Hamburger Klönschnack - November '10

Page 26

26 BaursPark Salzstock_kloen 22.10.10 12:22 Seite 26

BAUEN IM WESTEN

Städtebau

Pläne für Elbtreppe präsentiert

D

as städtische Wohnungsunternehmen Saga/GWG plant an der Elbtreppe zwei neue Gebäude. Die Pläne für das Projekt „Heuberg“ wurden kürzlich von Saga-Vorstand Willi Hoppen-

alten Ensembles abgerissen werden sollen. Durch einen Abriss gingen sieben Wohnungen verloren. In den 25 Meter hohen Neubauten könnten insgesamt 18 Wohnungen entstehen. Saga-Chef Hoppenstedt: „Wir er-

Die zwei Neubauten an der Elbtreppe sollen 25 Meter hoch werden. Zudem sind 14 Tiefgaragenstellplätze geplant. stedt im Rahmen einer Sitzung des Altonaer Stadtplanungsausschusses im Altonaer Rathaus vorgestellt. Mit dabei weit über hundert Bürger. Der Plan sieht zwei neue Baukörper vor, für die drei alte Häuser des zum Teil 150 Jahre

warten noch in diesem Jahr die Abrissgenehmigung.“ Zu der Präsentation war auch Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk ins Altonaer Rathaus gekommen. Sie sieht in dem Projekt „die Chance, direkt an der Elbe

neue und zudem sozial geförderte Wohnungen zu bauen“. Gegen die Abrisspläne hat sich schon vor mehreren Jahren Widerstand formiert. Falls nötig will die Mieter-Initiative den Abriss durch ein Bürgerentscheid verhindern. Mit guten Chancen – innerhalb weniger Wochen hat die Initiative rund 10.000 Unterschriften zum Erhalt der historischen Häuser gesammelt. Die Heuberg-Bewohner werfen der Saga vor, den schlechten Zustand der Häuser mutwillig herbeigeführt zu haben, indem freigewordene Wohnungen unbewohnbar gemacht wurden. Die Saga widerspricht diesen Vorwürfen. Die Mieter-Initiative wird auch von der lokalen SPD unterstützt. Die Elbtreppenhäuser, so erklärt der baupolitische Sprecher der SPD-Bezirksfraktion Mark Classen, „sind seit dem Jahr 2000 als besonders geschützter Erhaltungsbereich im gültigen Bebauungsplan ausgewiesen. Anstatt die Bausubstanz zu erhalten, hat die Saga selbst dafür gesorgt, dass die Häuser baufällig wurden.“ Die Bezirksversammlung will sich nun im November mit dem Thema beschäftigen. Tritt sie mehrheitlich dem Bürgerbegehren nicht bei, kommt es zum Bürgerentscheid. Mieter-Initiativen-Sprecherin Susanne Gerriets: „Unsere Argumente sind bei der Politik nicht angekommen. Die zusätzlichen neuen Wohnungen stehen in keinem Verhältnis zum Abriss der Häuser. Einen Bürgerentscheid würde ich allen gern ersparen.“ www.elbtreppe.com Autor: helmut.schwalbach@kloenschnack.de

GEOLOGIE UND IMMOBILIEN

Klönschnack 11 · 2010

Neue Erdbeben in Groß Flottbek?

26

Die Vorstellung von Groß Flottbek als Erdbebengebiet mutet exotisch an, basiert jedoch auf Fakten. Das wissen auch die SPDAbgeordneten Martina Koeppen und Anne Krischok, die im Oktober forderten, den unterirdischen Salzstock, der sich von Nordosten her bis unter Wohngebiete Groß Flottbeks und Othmarschens erstreckt, genauer untersuchen zu lassen. Anlass war ein so genanntes Mikrobeben in Flottbek am 9. April 2009, das von drei seismischen Stationen, sowie der Sensorik des nahe gelegenen DESYs aufgezeichnet wurde. Dieses Beben war der vorläufige Abschluss einer Reihe von Beben, die bis ins Jahr 1760 zurückreicht. Während Erdstöße in den Jahren 1960, 1963 und 2000 Schäden an Gebäuden versursachten, ka-

men die Bewohner von ca. 150 Häusern im April 2009 mit dem Schrecken davon. Seit Juni 2009 liegt ein Gutachten des DESY und des Instituts für Geophysik der Universität Hamburg vor. Nach Einschätzung der Wissenschaftler besteht in den Bereichen die Möglichkeit tief liegender Hohlräume, die durch Salzlösungen entstehen. Da diese Höhlen jedoch unterhalb des Grundwasserspiegels liegen, wären sie selbst bei großer Ausdehnung wassergefüllt und damit relativ stabil. Als wahrscheinlichste Ursache des jüngsten Mikrobeben macht das Gutachten daher ein „Schergleiten in etwa 90 Metern Tiefe entlang einer oberflächennahen Randstörung, die durch kontinuierliche Salz- oder Gipslösung an der Oberkante des Othmarschener Langenfelde Diapirs kontrolliert wird.“ Auf Deutsch: Im Othmarschener Salzstock liefen Flächen aufeinander, aber

nicht fest, sondern im Rutschen begriffen. Salz- und Gipslösung befördern dieses Rutschen, was an der Oberfläche zu Spannungen führt. Die Bewegung geht also weniger in die Tiefe, als vielmehr horizontal. Die Gefährdung wird damit als nicht übermäßig beschrieben, aber noch sind viele Parameter unklar. Die Gutachter halten weitere Messungen daher für „dringend erforderlich“. Die Politik ist gespalten. Während die CDU-Bürgerschaftsfraktion den Vorschlag einer weiteren Untersuchung begrüßt, gibt sich die GAL ablehnend. Eine Entscheidung stand zum Redaktionsschluss noch aus. Die Eingangsfrage kann dennoch beantwortet werden: Aller Voraussicht nach wird es weitere Erdstöße geben. Menschenleben sind wohl nicht gefährdet, aber, in leichtem Maße, Bausubstanz.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.