INDIEKINO BERLIN Magazin 08, Oktober 2014

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DER KREIS Geschichte der Schweizer Schwulenbewegung D AM SONNTAG BIST DU TOT John Michael McDonagh rechnet ab D 20.000 DAYS ON EARTH Stylishes Nick Cave-Portrait D LAND DER WUNDER Im Rhythmus der Bienen D BORGMAN Der diskrete Charme der Kleinfamilie D EIN GESCHENK DER GÖTTER Ulm im Nebel D WISH I WAS HERE Vom Leben gebeutelt D PRAIA DO FUTURO Strand ohne Meer D THE RIOT CLUB Jugendjahre der Oberschicht D YALOMS ANLEITUNG ZUM GLÜCKLICHSEIN Der Therapeut spricht D THE CUT Fatih Akins Armenien-Epos D WAS BIN ICH WERT? Von der Berechnung des „Humankapitals“ D ANDERSON Leben mit dem Verrat D THE SALVATION Neo-Western

MAGAZIN DER UNABHÄNGIGEN BERLINER LICHTSPIELHÄUSER

D 08 D OKTOBER 2014

indiekinoBERL

20.000 DAYS ON EARTH – START AM 16.10.2014


Jetzt auf DVD, Blu-ray und als Video on Demand

„EIN FESSELNDES, EXTREM AUFWÜHLENDES REGIEDEBÜT.“ CINEMA „ERSTKLASSIG!“ TV SPIELFILM /FruitvaleDE


„ABSOLUT KULTVERDÄCHTIG“ MOVIESTAR DER PUBLIKUMSLIEBLING DER DIESJÄHRIGEN BERLINALE

HHHHH DIE INDIEKINOS D ACUD KINO D B-WARE!LADENKINO D BALI KINO D BUNDES­PLATZ KINO D EISZEIT KINO D EVA-LICHTSPIELE D FILMKUNST66 D FILMRAUSCHPALAST D FSK-KINO AM ORANIENPLATZ D HACKESCHE HÖFE KINO D SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN D TILSITER­ LICHTSPIELE D UNION FILMTHEATER D XENON KINO D ZUKUNFT D FLK FRIEDRICHSHAGEN D FLK HASENHEIDE D FLK INSEL D FLK POMPEJI D FLK „UMSONST & DRAUSSEN“ IM FILMRAUSCHPALAST

TOTAL FILM

HHHHH EMPIRE

„VIEL SCHWARZER HUMOR UND DAS WIEDERSEHEN MIT EINEM DER BESTEN SCHAUSPIELER DER GEGENWART.“ BLICKPUNKT FILM

B R E N DA N

GLEESON

EDITORIAL Die Kinowoche beginnt am Donnerstag. Das war früher so, weil die teuren und schweren Filmkopien nur in limitierter Stückzahl vorhanden waren und von Kino zu Kino verschickt werden mussten. Das passierte immer von Mittwochnacht auf Donnerstag früh. Dann hatte der Vorführer oder die Vorführerin noch ein paar Stunden Zeit um flink die Filme zu koppeln (sprich: zusammen zu kleben) und die Werbung im Foyer zu wechseln und dann ging’s los. Heute werden keine Kopien mehr verschickt, sondern Festplatten, die weit weniger aufwändig zu produzieren sind und vor allem schon vor Start auf den Server geladen und weitergeschickt werden können. Aber die Kinowoche beginnt immer noch am Donnerstag. Deshalb erscheint auch das INDIEKINO BERLIN Monatsmagazin immer pünktlich zum ersten Donnerstag im Monat. Außer im nächsten Monat: da der letzte Donnerstag im Oktober bereits der 30. ist, besprechen wir alle Filmstarts vom 30.10. im Novemberheft das dann natürlich entsprechend früher im Kino des Vertrauens/im Briefkasten zu finden sein wird. Wenn damit das Terminliche soweit klar ist, noch kurz ein paar Ausgehtipps im Oktober: Die Redaktion freut sich besonders auf das Studio Ghibli Festival (siehe Seite 43) und wird deshalb an den Wochenenden vermehrt im Sputnik Kino anzutreffen sein, Hand in Hand mit dem großen Totoro. Für weniger zartbesaitete Kinogängerinnen hält der Oktober jede Menge schwarze Komödien und taffes Genrekino bereit: AM SONNTAG BIST DU TOT, BORGMAN, THE SALVATION und die regional verwurzelten Werke GEFÄLLT MIR (Serienmörder in Heide) und KRASSER MOVE (Kiezgrößen in Hamburg). Viel Spaß beim Lesen und viel Spaß im Kino, Eure/Ihre INDIEKINO BERLIN Redaktion

VOM REGISSEUR UND AUTOR VON

THE GUARD

AB 23. OKTOBER IM KINO www.AmSonntagBistDuTot.de


INDIEINHALT

20 The Riot Club 30 Land der Wunder 18 Ein Geschenk der Götter 20 Praia do Futuro 22 The Cut

06 MAGAZIN

NEU IM KINO

10 GESCHICHTE DER SCHWEIZER SCHWULENBEWEGUNG: DER KREIS

38 KINOHIGHLIGHTS

16 14 31 18 22 28 18 27 32 32 28 29 30 33

44 KINOADRESSEN, IMPRESSUM ABONNEMENT

34 WEITER IM KINO

14 JOHN MICHAEL MCDONAGH RECHNET AB: AM SONNTAG BIST DU TOT 16 STYLISHES NICK CAVE-PORTRAIT: 20.000 DAYS ON EARTH 24 INDIEKINOS: BALI KINO 36 KINDERFILME

46 NACHBILD

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20.000 Days on Earth Am Sonntag bist du tot Anderson Borgmann The Cut Gefällt mir Ein Geschenk der Götter Get on up Das große Museum Hirngespinster Ich bin das Glück dieser Erde Im Krieg - Der 1. Weltkrieg in 3D Jack Krasser Move

Diplomatie Die geliebten Schwestern Heli Like Father, Like Son

10 23 30 33 20 20 33 23 06 39 42 27 19 21

Der Kreis Lamento Land der Wunder Planet Deutschland 300 Millionen Jahre Praia do Futuro The Riot Club Dieses schöne Scheißleben The Salvation Spieler Thou Wast Mild and Lovely & Butter On The Latch Verdrängung hat viele Gesichter Was bin ich wert? Wish I was Here Yaloms Anleitung zum Glücklichsein

Mr. May oder das Flüstern der Ewigkeit Schönefeld Boulevard Schoßgebete Song From the Forest


EIN FILM VON KRISTIAN LEVRING

AB 9. OKTOBER IM KINO


INDIEMAGAZIN

THEA HJELMELAND LIVE IM SPUTNIK Die Norwegerin Thea Hjelmeland hat gerade ihr zweites Album „Solarplexus“ aufgenommen und stellt es am Dienstag, den 9. Oktober um 21.30 Uhr im Sputnik Kino am Südstern vor. Die Multiinstrumentalistin tritt in Norwegen auch schon mal mit einem Symphonieorchester im Hintergrund auf. Ihre beiden Alben werden aber von zurückhaltendem Psychedelic und Ambient Folk bestimmt, über dem ihre klare, unverwechselbare Stimme zu schweben scheint. „…wie eine Mischung aus Tori Amos, Björk und den leicht verschrobenen Folk-Schwestern Coco Rosie.“ (BR) „Thea Hjelmeland weiß, wie man die unterschiedlichsten Stimmungen erzeugt, die eher karg und sparsam instrumentierten Songs in die verschiedensten Klangfarben bettet.“ (Focus) soundcloud.com/theahjelmeland/sets/lytt, theahjelmeland.com

VERDRÄNGUNG HAT VIELE GESICHTER Die Wohnkultur in Berlin ändert sich aktuell dramatisch. Aus Mietwohnungen wird Eigentum, aus Wohnraum werden Büroflächen und aus ehemals politisch Aktiven werden Häuslebauer in den unterschiedlichsten Bau-Konstellationen. Der Film VERDRÄNGUNG HAT VIELE GESICHTER des Filmkollektivs „Schwarzer Hahn“ dokumentiert den Konflikt zwischen Baugruppen und Mietern in Alt-Treptow. Der Film tourt im Oktober durch die Indiekinos, oft begleitet von Diskussionen mit den Filmemachern und Aktivisten aus der Mieterbewegung. Folgende Termine stehen bereits fest:  23.10., Sputnik Kino, Film und Gespräch mit dem Filmteam  26.10., Eiszeit Kino, Film und Gespräch mit dem Filmteam und dem Mietshaussyndikat  2.11. um 15 Uhr, fsk-Kino am Oranienplatz, Film und Gespräch mit dem Filmteam und Andrej Holm (Stadtsoziologe)  Noch ohne Termin: b-ware!ladenkino

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3 JAHRE BUNDESPLATZ-KINO Vor drei Jahren eröffnete das neu renovierte Bundesplatz-Kino zum ersten Mal unter der neuen Leitung von Peter Latta, Martin Erlenmaier und Karlheinz Opitz. Die Kinomacher feiern das Jubiläum am Sonntag, den 26. Oktober mit vielen Gästen und Überraschungen. Zur 11 Uhr-Vorstellung werden die Macher von BERLIN - ECKE BUNDESPLATZ Hans-Georg Ullrich und Detlef Gumm zu Gast sein. Es läuft der Film SCHÖN IST DIE JUGEND. Zur Kinder- und Jugendvorstellung um 13.30 Uhr gibt es ein Quiz und eine Tombola für Kinder, und zur filmhistorischen Reihe um 15.30 Uhr versprechen die Bundesplatz-Cineasten eine besondere Überraschung. Zu Redaktionsschluss wurde noch fiebrig geplant, Genaueres auf der Kinowebsite www.bundesplatz-kino.de


INDIEMAGAZIN

SCHLOSS EINSTEIN ZU GAST IM BUNDESPLATZ-KINO Jeweils am letzten Wochenende im Monat wird im Bundesplatz-Kino ein begleitendes Filmprogramm zur Kinder-Ausstellung „... und Action!“ im Berliner Filmmuseum gezeigt. Die Kuratoren der Ausstellung führen in die Filme ein. Am 25. Oktober ist die Kinderserie SCHLOSS EINSTEIN zu Gast im Kino. Zunächst werden die Folgen 814 und 817 der Serie gezeigt, dann beantworten Produzentin Yvonne Abele, Regisseur Frank Stoye, und Kameramann Marc Kubik die Fragen des Publikums. Auch zwei Kinderdarsteller werden da sein. Beginn: 15.45 Uhr

LESE-HERBST IM SPUTNIK Das Sputnik Kino rückt dem Herbst mit Literatur zu Leibe. Gary Flanell, Herausgeber des RENFIELD-Fanzines und Autor des Punk-Fanzines OX, hat ein Buch mit dem Titel STUNTMAN UNTER WASSER geschrieben, in dem ein Stuntman eine Zigarette braucht, der letzte Arbeitslose Deutschlands neue Strategien des Jobcenters kennenlernt, eine kleine Spinne eine Limo mit Darth Vader trinkt und das Großstadtleben seine Tücken zeigt. Am 9. Oktober um 20.30 Uhr liest Gary Flanell die schönsten Kurzgeschichten in der Bar des Sputnik-Kinos aus seinem Erstlingswerk. Ernster wird es zwei Wochen später. Anlässlich der Berliner Woche der seelischen Gesundheit präsentieren Naema Gabriel & Tanja Salkowski am 17.10. um 19.30 Uhr ihre Bücher SINUS und SONNENGRAU. Die Autorinnen beschreiben den Umgang mit seelischer Erkrankung aus verschiedenen Blickwinkeln: Aus der Perspektive der Betroffenen (Tanja Salkowski) und aus der Perspektive der Angehörigen und Hinterbliebenen (Naema Gabriel). Frische und ehrliche Worte, erzählte Erfahrungen mit Kämpfen, Kapitulationen und Triumphen. In der anschließenden Podiumsdiskussion sprechen die beiden Autorinnen über die Reaktionen auf ihre Debüts und über die Gründe ihrer Coming Outs.

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FILMPOLSKA RELOADED: DAS MÄDCHEN AUS DEM SCHRANK Um die Zeit zwischen den Festivals zu überbrücken, zeigt filmPOLSKA die besten Beiträge an wechselnden Terminen noch einmal. Im Oktober läuft DAS MÄDCHEN AUS DEM SCHRANK (Polen 2012, 90 min, OmU, R: Bodo Kox): Seit Jahren kümmert sich Jacek um seinen autistischen Bruder Tomek. Das nimmt seine gesamte Zeit in Anspruch. Er kann sich weder um seinen Beruf und seine Freunde noch um sein Liebesleben kümmern. Eines Tages trifft er die schöne und mysteriöse Nachbarin Magda. Sie ist ein Sonderling, der sein Leben in einem Kleiderschrank verbringt und sich dort in Phantasiewelten flüchtet… Ein dezent surrealer Debütfilm von Bodo Kox.  Am 9.10.um 18 Uhr im fsk-Kino am Oranienplatz.

VERLOSUNG FRUITVALE STATION Am 2. Oktober erscheint Ryan Cooglers exzellenter Film FRUITVALE STATION auf DVD, BluRay und als VoD. Eine präzisere Szene über Alltagsrassismus und seine ganz speziellen Vertracktheiten als die, in der Oscar Grant an einem freien Tag einer Kundin im Supermarkt erklären will, welchen Fisch man am besten für ein Gumbo kauft, gibt es selten zu sehen. Oscar Grant war der junge Mann, der am Neujahrsmorgen 2009, nach einer Silvesterfeier mit seinen Freunden in der FRUITVALE STATION der U-Bahn von Los Angeles von einem Sicherheitspolizisten der Verkehrsbetriebe rücklings erschossen wurde. FRUITVALE STATION schildert den letzten Tag seines Lebens. Ein kluger und sehr berührender Film. Wir verlosen je drei DVDs und BluRays. Wer eine möchte, schickt schnell eine Mail an info@indiekino.de mit dem Betreff: „FRUITVALE“ D8

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INDIEMAGAZIN

LICHTSPIELKLUB SPEZIAL: ­TRASHBUS: THE BALKAN STORIES ­ “He was shooting into the night sky in our dark backyard where the hedgehog lives.” Im TRASHBUS wohnen wild durcheinandergewürfelte Objekte, übriggebliebenes Zeug und lang vergessene Geschichten. Die Busbesitzerin Renata Britvec liest aus ihrer Sammlung von Texten: Geschichten über eine Großmutter, die dem Teufel begegnet, über Erziehungsmaßnahmen aus den 50er Jahren, unangenehme Silvester-Überraschungen und misslungene Bootsausflüge erzählen von einem Land und einem Leben, das abseits der Klischees seinen wahren Wahnsinn entfaltet. Abgerundet wird die Busfahrt durch den Balkan mit zwei TRASHBUS-Kurzfilmen über einen Mann und seinen Werwolf und den unglücklichen Bewohner eines Forts in Dubrovnik. Nach der Lesung wird der Balkan mit Musik und Rakija gefeiert!  Freitag, 24.10. um 20.30 Uhr im Sputnik Kino am Südstern. Lesung und Filme in englischer Sprache.

MAILA BARTEL & FRANK AUGUSTIN: BIN ICH KNEF? Nachdem sie mit ihrem Knef-Programm bereits das Bali Kino in Zehlendorf unterhalten haben, kommen die Schauspielerin Maila Bartel und der Pianist Frank Augustin im Oktober auch nach Wilmersdorf. In den Eva-Lichtspielen präsentieren sie mit zahlreichen Liedern, Chansons & Dialogen den Mythos der Hildegard Knef.  Termin: Sonntag, 5. Oktober um 11.00 Uhr.


INDIEFEATURE

DER KREIS

Interview mit Robert „Röbi“ Rapp und Ernst Ostertag

DER KREIS von Regisseur Stefan Haupt beschreibt in Form einer Dokufiction die schwule Szene im Zürich der 50er Jahre. Zugleich ist der Film das Porträt einer jahrzehntelangen Beziehung. Die Protagonisten Robert „Röbi“ Rapp und Ernst Ostertag, beide Jahrgang 1930, sind seit 1956 ein Paar und haben die Züricher Szene maßgeblich mitgestaltet. Ostertag war Schulleiter, Rapp zunächst Coiffeur, später Bibliothekar. 2003 haben sie als erstes Männerpaar im Kanton Zürich geheiratet. DER KREIS wurde jetzt als Schweizer Beitrag für den Oscar aufgestellt. Das Interview entstand während der Berlinale 2014, wo der Film den Publikumspreis der Sektion Panorama und den Teddy Award in der Kategorie Dokumentation/Essay bekam. Das Gespräch führte Frank Hermann. D 10

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INDIEKINO BERLIN: Ihr habt parallel zu schwulen Medien in Deutschland wie der Zeitschrift DU&ICH, die 1969 gegründet wurde, in Zürich mit Emanzipationsarbeit angefangen. Zu der Zeit existierte „Der Kreis“ auch als Zeitschrift nicht mehr und ihr habt andere Medien mitgegründet. Ernst: Bis 72 dann „Club68“, danach hieß es „Hey“. Es war dieselbe Zeitschrift, die einfach weiterlief. „Club68“ gab es von Januar 1968 bis Dezember 72, von da an bis 88 dann „Hey“. Das war die Zeitschrift der SOH, dieser Nachfolgeorganisation vom „Kreis“. Die hieß „Schweizerische Organisation der Homophilen“, die wir auch mitgegründet haben, so haben wir das damals getauft. Wir wollten halt nicht homosexuell sagen und Homoeroten tönt auch falsch, also haben wir es „der Homophilen“ genannt, denn erstens ist es ein echt griechisches Wort und keine Mischung aus lateinisch und griechisch. Und zweitens geht es um den Menschen als Ganzes und er wird nicht nur auf seine Sexualität reduziert. Na, und heute verwendet selbst die NZZ (Neue Züricher Zeitung) das Wort schwul. Zuvor gab es gegen die Bezeichnung Vorbehalte. Ernst: Ja, aber man nimmt das Schimpfwort und benennt sich selber danach und so nimmt ihm man die negative Seite. Man nimmt dem Feind den Mist weg, also den Wind aus den Segeln. Das war ja auch damals die Überlegung der Studenten - das Wort wurde ja in Deutschland zuerst verwendet von den Studenten ab 1971. Bei uns in der Schweiz taucht es


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dann in den Verlautbarungen der entsprechenden Organisationen so ab 1974 auf. In dem Film DER KREIS wird ein großer Teil eures Lebens gezeigt. Seid ihr zufrieden mit den Schauspielern, die euch darstellen? Ernst: Mehr als zufrieden. Es ist wirklich ausgezeichnet gelungen. Wir hatten das Glück, dass beide Schauspieler privat Kontakt mit uns hatten, uns kennen lernten. Zum Beispiel Sven (Schelker, Darsteller des jungen Robert Röbi Rapp; Anm. d. Aut.) spricht Schweizerdeutsch, kommt aber aus Basel und das tönt natürlich anders wie Züridütsch. Er kam dann zu mir und wir haben Züridütsch gelernt und es hat sich eine Freundschaft ergeben, auch mit Matthias (Hungerbühler, Darsteller des jungen Ernst Ostertag; Anm. d. Aut.). Er speziell hat sehr viel übernommen und spielt es ausgezeichnet. Die Vorbereitungszeit ging ja auch über insgesamt vier Jahre. Er war gleich am Anfang für mich vorgesehen. Als es dann plötzlich nicht mehr sicher war, habe ich gesagt: „Aber den müsst ihr nehmen“. Denn er hat ja meine Gestik, die Art wie ich spreche, übernommen, der hat mich richtig studiert. Ich hab bei der ersten Vorführung gesagt: „Also das ist ja gar nicht der Matthias, das bin ja ich.“ Nur wenn man die beiden Darsteller neben uns stellt, ist es auffällig, die sind ja viel länger als wir, aber sonst ist der Unterschied nicht groß zwischen uns (lacht). Röbi: Und auch die Marianne Sägebrecht, die meine Mutter spielt, ist ausgezeichnet. Sie verkörpert die Figur sehr, sehr gut. Wie sie da so stand, habe ich gesagt: „Also ich kann dich nicht anders ansprechen als mit ,Mama“.

Ernst: Ich hab die überspielt. Für mich gab es einfach das bestimmte Bild, das ich darstellen wollte. Ich hatte ja auch von Anfang an eine autoritäre Stelle, bin mit 28 da eingestiegen und habe das Schulhaus geleitet und dann noch vier Kindergärten. Und dann war noch ein kleines Schulhaus angehängt. Und das alles war zu koordinieren, neben meiner eigenen Klasse … Ich habe immer reingefühlt, wie gut man als Team war, immer überlegt, was können wir zusammen machen. Da gab es Maskenbälle, Ausflüge. Und dann hatte ich so einen guten Stand bei den viel Älteren als auch bei Jüngeren, weil ich immer gefragt habe: „Was könnten wir noch verbessern oder anders machen“. So ging das. Man musste die Leute fangen und überzeugen.

Also so ein hohes Maß an Authentizität ...

So warst du unangreifbar.

Ernst: Dort wo es drauf ankommt, vor allem in den emotionalen Momenten, ist es absolut kongruent. Die Ängste wie die freudigen Momente, die traurigen wie die gespannten, wo man nicht weiß, was geschieht jetzt, kommt jetzt gleich die Polizei und holt jemand ... Alles das ist so echt, dass ich mehrmals kalte Schauer über den Rücken laufen gefühlt habe. Es ist längst schon vergangen und jetzt sieht man das so im Film, und es ist genau so dargestellt wie es damals war, dann kommt das alles wieder hoch. Auch die Angst davor, dass man Existenz und Wohnung verlieren und auf der Straße sitzen könnte.

Ernst: Richtig. Hier war das Schulleben, dort das Privatleben. Einfach so getrennt. Ich wohnte zum Beispiel unten am See, und wenn ich über den „Pass“ runter gegangen bin, war ich im Privaten. Es hat sich aber auch niemand getraut, nachzufragen. Ich hatte einen Kollegen, von dem wusste ich, dass der schwul war. Als ich ihn zum Gespräch gebeten habe, ist der ganz bleich geworden, weil er dachte, es geht gegen ihn. Aber ich hab ihm gesagt: „Du, ich gehör auch dazu und bin sehr glücklich, wenn du hier bist“. Denn er war sehr tüchtig. Ich hab ihn dann in den „Kreis“ eingeführt, dort hat er auch den Röbi kennen gelernt. Wir haben zusammen getanzt und gefeiert, aber in der Schule waren wir ganz anders. Er hat halt auch ein Doppelleben geführt.

Indiekino: Du hattest Angst vor deinem Lehrerkollegium?

Röbi, in deinem Beruf als Coiffeur war das sicher einfacher. Röbi: Ja schon, aber auch durch den Rückhalt aus meiner Familie. Ich habe ja den Ernst auch sehr bald meiner Mutter vorgestellt. Allerdings hab ich ja dann mit 40 den Beruf gewechselt und habe Dokumentarist und Bibliothekar gelernt und habe das dann 21 Jahre lang gemacht. Da war es schon ein bisschen schwieriger. Ich bin zum Beispiel nie zu den Veranstaltungen gegangen, wo die verheirateten Frauen oder Männer mitgehen durften. Das hat sich erst später geändert. Ernst: Ja, aber man hat von dir gewusst. Dein Chef – der war nicht schwul, sondern ein hundertprozentiger Hetero - hat einmal zu mir gesagt: „der ist so tüchtig, das geht mich nichts an und es ist mir egal, was der tut.“ Und das galt eben auch mir gegenüber. OKTOBER 2014 D

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„Wenn wir uns selbst nicht verstehen, können wir auch andere nicht verstehen oder schätzen.“ Irvin D. Yalom

Röbi, wie bist du dann zur Bühne gekommen? Röbi: Mein Vater starb 1937, meine Mutter musste arbeiten gehen, tagsüber war sie Zugehfrau und abends hat sie im Schauspielhaus an der Garderobe gearbeitet. Weil wir nah dabei wohnten, wusste die Direktion und auch der Regisseur, dass sie einen zehnjährigen Knaben hatte und der Regisseur hat gefragt: „Können Sie Ihren Sohn nicht mal vorbeischicken?“ Und so bekam ich meine erste Rolle, im „Götz von Berlichingen“, später noch viele andere. 1940 hat mich dann Direktor Wetterling vom Schauspielhaus bei der Gotthard-Film empfohlen und ich bekam die Hauptrolle für DAS MENSCHLEIN MATTHIAS und dann kam immer wieder Theater. Es entsprach mir. Ich bin dafür geboren, mein ganzes Leben ist Schauspiel. Theater, Varieté, das ist meine Welt. Aber es wurde nie zum Hauptberuf.

AB 2. OKTOBER IM KINO WWW.YALOM-DERFILM.DE

Röbi: Nein. Aus folgendem Grunde: Ich war so androgyn, und die Operette, wo ich als Tenorbuffo gut gewesen wäre, war im Niedergang, es gab diese Sparte kaum noch. Nach dem Krieg waren zudem sehr viele Schauspieler in der Schweiz. Also hat meine Mutter gesagt „Du musst einen Beruf lernen.“ Und ich sollte ja auch zum Lebensunterhalt beitragen. Ich habe dann mit 18 den Leiter des „Kreises“ kennen gelernt und bin etwas früher als erlaubt, denn das wäre eigentlich erst mit 20 gegangen, in die Theatergruppe reingekommen. Die war auch sehr aktiv. Es gab ja viele Schriftsteller beispielsweise aus Amerika, die ihre Stücke nicht aufführen konnten, weil sie eben Homosexualität zum Thema hatten. Und so haben wir das gespielt, unser Redaktor hat das dann übersetzt. Da waren auch seriöse Stücke dabei, nicht nur Komödien. Und da hab ich immer die Frauenrollen gespielt. Und bis heute? Röbi: In den letzten zehn Jahren hatte ich ein Soloprogramm. Das Lied aus dem Film, „Ich bin so seltsam“, stammt da her. Ihr habt euch kontinuierlich und über Jahrzehnte hinweg für schwule Belange eingesetzt. Ernst: Noch mal so ein richtiger Schwung kam mit unserer Pensionierung. Ich konnte und wollte nicht, solange ich noch im Amt war. Meine Kinder waren ja nicht wie im Film, es war eine Sonderschule, aber das wäre zu schwierig in der Umsetzung für den Film gewesen. Es ist schon schwer genug für die Eltern. Und da wollte ich nicht, dass die Nachbarn auch noch sagen „Der Lehrer ist ja auch schwul“ ... Röbi: Bei der Ausstellung in Berlin „100 Jahre Schwulenbewegung“ 1997 in der Akademie der Künste konnten wir eine Vitrine zu „Der Kreis“ zeigen, die später dann zur Ausstellung über „Der Kreis“ im Schwulen Museum führte. Daran waren wir auch beteiligt, haben viel Material beigesteuert. Kleider von mir hingen da und bei der Eröffnung im Mai 1999 habe ich ja auch Cabaret gespielt. All das hat uns dann den Auftrieb gegeben, weil eine Equipe vom Schweizer Fernsehen uns einen Tag lang begleitet hat und der Bericht in den Nachrichten gezeigt wurde. Und so sind wir in die Öffentlichkeit gegangen und das ist im Grund bis heute so geblieben.


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Und jetzt seid ihr Vorbilder, was ratet ihr jungen Schwulen? Ernst: Das stimmt. Manche Jüngere sagen sogar; „Ihr hattet es ja leichter damals“. Ihr hattet den „Kreis“, dort konntet ihr Freunde finden. Ich habe aber wirkliche Mühe. Wir haben zwar Discos, man tanzt sich halbtot, bekommt aber keine Kontakte.“ Nun vielleicht geht man nach Hause, hat ein Sexabenteuer und dann ist man wieder allein. Es ist ja auch schwierig. Man muss natürlich zuerst einmal mit sich selber klar kommen und wissen: Ich kann das akzeptieren. Es ist ja in der Pubertät zunächst so, dass man so sein will wie die anderen. Anders fühlt man sich eben allein. Und dann ist das eben eine große Schwermut und bedingt ja immer noch die Suizide bei den jüngeren Menschen. Die Rate ist ja fünf bis sieben Mal höher als bei den gleichaltrigen Heteros.

DER KREIS

Private Geschichte der europäischen Schwulenbewegung

v.l.n.r. Matthias Hungerbühler, Ernst Ostertag, Röbi Rapp, Sven Schelker. Copyright: Aliocha Merker / Contrast Film Zürich

Und viele Jüngere hätten gerne eine so lange Beziehung wie eure. Wie habt ihr das gemacht? Röbi: Es ist so wie mit allem. Wenn man es anstrengt ganz massiv, dann verfehlt man das Ziel. Man muss innerlich so weit sein, das man sich ganz öffnet und sagt: „Wenn eine Möglichkeit da ist, wird sie kommen.“ Wenn du diese offene Ausstrahlung mitbringst, anstatt „jetzt muss, jetzt muss“ ... dann öffnet sich vielleicht eine Beziehung mit Einem mit derselben Ausstrahlung. Ernst: Und dann muss man auch bereit sein, eine Partnerschaft zu pflegen. Man muss wissen, dass vieles in einer Partnerschaft aufgeht, was ich sonst noch machen könnte. Du stellst dich auf einen Menschen ein und du förderst ihn und er fördert dich. Du liebst ihn und möchtest ihn nicht ändern, aber ihm die Möglichkeit geben, sich entsprechend seinen eigenen Möglichkeiten weiterzuentwickeln. So wächst eine Partnerschaft. Und dann gehen aber andere Dinge nicht und verkümmern. Aber wenn jemand keine Kompromisse will, sollte er keine Partnerschaft eingehen. Alles kann man nicht haben. Und wenn einer stirbt, kommen vielleicht nach einem Jahr plötzlich ganz andere Eigenschaften zum Vorschein, die vielleicht von vor der Partnerschaft sind. Und dann kann ich auch diese Schiene noch verfolgen. D Interview: Frank Hermann

Röbi Rapp, Friseur und Travestie-Künstler und Ernst Ostertag, ein zielstrebiger Lehrer an einer Mädchenschule, haben vollkommen gegensätzliche Lebensentwürfe. In den 50er-Jahren lernen sie sich bei einem Männerball des “Kreises” kennen, einer geheimen Schwulenorganisation in Zürich, und verlieben sich trotz aller Unterschiede ineinander. Ihre Geschichte gab dem Schweizer Regisseur Stefan Haupt den Hintergrund für DER KREIS, einen Spielfilm mit dokumentarischen Einlagen, in denen die historischen Personen auch selbst zu Wort kommen. Dieses Jahr bei der Berlinale mit dem Teddy für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet, ist er ein weiterer wichtiger Film über die Schwulenemanzipation. Er legt den Fokus auf die Schweizer bzw. westeuropäische Situation, die unter der Dominanz großer amerikanischer Produktionen wie MILK und den früheren, beinahe legendär gewordenen Dokumentarfilmen wie THE TIMES OF HARVEY MILK und BEFORE STONEWALL ein wenig in Vergessenheit zu geraten droht. Wo die amerikanischen Filme die Perspektive der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung auf die LGBT-Bewegung einnahmen, gewährt DER KREIS historische Einblicke in private Lebensräume und Lebenswelten, die nichts an Relevanz verloren haben: Während Röbi seiner Mutter gegenüber offen mit seiner Sexualität umgeht, gelingt es Ernst erst mit 70 Jahren, sich vor seinen bürgerlichen Eltern zu outen. Durch die Verschränkung von Dokumentarischem und Fiktion gelingt es, dem Film beispielhaft für eine Generation von Schwulen zu sprechen und dabei unterhaltend zu bleiben. Für eine erfreuliche Überraschung sorgt zudem die Besetzung der Mutter von Röbi, einer deutschen Einwanderin in die Schweiz, mit der seit OUT OF ROSENHEIM ikonischen Marianne Sägebrecht. D Raphaël Rück Schweiz 2014 D 102 min D R: Stefan Haupt D B: Stefan Haupt, Christian Felix D K: Tobias Dengler D S: Christoph Menzi D M: Federico Bettini D D: Anatole Taubmann, Marianne Sägebrecht, Matthias Hungerbühler, Sven Schelker, Stephan Witschi D V: Salzgeber

Start am 23.10.2014 ¢ Eiszeit Kino ¢ Eva Lichtspiele ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Xenon Kino

TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE

Zurich in the 1950s. Röbi Rapp, a hairdresser and drag performer and Ernst Ostertag, a quiet teacher meet at a party of the secret gay organisation „The Circle“. THE CIRCLE combines interviews with Rapp and Ostertag with a moving re-enactment of their story.

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INDIEPREMIEREN

AM SONNTAG BIST DU TOT Ein irischer Regisseur rechnet ab

In THE GUARD, dem ersten Spielfilm von John Michael McDonagh, spielte Brendan Gleeson den ruppigen Dorfpolizisten Gerry Boyle, der sich regelmäßig Prostituierte bestellt, Drogen nimmt, Opfer von Gewaltverbrechen beklaut und einen Waffenfund an die ursprünglichen Besitzer, die IRA, weiterreicht. Als er gezwungen ist, in einem Drogenfall mit dem adretten afro-amerikanischen FBI-Vertreter Wendell Everett (Don Cheadle) zusammenzuarbeiten, zeigt er sich von seiner feindseligsten Seite. Als Everett den versammelten Polizisten in einer großen Show das Trio der Verdächtigen präsentiert, meldet sich Boyle und fragt „Sorry Sir, ich dachte, Drogendealer wären alle schwarz?“. Auf die Frage, ob er schon einmal in den USA war, antwortet er toternst: „Ja, in Disneyland.“ Erst als er zu seinem Kollegen nach dem Frühsport beim Frühstück (Boyle: Full English Breakfast, Everett: ein Croissant) sagt, „Ich dachte, Schwarze können nicht schwimmen?“ zeichnet sich langsam ein versöhnlicherer Ton ab. Natürlich arbeiten die Beiden am Ende zusammen gegen alle, denn Boyle ist zwar verkommen, aber korrupt ist er nicht.

Originaltitel: Calvary D Irland/Großbritannien 2014 D 100 min D R: John Michael McDonagh D B: John Michael McDonagh D K: Larry Smith D S: Chris Gill D M: Patrick Cassidy D D: Dylan Moran, Kelly Reilly, Marie-Josée Croze, Brendan Gleeson, Chris O’Dowd, Aidan Gillen, David Wilmot, Domhnall Gleeson D V: Ascot Elite

Start am 23.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino OMU + DF ab Anfang November ¢ Eva OMU + DF ¢ filmkunst66 (DF) ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Xenon Kino OMU

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In confession a member of his parish announces that he is going to kill Father James Lavelle. The priest (Brendan Gleeson) has one week to find his murderer and convince him otherwise.

In AM SONNTAG BIST DU TOT (CALVARY) arbeitet McDonagh seine Themen und Motive weiter aus. Aus der One-Man-Show Gleesons wird ein Ensemble, in dem alle Charaktere ein sehr eigensinniges und skurriles Eigenleben entwickeln, die Dialoge schrauben sich in immer bizarrere Windungen vor und der vornehmlich lustige schwarze Humor des Vorgängers nimmt Züge echter Düsternis und eines echten Anliegens an. Brendan Gleeson als Pfarrer James Lavelle ist wieder ein Solitär im Kampf gegen das Böse und die Idiotie, ein ehemaliger Alkoholiker mit einem strengen Gerechtigkeitssinn und einer beißenden Zunge. Was für den Guard sein Dienstanorak war, ist für Gleeson die anachronistische schwarze Soutane, mit der er wie Zorro im Küstenwind über den Strand stapft. McDonagh selbst hat die Soutane mit der Rüstung eines Samurai verglichen. Und wie die Samurai wird auch Gleeson beim einfachen Volk als Vertreter einer räuberischen Klasse gesehen, dem kaum verhohlene Verachtung an jeder Ecke entgegen schlägt. Die große Zeit der katholischen Kirche ist ganz offensichtlich vorbei. Einmal zitiert der schwerreiche, depressive und von seiner Frau verlassene Landbesitzer Michael den Pfarrer auf sein Anwesen. Er habe ein Angebot. Warum ihn das interessieren sollte, fragt James. Darauf Michael: „Das wäre das erste Mal, dass die katholische Kirche nicht an einem Angebot interessiert wäre!“ Ein anderes Mal trifft Lavelle auf ein kleines Mädchen und beginnt eine freundliche Unterhaltung. Als der Vater der Kleinen seine Tochter mit dem Pfarrer sieht, wird er nahezu hysterisch: „Ins Auto, sofort!“ Das ist nur im ersten Moment komisch. Durch den ganzen Film vibriert die schwere Erschütterung der irischen Gesellschaft durch den Missbrauch, den katholische Priester und Einrichtungen jahrzehntelang erst verübt und dann verschleiert haben. In AM SONNTAG BIST DU TOT sind eigentlich alle traumatisiert und aggressiv, vom zynischen Arzt Dr. Frank Harte, der seine Zigarette in Organresten ausdrückt, über den afrikanischen Flüchtling Simon bis hin zum jungen Milo, der Pfarrer James erklärt,


dass er sich freiwillig zur Armee melden möchte, da er so viel Hass mit sich herumtrage, was ihn sicher für den Beruf besonders qualifiziere. Und einer der Mitbürger möchte, quasi als therapeutische Maßnahme, den Pfarrer umbringen. AM SONNTAG BIST DU TOT, der im englischen Original CALVARY (Kalvarienberg, der Berg auf dem Jesus gekreuzigt wurde) heißt, ist die Chronik eines angekündigten Todes. Bereits in der ersten Szene offenbart ein Anwohner der Stadt James, dass er ihn in einer Woche töten wird, stellvertretend für einen anderen Priester, von dem er als Kind missbraucht wurde. Nach dieser Ankündigung sind für den Zuschauer alle Einwohner suspekt und ihr erratisches, bizarr eigenwilliges Verhalten verdächtig. Ausnahmslos jeder von ihnen würde einen glaubhaften Mörder abgeben. James dagegen, der die Stimmen seiner Schäfchen kennt, weiß, wer ihn umbringen wird. AM SONNTAG BIST DU TOT als schwarze Komödie zu bezeichnen, würde in die Irre führen. AM SONNTAG BIST DU TOT hat fantastisch komische Szenen und einige der skurrilsten Dialoge, die in diesem Jahr im Kino zu hören sein werden. Aber zugleich ist AM SONNTAG BIST DU TOT ein wütender Film, der sich nicht bis ins letzte Detail erschließt, ein Film, der ahnen lässt, dass hier jemand leidenschaftlich mit seiner Gesellschaft abrechnet, mit der Verlogenheit, dem Alltags-Rassismus, der Kirche, dem bequemen Kirchenhass, dem Zynismus, der Geldgier, der Zersplitterung. Ein Film, der für Versöhnung plädiert aber vielleicht selbst nicht so recht daran glaubt. Am Ende sieht man die Orte der Handlung noch einmal, das Café in Dublin, das Meer, den abweisend quadratischen Berg Benbulben, ohne Menschen. Sie wirken wie befreit. Erfreulicherweise für die Freunde des bösen Humors ist McDonagh mit seiner Generalabrechnung noch nicht fertig. Sein nächster Film trägt den Titel WAR ON EVERYONE. D Hendrike Bake


INDIEFEATURE

20.000 DAYS ON EARTH

Stylishes, amüsantes und mitreißendes Nick Cave-Portrait

Als Nick Cave noch in Berlin wohnte, ging er eventuell gern in die Turbine in der Rosenheimer Straße. Jemand, der ihm extrem ähnlich sah, tauchte jedenfalls fast jedes Wochenende in vollem Nick Cave-Ornat in dem Club auf, in dem Motte, bevor er seinen Techno-Doktor hinlegte, alle möglichen Non-Techno-Platten auflegte. Es ging aber mindestens in einer dem Autor damals bekannten Mädchenclique das Gerücht, es handle sich bei der Person, die immer wieder in der Turbine erschien, in Wirklichkeit nicht um Nick Cave, sondern um dessen blöden Bruder, der gar keine Musik machen würde, und auch sonst total langweilig wäre. Der Typ würde in einem miesen Rattenloch wohnen und angeblich Maler sein, aber nur mieses Zeug kritzeln. Vielleicht hat Nick Cave den Bruder selbst erfunden. Gegeben hat es ihn jedenfalls nie. Eine Notwendigkeit sich zu tarnen gab es allerdings auch nicht. Im West-Berlin der 80er Jahre wäre es verpönt gewesen Szeneprominenz zu belästigen. Das hätte das eigene Image übel beschädigen können. Aber die Idee, einen langweiligen Doppelgänger zu erfinden, passt zu jemandem, der erst mit seiner Familie nach Brighton zieht, in

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den verregnetsten Badeort Europas, um dann ein Tagebuch zu beginnen, dessen Inhalt vor allem darin besteht, sich über das Wetter zu beschweren: die „Weather Diaries“. Mit 20.000 DAYS ON EARTH kommt im Oktober ein halb-fiktiver Dokumentarfilm über Nick Cave ins Kino. Nun sind Rock-Dokumentationen an sich ein so idiotisches Genre, dass die besten – THE RUTLES – ALL YOU NEED IS CASH und THIS IS SPINAL TAP – Parodien sind. Selbst an den RUTLES und SPINAL TAP haben aber Beatles- bzw. Metal-Fans am meisten Spaß. Auch 20.000 DAYS ist ein Film für Nick Cave-Fans. Was der Film anderen Rock-Dokumentationen voraus hat, ist dass Cave immer schon, auf eine sehr ernstzunehmende Art und Weise, auch eine hinterhältige Parodie seiner selbst war, und dass die Filmemacher damit raffiniert spielen. Der Film schildert den fiktiven zwanzigtausendsten Tag Nick Caves auf der Erde. Ein altmodischer, aber geschmackvoll verchromter Reisewecker


INDIEFEATURE

Großbritannien 2014 D 95 min D R: Iain Forsyth, Jane Pollard D B: Nick Cave, Iain Forsyth, Jane Pollard D K: Erik Wilson D S: Jonathan Amos D M: Nick Cave, Warren Ellis D D: Nick Cave D V: Rapid Eye Movies

klingelt morgens um sieben in Caves Schlafzimmer, wo der Sänger und Schriftsteller bereits mit offenen Augen vor sich hin grübelt. Caves Stimme beginnt aus dem Off zu erzählen: Am Ende des 20. Jahrhunderts habe er aufgehört ein Mensch zu sein. An seinem sorgfältig mit großen Werken drapierten Schreibtisch tippt er, perfekt gekleidet, in eine altmodische Schreibmaschine, als ihn ein Anruf einer anonym bleibenden Assistentin, die ihm die Termine des Tages durchgibt, erreicht. Management des großen Kunstunternehmens, das Nick Cave heißt: Therapeut, Lunch mit Warren Ellis, Archiv. Zwischendurch erscheinen die Geister von Blixa Bargeld und Kylie Minogue in Caves Auto. Vermutlich ist alles ein Fake. Im Gespräch mit einem sensiblen Therapeuten-Lookalike spricht Cave über seine Kindheit, seine Eltern und über seinen bewussten Entschluss, Rockstar zu werden. Schnell kommt er zu einem Punkt, der zum eigentlichen Leitmotiv des Films wird. Während der besten Konzerte finde eine Art Verwandlung statt, sagt Cave, eine Transformation, die das eigentlich Geheimnisvolle an der Musik sei, und der Grund, warum er immer wieder dazu zurückkehre. Cave erzählt von einem Konzert mit Nina Simone, deren „Sinnerman“-Beat die Bad Seeds für ihren Song „Supernatural“ schon einmal adaptierten. Mit übler Laune habe die sich zu Beginn eines Konzertes an den Bühnenrand gestellt, das Publikum verbissen niedergestarrt, sei dann schwankend ans Klavier getreten und habe einen gewaltigen Akkord so brutal in die Tasten gedonnert, dass ihm der Atem gestockt habe. Eine Stunde später habe Dr. Simone gemeinsam mit dem Publikum am Bühnenrand getanzt. Das sei die Art von Transformation, die Cave anstrebe, eine Form von Magie der Bühne. Wenn er über diese, wie er sagt „magische“ und „geheimnisvolle“ Verwandlungskraft spricht, ist Cave absolut ernsthaft, leidenschaftlich und

total glaubwürdig. Nick Cave und sein langjähriger partner in crime Warren Ellis sprechen beim Lunch über das gleiche Thema, und Ellis erzählt von einem Konzert des „Killers“ Jerry Lee Lewis. Der Killer habe kaum noch laufen können, aber bei „Great Balls of Fire“ sei er so unter Strom geraten, dass er einfach auf das Piano steigen musste. Drei Leute hätten ihn herunterholen müssen. Verwandlung ist Caves großes Motiv. Zuerst habe er sich, früh, als Rockstar erfunden, erzählt er Schauspieler Ray Winstone, der im Video zu Caves „Jubilee Street“ auftritt. Als Rockstar, den man mit einem Strich malen könne. Jetzt geht es um die Verwandlung durch die Musik, auf der Bühne, auch durch die Worte, die er singt. Jede kleinste Idee ist dafür wichtig. Cave schreibt nicht mehr am Computer, weil die Verlockung zu groß ist, Ideen zu löschen. Ein zweiter Strang des Films zeigt die Entstehung der Songs „Higgs Boson Blues“ und „Push the Sky away“ vom letzten Album von Nick Cave and the Bad Seeds, von ersten Ideen bis hin zum fertigen Song, live präsentiert mit Band, Streichern, Kinderchor, ekstatisch beseelten Fans und einem überlebensgroßen Nick Cave in vollster Glorie. Zuletzt singt er „Jubilee Street“, entfesselt: „I’m transforming. I’m vibrating. I’m glowing. I’m flying. Look at me now.” D Tom Dorow

Start am 16.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino ab Anfang November ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU Preview am 2.10. um 20 Uhr in Anwesenheit von Iain Forsyth und Jane Pollard

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A portrait of the singer and author Nick Cave on the fictitious 20.000th day of his life develops into an essay of the driving forces behind the artist’s creativity.

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INDIEKRITIKEN Dänemark/Niederlande/Belgien 2014 D 113 min D R: Alex van Warmerdam D B: Alex van Warmerdam D K: Tom Erisman D S: Job ter Burg D M: Vincent van Warmerdam D D: Hadewych Minis, Alex van Warmerdam, Jeroen Perceval, Jan Bijvoet, Tom Dewispelaere, Sara Hjort Ditlevsen, Elve Lijbaart D V: Pandastorm Pictures

BORGMAN

Der diskrete Charme der Kleinfamilie

Deutschland 2014 D 100 min D R: Oliver Haffner D B: Oliver Haffner D K: Kasper Kaven D S: Anja Pohl D M: Franz Schubert D D: Paul Faßnacht, Adam Bousdoukos, Rick Okon, Katharina M. Schubert, Canan Kir D V: Arsenal Filmverleih

EIN GESCHENK DER GÖTTER Ulm im Nebel

In das traute Vorstadtidyll einer Kleinfamilie nistet sich der Landstreicher Borgman (Jan Bijvoet) ein, der anfangs nur klingelt, um nach einem Bad zu fragen. Während er vom Hausherrn Richard nicht nur abgewiesen, sondern gleich noch verprügelt wird, öffnet ihm diese Niederlage den Weg ins Haus. Denn Ehefrau Marina hat ein schlechtes Gewissen und bringt den Fremden heimlich im Gartenhaus unter – ein kleiner Moment der Befreiung für die gelangweilte Hausfrau und Mutter. Das ist das Anfangsszenario des Films BORGMAN von Alex van Warmerdam. Was folgt, ist ein traumgleicher, familiärer Psychotrip, der nicht nur die Mutter, sondern bald auch Kinder und Kindermädchen in den Bann des Bösen zieht, das sich virusgleich im Haus ausbreitet, die Familienstrukturen nach und nach zersetzt und dabei die Verlogenheit bürgerlicher Wertvorstellungen an die Oberfläche befördert. Schon in früheren Arbeiten widmete sich der niederländische Regisseur (DIE LETZTEN TAG DER EMMA BLANK, 2009) dem Kleinbürgertum. Dieses Mal rückt er in surrealer Manier eine wohlhabende Kleinfamilie ins Zentrum, die sich etwa mit von Kinderhand gemachten Teddys das Gewissen frei zu kaufen versucht. Weder fragen Marina und Richard, woher Borgman kommt, noch leisten sie irgendwelche Gegenwehr, als er weitere Kumpanen ins Haus holt. Ohnehin wird zu keiner Zeit ein Anhaltspunkt geliefert, was es mit diesem Mysterium auf sich hat. Gekonnt lässt van Warmerdam Lücken in seiner Inszenierung und lockt damit den Zuschauer nicht nur auf falsche Fährten, sondern beraubt ihn – hier im Sog des Bösen – gänzlich seiner Orientierung. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, Buñuel (DER DISKRETE CHARME DER BOURGEOISIE) hätte kurz mit am Drehbuchtisch gesessen.

Die Schauspielerin Anna (Katharina Marie Schubert) verliert ihren Job am Stadttheater und muss sich arbeitslos melden. Auf dem Amt hat die eifrige Sachbearbeiterin Frau Schnallenberger eine blendende Idee: Anna könnte ja einspringen und eine Fortbildungsmaßnahme leiten, einen Theaterworkshop als Lückenfüller, bis die PCs für die Weiterbildung da sind. Weder Anna noch die Weiterzubildenden – ein hübsch-demografischer Querschnitt vom arbeitslosen Akademiker über die rückenkranke Erzieherin und die Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz bis hin zu Dimitri, der von einem vegetarischen griechischen Restaurant träumt – haben keine besondere Lust, aber sie haben auch keine Wahl. Und so arbeitet man sich durch die üblichen Theateraufwärm- und Kennenlernspielchen bis zur Antigone vor. Als Frau Schnallenberger den Fortbildungsteilnehmern den Proberaum wegnimmt, machen diese in der Werkstatt von Tischler Franz alleine weiter. Bei Oliver Haffner ist das kein großartiger Triumph über die Umstände, geschweige denn ein gelungener Ausstieg aus der Arbeitslosigkeit. Seine bodenständige Geschichte bleibt immer alltäglich, erzählt vor allem von gemeinsam verbrachter Zeit und der Freude an einem gemeinsamen Projekt. Ob die Aufführung am Ende gut oder schlecht ausfällt, ist dabei gar nicht so wichtig. EIN GESCHENK DER GÖTTER ist sehr sympathisches Ensemble-Kino mit viel Humor. Haffner mag alle seine Charaktere und er kennt und liebt das Theater. Die Theaterszenen mit Tini Prüfert als biestiger Konkurrentin und Bernd Grawert als verlogenem Intendanten („Ich werde das nicht zulassen, dass Sie hier zur Altlast werden“) gehören zu den lustigsten des Films. Für seine Komödie erhielt Oliver Haffner den Publikumspreis des Filmfests München.

D Eileen Reukauf

D Hendrike Bake

Start am 2.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino ab 9.10. ¢ Eiszeit Kino DF

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D OKTOBER 2014

The mysterious drifter Borgman finds refuge in a wealthy suburban home. What follows is a dreamlike, family psycho trip in which the strange man deceptively integrates himself into the family.

Start am 9.10.2014 ¢ Eiszeit Kino ¢ Hackesche Höfe Kino

Anna, an actor, loses her job at the city theatre and registers herself as unemployed. At the employment office her assigned caseworker comes up with a brilliant idea: Anna could step in and run a theatre workshop for the JobCentre.

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INDIEKRITIKEN

WISH I WAS HERE Vom Leben gebeutelt

Der 35-jährige Familienvater Aidan Bloom (Zach Braff) versucht sich erfolglos als Schauspieler in Los Angeles. Das ist nur möglich, weil seine Frau Sarah (Kate Hudson) als Sachbearbeiterin bei den Wasserwerken einem Vollzeitjob nachgeht und sein Vater Gabe (Mandy Patinkin) die Gebühren für die jüdische Privatschule der Kinder übernimmt. Während Tochter Grace (Joey King) sich vollends dem Glauben widmet, lässt der kleine Tucker (Pierce Gagnon) die Pubertierende gern mit kleinen Seitenhieben auflaufen. Die Blooms stehen im Mittelpunkt von WISH I WAS HERE, dem neuen, zweiten Film von Schauspieler und Regisseur Zach Braff, der inzwischen vor allem für seine Rolle des Dr. John Dorian in der Serie „Scrubs“ bekannt ist. Wie in seinem überraschend erfolgreichen Debüt GARDEN STATE (2004) vor zehn Jahren bildet ein Alter-Ego Braffs, ein verkannter Schauspieler, um den sich eine Schar liebenswerter und mitunter schrulliger Figuren versammelt, den Dreh- und Angelpunkt des Filmes. Nur dass Aidan jetzt zehn Jahre älter ist, als es sein Pendant Andrew damals war. Der Film beginnt mit einer munteren Diskussion der Blooms am Frühstückstisch über Schimpfwörter. Schon bei diesem herzerfrischenden Auftakt von WISH I WAS HERE beschleicht einen die ungute Ahnung: so richtig fest sitzen die Vier nicht im Sattel des Alltags. Etwas später bringt ein Anruf das labile familiäre Gleichgewicht tatsächlich ins Wanken. Bei Aidans Vater wurde erneut Krebs diagnostiziert und die Heilungschancen stehen schlecht. Wegen der hohen Behandlungskosten kann er sich das

Start am 09.10.2014 ¢ Filmkunst66

DF

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OMU

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Zach Braff’s tragicomedy WISH I WAS HERE is a follow-up to his indie cult hit GARDEN STATE. For this film he brings together a group of quirky and loveable everyday heroes.

USA 2014 D 120 min D R: Zach Braff D B: Zach Braff, Adam J. Braff D K: Lawrence Sher D S: Myron Kerstein D M: Rob Simonsen D D: Zach Braff, Kate Hudson, Josh Gad, Mandy Patinkin, Joey King D V: Wild Bunch Germany

Schulgeld für die Kinder nicht mehr leisten. Da Aidan eine tiefe Abneigung gegen öffentliche Schulen hat, beschließt er, seine Kinder zu Hause zu unterrichten. Doch statt Mathe und Literatur steht bald das Leben insgesamt auf dem Stundenplan, insbesondere dessen Tiefpunkte. So unternimmt Aidan beispielsweise mit Grace und Tucker einen Kurztrip in die Wüste und zeigt ihnen jenen Aussichtsort, an dem er Jahre zuvor erkannte, dass er irgendwie feststeckt. Zach Braff inszeniert WISH I WAS HERE mit einem außerordentlichen Gespür für Wortwitz und pointierte Dialoge. Vor der sonnengetränkten Kulisse von Los Angeles geht es um verlorene Söhne und Väter, Niederlagen und große Träume, tiefsitzende Ängste und familiären Halt. Auch wenn Braff nicht direkt an GARDEN STATE anknüpft, ist die Verwandtschaft unverkennbar. Schrie schon das Debüt in die Welt hinaus, dass es nie zu spät ist, das Richtige zu tun, so hat sich das auch WISH I WAS HERE auf die Fahne geschrieben. Und wieder gibt es einen melancholisch-schönem Indie-Soundtrack – befreundete Musiker wie Bon Iver, Paul Simon oder auch Chris Martin von Coldplay schrieben Songs für den Film – mit dem Braff die Höhen und Tiefen der vom Leben gebeutelten Blooms sympathisch in Szene setzt, ohne dabei in triefende Sentimentalitäten oder ins Lächerliche abzudriften. Auf der Handlungsebene ist WISH I WAS HERE frei von großen Überraschungen, dabei aber so unaufdringlich schön inszeniert, dass man ihm das Quäntchen zu viel hier und da gerne verzeiht, etwa die surrealen Zwischensequenzen, in denen sein Protagonist Science-Fiction-gleich auf eine zweifelhafte Heldenmission aufbricht. Auch ein sexistischer Arbeitskollege von Sarah wirkt anfangs etwas deplatziert. Aber gerade die kleinen Nebenstränge erlauben es Braff, nicht nur die Nuancen der Beziehung zwischen Sarah und Aidan expliziter herauszuarbeiten, sondern auch das Profil seiner Hauptfigur weiter zu schärfen. Zach Braff realisierte WISH I WAS HERE mit einer extrem erfolgreichen Kickstarter-Kampagne, die über drei Millionen Dollar einspielte und Braff komplette künstlerische Freiheit ermöglichte. D Eileen Reukauf OKTOBER 2014 D

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INDIEKRITIKEN Deutschland/Brasilien 2014 D 106 min D R: Karim Ainouz, B Karim Ainouz D K: Ali Olcay Gözcaya D D: Clemens Schick, Wagner Moura, Jesuita Barbosa D V: Real Fiction Filmverleih

PRAIA DO FUTURO Strand ohne Meer

Anfangsbild: Totale. Zwei Männer auf Cross-Motorrädern bewegen sich durch eine hügelige Wüstenei, ein Meer aus Sand, in dem sie immer wieder verschwinden, untertauchen, sich dann doch wieder ins Blickfeld kämpfen. Suicides „Ghost Rider“ peitscht dazu, schließlich der wilde Atlantik in Sicht, in den sich die beiden stürzen. Der Filmtitel füllt, alles überlagernd, die Leinwand: PRAIA DO FUTURO – Strand der Zukunft. Schnell wird dieser für einen von ihnen jedoch zum Praia do Passado, zum Strand des Abschieds. Über das Unglück und die Suche nach dem Ertrunkenen entwickelt sich eine Beziehung zwischen dem überlebenden deutschen Touristen und dem brasilianischen Rettungsschwimmer. Donato, sensibel dargestellt von Wagner Moura (TROPA DE ELITE), lässt schließlich Beruf und Familie zurück und folgt dem Geliebten nach Berlin, bleibt aber zerrissen zwischen den Welten. Dem „Aquaman“, wie ihn sein wasserscheuer kleiner Bruder mit dem großen Namen Ayrton bewundernd genannt hat, fehlt das Meer, sein Element, das doch auch immer eine Bedrohung war, jeder Rettungsgang eine Herausforderung mit ungewissem Ausgang. Jahre später kreuzt eben jener Bruder unerwartet in Berlin auf, voller Wut übers Verlassenwerden und mit unangenehmen Fragen. Gemeinsam entdecken die Drei mit dem Wattenmeer schließlich einen Ort, der ihrer ambivalenten inneren Haltung entspricht: einen Strand ohne Wasser. Von Männern über Männer für Männer – die weiblichen Figuren sind fast komplett ins Off verdrängt, der Film konzentriert sich ganz auf seine drei Suchenden. Wie sie schwankt die Kamera zwischen unruhigen, hektischen, ja aggressiven Bildern einerseits und geduldigem, feinfühligem Nachspüren andererseits. Keine leichte Kost, wagt PRAIA DO FUTURO die Zeichnung eines differenzierten Bildes von Männlichkeit. Abspann: Bowie. Heroes. D Anna Stemmler

Start am 2.10.2014 ¢ Eiszeit Kino ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Xenon OMU OMU

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The Brazilian lifeguard leaves his job and family behind to follow his German lover to Berlin. He is torn between his two worlds and the lure of the ocean and beach.

Großbritannien 2014 D 106 min D R: Lone Scherfig D B: Laura Wade D K: Sebastian Blenkov D S: Jake Roberts D M: Kasper Winding D D: Natalie Dormer, Tom Hollander, Holliday Grainger, Jessica Brown Findlay, Sam Claflin, Douglas Booth, Max Irons, Ben Schnetzer, Olly Alexander, Sam Reid, Freddie Fox, Tony Way D V: Prokino Filmverleih

THE RIOT CLUB Jugendjahre der Oberschicht

Bereits mehrfach hat die Dänin Lone Scherfig (ITALIENISCH FÜR ANFÄNGER) Filme in und über England gedreht. Nach WILLBUR WANTS TO KILL HIMSELF und AN EDUCATION wagt sie sich nun mit THE RIOT CLUB, der Verfilmung des Theaterstücks POSH von Laura Wade, an eine der englischsten aller englischen Institutionen, die Clubgesellschaft der Oberschicht. Auf Englisch lautet die Unterzeile des Films: Spoilt Rotten Filthy Rich, zu Deutsch in etwa: ekelhaft verwöhnt und stinkreich. So sind sie, die Mitglieder des imaginären Oxforder „Riot Clubs“, einer jener Institutionen, in denen die junge, reiche und gebildete Elite des Königreichs sich begegnet und ihre lebenslangen Männernetzwerke formt. Der Name des Clubs geht auf den Gelehrten und Libertin Lord Riot zurück, der, so die Legende, für seine exzessive Lebensweise berühmt war und 1776 von einem Nebenbuhler in flagranti ertappt und erstochen wurde. Einmal im Jahr gedenken die zehn Mitglieder des Clubs Lord Riot mit einem ausschweifenden Gelage. Jetzt ist es wieder soweit, das jährliche Dinner rückt näher, allerdings müssen zuvor noch zwei neue Mitglieder rekrutiert werden. Die Wahl fällt auf den coolen und hochintelligenten Miles, der eigentlich zu nett für den Club scheint, und auf den reichen Schnösel Alistair, dessen großer Bruder einst berüchtigter Club-Vorsitzender war. Die Aspiranten müssen eine Reihe idiotischer Test bestehen und viel trinken, dann nimmt der große Abend in einem Landgasthof – kein innerstädtisches Restaurant möchte noch für den Club catern – seinen unheilvollen und stetig eskalierenden Lauf. Ein sehr beherrscht inszenierter und gut gespielter Alptraum, der von Lone Scherfig gewohnt souverän und mit einem genauen Blick für die einzelnen Clubmitglieder orchestriert wird. D Hendrike Bake

Start am 9.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino ab 23.10. DF + OMU ¢ Sputnik Kino ab 23.10. OMU

Once a year the ten members of Oxford University’s Riot Club honour the legendary scholar and libertine Lord Riot with a meal in which the tradition is to indulge as extravagantly as possible. But this year the excess escalates.

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Originaltitel: Yalom’s Cure D Schweiz 2014 D 77 min D R: Sabine Gisiger D B: Sabine Gisiger D K: Helena Vagnières, Tim Metzger, Matthias Günter D S: Barbara Weber, Andreas Winterstein D M: Balz Bachmann D V: Alamode Filmverleih

YALOMS ANLEITUNG ZUM GLÜCKLICHSEIN Der Therapeut spricht

Es ist sicher nicht zufällig, dass am Anfang der Karriere des Psychoanalytikers Irvin D. Yalom seine Liebe zu Büchern und Geschichten steht; seine wöchentlichen Ausflüge in die Washingtoner Bibliothek, die dem Sohn russisch-jüdischer Einwanderer ein Refugium vor dem harten Straßenleben seines ärmlichen Stadtviertels bot. Denn weltbekannt wurde der Autor von Standardwerken der existenziellen Psychologie und Gruppentherapie schließlich mit Romanen wie UND NIETZSCHE WEINTE und DIE ROTE COUCH. Die Liebe zur Literatur brachte dem heute 83-jährigen zudem nicht nur eine lebenslang innige Verbindung zu seiner Frau Marilyn, einer angesehenen Literaturwissenschaftlerin auf dem Gebiet der Feminismusund Geschlechterforschung, sondern auch eine einzigartige Beziehung zu seinen Klienten, mit denen er im Laufe seiner beruflichen Laufbahn eine Therapieform entwickelte, die auf freundschaftlichem Interesse an den Geschichten des Gegenübers basiert. Die Filmemacherin Sabine Gisinger näherte sich der Biografie und dem Werk Yaloms nach dem Verlust ihres Vaters aufgrund eigener existenzieller Fragen und hat mit ihrem filmischen Besuch bei der Familie Yalom in gewisser Weise auch eine Therapiesitzung für sich und die Zuschauer mitgebucht. Die stellt sich als breite Auseinandersetzung mit Yaloms zentralen Themen – Selbsterkenntnis, Beziehungen, Liebe, Tod, Wünsche und Sehnsüchte – heraus. Glücklicherweise wird diese „Reise ins Ich“ zwar warmherzig, aber immer ganz im Sinne des wissenschaftlichen Forschers rational und erkenntnisorientiert angetreten. Der Film lebt vom Gespräch und Austausch, schafft zwischendurch immer wieder Inseln zum Innehalten und bietet neben einer faszinierenden Biografie auch einen niedrigschwelligen Zugang zu den Hintergründen der existenziellen Psychotherapie. D Jens Mayer

Start am 2.10.2014 + ¢ Eva Lichtspiele ¢ fsk-Kino am Oranienplatz DF

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Through conversations this film brings its audience closer to the philosophy and biography of the psychoanalyst Irvin D. Yalom. He is author of numerous non-fiction books as well as the novels When Nietzsche Wept and Lying on the Couch.

EIN FILM VON JOHANNES HOLZHAUSEN

Ab 16. Oktober im Kino

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INDIEKRITIKEN

THE CUT

Epischer Abschluss von Fatih Akins „Liebe, Tod und Teufel“-Trilogie Der armenische Schmied Nazaret stirbt zweimal in Fatih Akins neuem Film THE CUT. Beide Male hat er kurz zuvor unter furchtbaren Bedingungen beim Eisenbahnbau gearbeitet. Das erste Mal wird er von der türkischen Gendarmerie gezwungen, an der Bagdadbahn zu arbeiten, einer militärisch wichtigen Strecke zwischen Istanbul und Bagdad, über die auch die Deportation der Armenier während des Völkermords lief. Dort wird ein türkischer Gefangener gezwungen, ihm den Hals durchzuschneiden. Das zweite Mal arbeitet er an einer nordamerikanischen Bahnstrecke. Da wird er von amerikanischen Bahnarbeitern erschlagen, als er versucht, die Vergewaltigung einer Indianerin zu verhindern. Beim Bau der Bagdadbahn musste Nazaret der Vergewaltigung einer Armenierin während der Vertreibung hilflos zusehen, ein Eingreifen hätte den sicheren Tod durch die Kugeln der türkischen Soldaten bedeutet. Das ist in der zweiten Szene nicht anders. Die amerikanischen Arbeiter verachten den Armenier, der ihre Sprache nicht spricht, sie sind sich einig, dass die Squaw verfügbar und minderwertig ist, sie sind zu sechst und mit Spaten bewaffnet. Nazaret hat keine Chance. Nach beiden Szenen könnte Fatih Akins großartiges Epos THE CUT zu Ende sein. Die Türken bringen die Armenier um, die Amerikaner die Indianer. Wer stärker ist, bringt den um, der schwächer ist, aus Hass, Verachtung und wegen einer schäbigen alltäglichen Bosheit. THE CUT ist nach GEGEN DIE WAND und AUF DER ANDEREN SEITE der letzte Teil der Trilogie „Liebe, Tod und Teufel“, und der Teufel macht kurzen Prozess. Akin lässt seinen Helden beide Male wieder auferstehen, der Schmied heißt ja nicht zufällig Nazaret. Nach dem Stich durch den Hals wird er von dem Mann gerettet, der ihn töten sollte. „Ich bin ein Dieb, aber ich habe nie jemanden umgebracht“, sagt der. Nazaret bleibt nach dem Stich in den Hals stumm, die Stimmbänder sind verletzt. Seine Odyssee auf der Suche nach seinen Töchtern, die ihn über zahlreiche Stationen bis nach Minnesota und an die kanadische Grenze führt, ist die Geschichte eines Überlebenden des Völkermordes an den Armeniern, aber es ist auch die Geschichte eines Mannes, der schon einen Kinotod hinter sich hat. Was folgt, ist zugleich der Traum eines Gestorbenen, ein Streit mit dem Teufel, eine Reise ins Totenreich, das auch ein Reich der Erinnerung ist. Dabei bleibt THE CUT eine Auswanderergeschichte, die aber eben auch erzählt, D 22

D OKTOBER 2014

Deutschland 2014 D 138 min D R: Fatih Akin D B: Mardik Martin, Fatih Akin D K: Rainer Klausmann D S: Andrew Bird D M: Alexander Hacke D D: Arsinée Khanjian, Simon Abkarian, Tahar Rahim, Makram Khoury, Numan Açar, Akin Gazi, George Georgiou, Anna Savva, Lara Heller D V: Pandora Filmverleih

was für Höllenreisen die Migrationsbewegungen schon des letzten Jahrhunderts gewesen sind. Fatih Akins Helden sind Deserteure der Macht und ihrer Bewegungen. Wo die Eisenbahnen, die Nazaret baut, für die Mobilisierung und Beschleunigung von Macht-, Militär- und Kapitalströmen stehen, erzählt er die Geschichte von Menschen, die zwar von den Auswirkungen globaler Machtinteressen erfasst werden, deren schlichter Humanismus sich aber der Gewalt widersetzt. Ein türkischer Dieb rettet dem Armenier das Leben, ein Trupp Deserteure bringt ihn wieder auf die Beine, ein arabischer Seifenfabrikant macht seine Fabrik zu einem Flüchtlingslager. Englische Lehrerinnen in einem Waisenhaus im Libanon, ein armenischer Friseur auf Kuba helfen Nazaret weiter. Ein großer Film, auf 35mm und in englischer Sprache in Cinemascope in Jordanien, Kuba und Kanada gedreht, in der Tradition epischer Hollywooddramen wie John Fords THE SEARCHERS. An so etwas wage sich sonst kaum noch jemand heran, soll Martin Scorcese über THE CUT gesagt haben. Seit Werner Herzogs Filmen in den 80er Jahren hat in Deutschland tatsächlich niemand einen solchen Film gedreht. Natürlich ist er anders als Akins große Erfolge. GEGEN DIE WAND und AUF DER ANDEREN SEITE waren Charakterdramen. Die Personenzeichnung in THE CUT ist gröber. Sie muss es sein, denn hier geht es einmal mehr um die räumliche Bewegung des Helden, als um seine innerliche. Es geht um die körperliche Erfahrung, um ganz physisches Kino, das Akin mit Weitwinkelobjektiven möglichst breit und immer aus einer gewissen Distanz fotografieren lässt. Ein Film, der verlangt, dass man sich von ihm berühren lässt, großes, politisches Bewegungskino. D Tom Dorow

Start am 16.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino ab November ¢ Hackesche Höfe Kinos OMU

Fatih Akin concludes his trilogy about Love, Death and the Devil with the epic story of the Armenian blacksmith Nazaret Mamoolian’s search for his daughters after the genocide of the Armenians in 1915.

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INDIEKRITIKEN Deutschland 2014 D 84 min D R: Jöns Jönsson D B: Jöns Jönsson D K: Johannes Louis D S: Stefan Oliveira-Pita D M: Kriton Klingler-Ioannides D D: Gunilla Röör, Hendrik Kraft, Björn Andersson, Elin Söderquist, Sandra Huldt D V: missingFILMS

LAMENTO

THE SALVATION

Die Trauer im Raum

Archaischer Neo-Western aus Dänemark

Nach dem Selbstmord ihrer Tochter Sara bemüht sich Magdalena (Gunilla Röör) um Struktur, um Klarheit, um Normalität. Allerdings besucht sie auch Seancen, um mit dem Geist der Verstorbenen in Kontakt zu kommen. Sie kämpft sich durch ihren Alltag, um den Anschein von Ordnung herzustellen. Aber immer wieder wird sie mit ihrem Unglück konfrontiert, etwa wenn sie erfolglos versucht, den Hund ihrer Tochter zu verkaufen. Oder wenn Saras alter Freund Johannes (Hendrik Kraft) aus Berlin zu Besuch kommt, um seine Schallplatten abzuholen. Zu allem Überdruss übernachtet er nicht nur bei Magdalena, sondern freut sich auch auf ein Treffen mit Saras bester Freundin, gegen die Magdalena Bedenken hegt. Welcher Natur diese genau sind, kann der Zuschauer nur erahnen. Er spürt, wie hier eine Fassade aufgebaut wird. Immer weiter treibt die nicht trauern wollende Mutter sich selbst mit einer Erbarmungslosigkeit vorwärts, die doch nur ihr Versagen, ihren Schmerz und ihre Klagen verdecken sollen und damit nur noch mehr und immer deutlicher offenlegen. Mit seinem Langfilmdebüt hat der Regisseur Jöns Jönssen ein dichtes Drama gedreht. War der vormalige Student der Filmhochschule Konrad Wolf davor eher mit Kurzfilmen wie HAVET – DAS MEER aufgefallen, schaffte er es mit seiner Abschlussarbeit bis zur diesjährigen Berlinale in die Reihe „Perspektive Deutsches Kino“. Auch bei anderen Festivals war LAMENTO erfolgreich. Die Geschichte einer zerrissenen Frau, die nicht trauern will und dennoch nicht anders kann, fasziniert. In unaufgeregten Bildern und knappen Dialogen schafft es Jönssen, von einer Trauer zu erzählen, die zwischen allen Personen schwebt, die damit umgehen müssen. D Franziska Gleininger

Start am 9.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino ¢ fsk-Kino am Oranienplatz, am 8.10. in Anwesenheit von Jöns Jönsson und Gunilla Röör

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Dänemark/Großbritannien/Südafrika 2014 D 90 min D R: Kristian Levring D B: Anders Thomas Jensen, Kristian Levring D K: Jens Schlosser D S: Pernille Bech Christensen D M: Kasper Winding D D: Eva Green, Mads Mikkelsen, Eric Cantona D V: Concorde Filmverleih

After her daughter Sara commits suicide, Magdalena (Gunilla Röör) struggles to establish a semblance of normality. She is constantly confronted with her daughter’s death, especially when she unsuccessfully tries to sell Sara’s dog.

Eigentlich ist der Western ja seit mindestens 40 Jahren tot, auserzählt, an seiner eigenen, reaktionären Ideologie zu Grunde gegangen. Schon in den letzten Jahren des klassischen Western entstanden viele der interessanteren Filme des Genres nicht mehr in Amerika, sondern in Europa, vor allem in Italien. Der so genannte Spaghetti-Western war roher, brutaler, nihilistischer als der klassische Western, erzählte nicht mehr von Helden, die in den Sonnenuntergang ritten, sondern von Gewalt, Morden, Dreck und der Verlogenheit des amerikanischen Traums. Ganz in diesem Sinne funktioniert auch Kristian Levrings THE SALVATION, ein dänischer Western, in Südafrika gedreht, der seinen ideologischen Rahmen direkt von Levrings Dogma-Kollegen Lars von Trier übernommen zu haben scheint. Im Gegensatz zu von Trier dürfte Levring zwar schon einmal in Amerika gewesen sein, doch sein Blick auf die Nation, die immer noch Sinnbild des Kapitalismus ist, ist ebenso skeptisch, um nicht zu sagen zynisch. Erzählt wird vom dänischen Soldaten Jon (Mads Mikkelsen), der sich in Amerika ein neues Leben aufgebaut hat. Nun will er seine Frau und seinen Sohn in das gelobte Land holen, doch schon auf der Kutschfahrt zu Jons Farm werden sie brutal ermordet. Ganz der Immigrant greift Jon zum Gewehr, tötet die Täter und setzt damit eine Spirale der Gewalt in Gang, an deren Ende kaum jemand überlebt. Diese archaische Geschichte filmt Levring in brillanten Scope-Bildern, evoziert die Archaik des Wilden Westens und ist dabei doch ganz zeitgemäß. Denn im Kern geht es in THE SALVATION um Öl und das, was Menschen für das schwarze Gold bereit sind zu tun. Der Bezug zur (amerikanischen) Gegenwart ist offensichtlich, auch wenn dieser dänische Western vor allem exquisit gefilmtes, rohes und brutales Genre-Kino ist. D Michael Meyns

Start am 9.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino ab ca. 23.10. ¢ Hackesche Höfe Kino OMU

The Danish soldier Jon (Mads Mikkelsen) has built a new life for himself in America and sends for his wife and son to join him. When they are murdered on the journey, Jon seeks revenge and starts a vicious circle of violence.

OKTOBER 2014 D

23 D


INDIEKINOS

BALI-KINO



INDIEKINOS INDIEPREMIEREN

BALI KINO

Filmkunst in Personalunion Kaum ein anderes Kino ist so eng mit seiner Betreiberin verwoben wie das Bali-Kino in Zehlendorf. Seit mittlerweile 35 Jahren betreibt Helgard Gammert das gemütliche Ein-Saal-Kino, wozu wir an dieser Stelle noch einmal herzlich gratulieren möchten! Das Bali-Gebäude entstand in den 1920er Jahren als Anbau an ein nebenstehendes Hotel und wurde zunächst als Tanzsaal genutzt – noch immer strahlt der Kinosaal des Bali eine angenehme räumliche Großzügigkeit aus, und bietet neben Filmvorführungen auch Platz für Konzerte, Kindertheater und Lesungen. Auch einen Jazzclub könnte man sich hier gut vorstellen. Im Foyer dagegen ist alles en miniature: die ca. 20m2 dienen als Kasse, Lounge, Theke und Büro in Einem. 1946 fand das Kino dank einer von russischen Soldaten zurück gelassenen Projektionsanlage zu seiner jetzigen Bestimmung. 1979 übernahm Helgard Gammert das Bali von Manfred Salzgeber, der dort über mehrere Jahre politisches Kino machte, bevor er weiter zog, um sich dem Aufbau der Panorama-Sektion der Berlinale zu widmen. Seither feilt Helgard Gammert an einem Programm, das eigene Leidenschaften und Überzeugungen mit den Interessen des Zehlendorfer Publikums abgleicht, woraus sich eine fein austarierte und manchmal schillernde Mischung ergibt.

Im Bali laufen viele junge deutsche Filme, oft auch mit Gästen – im Oktober kann man hier z.b. Sylke Enders und Moritz Laube begegnen, die ihre neuen Filme SCHÖNEFELD BOULEVARD und FREILAND persönlich vorstellen. Darüber hinaus bietet das Kino engagiertes Weltkino, große Literaturverfilmungen in der deutschen Fassung und immer wieder auch D 26

D OKTOBER 2014

Filmklassiker. So hat das Bali nach und nach, immer am Sonntagvormittag, das gesamte Programm des 20-Jahre-Arthaus-Filmfestivals gezeigt, mit Klassikern wie Jim Jarmuschs DOWN BY LAW oder Werner Herzogs FITZCARRALDO. Politisch schlägt das Herz des Bali links und für die Friedensbewegung und das findet sich auch im Programm wieder, in Dokumentationen wie WATERMARK oder AFRIKA – WAR IS BUSINESS, im verdächtig häufigen Auftauchen von Christoph Schlingensiefs Werken oder auch in einem ganzen Wochenende, das – einmalig in den Berliner Kinos – mit Filmvorführungen und Diskussionen den Weltfriedenstag begeht. Neben dem persönlich gestalteten Filmprogramm für die Erwachsenen sind es die Sonderveranstaltungen und das Kinderprogramm, die das Bali besonders machen. Neben der Urania ist das Bali die erste Adresse für Reise- und Foto-Reportagen, wie aktuell die Foto-Dokumentation „Berliner Metamorphosen“ von Gottfried Schenk. Es gibt Lesungen und Konzerte und Lesungen mit Konzert. Und es gibt JEDEN Tag Kinderprogramm. Montag bis Mittwoch werden um 11.00 und 14.00 Vorstellungen für Schulen und Horte angeboten, Donnerstag bis Sonntag kommt immer um 16 Uhr ein wöchentlich wechselnder Kinderfilm vom Kulthit FLUSSFAHRT MIT HUHN bis zur Naturdoku UNSER LEBEN. Selbstredend nimmt das Bali an Kinderfilmprogrammen wie dem „Kinderfilm des Monats“ und dem „Spatzenkino“ teil und immer sonntags gibt es als besonderes Highlight Kindertheater, manchmal auch mit einem stummen Kurzfilm vorneweg, sozusagen zur Kino-Eingewöhnung. D Text: Hendrike Bake, Bilder: Marei Wenzel

BALI-KINO Teltower Damm 33, 14169 Berlin Telefon: 030/811 46 78, www.balikino-berlin.de S-Bahnhof Zehlendorf


INDIEKRITIKEN Deutschland 2014 D 90 min D R: Peter Scharf D B: Peter Scharf, Jörn Klare D K: Oliver Schwabe D S: Oliver Held D M: Christian Sasse, Peter Scharf D V: W-Film

WAS BIN ICH WERT? Von der Berechnung des „Humankapitals“

Keiner würde wohl auf die spontane Frage nach dem Geldwert eines Menschen auf die Idee kommen, einen Betrag zu nennen. Ein Menschenleben, da ist man sich üblicherweise schnell gewiss, ist unbezahlbar. Und doch sind wir schon im Alltag immer wieder mit eben dieser Frage und konkreten Zahlen konfrontiert, durch die Krankenversicherung, den Arbeitgeber oder vor Gericht. Der Ausdruck „Humankapital“ schwebt wie ein Schreckgespenst im Raum der durchkapitalisierten Gesellschaft, und als Peter Scharf als freier Journalist, Filmemacher und Vater eines Sohnes nach einer längeren Verletzung mit der Zukunftsaussicht auf eine mickrige Rente konfrontiert wird, entscheidet er sich, der Frage nach seinem finanziellen Wert auf den Grund zu gehen. Sein Dokumentarfilm WAS BIN ICH WERT? hält sich nicht mit moralisierenden Einwänden auf, sondern begibt sich neugierig und fasziniert in die Welt der Zahlen, Berechnungen und Abwägungen, die täglich darüber entscheiden, was der Gesellschaft ein Menschenleben – oder zumindest Teile davon – monetär wert ist. Er trifft Perückenmacher in Kiew, illegale Organspender in Moldawien, Gesundheitsökonomen und Staatsanwälte in Deutschland und landet schließlich beim US-Anwalt der Opfer des Costa Concordia-Unglücks und bei Kenneth Feinberg, der über die Entschädigungen für die Hinterbliebenen von 9/11 entschied. Der nüchtern-brutalen Logik der Kalkulationen kann Scharf, wahrscheinlich schon aus Gründen des Selbstschutzes, manchmal nur mit schwarzem Humor begegnen – letztendlich ist der auch Beleg für die Hilflosigkeit des Einzelnen in einem System, das keine Zweifel zulassen darf. WAS BIN ICH WERT? ist eine Frage, die sich niemand gerne stellt; doch sie zu ignorieren, würde das Ausgeliefertsein an die Zahlen und Berechnungen nur bekräftigen. D Jens Mayer

Start am 9.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino ¢ Union Filmtheater ab 16.10.

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The documentary film WAS BIN ICH WERT? curiously discovers the world of numbers, calculations and considerations that decide on a daily basis the monetary value of human life or parts thereof.

USA 2014 D R: Tate Taylor D B: Jez Butterworth, John-Henry Butterworth, Steven Baigelman D K: Stephen Goldblatt D S: Michael McCusker D M: Thomas Newman D D: Viola Davis, Dan Aykroyd, Octavia Spencer, Tika Sumpter, Nelsan Ellis, Chadwick Boseman, Jill Scott, Keith Robinson D V: Universal Pictures International Germany

GET ON UP

James Brown reinkarniert von Chadwick Boseman GET ON UP verschränkt verschiedene Zeitebenen aus der Lebens- und Arbeitsgeschichte des „Godfather of Soul“ James Brown zu einem klugen Bio-pic. Episoden aus einer harten, von Armut geprägten Kindheit – Brown hatte einen gewalttätigen Vater und wuchs schließlich bei seiner Tante auf, die ein Bordell führte – wechseln sich ab mit Eindrücken von ersten musikalischen Gehversuchen in einer Gospelband, den frühen Erfolgen der eigenen Band, triumphalen Auftritten aus der Zeit des größten Erfolges und Bildern eines drogensüchtigen, gewalttätigen James Brown. Der fast zweieinhalbstündige Film besichtigt zuverlässig die wichtigsten biografischen Eckpunkte, so etwa Browns mutigen und friedensstiftenden Auftritt am 5. April 1968 in Boston, einen Tag nach der Ermordung Martin Luther Kings, aber auch seinen gewalttätigen Umgang mit Frauen, der ihn in den 90er Jahren vor Gericht brachte. Vor allem interessiert sich der Film aber für Browns musikalische Entwicklung von seinen ersten Auftritten als Gospelsänger über seine Erfolge als Soul-Star bis hin zur Erfindung des Funk und der Breakbeats. Die Gründungsgeschichte der eigenen Band, Konflikte im Team und musikalische Entwicklungen sind Regisseur Tate Taylor und Produzent Mick Jagger weit wichtiger als Hochzeiten, Kinder und Drogengeschichten. Vollständig ausgespielte Songs und aufwändig rekonstruierte Re-enactments von Browns legendären Bühnenshows – inklusive Satin-Jumpsuits und Topf-Frisuren – nehmen den weitaus größten Raum ein. GET ON UP wäre damit ein solides, sehr musikalisches Bio-pic, wenn da nicht noch der hierzulande kaum bekannte Chadwick Boseman wäre, der eine wahrhaft atemberaubende Performance als James Brown liefert, bis hin zu dessen knarziger Stimmlage. Unbedingt auf Englisch anschauen! D Toni Ohms

Start am 9.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino ab 13.11. DF + OMU ¢ Sputnik Kino am Südstern OMU ab ca. 30.10.2014

Chadwick Boseman gives an electric performance as James Brown, the “Godfather of Soul”.

OKTOBER 2014 D

27 D


INDIEKRITIKEN Deutschland 2014 D 97 min D R: Michael David Pate D B: Michael David Pate D K: Florian Geiss D M: Björn Both, Kelly Meinert, Andrew Reich D D: Isabella Vinet, Tobias Schenke, Sebastian Hülk, Gedeon Burkhard, Udo Schenk D V: take25 Pictures

GEFÄLLT MIR

Gemeinschaftshorror aus Schleswig-Holstein

Originaltitel: Yo soy la felicidad de este mundo D Mexiko 2013 D 118 min D R: Julián Hernández D B: Julián Hernández D K: Alejandro Cantú D S: Emiliano Arenales Osorio D M: Arturo Villela Vega D D: Hugo Catalán, Giovanna Zacarías, Andrea Portal, Emilio von Sternerfels, Gabino Rodriguez D V: Pro-Fun Media

ICH BIN DAS GLÜCK DIESER ERDE Zwischen Meditation und Ekstase

Ganz Heide ist voller 50-jähriger Killer, die sich als 15-jährige Schüler ausgeben, kleine Mädchen in die Falle locken und ihre kümmerlichen Mikropenisse mit bestialischen Sexualmorden kompensieren. „Rechtsstaat, Sozialstaat! Ab einem bestimmten Punkt gehört ein Galgen auf dem Heider Marktplatz aufgestellt!“, meint die Mutter der Heldin des nordfriesischen Horrorfilms GEFÄLLT MIR. Ein maskierter Killer, genannt „Der Fleischer“, sucht seine Opfer im Internet, schneidet sie in Stücke und hängt die Hände als Trophäen an die Wand. Seine Gegenspielerin ist die Gothic-Freundin eines der Opfer. In einer Talkshow fordert sie den Killer heraus und tritt einem liberalen Psychologen ins Gemächt. GEFÄLLT MIR ist der erste offizielle Kinofilm des Regisseurs Michael David Pate. Um gemeinsam mit Freunden Filme drehen zu können, hat Pate in seiner Heimatstadt Heide den Verein Projekt Kino e.V. gegründet. Projekt Kino produziert seit 2010 Genrekurzfilme, der letzte hieß DITHMACULA. Vermutlich geht es da um Vampire im benachbarten Dithmarschen. Für GEFÄLLT MIR wurde eine richtige Produktionsfirma gegründet, der Geist der Fanfiction, des Amateurfilmens und der kommunalen Gemeinschaft weht aber durch jede Einstellung. GEFÄLLT MIR ist eine wilde Mischung aus Revenge-Drama, Teenie-Slasher, Struwwelpeter-Geschichte über die Gefahren des Online-Flirtens, deutschem Krimi und Found-Footage-Horror. Kaum eine aktuelle Mode des Horror-Genres wird hier nicht ausprobiert, sogar Neo-Giallo-Einstellungen schleichen sich ein. Die Hauptdarstellerin sieht aus wie Rob Zombies Gattin Sheri Moon Zombie in THE LORDS OF SALEM. Als sie einen Mörder erst foltert, dann umbringt und schließlich das Haus in die Luft sprengt, wird die Aktion von hunderten Heidern auf dem Marktplatz mit einem riesigen GEFÄLLT MIR-Daumen gefeiert. D Tom Dorow

Start am 9.10.2014 ¢ Sputnik Kino am Südstern

D 28

D OKTOBER 2014

GEFÄLLT MIR is a wild mix of a revenge-drama, teen slasher and Struwwelpeter stories about the dangers of online flirting, German crime-drama and found-footage horror genre.

Gebannt verfolgt die Kamera den anmutigen Tänzer, umkreist ihn verzückt, verliert sich im Taumel. Gleichzeitig spiegelt sie sich im Kamerateam gegenüber, das dieselben Bewegungen vollzieht, die Faszination unseres beobachtenden Blicks sichtbar macht. Plötzlich verlässt der Blick die gewohnte Umlaufbahn, die Kamera hat ein neues Objekt der Begierde gefunden, nähert sich ihm forsch und fasziniert. Ein anderer junger Tänzer hat den Raum betreten und erhält nun die volle Aufmerksamkeit. Für seine Filme MIL NUBES – LIEBESSEHNSUCHT und RAGING SUN, RAGING SKY wurde der mexikanische Regisseur Julián Hernández mit dem Teddy Award ausgezeichnet. Mit ICH BIN DAS GLÜCK DIESER ERDE erzählt der Filmemacher nun von den verwirrenden und verwirrten Beziehungen des Regisseurs Emiliano (Hugo Catalán), die sich nach der Begegnung mit dem Tänzer Octavio (Alan Ramírez) zu einem labyrinthischen Strudel aus Sehnsucht, Begierde und Verlangen verdichten. Hernández begibt sich mit seinem Film in eine stilisiert-poetische Welt, die er in einem langsam dahinfließenden (Un-)Bewusstseinsstrom einfängt, während er die Körperlichkeit des Tanzens und der expliziten sexuellen Ausschweifungen seiner Protagonisten in ekstatischen Kreis- und ausufernden Kamerafahrten ästhetisiert. ICH BIN DAS GLÜCK DIESER ERDE verwehrt sich dem gewohnten Zugang, will Kunst sein, provoziert den Blick des Voyeurs, stilisiert die nackten und halbnackten Männerkörper, sucht den intuitiven Zugang durch Stimmungen und Bilder, die Grenzen zwischen Kunst und Leben verschwimmen lassen. Sexuelle Wünsche und Erfahrungen werden in einem filmischen Spannungsfeld zwischen poetischer Meditation, Fiebertraum und selbstreferentiellem Film-im-Film zwar sichtbar, verweigern sich aber einer klaren Deutung. D Jens Mayer

Start am 23.10.2014 ¢ Xenon Kino

OMU

I Am Happiness On Earth is a film about the confused and confusing relationships of a film director named Emiliano who becomes fixated on a gifted dancer named Octavio. A film that is somewhere between poetic meditation and a feverish dream.

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Deutschland 2014 D 103 min D R: Nikolai Vialkowitsch D B: Nikolai Vialkowitsch D K: Andreas Tonndorf D S: Ulrich Stein D M: Henrik Albrecht D V: Neue Visionen

IM KRIEG – DER 1. WELTKRIEG IN 3D Zeitreise per 3D-Technik

IM KRIEG beginnt vor dem Krieg: der dokumentarisch-essayistische Film lässt seine Zuschauer zunächst eintauchen in das Lebensgefühl von 1914, bevor er sich dem Ersten Weltkrieg näher widmet. Durch historische stereoskopische Aufnahmen („Stereo-Fotografien“), die dem AbgelichteAb 2. Oktober im Kino www.anderson-film.de ten eine 3D-ähnliche Räumlichkeit verleihen, werden die Menschen von damals ungewohnt plastisch in ihrer öffentlichen Geselligkeit gezeigt, am Strand, in der Stadt, bei Paraden. Erwartungsgemäß wandern Bilder wie Gesellschaft Schritt für Schritt in den Krieg hinein und die KriegsbegeisANDERSON_indie_82x122.indd 1 23.09.14 terten werden mit dem Soldatenalltag des Stellungskrieges konfrontiert. Die Stereoskopien waren zu jener Zeit ein beliebtes Massenmedium, oft kunstfertig handkoloriert und von hoher Auflösung. Hier werden sie nun nicht einfach als statische Fotografien präsentiert, sondern mit der Filmkamera im Detail erkundet, mehr noch, durch Animation und Montage dynamisiert. Unterfüttert wird diese bewegte Bilderschau von eingesprochenen zeitgenössischen Texten (Briefen, Tagebuchauszügen, Gedichtetem), ergänzt durch Filmaufnahmen und reguläre Fotografien sowie Originalsoundelemente. Sind die Gräuel des Krieges in den ausgewählten Bildern recht verhalten gemessen an dem, was gezeigt werden könnte, so treten sie dafür umso aussagekräftiger in den Texten hervor, die einen in ihrer Eindringlichkeit mehr als einmal schlucken lassen. Die sinfonische Begleitmusik ist allerdings sehr dominant, wahrscheinlich aus der Sorge heraus, dem Ganzen einen emotionalen Zusammenhalt geben zu müssen. Für einen analytischeren Umgang mit den Stereoskopien und ihren Produktionsbe8 FILMPREISE · ÜBER 70 FESTIVALS dingungen müssen wir wohl eine bildwissenschaftliche Doku abwarten. Was gelingt ist jedoch die Verlebendigung eines komplexen Stücks europäischer Geschichte auf individueller Ebene. D Anna Stemmler

Start am 25.09.2014 ¢ filmkunst66

A documentary essay that combines quotations from war diaries and letters with historical photographs and slides from the First World War that were taken with a stereoscopic camera, the precursor to 3D.

Ab 23. Oktober im Kino www.derkreis-film.de TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE

13:42


INDIEKRITIKEN Deutschland 2013 D 103 min D R: Edward Berger D B: Edward Berger, Nele Mueller-Stöfen D K: Jens Harant D S: Janina Herhoffer D M: Christoph Kaiser, Julian Maas D D: Jacob Matschenz, Nele Mueller-Stöfen, Luise Heyer, Vincent Redetzki, Ivo Pietzcker, Georg Arms, Antony Arnolds, Johann Jürgens, Odine Johne D V: Camino Filmverleih

JACK

LAND DER WUNDER

Allein in einer großen Stadt

Im Rhythmus der Bienen

Jack ist zehn Jahre alt. Seine Mutter Sanna ist 26 und zwar ganz nett, aber offenbar zu verstrahlt, um sich um Jack und seinen kleinen Bruder zu kümmern. Jack übernimmt die Verantwortung für den kleinen Manuel so gut er kann, aber nach einem Unfall, bei dem Manuel verletzt wird, kommt Jack ins Heim. Als seine Mutter ihn zum Wochenende nicht abholt und er bei einem Streit einen anderen Jungen verletzt, flieht Jack. Er holt seinen kleinen Bruder bei einer Freundin ab, wo ihn Sanna abgestellt hatte, und will mit ihm nach Hause. Aber die beiden treffen Sanna nicht an und machen sich auf die Suche nach ihrer Mutter. Die Erwachsenen, denen sie dabei begegnen, sind zwar größtenteils auch ganz nett und hilfsbereit, aber Verantwortung für die beiden Streuner will niemand übernehmen. Zwei kleine Jungen irren da also durch Berlin. Wenn ihnen nicht gerade jemand eine Pizza spendiert, ernähren sie sich von geklauter Kaffeesahne und Zuckertütchen. Jack muss nicht nur für sich und Manuel sorgen, sondern trägt auch den ganzen Film auf seinen schmalen Schultern. Die sind um einiges stärker, als es zunächst den Eindruck macht. Der 13-jährige Ivo Pietzker spielt die Hauptrolle mit einer solchen Anspannung, dass es beinahe körperlich Mühe macht, ihm zuzusehen. Jack ist permanent überlastet, und es gibt keinen Ausweg. Er ist nicht alt genug um für seinen Bruder zu sorgen, nicht stark genug um sich im Heim zur Wehr zu setzen. Die Erwachsenen sind nicht interessiert genug. JACK zeichnet ein Bild der totalen Verlorenheit, die dabei nur um Haaresbreite neben der Möglichkeit einer ganz normalen Kindheit zu liegen scheint. Hätte Sanna etwas mehr Zeit, etwas mehr Geld, wäre sie etwas gelassener, wären ihre Beziehungen etwas stabiler, würde sie etwas weniger arbeiten, etwas weniger feiern, wäre die Kinderbetreuung etwas umfassender, könnte alles gut werden. Aber so ist es nicht. D Tom Dorow

Start am 9.10.2014 ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Sputnik Kino ab?

D 30

D OKTOBER 2014

Originaltitel: Le meraviglie D Deutschland/Italien/Schweiz 2014 D 110 min D R: Alice Rohrwacher D B: Alice Rohrwacher D K: Hélène Louvart D S: Marco Spoletini D D: Monica Bellucci, Sabine Timoteo, André Hennicke, Sam Louwyck, Alba Rohrwacher, Margarete Tiesel D V: Delphi Filmverleih

Jack is ten-years-old. His mother Sanna is 26. She is a sweet-natured party girl who can’t quite get it together to look after her kids. Jack does his best to care for his younger brother Manuel.

Es beginnt und endet mit einem leerstehenden Gemäuer irgendwo auf dem flachen staubigen Land in Mittelitalien. Hier lebten einst der Honigbauer Wolfgang, Mutter Angelica, Cocó aus Frankreich, die 13-jährige Gelsomina und ihre zwei kleinen Schwestern, flüchtig wie eine Geisterfamilie und wie der Sommer, in dem sich alles änderte und von dem der Film handelt. In Gelsominas Familie dreht sich alles um die Bienen und den Honig. Sie bestimmen den Rhythmus des Alltags und des Films, der naturalistisch sein könnte – es könnte sich durchaus alles so zugetragen haben – und zugleich surreal wirkt. Das Summen der Bienen, die vorsichtigen Handgriffe im Umgang mit den Bienenvölkern, die Schutzanzüge, die Zähflüssigkeit des Honigs sind die Koordinaten einer ganz eigenen Welt. Wie eine Kirchturmglocke hallen die Worte des Vaters: „Hast du den Eimer gewechselt!?“ immer wieder durch den Film. Den Honigeimer, der den Honig aus der Zentrifuge auffängt, nicht rechtzeitig zu wechseln, ist die größtmögliche Katastrophe in Gelsominas Welt. Zumindest ist das so, bis die Außenwelt in Form von EU-Hygiene-Vorschriften und der lokalen Fernsehsendung „Il paese delle meraviglie“ (Land der Wunder) den kleinen Aussteigerhof erreicht. In Fantasie-Etrusker-Kostümen konkurrieren die Hersteller regionaler Produkte um die Gunst der Jury und der Moderationsgöttin, gespielt von Monica Bellucci. Gelsomina überredet ihre Familie teilzunehmen. Die Show in der bunt ausgeleuchteten Nekropole, zugleich schäbig, billig, verlogen und würdelos und dennoch irgendwie magisch und berührend, ist ein cineastisches Wunder, vermutlich mit ein Grund, warum der fantastisch eigenwillige Film in Cannes mit dem großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde. D Hendrike Bake

Start am 2.10.2014 ¢ Hackesche Höfe Kino

OMU

In Gelsomina’s isolated family, life revolves around keeping honey and making bees. But when Gelsomina turns thirteen and a local television show hits town, things begin to change.

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INDIEKRITIKEN

ANDERSON

Deutschland 2014 D 90 min D R: Annekatrin Hendel D B: Annekatrin Hendel D K: Frank Griebe, Julie Cramer D S: Jörg Hauschild D D: Sascha Anderson, Roland Jahn, Bert Papenfuß-Gorek, Holger Kulick, Cornelia Schleime, Lars Barthel und Thomas Plenert, Ingrid und Dietrich Bahß, Ekkehard Maaß, Wilfriede Maaß D V: Edition Salzgeber

Leben mit dem Verrat

„Sascha Anderson ist uns auch nach einem Vierteljahrhundert noch ein Rätsel geblieben.“ So spricht die Regisseurin ganz am Anfang über ihren Protagonisten. Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass Sascha Anderson, einstmaliger Star und umtriebiger Organisator des Ostberliner BohemeUntergrunds eine umfassende Tätigkeit als Zuträger der Stasi nachgewiesen wurde. In ANDERSON, dem zweiten Teil einer geplanten Trilogie über den Verrat, bemüht sich Hendel diese Geschichte zu rekonstruieren, wohl wissend dass eine Aufnahme der objektiven Tatsachen das Rätsel nicht lösen wird. Dem Verräter, dem man nach Meinung mancher keine Bühne geben soll, baut sie eine, und zwar ganz wörtlich: in einem Filmstudio wird die Küche von Ekkehard Maaß, zentraler Treffpunkt der Subkultur im Prenzlauer Berg, nachgebaut und mit originalen Gegenständen aus Maaß’ Wohnung – von Küchentisch und Gemälden bis zu den Kaffeetassen – eingerichtet. In diesem Erinnerungsraum erteilt Anderson seine Selbstauskünfte. Wegbegleiter, Mitstreiter, Freunde und Beziehungspartnerinnen, allesamt Verratene, kommen ausführlich zu Wort und offenbaren ein weites Spektrum des Umgangs: Bert Papenfuß, anarchistischer Spelunkier, hat das Kapitel ad acta gelegt und publiziert wieder zusammen mit Anderson, Ekkehard Maaß kann die Verletzung kaum verwinden, Roland Jahn, nunmehriger Bundesbeauftragter für die Stasi Unterlagen, hat seine Erfahrung als Lehrstück in der Funktionsweise des Stasi-Regimes sortiert.

Start am 2.10.2014 ¢ Eiszeit Kino ¢ Tilsiter Lichtspiele

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Sascha Anderson was not only the star of the East Berlin artist and bohemian underground scene, he was also a Stasi IM (informal informant). In ANDERSON, the filmmaker Annekatrin Hendel reconstructs Anderson’s betrayal twenty-five years later.

SASCHA ANDERSON: ELEGIE VII Wirst Du, Kartenhaus, mich mit dem dreiunddreißigsten Deiner Bilder betrüben, oder ist es naiv Wenn die Grenze mir einstürzt, das Äußerste, zu wagen, das Medium, das Herz, für die noch schönere Münze. Vor dem Gartenhaus stehen drei Birken, die heißen Schuld und Sühne, ich weiß, welche die Liebste mir ist aus: Anderson, Sascha, „Herbstzerreissen. Gedichte und ein Essay“, GALREV Druck- und Verlagsgesellschaft , Berlin 1997

Und Anderson selbst? Spricht ganz am Anfang von der Notwendigkeit Selbst- und Fremdbild in Deckung zu bringen. Das interessiert Hendel im Kern: die Strategien, die Leute an den Tag legen, um ein Ereignis, das aus der eigenen Biographie katastrophisch ragt, ins Weiterleben zu integrieren, sich das eigene Leben schlüssig erzählen zu können. Über weite Strecken ist Anderson mit sich im Reinen, mindestens so sehr wie die Menschen, die Grund haben sich von ihm verraten zu fühlen. Als Hendel ihn aus seiner Autobiographie vorlesen lässt, kommt er über die Stelle, die von Wolf Biermanns sehr öffentlichen Anschuldigen gegen ihn handelt, nicht hinweg. Es bleibt eine Lücke, die sich nicht schließt. D Sebastian Markt

OKTOBER 2014 D

31 D


INDIEKRITIKEN Österreich 2014 D 94 min D R: Johannes Holzhausen D B: Constantin Wulff, Johannes Holzhausen D K: Attila Boa, Joerg Burger D S: Dieter Pichler D V: Real Fiction

DAS GROSSE MUSEUM Blick hinter die Kulissen einer Institution

Als Dokumentar-Filmemacher sollte man die Realität am besten und so gut es geht in Ruhe lassen um sie im Film einzufangen. Ja, ja - die Realität gibt es nicht, und sobald eine Kamera im Raum ist ändert sich die Wahrnehmung. Aber dennoch: Wenn man, wie die Vertreter des Direct Cinema in den 1960ern, auf Musik, Kommentare, Interviews und bewusste filmische Manipulationen verzichtet, ist das Ergebnis oft aufschlussreicher und interessanter. Johannes Holzhausen weiß das sehr genau und wandelt mit seinem großartigen Institutionsportrait des Kunsthistorischen Museums in Wien auf den Spuren von Frederick Wiseman. Holzhausen ist selbst Kunsthistoriker und hatte viel Zeit und noch mehr Vertrauen, um einer etalierten Kulturinstitution beim Wandel zuzuschauen. Entstanden ist ein gewitztes Panoptikum der Museumsarbeit - angefangen bei der Spitzhacke, die die alten Böden aufreißt bis hin zur Restauration klassischer Gemälde ermöglicht der Film äußerst spannende Einblicke in einen Betrieb, dessen Arbeitsabläufe für die Museumsgäste unsichtbar bleiben sollen. Das Kunstwerk soll immer im Kontext der Arbeit zu sehen sein, sagt der Regisseur, und so bekommen wir dann auch in verschiedensten Abteilungen - vom Umbau bis zum Kuratieren - Blicke über die Schultern zahlreicher Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu sehen - ganz so wie die Fliege an der Wand, mit der das Direct Cinema oft beschrieben wurde. In einer Szene gleitet ein Mitarbeiter auf einem Tretroller durch endlose Gänge, nur um am Ende einen Ausdruck aus dem Drucker zu holen, an anderer Stelle wird nervös über das neue Corporate Design oder die Preispolitik des Museums debattiert. Auch wenn es die Realität nicht gibt, gelingt es dem Film durch eine Vielzahl großartiger Szenen, etwas auf die Schliche zu kommen, das keines Kommentars und keiner Interviews bedarf... D Toby Ashraf

Start am 16.10.2014 ¢ Eva Lichtspiele ¢ fsk- Kino am Oranienplatz, Preview am 13.10. in Anwesenheit des Regisseurs ¢ Hackesche Höfe Kino ¢ Sputnik Kino am Südstern ab 30.10.

D 32

D OKTOBER 2014

Filmed in the style of “Direct Cinema” THE GRAND MUSEUM by Johannes Holzhausen is an impressive and entertaining documentary about Vienna’s “Kunsthistorisches Museum”.

Deutschland 2014 D 96 min D R: Christian Bach D B: Christian Bach D K: Hans Fromm D S: Max Fey D M: Felix von Racknitz D D: Tobias Moretti, Jonas Nay, Stephanie Japp, Hanna Plaß, Ella Frey D V: Movienet Filmverleih

HIRNGESPINSTER Leben mit einem psychisch Kranken

Hans Dallinger (Tobias Moretti) sitzt in seinem Zimmer in der geschlossenen Psychiatrie. Seine Frau und sein Sohn Simon kommen zu Besuch. Dallinger begrüßt seine Frau, starrt den Sohn aber nur mit einer Mischung aus Verachtung, Hass, Enttäuschung, Drohung und Blödheit an. Simon hatte den Polizisten geholfen, an seinen Vater heranzukommen, nachdem dieser den Lieferwagen einer Technikfirma, die beim Nachbarn eine Satellitenschüssel installiert hatte, mit der Axt attackiert hatte. Tobias Moretti liefert in HIRNGESPINSTER eine furiose Leistung als schizophrener Architekt ab. Beim Zeichnen bemerkt er ein Zittern der Hand. Verdächtigt er die Familie, ihm Haldol in den Joghurt gemischt zu haben, oder macht er die unsichtbaren Satellitenstrahlen für den Tremor verantwortlich? Selten blitzen Charme und Witz auf, und selbst den Humor seiner Figur würzt er mit der Gefahr des Umkippens in den Wahnsinn. Moretti spielt die Ambivalenzen virtuos aus und schafft es damit, vor allem in den Szenen mit seinem Sohn (Jonas Nay), einen Eindruck von der permanenten Belastung zu vermitteln, die das Leben mit einem psychisch kranken Familienmitglied für die Angehörigen bedeutet. Dallinger nimmt die Krankheit nicht an und weigert sich, Medikamente zu nehmen. Seine Frau mischt ihm tatsächlich Psychopharmaka ins Essen. Die Situation, die von Vertrauensbrüchen, permanenter Sorge um den Seelenzustand des Vaters und dessen Einfluss auf die jüngste Tochter geprägt sind, erscheint als nicht lösbar. Regisseur Christian Bach erzählt seine Geschichte aus der Perspektive des Sohnes, der sich nicht traut, ein Studium anzufangen, weil er seine kleine Schwester zurücklassen müsste. Am Ende des Films fallen zwar Entscheidungen, aber geklärt ist nichts. Die Sorgen bleiben, aber es geht erstmal weiter. D Tom Dorow

Start am 9.10.2014 ¢ b-ware!ladenkino ab 23.10. ¢ filmkunst66

Simon’s father Hans used to be a successful architect, until he developed schizophrenia. He refuses to take medication against his disease and life for the family becomes increasingly difficult.

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INDIEKRITIKEN

KRASSER MOVE

DIESES SCHÖNE SCHEISSLEBEN

KRASSER MOVE ist bereits der zweite Spielfilm des Hamburger Kiezregisseurs Torsten „Stickel“ Stegmann. Inspiriert von seinem großen Vorbild Klaus Lemke dreht Stegmann seine Filme mit einer belebenden Mischung aus Laien und Profis, fast ohne Geld und mit viel norddeutschem Lokalkolorit. Diesmal geht es um Liebe, Geld und Verrat: Timo Jacobs, der charmante Held der Geschichte, gerät an eine Tasche mit Geld und damit in die Schusslinie der Kiezmafia, obwohl er doch eigentlich nur ins Kino gehen wollte.

Mariachi ist nicht nur Musik, sondern ein Lebensstil, der die Welt aus einer Macho-Perspektive zeigt. Das Business ist hart, und Frauen haben in dieser von Männern dominierten Welt nichts verloren. Trotzdem entscheiden sich einige Frauen für ein Leben als Mariachi. Eine von ihnen ist María del Carmen. Vor dem Hintergrund des „Día de los Muertos“ begleitet Regisseurin Doris Dörrie sie und ihre Musikerkolleginnen bei ihren Auftritten auf den Straßen von Mexiko-Stadt.

Start am 9.10.2014 ¢ Filmrauschpalast, mit Vorfilm NASHORN IM GALOPP

Deutschland 2014 D 60 min D R: Torsten „Stickel“ Stegmann D D: Timo Jacobs, Lenka Arnold, Rene Chambalu, Marion Gretchen Schmitz

Start am 23.10.2014 ¢ Eiszeit Kino

Deutschland 2014 D 90 min D R: Doris Dörrie

OMU

PLANET DEUTSCHLAND – 300 MILLIONEN JAHRE PLANET DEUTSCHLAND hätte auch PLANET EUROPA heißen können, beschäftigt sich der Film doch vor allem mit der Vor- und Frühgeschichte des kleinen Stückchens Erde, das erst seit wenigen Jahren überhaupt von Menschen besiedelt ist, geschweige denn Deutschland heißt. Mit aufwändigen Animationen und Spielfilmsequenzen wird die geologische Entwicklung des Erdteils erläutert, werden Mammuts, Saurier und auch der Neandertaler wieder zum Leben erweckt. Start am 2.10.2014 ¢ Bali Kino ¢ Union Filmtheater

Deutschalnd 2014 D 93 min D R: Stefan Schneider D D: Sprecher: Max Moor


WEITERINDIEKINO

DIE GELIEBTEN SCHWESTERN

DIPLOMATIE

Dominik Grafs DIE GELIEBTEN SCHWESTERN kreist um eine den Lücken der historischen Überlieferung abgetrotzte Fiktion. Als Mikroepos über zweieinhalb Stunden erzählt der Film vom Liebesdreieck zwischen dem nach Thüringen exilierten jungen Friedrich Schiller und den Schwestern Charlotte und Caroline von Lengefeld, denen der Dichter in Weimar begegnete. Ein unbeschwerter Sommer bei den Lengefelds in Rudolfstadt, für den der Film sich alle Zeit nimmt, die er braucht, ist der Beginn einer Leidenschaft zu dritt, die sich nicht teilen lässt.

Volker Schlöndorff wagt sich mit DIPLOMATIE an einen Stoff, der ursprünglich dem Theater und der Feder von Cyril Gély entspringt: In der Nacht vom 24. auf den 25. August 1944 wird über die Zukunft der französischen Hauptstadt entschieden. Die Alliierten stehen vor Paris, Hitler erteilt seinem deutschen Stadtkommandanten Dietrich von Choltitz den Befehl, die Stadt der Liebe dem Feind, wenn überhaupt, dann bloß in Trümmern zu überlassen. Der schwedische Diplomat Raoul Nordling hat eine Nacht, ihn von seinem Plan abzubringen. Ein dichtes Kammerspiel.

¢ b-ware!ladenkino ¢ Bali Kino

Deutschland/Österreich 2014 D 171 min D R: Dominik Graf D D: Florian Stetter, Hannah Herzsprung, Anne Schäfer, Henriette Confurius, Claudia Messner

¢ Bundesplatz Kino ¢ Tilsiter Lichtspiele ¢ Union Filmtheater

Deutschland/Frankreich 2014 D 85 min D R: Volker Schlöndorff D D: André Dussollier, Robert Stadlober, Burghart Klaußner, Niels Arestrup, Paula Beer, Lucas Prisor, Stefan Wilkening

HELI

SCHÖNEFELD BOULEVARD

Durch eine Dummheit gerät der mexikanische Fabrikarbeiter Heli mit seiner Familie ins Blickfeld der Drogenmafia. Was folgt ist eine Tortur. Regisseur Amat Escalante zeigt keine Scheu, die Gräueltaten und Brutalitäten der Drogenkartelle in Szene zu setzen. Manche Ereignisse wiederum lässt er nur erahnen, zum Beispiel wenn Helis Schwester aus Rache entführt wird und nicht nur Heli, sondern auch die Zuschauer über ihren Verbleib im Dunkeln bleiben. HELI wurde in Cannes 2013 mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet.

Lange, weite Rollfelder, Vogelschwärme, ein Zaun – und dahinter die gleiche Leere und Ödnis wie bei der vom Leben ausgeschlossenen Cindy. Mit ihrem Freund Danny, der ebenso Außenseiter ist wie sie, verbringt sie die Abende auf dem Gelände des nicht fertig werdenden BER oder auf dem Friedhof im Vorort Schönefeld. Sie ist pummelig, steht kurz vor dem Abitur und keiner der Klassenkameraden und -kameradinnen meint es gut mit ihr. Zufällig trifft sie auf den finnischen Ingenieur Leif und nach und nach erwacht Lebensfreude in ihr. Der neue Film von Sylke Enders (KROKO).

¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Eiszeit Kino OMU ¢ Filmrauschpalast OMU ¢ Hackesche Höfe Kino OMU ¢ Zukunft OMU

D 34

D OKTOBER 2014

Mexiko 2013 D 105 min D R: Amat Escalante D D: Armando Espitia, Linda González, Juan Eduardo Palacios, Andrea Vergara

¢ b-ware!ladenkino ¢ Bali Kino ¢ Tilsiter Lichtspiele ¢ Union Filmtheater

Deutschland 2013 D 102 min D R: Sylke Enders D D: Julia Jendroßek, Daniel Sträßer, Uwe Preuss


WEITERINDIEKINO

SONG FROM THE FOREST

MR. MAY UND DAS FLÜSTERN DER EWIGKEIT

Mitte der Siebziger reist der US-Amerikaner Louis Sardo in die Zentralafrikanische Republik, nicht nur um die Musik der Bayaka in Tonaufnahmen festzuhalten, sondern auch, um den Zwängen der westlichen Gesellschaft zu entfliehen. Was dem amerikanischen Transzendentalisten Henry David Thoreau während seines zweijährigen Einsiedlerdaseins in Wäldern nahe Boston zum Fluch wurde, ist für Sardo ein Segen: ein Leben der Einsamkeit inmitten der Natur. Der Film begleitet Sardo bei seinen tagtäglichen Aktivitäten im Dorf der Bayaka und auf einer Reise nach New York.

Mr. May ist ein ordentlicher Junggeselle mittleren Alters. Er lebt allein, deckt sich jeden Abend einen ordentlichen Abendbrottisch und isst eine Dose Thunfisch. Beruflich beschäftigt sich Mr. May mit Menschen, die noch einsamer sind als er. May ist verantwortlich für die allein Verstorbenen seiner Gemeinde, deren Angehörigen nicht unmittelbar auffindbar sind. Dabei ist er so etwas wie ein Poet der letzten Reise, ein Autor vergessener realer Leben. Seine letzte Dichtung führt ihn näher an eine eigene Leidenschaft als je zuvor.

¢ b-ware!ladenkino OMU ¢ Bali Kino OMU ¢ fsk-Kino am Oranienplatz

Deutschland 2013 D 97 min D R: Michael Obert OMU

¢ b-ware!ladenkino DF + OMU ¢ Bundesplatz Kino DF + OMU ¢ Sputnik Kino am Südstern OMU ¢ Union Filmtheater DF

Originaltitel: Still Life D Italien/Großbritannien 2013 D 87 min D R: Uberto Pasolini D D: Eddie Marsan, Joanne Froggatt, Karen Drury, Andrew Buchan, David Shaw Parker

SCHOSSGEBETE

LIKE FATHER, LIKE SON

Nach FEUCHTGEBIETE ist SCHOSSGEBETE die zweite Verfilmung eines Romans von Charlotte Roche. Diesmal geht es um Elizabeth, gespielt von Lavinia Wilson, eine von Neurosen geplagte Frau Anfang Dreißig. Seit ihre Geschwister bei einem Autounfall ums Leben kamen, hat Elizabeth Angst vor so ziemlich allem, sie leidet unter Verfolgungswahn, befürchtet ihr Haus könnte einstürzen und betritt keine Fahrstühle. Nur vor einem hat sie keine Angst: Sex. Der Film begleitet Elizabeth durch drei Tage ihres Lebens und zu ihren Therapiesitzungen bei Dr. Drescher.

Als Keito sechs Jahre alt ist, erfahren seine Eltern, dass er bei der Geburt vertauscht wurde. Beide Familien stehen auf einmal vor der Frage, ob sie die Kinder, die sie bislang für ihre Kinder hielten, weiter aufziehen oder austauschen sollen. Die Familien beschließen zunächst, einander kennen zu lernen und gemeinsame Zeit zu verbringen. Präzise und mitfühlend beschreibt und beobachtet LIKE FATHER, LIKE SON diesen herzzerreißenden Annäherungsprozess, in dem es keine richtigen und keine falschen Entscheidungen gibt.

¢ Union Filmtheater

Deutschland 2013 D 93 min D R: Sönke Wortmann D D: Juliane Köhler, Jürgen Vogel, Lavinia Wilson, Robert Gwisdek, Anna Stieblich, Pauletta Pollmann, Isabelle Redfern

¢ b-ware!ladenkino DF + OMU ¢ Eiszeit Kino DF ¢ filmkunst66 DF ¢ Filmrauschpalast OMU ab 16.10. ¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ¢ Hackesche Höfe Kinos OMU

Originaltitel: Soshite chichi ni naru D Japan 2013 D 120 min D R: Hirokazu Kore-Eda D D: Yôko Maki, Masaharu Fukuyama, Machiko Ono, Lily Franky

OKTOBER 2014 D

35 D


INDIEKINDER

KINDERFILME A–Z KINDERFILM DES MONATS: ANTBOY

Dänemark 2013 D R: Ask Hasselbach D 80 min, FSK: oA, empfohlen ab: 9

Pelle ist zwölf Jahre alt und leidet sehr darunter, dass ihn niemand beachtet. Doch sein Leben ändert

Verhältnisse unvorstellbar­­ schweren Weg zur Schule. Begleitet von den guten Wünschen ihrer Eltern meistern die Kinder gekonnt alle Hindernisse und übernehmen dabei nicht nur Verantwortung für sich, sondern auch für ihre Geschwister. ¢ Bali Kino ¢ Bundesplatz Kino

DIE BIENE MAJA

Australien 2014 D 79 min D R: Alexs Stadermann D FSK: oA

sich grundlegend, als er eines Tages von einer mutierten Ameise gebissen wird. Auf einmal hat Pelle großen Hunger auf Zucker – und ist unglaublich stark. ¢ Bali Kino ¢ Bundesplatz Kino ¢ Eva Lichtspiele ¢ Sputnik Kino am Südstern ¢ Xenon Kino ¢ Union Filmtheater Alle Termine unter www.kinderkinobuero.de Vorbestellungen unter: 030/235 562 51

AB DURCH DEN DSCHUNGEL

Mexiko/Südkorea 2014 D R: Taedong Park, Mauricio De la Orta D 85 min D FSK: oA

Die größten Feinde der Nasenbären sind die Menschen. Als Sacha,

die Tochter des Nasenbärkönigs, von den Menschen gefangen wird, muss ihr Liebster Manu es ganz alleine mit diesen Ungeheuern aufnehmen. Animation. ¢ filmkunst66

AUF DEM WEG ZUR SCHULE Frankreich 2012 D R: Pascal Plisson D 75 min, FSK: oA, empfohlen ab: 7

Der preisgekrönte Dokumentarfilm begleitet zehn Kinder in vier Ländern auf ihrem für westliche D 36

D OKTOBER 2014

KINDERKINO IM INDIEKINO ACUD KINO TÄGLICH 17 Uhr Sa+So auch 15+16 Uhr B-WARE! LADENKINO TÄGLICH ab 12 Uhr BALI KINO DO, FR, SA, SO 16 Uhr BUNDESPLATZ KINO DO, FR, SA, SO 13.30 Uhr EISZEIT KINO DO, FR, wechselnde Termine EVA-LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO 13.15 Uhr FILMKUNST66 DO, FR, SA, SO 15 Uhr SPUTNIK KINO DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten TILSITER LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten UNION FILMTHEATER DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten XENON KINO wechselnde Termine ZUKUNFT DO, FR, SA, SO wechselnde Zeiten Eine aktuelle ­Programmübersicht über alle KinderfilmTermine finden Sie auf www.indiekino.de

Auch in der Neuverfilmung des Klassikers ist Maja eine überaus neugierige Biene, die mit ihrer

Die Altersempfehlungen orientieren sich in der Regel an den Vorschlägen der Bundeszentrale für politische Bildung/Vision Kino.

unangepassten Art überall aneckt und mit ihren Freunden Willi und Flip die Welt erkundet. Animation.

SPATZENKINO: HUI, DER HERBST IST DA! 45 min D Hui der Herbst ist da empfohlen ab: 4

¢ Eva Lichtspiele ¢ Union Filmtheater

DER BLAUE TIGER

CZ/D/SRB 2012 D 91 min D R: Petr Oukropec, Bohdan Sláma D D: Linda Votrubova, Jakub Wunsch, Barbora Nrzanova D FSK: oA, empfohlen ab: 7

Wie eine vergessene Insel liegt ein alter botanischer Garten inmitten einer lauten Stadt. Johanna lebt dort zusammen mit ihrer Mutter und ihrem besten Freund Mathias. Als der fiese Bürgermeister den Garten abreißen lassen will, taucht eines Nachts ein kleiner, blauer Tiger in der Stadt auf. ¢ Bali Kino

CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND

Japan 2002 D R: Hayao Miyazaki D 125 min D FSK: oA, empfohlen ab: 10

Ein böser Zauber verwandelt Chihiros Eltern in Schweine. Um einen Weg zu finden, sie zu befreien, beginnt Chihiro im

Badehaus für Götter und Geister der Hexe Aburaya zu arbeiten. Zauberhafte Animation von Altmeister Hayao Miyazaki.

Im Zeichentrickfilm EIN SACK ÄPFEL (UdSSR 1974) packt der Hasenvater einen ganzen Sack voll, um seine Familie zu erfreuen. Allerdings teilt er seine Äpfel so gerne ... Der Dokumentarfilm AUS DEM LEBEN DER IGEL

¢ Sputnik Kino am Südstern

DRACHENZÄHMEN LEICHT GEMACHT 2 USA 2014 D R: Dean DeBlois D 105 min, FSK: 6, empfohlen ab: 9–13

Die Wikinger auf der Insel Berk haben sich mit den Drachen, die einst die Dörfer unsicher machten, angefreundet. Alles scheint gut, bis der junge Hicks mit seinem Drachen Ohnezahn eine Eishöhle voller wilder Drachen entdeckt. ¢ Union Filmtheater

(Bulgarien 1986) begleitet Igel vom Erwachen im Frühjahr bis zum nächsten Winterschlaf. Und im Trickfilm HERBSTMÄRCHEN (Polen 1983) möchte das kleine Bärenkind nicht einschlafen. ¢ Bali Kino, 14.10., 10 Uhr ¢ Eiszeit Kino, 8.10., 10 Uhr ¢ Eva Lichtspiele, 23.10., 10 Uhr ¢ Union Filmtheater, 9.10., 10 Uhr ¢ Xenon Kino, 7.10., 10 Uhr Vorbestellung unter 030/449 47 50


INDIEKINDER

KNERTEN TRAUT SICH

Norwegen 2011 D R: Martin Lund D 78 min D FSK: oA, empfohlen ab: 6

Als seine Mutter einen mysteriösen Fahrradunfall hat, beginnen der sechsjährige Lillebror und

PLANES 2 – IMMER IM EINSATZ

USA 2014 D 84 min D R: Roberts Gannaway D FSK: oA, empfohlen ab: 6

Dusty ist ein weltberühmter Renn-Flieger. Als er erfährt, dass sein Motor beschädigt ist und der Defekt dazu führen könnte, dass er nie wieder Rennen fliegen kann, geht das kleine Fugzeug zur Feuerwehr und hilft bei der Waldbrandbekämpfung. ¢ filmkunst66 ¢ Union Filmtheater

sein bester Freund, der sprechende Zweig Knerten, auf eigene Faust zu ermitteln. ¢ Bali Kino

LOLA AUF DER ERBSE

Deutschland 2014 D 120 min D R: Thomas Heinemann D D: Antoine Monot jr., Christiane Paul, Tobias Oertel, Olaf Krätke D FSK: oA, empfohlen ab: 9

Seit der Vater die Familie verlassen hat, lebt die 10-jährige Lola allein mit ihrer Mutter auf dem Hausboot „Erbse“. Eines Tages lernt sie Rebin kennen. Der türkische Junge lebt illegal in Deutschland und fürchtet die Entdeckung seiner Familie durch die Behörden. ¢ filmkunst66 ¢ Tilsiter Lichtspiele ¢ Union Filmtheater

MEINE NACHBARN DIE YAMADAS

Japan 1999 D 104 min D R: Isao Takahata D FSK: 6

Die Yamadas – Vater, Mutter, Oma, Sohn Noburo, Tochter Nonoko und Hund Pochi – sind nicht ganz so wie andere Familien. Deshalb wünscht sich Noburo, seine Familie wäre etwas normaler. ¢ Sputnik Kino am Südstern

PIPPI LANGSTRUMPF

Schweden 1968 D 82 min D R: Olle Hellblom

PONYO – DAS GROSSE ABENTEUER AM MEER Japan 2008 D R: Hayao Miyazaki D 97 min D FSK: oA, empfohlen ab: 6

Als das Goldfischmädchen Brunhilde in einem Marmeladenglas landet, rettet ihr der fünfjährige Sosuke das Leben und tauft sie Ponyo. Die beiden freunden sich

UND ACTION: SCHLOSS EINSTEIN Deutschland 2014 D R: Frank Stoye

Jeweils am letzten Wochenende im Monat wird im Bundesplatz-Kino ein begleitendes Filmprogramm zur Kinder-Ausstellung „... und Action!“ im Berliner Filmmuseum gezeigt. Die Kuratoren der Ausstellung führen in die Filme ein. Zahlreiche Gäste aus der Film- und Fernsehproduktion beantworten im Anschluss an die Vorführung die Fragen der Kinobesucher. Im Oktober sind die Folgen 814 und 817 der Fernsehserie SCHLOSS EINSTEIN zu sehen. Zu Gast: Produzentin Yvonne Abele, Regisseur Frank Stoye, Kameramann Marc Kubik und zwei Kinderdarsteller.

UNSER LEBEN

GB 2011 D 85 min D R: Michael Gunton, Martha Holmes D FSK: oA, empfohlen: ab 8

Die Kinoversion von UNSER LEBEN ist aus der zehnteiligen BBC-Serie „One Life“ entstanden. In außergewöhnlichen Naturaufnahmen zeigt die Dokumentation unterschiedlichste Tierarten und deren einfallsreiche Strategien bei der Bewältigung des Lebens: Aufwachsen, Nahrung finden, Schutz suchen, einen Partner finden, Jungtiere großziehen. ¢ Bali Kino

¢ Bundesplatz Kino, 25.10., 15.45 Uhr

an und Ponyo beginnt, sich in ein kleines Mädchen zu verwandeln. Doch durch eine Unaufmerksamkeit zerstört sie das Gleichgewicht zwischen Meer und Land. Ein Umweltmärchen. ¢ Sputnik Kino am Südstern

DER 7BTE ZWERG

Deutschland 2014 D 87 min D R: Boris Aljinovic, Harald Siepermann D FSK: oA

Auf Schloss Fantabularasa herrscht große Aufregung, denn der 18. Geburtstag der schönen Prinzessin Rose steht bevor und damit möglicherweise auch das Ende eines alten Fluches. Auch die sieben Zwerge sind zu Gast auf der Party. ¢ Eva Lichtspiele

Die originale Pippi Langstrumpf-Verfilmung von 1968. ¢ Bali Kino

AB 09. OktOBer im kinO! OKTOBER 2014 D

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INDIEKINOHIGHLIGHTS

SPUTNIK KINO BUTTER ON THE LATCH & THOU WAST MILD AND LOVELY Ab dem 16.10. zeigt das Sputnik Kino als Doppelprogramm zwei Filme der jungen englischen Filmemacherin und Performancekünstlerin Josephine Decker (*1981), die auf der diesjährigen Berlinale im Forum ihre Premiere feierten:

BUTTER ON THE LATCH (USA 2013) Sarah überrascht ihre Freundin Isolde auf einem Balkan-Folk-Festival in den Wäldern von Mendocino mit einem spontanen Besuch. Ausgelassen werfen sich die beiden in das Festivalgeschehen. Sarah lernt einen gutaussehenden Mann kennen und entscheidet sich, ihn zu verführen. Während sie sich ihrem Ziel nähert, verändern unirdische, erschreckende Gefühle ihr Verhalten. Sie stürzt immer tiefer in die mythische Welt der anderen Festivalbesucher und vergisst darüber fast ihre Freundin. Was als unschuldiger Besuch beginnt, entwickelt sich bald zu einer verwirrenden Reise in eine Welt der Fantasie, in der sich Realität und Mythos unauflöslich miteinander verbinden.

THOU WAST MILD AND LOVELY

(USA 2014) In ihrem zweiten Spielfilm lässt Decker Schönheit und Horror unbekümmert miteinander flirten. Sarah lebt mit ihrem Vater auf einer Farm in Kentucky. Über den sattgrünen Bildern liegt eine Frauenstimme, die geheimnisvoll und sinnlich von ihrem Liebhaber erzählt, der ein Mensch sein mag oder auch die ganze Welt. In diese Abgeschiedenheit platzt Akin, der für den Sommer aushelfen soll. Frau und Kind hat er daheim gelassen – und seinen Ehering vorsorglich abgelegt. Bald umkreisen sich die drei. In dieser Atmosphäre entwickelt sich zwischen Sarah und Akin eine aufgeladene Romanze, aber auch ein ungewisses Gefühl von Bedrohung. Als Akins Frau zu Besuch kommt, explodiert die Situation, harmlose Fantasien münden in einen gewalttätigen Alptraum.  ab 16.10.

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INDIEHIGHLIGHTS

EISZEIT KINO FILMREIHE ZUM STADT LAND FOOD FESTIVAL Der Stellenwert unserer Ernährung und die Auseinandersetzung mit der Nahrungsmittelproduktion sind entscheidende Faktoren unseres Konsumverhaltens geworden. Aus den Nischen der Subkulturen heraus haben sich Trends, wie die bevorzugte Verwendung von Bio-Lebensmitteln oder vegane Ernährung im Mainstream der urbanen Gesellschaft etabliert. Die Frage nach „gutem Essen“ und die Diskussion darüber, was das eigentlich bedeutet, provoziert öffentliche Debatten, die den Bedarf nach Aufklärung verdeutlichen. Auch, weil die ausführliche Beschäftigung mit dem komplexen System dieser menschlichen Nahrungskette schnell in kleinteilige und schwer nachvollziehbare Gebiete führt, und so selbst bei aufgeschlossenen Konsumenten in Frustration umschlagen kann. Das STADT LAND FOOD FESTIVAL in und um die Kreuzberger Markthalle IX herum möchte die Themen Landwirtschaft, Ernährung, Esskultur und die Beziehung zwischen Stadt und Land, in vielfältiger und anschaulicher Form im städtischen Lebensmittelpunkt etablieren. Begleitend zum Festival zeigt das Eiszeit Kino vom 2. bis zum 5. Oktober täglich internationale Filmproduktionen, die sich mit der Thematik auseinandersetzen: Mit LE SEMEUR

portraitiert die Filmemacherin Julie Perron den Künstler und Samenerzeuger Patrice Fortier, SLOW FOOD STORY zeigt den Kampf eines italienischen Dorfes gegen die Fast-Food-Kultur und für den bewussten Umgang mit Lebensmitteln, GMO OMG behandelt die Auswirkungen des Konsums von genmanipulierter Nahrung, FOOD CHAINS beleuchtet die Hintergründe der landwirtschaftlichen und industriellen Massenproduktion, STILL portraitiert das Leben einer 20-jährigen auf einer bayrischen Alm, I CAVALIERI DELLA LAGUNA reist zur Fischergemeinde der Lagune von Orbetello und der beliebte Animationsfilm RATATOUILLE widmet sich liebevoll der kulinarischen Leidenschaft einer Wanderratte. D Jens Mayer  2. - 5.10., www.stadtlandfood.com

BALI KINO BERLINER METAMORPHOSEN – EINE BILDERREVUE AUS VIER JAHRZEHNTEN Frontstadt, Mauerstadt, Halbstadt, Hauptstadt der DDR, Aussteiger-Hauptstadt, Mauerfallstadt, Regierungssitz des wiedervereinigten Deutschland – all diese Stationen haben ihren Niederschlag im Stadtbild gefunden. Der Berliner Fotograf Gottfried Schenk hat die verschiedenen Gesichter der Stadt über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten festgehalten und zu einer eindrucksvollen Fotorevue verschmolzen.  12.10. um 18.15 Uhr D 40

D OKTOBER 2014


INDIEKINOHIGHLIGHTS

HACKESCHE HÖFE KINO AFRICAVENIR AfricAvenir ist eine panafrikanische Kulturinitiative, die 1985 in Kamerun mit dem Ziel gegründet wurde, die „African Renaissance“, internationale Zusammenarbeit und den Frieden zu fördern. www.africavenir.org

THE MARCHES FOR FREEDOM & THE MARCHERS (OmeU) AfricAvenir und die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V. (ISD) laden gemeinsam zu einem Filmabend zum Thema „Antirassismusbewegungen in Frankreich und den USA“ ein. Als Deutschlandpremiere wird zunächst die Dokumentation MARCHES FOR FREEDOM der französischen Antirassismus-Aktivistin Rokhaya Diallo über eine Reise junger Amerikaner in das Ursprungsland der Menschenrechte gezeigt, anschließend der Spielfilm THE MARCHERS (LA MARCHE) von Nabil Ben Yadir, der hochgelobten Verfilmung des „Marsches für Gleichstellung und gegen Rassismus“, der vor 30 Jahren mehr als 100.000 Menschen gegen offenen und latenten Rassismus in Frankreich auf die Straße brachte. Im Anschluss finden ein Publikumsgespräch mit dem Initiator des Marsches von 1983, Toumi Djaïdja und der Anti-Rassismus Aktivistin Rokhaya Diallo (Moderation: Jamie Schearer, ISD) sowie ein kleiner Empfang im Kino-Foyer statt.  15.10. um 20 Uhr

EVA-LICHTSPIELE DER ALTE DEUTSCHE FILM Immer Mittwochs um 15.45 zeigen die Eva-Lichtspiele historische deutsche Filme aus den 1920er – 1940er Jahren. Die Reihe wird von Martin Erlenmeier kuratiert, der auch zu jedem Film eine Einführung hält. www.eva-lichtspiele.de

GEHEIMNIS EINES ALTEN HAUSES

1936, 87 min, R: Rudolf van der Noss, D: Magda Schneider, Wolf Albach-Retty, Grethe Weiser

Kein Gruselfilm, sondern ein sehr vergnügliches Lustspiel um ein schönes, aber brüchiges Haus mit dem damaligen Traumpaar Schneider/Albach-Retty.  1.10.

UND DU, MEIN SCHATZ, FÄHRST MIT!

1936, 91 min, R: Georg Jacoby, D: Marika Rökk, Hans Söhnker, Alfred Abel.

UNDER THE STARRY SKY

DES ÈTOILES, Frankreich/Senegal, 88 min, OmeU, R:Dyana Gaye

Zwischen Turin, Dakar und New York kreuzen sich die Wege von Sophie, Abdoulaye und Thierno. Die 24-jährige Sophie verlässt Dakar, um mit ihrem Mann Abdoulaye in Turin zu leben. Doch Abdoulaye ist unterdessen mithilfe von Schleusern in New York gelandet. Der 19-jährige Thierno wiederum reist zum ersten Mal in seinem Leben von New York nach Afrika. In DES ÈTOILES folgt Regisseurin Dyana Gaye ihren Protagonisten in die verschiedenen Städte und entwirft ein aktuelles Bild der Situation von Emigranten mit all ihren Härten, Hoffnungen und Träumen.  22.10.

UFA-Musikfilm, in dem die Rökk eine Provinzsängerin spielt, die an den Broadway verpflichtet wird.  8.10.

STÄRKER ALS PARAGRAPHEN

EINE FRAU, NACH DER MAN SICH SEHNT

1929, 76 min, stumm mit Musik, R: Kurt Bernhardt, D: Marlene Dietrich, Fritz Kortner, Frida Richard, Oskar Sima.

Die erste Titelrolle der Dietrich, eine femme fatale. Unmittelbar vor dem BLAUEN ENGEL entstanden. Ein sorgfältig gestaltetes Melodram nach einem Roman von Max Brod. Stummfilm mit Musik!  22.10.

WAS WILL BRIGITTE? 1941, 93 min, R: Paul Martin, D: Leni Marenbach, Albert Matterstock, Georg Alexander, Fita Benkhoff.

Lustspiel mit der temperamentvollen Leni Marenbach inmitten eines gut aufgelegten Ensembles.  29.10.

1936, 76 min, R: Jürgen von Alten, D: Paul Hartmann, Manja Behrens.

Ein Anwalt im Gewissenskonflikt – zwischen Schweigepflicht und Gerechtigkeit.  15.10. OKTOBER 2014 D

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INDIEKINOHIGHLIGHTS

FSK-KINO AM ORANIENPLATZ PREMIERE MIT TEAM: SPIELER Österreich 2014, 70 min, R: Katharina Copony

Rustem ist Spieler, sein Job und seine Passion Poker. Zwei Stunden genügen dem 25-jährigen, um online bis zu 300 Turniere zu absolvieren. Im verdunkelten Wohnraum folgt die Kamera Rustems eigenwillig isoliertem Handwerk. Nur der Schein des Laptops trotzt dem Schwarz – gleich einem Sinnbild für die vermeintliche Anonymität des Internets. Zwischen momenthaftem Glamour und Klischee, schnell erspielten Geldsummen, Mikrowellenburger und Feierabend-Longdrink artikuliert sich aber auch Rustems Sehnsucht nach Öffentlichkeit. Mit dem Protagonisten dringt der Kamerablick also zunehmend in die reale Pokerwelt vor – in verrauchte Hinterzimmer und artifiziell dekorierte (Provinz-)Casinos. Dort streift er über gigantische Tischensembles, beobachtet das Ballett der Karten und die Bewegungsabläufe beim Austausch von Jetons und Vermögen.  26.10.

BUNDESPLATZ KINO HOMMAGE AN LISELOTTE PULVER Anlässlich des 85. Geburtstags von Liselotte Pulver zeigt das Bundesplatz Kino im Oktober zwei Klassiker mit dem blonden Darling des deutschen Kinos. Am 12. Oktober läuft DAS SCHÖNE ABENTEUER (1959) von Kurt Hoffmann mit Lilo Pulver und Robert Graf (dem Vater von Dominik Graf). Lilo Pulver spielt Dorothée Durand, Tochter einer Engländerin und eines Franzosen, die sich auf der Suche nach ihren französischen Verwandten in Südfrankreich verliebt. „Eitel Sonne und romantisches Vergnügen liegen über den sorgfältig und geschmackvoll gearbeiteten Szenen, in denen liebe Menschen einander fortwährend gut sind.“ (Der Spiegel 1959). Am 19. Oktober folgt dann O.W. Fischers Regiedebut HANUSSEN (1955) mit O.W. Fischer, Lilo Pulver, Klaus Kinski, Helmut Qualtinger und Werner Finck. In seinem Debütfilm widmet sich Fischer der authentischen Figur des böhmischen Hellsehers Eric Jan Hanussen, der zunächst der Scharlatanerie verdächtigt wird, dann aber den Aufstieg der Nationalsozialisten voraussagt und in höhere Gesellschaftskreise aufsteigt.  12.10. um 15.30 Uhr: DAS SCHÖNE ABENTEUER  19.10. um 15.30 Uhr: HANUSSEN

D 42

D OKTOBER 2014


SPUTNIK KINO STUDIO GHIBLI FILMFESTIVAL Der große Totoro, ein mächtiger, struppiger Beschützer-Waldgeist der sich bei Bedarf sogar in einen Katzenbus verwandeln kann, ist in Japan so bekannt wie in England Winnie-the-Pooh oder hierzulande Pippi Langstrumpf. MEIN NACHBAR TOTORO, einer der ersten Filme, die der japanische Animationskünstler Hayao Miyazaki mit der eigenen Produktionsfirma Studio Ghibli produzierte, ist immer noch einer der schönsten Animationsfilme überhaupt, und das nicht nur für Kinder. Von September bis Oktober zeigt das Sputnik für große und kleine Zuschauer nun einige der besten und bekanntesten Filme aus der Studio Ghibli Produktion, darunter einige, wie PORCO ROSSO, die bisher in Deutschland noch nicht im Kino zu sehen waren. Ebenfalls zu sehen sind eine ganze Reihe von Hayao Miyazakis Meisterwerken von MEIN NACHBAR TOTORO über den zauberhaft verspielten und mit zahlreiche Preisen (darunter der goldene Berlinale-Bär) überhäuften CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND bis zu seinem jüngsten Film, dem melancholisch-poetischen WIE DER WIND SICH HEBT. Die Filme erzählen komplexe, originäre Geschichten, die auch für Erwachsene funktionieren, sie setzen Computeranima­tionen nur sehr zurückhaltend ein - was sicher auch für ihren warmherzigen Charme verantwortlich ist - und sie träumen, wieder und wieder, vom Fliegen.  September, Oktober, November, immer am Wochenende und in den Ferien www.studioghibli-festival.de

BUNDESPLATZ KINO PREMIERE: FRIEDRICH HEBBEL TRAUMBILDER Deutschland 2013, 92 min, R + B: Martina Fluck, K: Jürgen Hoffmann, Sprecher: Thomas Wüpper

Die Landesvertretung von Schleswig Holstein und das Kulturforum der österreichischen Botschaft laden zur festlichen Premiere mit vielen Gästen. Gezeigt wird Martina Flucks Dokumentation über den Dramatiker und Schriftsteller Friedrich Hebbel, der 2013 seinen 200. Geburtstag feierte. Als Kind bettelarmer Tagelöhner im Norddeutschen Wesselburen geboren, gehörte Hebbel am Ende seiner steinigen Laufbahn zu den wichtigsten Dramatikern seiner Zeit. Seine Stücke werden bis heute aufgeführt. Am Rheinischen Landestheater Neuss stellen sich die Regisseurinnen Esther Hattenbach und Bettina Jahnke der Herausforderung einer zweiteiligen Neuinszenierung von Hebbels „Die Nibelungen“. Im experiment theater Wien wird das sozialkritische Stück „Maria Magdalena“ aufgeführt. Während Flucks das Ringen der Regieteams im Probenprozess beobachtet, entfaltet sie Hebbels dramatisches Leben, aufgespannt zwischen poetischer Leidenschaft, Existenzsicherung und zwei geliebten Frauen.  8.10. um 18 Uhr OKTOBER 2014 D

43 D


INDIESERVICE

REINICKENDORF

PANKOW

LICHTENBERG  7    E

SPANDAU

MITTE CHARLOTTENBURG-  6  WILMERSDORF  5

MARZAHNHELLERSDO

11

9

FRIEDRICHSHAINKREUZBERG  15    8   4

13   3

1

10    B

C    14    D

TEMPELHOFSCHÖNEBERG

STEGLITZZEHLENDORF

TREPTOWKÖPENICK

NEUKÖLLN

2

DIE INDIEKINOS ACUD KINO MITTE 1

EISZEIT KINO KREUZBERG 4

Veteranenstr. 21, 10119 Berlin Telefon: 030/44 35 94 98, Mail: kino@acud.de, www.acud.de U8, M1 Rosenthaler Platz, M8/12 Brunnenstr./Invalidenstr., S1/2 Nordbahnhof

Zeughofstr. 20, 10997 Berlin Telefon: 030/611 60 16, Mail: info@eiszeit-kino.de, www.eiszeit-kino.de U1, M29, N1 Görlitzer Bahnhof

B-WARE! LADENKINO FRIEDRICHSHAIN 15 Gaertnerstr. 19, 10245 Berlin Telefon: 030/63 41 31 15 ladenkino.de S+U-Bahnhof Frankfurter Allee, Bus 240 Boxhagener Platz, Tram 13 Wühlischstraße

BALI KINO ZEHLENDORF  2

EVA-LICHTSPIELE BERLIN WILMERSDORF 5

6

Teltower Damm 33, 14169 Berlin Telefon: 030/811 46 78, www.balikino-berlin.de S-Bahnhof Zehlendorf

Bleibtreustr. 12, 10623 Berlin Telefon: 030/882 17 53, Mail: mail@filmkunst66.de, www.filmkunst66.de S-Bahnhof Savignyplatz

BUNDESPLATZ-KINO WILMERSDORF 3

FILMRAUSCH­PALAST MOABIT 7

Bundesplatz 14, 10715 Berlin Telefon: 030/85 40 60 85, Mail: kino@bundesplatz-kino.de, www.bundesplatz-kino.de U9, S 41/42/46, Bus 248/N9 U+S-Bahnhof Bundesplatz

Lehrter Str. 35, 10557 Berlin Telefon: 030/394 43 44, Mail: info@filmrausch.de, www.filmrausch.de Hauptbahnhof + 10 min Fußweg, Bus 123 Kruppstr., Bus M27 Quitzowstr.

D 44

D OKTOBER 2014

TILSITER ­LICHTSPIELE FRIEDRICHSHAIN

Segitzdamm 2, 10969 Berlin Telefon: 030/614 24 64, Mail: post@fsk-kino.de, www.fsk-kino.de U8, Bus M29/140/N8 Moritzplatz, U1 Kottbusser Tor

Richard-Sorge-Str. 25a, 10249 Berlin Telefon: 030/426 81 29, Mail: programm@tilsiter-lichtspiele.de, www.tilsiter-lichtspiele.de U5 Frankfurter Tor, Weberwiese, M10 Bersarinplatz, Straßmannstraße

HACKESCHE HÖFE KINO MITTE 9

Blissestr. 18, 10713 Berlin Telefon: 030/92 25 53 05, Mail: info@eva-lichtspiele.de, www.eva-lichtspiele.de U7, Bus 101/104/249 Blissestr.

FILMKUNST66 CHARLOTTENBURG

FSK-KINO AM ­ORANIENPLATZ KREUZBERG 8

Rosenthaler Str. 40/41, 10178 Berlin Telefon: 030/283 46 03, Mail: info@hoefekino.de, www.hoefekino.de S-Bahnhof Hackescher Markt, U8 Weinmeisterstraße

SPUTNIK KINO AM SÜDSTERN KREUZBERG 10 Hasenheide 54, 10967 Berlin Telefon: 030/694 11 47, Mail: post@sputnik-kino.com, www.sputnik-kino.de U7 Südstern, U7/8 Hermannplatz

11

UNION FILMTHEATER FRIEDRICHSHAGEN Bölschestr. 69, 12587 Berlin 12 Telefon: 030/6501 3141,­ www.kino-union.de S-Bahnhof Berlin-Friedrichshagen

XENON KINO SCHÖNEBERG

13

Kolonnenstr. 5, 10827 Berlin Telefon: 030/78 00 15 30, Mail: service@xenon-kino.de S-Bahnhof Julius-Leber-Brücke

ZUKUNFT ­FRIEDRICHSHAIN

14

Laskerstr. 5, 10245 Berlin Telefon: 030/426 81 29, Mail: programm@zukunft-ostkreuz.de, kino-zukunft.de S-Bahnhof Ostkreuz


INDIESERVICE

INDIEKINO OPEN-AIR

FREILUFTKINO ­POMPEJI FRIEDRICHSHAIN

Im Volkspark Hasenheide, 12049 Berlin Telefon: 030/283 46 03, www.freiluftkino-hasenheide.de U7+U8 Hermannplatz, U8 Boddinstraße

Laskerstr. 5, 10245 Berlin Telefon: 030/426 81 29, freiluftkino-pompeji.de S-Bahnhof Ostkreuz

Geschäftsführung: Hendrike Bake Redaktion: Hendrike Bake, Thomas Dorow redaktion@indiekino.de Filmtexte: Toby Ashraf, Hendrike Bake, Tom Dorow, Franziska Gleininger, Frank Hermann, Sebastian Markt, Jens Mayer, Michael Meyns, Toni Ohms, Eileen Reukauf, Raphaël Rück, Anna Stemmler Texte Kinohighlights: INDIEKINO BERLIN und Kinos

Das INDIEKINO BERLIN Magazin erscheint monatlich in einer Auflage von 15.000 Stück. Das Magazin ist kostenfrei. Verteilung in den Berliner Kinos ACUD Kino, Bali Kino, Bundesplatz Kino, Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, filmkunst66, Filmrauschpalast Moabit, fsk-Kino am ­Oranienplatz, Hackesche Höfe Kino, Sputnik Kino am Südstern, Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater, Xenon Kino, Zukunft sowie an weiteren 400 Verteilstellen. Abonnement: das INDIEKINO BERLIN Magazin kann im PLZ-Bereich 1000 bis 1500 als kostenfreies Abonnement bestellt werden. Es genügt eine Mail mit Ihrer Postadresse an abo@indiekino.de. Bildnachweis: Filmbilder: Filmverleiher Kinobilder Bali Kino: INDIEKINO BERLIN

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Druck: Möller Druck & Verlag GmbH, Berlin

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Anzeigen: anzeigen@indiekino.de

Ich möchte das INDIEKINO BERLIN Magazin zum Preis von 25,00 Euro* ab       nach Hause geliefert bekommen. (*Preis für ein Jahr/11 Ausgaben inkl. MwSt.)

Grafik: Michael Zettler, Nora Wiesner (Zett Media)

D OKTOBER 2014

Ich wohne in Berlin und möchte das INDIEKINO BERLIN Magazin einmal im Monat kostenfrei nach Hause geliefert bekommen.

Kinofotos: Marei Wenzel

Datum, Unterschrift

Herausgeber: INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) Nalepastr. 18–50, 12459 Berlin Telefon: 030 – 209 897 24, info@indiekino.de, www.indiekino.de

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IMPRESSUM

ABONNEMENT

FREILUFTKINO ­HASENHEIDE KREUZBERG  B

Lehrter Str. 35, 10557 Berlin Telefon: 030/394 43 44, Mail: info@filmrausch.de, www.filmrauschpalast.de Hauptbahnhof + 10 min Fußweg, Bus 123 Kruppstraße, Bus M27 Quitzowstraße

12459 Berlin

12    A

Revaler Straße 99, 10245 Berlin Telefon: 030/351 224 49, www.freiluftkino-insel.de, S/U-Bahnhof Warschauer Straße

WINDLICHT IM FILMRAUSCH­ PALAST: „UMSONST & DRAUSSEN“ MOABIT  E

Nalepastr. 18–50

Hinter dem Kurpark 13,  A  12587 Berlin Telefon: 030/65 01 31 41, www.freiluftkino-friedrichshagen.de S-Bahnhof Berlin-Friedrichshagen

Auf Wunsch liefern wir Ihnen das INDIEKINO BERLIN Magazin einmal im Monat nach Hause. Für Berlinerinnen und ­Berliner ist das Abonnement kostenfrei.

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FREILUFTKINO ­INSEL ZU GAST IM ­CASSIOPEIA FRIEDRICHSHAIN  C

INDIEKINO BERLIN UG

FREILUFTKINO FRIEDRICHSHAGEN FRIEDRICHSHAGEN


INDIENACHBILD

NACHBILD Humor ist schwer zu beschreiben. Hier trotzdem ein Versuch. Frei erinnert, ein kleiner Schlagabtausch aus AM SONNTAG BIST DU TOT als Beispiel dafür, wie McDonagh seine Dialoge nicht einfach auf der ersten Witzebene anhalten lässt, sondern weiter und weiter an ihnen schraubt, bis sie sich quasi noch einmal um sich selbst drehen, abheben, und absurde Größe annehmen. Dazu denken muss man sich: das lakonische Knurren von Brendan Gleeson (Father James Lavelle), das pedantische Schnappen von David Wilmot (Father Leary) und, am Ende, die wortlose Resignation, die sich langsam auf Brendan Gleesons Gesicht ausbreitet. Die Szene geht so: Father Leary und Father Lavelle sitzen in ihrem kargen Büro und sprechen den Tag durch. Father Leary berichtet ausführlich von seinen Erlebnissen in der Beichte. Father Leary: … sie hat ein Verhältnis mit diesem Schwarzen Father Lavelle: Simon Father Leary: Genau, dem Typen aus Uganda. Father Lavelle: Simon kommt aus Guyana. Father Leary: Uganda, Guyana, ich wusste doch, dass er aus Westafrika kommt. Father Lavelle: Guyana ist nicht in Afrika. Father Leary: Das glaube ich nicht, Vater. Ich war immer ausgezeichnet in Geografie. Schweigen

VORSCHAU INDIEKINO IM NOVEMBER MOMMY Überfliegerkino D IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS Geschichts-Lehrstück D MR. TURNER - MEISTER DES LICHTS Timothy Spall ist William Turner D 5 ZIMMER KÜCHE SARG Aus dem Alltag einer Vampir-WG D PLÖTZLICH GIGOLO Woody Allen vermietet einen Freund D WHITE SHADOW Ein Albino-Junge auf der Flucht D BEVOR DER WINTER KOMMT Mysteriöse Ehekrise D ZWEI TAGE, EINE NACHT Neues von den Dardenne-Brüdern D GET – DER PROZESS DER VIVIANE AMSALEM Der lange Weg zur Scheidung D WIR WAREN KÖNIGE Deutsches Genrekino D EINER NACH DEM ANDEREN Die Rache des Schneepflugfahrers D HÖHERE GEWALT Dezente Krisen im Ski-Paradies D THE GREEN PRINCE Spion für den Mossad D TIMBUKTU Kunst aus Cannes D TRASH Jugendkino von Stephen Daldry D THE ZERO THEOREM Beware of the Management! D 46

D OKTOBER 2014


DAS AKTUELLE PROGRAMM DER UNABHÄNGIGEN ­ BERLINER LICHTSPIELHÄUSER, TÄGLICH NEUE FILMKRITIKEN UND INFORMATIONEN ZU KINOHIGHLIGHTS, PREMIEREN UND FILMFESTIVALS AUF: WWW.INDIEKINO.DE


Nach GEGEN DIE WAND und AUF DER ANDEREN SEITE der letzte Teil der Trilogie „LIEBE, TOD UND TEUFEL“

EIN FILM VON

FATIH AKIN MIT TAHAR RAHIM

AB 16. OKTOBER IM KINO /TheCutDerFilm

www.LiebeTodTeufel.de


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