Kulturräume+. Das kubia-Magazin 07/2014

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Liebe Leserinnen und Leser, digitale Medien sind Teil unseres Alltags: für viele unverzichtbar, fast unumgänglich, für andere, gerade Ältere, ein Hindernis und Hemmnis. Laut ARD/ZDF-Onlinestudien wächst die Internetnutzung der Generation 60plus in den vergangenen Jahren zwar kontinuierlich, besonders in der Gruppe der »jungen« Alten zwischen 60 und 69 Jahren. Auch sind immer mehr der älteren Onliner in sozialen Netzwerken unterwegs. Mit insgesamt 45,4 Prozent liegt der Anteil der älteren Nutzerinnen und Nutzer jedoch deutlich unter dem vieler anderer europäischer Länder, in denen er die Zweidrittelmarke überschreitet. Die vorliegende Ausgabe der Kulturräume haben wir daher der kulturellen Nutzung digitaler Medien im Alter gewidmet. Im Salon denkt die Medienwissenschaftlerin Anja Hartung zunächst kritisch darüber nach, was die medialen Entwicklungen für die Handlungsoptionen des alternden Menschen leisten und was die Erfahrungen des Alters für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft bedeuten. Es ist möglich, ohne, gegen und mit Medien zufrieden, selbstbestimmt und sozialverantwortlich alt zu werden und alt zu sein, so ihre These. Sie warnt vor dem Zwang zur medialen Anschlussfähigkeit und unterstreicht das Recht auf eine medienkritische Distanz. Gleichzeitig zeigt sie die Potenziale medialen Handelns für ältere Menschen auf – als neue Begegnungs-, Bewegungs- und Ausdrucksformen. Die Beispiele aus der Praxis im Salon illustrieren, wie ältere Menschen spielerisch, sinnstiftend und mit Spaß digitale Welten für sich erschließen: beim Herstellen eines intergenerationellen Audioguides zu den Werken Wilhelm Lehmbrucks in Duisburg, bei einem AgeHack im niederländischen Eindhoven, beim Trickfilmen in Ludwigsburg oder digitalen Geschichtenerzählen mit Menschen mit Demenz in Berlin. In der Galerie begegnen Sie dem passionierten Amateurfilmer Horst Krause aus Aachen. Vom ersten Lohn kaufte er sich eine Normal-8-Kamera, heute arbeitet er längst digital und wurde für seine Werke mehrfach ausgezeichnet. Wie das Europäische Filmfestival der Generationen in Frankfurt und Heidelberg seinen Anfang nahm und zum europäischen Projekt von London bis Lissabon wachsen konnte, erzählen die Festivalleiter Michael Doh und Matthias Roos. Wichtig ist ihnen ein Blick aufs Alter, der auch die Sichtweisen der Älteren selbst berücksichtigt. Mit großer Leidenschaft und unglaublichem Charme haben Bewohnerinnen und Bewohner aus den Seniorenstiften der Contilia Gruppe große Momente der Filmgeschichte unvergesslich gemacht. Ihnen danken wir für die großartige Fotostrecke. Ob nun Onliner oder Nonliner, digitale Eingeborene, Emigranten oder Dinosaurier – ganz analog sind diese Kulturräume für Sie hoffentlich Anregung und Inspiration zu einer Medienkultur im Alter! Ihre Redaktion


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