Die Inselzeitung 05-2013

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HAUS & GRUND

AUSGABE 00 | MAI 2013

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Kai Michaelis, Palma: Wir möchten unser Apartment in Santa Ponsa gerne ein paar Wochen im Jahr an Feriengäste vermieten. Mit welchen Auflagen müssen wir dabei rechnen? Lohnt sich der Aufwand überhaupt?

Dieter Karmann, Düsseldorf: Wir möchten uns eine Finca im Inselinneren zulegen. Welche Lagen können Sie hinsichtlich einer guten Erreichbarkeit und möglichem Wiederverkauf empfehlen? Sollten wir auf Anbindung und Infrastruktur achten?

Kai Dost: Die Ferienvermietung von Wohnungen ist weitgehend verboten und nur in wenigen Fällen legal. Die Gesetzgebung ist kompliziert und die Strafen hoch. Daher würde ich auf jedenfall raten, einen Anwalt zu befragen. Makler geben oftmals Fehlinformationen.

Kai Dost: Fincas haben sehr selten eine gute Infrastruktur, also achten Sie in erster Linie auf eine gute Zuwegung und meiden sie die Einflugschneise des Flughafens. Alles weitere ist Geschmackssache und Preisfrage. Landschaftlich sehr attraktive und gut erreichbare Gegenden sind für mich das Tramuntanagebirge westlich von Alaró, und die Küstenregion zwischen Sóller und Valldemossa. Wem die Nähe zu Palma nicht so wichtig ist, wird man auch in anderen Gegenden fündig und glücklich.

Silke Dünker, Sóller: Ich bin auf der Suche nach einer Wohnung in Port de Sóller auf ein interessantes Angebot gestoßen, halte den Verkaufspreis aber für sehr überzogen. In Deutschland bekommt man meistens einen Anhaltspunkt Preis pro qm für die Region und sind die Preise verhandelbar? Kai Dost: Natürlich ist jeder Preis verhandelbar, aber zu niedrige Angebot erhalten oft keine Resonanz, womit die Verhandlung gar nicht erst zustande kommt. Preise entstehen im Zweitwohnsitzmarkt meist aus Gefühlen, mischen sich mit unterschiedlichsten Qualitäten und Aussichten und sind daher nicht errenchenbar. Lassen Sie sich gut von wahren Fachleuten beraten und vertrauen Sie ihrem Verstand und Herzen. Günther Neurath, Bielefeld: Beim Kauf eines Hauses wurde uns geraten, am besten immer einen Sachverständigen zu Rate zu ziehen. Ist ein Sachverständiger beim Immobilienkauf auf Mallorca wirklich immer notwendig? Kai Dost: Generell dürfen Sie auf Mallorca keinen deutschen Standard erwarten, was aufgrund der unterschiedlichen klimatischen Bedingungen sogar negative Folgen haben könnte. Nichtsdestotrotz, wenn Sie Zweifel haben, ist ein Sachverständiger ratsam, aber auch hier müssen Sie aufpassen. Es gibt gute und schlechte Sachverständige. Gute Sachverständige finden richtige Mängel, bewerten die Relevanz und schätzen die Kosten der Behebung ein. Schlechte Sachverständige finden oberflächliche Mängel und verbreiten Weltuntergangsstimmung, um einen Folgeauftrag oder sogar Bauauftrag zu erhalten. Ich habe es auch schon erlebt, dass Immobilien schlecht gemacht wurden, um selber Immobilien zu vermitteln.

Ernst Wowereit, Palma: Meine Frau und ich spielen gerne Golf und suchen ein Apartment in unmittelbarer Nähe zu einem Golfplatz. Sollen wir uns direkt an einen Golfclub wenden? Kai Dost: Normalerweise nicht, da Golfclubs reine Sportvereine sind, auch wenn einige von Bauträgern initiert wurden. Mein Tipp: suchen sie sich eine Gegend und ein oder zwei Golfplätze dort aus, die Ihnen gefallen und konsultieren Sie die lokalen Angebote der Bauträger, Makler und Privatanbieter. Beatriz Janiak, Llucmajor Ein Bekannter hat uns erzählt, dass Immobilienmakler in Spanien keine Zulassung benötigen, d.h., jeder Häuser verkaufen kann. Ist das richtig? Kai Dost: n den meisten europäischen Ländern, übrigens auch in Deutschland, muss keine Prüfung absolviert werden. In Spanien gibt es nur wenige Berufe, für die eine Zulassung benötigt wird. Die Makler wurden allerdings vor einigen Monaten in die gesetzliche Verantwortung gezogen. Wenn Immobilien vermittelt werden, bei denen nicht alles stimmt, haftet jetzt auch der Makler. Die Strafen können enorme Ausmaße annehmen. Wir denken, dass dieses zu einer Bereinigung des Marktes führt, da es tatsächlich viele unprofessionelle Privatpersonen und Unternehmen in dieser Branche gibt, nicht nur in Spanien. Kai Dost, Tel. 971 609 989 kai.dost@dost-co.com, www.dost-co.com

STELEN SIE IHRE FRAGEN AN DEN EXPERTEN KAI DOST UNTER FRAGEN@DIE-INSELZEITUNG.COM

Die Sprache ist Deutsch. Die Wörter sind allgemeinverständlich – und doch versteht man Wohnungsannoncen schon mal falsch. Meist wird schön umschrieben.

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roß und hell soll sie sein, ruhig und zentral gelegen: Wer eine Wohnung sucht, hat meist klare Vorstellungen von dem neuen Zuhause. Und diese werden in den Angeboten der Makler gut bedient. Realistisch sind die Beschreibungen aber oftmals nicht.

Genau prüfen

„Beim Lesen von Immobilienangeboten braucht man Gefühl für das, was einem begegnet“, sagt Stefan Walter, Geschäftsführer des Eigentümerverbandes Haus & Grund Deutschland in Berlin. Ein angepriesenes „Liebhaberobjekt“ könne zwar auf den ersten Blick ein Schnäppchen sein, sich aber nach genauerer Prüfung als stark renovierungsbedürftig erweisen. „Hier muss der

Käufer noch einiges an Eigenleistung hineinstecken.“ Das Gleiche gilt für eine Immobilie, die „gut erhalten“ ist. Auch diese wurde nicht erst kürzlich saniert. Renoviert wurde sicherlich bei einer „aufwendigen und luxuriösen Sanierung“. Nach Aussagen des Eigentümerverbandes liegt hier eine Wohnung im gehobenen Standard vor, der sich in der Miete widerspiegeln wird. „Preisbestimmend ist vor allem die Lage“, sagt Walter. Daher werde oft von „zentraler, schöner Lage“ gesprochen - obgleich diese auch viel Verkehrslärm bedeuten kann. Populär sind ebenso Wohnungen, die in „gefragter Lage“ oder in einem „aufstrebenden Viertel“ liegen. Hier soll sich eine bislang unbeliebte Gegend in Kürze in ein Szeneviertel wandeln.


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