Gentlemen's Report No.6

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mein stil franco savastano Text: Jeroen van Rooijen Fotografie: Manuel Rickenbacher

Was für ein Gefühl gibt Ihnen ein guter Anzug? Einerseits will ich mich, wie die meisten Männer, in meiner Kleidung wohl fühlen. Andererseits mag ich es auch, wenn ich meine Sachen spüre – sie dürfen ruhig knackig am Körper sitzen. Ich will den Anzug spüren, dann verleiht er mir auch Haltung. Man steht anders da. Wer nur Pullover trägt, kennt dieses Gefühl nicht. Hilft Ihnen ein guter Anzug, den Alltag zu meistern? Sehr. Er gibt mir Sicherheit. Nicht, weil ich kein Selbstbewusstsein hätte, aber der Anzug und die Krawatte sind ein komplettes Set, er ist ein eindeutiges Signal. Ich bin «on the job». Der Anzug zeigt, dass ich bereit bin, mich zu Gunsten meiner Aufgabe ein Stück weit zurück zu nehmen. Ihre Hosen sind auffällig kurz geschnitten. Stimmt, aber ich mag es so. Ich muss mich deswegen oft erklären, die meisten verstehen diese Länge nicht.

Franco Savastano, 47, seit einem Jahr Chef des Warenhauses Jelmoli, ist einer der am besten angezogenen Männer der Stadt Zürich. Seine Anzüge lässt er auf Mass machen.

Franco Savastano, 1965 als Sohn italienischer Emigranten im Aargau geboren, ist CEO des Zürcher Warenhauses Jelmoli und Mitglied der Geschäftsleitung der Swiss Prime Site AG in Olten. Nach einer Lehre in einem Herrenmodefachgeschäft in Brugg führten ihn verschiedene Jobs zu Firmen wie Hugo Boss, Fein-Kaller und zu Strellson nach Kreuzlingen, wo er Chef der Linien Strellson und Tommy Hilfiger war. 2001 wurde er zum Direktor des Modehauses Grieder in Zürich berufen, wo er bis zu seinem Wechsel zu Jelmoli vor Jahresfrist tätig war. Savastano ist verheiratet und hat eine Tochter.

Regel weisse Hemden und eher unifarbene oder ganz fein gemusterte Krawatten. Auffällige Dessins liegen mir nicht.

Ihre Hemden haben die neapolitanische Armkugel mit kleinen Fältchen … Mir machen solche kleinen Details Spass – andere müssen sie nicht unbedingt sehen, mir sind sie wichtig. Es geht in der Männermode doch immer um die Details.

Gentlemen’s Report: Franco Savastano, kostet es Sie viel Mühe, täglich so gut angezogen aus dem Haus zu gehen? Franco Savastano: Ich achte darauf, mich situa­ tionsgerecht zu kleiden, aber ich gebe mir überhaupt keine Mühe, irgendwie aufzufallen oder aus der Reihe zu tanzen, das wäre nicht mein Stil. Ich versuche, mich klassisch, aber zeitgemäss zu kleiden. Woher kommt Ihr Stilgefühl? Mich faszinieren die Filme der fünfziger Jahre – Cary Grant, Clark Gable, Gene Kelly oder Fred Astaire, diese Zeit der perfekt angezogenen Gentlemen. So möchte ich auch gerne aussehen: klar und auf den Punkt. Wie kaufen Sie ein? Ich shoppe kaum je, aber wenn jemand etwas mit dem Herzen macht – sei es ein Pizzaiolo oder Schuhmacher –, dann bin ich schon fast sein Kunde. Ich mag es, Dinge zu entdecken, die sorgfältig gemacht sind. So wie Ihr Füllfederhalter? Er ist von Ferrari da Varese aus Italien – eine kleine Nischenmanufaktur, keine grosse Marke. Sie haben einen dezidierten Stil – was sind die Zutaten zu Ihrem Look? Zu meinen auf Mass gemachten Anzügen gehört immer ein Einstecktuch – dieses kleine Extra ist ein wichtiges Merkmal meines Looks. Ich trage in aller Mein stil 18

Wie wählen Sie Ihre Schuhe aus? Mir gefallen englische Modelle in italienischem Finish. Und ich mag es, wenn die Sohle fest genug ist. Wie kombinieren Sie Ihre Socken? Ich mag einen gewissen Kontrast zum Outfit, aber ich mache das über die Grautöne. Ich bin nicht der Typ für farbige Socken. Wie wichtig sind Ihnen Uhren? Sie sind mein einziges Schmuckstück – ich trage sonst keine Ringe oder Ketten. Deswegen trage ich die drei guten Uhren, die ich besitze, mit einigem Stolz. Würden Sie die Uhr über Ihrer Manschette tragen? Nein – es gab nur einen, der das konnte – Sie wissen schon: Agnelli. Wie wichtig sind Ihnen korrekte Umgangsformen? Offen und ehrlich zu sein ist meine Maxime im täglichen Kontakt mit Menschen. Das schafft eine professionelle Basis des Vertrauens. Warum soll ein Vorgesetzter zu den Angestellten nicht genauso freundlich sein wie zu seinen Kollegen in der Chefetage? Wir sind doch ein «people’s business», da gehört ein anständiger Umgang zu den Basics.


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