Jewish Museum Berlin: JMB Journal Nr. 9

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Die Bar Mizwa von Mark Mosche Belkin im Jüdischen Museum Frankfurt Mark Mosche Belkin’s Bar Mitzvah in the Jewish Museum Frankfurt

and grandfather, following Mark, were called to read the Torah. The grandfather, Jakob Belkin, had continued to view himself as a secular Jew after his emigration from the Soviet Union. He participated in this rite, the reading of the Torah in synagogue, for the first time in his life—just like his grandson. It was a compelling picture, to see how three generations of Belkins confirmed their attachment to Jewish religion and tradition. At the same time, the male Jewish lineage here convoked drew attention away from Mark’s mother, whose conversion secured the lineage in the first place. Ljudmila Belkin’s conversion—she previously belonged to the Russian Orthodox Church—enabled Mark to become Jewish in accordance with Halachic law. The Bar Mitzvah then carried the Torah scrolls through the host of assembled guests, who wished him “Mazel Tov.” They congratulated the whole family on reaching this big day, and offered their best wishes to Mark, who was now deemed an adult under Jewish law. What followed was a lavish party with “kosher-style food,” a film that Mark’s parents made for him featuring all the places the family had been, from the Ukraine to Boston, and lots of music, from Yiddish music to jazz. When a journalist from JewishNewsOne asked the 13-year-old Mark what the Bar Mitzvah meant to him, Mark answered confidently in English: it means he is a man now, and feels a little older than before. By the way: tears of emotion flowed at this party, too. Sometimes real life is just like in the movies, even when the action takes place nowhere near Hollywood. Karen Körber received her doctorate from the Humboldt University Berlin with a dissertation on Russian-Jewish immigrants in East-Germany in the 1990s. As a fellow at the Academy of the Jewish Museum Berlin she is currently researching the prevailing reality of second-generation Jewish immigrants from Eastern Europe.

kommen, „passt“ diese Parascha fast ein bisschen zu gut. Sie handelt davon, dass Moses seine Männer aussenden soll, damit sie das neue Land Kanaan – seine Menschen, seine Städte, seine Erde – ansehen und prüfen sollen. Und in Marks Ansprache setzt sich fort, was wie ein Leitmotiv die verschiedenen Abschnitte des Abends bestimmt, Migration als eine familiäre und individuelle Erfahrung. Auch Mark hat diese Erfahrung schon gemacht, als er mit seinen Eltern für ein Jahr in die USA zog, und sich in der Fremde zurechtfinden musste. Es ist kein Zufall, dass der Moment für viele besonders bewegend ist, als nach dem Enkel der Vater und der Großvater zur Tora aufgerufen werden. Für Marks Großvater, Jakob Belkin, der sich auch nach seiner Immigration aus der Sowjetunion weiterhin als säkularer Jude verstanden hatte, vollzieht sich dieser Ritus zum ersten Mal in seinem Leben, so wie für seinen Enkel. Es ist ein eindringliches Bild, wie sich drei Generationen Belkins der jüdischen Religion und Tradition versichern. Gleichwohl unterschlägt die beschworene männliche jüdische Genealogie, was für ihr Gelingen notwendig war: Es ist erst die Konversion von Marks Mutter Ljudmila, die zuvor der RussischOrthodoxen Kirche angehörte, durch die Mark halachisch zu einem Juden wurde. Und dann trägt der Bar Mizwa die Torarolle durch die Schar der Gäste, und die ersten Gratulanten wünschen der Familie Mazel Tov und beglückwünschen sie zu diesem Tag und ihrem Sohn, der nun nach jüdischem Recht als erwachsen gilt. Was folgt, ist ein rauschendes Fest mit „kosher style food“, einem Film für Mark von seinen Eltern, der noch einmal alle Orte der Familie von der Ukraine bis Boston versammelt und viel Musik von jiddisch bis Jazz. Auf die Frage des Journalisten von JewishNewsOne, was die Bar Mizwa denn für ihn bedeute, erklärt der 13-jährige Mark selbstbewusst auf Englisch, dass er nun ein Mann geworden sei und sich doch ein bisschen älter fühle als vorher. Übrigens: Tränen der Rührung sind auch bei dieser Feier geflossen. Manchmal ist es im wahren Leben eben doch wie im Kino, auch fern von Hollywood. Karen Körber promovierte 2004 an der Humboldt-Universität zu Berlin über die Einwanderung russischsprachiger Juden nach Ostdeutschland in den 1990er Jahren. Derzeit untersucht sie als Fellow der Akademie des Jüdischen Museums Berlin die Lebenswirklichkeiten der zweiten Generation aus Osteuropa eingewanderter Jüdinnen und Juden.

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