser gelegenheit frage ist: wohin geht sie denn unter, die welt? ich meine: fällt sie? wenn sie fällt, dann wirds nur für die einen ein „untergehen“ sein. für die anderen, die auf der anderen seite der erde, für die wärs ja dann eher ein raufgehen, die fallen nicht runter, die sind schon unten an der erde angemacht, so gratitationstechnisch, die werden wohl viel eher das gefühl haben aufzugehen. wie auch immer, bald werden wir es wissen. und am morgen des 21. dezember aufstehen, die zähne putzen, frische unterhosen anziehen, ein gebügeltes hemd, vielleicht einen anzug dazu, und dann aufs sofa sitzen und warten. und wenn nichts passiert, am abend wieder zu bett gehen und denken: „ha, schon gewusst, dass da nichts ist, bin ja nicht blöd und fall auf den ganzen endzeit-hype rein.“ und dann doch irgendwie enttäuscht sein, weil man am 31. wieder rechnungen zahlen muss. herzlich, rainer kuhn

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frau dr. weissberg gibt doofalarm! Dienstag, 14. August 2012, 14:39 Von Dr. Marianne Weissberg. Ich habe ja bekanntlich eine Schwäche für doofe Jungs.* Da kann ich nichts dafür, das ist genetisch bedingt. So wie Woody Allen halt auf Nymphen steht. Als er damals die Adoptivtochter seiner Schickse Mia spärlich bekleidet abfötelte, wusste er nicht, dass er etwas Doofes tat. Will heissen, es ging kein Doofalarm! im Schlafzimmer los. Immerhin hat er sie später geheiratet, da kann sich noch mancher Biedermann hier daran ein Beispiel nehmen. Und als Polanski vor hundert Jahren Sex mit einer Lolita hatte, ging bei ihm der Doofalarm! auch nicht rechtzeitig los. Und schon bin ich wieder einmal mitten im Thema. Einem faszinierenden. Doofalarm!

Als ich noch emsige Journalistin war und noch nicht fürs Kult schreiben musste, äh durfte, stach mir in einem obskuren Streifen namens Johnny Suede ein überaus doofer Jüngling mit einer turmhohen Haartolle ins Auge. Den will ich „interviewen“!, erklärte ich der Schweizer Produzentin. Der „spiele“ nämlich ganz toll. Dummerweise vermutete die Produzentin in mir tiefes Filmwissen und teilte mir den intellektuellen Regisseur zu. Ich hätte aber lieber den Doofen gehabt: BRAD PITT, der wenig später in Thelma & Louise so doofsexyfeucht, ich kanns nicht anders beschreiben, agierte, dass er zum Weltstar avancierte. Jedesmal wenn ich ihn sehe, geht in mir Doofalarm! los. Bei Angelina sicher auch. Drum heiratet sie ihn ja auch nicht. Einige Jahr drehte Polanski einen ziemlich doofen Film: Bitter Moon. Ich wurde zu den Dreharbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff eingeladen. Jaja, damals waren wir Schurnaletten noch wer! Ich erhielt eine List mit den Actors, die ich interviewen konnte. Einer war schon weggefallen. Ein indischer Oscar-Gewinner, den ich als ehemalige Höhere Tochter sofort für einen Kellner hielt und zusammenschiss, weil er rauchte. Der hatte deshalb sofort Doofalarm schrillen hören und wollte nicht mehr mit mir reden. Doof gelaufen. Anyway, beim Abendessen auf dem Schiff fiel mir immer ein sehr doof aussehendes Päärli auf, er so ein steifer Britpopper, der stundenlang beim Essen von seinen Entenjagden erzählte, sie in Hotpants.

er: schatz, wie war dein tag im büro? Sie: Scheisse. Ich wurde stetig mit Elefantenkacke beworfen. Dienstag, 4. September 2012, 12:39 Von Dr. Midi Gottet Er: Es hätte schlimmer kommen können. Sie: Wie schlimmer? Er: Es hätte regnen können. Sie: Ich will die Scheidung. Er: Wieso? Weil ich eine fiese Drecksau bin?

Sie: Nein, weil ich nicht mehr länger mit einem Elefanten verheiratet sein will Er: Es ist mein Rüssel, stimmts? Sie: Nein, du Idiot - Dein Rüssel ist der Grund, dass ich‘s so lange mit dir ausgehalten habe. Er: Hmpf...!

Doofalarm, ich nannte sie heimlich Bob & Bimbo. Ich strich sie von der InterwiewListe Liste, nun ja, es waren Hugh Grant und Liz Hurley, damals eine Sekunde vor dem grossen Durchbruch. Doofalarm auch für mich, die Interviews wären Gold wert gewesen. Stattdessen tanzte und redete ich lieber mit Roman Polanski, der seine blutjunge, äusserst untalentierte Gattin, der er die Hauptrolle gegeben hatte, dabei hatte. Wir sahen zu ihr hinüber, sahen uns bedeutungsvoll an: Doofalarm! So und nun kommen wir zum Dating-Doofalarm. Alle Männer tun es: online-Dating. Und drum tummeln sich im Netz halt alle Nerds, bei denen man im echten Leben sofort Doofalarm schrillen hören würde. Online ist es etwas schwieriger. Denn, wenn einer schreibt wie ein Doofkopf, könnte es auch unerkannte Legasthenie sein, und bei Behinderungen darf man ja nicht spotten. Lernt man ja schon als doofer Chegelischüler. Kürzlich wollte einer mit dem Nick Krokodil (wie doof ist das denn?) mit mir Moules essen und Allen anschauen. Soo doof kann der nicht sein, hoffte ich ein Sekündchen. Doch nun hätte er seinen echten Namen und Telefonnummer rausrücken sollen. Ich meine, die Hinterbliebenen müssen der Polizei doch einen Anhaltspunkt geben, nachdem man mich erdrosselt hinter dem Kino Riffraff aufgefunden hat. Ich sei die von kult.ch, also die Marianne, mailte ich K. Von da aus könne er mich umfassend googeln. Oh, mailte das Krokodil, ich sei ja eine Frau Dr., aber sei

das muss man haben:

ich jetzt die Marianne oder die Vanessa? Doofalarm!! Und einer UNBEKANNTEN verrate er SEINEN Namen und Telefonnummer nicht. Schwerster Doofalarm! Es wurde dann natürlich nichts mit dem Date. Ich meine, ich kann mich ja lieber gleich selbst für doof verkaufen und abends gemütlich auf dem Sofa abloosenloungen. Erst noch unermordet. Und jetzt noch ein fetter Doofalarm für diese Kolumne, liebe Leute! *Die, die sich jetzt davon nicht betroffen fühlen, haben entweder Recht oder eben auch nicht, sei klug und wähle selbst... Fotis: Braddie (von vegafilm.com), Hughie, Lizzie, wer weiss, was diese feuchten Damen mit dem Thema zu schaffen haben, ist gar nicht doof... und darf mit mir in folgenden Film: www.youtube.com/watch?v=k5uVjsTFdZ8

einen velohelm aus regenerierbarem material

Dienstag, 14. August 2012, 10:22 Von Dr. Reinhold Weber. Schön geflammte Esche für die Dame von Welt, Eichenholzfurnier natur für SVP-Wähler, Hartholz wie z.B. zertifiziertes Ebenholz für die schweren Jungs. Da freut sich doch der Umweltschützer.

i got lost yesterday (1): kleine reihe im zeichen des gemeinen absurdismus Freitag, 14. September 2012, 15:23 Von Dr. Christian Platz Telefon vibriert. Unbekannter Anrufer. Trotzdem nehme ich ab. Eine ölige, irgendwie geschlechtslose Stimme sagt: „Jst es ein Traum? Ein Wahubild? Ein Teufelskreis, in den Geile uns ziehen? Ein erbarmnngsloses Poem, das fragt, was Glück uns hentebedendet!“ Kaum habe ich diese Worte vernommen, löse ich mich auf - wie Salz in warmer Milch - ergiesse mich blitzartig in die Toilette und spüle mich - mit einem kräftigen SWUSCH runter. Amen.

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: eagle shirtmakers. Dienstag, 7. August 2012, 14:50 | Von Dr. Reinhold Weber. So schön gaga könnte Werbung noch heute sein.


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Gucken wie Leute Leute anstarren Donnerstag, 16. August 2012, 18:24 | Von Dr. Midi Gottet. Mehr ist da nicht aber dafür viel.

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the expendables 2 Dienstag, 11. September 2012, 12:01 Von Dr. Dominik Hug Der Kampf gegen die Zeit macht uns Menschen oft Beine. Den letzten Zug noch erwischen. Noch halbwegs pünktlich im Geschäft eintreffen. Auch Sylvester Stallone ist in einem Rennen gegen die Zeit - oder in einem Kampf gegen den körperlichen Verfall. So liess der 66jährige Actionstar die Zuschauer nicht lange auf die Fortsetzung des Krachers „The Expendables“ warten... Inhalt: Barney Ross (Sylvester Stallone) führt sein Team (Jason Statham, Dolph Lundgren, Jet Li, Randy Couture, Terry Crews) nach Osteuropa in den Kampf gegen den Terroristen Jean Vilain (Jean-Claude Van Damme) und seinen Handlanger Hector (Scott Adkins)... „Das Altersheim hat Ausgang“ oder „Diese alten Säcke will doch niemand mehr sehen“ - Kommentare dieser Art kamen mir hinsichtlich „The Expendables 2“ zu Ohren. Doch in Zeiten von CGI-Blockbustern oder tuntigen Vampirfilmen wie „Twilight“ wirkt alleine die Ankündigung eines

Actionspektakels unserer alten Helden wie die vom Herrn geschickte Erlösung. Für seinen zweiten Expendables-Streifen erhöhte Sylvester Stallone die Anzahl an Actionhelden um einige beachtliche Namen. Wie schon in Teil eins agieren neben ihm Jason Statham, Dolph Lundgren, Jet Li, Terry Crews und Randy Couture. Dazu wurden die Cameo-Figuren von Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis ausgebaut und bekamen grössere Nebenrollen. Als Bad Boy wurde Jean-Claude Van Damme engagiert und an seiner Seite agierend der aktuelle B-Movie-Star Scott Adkins. Liam Hemsworth wurde (warum auch immer) Teil des Söldnerteams - und Chuck Norris bekam einen genialen Auftritt auf den Leib geschrieben. Und damit sich die wohl einzige Frau, welche sich in eine Expendables-Vorführung verirrt, nicht zu einsam fühlt, wurde noch die asiatische Darstellerin Nan Yu verpflichtet. Nein, Frauen haben in diesem Film wahrlich nicht viel zu melden. Auch mal schön. Der mit einem Budget von 100 Millionen US-Dollar ausgestattete Streifen ist in Wirklichkeit nicht mehr und nicht weniger als ein billiger B-Kracher, des-

sen Story auf einem Tempo-Taschentuch niedergeschrieben werden könnte. Doch Stallones Anspruch war es nicht, den intellektuellsten Film der Saison zu produzieren, sondern das symbolische Greatest Hits-Album unserer alten Actionhelden neu aufzunehmen. Und dies funktioniert vorzüglich. „The Expendables 2“ ist maskulines Actionkino par excellence, voller Anspielungen auf Filmhits unserer Helden. Zudem ist der Gewaltfaktor ausserordentlich hoch. Köpfe fliegen weg, Menschen explodieren und das Blut fliesst in Strömen. Jedoch all dies mit einem humorvollen Unterton und begleitet von One-Linern der obersten Güteklasse („Rest in Pieces“). Fazit: Ladies, bleibt mal schön brav zu Hause, schaut eure Serien, hört das neue Rihanna-Album, quatscht mit euren Freundinnen, lest die neue Cosmopolitan, aber die Männer dürfen jetzt mal wieder ins Kino. „The Expendables 2“ ist ein typischer Männerfilm. Krachend, witzig, strunzdumm, brutal, cool und voller Testosteron. So soll es sein. Wir freuen uns auf Teil 3.

nichtkultig – ich will todsicher nie sterben! Freitag, 21. September 2012, 18:11 Von Dr. Marianne Weissberg. Ich möchte eigentlich lieber nicht sterben. NIE! Sowas ist ja sowas von nicht kultig! Kürzlich sah ich bei diesem glanz&gloria-Fernseh Polo Hofer, wie er eine Sargausstellung besuchte. Ich kam nicht so ganz draus, ich hatte das Gefühl, dass Frau Hofer, wenn es denn eine gibt, ein Bestattungsunternehmen betreibt. Aber nicht so eins, in dem die Särge schwarz und halt sargmässig sind, nein es hatte ganz viele Särge herumstehen in Psychadelic-Farben, mit hübschen Tüechli belegt. Es gab solche mit Heueinlage und Blüemli und die Frau neben PH hatte auch noch rote Haare und wirkte zwar verlegen aber überzeugt von ihrem Laden. Polo sagte, dass er sich verbrennen lassen würde. Da dachte ich, wieso muss denn der dann so einen farbigen Sarg haben, das merken die Flammen doch nicht, was in sie hereingeschoben wird? Und dann würde, so sagte Polo, der zugegebenermassen recht kaputt aussah, seine Asche in eine, er deutete darauf, Urne mit Erdbeerglassefarben geschüttet, dann mit einer Rakete ins All geschossen werden. Na toll, noch so ein Müllstück mehr im All, dachte ich, darf man das überhaupt? Ich persönlich werfe ja nicht mal ein Kaugummipapierli in die Luft. Ich schaute extra nicht nach, ob meine Vermutungen über diese Sendung stimmten. Denn ich will nicht hören, dass man

sterben und dem noch fröhlich entgegenblicken soll. Ich habe überhaupt keine Lust zu sterben, obwohl ich einem ziemlich fortgeschrittenen Geburri ins Auge blicke. Und da könnte es sein, dass ich ja wirklich demnächst mal sterben muss. WAS ICH ABER NICHT BEABSICHTIGE. Sogar Madonna sang vorher für mich auf einer CD: I want to live forever. Ja, das will ich auch. Ich sehe gar nicht ein, wieso ich sterben soll/muss. Ich bin absolut sicher, dass ich die berühmte Ausnahme sein werde. Sterben kann man ja auch nicht lernen, und nein, ich will es auch nicht lernen. Die Leute, die von so Nahtoderlebnissen berichten, reden Schrott, denn sie waren ja nie tot, sonst hätten sie den Schrott ja nicht verzapfen können. Ich hatte auch mal so ein Erlebnis, nach zu viel Weisswurstessen in München, ich schwebte nachts ins Licht, zugegeben, das war angenehm. Aber eben nicht echt. Das einzige, was ich noch bezüglich sterben akzeptieren würde, wäre, quasi tätschbums zu sterben, ohne es zu merken. Theoretisch könnte ich jetzt aufstehen, zum Herd gehen, wo ein Braten drin ist. Vor der Ofentüre ist es ja immer etwas glitschig, vom Bratensaft, den ich verschütte, ich rutsche aus, peng, schlage den Kopf an der Granitabdeckung an, tot! Könnte quasi in drei Minuten ab jetzt passieren. Hm, ich stehe also nicht auf und träume besser von einem viel schöneren Tod, dem soge-

nannten kleinen Tod...der dauert gottlob nicht ewig. Bilder: Jetzt weiss ich, wieso Herr Kuhn unser Logo kreierte, der will auch nicht sterben, stimmts?, Bild 2: Alice Hofer, Inhaberin des „Sargateliers für angewandte Vergänglichkeit“, ich habe jetzt doch noch fix gegoogelt - kein Witz, die Firma von Alice heisst so!! und das Foto ist von der Website, danke Alice. Und hier gehts noch zu Alices Website, nach deren Lektüre, ich noch fester überzeugt war, nie sterben zu wollen und schon gar nicht so, obwohl..., aber sehen Sie selbst: www.alicehofer.ch/


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das muss man haben: ein archiv mit schlamassel der woche: street parade bildern (2002) der und die post von sandro cavegn Mittwoch, 8. August 2012, 15:23 Von Dr. Henrik Petro «Was kuckst Du so traurig?» «Weil am Samstag wieder Street Parade ist.» «Ach, und das macht dich traurig? Warum denn?» «Weil es mich daran erinnert, dass ich die Liebe meines Lebens verloren habe.» «Echt so?» «Echt so.» «Was ist passiert? Erzähl!» «Also gut. Es war 2002, da hat es doch so furchtbar geregnet. Ich hatte gar nicht so Lust, an die Parade zu gehen. Ich hatte schon eine Pille drin - und spürte nix. Also schmiss ich eine zweite hinterher.» «Echt so?» «Echt so.» «Und was ist dann passiert?» «Ich warf eine dritte und eine vierte hinterher. Und als ich gerade enttäuscht nach

Hause gehen wollte, stand sie plötzlich vor mir. Die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Ein Engel.» «Echt so?» «Echt so.» «Und was ist dann passiert?» «Wir haben getanzt und getanzt und getanzt... Sie hat sich soooo schön bewegt! Ich hatte nur noch Augen für sie!» «Echt so?» «Echt so.» «Und was ist dann passiert?» «Dann hab ich gefragt, ob sie mit zu mir kommen würde.» «Echt so?» «Echt so.» «Und was ist dann passiert?» «Sie hat «Ja» gesagt. «Echt so?» «Echt so.»

gendwann eingeschlafen. Und als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, kam dann der totale Schock: in meinem Bett lag eine komplett andere Frau! Aber sowas von komplett anders!» «Echt so?» «Echt so.»

«Und was ist dann passiert?» «Ich erlebte die schönste Nacht meines Lebens. Wir haben gekuschelt und geschmust und uns schöne Sachen gesagt... die ganze Nacht.» «Echt so?» «Echt so.» «Und was ist dann passiert?» «Dann bin ich ir-

«Echt so?» «Echt so.» «Und das krasseste ist: die haben der Trulla, die sie mir statt meinem Engel ins Bett gelegt haben, irgendwie eine Hirnprogrammierung verpasst.» «Wieso?» «Na weil die Trulla alles wusste, was mein Engel und ich am Vorabend gemacht und gesagt haben.» «Scheiss Aliens!» «Du sagst es... Scheiss Aliens!»

«Verdammt, was war passiert?» «Ich bin ganz sicher, das waren Aliens! Die haben ein ganz fieses Experiment mit mir gemacht. Die haben, während ich schlief, meinen Engel gekidnappt und mir eine andere Frau hingelegt.» «Echt so?» «Echt so.» «Und warum sollten die das tun?» «Na um mich aus wissenschaftlichen Gründen zu beobachten, wie ich darauf reagieren würde.»

© Fotos: Blazenka Kostolna

Montag, 3. September 2012, 08:50 Von Dr. Kaspar Isler. Das Wort Post birgt im modernen Neudeutsch bekanntlich eine Doppeldeutigkeit. Einerseits wird mit Post traditionell die Zulieferung von Briefen und Paketen bezeichnet, andererseits kann der Begriff neuerdings auch für einen Eintrag in diesem blauen, asozialen Netzwerk stehen. Diese Woche habe ich gleich im doppelten Sinne Post gekriegt. Und das erst noch von Sandro Cavegn. Ja, das ist der, der jetzt behaupten darf, der hübscheste Knabe im Land zu sein. Nun, ich persönlich freue ich mich darüber, wenn einer Manns genug ist, mit Satire umzugehen und sogar darauf eingeht. Das lässt auf deutlich mehr Cochones schliessen, als beispielsweise beim röhrenden Stadt-Hirsch, der sofort ein Rudel Advokaten aus dem Zwinger lässt, wenn unsereins nicht mit Hofknicks und Handkuss über ihn berichtet. So weit, so gut: Der Sandro konnte beweisen, dass er Humor und Eier hat und ein paar hundert Hardcore-GlückspostAbonnenten haben auf seinem Profil nun den Link zu unserer Schreibstube gesehen. Prima gelaufen, denken Sie. Nun, der Verlierer bei der Geschichte ist meine Wenigkeit. Ausnahmsweise wollte ich nett sein – und habe mich damit in ein knietiefes Schlamassel manövriert. Die, von meinen Kult-Redaktionsgschpändli hochsterilisierte Sympathie, zu unserem Beauty-Maskottchen kratzt gerade mächtig an meinem Image. Meine Streetcre-

dibility ist nämlich noch etwa so hoch, wie der Kontostand des griechischen Altervorsorge-Fonds. (Falls Sie eher der Jersey-Shore als der Handelsbilanz-TV-Typ sind: Das heisst hart im Minus!) Ah, Kaspar, sagen sie. Das ist doch der unter euch kultigen Szenis, der öffentlich mit dem Mister Schweiz sympathisiert. Wie uncool! Doch nicht nur mein Ansehen leidet. Konnte ich bei abendlichen Flirtattacken meine Kult-Kolumne noch lässig als schweres Geschütz aus meiner Ichwill-dich-zuerst-beeindrucken-und-dannnach-Hause-nehmen-Kanone schiessen, werden mir heuer stattdessen homoerotische Fantasien nachgesagt. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe absolut nichts gegen Homo Sapiens, die mehr Homo als Sapiens sind. Nein, Buben die gerne den Hintereingang nehmen, sind mir sogar sympathisch; So hält sich das Gedränge an den vorderen Flügeltüren wenigstens in Grenzen. Doch bevor ich mich im Vergleich von Hauseingängen und Körperöffnungen verliere, möchte ich dir eines sagen, werter Sandro Cavegn: Du bist Schuld! Wenn sich mein Umfeld also bis in ein paar Wochen nicht beruhigt hat, musst du mich künftig an deine Häppli-Partys mitschleppen und allen sagen ich sei der Typ, der amigs die Badewanne putzt, bevor die in der SI abgelichteten Cervelats fürs Shooting reinsteigen (oder was man halt sonst so sagt, um in deiner Szene Frauen zu beeindrucken). Du hörst von mir. Kaspar.

neulich vor dem autogrill Freitag, 21. September 2012, 07:25 | Von Dr. Midi Gottet. Tschuldigung, chame das tsch, tsch?


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also momentan verstehe ich die männer überhaupt nicht mehr! Samstag, 1. September 2012, 08:56 Von Dr. Marianne Weissberg. Kann sie mir

jemand BITTE erklären? Das wäre eigentlich mein einziges Anliegen für heute.

babe of the week Montag, 3. September 2012, 14:12. Von Dr. Stefan Birri. Party: Switch Location: Kaufleuten, Zürich Hier findest du alle Nice Girls: zuerich.usgang.ch/picturecategory.php?page=0&n=1

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: jaguar. Sonntag, 2. September 2012, 10:15.Von Dr. Reinhold Weber. Mit einem Augenzwinkern ist negativ positiv. Aber hierzulande (leider) nicht erlaubt. Man könnte es ja dennoch einmal versuchen. :)

wolken – aber kein himmel Freitag, 31. August 2012, 11:52 Von Dr. Christian Platz. Wolken über der Hacienda der Träume. Wolken - aber kein Himmel. Nur blauer Samt – und der Mond ist heute aus Gips gemacht. Genauso wie die Gefühle. Und am Meer steht dieses Traumhaus natürlich. Da gehören Sirenengesänge mit zum Gesamtpaket. Komplett mit pitch correction und einem elektronischen Beat im Hintergrund. So singen sie gerade „A Song for Europe“ von Roxy Music. Ich kann die Sirenen von meiner Veranda aus sehen. Wie sie dekorativ auf ihrem Felsen sitzen. ihre Silhouetten sind enorm sexy. Wenn ich die Ladies der See allerdings durch mein Fernglas betrachte – und das Ding auf gaaanz scharf stelle – kann ich rund um ihre massiven Brüste Operationsnarben erkennen. Das turnt mich nicht unbedingt an: Poseidon macht jetzt also auch schon auf plastische Chirurgie, denke ich. Während die Dame redet, die heute bei mir zu Besuch weilt. Und redet. Endlos... Haremstanz Ich war einst in diese Dame verliebt gewesen. Damals war sie aber mit Melchior zusammen. Später hätte ich immer noch ja gesagt. Aber da war sie mit Iwein zusammen. Heute trage ich ihretwegen lediglich noch eine Narbe im Herzen, die manchmal schmerzt, vor allem wenn es schneit. Aber seit ich mir in einer sündhaft teuren Privatklinik die Hälfte der Zirbeldrüse habe entfernen lassen, es war eine aufwendige und ausserordentlich blutige Operation, spüre ich nicht mehr so viel. Ein bisschen Voyeurismus ist geblieben – und ein Hauch von Nostalgie. Deshalb haben wir folgendes abgemacht: Sie quatscht mich voll – und tanzt für mich gleichzeitig jenen Haremstanz, den Salome damals in der Bibel für Johannes den Täufer gegeben hat. Und wenn dann alle Schleier gefallen sind, macht sie halt mit dem Marshmallow-Tanz weiter... New Orleans-Modus Der elektronische Beat unter den Sirenenstimmen hat nun auf einen polyrhythmischen New-Orleans-Modus umgeschaltet, der eindeutig auf Snooks Eaglin’s „Baby, you can get your gun“ basiert – was sich zum Haremstanz ja ganz gut macht. Und dazu singen die Ladies seltsamerweise jenen Text von den Puppini Sisters, der mich einst verfolgt hat, weil er auf einem Kathmandu-Flug der Quatar Airways im Programm des Unterhaltungssystems präsent ward: „I tried new positions/I learned his friends names/I made myself sit through football games...“ Meine Dame erzählt und erzählt also (und tanzt und tanzt dazu) die seltsame Geschichte ihres Liebeslebens. Einen Epos, liebe Gemeinde. Ich kann die Geschichten nicht im Wortlaut nacherzählen – sonst würde ich ein halbes Buch damit füllen. Ich erzähle sie in meinen eigenen Worten – und fülle deshalb nur ein Viertel-Buch... Die Grenzwächter des Anstands Ihr intimes, ihr sexuelles Ich liebe ja durchaus die Unterwerfung, das Devote, bis zu einem gewissen Grad, berichtet sie. Doch nicht so grenzenlos, wie Melchior seine Beherrschungsexzesse mit ihr getrieben habe. Für sie müsse es immer mit gekonnter, angenehmer Verführung beginnen, in einer Stimmung eines spielerischen Vertrauens-Tests, die sich mit der Zeit dann gerne in eine schmutzigere Tonlage hinunter schrauben dürfe. Bis die imaginären Grenzwächter des Anstands, von dieser räudigen tiefen Melodie ein-

gelullt, Ihre Barrieren schliesslich öffnen würden. Im folgenden Rausch geniesse sie gerne die Phantasie beispielsweise das Lustspielzeug eines, in seiner Verkommenheit einfallsreichen, aber auf eine raue Art attraktiven Piratenfürsten zu sein, der über eine tüchtige Ladung dreckiger sexueller Energie verfüge, die ihn immer wieder auf neue ausgefallene Ideen bringe, welche er ihr zunächst genüsslich schildere, in einer Sprache, die vor Obszönität nur so triefe, um sie dann sogleich in die Realität umzusetzen. Emotional rund Sie fühle sich dabei gerne als entführtes, feines Mädchen aus gutem Hause, das sich diesen schmutzigen Dingen schamhaft, aber insgeheim noch so lüstern ergebe, das halt alles genauso erfüllen müsse, wie es ihm der unheimliche Mann auftrage. Und wenn die Sache mal ein Bisschen weh täte sei dies dann gleich noch die - auch irgendwie befriedigende - Strafe, welche das feine Mädchen für den heimlichen Genuss solch schmutziger Vorgänge verdient habe. Eine emotional runde Sache also. Am Ende der Sexgeschichte wolle sie von ihrem Mann aber beschützend in die Arme genommen, getröstet, gestreichelt werden. Sodann möchte sie - als resolute, gescheite, moderne Frau - in einem, durch das intime Ritual emotional gereinigten Alltag wieder willkommen geheissen werden. Und dies bitte respektvoll, nach erfolgtem kontrollierbaren Tauchgang in die Tiefen des Ozeans der Lüsternheit. Inzwischen ist der Schleiertanz meiner Dame beendet – kein Schleier mehr da – der Marshmallow-Tanz beginnt also – und die Story geht weiter. Die Sirenen geben jetzt übrigens „Heaven“ von den Talking Heads zum Besten... Teufelsgeneral ihrer Sexualität Mit Melchior sei das Abtauchen am Anfang rauschhaft und wundervoll gewesen. Später sei jedoch alles irgendwie entglitten, sie habe sich in absurd, ja grotesk anmutenden Bereichen der Realität wieder gefunden, einem vorher nie gekannten Theater der Grausamkeiten sowie der exzessiven Unterwerfungsgeschichten ausgesetzt. Melchior sei zum Teufelsgeneral ihrer Sexualität avanciert. Sie habe ihre innere Mitte verloren, ihr Realitätssinn sei ins Wanken geraten – und nur das Saufen und die Einnahme vieler, allzu vieler Drogen hätten ihr ein Aushalten dieser Situationshölle ermöglicht. Bis sie dann mit Melchior habe brechen musste, was sehr schwer gewesen sei. Der rote Alarmknopf Mit Iwein sei sie dann entschieden we-

niger tief hinab getaucht. Der sei halt nur ein kleines Bisschen dominant. Die Teddy-Bär-Ausgabe eines gefährlichen Motherfuckers gewissermassen, Sir Stephen im Mini-Me-Format. Ihr Gesamtempfinden sei mit dieser gemässigten Variante um einiges angenehmer geworden, so empfinde sie jedenfalls zumeist. Nur manchmal würde jener rote Alarmknopf tief in der perversen Zone ihres Inneren aufleuchten, der dann auch ganz dringend gedrückt werden wolle. Irgendeine starke Macht aus unauslotbaren Seelentiefen wolle sie immer wieder in jene Hochrisikozone ihrer Libido treiben, die sie mit Melchior doch verlassen habe. Oder etwa nicht? Doch habe sie den Impuls, auf diesen Alarmknopf zu drücken - und damit die entsprechenden sexuellen Konsequenzen auszulösen, so wie ein mächtiger Präsident per Knopfdruck eine nukleare Katastrophe auslösen könne -, nun fünf Jahre lang jeweils mit Hilfe schmutziger Fantasien und Tagträumereien erfolgreich wieder zum Erlöschen bringen können... Bis jetzt... Kopf ab! Ich muss - während den Erzählungen der Dame - eingeschlafen sein. Wie ich am Morgen aufwache, sind die Sirenen verstummt. Ich öffne meine Augen und sehe meinen Körper kopflos in einem jener Pfauenledersessel sitzen, welche die Veranda der Traum-Hacienda zu einem gemütlichen Ort machen. Ich schliesse daraus – sowie aus dem Blickwinkel, aus dem sich mir diese Szene offenbart -, dass mich jemand im Schlaf enthauptet haben muss. - Kopf liegt also auf dem Verandaboden, Körper hängt im Sessel. Eine neue Situation. Ich werde mich daran gewöhnen. Mit der Zunge fahre ich nun gierig über den Verandaboden, erwische einen fetten Marshmallow, transportiere ihn in meinen Mund und klemme ihn zwischen die Zähne...


The CurTain will fall 26.01.2013

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internatonal radio festival: so klingt die welt

partymarder der woche Montag, 17. September 2012, 16:34. Von Dr. Alex Flach. Vorneweg: Ihn rechts hatten wir schonmal. Daher gehen wir auch nicht detaillierter auf ihn ein, auch wenn er es alleine der Augenbrauen wegen verdienen würde. Also kommen wir direkt zu ihm links. Lieber Leser... wir sind ja nicht bei Greenpeace, aber da muss man ja auch nicht Mitglied sein um zu wissen, dass man sich für den Clubgang keine toten Biber, Bären oder Marder um den Hals hängt - schon gar nicht wenn unten noch die eiskalten Pfötchen dran hängen. Auch wenn das Tier eines natürlichen Todes (auf der Autobahn oder so) gestorben ist, sollte man nicht umdrehen, das Vieh vom Asphalt kratzen und dann sein Fell zur Aufpeppung des eigenen Outfits verwenden. Nicht nur weil Pelz tragen Gewissensfrage ist, sondern auch weil´s wirklich, wirklich scheisse aussieht. Ausser natürlich man ist ein Neandertaler und der Winter gerade saukalt. Dann geht´s. Sollte er links, wider Erwarten, ein Neandertaler sein, dann würden wir uns daher

Montag, 10. September 2012, 14:28 Von Dr. Kaspar Isler. Vom 12.–16. September verwandelt sich das Zürcher Schloss Sihlberg in ein Mekka für Musikliebhaber: Das INTERNATIONAL RADIO FESTIVAL öffnet seine Pforten fünf Tage lang täglich von 10:00 Uhr - 24:00 Uhr, um Radiomacher aus allen fünf Kontinenten zu empfangen und gemeinsam das meistkonsumierte Medium der Welt zu zelebrieren. Seit 2010 haben die Gründer vom INTERNATIONAL RADIO FESTIVAL bereits über 100 Radiomacher aus aller Welt vereint. Kaum zurückgekehrt von der gefeierten Pop-Up-Edition des Zürcher Festivals im House of Switzerland an der Londoner Sommerolympiade, laden Miguel Alvarez und Darryl von Däniken nun bereits zur dritten IRF-Ausgabe ins Schloss Sihlberg. Aus der ganzen Welt reisen Moderatoren und Radiojockeys an, um in Zürich live On Air ihre Radiostationen zu repräsentieren – von Ibiza nach London, von Helsinki bis nach Mumbai. Bereits am Montag, den 10. September, geben Schweizer Radiogrössen in der Urbano Lounge im Sihlcity den Startschuss für die wohl musikalischste Woche des Jahres. Am 12. September folgt ab 18:00 Uhr die Opening-Night im Schloss Sihlberg. Empfangbar ist das Festivalradio unter anderem auf 104.1 MHZ (Zürich Nord) und 96.9 MHZ (Zürich Süd). Gemeinsam mit bekannten Köpfen der Schweizer Rundfunkbranche, lässt das Festival die Schweiz hören, wie die Welt klingt. Das INTERNATIONAL RADIO FESTIVAL ist nicht nur für Insider und Branchenkenner gedacht: «Wir haben uns entschieden das Schloss während des gesamten Festivals für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen», verrät Mitgründer Miguel Alvarez im Gespräch. Darryl von Däniken ergänzt: «Trotz unseres aufwendigen Programmes verzichten wir auf kostenpflichtigen Eintritt, damit allen Interessierten ein kostenloser Blick hinter die Kulissen des Mediums Musikradio ermöglicht werden kann», so der Festival-Partner . Ein Festival für alle Sinne Parallel zum bunt gemischten Clash der Radio-Nationen und Musik-Kulturen,

wartet das Radiofestival mit diversen B2BEvents, einer Award-Verleihung, einem kostenlosen Dinner, einem DJ-Flohmarkt mit Nightlife-Pionier Dani König, zwei hochkarätig besetzten Afterpartys im Club Cabaret und einem exklusiven Schlossgarten-Brunch auf. Zudem lädt Sternekoch Stefan Schüller mit einem reichhaltigen Essens- und Getränkeangebot zum Verweilen ein. Täglich kredenzt der Spitzengastronom kulinarische Köstlichkeiten vom Grill. Von 11:00 Uhr bis 14:00 Uhr lockt ein köstlicher Lunch, abends von 19:00 Uhr bis 22:00 Uhr lädt das Schloss Sihlberg zum gemütlichen Abendessen. And the Winner is... «SOUNDS!» von DRS3 Den Festival-Machern ist es eine grosse Freude, den diesjährigen Award-Gewinner in der Kategorie «Best Swiss Radioshow» bereits bekannt zu geben: DRS 3 gewinnt den begehrten Preis mit dem Format «Sounds!», das seit 35 Jahren von über einer Million Hörer konsumiert wird. «Sounds!» wartet von Montag bis Freitag jeweils von 22:00 - 24:00 Uhr mit den besten Neuerscheinungen auf – von Rock, über Electronica, von Hip-Hop zu Breakbeats. «Mit einer Radioshow, die sich auch mal auf Pfade abseits des Mainstreams wagt, wurde mit der DRS3Musikredaktion ein würdiger Gewinner gefunden», begründet Miguel Alvarez die Wahl des Preisträgers. Um dieser herausragenden Leistung Tribut zu zollen, wird der erste Festivaltag am 12. September vollumfänglich vom «Sounds!»-AllstarsTeam gestaltet, welches abends den Award entgegennehmen darf. Content ist King – Das IRF B2B Forum Mit dem facettenreichen Rahmenprogramm kommt beim INTERNATIONAL RADIO FESTIVAL der UnterhaltungsFaktor nicht zu kurz. Der Fokus der Festivitäten liegt aber klar auf der Musik. Dies zeigt sich auch bei der Auswahl der geladenen Ehrengäste: So werden unter anderem Grammy & Oscar Gewinner Robert Kraft (Präsident Fox Music), Scott Cohen (The Orchard, Lieferant von iTunes), Gogi Gupta (Gupta Media, Social Media

Manager von Lady Gaga) und James Cridland (britischer Radio-Futorologe) erwartet. Als Hauptmoderatoren durch das gesamte Festivalprogramm führen die charmante Radiostimme Gabby Sanderson (Ibiza Rocks) und der englische Kult-Moderator Normski (Kiss FM). Ebenfalls live mit dabei sind die Radiostationen BBC One (London), Lush FM (Singapur), Byte FM (Hamburg), Red FM (Mumbai), China Radio International (Peking), Radio Basso (Helsinki), 100 FM (Israel) und viele mehr. Am Freitag in London - am Samstag in Ibiza Anschliessend an den Tag im Schloss, lädt am Freitag der Zürcher Cabaret Club zur offiziellen IRF-Afterparty. Die legendäre Delegation des Londoner Radiosenders FLEX.FM übernimmt für eine Nacht das Kommando hinter den Decks. Unter dem Motto DUBSTEP - IT‘S A LONDON THING lassen sie die Kirche für einmal nicht im Dorf, sondern holen die besten Sounds aus der Stadt, wo der grosse Ben steht, direkt nach Zürich. Die heimische Ehre der Dubstep-Liga wird von Guyus, Dubexmachina, Truedat und Bigger Boss verteidigt. Auch wenn am Samstagabend gegen 24:00 im Schloss Sihlberg die Regler langsam runtergefahren werden, ist der Tag deshalb noch längst nicht zu Ende. Die letzte Nacht vom INTERNATIONAL RADIO FESTIVAL warten wir mit einem besonderen Schmankerl auf: Das Team von RADIO IBIZA SONICA lädt zum Abschieds-Tanz im Cabaret. Romantischer Slow-Dance? Nein Danke. Die Radioperle für elektronische Musik hat einige ihrer besten Plattendreher entsandt, um mit ibizenkischem Temperament bis zum Morgengrauen die Puppen tanzen zu lassen. Zusätzlich sorgen die Schweizer Spezialgäste Adriatique und die Drumpoet Community für Stimmung. Nicht verpassen: Offizieller IRF Eröffnungs Abend am Mittwoch 12 Sep, von 18:00-22:00 Uhr. Alle Informationen zum Festival-Programm finden Sie unter: www.internationalradiofestival.com/programme-2/ Die detaillierten Angaben zu den B2BEvents finden Sie unter: www.internationalradiofestival.com/b2b-forum/

natürlich für unsere heilige Ansicht, dass dies das idiotischste Outfit seit Beginn dieser Reihe ist, entschuldigen. Sonst aber keinesfalls, nie und nimmer und in diesem Leben nicht. Ah ja: Wir gratulieren dem Krienser Club Vegas zur Eröffnung und auch zu seinem Publikum.

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: gegen alkohol am steuer. Sonntag, 16. September 2012, 10:37 Von Dr. Reinhold Weber. Erhobene Zeigefinder. Ermahnungen, Belehrungen, Verodnungen, Gesetze und Verbote. Blasröhrli im Auto. Sek-

tiererische Appelle. Nützt eh nix. Dann lieber ein augenzwinkernder Wink, der mich zum Schmunzeln und Nachdenken bringt. Und der mir – bis heute, wie man sieht – geblieben ist.


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Dezember 2012

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nachruf – äh – schlag: urban shamanism – voodoo die zwote

Dienstag, 18. September 2012, 14:52 Von Dr. Christian Platz Seltsam, aber so steht es geschrieben: Nach meiner kleinen Voodoo-Reportage, die ich neulich in diesem formidablen Medium platzieren durfte, habe ich derart viele Anfragen und Nachfragen von interessierten, lieben Leuten bekommen, dass ich nun meinerseits einen Nachschlag verfasst habe, der einige Punkte heimbringt – heim, in die Zone der Zwielichts... Hier also nochmals einige Hintergründe und Erkenntnisse und sonstige Hirnfürze zum schönen Thema der afro-karibischen Anderswelt... Aber Achtung: Der Doktor hat geladen, diesmal war‘s Rum – aus Anlass... Schwarze Krähenfedern, Pfeffer, in Rum eingelegt, und Staub von einem Grab den habe ich vorgestern auf dem grossen Friedhof vor der Stadt zusammengewischt -, verrührt mit frischem Ziegenblut, direkt ab Schlagader, verteile ich auf meinem mächtigen Altar; in meinem kleinen Zimmer, in einer kleinen Stadt, im meinem kleinen Heimatland: Der Schweiz. In meinem kleinen Leben Pfeffer und Rum riechen streng, so früh am morgen. Aber es muss sein. Das Büro wartet. Vor der Arbeit muss ich noch diese kleine religiöse Übung vollbringen. Ich habe ein gar garstiges Problemchen, mit dem ich Sie an dieser Stelle keineswegs langweilen will, in meinem kleinen Leben. Jetzt brauche ich eine Idee, Anregung, eine Lösung: Aus dem Jenseits. Die Natur des Problemchens verlangt es, dass ich mich an Papa Gede wende, die Loa des Todes und der Sexualität: Er wohnt auf Friedhöfen. Meistens unter dem höchsten Kreuz. Pou Gede Auf meinem Altar ist er natürlich vertreten, ne hübsche schwarze Statue von Saint Gerard, die ich einst auf einem Flohmarkt in Manila erstanden habe. Ich streue also blutige Grabstaubklumpen über den Altar und leere den Pfefferrum in ein extra dafür bestimmtes Gefäss aus Speckstein, das ich mir einst in Togo besorgt habe. Dazu singe ich vor mich hin. In diesem Fall auf Kreolisch - ich beherrsche auch deutsche, englische, spanische, hebräische, lateinische und henochische Zauberformeln sowie noch ein paar besonders gemeine auf Sanskrit und Schweizerdeutsch; doch hier kommt die gehaltvolle kreolenfranzösische Bohnensuppe zum Einsatz: „Pou Gede, Lwa seks, Lwa fè bagay, Lwa lan mô. Papa tou Mo ki abité nan simitiè.Gede kap maché an ba kafou. Manjé, ma swè-a, ou minm ki gran gou. Aksepté ofran`nou. Antré nan kè nou, nan bra nou, nan jam`m nou. Antré vin`n danse avek nou.“ Zigarre Fröhlich hallt meine Stimme durch den kleinen, aber hohen Raum, der unter der Wucht dieser Silben duster, ja andersweltlich wird. Für einen kleinen Moment sehe ich Gede - unscharf - vor mir: Ein Skelettmännchen - schwarzen Zylinderhut auf dem Kopf, schwarzen, halb verwesten Frack am Leib, maliziöses Grinsen sowie eine gigantische Zigarre im Gesicht, weisse Handschuhe und mit einem reich verzierten hölzernen Gehstock in der Hand - winkt mir freundlich zu. Und, schwupps, bin ich wieder zurück, im

grauen Eidgenossenalltag gelandet. Aber mit einem guten Gefühl im Bauch (und anderswo), das mir sagt, dass Gede sich meines Problemleins gerne annehmen wird. Was ich da mache? Voodoo. Schon mal davon gehört? Zombies Ja, eben, werden Sie antworten, und etwas von Puppen und Nadeln faseln und von lebenden Toten, Zombies, die Menschenfleisch fressen. Kurz, Sie werden Klischees aneinander reihen, die die kolonialistischen Besetzer und Unterdrücker des afrokaribischen Raumes, unsere Vorfahren also, diese Sklavenschieber, nach Europa zurück gebracht haben. Puppen mit Nadeln durchstechen, nachdem man Haar oder sonstiges Material vom Körper eines Feindes in den Ton eingeknetet, in den Stoff eingenäht hat: Das gibt’s. Das ist gute alte europäische Hexerei, wie sie im Mittelalter von der Inquisition blutig bekämpft, aber nie ganz ausgerottet wurde. Zombies, die Menschenfleisch fressen....? Yes, die Houngans, die schwarzen Voodoo Hohepriester der dunklen Bizango-Welt, senden lebende Tote durch die Nacht um allerlei fröhliche Aufgaben und Aufträge zu erfüllen. Da kann durchaus mal ein Mördlein dabei sein - Liebe Gemeinde –, aber manchmal geht’s auch nur um’s Blumenausliefern... Diese Kreaturen essen aber kein Menschen-Tartar, sondern ernähren sich genügsam von Beschwörungsformeln, starkem Rum und Zigarrenrauch, der ihnen vom zuständigen Houngan regelmässig ins fahle Antlitz geblasen wird. In der wunderbaren Welt des Voodoo teilt sich die Menschenseele nämlich in zwei Einheiten auf: Den Ti Bon Ange - und den Gros Bon Ange (sinngemäss „kleiner guter Engel“ und „dicker guter Engel“). Der erstere ist für die Angelegenheiten des Geistes zuständig, der andere für das gute alte grobmotorische Wirken. Einen Zombie machst du, indem du den Gros Bon Ange eines Menschen fängst - in just jenem denkwürdigen Moment, in dem die Person das Zeitliche segnet - und in ein Tongefäss einsperrst (der Ti Bon Ange wird sich vom Acker machen, aber das kann dir schnuppe sein), dieses Gefäss sodann in Dein Bücherregal stellst und das Ding hervorholst, wenn Du einen diskreten Diener brauchst. Klingt ganz einfach; oder? So a bisserl nach Aladins Wunderlampe - nur halt ein klein wenig nekrophiler... Es ist aber eine recht komplexe ritualtechnische Angelegenheit, vergleichbar - wenn wir jetzt mal genreübergreifend an die Säcke wollen - mit den Sachen, die sie im Cern so machen, wenn der Tag lang ist. Und wenn ich diese Vorgänge hier genau beschreiben täte, wäre dieser verfluchte Text am Ende noch sieben mal länger als er es jetzt schon ist... Zudem will ich es nicht unbedingt schon wieder mit Interpol zu tun bekommen. Spirituelles Nitro-Glyzerin Menschenfressende Zombies stammen aus dem italienischen und italo-amerikanischen Kino, von verdienten Regisseuren wie Lucio Fulci, Umbi Lenzi oder George A. Romero erdacht und inszeniert, nicht

aus Voodooland. Voodoo, Bizango, Santeria, Macumba, GrisGris, Palo Majombe und Palo Monte sind Religionstypen, die in der Karibik, Mittel- und Südamerika sowie in den bösen, alten US of A (vor allem in New Orleans) Millionen von Anhängerinnen und Anhängern haben. Man nennt sie synkretistische Religionen, das heisst Misch-Religionen. Und diese Mischungen aus der Karibik sind besonders explosiv: Spirituelles Nitro-Glyzerin. Afrikanische Stammesreligionen von der Elfenbeinküste und aus dem Kongo haben sich in der Karibik, so liest man meistens, mit dem Katholizismus vermischt, der Religion brutaler Menschenhändler aus Europa. In Wirklichkeit ist es etwas anders: Das katholische Element dieser synkretistischen Religionen ist nämlich reines Tarnwerk. Spirituelle Camouflage! Folgende Situation Stellen sie sich mal folgende Situation vor: Sie werden aus ihrer Heimat verschleppt, müssen auf einer - Ihnen gänzlich unbekannten - Insel auf einer Plantage schuften, bekommen fast nix zu essen und werden auch noch regelmässig verprügelt, ausgepeitscht und auf sonst alle Weisen misshandelt, die dem menschlichen Geist in seinen dunkelsten kreativen Momenten einfallen. Wenn Sie sich dann am Feierarbend ein bisschen mit Ihrer Kultur, Ihrer Religion, Ihren Traditionen aus der schmerzlich vermissten Heimat trösten wollen, schreien die Sklavenhalter „Heide, Sünder, Gotteslästerer“. Lebendig häuten Und häuten Sie sodann zur Strafe lebendig (so machten’s die Franzosen in Haiti) oder garrotieren sie (diese langsame Würgtechnik war bei den gottesfürchtigen Spaniern in ihren Kolonien beliebt). Was tun? Die findigen Sklaven haben Folgendes getan. Sie haben ihren Pantheon der Götter und Genien aus Afrika, Loas (Vodoo, Bizango) oder Orishas (Santeria, Macumba, Palo) genannt, unter den Häuten von katholischen Heiligen versteckt. St. Antonius wird da etwa zu Elegguà (auch Eshu oder Exu), dem Götterboten, Herrscher über alle Strassen-Kreuzungen und Schutzpatron des Blues, der dem grossen Bluesheiligen Robert Johnson einst, in einer unheiligen Nacht, an einer in den Südstaaten der USA , das Gitarrespielen beigebracht hat. Elegguà wird – von weissen Leuten - gerne mit dem Teufel verwechselt. Dumpfbackendualismus Im Voodoo-, Santaria, Macumba-, PaloUniversum gibt’s und brauchts jedoch keinen Teufel. Das sind Religionen, die ein realistisches, differenziertes Konzept vom Sein, von Welt und Kosmos haben, ähnlich den antiken Religionen der Griechen, Römer, Ägypter – oder in Entenhausen: Anstelle eines fanatischen Dumpbackendualismus, wie er die christliche Welt beherrscht. Metallurgico Oggun, die Orisha/Loa der Chirurgen, Polizisten und Soldaten, ein furchterregender dämonischer Metallurge, der uns vor Verbrechen schützen, aber auch

schreckliche Unfälle verursachen kann, verbirgt sich hinter dem heiligen Petrus. Chango, der James Brown unter den Voodoo-Genien, stolzer Donnergott, Arsch tretend, Titten knetend, sein Symbol ist die Doppelaxt, wird mit der zarten Santa Barbara synkretisiert. Oshun, die wunderbare Herrscherin über Flüsse, und Schutzpatronin von Cuba, schaut uns vom Santeria-Altar als unsere liebe, wohltätige Jungfrau Maria entgegen. Sie ist allerdings nicht so keusch, wie ihr katholisches Kostüm, denn sie ist auch Göttin der Erotik, afrokaribische Venus. Denn Erotik, liebe Leute, ist in der Voodoo-Macumba-Santeria-Welt kein Pfad in die Hölle, sondern eine heilige Angelegenheit (kein Wunder, dass Katholiken und evangelikale Christen Voodoo und Verwandtes besonders schlimm finden). Kontakt Hunderte von Loas/Orishas gibts im afrokaribischen Götterhaus. Keine davon ist, im christlich-abendländischen Sinne, einfach gut oder bös. Sie sind widersprüchlich, komplex - wie die Menschen, wie die Natur. Und das Schönste daran ist, dass diese Wesen, die alle vom Obergott Oloddumare (auch Olofi oder Olofin) erschaffen wurden, jederzeit von ihren Anhängerinnen und Anhängern kontaktiert werden können. Auf mehrere Arten. Drei Trommeln Einerseits werden sie mittels einem Orakel befragt, das aus einem Set von Muscheln oder Steinen besteht. Dann gibt es eben verschiedene Rituale, mit denen man sich der Gunst dieser herrlichen Entitäten versichern kann. Die kosmische Energie, die du von den Loas/Orishas erhalten kannst, heisst Ashé. Doch das gibt‘s nicht etwa gratis - wer Ashé will muss dafür Ebbo, Opfer, geben. Genau das haben wir am Anfang dieses Artikels am Altar gemacht. Diese Götter sind nämlich scharf auf Dinge aus der materiellen Welt: Zigarren, Pornos, Rum oder Florida Water, Spielsachen, Speis und Trank sowie ab und zu auf ein schwarzes oder weisses Hünchen - und andere schöne Sachen. Die

dritte Art, mit diesen funky Kräften aus der Anderswelt in Kontakt zu kommen, ist künstlerisch-musikalisch. Drei Trommeln, eine kleine, eine mittlere und eine grosse, werden geschlagen. In überlieferten archaischen Rhythmen, die durchaus die älteste Grundlage von Rhythm&Blues, Soul, Funk, Rock und Jazz darstellen. Dazu tanzt die aufgestellte Gemeinde wie verrückt. Plötzlich wird eine Tänzerin, ein Tänzer von einer Loa geritten, verwandelt sich gleichsam in die Gottheit: Da heben kleine Frauen plötzlich Zentnergewichte hoch, ne Oma kaut Glasscherben, ohne sich zu verletzen, der achtzigjährige Onkel macht Luftsprünge, die er nicht einmal mit 18 beherrscht hätte. Eine übermütige Welt. Carnival Wie kommt man nun als falscher Doktor (und falscher katholischer Geistlicher, wie ich an dieser Stelle betont haben möchte) dazu, in einem kleinen Zimmer, in einer kleinen Stadt, im kleinen Ländlein Schweiz einen Voodoo Altar zu betreiben? Ganz einfach. Der Blues hat ihn ins Haus gebracht. Die Sounds von Dr. John Mac Rebbenack, The Meters, Robert Johnson und anderen heiligen Performern der ewigen Musik, haben Fragen aufgeworfen, die nur durch afro-karibische Religionen beantwortet wurden. Nach 25-jährigem Studium der Materie muss ich konstatieren: Voodoo tut gut. Besser als ehrfürchtiges Knien vor schweigenden Göttern. Lasst uns also, zum Abschied, die übermütigen Kräfte des Carnival beschwören, mit bunten Bändern, Konfetti, Rum, süssem Kuchen und einer goldenen Kokosnuss als Opfergaben: „Pou Kanaval: Mistè lespri-incané, lè Lwa-yo ap maché nan la ri. Aksepté ofran`nou. Antré nan kè nou, nan bra nou, nan jam`m nou. Antré vin`n dansé avek nou.“ Und das Ritual vom Anfang? Werden Sie jetzt fragen. Hat‘s geklappt? Jawohl, darf ich sagen, hundertprozentig, aber Sie können sich nicht vorstellen, wie sauer meine Alte deswegen jetzt auf mich ist... www.youtube.com/watch?v=IhOqtCuP1yQ


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Dezember 2012

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Dezember 2012

züri-lätsch :-((((((

Montag, 27. August 2012, 09:47 Von Dr. Marianne Weissberg Ich war vorhin in der Schtatt unterwegs, und weil ich in Roli’s Lädeli einen so herrlich duftenden Buureschüblig und ein richtig gutaussehendes (und auch noch gut seiendes) Brot gepostet hatte, war ich voller Vorfreude auf einen richtig guten Zvieri. Und da kommt einem das Lächeln automatisch ins Gesicht. Und überhaupt war mir so richtig gut drauf zumute. Ein paar dumme Dinge abgesägt, ein paar neue Abenteuer ahoi vor mir, dann war Samstagnachmittag, es war sonnig, mein Vater selig hätte heute einen runden Geburtstag gehabt. Kurzum, ich sah fröhlich

drein und alle, die mir entgegenkamen fröhlich an. Und da fiel es mir pätsch auf: In Züri machen 99.9 Prozehnt der Leute, die da unterwegs sind, einen Lätsch. Also einen sauren Stein, also eine stiere Miene. Ich dachte, das kann doch nicht sein, liegts gar an mir, musterte mich schnell von oben bis unten: nein, ich war heute nachmittag sehr hübsch unterwegs, aber nicht so auf einschüchternd cool attraktiv, nein, einfach sauber und nett. Und auch die Haushündin, allseits beliebt, sah so herzig wie immer aus. Okay, ich könnte mir ja noch ein wenig mehr Mühe geben, dachte ich, jetzt lächle ich einfach mal alle breit

an, die, die an mir vorbeispazieren, joggen, velofahren, die Alleinigen, die Päärli, die Familien. Und da wurde es grad noch schlimmer. Die Manöver, an meinem Lächeln vorbeizuschauen, es zu ignorieren, durch mich hindurchzusehen mittels Lätsch, der schon wie eine Speerspitze wirkte, weil quasi DreifachichboykottieredeinlächelnLätschmanöver. Und da dachte ich, was ist denn los mit diesen Leuten hier in ZüriSchtatt, niemand geht doch in Lumpen, wirkt verhungert? Alle haben doch teure Klamotten, extravagante Velos, es ist doch noch Sommer, wir haben schön Sonne und nicht etwa Weltuntergang! Wieso kann fast niemand die Schnurre etwas nach oben ziehen und fröhlich aussehen? Haben die alle als Hobby das Lätschziehen oder was ist los? Doch zwei haben zurückgelächelt, fast entsetzt ob sich selbst, dass sie sowas gemacht haben. Einer trug ein rosa Shirt, einer war so ein kleiner hemdkarrierter Italo. So sensationell war das, dass ich es mir merken und nun Ihnen verzellen kann. Also mir ist das eine Lehre, ich bin ab sofort aktiv Antilätscherin, dann sind wir nämlich hier schon drei, die das können. Ah ja, meine Haushündin zählt auch dazu, sie ist immer gut drauf. Dann sind wir in Züri immerhin schon zahlreiche vier. Stellt mich grad auf ::::)))))))) P.S. Vielleicht könnte man sich ja auch einfach ein bisschen ansingen, so wie die zwei da aus der Operette „Das Land des Lächelns“:www.youtube.com/watch?v=kMHE6u57VT8&ture=rated

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der schöne mister hat ein unschönes problem: «bei stress kriege ich fieberblattern» Dienstag, 28. August 2012, 11:51 Von Dr. Midi Gottet. Hey, genau das behauptet ja auch La Winiger - aber beim neuen Mister Schweiz Sandro Cavegn klingt dieses Statement einfach weniger erotisch. Unser Herr Isler hat ja gerade erst in seiner öffentlichen Liebeserklärung an den Cavegn, dessen Geschäftssinn gelobt. Hallo? Ausser Zofirax springen nach dem Verkaufsknaller «Bei Stress kriege ich Fieberblattern» alle anderen Sponsoren

Überproduktion der natürlichen Mannessaftproduktion zurückzuführen ist, erfährt dann eine komplette Entladung, welche von Urologen in der Fachsprache auch

schneller vom Mister-Trittbrett als man „Herpes Simplex 2000“ röcheln kann. Noch schlimmere Auswirkungen als Stress haben beim neuen Mister scheinbar gleichgeschlechtliche, hocherotische Gefühle. Selbige können offensichtlich durch eine innige Umarmung von anderen Mistern ganz plötzlich auftreten. Die dadurch entstehende Plethora im Unterleib, welche wohl auf eine spontane

oft als „Selbst zugefügte Prostatektomie durch erektile Überfunktion“ bezeichnet wird. (Siehe Bild)

und morgen gehen wir einen schritt weiter: die jetzt noch brandaktuelle top5 der lebensmüdesten vollmorschen, die an den abgefucktesten orten sitzen als wär’s eine verdammte parkbank

Wir von kult.ch gratulieren Sandro Cavegn ganz herzlich zum Mister-Titel und wünschen uns, dass er auch weiterhin seinen Gefühlen freien Lauf lässt, denn was dabei herauskommt, finden wir - äh, sehr spannend.

blindes, kaltes stadtherz im august

Dienstag, 4. September 2012, 08:55. Von Dr. Midi Gottet. Und jetzt noch „Summersadness“ von Lana Del Rey laufen lassen und dann springen sie dem Sichelmann reihenweise entgegen.

Mittwoch, 29. August 2012, 14:47 Von Dr. Vanessa Kunz. Und wenn alles vorbei ist, was bleibt dann noch. Eine halbe Flasche billigen Wein und eine heisse Flimmerkiste. Es läuft die Dauerwerbesendung mit der männlichen Dauerwelle und ich könnt mir einen neuen Stützstrumpf kaufen. Sicher nicht jetzt. Schliesslich ist August, er weg und bald Winter. Ich hätte mir den gelben Vogel kaufen sollen, damit ich ihm sagen kann, wie verschissen er heute wieder aussieht. Die Flasche, keine Gläser. Zum Glück, kalte Stadtherzen sparen sich diese für anspruchsvolleren Besuch auf. Ich muss dann noch die Bettlatte ersetzen, oder beim nächsten Mal sagen, die Kinder waren wieder da. Es hätte bei weitem schlimmer kommen können, aber nicht mal die Mutter hat angerufen. Ich sollte langsam unter die Decke, weil diese Nacht wieder scheisse kalt werden wird. Die Rechnung, die geht immer auf, auch wenn’s einem dreckig geht. Ich bin dann der Unfall. Und er der, welcher für dieses eine Mal genauso betrunken war und noch einmal über mich drüberfuhr. Wie froh ich bin, dass das so ist, glaubt mir keiner. Aber so schaff ich’s sogar mit meiner Wunschliste durch. Am Ende fragt keiner, wieso, warum, echt jetzt. Schämen muss ich mich grad mal dafür, dass ich mir grad ernsthaft überlege, wie ein Blinder aussieht, wenn er heult und ob er das überhaupt kann. Ich hab keine Angst im Dunkeln, bin schliesslich auch irgendwie blind, wie alle anderen, dies mal mit der Liebe versucht haben. Aber es würd mir mehr Spass machen, mit jemandem zusammen im Dunkeln zu sein. Bettlatte hin oder her. Man könnt‘s ja auch auf dem Boden probieren.


BillyEve速

the new art and event brand from zurich. a combination of design, (r)evolution and spreading love.


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Dezember 2012

Seite sechzehn

sleepy sex – die erotische bettgeschichte Donnerstag, 30. August 2012, 14:24 Von Dr. Marianne Weissberg. Hast du dir schon immer Sex gewünscht, wenn du tief schläfst, dann aufwachst, weil…. Du schläfst, ich kann nicht mehr schlafen. Es ist in diesen Zwischenstunden, weder Nacht, noch Morgen, draussen ist noch dunkel. Ich trage irgend ein Pijama, ein altes, ganz weiches, ziehe einen Pulli drüber, eine Jacke, schlüpfe barfuss in meine Boots. Es ist mir egal, was ich anhabe, ich will nur zu dir. Ich fahre quer durch die Stadt zu deinem Haus und parke unten. Dann steige ich die Treppe hinauf, finde den Schlüssel und betrete deine Wohnung. Ich war noch nie da, weiss aber wo dein Zimmer ist. Ich mache kein Licht, und du merkst nicht, dass ich da bin. Aber du spürst es, denn du bewegst dich, dann drehst du dich auf die Seite und bist wieder ruhig. Ich ziehe mich aus, es ist wenig, mein Pijamaoberteil behalte ich an, öffne aber die Knöpfe, dann schlüpfe ich zu dir ins Bett. Ich lege mich hinter dich und fühle deine Schlafwärme. Ich lege einen Arm an deinen Rücken, mit der anderen Hand fahre ich ganz langsam, um dich nicht

zu erschrecken, unter dein T-Shirt und taste mich nach oben, bis ich einen Nippel finde, dann suche ich den anderen. Ich kenne dich noch nicht und ich muss erst erkunden, wie du dich anfühlst. Du stöhnst leise, beginnst aufzuwachen, ich beuge mich über dich und flüstere meinen Namen in dein Ohr und dass du stillliegen und weiterschlafen sollst. Ich muss leise lachen, denn ich bin sicher, das kannst du bald nicht mehr… so ruhig. Du bist überrascht, aber du spürst meine Körperwärme und liegst jetzt ganz still da. Ich erforsche weiter deinen Körper, fahre mit der Hand in deine Shorts, deiner Hüfte entlang, du seufzt und willst meine Hand nehmen, ich lasse es nicht zu, streichle jetzt deinen Oberschenkel, dann drehe ich dich langsam sachte um,

auf den Rücken und lege mich wie eine Katze auf dich, du spürst meinen Körper, die Hitze, die wie kleine Nadeln in deine Haut fährt. Du bist jetzt hart und willst mich umarmen, aber ich nehme deine Arme und halte sie fest. Dann beginne ich dich zu küssen, erst deinen Hals, fahre mit der Zunge ganz leicht in dein Ohr, warte ab, ob du das magst. Ja, du stöhnst und willst mehr. Ich küsse deine Mundwin-

wie es mir neulich beim glotzen des schweizer relevanzfarbfernseh beromünster die frisur veränderte und dem schweizer relevanzfarbfernseh beromünster die einschaltquote amten (?) der „Studienberatung Basel“. Der Screenshot zeigt ihn während eines Interviews in seinem Büro. Es herrschte übrigens entgegen dem, was das Foto suggerieren könnte, keinerlei Luftzug geschweige denn Seitenwind. Der Herr hat seine Haare immer so schön. Und auch bei dem, was er sagte, herrschte quasi Windstille. War tote Hose. Flaute. Na ja, ich hatte es jedenfalls nach gefühlten dreieinhalb Sekunden bereits wieder vergessen. Deshalb tat ich das, was ich in solchen Fällen immer tue: umschalten, aufstehen, noch einen Grappa holen. Mittwoch, 22. August 2012, 12:42 | Von Dr. Reinhold Weber. Es ist ein ganz normaler Donnerstagabend. Du setzt Dich mit einem Coretto Grappa gemütlich vor die Glotze, steckst dir eine Parisienne ins Gesicht, denkst nichts allzu Böses und bist gespannt auf die Nachrichten des Tages. Und was siehst du? Erstens nicht das, was du sehen willst: einigermassen pünktlich um zehn vor zehn „10 vor 10“. Sondern du siehst zweitens eine schleimigonduliert-geföhnte Ösi-Gurken-Combo.

Sie lässt vor der Kulisse der Altstadt von Luzern gerade ihren Ohrenschmalz aus den Lautsprechern triefen und beleidigt damit diese schöne Stadt bis auf den Grund der Reuss. Diese von der Programmdirektion offensichtlich für relevant befundene Sendung wurde übrigens um rund zehn Minuten überzogen und heisst „Schlagersommer“. Sie grenzt an Körperverletzung. Drittens siehst du dann in „10 vor 10“ einen Mitarbeiter/Experten/Berater/Be-

(r)umtrinken mit der paul ullrich ag Mittwoch, 29. August 2012, 08:10 Von Dr. Alex Flach. Promoparty nicht gleich Promoparty. Das weiss jeder, der regelmässig eine Einladung von einer PR-Agentur in seiner Mailbox liegen hat: Manchmal entpuppt sich der „super Apéro mit Häppli“ als stundenlange Infoveranstaltung samt Kuchengrafiken, an deren Ende eine bedauernswerte Praktikantin der ausrichtenden PR-Agentur den, überaus gelangweilten und entsprechend missmutigen, Anwesenden auf einem Blechtablett Mini-Canapés mit Thonpaste drauf servieren muss – für 1.50 CHF Stundenlohn, versteht sich. Aber sie lernt dabei ja was, die Praktikantin, und zwar, dass das Praktikantinnenleben hart und unterbezahlt ist. Die Paul Ullrich AG hat gezeigt, wie ein Promo-Anlass tatsächlich vonstatten gehen muss. Also: Erst bucht man sich

mit dem Fischers Fritz die wohl schönste See-Location überhaupt. Dann bucht man nicht etwa irgendeinen x-beliebigen Barkeeper, sondern die Barmeister der Kronenhalle, des Clouds, des Dolder Grand, des Jade, des Park Hyatt, des Widder und der Bar63, lässt sie im Vorfeld des Events einen eigenen Rum-Cocktail kreieren, den man dann seinen Gästen auf dem Rasen des Fischers Fritz in die Hand drückt. Dann holt man sich mit Lukee Lava noch den wohl besten Reggae-DJ des Landes, stellt schmucke Zelte und Sonnenschirme auf, gibt (für die Ewigdurstigen) auch noch Dirk Hany von Havana Club eine Bar und last but not least stellt man noch einem Grillmeister zwei, drei Zentner 1A Rindfleisch und ein paar Säcke Kohle für die Füsse. Wenn Sie, lieber Versicherungs-Marke-

tingchef, sich nun denken „Alles super, aber so kann man doch keine neue Vollkasko-Zusatzleistung einführen!“, dann haben Sie recht: So bringt man seiner Zielgruppe sein klasse Rum-Sortiment näher. Danke für den Kater, Paul Ullrich AG.

kel, öffne dann mit meiner Zunge deine Lippen und hole mir deine Zunge. Ich liege jetzt ganz dicht und schwer auf dir, du versuchst deine Shorts auszuziehen, ich lasse es nicht zu. Aber ich merke, dass ich dich wohl nicht länger festhalten kann, du bist stärker als ich. Du bist ein Mann, ich bin eine Frau, ich kann dich nur durch Raffinesse beherrschen. Ich fahre mit der einen Hand durch deine Haare, versuche dich im Nacken festzuhalten. Es geht nicht mehr, du drehst jetzt mich auf den Rücken, öffnest meine Pijama-Jacke und streifst sie mir über die Schultern, halb nach unten, dann küsst DU mich, und ich beginne beim Küssen leise zu stöhnen. Ich liebe deine noch etwas schlaftrunkenen, dann immer leidenschaftlicheren, immer tieferen Küsse. Wir beginnen zu schwit-

zen, es ist heiss in deinem Bett. Du öffnest meine Beine mit einem Knie, ich versuche mich zu wehren, aber du bist stärker als ich. Du bist ein Mann, ich bin eine Frau. Ich gebe nach und umfasse jetzt deinen Hintern, jetzt will ich dich genauso wie du mich willst. Tief in mir drin. Ich helfe dir, deine Shorts auszuziehen, alles, was wir noch anhaben, reissen wir fast schon verzweifelt vom Körper, alles fliegt weg. Dann öffne ich meine Beine weit und du stösst deinen harten Schwanz tief in meine Pussy. Ich bin so nass, dass es mir fast schon peinlich ist. Ich zerfliesse…. Das machst du mit mir! Ich kann nicht anders. Es ist jetzt Dämmerung draussen, im Zimmer so hell, dass wir uns ansehen können. Ich schaue in deine Augen, du in meine. Ich atme schnell, laut. Es ist dieser Moment, in dem nur du und ich existieren, du tief in mir drin – ein Mann und eine Frau - und dann…. Träum weiter Süsser von dem, was mit dir geschah in jenen Zwischenstunden, in denen ich auftauchte und in dein Bett schlüpfte…. Und ich träume von dem, was mir geschieht, wenn du dann zu mir kommst…wenn ich schlafe….

Das muss man haben

ein jubliläum, ein tempo-taschentuch, eine blaue fläche und eine simple schlagzeile. Mittwoch, 22. August 2012, 07:05. Von Dr. Reinhold Weber. Und fertig ist das kleine Meisterwerk. Gross!


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Dezember 2012

Das muss man nicht haben

eine gutmenschenbedienungsanleitung Freitag, 24. August 2012, 14:35 | Von Dr. Reinhold Weber. Streichle einen Schaffner. Küsse eine Politesse. Schenke deinem Kulturbeamten ein Lächeln und ab und zu ein paar Scheine. Ja, so wollen wir

Seite siebzehn

meine sommerkonzerte, rückblick 5: 11. juli 2012: b. b. king am live at sunset in zürich Samstag, 28. Juli 2012, 10:43 Von Dr. Rainer Kuhn. nach dem boss kommt der king. für mich das grösste highlight dieses konzertsommers. „live at sunset“, das juwel auf dem dolder, hat es möglich gemacht, dass ich den „godfather of blues“ doch noch einmal live erleben durfte, nachdem ich ihn vor zwei jahren in memphis und in nashville jeweils knapp verpasst hatte. exakt neunzig minuten ging das konzert, wobei die ersten fünfzehn und die letzten zehn minuten nur seine band spielte, und er von den verbleibenden fünfundsechzig minuten

zwanzig mit erzählen verbrachte. aber in der dreiviertelsunde, in denen er spielte und sang, konnte man gott spüren. auch

wenn er nicht mehr so kräftig und kraftvoll daherkam, seine gute seele lucille predigte reinste magie. er war so witzig, charmant, herzlich, dass das gesamte publikum ausnahmslos in ehrfurcht ersoff, und man tauchte erst wieder auf, in diesem kleinen tod, beim nachhause gehen, weil es vielleicht das letzte mal war, dass man dem grössten aller bluesmusiker gegenübersitzen konnte. p.s.: liebe frau hill, schauen sie sich herrn king doch mal an, wenn sie noch gelegenheit dazu haben. und lernen sie was. in sachen wahrer grösse und demut, zum beispiel.

californicreation

das passende kostüm um ein mittagessen in gefährlicher umgebung geniessen zu können Dienstag, 14. August 2012, 20:00, Von Dr. Midi Gottet. Wie der Volksmund schon sagt: Kleider machen Tiger.

Montag, 8. Oktober 2012, 09:35 Von Dr. Henrik Petro. Meinem Stammpublikum (Mami, Papi und die eine Stalkerin) dürfte aufgefallen sein, dass es einige Zeit her ist seit meinem letzten Beitrag. Der Grund ist folgender: Weil ich inzwischen berühmt war, wollte ich dasselbe tun, wie jede zweite Miss Schweiz auch: in Hollywood durchstarten! Denn ehrlich gesagt, hier in der Schweiz hat man zwar eine Zukunft als Finanzhai oder als Sven Epiney, nicht aber als begnadeter Schriftsteller, wie ich einer bin. Ich flog also in die USA, wo man mich mit offenen Armen empfangen und mein wahres Talent wertschätzen würde. Ich will nicht näher darauf eingehen, wie, aber ich hatte bald einmal einen Termin beim grössten und wichtigsten Drehbuchagenten Hollywoods: Benjamin Goldstaub, von seinen Freunden, die er reich und berühmt gemacht hatte, zärtlich „Benji“ genannt (und von jenen, mit denen er nicht zusammen arbeiten wollte, nicht minder respektvoll „son of a bitch“). Jetzt musste ich Benji nur noch ein paar meiner Plots pitchen und die ganz grosse Karriere und der ganz grosse Zaster gehörten mir. Es konnte nur ein Spaziergang werden. Dieser lief dann so ab: Benji: „Fünf Minuten, keine Sekunde mehr. Und wehe, Deine Ideen hauen mich nicht von den Socken!“ Ich: „Okay, also: ein 3D-Sci-Fi: Die Welt im Jahre 2099. Der junge Jura-Student Blake Trully macht in der Anwaltskanzlei seines Onkels ein Praktikum. Die Kanzlei hat den Auftrag, die friedliebenden Ureinwohner eines fruchtbaren und rohstoffreichen Planeten mit juristischen Winkelzügen vom Planeten zu vertreiben. Blake schlägt sich auf die Seite der Ureinwohner und verteidigt sie beim Weltbundesgericht. Den Film nennen wir: Avatalar! John Grisham…“ Benji (interessiert): „… wird das Drehbuch schreiben?“ Ich: „Nein, aber er wird den Film lieben!“ Benji (nicht ganz sicher, ob er das richtig verstanden hat, was gerade passiert ist): „Noch vier Minuten.“ Ich: „Okay, diese Idee wird Ihnen gefallen! - Es handelt sich um ein klassisches Sequel. Nach „Plötzlich Prinzessin“ und „Plötz-

lich Prinzessin 2“ machen wir: „Plötzlich Crackhure“. Anne Hathaway in einem Drama über den erschütternden Abstieg einer Promqueen zur Pornqueen. Regie macht Clint Eastwood.“ Benji (interessiert): „Wie, er hat zugesagt?“ Ich: „Noch nicht, aber wenn wir ihn fragen, wird er sicher…“ Benji (genervt): „Noch drei Minuten!“ Ich: „Okay, was haben wir noch? Ahja, hier etwas für die Teenager-Massen: Ein unbescholtener Schweizer Politiker gerät unverschuldet in eine Verschwörung und verliert alles. Es folgt ein blutiger Rachefeldzug mit der Armbrust, ein bodenständiger Revenge-Movie. Der Arbeitstitel lautet: Christoph Mörgeli: Vampire Hunter!“ Benji (fassungslos): „Chris who..?? Noch zwei Minuten!“ Ich: „Also gut, ich laufe ja erst warm. Das hier werden Sie lieben! Welche Filmchen werden auf YouTube am meisten geliket? Solche mit herzigen Kätzchen! In diesem Thriller treibt ein soziopathischer Serienmörder sein Unwesen. Er hat es allerdings nicht auf Menschen abgesehen, sondern auf Kätzchen! Arbeitstitel: ‚Das Mietzen-

massaker‘.“ Benji (paralysiert): „Noch eine Minute!“ Ich: „Bruce Payne erlebt als Kind, wie seine Eltern vor seinen Augen von einem morschen Telefonmasten erschlagen werden. Als reicher Erbe wird er als Erwachsener zum Rächer der Konsumenten, die das Kleingedruckte nicht gelesen haben, als sie ihren Mobilfunkvertrag unterschrieben haben. Bruce Payne ist ‚Flatman‘!“ Benji: „Raus hier!“ Ich: „Also gut, haha, das Beste habe ich natürlich für den Schluss aufgehoben. Ein Dokudrama im Dogma-Stil über das KultAutoren-Team, aber mit reichlich Action. Ich entschied mich für ein Westernsetting mit dem Titel: ‚The Good, the Bad and the Horny‘. Sie werden sich nun fragen: Wer aus der Kulttruppe ist wer? Die Auflösung am Ende des Films: jeder ist von allem ein bisschen!“ Benji (zu seiner Assistentin): „Machen Sie ein Foto von diesem Schmock und nehmen Sie seine Personalien auf.“ Ich: „Oh, cool, für die Personalabteilung?“ Benji: „Nein, für den Wachdienst. Damit er weiss, wen er nie, nie, aber auch gar nie wieder aufs Gelände lassen darf.“

tausche orgasmus gegen freien fall. Montag, 15. Oktober 2012, 07:35 Von Dr. Vanessa Kunz. Bieber kotzt auf die Bühne, singt weiter. Gaga auch. Und Andrekson und Furrer gehen das Risiko ein. Titelgeschichten und der Schweizer frisst sich beim Frühstück dick. Wär ich C-prominent und hätte den selbst mediengeilen Journis der Boulevardpresse verraten, dass ich mal mit einem in der Kiste war, der aussah wie Christoph Mörgeli, hätten die mich auch auf die Seite 1 gedruckt. Jetzt kommt aber so einer wie

Baumgartner, springt mal einfach so aus der Stratosphäre zurück in die Welt und setzt ein Maximum, für welches niemand anderes jemals mehr Eier haben wird. Es war einer von diesen Momenten, in welchem ich mich fragte: man Kunz, was kannst denn du weltbewegendes? Ich hab doch kein Hobby, bin talentlos. Die meisten meinten ja, der Baumgartner, der sei verrückt, plemplem, völlig daneben. Nicht mal das bin ich. Und jetzt, da klopfen ihm alle auf die Schulter und meinen: guter

Österreicher, guter Baumgartner, weltklasse! Und der Baumgartner selbst, der denkt wohl eigentlich gar nicht viel ausser:

ihr könnt mich alle mal. Was macht man eigentlich mit dem Titel: Mann, der im Herbst aus der Stratosphäre sprang. Milch bekommt er deshalb nicht billiger. Und weil der Todgeglaubte die ganze Zeit im Bubentraum Astronauten Look im Bild erschien, weiss der Mensch schon bald nicht mehr, wie der aussah, der wie ein Stein vom Himmel fiel. Vielleicht wird der irgendwann einmal neben mir im Odeon Kaffee trinken und wenn ich mich grad so fühl, wie damals, als mich der Beat zur

Frau gemacht hat, würd ich denken, ich bin das Geilste was der Welt grad so passiert. Ohne zu wissen, dass der da Felix ist, der Irre, der sich nun bis zum Sterben gratis mit Red Bull vollsaufen kann. Würd ich mich aber plötzlich doch wieder der Visage besinnen, dann würd ich mal ernsthaft hingehen, mich neben ihn, seinen Kaffee und die Taurin Fahne hinsetzen und für die Schlagzeile wissen wollen, wie es sich nach solch einem längeren freien Fall beim Kommen anfühlt.


AlBUM

5. April 2013 - Baden - nordportal 6. April 2013 - Murten - Hotel Murten 12. April 2013 - SolotHurn - KofMeHl 13. April 2013 - Biel - VolKSHauS 19. April 2013 - pratteln - Z7 20. April 2013 - Zug - CHollerHalle 25. April 2013 - SCHaffHauSen - KaMMgarn 27. April 2013 - luZern - SCH端端r 3. MAi 2013 - Bern - BierH端Beli 4. MAi 2013 - Z端riCH - VolKSHauS TiCKETS: www.MarCSway.CoM

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November Dezember 2012

Seite achtzehn Seite 19

jekami-züri-filmfestival oder frisur by filzstift!

Dienstag, 2. Oktober 2012, 16:28 | Von Dr. Marianne Weissberg. Ich weiss, das kommt jetzt zu spät, meine Betrachtungen über die geehrten Schtars am Züri-Filmfestival,

oder wie immer das heisst. Ich war ja mit dem Begehen des roten Teppichs zu meinem Geburtstag beschäftigt. Aber gestern sah ich im Fernseh, den ich anstelle, wenn ich mich schaurig langweile, was öfters der Fall ist, denn auch eine Frau wie ich, die angeblich so ein spannendes Leben führt, was ich mir auch öfters einrede und dann nicht sicher bin, ist es so oder ist das eine grauenhafte Illusion… äh wo war ich, genau, also gestern sah ich im Fernseh John Travolta, der eingeladen war, um so einem Preis, der wie ein von Jugos nächtens ausgebauter Scheinwerfer meines popeligen Toyota Yaris, aussieht entgegenzunehmen. Apropos Jugos, oder wie immer das jetzt auch heisst, die machen noch echte Komplimente. Wenn die Männer hierzulande nichts sagen, weil sie sich nicht getrauen und Frauen hierzulande völlig immun sind, Komplimente entgegenzunehmen und zu geniessen – ich natürlich nicht rufen die doch Dinge wie: Ey, Frau, du hast einen geilen Arsch oder du hast Augen wie

six bullets Mittwoch, 3. Oktober 2012, 11:08 Von Dr. Dominik Hug. Die Expendables sind noch immer im Kino zu bewundern, da erscheint auch schon der neueste Kracher von Jean-Claude Van Damme auf DVD. Inhalt: Der Söldner Simon Gaul (Van Damme) spürt für seine Auftraggeber vermisste Kinder und entführte Personen auf. Da während seiner letzten Mission zwei Kinder sterben, hängt der Franzose seine Killerstiefel an den Haken. Als eines Tages die Tochter eines MMA-Champions (Joe Flanigan) von einem Menschenhändlerring entführt wird, bringt sich Simon doch wieder ins Zentrum des Geschehens... Verkäufer: „Isch das neue Van Damme?“ Ich: „Jo, hüt isch Release Date.“ Verkäufer: „Cool, kenn ich nonig. Aber isch sicher guet. Ich: „Worum meinsch?“ Verkäufer: „I kenn alli Van Damme-Film. Är het no nie e schlächte gmacht.“ Ich: „Right...“ Eine explosive Mischung aus „96 Hours“ und „Man on Fire“ - verspricht uns zumindest das Back Cover der DVD. Und wenn schon Verkäufer und DVD-Cover so überzeugend agieren, so kann sich der Film doch auch nur auf Top-Niveau befinden. Regisseur Ernie Barbarash arbeitete innerhalb eines Jahres zum zweiten Mal mit dem kickenden Belgier zusammen. Das erste gemeinsame Werk namens „Assassination Games“ war ein leider nur durchschnittler B-Actioner, nonstop in Sepia gefilmt. Ein Graus. Ah nein, „är het no nie e schlächte gmacht.“ Fast vergessen... „Six Bullets“ beginnt in der Tag ganz unterhaltsam. Van Damme schlitzt und bombt sich durch einige Kinderhändler, es ist

eine wahre Freude. Mit dem Charakter des MMA-Champion Andrew Fayden, gespielt von Joe Flanigan, wird dem Cast einen weiteren prügelnden Charakter hinzugefügt. Allgemein agiert hier eine Schauspielcrew, die etwas über dem Durchschnitt eines üblichen B-Movies liegt. Anna-Louise Plowman agiert ebenso grundsolide wie die junge Charlotte Beaumont, welche das entführte Mädchen verkörperte. Und, JCVD konnte es auch in diesem Film nicht lassen und liess offerierte seinen beiden Sprösslingen Bianca Bree und Kristopher Van Varenberg kleine Rollen. Irgendwie nett von Papa Jean-Claude. Für typische B-Ware mit 10 Millionen Dollar Budget wird des öfteren in Osteuropa gedreht. Dies ist auch hier der Fall. Gedreht wurde in Bulgarien, welches im Film Moldawien spielt. Wer einen strunzdummen und straighten Actionfilm erwartet, wird wohl etwas enttäuscht werden. Es kracht zwar ordentilch im Film, doch verkauft uns Van Damme hier nicht sein übliches Muskelwerk. „Six Bullets“ will mehr sein, ein bisschen Thriller, eine Prise Drama, ein Stück Familiendrama und dann noch etwas Suspense und fertig ist der neue Van Damme-Streifen. Doch unter dem Strich muss man sagen, „Six Bullets“ ist nur biedere Durchschnittsware. Ein Film, den man dereinst höchstens im Free-TV bewundern sollte. Schade, mal wieder. Wäre mehr drin gelegen. Fazit: Ich werde meinen nächsten Van DammeFilm wieder beim selben Discounter kaufen. Denn ein schlechter Film ist „Six Bullets“ nicht - ein guter aber definitiv auch nicht.

das tischchen

Sterne. Das ist doch wunderbar. Nun, wo war ich, genau bei John Travolta, der wurde ja als zu ehrender Schtar eingeladen. Nämlich für sein „Lebenswerk.“ Hallo?, das besteht doch aus Actionstreifen und den Tanznummern bei Saturday Night Fever, wo er vorallem durch seine penisbetonenden, engen Beinkleider auffiel. Auch vorherige Schtars, die an dem hiesigen Festival geehrt wurden, hätten womöglich woanders nie einen Preis erhalten, weil sie gaaar nie eingeladen worden wären. Es waren Leute, die sich seit Jahrzehnten schauspielernd durchs Leben schlagen und nun doch eher zur Garde gehören, die von Agenten nur noch schwer vermittelbar sind. Ich frage mich, hat das Festivalkomittee keine Ahnung, wie man eine echte A-List einlädt oder haben die kein Geld, die einzuladen? Und wenn, wenn mal ein echter A-Schtar kommt, wird er grad eingebuchtet, siehe Polanski. Damit man dem das Hotel nicht weiter bezahlen musste oder so? Nach dem Motto, JEDE/R kann bei uns

mitmachen - JEKAMI. Ich meine, haben Sie an den letzten Malen Morgan Freeman noch erkannt, heuer eher bekannt durch Autounfälle und Ehefrauverprügeln. Dann Laurence Fishbörn, ehemaliger Matrixler, jetzt angestellt bei CSI Alaska. Oder haben sie diesmal Richard Gere, der auch einen Preis bekam, gesehen? Der spielt doch längst nur noch in so Rosamundepilcher-Schmonzetten, die nicht mal ich noch ansehe. Und der schlecht sitzende Anzug wohl aus dem Liquidationssortiment vom Vögele. Bloss weil der Fan ist vom Dalai Lama, muss der sich doch nicht an dessen zweifelhaftem Modegeschmack orientieren! Oder haben Sie so wie ich John Travoltas „Frisur“ bestaunt??? - der hat seine Haar wohl mit einem schwarzen Filzstift oben hingemalt. Wenn weiterhin so eine D-List am Festival auftritt, ist das doch für immer erledigt. Das geht doch einfach nicht! Fotos: Filstift-Travolta und Schlafanzug-Richard, Susan, die auch überall auftritt, ist aber voll okay - ich kann ja auch sehr fair sein, oder?

eva hat ihr amt zurück.

einen glanzvollen auftritt auf wikipedia

Donnerstag, 4. Oktober 2012, 09:05 Von Dr. Vanessa Kunz Anstatt mit dir zu reden, nahm ich mein Telefon, wählte blind und halluzinierte einen ewigen Freund. Lügen tu ich nicht, wegen dir bemühte ich mich dann doch. Wäre ich nicht im Suff gewesen, hätte es auch funktioniert. Ich wusste ja nicht mal, wie der am Telefon hiess, wie hätte ich denn auch auf deine Frage antworten sollen. Und jetzt glaubst du, dass ich eine Matratze bin. Tagaus die gleiche Leier und die Eva hat ihr Amt zurück. Weil ich die Namen vergesse und trotzdem weiss, wem ich anrufen soll. Ich hätte dir ja gerne gesagt, wie‘s um mich steht, dass, auch wenn ich Dosenbier trinke und noch nie Ballett getanzt habe, ich genauso schwierig bin, wie die anderen mit Mozartzopf und moderner Oniomanie. Kochen kann ich auch nicht und werde morgen sterben, weil ich zu viel schwarzen Nagellack gefressen habe. Dass ich mich liebend gern unter meinem Wert verkaufe, weißt du. Dann bin ich ich. Schusssicher. Ich wüsste ja gar nicht, wo ich den Preis ansetzen sollte. Sonst prahlt man wieder und hat eine zu grosse Schnauze, für das, was gar nicht dahinter steckt. Es ist nicht wegen den Altlasten, den kurzen Stelzen oder den B-Brüsten. Irgendwann werden die riesig und Schuld haben die gepressten Säuglinge. Die Marke stirbt, weil die Männer glotzen, wie sie glotzen. Weil gefragt wird, ob man denn wieder so im Scheiss ist wie das letzte Mal, ob es in dieser Nacht doppelt passen würde und ob man’s denn endlich auch mal von Hinten versuchen dürfte. Nicht, dass das falsch wäre. Wir sind ja modern, früher hat man nicht mal gefragt. Aber man ist halt doch nicht nur gekommen um mal schnell was breit zu machen. Und weil man nächsten Samstag und beim zufälligen Aufeinandertreffen vielleicht auch über was anderes reden möchte als nur über den Alkohol, der Teufel und über die Analvöglerei, das Schwein. Ich werde weiterhin Namen vergessen, Leute verwechseln und das Balletttanzen den Dürren überlassen. Hab mir dafür eine Zimmerpflanze gekauft und bin jetzt wie Eva, Naturfreund.

Freitag, 28. September 2012, 11:30 Von Dr. Midi Gottet. Und ja, ich meine natürlich den verdammten Schlumpf.

Freitag, 5. Oktober 2012, 10:14 Von Dr. Midi Gottet. Immer wenn zwei wichtige Staatsmänner miteinander wichtige Gespräche führen und die ganze Welt dabei zusieht, steht zwischen diesen Männern dieses Tischchen. Wohl eine Art Pufferzone. Die Botschaft dieses Möbles ist: „Wir sind nicht einer Meinung aber setzen uns trotzdem mal zusammen vor die Fotografen und zeigen Laune zum Dialog - doch zwischen uns steht eben dieses Tischchen, sinnbildlich für die unterschiedliche Sicht der Dinge.“ Das schräge an diesem Tischchen ist, davor steht noch ein Hocker. Wer bitte soll denn auf diesem Hocker sitzen? Eine Sekretärin, die alles protokolliert was hier besprochen wird? Aber die Dame sässe dann mit dem Rücken zu den Fotografen und das wiederum sähe dann noch unschöner aus als eben nur das leere Tischchen mit dem Hocker. Der Hocker wäre eh zu hoch für das Tischchen. Da hat‘s keinen Platz für die Beine - es sei denn, die Sekretärin kommt aus Äthiopien. Hmpf...! Und wer zum Henker hat diesen Hocker so schräg vor‘s Tischchen geschoben? Das schmerzt mein geometrisches Auge. Und irgend ein Schöngeist aus der Dekorationsabteilung hätte doch wenigstens dieses verdammte Tischchen etwas nach rechts schieben können, damit das Sternchen zwischen den Schubladen bündig wäre mit dem grossen Stern auf dem abgefuckten Fresco auf der Wand. Aber eben, auf diesem Bild stimmt so einiges nicht. Nur die Schuhe des Herrn links sind sowas von perfekt parallel ausgerichtet. Da jubelt mein Herz.

babe of the week Mittwoch, 3. Oktober 2012, 14:58. Von Dr. Stefan Birri. Party: Switch. Location: Kaufleuten, Zürich . Hier findest du alle Nice Girls: . zuerich.usgang.ch/picturecategory. php?page=0&n=1


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Dezember 2012

reklame, die wir gerne öfter sähen, heute: lego. Donnerstag, 21. Juni 2012, 09:12 | Von Dr. Reinhold Weber. So gallisch simpel könnte Werbung noch heute sein. :)

unvollständig Montag, 8. Oktober 2012, 14:00 | Von Dr. Rainer Kuhn liebes 20 minuten, auf dem bild sind nur zwei. wo ist der dritte?

traumabewältigung der woche: 3 gründe, weshalb der tod manchmal gar nicht so schlimm ist Montag, 1. Oktober 2012, 11:17 Von Dr. Kaspar Isler. Hat Sie die Hiobsbotschaft schon erreicht? Das WauWau von Eso-Jesus Mike Shiva ist verstorben. Möge der Himmel voller Knochen hängen für den kleinen Wanchai. Wenn auch Sie jetzt professionelle Hilfe brauchen, um diese Todesanzeige zu verarbeiten, haben wir nachfolgend die Top 3 der Gründe, weshalb dieses Ableben nicht ganz so schlimm ist, wie es auf den ersten Hundeblick scheint: 1) Nach 13 Jahren an der Seite von Mike Shiva ist die Himmelspforte eine echte Alternative. 2) Wer heisst wie ein Rotlichtviertel in Hongkong, der muss sich vor gar nichts mehr fürchten. 3) Herrchen und Jenseits-Kadaver können täglich telefonieren. Kurzum, Wanchai ist jetzt an einem besseren Ort. Noch immer in der Salzlake Ihrer Tränen gebadet? Nun, Pocahontas mit Bartwuchs hat extra eine Telefon-Leitung zu Ehren seines verstorbenen Vierbeiners eingerichtet. Wenn Sie also wirklich traurig sind, rufen sie ihn doch einfach mal

an – kostet läppische 99.90 Franken pro angebrochener Minute.

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the lord will work it out somehow: reverend km williams & washboard jackson, hardest wukin’ blues duo under the sun of the south Sonntag, 30. September 2012, 18:09 Von Dr. Christian Platz Stetson, nachtschwarzer Anzug, Hemd, Krawatte, zünftiger Schnurrbart, wache Augen, die immer wieder aufblitzen - wie Suchscheinwerfer in der Nacht. Das ist Reverend KM Williams, wie er leibt und lebt. So sitzt er auf einem Holzschemel vor dem hervorragenden Cat Head Delta Blues und Folklore Shop in Clarksdale, Mississippi. Auf seinen Knien ruht eine selbstgebaute Zigarrenschachtel-Slidegitarre - mit einem mörderischen P90-Tonabnehmer ausgestattet. Mit sonorer Stimme beschwört der Reverend die guten, die bösen und die launischen Geister des Südstaatenblues. Und die Realität verflüchtigt sich zusehends, sie weht - gleichsam wie alttestamentarischer Lämmchen-Opferrauch - über die endlosen Weiten von Mississippi - auf und davon - ins Nirgendwo... Der einsamste Zug in der finstersten Nacht Und es ist, als würde ein urzeitlicher Gigant auf den endlosen Stromleitungen, die Mississippi, Louisiana und Texas, den Heimatstaat des Reverend, durchziehen, Slide Guitar spielen. Ein mächtiger Ton, begleitet von markerschütternden Vibrationen, wie der einsamste Zug, der in der finstersten Nacht durch die unendlichen Prärien der US-amerikanischen Geschichte braust. Der Mann ist eine afro-amerikanische Soundexplosion, getauft in den seltenen Wassern der Bluestraditionen des tiefen Südens, eingeweiht in die Geheimnisse von Lightnin’ Hopkins und Howlin’ Wolf. Einer der letzten Vertreter dieses urtümlichen Schlags, legitimer Erbe der ganz Grossen, unaufhörlich unterwegs, in all jenen unzähligen Blues Clubs, die zwischen Chicago und Houston liegen. Die Löwenstimme dieses – goldechten, gesegneten und geweihten - Reverend singt gerade den wunderschönen Satz „... and a big legged woman’ll carry me to my grave...“ Wir haben in Clarksdale heute Nachmittag an die 35 Grad Celsius. Bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Und der Reverend ist einer der ganze wenigen hier, die bei dieser mörderischen Hitze einen kompletten Anzug tragen. Dennoch: Kein Tropfen Schweiss ist zwischen Hutrand und Antlitz sichtbar. Reverend KM Williams ist halt ein Phänomen, ein wahrer Nachfahre des legendären John Henry: one of a kind, lion of zion – right hand like a hammer suckin’ wind! Blutige Hände Der Mann hinter ihm schwitzt und blutet dafür in Strömen. Vielleicht auch wegen des Rums, den er zwischen den Songs fortwährend in sich hineinschüttet. Pur. Aus einer bauchigen braunen Flasche. Ganz sicher aber fliesst der Schweiss wegen seiner Tätigkeit. Er drischt nämlich mit blossen Händen, die Finger einzeln mit mattsilbernem Gaffa-Tape umwickelt, auf sein Schlagzeug ein. Unermüdlich. Wie eine menschliche Dreschmaschine. Seitlich hängt ein Waschbrett an einem Nieten besetzen Ledergurt von seiner Schulter runter. - In das er zwischendurch mit metallbestückten Fingerkuppen kräftig rein greift. Das erzeugt einen Sound wie tausend Klapperschlangenrasseln. Die langen Haare von Washboard Jackson fliegen wild durch die Luft, vor den Augen eine dunkle Sonnenbrille, seine Hände erzeugen eine Rhythmuswucht, die sich mit einem ganzen Voodoo-Drummer-Ensemble von der Elfenbeinküste messen kann. Er ist ein Phänomen, ein hundertfünfzigprozentiger Motherfucker, ein White Trash Freak, der in einer Hundehütte geboren wurde, eine Kreatur des alten Highway 666, ein Derwisch jener heiligen Musikekstase, die es so nur im Deep South der US of A geben kann. Washboard Jackson: Death rattle rhythm machine from Texas. Nach jedem Gig läuft massenweise Blut über seine Hän-

de, das Gaffa Tape bewahrt ihn nämlich keineswegs vor Wunden, vor Wunden, die gleichsam wie Stigmata wirken, es sorgt nur dafür, dass seine Finger von der Wucht der Schläge und Stösse nicht brechen, dürren Zweige gleich, wie er gerne sagt... Musikalische Pilgerreisen Ich weile so oft wie möglich im tiefen Süden der USA. Auf musikalischen Pilgerreisen, mit meinem lieben Freund Thomas „Bäumli“ Baumgartner zusammen, der auch schon seit über dreissig Jahren Gitarre spielt (übrigens: hört Euch ruhig mal Bäumlis neue Band „Blackberry Brandies“ an - es lohnt sich wirklich). Und jedes Mal treffen wir diese beiden verrückten Texaner mit ihrem modernen Bluessound, dessen Wurzeln tief in die unauslotbaren Abgründe der Zeit hineingreifen. Mit all den Duos, die in den letzten Jahren populär geworden sind, den White Stripes und Black Keys und so weiter, haben sie eigentlich gar nichts am Hut, obwohl ihre puristische, aber gewaltig dröhnende Musik auch lediglich auf Gitarre und Percussionen baut (zwischendurch stösst allerdings noch Jeff Stone an der Harmonica hinzu, wenn er nicht gerade einer seiner unzähligen Herzoperationen unterzogen wird). Sie schöpfen ihr Wasser nämlich aus einer ganz besonderen Quelle, der Quelle von Robert Johnson, von R.L. Burnside, Skip James, Blind Willie Johnson – und eben Lightnin’ Hopkins, jenes Propheten aus Texas, der ihr erklärter Übervater ist. Philosophen des Blues Gebannt haben wir der Musik von Reverend KM Williams und seinem Kumpanen Washboard Jackson, als Duo nennen sie sich „Trainreck“, also immer wieder zugehört – und irgendwann sind wir mit den Beiden ins Gespräch gekommen. Beide sind sie äusserst feinsinnige Philosophen des Blues. Mit dem Rev. kannst du locker über Thomas von Aquin oder Delta Blues diskutieren - und mit Washboard über NeoFreudianismus oder die ganze lange Rockgeschichte... Tiefgläubig der Reverend, der einerseits den Herrgott und Jesus besingt, andererseits die fleischlichen Genüsse, die man mit echten big legged women eben so erleben kann, dies nahtlos, ohne jeden Bruch oder Riss, ein Prediger des common sense, ohne einen Hauch jener evangelikalneuchristlichen Heuchel-Verklemmtheit, die ich so zum Kotzen finde – ein Mann, der tiefe Spiritualität und dampfende Sexualität organisch miteinander verbindet, ein Mann, gesegnet mit tiefem Ernst und anarchischem Humor zu gleichen Teilen: No sideshow religion here, it‘s the real thing - it‘s that old time religion! Locker, neugierig und stoned to the bone tritt hingegen Washboard auf, er wirkt, als wäre er der freundliche Neffe von Charlie Manson: Die beiden „Trainrecker“ sind halt wahre Schamane des Südstaatenblues. Rufer in der Wüste! Die grösste Kraft Seit den 1990er Jahren spielen diese beiden ungleichen Partner zusammen, geben jedes Jahr unzählige Konzerte und produzieren eine CD nach der anderen.

Der Nachmittags-Gig vor dem Cat Head Shop ist nur ein Vorgeschmack auf das Konzert, das sie heute - im tiefen Bauch einer Vollmondnacht - im New Roxy Theater zu Clarksdale, Mississippi, geben werden. Einem alten, von Glutsonne und Wirbelstürmen mitgenommenen Variéte, das nur noch aus Grundmauern und einer riesigen Bühne besteht, das Dach ist schon seit Jahren weggebrochen, nur einige rostige, verbogene Metallträger dräuen über den Häuptern der Zuschauer und Akteure. Hier zelebrieren „Trainreck“ während des jährlichen Juke Joint Festivals immer ein nächtliches Konzert, das von den Bluesfans gierig herbeigesehnt wird. Eine intensive Orgie der Klänge und Worte, während der das Publikum förmlich durchdreht, eine Mischung aus einem ekstatischen Baptisten-Gottesdienst und einer Voodoo-Messe. Washboard Jackson, wohnhaft in Dallas, Texas: „Ich freue mich immer auf diesen Gig im New Roxy. Das ist jeweils ein besonders intensives Erlebnis. Ein Höhepunkt unseres Konzertjahrs. Die Blues Fans aus Mississippi und aus der ganzen Welt, die sich hier versammeln, geben mir eine ungeheure Energie.“ Reverend KM Williams, wohnhaft in DeSoto, Texas: „Jedes Konzert ist anders. Unsere Musik steht in einer unvergänglichen Tradition, die ich mit der Muttermilch aufgesogen habe, schon mein Vater und mein Grossvater waren Bluesmusiker, wir bringen den Blues aus seinen historischen Tiefen in die Zukunft. Der Blues ist wie das Wetter, wie die Strasse, die Dich von zuhause wegbringt, wie eine begehrenswerte Frau, launisch und unberechenbar. Aber er ist – neben Gott – die grösste Kraft in meinem Leben. Der Gospel lobpreist den Herrn, der Blues stellt die Fragen des Lebens. Ich trenne diese beiden Stile nicht. Für mich sind sie zwei Seiten der gleichen Medaille. Ich bringe sie radikal zusammen. Für mich ist jedes Blueskonzert ein spirituelles Ereignis.“ Die Trompeten von Jericho Und in der tiefen Nacht betreten sie die Bühne, im Licht des verhexten Südstaatenvollmonds. Washboard hinter seinem Drum Kit, der Reverend - nun im nachtblauen Kurzarmhemd und mit gleichfarbigem Stetson - hat ein ganzes Gitarrenarsenal mitgebracht - die Zigarrenboxen, die Gibsons, die Gretschen. Mit einer Les Paul Junior im Schoss beginnt er das Konzert nachdem Washboard seinen grossen Joint gemächlich ausgedrückt hat. Punkt Mitternacht. Ein Sound, als wären die Trompeten von Jericho zurückgekehrt, hebt an - die sonore Stimme dröhnt los und trifft dir direkt in die Mitte des Herzens: „It was early in the mornin’, when I rise, when I rise, when I rise...“ Und das New Roxy steht Kopf. Zwei Stunden ekstatische Bluesapokalypse... Yeaaaaaaaaaargh. Liebe Gemeinde, hört Euch „Trainreck“ an – und besorgt Euch als Einstiegsdroge die CD „When I Rise“ vom KM Williams, sie ist auf „Dialtone Records“, Texas, erschienen. Ihr werdet es nicht bereuen – und ihr werdet die Zukunft des Blues erleben, des low down dirty Blues! nuff said!!!



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kult

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Dezember 2012

emotionslose emotionen.

partysl der woche Dienstag, 2. Oktober 2012, 08:15 Von Dr. Alex Flach Lieber Leser... Stellen Sie sich vor, sie seien Yves Saint Laurent und es ist 1967. Sie sitzen am Reissbrett und entwerfen gerade „Le Smoking“, den Hosenanzug für Frauen, der die Modewelt revolutionieren wird. Sie haben einen enormen Kreativlauf, sprühen vor Energie und Sie wissen, mit diesen Strichen die sie jetzt(!) zu Papier bringen, werden Sie die Unsterblichkeit

erlangen und in eine Liga mit Coco Chanel aufsteigen! Nun kann Sie nichts mehr aufhalten, es sind Ihre Minuten, es ist Ihre Stunde und Sie wissen, dass nichts und niemand die Euphorie dämpfen kann, die gerade durch Ihre Adern schiesst. ...ausser Ihrem Assistenten, der in diesem Moment durch die Tür kommt und Ihnen dieses Foto mit den folgenden Worten auf den Tisch legt: „Schau mal, Yves: Unsere Zielgruppe in 45 Jahren“.

muss das sein: deutsche daten? es muss!

Freitag, 7. September 2012, 19:13 Von Dr. Marianne Weissberg. Wie ich kürzlich hörte, von einem deutschen Date, sind mittlerweile Hunderttausende Deutsche aus ihren Landen e- und hier immigriert. Das macht die Wahrscheinlichkeit, dass die Frau beim Daten auf einen Deutschen trifft so hoch, wie dass sie auch mal eine Spinne in ihrem Schlafzimmer antrifft. Mir fiel grad kein passenderer Vergleich ein. Vielleicht mögen Sie ja Spinnen, ich schon, will heissen, es gibt solche und solche. Doch damit Sie den Ichdateeinendeutschenwasmussichbeachten-Schock meistern hier die Fakten, die Sie antreffen werden: Der Deutsche lädt Sie nie ein, er hat huch grad keine Fränkli dabei, uppala, die Kreditkarte vergessen oder ist ein Geizkragen. Eigentlich alles drei. Der Deutsche heisst Kevin oder Henning. Wenn Sie Ersteres vernehmen, haben Sie sich einen Ossi geangelt, was die dt. Sachlage sozusagen verdoppelt. Der Deutsche ist nicht so gepflegt, vor

dem Date sprüht er gerne sein länger getragenes Hemd mit einem Parfän ein und bildet sich ein vor Ihnen den Brad Pitt zu geben Der Deutsche arbeitet bei einer Bank. Der Deutsche arbeitet bei einer Bank. Der Deutsche arbeitet bei einer Bank. Was Sie von nun an zu Recht an der Sicherheit Ihres Kontos zweifeln lässt. Der Deutsche hat einen akademischen Titel, den unsereins hier schon im Chindsgi erwerben könnte, wenn es die Fantasiequali bei uns gäbe. Der Deutsche bedankt sich nach einem Date nicht, der Deutsche bedankt sich nach einer Nacht nicht, der Deutsche weiss gar nicht, was die Anwendung von Manieren wäre. Der Deutsche ist überzeugt, dass die Köriwurst die Krone der Feinschmeckerei ist. Basta! Der Deutsche zieht nach dem dritten Date bei Ihnen ein und lässt dann die Verwandtschaft grosszügig auch bei Ihnen in den Ferien anreisen. Der Deutsche ist erstaunt, dass man so ein paar Vorbehalte gegen das Daten von Deutschen (ich spreche hier von Männern, wohlgemerkt) hat, da er doch vom Erobern historischerweise mehr Ahnung hat als Sie kleine Schwitzerlette. Der Deutsche kennt auch nach zig Jahren Einwanderung höchstens den Weg zu seiner Migrosfiliale und erwartet von nun an, dass Sie ihm die Schönheiten der Schweiz vorführen, wobei wir wieder bei Punkt eins wären. Fazit: Wenn frau das alles weiss, kann sie selber entscheiden, ob sie bei der Nennung „Du, ich bin der Uwe“ sofort einhängen will oder den Mann umkrempeln will, was ja eigentlich die Urspezialität von uns Frauen ist. Wobei der Deutsche dann ein ganz harter Brocken ist. Foto: Ihre Ur/Oma hätte vielleicht den deutschen Typus vom Foto gedatet, wobei meine hätte das dann eher nicht überlebt....

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Dienstag, 23. Oktober 2012, 16:30 Von Dr. Rainer Kuhn „fussball, das ist emotion total!“ geifert herr blatter bei jeder sich bietender gelegenheit. „es tut mir leid, da sind meine emotionen mit mir durchgegangen“, duckmäusert herr hitzfeld, weil er nach dem abpfiff beim spiel schweiz gegen norwegen die faust so schnell geballt hatte, dass es sein mittelfinger nicht mitbekam und weswegen der herr hitzfeld jetzt mit sanktionen rechnen muss. spielsperren und bussen oder sowas. ähnliches droht einem spieler, wenn er sich nach einem tor so sehr freut, dass er im jubel sein shirt auszieht. verwarnung. weil sowas macht man nicht. wieso man sowas nicht macht, weiss zwar keiner, aber ein fussballer sollte seine emotionen im griff haben. auch wenn er derb umgehauen wird und ein pfiff des schiedsrichters ausbleibt. da darf er nicht reklamieren. auch nicht aus seinen emotionen heraus. schon gar nicht darf er den anderen auch umhauen. „revanchefoul“ nennt sich das und gilt als unsportlich. für

die zuschauer gilt ähnliches. in die hände klatschen darf man. fangesänge machen auch. aber aus wut einen bierbecher werfen nicht. und vor lauter freude die gegnerische mannschaft verspotten auch nicht. dabei sind all diese sachen ausdruck von hochgehenden emotionen, auch wenn sie nicht immer ganz anständig sind. wie es scheint, befindet sich die deutungshoheit des begriffs „emotionen“ ganz in den händen von blatter und den sponsorenden konzernen. so wie die deutungshoheit des begriffes „terrorist“ einzig und alleine in den händen der amerikansichen regierung liegt. aber das ist eine andere geschichte. „emotion total“ im sprachgebrauch der fifa trieft vor bie-

derkeit. die emotionen, die herr blatter meint, sind keine echten. es sind gespielte, fernsehtaugliche und familiengerechte aktivitäten wie „toooooor!“ schreien, in die hände klatschen, vielleicht eine trompete spielen und fähnchen schwingen. aber nur die kleinen, die, die ein sponsor verteilt hat, andere nicht. nein, fussball ist nicht „emotion total“. das war er mal. als die leibchen der spieler noch nicht ausgesehen haben wie formel1-autos. als spiele abgebrochen werden mussten, weil zuvielen die rote karte gezeigt worden ist und dann zuwenige noch auf dem platz standen. als der ball noch nähte hatte und nicht so geschliffen aussah, wie ein babyfüdli. jetzt kann man sagen, das sei gut so, es gehe auch darum, der jugend ein vorbild zu stellen. darf man. nur hat das nichts mehr mit emotionen zu tun sondern mit kalkül. und ob es wirklich ein gutes vorbild für die jugend ist, sich jeden scheiss gefallen zu lassen und zu kuschen, weiss ich nicht. zumindest aber zweifle ich daran.

ist das kunst oder kann das weg? die frisch zugeschnürte top5 der pics im netz auf denen man schöne menschen sieht, wie sie gerade den müll raustragen Samstag, 4. August 2012, 12:20 | Von Dr. Midi Gottet. Früher war das Müll raus bringen ja reine Männersache aber heute können das auch Frauen ganz gut. Ein Hoch auf die Emanzipation und ihre Spätfolgen


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