hhv.de Magazin Nr.3/2009

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REVIEWS Pils Daddy (Pilskills & Suff Daddy) Super Suff Skills EP

Art.nr. 165308 LP 11.95€

Fiva MC Rotwild

Art.nr. 171230 2LP 15.95€ Art.nr. 159557 CD 14.95€

Hiob & Morlockk Dilemma Apokalypse jetzt

XRABIT + DMG$ HELLO WORLD

J DILLA JAY STAY PAID

Art.nr. 159697 CD 16.95 € Art.nr. 159698 2LP 18.95 € Mit Xrabit & DMG$ haben wir ein weiteres Beispiel, wie sich Musiker über das Internet zusammenfinden und trotz mittelbarer Nähe ein stimmiges Album arrangieren. Hier kommt also der in Berlin geborenen Produzent Xrabit via Datenautobahn den texanischen MCs Track Bully und Coool Dundee näher. So wurden dann eifrig die sehr eingängigen OldSchool-Beats mit pumpenden Bass-Lines von Xrabit mit den humorvollen Party-Rhymes der beiden Texaner hin- und her gemailt bis man ein Album in der Hand »Hello World« rufen konnte. Das Ergebnis ist ein lustiges Debüt, das trotz seiner Eingängigkeit niemals kommerziell wirkt. Wirklich ernst wird es textlich dabei selten und der Spaß steht klar im Vordergrund. So sind Zeilen wie »I’m so high, truly fly, you inhale smoke, while I inhale sky« durchaus schon als gehaltvoll zu verstehen. Naja, wozu braucht man Drogen, wenn man von sich selbst sagt: »I’m so dope, call me Amy Winehouse’ piss test«? Zwar hat das Erstlingswerk dieser »Underground Cool Kids« bisher nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen, wie jenes der »originalen« Cool Kids, ein Reinhören haben sie aber unbedingt verdient.

Art.nr. 162432 2LP 16.95 € Art.nr. 162433 CD 16.95 € Die Tupacifizierung James Yanceys ist im vollen Gange. Ungemasterte Bänder werden gebootlegt, MySpace-Rapper fallen im Sekundentakt über Dillas Beattapes her und Ma Dukes kämpft mit Winkeladvokaten. Umso größer ist die Freude über »Jay Stay Paid«. Pete Rock wurde mit der Aufgabe betraut, Jay Dee die Ehre zu erweisen und dessen Nachlass würdevoll für Nature Sounds zu verwalten. Aufgebaut ist das Album im lockeren Radioshowstil, zusammengehalten von Skits, Interludes und zahllosen Beatskizzen. Dazwischen finden sich jede Menge Rap-Beiträge von verdienten Abteilungsleitern wie Black Thought, Lil Fame, Raekwon, Havoc, Blu oder DOOM und natürlich fehlt auch Dillas StripclubPosse aus dem großen D nicht. Viel besser kann man ein posthumes Album nicht inszenieren. Nichts wirkt forciert, alle verneigen sich vor Dillas musikalischem Genie. Der stoische Beat Detroits bleibt stets das Leitmotiv dem alle Beteiligten leidenschaftlich zuarbeiten. Und weil hier jeder den Teamplayer in sich entdeckt hat, ist »Jay Stay Paid« nicht nur ein äußerst respektvolles sondern vor allem auch ein kohärentes Album, ja Manifest.

DANIEL BRÄMER

FLORIAN AIGNER

PAUL WHITE THE STRANGE DREAMS OF PAUL WHITE

Art.nr. 169715 2LP 15.95€ Art.nr. 167314 CD 13.95€

Dass ein blasser Engländer, der auf den Namen Paul White hört, ein mit summa cum laude promovierender Alumnus der University of Jaylib werden würde, hatte man vor einigen Jahren wohl auch nicht unbedingt auf dem Zettel. In Zeiten, in denen sich die britische Hypemaschinerie zwar immer noch scheut das Kind bei seinem angestammten Namen zu nennen und instrumentalen Hip Hop stets nur ’Wonky’ ruft, ist »The Strange Dreams of Paul White« dann aber doch wesentlich weniger überraschend, als es noch vor drei, vier Jahren gewesen wäre. Das aber soll den Endverbraucher nicht weiter stören. Der bekommt nämlich ein vorzügliches Beat-Soufflé aufgetischt wie er es durch »Donuts« oder die Beat KonductaReihe lieben gelernt hat – stringent im Aufbau und mit knapp 38 Minuten genau richtig portioniert. Bei aller Kohärenz fehlt es dennoch nicht an Highlights, sei es die »Take It Back«-Reminiszenz »Alien Nature«, der Psychrock-Stolperer »One Eye Open«, die Moroder-meets-Vangelis-Stomper »Time Wars« und »Floating Free« oder »Can’t Sleep, Make Music«, das klingt wie Alchemist auf einer Jahresration Valium und mit 4 Litern Rotwein im Blut. Kaufbefehl? Logisch!

Art.nr. 166039 CD 16.95 € Art.nr. 166040 2LP 16.95 € »[...] ain‘t nuttin‘ wrong with that kiddie-shit, but this was been missin‘, Premo on the beat and me on the rhyme, that means it‘s heat on the streets, it‘s about that time [...]«. Blaq Poet gibt die Route auf seinem zweiten Soloalbum »Tha Blaqprint« bereits im Introsong selbst trefflich vor. Aber was soll man auch erwarten, wenn die zwei Hardcore-Rap-Konstanten Premo und Poet aufeinandertreffen Und so bellt Blaq Poet wie eine verlebte Straßentöle auf 15 Tracks seine Lehre über die Straßen von QB und knurrt im Vorbeigehen Rapper in engen Hosen und fake Internet-MCs an. Auf lange Zeit ist dieses permanente Realkeepen jedoch recht ermüdend, zumal der knapp 40-jährige Veteran mit der rauen Reibeisenstimme eher zu den rustikalen Vertretern seiner Zunft gehört. DJ Premier serviert dazu seine gewohnt straighte Beatformel und formt eine in sich geschlossene Ballung an herrlich unangepassten und eigenen Streetbangern. Da Poet fast ausschließlich auf Premier an den Boards setzt, wird diese Platte sicherlich mehr Aufmerksamkeit finden als sein Solodebüt von 2006 und all jene ansprechen, die sich fragen, wie Gang Starr wohl heute klingen würden.

FLORIAN AIGNER

BENJAMIN MÄCHLER

Art.nr. 164181 CD 11.95 € 88 Komaflash Untergang / Wiederaufbau Art.nr. 167440 2LP 18.95€ Art.nr. 167441 CD 14.95€

Huss und Hodn Der Stoff, aus dem die Regenschirme sind Art.nr. 160222 2LP 17.95€ Art.nr. 161779 CD 15.95€

Samy Deluxe Dis wo ich herkomm Art.nr. 156318 2LP 15.95€ Art.nr. 156317 CD 16.95€

Herr Von Grau Heldenplätze Art.nr. 159682 LP 15.95€ Art.nr. 159681 CD 13.95€

Pal One Seelentreffen

Art.nr. 159871 CD 13.95€

Blumio Yellow Album

Art.nr. 169576 CD 15.95€

Torch Heidelberg Mixtape

Art.nr. 163112 CD 9.95€

BLAQ POET THE BLAQPRINT

J. RAWLS & JOHN ROBINSON THE 1960’S JAZZ REVOLUTION AGAIN Art.nr. 170405 CD 16.95 € Art.nr. 170406 2LP 16.95 € Bedient J. Rawls die Klangregler, könnte man meinen, sein Initial stünde für »Jazz«. Unüberhörbar ist seine Leidenschaft für Samples aus diesem Genre. So ist Jay Are neben The Liquid Crystal Project mittlerweile auch schon sein zweites Projekt, das sich speziell den Jazz-Roots der Rap-Musik widmet. Verstärkung hat er sich diesmal mit John Robinson von Scienz of Life in die Jazz-Jolle geholt. Schon nach einer kurzen Lektion über die Freiheit des Schaffens von John Coltrane kann die entspannte Groove-Cruise durch melodiöse Gewässer vergangener Tage losgehen. Organische Soundkulissen werden dabei direkt aus den 1960er Jahren importiert und wechselseitig mit Raps von Robinson oder Soul-Elementen angereichert. Fahrtwind nimmt das Album auf, wenn die warmen Jazz-Harmonien für »Shooting Smack« und »1 Of The Greatest« mit klassischen Boom Bap fusionieren. Während die Samples knistern wie altehrwürdiges Blue-Note-Schellack, stampfen die erdigen Basslines dazu im Takt. Damit gelingt Jay Are das Konzept der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Es ist, als könne man J. Rawls beim Crate diggin’ in einer verstaubten Kiste mit Jazz-Platten über die Schulter schauen. John Robinson hilft ihm schließlich dabei das Vinyl sachte neu aufzulegen. An keiner Stelle drohen die musikalischen Schwergewichte zu kentern und bringen den Hörer trocken und erholt wieder an Land.

RECORDKINGZ HEAVYWEIGHT Art.nr. 166049 CD 18.95 € Der Brite Juliano Baker wird von Vinyljunkies auf der ganzen Welt nur »Recordkingz« genannt, schließlich ist er Inhaber des gleichnamigen Onlinestores für rare 1960er- und 1970erJahre- Schallplatten nahezu aller Genres. Dem einen oder anderen ist sein Name sicher auch im Zusammenhang mit dem Produzentenkollektiv The Creators und deren LP »The Weight« geläufig. Neun Jahre später hat Baker nun als Soloproduzent mit »Heavyweight« wieder ein Album mit zahlreichen US-Gästen in den Läden. Namentlich sind das übliche Verdächtige wie Guilty Simpson (kommt eine Producer-LP heutzutage eigentlich ohne ein Simpson-Feature aus?) oder Little Brother, aber auch Kunden seines Shops wie Evidence oder Havoc. Letzterer sorgt mit Mobb-Deep-Partner Prodigy auf dem druckvollen »Heat« für eines der Glanzlichter des Langspielers, zu denen man in der Tat auch Tragedys »I Cried« zählen darf. Der Rest des Albums geht als durchaus unterhaltsame Ansammlung gepflegter Bummtschack-Ware in Big-Apple-Sampling-Ästhetik klar. Gewiss kein Schwer- aber immerhin Halbschwergewicht. BENJAMIN MÄCHLER

ANDREAS MARGARA HHV.DE MAGAZIN NR. 3/2009 51


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