Studer, Tomatenlust

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Ute Studer Mit Fotografien von Martin Studer

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Ute Studer Mit Fotografien von Martin Studer

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Gestaltungskonzept und Satz: Anton Studer, Büro Haeberli, CH-Zürich Lithografie: Oliver Bruns, Rund ums Bild, CH-Langnau am Albis Fotografien: Martin Studer, CH-Zürich 1. Auflage: 2019 Diese Publikation ist in der Deutschen Nationalbibliografie verzeichnet. Mehr Informationen dazu finden Sie unter http://dnb.dnb.de ISBN 978-3-258-08102-1 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2019 Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Printed in Austria www.haupt.ch Der Haupt Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2016–2020 unterstützt. Wünschen Sie regelmäßig Informationen über unsere neuen Titel im Bereich Natur und Garten? Möchten Sie uns zu einem Buch ein Feedback geben? Haben Sie Anregungen für unser Programm? Dann besuchen Sie uns im Internet auf www.haupt.ch. Dort finden Sie aktuelle Informationen zu unseren Neuerscheinungen und können unseren Newsletter abonnieren.

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Unseren Enkelinnen Nora, Malin und Ellie. Es ist wunderschรถn, sie im Garten von den Tomaten naschen zu sehen. Mรถgen sie im Leben stets das Echte und Gute erkennen.

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Inhaltsverzeichnis Vorwort Einleitung

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I VOM SCHICKSAL DER TOMATE

Die Tomate Wie die Tomate nach Europa kam Wie die Tomate zu ihrem Namen kam Von der Vielfalt der Tomaten Von den Wilden und der Botanik Vom Hummel-Trick, Töchtern und dem Geheimnis der Königsblüte Der verschwundene Geschmack und der Ochsenherz-Bluff Über neue Züchtungen, Wunder der Natur und was man damit machen kann Von Patenten, Gewinnen und Genscheren Vom Reich des roten Goldes Erbschaftstomaten und das blaue Wunder Von Vitaminen, Lycopin, Anthocyanen, viel Sonne und Gesundheit Von Samenrettern und wie man selbst einer werden kann

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II DIE GEHEIMNISSE DER TOMATENPIONIERE

Trudi Borsos Bei der Tomatenkönigin auf dem Balkan

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Erich Stekovics Der Paradeiserpapst vom Neusiedler See

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Irina und Ulrich Zacharias Das Tomatenparadies auf dem Blattenhof

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Michael Schick Beim Gärtnermeister mit dem Tomatenrondell Aus dem Blätterwald Jan und Heidrun Odenweller Die Baumschulisten mit der speziellen Tomatenliebe

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Melanie Grabner Die Tomatologie der Vielfaltshüterin Pascal Poot Der Tomatenrebell aus den Cevennen Prince Louis Albert de Broglie und Alain Toutain Der „Gärtnerprinz“, sein Obergärtner und das Tomaten-Kon­servatorium beim Loire-Schloss Petra Noorlander und Andrew Aitken Die mit dem Tomatenkreis Guy Robert und Thierry Boyer Von den Bauerntomaten, der Konservenfabrik und den „Kieselsteinen aus der Provence“ Andres Sprecher und Markus Lohr Beim Schweizer Tomatenpionier und seinem Gärtnerfreund

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I II TIPPS FÜR DEN ANBAU RICHTIG GUTER TOMATEN Mein Tomatenanbau nach den Tipps der Experten Zehn Tipps für gesunde und schmackhafte Tomaten In Kästen und Töpfen auf Balkon und Fensterbrett Von Pilzen, Schnecken und Gemüseeulen

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I V ANHANG

Literatur- und Quellenverzeichnis

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Die Autorin und der Fotograf

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Register

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Sortenregister

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Vorwort Wir saßen im Garten eines Restaurants mit Blick in die wunderbare Landschaft der Provence im Schatten einer großen Linde. Der feine Rosé stand schon auf dem Tisch und wir warteten auf das Essen. Es war ein kleines, recht exklusives Lokal und die Karte ließ nicht viel Auswahl. Das Menü – nicht unbedingt günstig – bot Tomatensalat als Vorspeise an. Wir genossen die Aussicht und warteten nicht sonderlich gespannt, denn was konnte einen bei einem Tomatensalat schon überraschen? Was dann auf unseren Tisch gestellt wurde, versetzte uns in ungläubiges Erstaunen. Die Teller waren mit sehr fein aufgeschnittenen, großen Tomatenscheiben belegt und darauf gekleckst so etwas wie Pesto als Sauce – sonst nichts. Es war so simpel und einfach und gleichzeitig doch so teuer, dass man sich sagen musste, so sei es wohl mit der Nouvelle Cuisine, wo es fast nichts für ganz viel gibt. Wenn so wenig auf dem Teller liegt, beginnt man automatisch, vorsichtig und langsam zu essen. Das abgeschnittene Stückchen tiefroter Tomate zerging im Mund wie Butter – weich, zart, warm, auf der Zunge schmelzend mit einem hinreißenden, überwältigenden Geschmack. Ich hatte noch nie von einer so wohlschmeckenden Tomate gegessen. Im Französischen isst man nicht etwas, sondern von etwas. So als wäre essen immer nur kosten, probieren. Ich nahm noch etwas von der angeschnittenen Tomatenscheibe, pur, ohne Pesto, einfach reine Tomate, und erlebte dasselbe noch einmal. „Wow, das schmeckt ja wahnsinnig gut“, sagte ich zu Ute und ihr erging es genauso. „Hast du mal vom Pesto dazugetan? Es ist einfach sensationell“, ermunterte sie mich. Ich esse die Dinge gerne separat und habe eher Mühe mit kombinierten Aromen, aber sie hatte wieder einmal recht. Diese wenigen dünnen, großen Tomatenscheiben waren in ihrer Schlichtheit zusammen mit einem noch nie so köstlich erlebten Pesto vom Feinsten, eine Vollkommenheit – eine himmlische Gaumenfreude. Eine ‘Tomate Russe’, sagte man uns auf Nachfrage, vollreif, von einem Bauern in der Nähe. Sie gehört seither zum „Stammpersonal“ in unserem Garten. Dieses Erlebnis veränderte meine Sicht auf die Tomate grundlegend. Ute hatte sich schon länger mit Tomaten befasst und ich war als ihr Hilfsgärtner am Ziehen dieser heiklen Gartendivas ja auch durchaus beteiligt. Aber Tomatenfan war ich nicht. Ich wurde es in diesem kleinen Restaurant in der Provence. Und ohne dieses Erlebnis, das im Übrigen unsere Vorstellung von Tomatensalat grundlegend verändert hat, gäbe es dieses Buch nicht. Man muss schon Fan sein, um die aufwendige Arbeit auf sich zu nehmen, ein ganzes Buch mit Tomatenfotos zu füllen. Doch gab es außer den Tomaten auch all die wunderbaren Menschen, die wir kennengelernt haben – und zudem noch ein paar feine Restaurants. Schade nur, dass das eine, das am Anfang meines „Tomatenlebens“ stand, seit einiger Zeit geschlossen ist. Martin Studer, Juli 2018

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Einleitung

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omaten sind meine Leidenschaft. Was mich an ihnen so fasziniert, ist ihre Vielfalt an Farben, Formen und Geschmacksvarianten, ihre buchstäblich eingefangene Sonnenkraft, eine Faszination, die ich mit den in diesem Buch vorgestellten Tomatologinnen und Tomatologen teile. Meine Tomatenleidenschaft begann allerdings nicht in frühester Kindheit, obwohl mich schon als kleines Mädchen alle Tiere und Pflanzen in unserem großen Garten faszinierten. Aber Tomaten gediehen im rauen Klima des Bergischen Landes in Nordrhein-Westfalen in Deutschland nicht. Da ich im Nachkriegsdeutschland aufgewachsen bin, standen Tomaten auch nicht auf unserem mageren Speiseplan. Man aß an Gemüse, was der Garten hergab oder was man als Eingemachtes, Lagergemüse oder Eingesäuertes im Winter zur Verfügung hatte. Die ersten Tomaten kamen in den 1960er-Jahren mit den italienischen Gastarbeitern in unser Dorf am Rande von Wuppertal. Die Italiener standen nicht nur, wehmütig den Zügen hinterherschauend, immer am Bahnhof herum, sondern drückten auch in einem kleinen Laden ihre Sehnsucht nach heimischen Köstlichkeiten aus – das waren im Sommer rote Tomaten. Meine Mutter, eine eingeheiratete, nicht einheimische Flüchtlingsfrau aus Ostdeutschland, immer noch begeistert vom letzten Urlaub in Rimini, war eine der Ersten, die sich traute, den dörflichen Widerstand gegen die Spaghetti-Liebhaber zu brechen und im „Italienerladen“ einzukaufen. Dunkelrot, riesengroß, süß und überaus köstlich waren die Tomaten, die sie damals als Salat auf den sommerlichen Familientisch brachte. Und diese Früchte waren der Maßstab, an dem ich mein Leben lang den Geschmack von Tomaten gemessen habe. Damals wurde für mich auch ganz klar: Sonnengereifte, schmackhafte Tomaten gibt es nur im Sommer. Was danach in meiner Studienzeit sommers wie winters in Supermärkten als Tomaten zu kaufen war, ließ mich die roten Kugeln ignorieren. Ich wollte keine Tomaten essen, die darauf optimiert waren, wochenlang zu halten, die ihre Wurzeln in ein Glaswollesubstrat im Gewächshaus versenk-

ten, an unendlich langen Schnüren dem nicht vorhandenen Himmel entgegenstrebten, mit allerlei Schläuchen betropft, von zu diesem Zweck eigens gezüchteten Hummelvölkern bestäubt wurden und den Geschmack von aufgeweichter Pappe hatten. Ein einziges Mal begegneten mir im Sommer ausge­ rechnet bei Aldi Tomaten, die Ähnlichkeit mit meiner Jugendliebe hatten, flachrunde, rote Tomaten aus Mallorca. Leider gab es diese Köstlichkeit nur ein einziges Mal, aber sie hielten die Sehnsucht, nach dem wahren Geschmack der Tomaten zu suchen, aufrecht. Die nächsten schmackhaften Tomaten, an die ich mich erinnern kann, kaufte ich bei einer Indiofrau auf einem lokalen Markt in Arequipa in Südperu, wo ich mehrere Jahre in einem Forschungsprojekt arbeitete. Auch diese Tomaten waren dunkelrot, riesengroß und richtig tomatig, von der Kleinbäuerin auf einem kleinen Landstück selbst gezogen. Heute bereue ich, dass ich mich im Herkunftsland meiner Leidenschaft nicht um die kleinen wilden Tomaten gekümmert habe. Dafür stehen sie heute als peruanische Johannisbeertomaten jede Saison in meinem Garten. Meine Tomatenleidenschaft bekam lange nach meinem Südamerikaaufenthalt wieder Aufschwung, als ich mit Mann und Kindern in den 1980er-Jahren nach Zürich zog und zu meinem ersten eigenen Familiengarten kam. Die Demeter-Samen-Gärtnerei Sativa brachte damals Samen von alten Sorten auf den Markt und schon bald wuchsen in meinem selbst aus alten Gärtnereiglasfenstern gebauten Gewächshäuschen acht verschiedene aromatische Tomatensorten heran. Endlich gab es wieder schmackhafte, sonnengereifte Tomaten! Die ersten Sorten waren alle noch rot, aber schon bald bot mein Kollege Andi Sprecher aus Basel in der Zeitschrift „Bioterra“ auch gelbe, orangefarbene, schwarze und mehrfarbige riesengroße, kleine, ovale und runde Sorten an. Von ihm stammt auch mein erstes kleines Buch über Tomatensorten, mit Fotos, die einem schon damals das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen. Andi ist bis heute ein begeisterter Tomatianer und hat seine Tomatenleidenschaft sogar an den örtlichen Gärtner Markus

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Einleitung

„Und wer beginnt, wieder schmackhaftes altes Gemüse heranzuziehen, trägt dazu bei, dass die Sortenvielfalt nicht nur erhalten bleibt, sondern sogar noch größer wird. So werden auch unsere Kinder und Enkel noch schmackhafte Tomaten genießen können.“ Lohr weitergegeben. Daher wollte ich ihn als Pionier unbedingt in mein Buch aufnehmen und von seinem enormen Tomatenwissen profitieren. Das Tomatenvirus, die Liebe zur Vielfalt wirklich schmackhafter Tomatensorten, verbreitete sich in biologischen Gärtnerkreisen wie ein Lauffeuer. 2004 startete der erste Tomatenmarkt in Zürich, Bioterra, ProSpecieRara und die Stadtgärtnerei Zürich verkauften Jungpflanzen von über 50 verschiedenen Tomatensorten und natürlich war ich auch dort dabei. Vollends diesem Virus verfallen bin ich aber erst durch meine Freundin Trudi Borsos, die jedes Jahr über 350 verschiedene Sorten von Tomaten in ihrem Garten in Kroatien anbaut, mich bei ihren regelmäßigen Besuchen in der Schweiz auf dem neuesten Stand in Sachen neu entdeckter alter Sorten aus der ganzen Welt hält und mit Tomatensamen eindeckt, die sie

über Austausch von Tomatenfreaks aus aller Herren Länder erhält. So ist mein privates Samenarchiv in der Zwischenzeit auf über 500 Sorten angewachsen, weltweit bekannt sind etwas über 15’000. Leider ist unser Garten nur 200 Quadratmeter groß, sodass ich jedes Jahr nur 40 Sorten ausprobieren kann. Seit zwei Jahren bieten Trudi und ich in einem Projekt von Bioterra auch eigene Samen von ausgefallenen Tomatensorten an. Ich habe sie in ihrem Tomatengarten in Kroatien besucht und mir ihre Tipps und Tricks zeigen lassen. Da in unseren Breiten der Tomatenanbau im Garten eigentlich nur unter Dach stattfinden kann, weil die Krautfäule in den letzten Jahren immer aggressivere Formen angenommen hat, begann ich nach Methoden zu suchen, die die Früchte meiner leidenschaftlichen Begierde besser und gesünder wachsen lassen. Dabei traf ich zunächst auf den Biosamenproduzenten Pas-

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cal Poot und seine Frau Rachel, die in den Cevennen im Süden Frankreichs ihr „Conservatoire de la Tomate“ betreiben. Sie bauen auf kargem, steinigem Boden ohne Bewässerung viele verschiedene Gemüse an, unter anderem auch über 500 Sorten von Tomaten. Weiter führte mich meine Recherche nach Österreich zu Erich Stekovics, zum Kaiser der Paradeiser. Der Biobauer kultiviert auf seinem Hof am Neusiedler See unter anderem auch jedes Jahr über 500 verschiedene Tomatensorten auf freiem Feld, mit einer dicken Abdeckung aus Weizenstroh geschützt, ohne Bewässerung und ohne Aufbinden oder Ausgeizen. Sein Samenarchiv umfasst fast 4’000 Sorten und er ist mit seinen Tomaten sogar nach Brüssel gezogen, um sich für die Erhaltung der Saatgutvielfalt einzusetzen. Später lernte ich dann bei meinen Recherchen in Südfrankreich den Obst- und Gemüseproduzenten Guy Robert kennen, der bereits in der dritten Generation alte Tomatensorten anbaut und mir viel über die Hintergründe des Verschwindens der lokalen Tomatensorten erzählen konnte. Petra Noorlander und Andrew Aitken traf ich im provenzalischen Buis-les-Baronnies, wo sie auf einer Party mit einer riesigen Schüssel voll wunderbar schmeckender Tomaten auftauchten. Ihr Tomatenkreis begeisterte mich und ich beschloss, von ihren Erfahrungen zu berichten. Zufällig erfuhr ich vom Tomatenfest auf dem „Château de la Bourdaisière“ an der Loire. Spontan machten wir auf unserer Rückreise einen Abstecher zum Prince Jardinier, Louis Albert de Broglie, der in seinem Schlossgarten im Tal der Loire mehr als 600 Tomatensorten auf traditionelle Art kultiviert. Sein Obergärtner Alain Toutain erklärte mir bei einer Führung alle seine Geheimnisse des Anbaus der farbigen Früchte. Auch in Deutschland fand ich einige Tomatenfans. Melanie Grabner von „Lilatomate“ durfte ich in ihrem exquisiten Garten in der Pfalz besuchen und bei einem ihrer Kurse über Tomatenanbau viel über ihre Methoden erfahren. Die gebürtige Russin Irina Zacharias und ihr Mann Ulrich empfingen mich in ihrer Spezialitätengärtnerei Blattenhof in der Nähe der tschechischen Grenze und ich war von der außerordentlichen Vielfalt sehr begeistert. Ich bekam eine eindrückliche Einführung in Anbau und Pflege der Nachtschattengewächse. Jan Odenweller lernte ich bei den Lindauer Gartentagen kennen, wo er sehr viele verschiedene, kräftige Tomatensetzlinge verkaufte. Bei einem Ge-

spräch erfuhr ich, dass er biodynamisch wirtschaftet, und beschloss, ihm einen Besuch abzustatten. Durch ihn kam ich mit Michael Schick in Kontakt, der ganz in der Nähe einen Naturgarten voller Tomaten pflegt und bei vielen Veranstaltungen sein einzigartiges Tomatenrondell zeigt. Eine ganz andere Persönlichkeit lernte ich mit Thierry Boyer kennen, Besitzer riesiger Gewächshausanlagen südlich von Avignon, der tonnenweise farbigste Tomaten produziert und in ganz Frankreich vertreibt, neben modernsten Züchtungen auch alte Sorten anbaut und darauf schwört, dass gute Tomaten nur auf richtigem Boden und mit natürlichem Dünger gedeihen. Aus all den wunderbaren Gesprächen und Diskussionen mit diesen Tomatenflüsterern und ihren Erfahrungen habe ich eine für meinen Garten geeignete Anbaumethode entwickelt, die ich im letzten Kapitel vorstelle. Sie, liebe Leserinnen und Leser, werden aus all den Tipps zu Aussaat, Pflege, Vermehrung und empfehlenswerten Sorten das für Sie, die zur Verfügung stehende Anbaufläche und die lokalen Bedingungen Richtige herausfiltern. Auch wenn der Garten nur klein ist oder Sie sich mit einem Topf, einer Hängeampel oder einem Erdsack begnügen müssen: Ich bin sicher, früher oder später werden auch Sie vom Tomatenvirus angesteckt. Tomaten zu ziehen, ist eigentlich ganz einfach, man braucht dazu nicht zwei grüne Daumen. Mit diesem Buch wird das Kümmern um die eigenen Tomaten zu einem spannenden Abenteuer. Und wer beginnt, wieder schmackhaftes altes Gemüse heranzuziehen, trägt dazu bei, dass die Sortenvielfalt nicht nur erhalten bleibt, sondern sogar noch größer wird, und stellt sicher, dass auch unsere Kinder und Enkel noch schmackhafte Tomaten genießen können. •

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Einleitung

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Die Tomate Wie die Tomate nach Europa kam Christoph Kolumbus war nicht nur Seefahrer und Amerika-Entdecker, er war auch ein großer Pflanzenfreund. Er könne sich an der Vegetation kaum sattsehen, notierte er auf seiner ersten Reise am 19. Oktober 1492. „Meines Dafürhaltens gibt es auf diesen Inseln viele Kräuter und Pflanzen, die man in Spanien sehr zu schätzen wissen wird ... , die man zu Heilzwecken und als Gewürze verwenden kann, allein sie sind mir unbekannt, was mir viel Kummer macht.“ Tatsächlich setzte die Entdeckung Amerikas eine Globalisierung in unvorstellbarem Ausmaß in Gang, indem indianische Kulturpflanzen wie Mais, Bohnen, Paprika, Kartoffeln und Tomaten weltweit zu Grundnahrungsmitteln wurden. Viele Landesküchen Europas, Afrikas und Asiens sind geprägt von diesen Pflanzen. Was wäre der Mittelmeerraum ohne Tomaten, Asien ohne Chili, Ungarn ohne Paprika oder Europa ohne Kartoffeln? 250 Jahre lang galt die Tomate in Europa allgemein als giftig. Sie führte ein abgeschlossenes Leben in botanischen Gärten und wurde in Parkanlagen von Lustschlössern als Zierpflanze gehegt. Joachim Kreich, Apotheker im sächsischen Torgau, der 1543 einen berühmt gewordenen botanischen Garten begründet hatte, war Mitte des 16. Jahrhunderts einer von gerade mal vier Tomatenbesitzern Deutschlands. Allmählich begann sich der Adel für die exotische und sehr dekorative Frucht zu interessieren. Dass sie auch geerntet wurde, ist historisch vermerkt: Der toskanische Großherzog Cosimo de Medici hat am 31. Oktober 1548 von seinem Landgut erstmals einen Korb voll Tomaten erhalten. Was er damit machte, ist nicht bekannt; wahrscheinlich dienten die gelben und roten Kugeln lediglich der Augenweide. Doch ließ sich der experimentierfreudige Adel von den Warnungen der Gesundheitsschädigung nicht allzu lange abschrecken und vermeinte alsbald, bei der neuen Paradiesfrucht aphrodisierende Wirkungen zu entdecken. So bekam denn die Tomate Namen wie pomum amoris, pomme d’amour oder auf gut Deutsch Liebesapfel. Heute gelten Tomaten als ein – allerdings

schwaches – Aphrodisiakum. Schon möglich, dass die vor vierhundert Jahren noch unverfälschten Tomaten diesbezüglich mehr draufhatten. Wissenschaftlich setzte sich der toskanische Arzt und Botaniker Pietro Andrea Mattioli (auch Matthiolus genannt) mit der Tomate auseinander. Er bezeichnete sie als goldenen Apfel und führte die Bezeichnung „Mala aurea“ (Goldapfel) für die Frucht ein. Zunächst beschrieb er eine Varietät mit gelben Früchten, ergänzte dann aber seine Darstellungen 1554 erstmals durch die Erwäh­nung roter. Auch wenn in Italien heutzutage nur Liebesapfel oder rote Tomaten als „richtige“ Toma- Giftgewächs? ten gelten, so hei­ßen sie doch immer noch pomodori, was nichts anderes als Goldäpfel bedeutet, Mattioli erwähnte auch, dass die Früchte essbar seien, und empfahl, die Tomaten zum Verzehr mit Olivenöl, Salz und Pfeffer anzureichern, was auch aus heutiger Sicht absolut empfehlenswert ist. Doch vermochten solche Hinweise den Giftverdacht nicht zu widerlegen. Im 1600 erstmals erschienenen, berühmten Kom­pendium „Landwirtschaft und Ackerbau“, das insgesamt 25 Auflagen erreichte und sofort ins Deutsche und Englische über­setzt wurde, warnte der berühmte französische Reformer Olivier de Serres eindringlich vor dem Verzehr der Tomaten und empfahl die Früchte, die neben gelb und rot auch in Weiß erhältlich waren, als Zierde für Gartenlauben. Noch 1760 wurde die Tomate im Katalog der noch heute existierenden Pariser Samengärtnerei Vilmorin lediglich als Zierpflanze geführt. Sechs Jahre später dann aber wurde sie erstmals als essbare Gemüsepflanze verzeichnet. Im Gegensatz zur Alten Welt, in der die Tomate noch neu war, war sie in der sogenannten Neuen Welt längst Gemüse, wie der Gelehrte, Forscher und Jesuitenpater José de Acosta 1590 berichtet. Nachdem er 16 Jahre lang in den spanischen Kolonien unterwegs gewesen war, schrieb er nach seiner Rückkehr nach Salamanca ein umfangreiches Werk über Geografie und Volkstum in Mexiko und dem Vizekönigreich Peru. Darin wird die Verwendung der Tomate durch die Azteken verbürgt,

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• „Rotfruchtiger Liebesapfel“ hat Apotheker und Botaniker Basilius Besler die Tomate in seinem „Florilegium“ genannt. Die von ihm angefertigten Kupferstiche der exotischen Pflanzen des botanischen Gartens von Eichstätt erschienen 1613 – rund hundert Jahre nachdem die erste Tomate nach Europa kam. Bemerkenswert sind die großen Früchte.

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Die Tomate

welche sie nicht nur roh aßen, sondern unter Beigabe von Chili zu einer scharfen Sauce vermanschten und zu diversen Speisen servierten. Der Tomatenkonsum ist jedoch von den neuen Bewohnern der Neuen Welt nicht ohne Widerstände übernommen worden. Verbrieft ist das Ereignis aus dem Jahr 1820, als Robert Gibbon Johnson, prominenter Bürger der Stadt Salem in New Jersey, verkündigen ließ, er werde in aller Öffentlichkeit in eine Tomate beißen. Zu Tausenden strömten die Amerikaner an besagtem Tag in die Stadt, um dem gefährlichen Ereignis beizuwohnen, und erstaunten, dass der mutige Mann den Selbstversuch überlebte. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts begannen die aus Amerika stammenden neuen Gemüsesorten sich in den Küchen des Adels und des Bürgertums zu etablieren. Während bei der Kartoffel mit dem sogenannten Kartoffelbefehl von König Friedrich II. im Jahre 1756 eine amtliche Verordnung erforderlich war, damit sie auch vom gemeinen Volk als Nahrung akzeptiert wurde, schlich sich die Tomate lautlos in die Küchen der Mittelmeerküste. 1872 schreibt Alexandre Dumas, der berühmte französische Dichter der „Drei Musketiere“ und des „Grafen von Monte Christo“, selbst ein begna-

deter Gourmet, in seinem Dictionnaire de la Cuisine, dass die Tomate als süßliche Beilage sehr zu schätzen sei. 70 Jahre zuvor war die Tomate erstmals in den Les Halles von Paris als Gemüse aufgetaucht. Nachdem 1889 die Pizza Margherita erfunden worden war, war der Siegeszug der Tomate nicht mehr aufzuhalten. Das kam so: Der neapolitanische Pizzabäcker Raffaele Esposito erhielt den Auftrag, seiner Majestät König Umberto von seinen Pizza genannten Teigfladen an den Hof zu liefern. Raffaele Esposito war wohl der berühmteste Bäcker mit dem besten Fladenbrot, aber er war vor allem auch ein glühender Patriot und so legte er der Bestellung einige Exemplare bei, die er in den Nationalfarben rot – weiß – grün mit Tomaten, Mozzarella und Basilikum verzierte. Das Königspaar war begeistert und das neuartige Fladenbrot bekam den Namen der Königin – Pizza Margherita. Jenseits des Atlantiks fand ein Jahrzehnt vor der Erfindung der Pizza ein Ereignis statt, das für die Tomate ebenso schicksalshaft war. Henry John Heinz, Sohn deutscher Einwanderer, erfand 1876 das Ketchup, gründete in Pittsburgh (US-Bundesstaat Pennsylvania) eine Fabrik und zehn Jahre später wanderte die Tomate zum zweiten Mal von Amerika nach Europa, dieses Mal auf nordamerikanische Art: mit viel Zucker. Ketchup eroberte wie die Pizza danach die ganze Welt. Das älteste bekannte Rezept für Tomatensauce war damals bereits 200 Jahre alt. Der Italiener Antonio Latini, Beamter der spanischen Krone in Neapel (Neapel gehörte damals zum Königreich Spanien), verfasste 1692 das Kochbuch Lo scalco alla moderna, worin sich die erste Beschreibung einer Tomatensauce findet. Der „scalco“ war am Hof für die Einkäufe sowie für das gute Gelingen der Bankette verantwortlich. Um seinem Arbeitgeber zu gefallen, nannte Latini sein Sugo „spanische Tomatensauce“, Hier nun das Originalrezept für die Salsa di pomodoro alla spagnola (links).

„ Man nehme ein halbes Dutzend reife Tomaten, brate sie an, und wenn sie angebraten sind, entferne man vorsichtig die Haut und zerkleinere das Fleisch mit einem Messer. Dann füge man fein gehackte Zwiebeln dazu, so viel wie gewünscht. Und fein gehackte Chilis und eine kleine Menge an Thymian. Danach mischt man alles zusammen und fügt Salz, Öl und Essig dazu. Es ist eine sehr leckere Sauce, für gekochte Gerichte oder sonst etwas.“ Antonio Latini, 1692 18

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Wie die Tomate zu ihrem Namen kam

nete, auch Bergaubergine genannt, die den Azteken übrigens viel wichtiger war als die Tomate und noch heute in Mexiko für die berühmte salsa verde genutzt Botanisch gehört die Tomate zur Gattung Nacht- wird. Die Tomate trug die Bezeichnung xitomatl. Dass schatten, Solanum, darin zur artenreichsten Familie der wir heute keine Xitomaten essen, wenn wir in eine Nachtschattengewächse, Solanaceae, mit 90 bis 100 Gat- saftige Paradeiserfrucht beißen, dürfte auf eine Vertungen und etwa 2’700 Arten. Neben der Tomate zählen wechslung zurückzuführen sein. so wichtige Kultur- und Nutzpflanzen wie Kartoffel, Paprika, Peperoncini und Aubergine, aber auch Tabak zu dieser Familie. Viele einheimische Vertreter der Nacht­schattengewächse, zum Beispiel Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum), Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) oder Tollkirsche (Atropa belladonna), sind giftig bis sehr giftig. Schon bei der Entdeckung der Tomate durch die spanischen Eroberer in Mittelamerika im frühen 16. Jahrhundert erkannten die Botaniker die nahe Verwandtschaft mit der Gattung Solanum und bezeichneten sie als Solanum pomiferum. Der französische Botaniker Joseph Pitton de Tournefort ordnete sie allerdings 1694 einer eigenen Gattung Lycopersicon zu, eine Bezeichnung, die übersetzt „Wolfspfirsich“ bedeutet und ursprünglich eine ägyptische Giftpflanze mit gelbem Saft bezeichnete. Der schwedische Naturforscher Carl von Linné, der mit der binären Nomenklatur die Grundlagen der modernen botanischen Taxonomie schuf, verortete die Tomate 1753 in seinem Werk „Species Plantarum“ dann wieder bei der Gattung Solanum. Er bezeichnete die Kulturtomate als Solanum lycopersicum und die Wildtomate als Solanum peruvianum. Im Laufe der Zeit wechselte die Kulturtomate immer wieder die Gattungszugehörigkeit, aber aufgrund aktueller DNA-Analysen und morphologischer Studien hat sich heute die Bezeichnung Solanum lycopersicum durchgesetzt. Von Agronomen und im Gartenbau wird sie häufig noch als Lycopersicon esculentum bezeichnet. Alle diese botanischen Begriffe sagen jedoch noch nichts darüber, weshalb die Tomate Tomate heißt. Zwar hat sie auch Namen, die vom Goldapfel abstammen, wie die pomodori in Italien oder die pomidor in Russland. Und nicht nur in Österreich, sondern auch auf • Das „Tomatenbuch“ von Johannes Böttner, 1903 erstmals dem Balkan nennt man sie gerne nach dem Paradies erschienen, sollte dem in Deutschland noch wenig bekannten Paradeiser. Doch Tomate ist nicht nur im Deutschen, Anbau von Tomaten endlich zum Durchbruch verhelfen. sondern auch im Englischen, im Französischen und im Bemerkenswert: Damals war die heute oftmals gefürchtete Braun- und Krautfäule nur ein Nebenthema. Neue, aggresSpanischen der gängige Begriff. Er leitet sich vom azsivere Varianten dieser Pilzkrankheit gelangten erst nach 1980 tekischen Wort tomatl ab, was jedoch nicht die Tomate, nach Europa. sondern den Tomatillo (Physalis philadelphica) bezeich19

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Berlin

Prag

• Paris

• Wien

Bern

Trudi Borsos

• Zagreb

Bei der Tomatenkönigin auf dem Balkan • Rom

Seit vielen Jahren sammelt Trudi Borsos, der die kroatische Presse den Titel „Tomatenkönigin“ verlieh, Samen alter Sorten. Zurzeit besitzt sie einen ständig wachsenden Samen-Schatz von über 2’000 Tomaten von weltweit etwa 15’000 Tomatensorten. In ihrem Biogarten in Kroatien baut sie jedes Jahr etwa 350 davon an, um die Sorten zu erhalten, Samen weiterzugeben und mit Freunden aus aller Welt zu tauschen. Sie experimentiert mit verschiedenen Anbaumethoden und probiert jedes Jahr etwas Neues aus. Seit einigen Jahren macht sie Versuche mit selber hergestellter Terra preta, einer Kohle-Ton-Mischung, die die Bodenfruchtbarkeit fördert. Die ersten Tomaten im Kleingarten mitten in Zürich Die kroatische Tomatenkönigin lernte ihr Handwerk über 1’000 Fahrkilometer weiter im Norden. Als ich Trudi vor vielen Jahren das erste Mal in ihrem Kleingarten in Zürich besuchte, war ich zuerst geschockt. Sie bearbeitete einen dreieckigen kleinen Garten von etwa 200 Quadratmeter. Links rauschte der Verkehr auf einer Hochautobahn vorbei, rechts vom Garten befanden sich eine Bahnstrecke und ein stark befahrener Autobahnzubringer, dahinter lag eine alte Fabrik, an deren Stelle inzwischen ein Einkaufszentrum getreten ist. Trotz dieser für einen Garten sehr unglücklichen Lage hatte die junge Frau ein kleines Paradies geschaffen, in dem wir uns häufig trafen, um Pflanzen, Setzlinge, Samen und Gärtnerinnenwissen bei einem Kaffee auszutauschen. Wir gehörten der Bioterra an, einer Schweizer Organisation, die sich für das biologische Gärtnern einsetzt, und beide arbeiteten wir aktiv in der Regionalgruppe Zürich mit. Ich hatte vorher noch nie einen Garten gesehen, in dem eine solche Vielfalt von Pflanzen miteinander so geschickt kombiniert war, dass buchstäblich jeder Zentimeter Erde genutzt wurde. Damals, 44

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Trudi Borsos

• ‘Schlesische Himbeere’

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Bei der Tomatenkönigin auf dem Balkan

in den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts, begann das „Tomatenvirus“ sich langsam unserer zu bemächtigen. Die ersten Sorten waren noch rot, doch schon bald bot unser Kollege Andi Sprecher die ersten farbigen Tomaten an und das war der Beginn unserer gemeinsamen Leidenschaft. Trudi baute damals schon ein gutes Dutzend verschiedener Sorten an. Dazu gehörten die in der Schweiz bekannte rosafarbige Fleisch­ tomate ‘Berner Rosen’, die kleine‚ birnenförmige Kirschtomate ‘Baselbieter Röteli’, die rote Fleischtomate ‘Küsnachter’, die seit 1904 in Zürich dokumentierte Salattomate ‘Zürcher Original’ und etliche Balkansorten, deren Samen sie aus Kroatien, der Heimat ihres Mannes Stefan, mitgebracht hatte. Damals gab es außer uns nur einige wenige Gärtnerinnen, die überhaupt Sorten in verschiedenen Farben und Formen anbauten. Die Tomaten in den Nachbargärten waren einfach rot und rund, so wie Tomaten nach landläufiger Meinung zu sein hatten. Aber wer einmal mit dem Tomaten-Sorten-Virus angesteckt ist und weiß, dass Tomaten je nach Sorte anders schmecken, der will mehr und immer mehr Sorten kennenlernen und ausprobieren. Wie viele von uns ist Trudi Borsos durch die Tauschbörse von Bioterra mit den ersten ausgefallenen Tomatensorten in Kontakt gekommen, nicht zuletzt dank ProSpecieRara, der Schweizer Organisation für die Erhaltung alter Sorten. Es ist die Vielfalt an Farben, Formen und Geschmacksnuancen der Tomaten, die sie begeistern und sie, wie sie es selber sagt, zur „Tomaten-Verrückten“ werden ließ. Ein großer Garten in Kroatien Als Trudi in den Heimatort ihres Mannes Stefan nach Pozega (Slawonien) in den Osten Kroatiens zog und dort einen großen Garten anlegte, nahm die Zahl der angebauten Sorten explosionsartig zu: Bis zu 400 waren es anfangs, inzwischen sind es noch 300 bis 350. Von vielen Tomaten pflanzt sie nur einen Stock, außer bei raren Sorten, da gönnt sie sich zwei. „Das hat mich aber auch an den Rand meiner Leistungsfähigkeit gebracht, denn es ist viel Arbeit, bis alle gesät, gesetzt, ausgegeizt, angebunden, geerntet und verarbeitet sind. Ich liebe diese Arbeit sehr und bin stolz auf meinen Samenschatz, der inzwischen über 2’000 Sorten umfasst. Meine ganze Freizeit bin ich im Garten und in der Natur“, sagt die Tomatenfrau. Und Trudi hat eine neue Methode entwickelt: Sie bindet bei jeder Tomate nur einen Trieb an und entgeizt diesen, alle anderen breiten sich auf dem Boden aus. Damit spart sie viel Arbeit, hat aber auch den Vorteil der großen Blattmasse, die für die Aufnahme des Sonnenlichts und das Gedeihen der Pflanzen so wichtig ist. Die Tomatenkönigin kennt die Eigenschaften vieler Sorten, ihre Farbe, ihre Form, ihr Wuchsverhalten und ihren speziellen Geschmack. Man muss ihr nur einen Namen nennen wie etwa ‘Schlesische Himbeere’ und schon kommt sie ins Schwärmen: „Hmmm, große, rosarote Früchte mit fruchtig-würzigem, leicht süßem Geschmack, wird bis zu 2 m hoch, eine meiner Lieblingssorten ... “ Zur ‘Nonna Antonina’ fällt ihr sofort „das ist eine herrlich schmeckende, große, rote Fleischtomate aus dem Piemont, die man bislang nur über persönliche Kontakte bekommen konnte“ ein. Trudi ist mit vielen anderen Tomatenmenschen aus aller Welt vernetzt, immer auf der Suche nach alten, ausgefallenen, schmackhaften Sorten. Über Garten- und Tomaten­ foren pflegt sie mit anderen Tomatenbegeisterten eine rege Kommunikation und tauscht Erfahrungen und Samen aus. Manchmal kauft sie auch Saatgut von ganz seltenen Sorten oder Freunde und Bekannte bringen ihr von Reisen Tomatensamen mit. So wächst ihr Samenschatz ständig. Besonders die Erbstück-Tomaten haben es ihr angetan.

Weltweit vernetzt

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Trudi Borsos

Die Auferstehung der vererbten Tomate Trudi Borsos ist mit ihrer Tomatenliebe nicht allein. In den letzten 40 Jahren haben Tomatenfans alles unternommen, um alte Tomaten-Züchtungen auf der ganzen Welt, von Sibirien bis Japan, Australien bis Indien aufzuspüren, um das Saatgut zu retten. Der außerordentliche Geschmack ist das Kennzeichen der Heirloom- oder Erbstück-Tomaten. Die neuen TomatenExperten kann man gut und gerne mit Weinkennern vergleichen. Da schwärmt mir Trudi von den Geschmacksnuancen verschiedener Tomaten vor, beschreibt ihr Aroma mal als säuerlich fruchtig, leicht säuerlich mit Zitrusanklängen, köstlich süß, herb, leicht rauchig, nussig, pfeffrig, samtig, mit Mandarinennote oder aromatisch, herzhaft. Das Spektrum der Geschmacksrichtungen bei Trudis Tomaten ist weit gesteckt und reicht von Apfel über Champignon, Grapefruit, Kiwi, Mango, Melone bis Pfirsich. Die heiß begehrten alten Sorten, für die neben dem guten Geschmack auch der höhere Gehalt an gesundheitsfördernden Stoffen spricht, liefern bis zu einem Kilo schwere Früchte oder auch solche in Johannisbeergröße. Die Tomaten in Trudis Garten sind zudem ganz unterschiedlich geformt. Sie gleichen Würsten, Bananen, Birnen, Zitronen, Spitzpaprika, Pflaumen, Kugeln, Herzen, einem Akkordeon oder sind flachrund. Einige zeigen Oberflächen mit Schlaglöchern, sind wellig, gerippt, vernarbt oder bereits am Strauch matschig, jede Sorte ist einzigartig. Dazu kommt die einmalige Farbenpracht. Es gibt schwarze, weiße, beige, schokoladenbraune, lila-, rosa- und orangefarbige, blaue, hell- bis dunkelrote, purpurfarbige, grüne und gelbe, gestreifte, gefleckte und marmorierte. Eine Salatplatte mit Scheiben dieser Tomaten kann in allen Farben des Regenbogens leuchten und ist ein echtes kulinarisches Highlight. Erbstück-Tomaten sind kein Massenprodukt. Sie werden liebevoll von Bauern oder Gärtnern gezogen, die kleine Märkte beliefern, und von den vielen, die sich wie Trudi Borsos leidenschaftlich für den Erhalt alter Sorten einsetzen. Weltweit organisieren Anhänger der Tomaten-Bewegung Festivals, Degustationen, Pflanzen- und Samentauschbörsen und vieles mehr.

Tomaten-Experten kann man mit Weinkennern vergleichen.

Tomatentauschfest, Schulbesuche und Biokurse Trudi Borsos ist fest entschlossen, möglichst viele Menschen mit dem Tomatenvielfaltsvirus zu infizieren und dazu zu bringen, alte Sorten mit ihrem unvergleichlichen Geschmack anzubauen. In den Balkanländern sind infolge der Kriege viele Sorten verloren gegangen und Trudi liebt es, mit Gleichgesinnten aus den slawischen Ländern in Kontakt zu stehen, den Austausch zu pflegen und an Samen zu retten, was noch übrig geblieben ist. Außer den vielen Tomaten baut Trudi Borsos verschiedene alte Gemüsesorten an. Das erste Highlight im Gartenjahr ist das alljährliche Pflanzentauschfest in ihrem Garten. Dieses Jahr waren es neben Tomaten 40 verschiedene Pflanzenarten, die sie zum Tausch angeboten hat. Die meisten Besucher kommen aber wegen der Tomatenvielfalt. Verkauft wird nicht: Wer keine Pflanzen zum Abgeben hat, tauscht mit Zucker, Mehl oder Kaffee, der bei intensivem Geplauder gleich genossen wird. Im Hochsommer gibt es dann ein weiteres Fest, eine Tomatendegustation, bei der die Besucher Trudis Tomatensorten probieren und sich so von der Vielfalt des Geschmacks überzeugen können. Das Tauschfest 48

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und vor allem die Tomatendegustation sind in der Region bereits so etabliert und beliebt, dass Fernsehen und Presse schon mehrmals darüber berichtet haben. Als „Trudi, die Tomatenkönigin“ bekannt geworden, bekam sie Zugang zu einigen alten kroatischen und verschiedenen bosnischen und serbischen Tomaten-Sorten. Mit kleinen Projekten versucht sie, die Lust auf den Tomatenanbau zu wecken. Begonnen hat sie mit Schulbesuchen, bei denen sie in den Klassen zeigt, wie man Tomaten sät, aufzieht und erntet und wie man eigene Samen gewinnen kann. Neuerdings gibt sie auch einen Biogartenkurs für Interessierte. Und natürlich demonstriert sie dabei auch die Herstellung ihrer Terra-preta-Erde und die Anwendung von Flächenkompost. Trudis Tomatenreich Tomaten soweit das Auge reicht, mal an Bambusstangen festgebunden, mal an Schnüren hochgeleitet oder in Spiralstecken gedreht, an Stecken festgemacht oder auf Stroh am Boden kriechend. Auch in Blumentöpfen und Plastiksäcken, in denen sie Erde gekauft hat, gedeihen die vielfältigen Nachtschattengewächse als Anschauungsmaterial für Besucher. Alles voll behangen mit den köstlichsten Paradiesäpfeln in allen erdenklichen Farben. Das war das Bild, das sich mir bot, als ich Trudi Borsos im Sommer für ein paar Tage im kroatischen Ostslawonien besuchte. Während der Rundgänge auf ihrem Hanggrundstück erfuhr ich einiges über ihre Tomatenwelt und die verschiedenen Anbau­ methoden, die sie in ihrem Garten praktiziert. Trudi Borsos Geheimtipp: grüne Tomaten Auf einem großen Beet kleiden sich die Stöcke grün in grün, als wäre alles noch unreif. „Hier sind vor allem die Grünen“, bemerkt Trudi Borsos, und schon bekomme ich eine ‘Green Doctors’ zum Naschen in den Mund gesteckt, sonnenwarm direkt vom Strauch, köstlich! „Die meisten Leute haben Angst vor den grünen Tomaten, denn man denkt, grüne Tomaten seien giftig. Das stimmt nicht, denn es gibt viele Sorten, die beim Reifen grün oder gelbgrün bleiben. Aber es ist etwas komplizierter festzustellen, wann sie geerntet werden können. Das muss man fühlen, die Druckprobe machen. Wenn sie etwas nachgeben, also weich sind, dann sind sie reif.“ Ich suche nach der bekanntesten Grünen, der ‘Green Zebra’, kann sie aber nicht finden. „Die hatte ich letztes Jahr und sie war eher langweilig und mehlig im Geschmack. Die Grünen, die ich hier habe, sind viel schmackhafter“, klärt mich die Gärtnerin auf. Ich studiere die Namensschilder und probiere mich neugierig durch die Sorten. Da wächst ‘Green Grape’, eine Cocktailtomate mit kleinen, gelblich-grünen Früchten, ‘Lime Green’ mit hellgrüngelben, kugelrunden, mittelgroßen runden Früchten und sehr früher Reife. DaneEin süßer, schmackhafter ben entdecke ich ‘Green Sausage’, eine eher niedrige Sorte mit länggrüner Winzling. lichen, grüngelb gestreiften Paradiesäpfeln, anschließend eine runde, mittelgroße, leuchtend smaragdfarbige, die mit ‘Andenkollektion grün’ beschriftet ist, eine riesige Fleischtomate mit grün-gelb-orangefarbigen Früchten, die den schönen Namen ‘Aunt Ruby’s German Green’ trägt, und die ‘Malakhitovaja Shkatulka’, eine wunderschöne olivgrün-gelbe Fleischtomate, die Trudi lachend die „Schatulle“ nennt. Besonders angetan hat es mir eine Pflanze, die über und über mit kleinen, grünen, birnenförmigen Cocktailtomätchen behangen ist. Ich kann nicht widerstehen und nasche eines. Der Winzling heißt ‘Green Pear’ und erweist sich als äußerst süß und schmackhaft. Die Grünen sind alle an Bambusstecken angebunden, wachsen ein- bis zweitriebig und sind mit einer dicken Schicht Heu von der großen Obstbaumwiese gemulcht.

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• Natur und Vielfalt in Trudis Garten. Zitronenfalter auf Rotklee, Taubenschwänzchen im Lavendel.

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• Tante Katica mit der nach ihr benannten Haus-Tomate.

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Kompost und Sand. In den Kistchen bilden sie größere Wurzelballen. Unten in die Gefäße legt die Gärtnerin zwei bis drei Lagen Zeitungspapier, diese speichern die Feuchtigkeit und halten beim Auspflanzen die Wurzeln zusammen. Die Jungpflanzen härtet Trudi bis zu den Eisheiligen an frostfreien Tagen im Freien ab. Vor Frostnächten kommen sie wieder ins Haus. Eingepflanzt wird im Freiland, und zwar schräg, damit möglichst viel Stiel mit in den Boden kommt, an dem sich dann zusätzliche Wurzeln entwickeln. Das Pflanzloch wird vor dem Pflanzen ausgiebig mit verdünnter Brenn­ nesseljauche getränkt. Die Jauche dient zum einen als Dünger, zum anderen regt sie das Wurzelwachstum an, da diese der Feuchtigkeit hinterher wachsen. Tipp der Expertin: Tomaten unten mit noch nicht ausgereiftem Kompost anhäufeln und dann mit getrocknetem Grünschnitt mulchen. Terra preta – Wundererde für die Paradiesäpfel Obwohl Terra preta inzwischen in weiteren Kreisen bekannt geworden ist, ist sie immer noch ein Geheimtipp (siehe unten). Das Verfahren, mit dem Trudi Borsos ihre eigene Terra preta herstellt, indem sie Abfallprodukte aus ihrem Garten wie Baumschnitt, Walnussschalen oder Astholz verkohlt, hat sie sorgsam ausgetüftelt. Zunächst gräbt sie mit dem Spaten ein Erdloch von 20 bis 40 cm Tiefe je nach Menge des zur Verfügung stehenden Materials. Den Boden der Mulde bedeckt sie mit einer Schicht lehmiger Erde oder Ton. Zunächst werden kleine Zweige in die Mulde gelegt und angezündet. Darauf gibt die Gärtnerin dickere Holzstücke, bis von unten eine gute Glut sichtbar ist, das obere Holz gut brennt und bereits schwarze Stellen aufweist. Dann wird das Ganze mit lehmiger Erde gut abgedeckt, sodass kein Rauch mehr herausdringt. Wenn der Haufen zusammensackt, wird etwas Erde nachgefüllt. Je nach Tiefe und Umfang des Meilers muss man drei bis vier Tage warten, bis man die fertige Holzkohle entnehmen kann. Durch die Hitze des Verkohlungsprozesses wird der Lehm oder Ton zu kleinen Partikeln gebrannt, die für die Terra preta ebenfalls wichtig sind, da sie porös sind und Wasser speichern können. Die Tomatenfrau zerstampft die Tonkügelchen und die Holzkohle zu kleinen Partikeln. „Wenn ich Kompost aufschichte, gebe ich diese Mischung in homöopathischen Schichten dazwischen. Der Terra-preta-Kompost trägt zur Verbesserung der Bodenqualität bei und wirkt zugleich als Wasserspeicher. Wenn ich die Tomaten pflanze, kommt von diesem Kompost eine Handvoll in jedes Pflanzloch, dann gieße ich mit Brennnesseljauche. Obendrauf kommt wieder von dem Kompost“, erklärt mir die Gärtnerin. Terra preta de indio „Terra preta de indio“ ist portugiesisch und heißt übersetzt „schwarze Erde der Indios“. „De indio“ deshalb, weil sie über Jahrhunderte von den Indios im Amazonasbecken ge­schaf­fen wurde. Da Terra preta wegen des Gehalts an verkohltem Holz sehr dunkel ist, wird sie auch als „Schwarzerde“ bezeichnet, obwohl sie bodenkundlich keine echte Schwarzerde ist. Tonscherben in dieser dunklen Erde deuten darauf hin, dass die Bewohner der Amazonas­ region Verkohlungsrückstände, Asche, Küchen­abfälle, organische Stoffe, Knochen und menschliche Fäkalien in großen Tongefäßen unter Luftabschluss fermentiert haben. Der ‘Shimmeig Creg’

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hohe Gehalt an Pflanzenkohle in dem so er­zeugten Dünger wirkt bodenverbessernd und trägt zur Stabilität des Bodens bei. Die entstandenen dunklen Böden sind nicht nur nährstoffreich, sondern haben hohe Wasserspeicherfähigkeit, sodass die Pflanzen Trockenzeiten besser überstehen können. Auf solcher Erde angebaute Gemüse und Früchte enthalten mehr gesunde Inhaltsstoffe und Spurenelemente als solche, die auf normaler Erde wachsen. Und wenn die Pflan­zen gesünder wachsen, sind sie auch als unsere Nahrung gesünder. Damit verbessert sich auch die Lager­ fähigkeit von Obst und Gemüse.

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Sortenempfehlung von Trudi Borsos Von Trudi bekomme ich immer wieder tolle Tipps zum Tomatenanbau und werde bei jedem ihrer Besuche in Zürich wieder über das Neueste auf dem Tomatensektor informiert. Zudem bringt Trudi mir auch jedes Mal wieder Samen ihrer Neuent­deck­ungen mit, sodass auch mein Samenschatz ständig wächst. Natürlich fließen auch die Erfahrungen, die ich mit anderen Tomatenanbauern gemacht habe, in Trudis TomatenCommunity mit ein. Obwohl sie alle Tomaten liebt, hat sie eine Sortenempfehlungsliste zusammengestellt und natürlich sind auch die Erbstücktomaten ihrer Tante mit dabei.

Kosovo FORM UND GESCHMACK

Riesige, flachrunde, leicht gerippte Ochsenherztomate mit intensivem Aroma und köstlichem Geschmack.

FARBE

Rosa bis hellrot

HABITUS

Bis 2 m hoch, reich tragend.

GEWICHT

500 – 1’000 g

REIFEZEIT

Spät

HERKUNFT

Kosovo

Hippie Zebra FORM UND GESCHMACK

Mittelgroße, flachrunde, leicht gerippte Fleischtomate mit ausgezeichnetem Geschmack.

FARBE

Rot-gelb gestreift

HABITUS

Bis 2 m hoch; reich tragend.

GEWICHT

100  – 150 g

REIFEZEIT

Spät

HERKUNFT

USA

Federle FORM UND Lange, ovale, spitz zulaufende GESCHMACK Pflaumentomate mit süßem, vollmundigem Geschmack. FARBE

HABITUS

Rot Bis 1,6 m hoch.

GEWICHT

50 – 200 g

REIFEZEIT HERKUNFT

Mittel Spanien

Shimmeig Creg FORM UND GESCHMACK

Mittelgroße, ovalrunde bis herz­förmige Tomate mit intensiv süß-säuerlichem, cremigem Tomatengeschmack. FARBE

Reift von grün-rot gestreift zu orange-gelb-rot geflammt

HABITUS

Bis 1,5 m hoch, reich tragend.

GEWICHT

90 – 150 g

REIFEZEIT HERKUNFT

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Mittel Ukraine

Trudi Borsos

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Domaca Teta Katica I

Domaca Teta Katica II

FORM UND GESCHMACK

Große, runde, sehr wohlschmeckende Fleischtomate.

FORM UND GESCHMACK

Große, herzförmige Fleischtomate mit kräftigem Tomatengeschmack.

FARBE

Orangerot

FARBE

Tomatenrot

HABITUS

HABITUS

Kräftiges unbeschränktes Wachs- tum bis 2,5 m; reich tragend.

Kräftiges unbeschränktes Wachstum bis 2,5 m; reich tragend.

GEWICHT

400 – 600  g

GEWICHT

REIFEZEIT

Mittel

REIFEZEIT

HERKUNFT Kroatien; alte kroatische Sorte, von Trudis Tante seit 50 Jahren angebaut

FORM UND Große, ovale bis birnenförmige GESCHMACK Kirschtomate mit süßem, würzigem Geschmack. FARBE

HABITUS

Dunkelrot-schwarz Bis 1,5 m hoch, reich tragend.

GEWICHT

90 – 150 g

REIFEZEIT HERKUNFT

Mittel Ukraine

Große, flachrunde, leicht gerippte Fleischtomate mit fruchtigem, aromatischem Geschmack.

FARBE

Hellgrün bis ockergelb

HABITUS

1,6 m hoch; reich tragend.

400 – 800  g

GEWICHT

175  – 300  g

Spät

REIFEZEIT

Mittel

HERKUNFT

USA

Shuntukskii Velikan FORM UND GESCHMACK

Große, flachrunde, gerippte Fleischtomate mit gutem Tomatengeschmack. FARBE

HABITUS

Rot Bis 2 m hoch.

GEWICHT

300 – 1’500 g

REIFEZEIT HERKUNFT

Evergreen

FORM UND GESCHMACK

HERKUNFT Kroatien; alte Sorte, von Trudis Tante seit 50 Jahren angebaut

Schwarze Birne

Mittel Russland

Auriga FORM UND GESCHMACK

Mittelgroße, runde, saftig-süße, aromatische Früchte in großen Trauben. FARBE

HABITUS

Leuchtend orange Bis 2,5 m hoch; robust; ertragreich.

GEWICHT

50 – 100 g

REIFEZEIT HERKUNFT

Früh Ostdeutschland; war früher dort sehr verbreitet

Sortenempfehlung

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Die Autorin

Ute Studer Ute Studer ist im Bergischen Land bei Wuppertal (D) aufgewachsen. Heute lebt die Soziologin und Journalistin in der Schweiz. Die passionierte Gärtnerin hegt mitten in der Stadt Zürich zusammen mit ihrem Mann einen Familiengarten. Sie schreibt Fachartikel und Kolumnen über Gartenthemen und hat mit ihren Büchern bereits zweimal den „Deutschen Gartenbuchpreis“ gewonnen. Die Lust auf gesunde, schmackhafte Tomaten zieht sich durch ihre Gartenkarriere, aber erst in den letzten Jahren hat sie begonnen, systematisch bei eingefleischten Tomatenenthusiasten nach Tipps und Tricks zu forschen, die den Anbau der Paradiesfrüchte auch in nördlicheren Breiten mit Erfolg krönen. Besonderen Wert legt sie auf den Erhalt der Vielfalt und die Vermehrung alter Sorten und versucht, mit ihrem Buch weitere Menschen mit dem Tomatenvirus zu infizieren.

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Der Fotograf

Martin Studer Martin Studer ist in Zürich aufgewachsen. Seine Frau hat er bei gemeinsamen Projekten in Südamerika kennengelernt, von wo aus sie mit ihrem ersten Kind zurück in seine Heimat zogen. Der studierte Ökonom hat sich immer mehr der Naturfotografie verschrieben und Freude an der Gartenkultur gewonnen. Die gemeinsamen Besuche bei den Tomatenenthusiasten hat er fotografisch dokumentiert und die jeweiligen Sortenempfehlungen portraitiert. Von den Tomaten ist er inzwischen so begeistert, dass er begonnen hat, Zufallskreuzungen zu neuen Sorten weiterzuentwickeln.

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Register A

Adventivwurzeln 100 Anbaumethoden 35 Anbinden  49, 67f, 114,125, 143, 156, 213 Antioxidantien  37, 139 Anthocyane  33, 35, 37 Anzucht  89, 100, 170f, 206 Assimilation 129 Ausgeizen  85, 161 , 196, 212 Auslese (siehe auch Selektion)  142, 146f, 161 Aussaat  52, 72, 89f, 113, 126, 140, 195, 206 Aussaaterde 52 Aussaatkalender  113, 117, 195, 206, 208

B

Befruchtung  23, 27 Bestäubung  24, 27, 111, 145, 211 Bewässerung  85, 100, 129 bio-dynamische Präparate  115 Bio-Landbau  35, 153 Biodiversität  33, 153 biodynamische Wirtschaftsweise  109ff Bioterra  10, 12, 44 Blätterrollen 225f Blütenendfäule  86, 225f Bodenfruchtbarkeit  56, 90, 117, 141 Bodenleben  81, 117 Bodenqualität 55 Bokashi 89 Brandkalk 125

C

Carotinoide  25, 37 CMS-Technik 27

D

Demeter 117 Dünger  52, 139, 143, 212 Düngung  79, 86, 89f, 100, 103, 126, 128, 160,    195, 209, 222

E

Einpflanzen 55 EM, Effektive Mikroorganismen  81, 89, 103 Epigenetik  27, 142 EU-Saatgutverordnung 74 EU-Sortenliste 34f

F

F1-Hybriden  25ff, 34, 185, 199 Fermentation  147, 161 Feuchtigkeit 68 Flächenkompost  49, 56 Flavonoide 35 Fremdbestäubung  22, 24, 53, 56, 145f Fruchtwechsel  142f, 160

G

Geiztriebe  140, 212f Gemüseeule  51, 225f Gen-Ressourcen  27, 29 genetische Bandbreite  34, 129 gentechnische Verfahren  29 Gesteinsmehl  90, 101, 209, 226 Gießen  68, 71, 79, 82, 140, 143, 161, 196,   206ff, 222 Glibber  72, 129, 147, 214 Globalisierung  16, 183 Göttinger Mischung  103 Grün- und Gelbkragen  225, 227 Gründüngung  56, 113, 116, 128, 143 Grünkragen  86, 129 Gurkenmosaikvirus  225, 227

H

Haltbarkeit 34 Heterosis 26f Hors-sol-Produktion  153, 159

J

Jauche  55, 81, 90, 103, 113, 161, 212, 222, 226 Jungpflanzen  55, 72, 89, 100, 113f, 126, 136,   143, 195

K

Kammhefe 147 Keimung  126, 140, 195 Kokopelli  35, 39, 64, 156, 170 Kompost  55f, 89, 113, 117, 128, 160, 214 Königsblüten  24, 86 Krankheiten  100, 195, 214, 222, 224ff Kraut- und Braunfäule  12, 52, 90, 100, 126,    139, 161, 193, 195f, 214, 225ff Kreuzung  24, 145

L

Lycopin  37, 139

M

Mehltau 227 Mykorrhiza-Pilze  113, 136f, 140 Mondkalender  113, 195, 206 Mulch  51, 111, 128, 161, 213

R

Resistenz  103, 134, 139, 142, 145, 154, 199, 227

S

Saatgutgewinnung  72, 89, 113, 129, 143f, 147,    161f, 194, 214 Saatgutkonzerne  28f, 60 Samenarchiv  44, 64, 82, 101 samenfeste Sorten  34, 36, 136 Schnecken 225 Sead Savers  38, 64, 156 sekundäre Pflanzenstoffe  37 Selektion  24, 89, 126, 129, 142 Setzen 85 Setzlinge  110ff, 115, 199, 208f Schnecken 227 Solanin 37 Solanum   19 Sonnenbrand  143, 225 sortenecht, sortenfest  24f, 38 Sotenvielfalt  20, 38f, 62 Spiralstecken 213 Spritzmittel  52, 214, 222, 227 Stecken, Stützen  49, 103, 125, 156, 179,    213, 221f, 227 Steinmehl 86

T

Terra preta  49, 55 Tomatillo 19 Topfkultur 221f

U

Überdüngung 86

V

VEN  38, 131 Verein Arche Noah  38, 64 Vitamine 35f

W

Wildtomaten 20 Wurzelbildung  68, 71, 114f, 126, 143, 209

Z

Züchtung  23ff, 33f

N

Nachtschattengewächse, siehe Solanum Nematoden 160

P

Pflanzen-Stressen 206 Pflanzenschutzmittel  29, 196 Pfosten (siehe auch Stecken)  160, 169f Pikieren  52, 89f, 110, 113, 126, 195, 206 Pilzkrankheiten 52 ProSpecieRara  12, 38, 47

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Sortenregister A Abrakazebra 125 Ananas  28, 164 Ananas noire  65, 73, 145, 149 Anna Hermann  132 Auriga 59

B Balkonzauber 223 Banana Legs  71 Berner Rose  111, 119 Bianca 219 Black Aisberg  77, 157 Black Cherry  63, 71, 76 Black Ehtiopian  174 Black Seaman  175 Blue Fire Tomato  218 Blue Green Zebra  36, 125, 133 Blue Pitts  32, 133 Blue Streakes  32, 157 Bombolino d’inverno  71 Brad’ Black Heart  36, 218 Brandywine  171, 174

C Carnica  94, 221 Cherokee Purple  132 Chocolate Cherry  158 Citron russe  149 Coeur de boeuf blanc  149 Coeur de boeuf orange  165 Copia  199, 201 Cornue des Andes  165 Costoluto fiorentino  36, 219

D Datterini 198 Dixie Golden Giant  84, 93 Domaca Teta Katica  59 Dr. Lyle  175

E Early Yellow Stripes  157 Elberta Leeway  122, 132 Evergreen  33, 51, 59

F Federle 58 Feuerwerk  68, 85, 92 Flavour Steaks  154 Fonarik 133 42 Days  223 Fuzzy Wuzzy  223

G Galapagos  163, 165, 220 Gelbe Johannisbeertomate  21,   67f, 76

N German Gold  36, 175 Gestreifte Pflaume  130, 133 Glacier 223 Gold Medal Yellow  219 Golden Jubilee  157 Goldene Königin  119 Goldita  70, 72, 76, 85 Green Pear  49 Green Sausage  164 Green Tiger  200 Green Zebra  33, 49, 111, 164 Gregory Altai  148 Grosse blanche  148 Grüne Moldawische  71, 77 Grushkova 175

H Handschuhsheimer Feldtomate 133 Helsing Junction  32 Helsing Junction Blues  32f, 94 Hippie Zebra  58 Humra Scharonis  93

I Ida Gold  223 Indigo Kumquat  122, 127, 132 Indigo Rose  33, 219 Italienische Weinbergtomate    104

J Jaune flammée  148 Jolie coeur  123

K Katinka 111 Königin der Nacht  125 Kosovo 58 Kumato 29

L Lagerung 71 Liana orangevaja  104 Liguria 219 Lime Green  36, 102, 105

M Malakhitovaja shkatulka  199, 201 Matina  111, 119 Medvezhja lapa (Bärenpfote)  93 Mint Julep  200 Mirabelle jaune  181 Moneymaker 118 Morges 192 Mortgage Lifter  190f Mountain Gold  174 Musk Zebra  125

Nebraska Wedding  174 Noire de Crimée  165 Nonna Antonina  47 Nuits australes  105

O Oaxacan Jewel  190, 200 Ochsenherz  25, 111, 118 Odessa 219 Orange Banana  77 Orange Russian 117  93

P Petite olivette rose  149 Pink Shirley  104 Poire rouge  138 Pomodorini di Sardegna  190, 200 Pomodorini del Piennolo  104 Précoce de Quimper  149 Prudens Purple  175 Prune noire  165 Purple Calabash  191, 201 Purple Smudge  92

R

T Téton de Vénus  148 Téton de Vénus jaune  181 Tigerella 181

U Überall Osram  101 Ungarisches Ochsenherz  77

V Virginia Sweets  218

W Waltingers Cocktailtomate  119 White Purple  32, 36, 133 White Rabbit  190, 201 White Wonder  36, 105

Y Yellow Submarine  119

Z Zebra picante  105 Zitronentraube 118

Raisin vert  149 Red Spoon  105 Reine d’Or  181 Reisetomate  83, 93 Riese von Orenburg  201 Roma ancienne  181 Rostova 92 Rote Johannisbeertomate  21, 69 Rote Zora  119 Roter Pfirsich  175 Roter Afghan  190 Ruthje  111, 118

S Sasha Altaï  165 Schlesische Himbeere  46 Schmatzefein 105 Schneewittchen  72, 77 Schwarze Ananas  65 Schwarze Birne  59 Schwarzer Eiszapfen  86f, 93 Schwarzer Prinz  87, 92 Sheboygan 218 Shimmeig Creg  58 Shuntukskii Velikan  59 Small Egg  81, 96 Small Pearl  98 Solanum cheesmaniae 19f Solanum humboldtii 20 Solanum lycopersicum 19f Solanum pimpinellifolium 20 Striped Cavern  73, 77 Striped German  76 Striped Roman  164

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