kinki magazin - #45

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Some Deep Shit Die Musik von First Aid Kit ist nicht besonders spektakulär. Dass sie diese Musik spielen hingegen umso mehr. Die zwei Schwestern aus Schweden sind nämlich gerade einmal 18 und 21 Jahre alt und haben sich in eine Musik verliebt, die wir sonst von bärtigen Männern in Karohemden kennen: Country-Folk. Text und Interview: Dinah Brunner, Fotos: Neil Krug

U

m diese Musik spielen zu können, lernten Klara und Johanna Söderberg ruckzuck ein paar Gitarrenriffs und schrieben ein paar Texte. Texte, die so reif wirken, dass man meint, die beiden hätten ihre Zukunft schon hinter sich – einen aber trotzdem nicht aus den Socken hauen. Doch da sind diese wunderschönen Stimmen, die so perfekt miteinander harmonieren, wie es wohl nur diejenigen von zwei Schwestern können. In ihrem selbsternannten Lieblingslied ‹Emmylou› singen First Aid Kit dann auch ohne grosse Umschweife, worum es ihnen eigentlich geht: ‹You know I’m not asking much of you, just sing little darling sing with me.› Singen ist ihre Leidenschaft, und ihre Leidenschaft hat sie weit gebracht: ins Studio von Jack White, in die Produzentenhände von Bright Eyes’ Mike Mogis, auf Platz Eins der schwedischen Charts und in die Herzen tausender Fans. Beim Konzert im Zürcher Mascotte haben sie dieser Leidenschaft mit heftigem Headgebange Ausdruck verliehen und gezeigt, dass Country-Folk nicht nur was für bärtige Männer ist.

Interview kink magazin: Ihr seid Schwestern – ist es einfach, zusammen Musik zu machen? Johanna: Das kommt ganz darauf an, von welchem Tag wir sprechen! Manchmal ist es schon ziemlich anstrengend. Aber es ist doch für jede Band schwierig, die Gruppe zusammenzuhalten. Und als Geschwister sind wir dazu bestimmt, uns zu ärgern. Und das tun wir oft! Wir haben aber eine enge Beziehung, darum können wir zwar ganz schlimme Sachen zueinander sagen, verzeihen uns aber immer wieder. Konkurrenzkampf gibt es keinen? Johanna: Wir könnten dies hier nicht machen, wenn wir irgendwie Konkurrenz verspüren würden. Dann müssten wir beide solo weitermachen. Klara: Als wir jünger waren, war das aber manchmal schon so ... Aber meistens waren wir in unterschiedlichen Sachen gut. Darum konnten wir gar nicht konkurrieren. Country-Folk ist nicht gerade die Musik eurer Generation. Wie seid ihr zu dieser Musikrichtung gekommen? Klara: Natürlich weil wir diese Musik lieben. Anfangs fragten wir uns schon, was sollen wir machen? Punk oder New Wave wie unser Vater? Aber als wir über einen Freund auf Bright Eyes gestossen sind, haben wir die Folkmusik für uns entdeckt. Wir waren berührt von der Musik und begeistert, wie qualitativ gut sie ist. Und vor allem wie ehrlich und einfach. Sie gab uns das Gefühl, einfach eine Gitarre in die Hand nehmen zu können und zu singen. Das hast du, Klara, ja dann auch wortwörtlich so gemacht... Klara: Ja, ich hab mit 13 Jahren angefangen Gitarre zu spielen. Ich hab einfach ein paar Akkorde gelernt und dann meinen ersten Song geschrieben. Auch unsere erste EP ist eigentlich so entstanden, dass ich immer einen neuen Akkord gelernt und dann dazu einen Song geschrieben habe. Johanna: Ja, es war schon komisch, wir haben dann einfach geübt, während wir spielten.

Auch wenn sie aussehen wie zwei verträumte HippieMädchen …

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