Troedler 0817

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Europas Sammlermagazin

08/2017 64419

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Comics Spielzeug


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06.07.2017

15:08 Uhr

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03_Inhalt

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INHALT 3

TRÖDLER

ISSN 1863-0340

VERLAG

GEMI Verlags GmbH Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen Tel. 08441 / 4022-0 Fax 08441 / 71846 Internet: http://www.gemiverlag.de eMail: info@gemiverlag.de

GESCHÄFTSFÜHRER

Gerd Reddersen Rudolf Neumeier

CHEFREDAKTEUR

Karl Ruisinger eMail: karl.ruisinger@gemiverlag.de

REDAKTION

Nicola Fritzsch, Joscha Eberhardt, Karin Probst, Helene Stümpfle-Wolf

■ Expertenauskünfte

6

MAGAZIN ■ Ausstellungen – Messen – Märkte

PORZELLAN

12

■ Augarten

AUKTIONEN

20

■ Berichte –Termine – Preise

AUTOREN DIESER AUSGABE

Reinhard Bogena Heidrun Th. Grigoleit

REDAKTIONSASSISTENZ

Heike Genz

TERMINE

Anette Wagner, Tel. 08441/4022-35 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34 eMail: termine@gemiverlag.de

■ Schwarzes Gold für Sammler

LITHOS, SATZ, HERSTELLUNG

Westner Medien GmbH (Anschrift siehe Verlag)

ONLINETIPP

ANZEIGEN

Markus Westner, Tel. 08441/4022-13 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34

KLEINANZEIGEN

Heike Genz, Tel. 08441/4022-18 Marlene Westner, Tel. 08441/4022-12

SPIELZEUG

VERTRIEB

Gerd Reddersen

■ Autos aus Kunststoff

ZEITSCHRIFTENHANDEL

VU Verlagsunion KG

MARKTVERTRIEB

Jörg Kirschbaum Mobil 0172/4436638

ABOVERWALTUNG

Gemi Verlags GmbH Postfach 85291 Reichertshausen Tel: 08441/4022-0 Fax: 08441/71846 eMail: info@gemiverlag.de

DRUCK

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LESERFORUM

SCHALLPLATTEN

30 33

■ Websites für Sammler

REKLAME

78 86

■ Sammelalben

COMICS

92

■ Kater Oskar

westermann druck Gmbh

FUNDSTÜCKE

98

■ Flohmarktpreise

TERMINE UND ANZEIGEN ERSCHEINUNGSWEISE

monatlich

TITELFOTOS

jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger Reinhard Bogena

■ ANTIKMARKTTERMINE ■ SAMMLERBÖRSENTERMINE ■ AUSLANDSTERMINE ■ REGELMÄSSIGE TERMINE

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter dieses Verbot fallen die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-ROM.

■ FLOH- UND TRÖDELMARKTTERMINE ■ KLEINANZEIGEN IN DER SAMMLERBÖRSE

Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/11 (Preise gültig seit 01.08.2006)

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LESERFORUM 4

EXPERTISEN

■ Stillleben

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Dieses Stillleben in Öl befindet sich schon seit ewigen Zeiten in unserem Besitz. Wir wissen aber nicht, ob es von einem professionellen Künstler geschaffen wurde oder doch eher einem begabten Amateur. Die Signatur ist zwar recht gut zu lesen, aber wer ist oder eher war Herr/Frau Singer? Das Bild hat inklusive des Rahmens eine Größe von circa 40 x 50 cm. Wir sind schon neugierig auf die Antwort. E. und M. Lohmann, o.O.

!

Das Werk selbst ist sehr hübsch und gekonnt gemalt, aber insgesamt relativ konventionell, wie in einer Malschule gelernt. Die Einschätzung der Leser, es handele sich wohl um einen Amateurmaler, ist durchaus richtig. 1914 hat die Avantgarde der Kunst schon abstrahierter gemalt; der

Künstler hier orientiert sich noch an Vorbildern aus dem 19. Jahrhundert und vorher. Weiterhin ist der Zustand des Werkes etwas beeinträchtigt, die Oberfläche weist Bereibungen und Kratzer auf. Schätzpreis: 300 Euro. Karoline von Kügelgen-Lederer, Expertin

■ Wandteppich

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Als langjährige Leserin des „Trödlers“ bitte ich heute um Ihre Hilfe. In einem Gebrauchtwarenhaus habe ich diese Imitation eines flämischen Bildteppichs erworben. Die Maße betragen 213 cm in der 08 / 17

Breite und 135 cm in der Höhe. Es handelt sich um ein Doppelgewebe, dessen vordere und hintere Gewebelage sich an den Konturen der dargestellten Figuren, Gebäude, Wolken und Landschaftserscheinungen kreuzen. Dazwischen lassen sich die beiden Gewebelagen auseinanderziehen. Die Oberflächen der vorderen und hinteren Lage haben das Aussehen eines Ripsgewebes. Die Darstellung wird aus verschiedenfarbigen Fäden gebildet, die über die gesamte Breite des Gewebes zwischen vorderer und hinterer Lage fortgeführt zu werden scheinen. Dadurch erhält die Oberfläche ein welliges, wie wattiert erscheinendes Aussehen. An der Webkante sieht man alle verwendeten Farben. Oben und unten wurde der Teppich gesäumt. Als Schussmaterial wurde Wolle verwendet, die Kette besteht aus Leinen oder Hanf. Gewebt wurde nicht in der klassischen „Gobelintechnik“. Bei der hier angewandten Technik greifen die Fäden ineinander über. Es entstehen verwaschene Konturen. Die Jagddarstellung im Mittelfeld wird unten durch ein Tritonenfries begrenzt, an den drei anderen Seiten durch einen Rahmen aus Frucht- u. Blumenbuketts mit Tieren und Vögeln. In der oberen

Mitte befindet sich ein Medaillon mit einem Widder. In der hinteren Lage des Teppichs ist ein Firmenzeichen eingewebt: Ein achteckiges Medaillon, darin acht kleine Kreise in einer Zweier-, Vierer- und einer weiteren Zweierreihe zusammenhängend angeordnet. Es gibt keine Vorrichtung zum Aufhängen des sehr schweren Gewebes. Vermutlich wurde der Teppich maschinell hergestellt, aber mit guten Materalien in einer interessanten Technik. Er hat natürlich keinen besonderen künstlerischen Wert, ist aber ein qualitätvolles Produkt für den gehobenen Wohnbedarf. Eine Herstellung in Fernost erscheint mir unwahrscheinlich. Meine Fragen sind folgende: Gibt es Informationen zu Firmen, die solche Gewebe hergestellt haben? Wo wurden solche Teppiche angefertigt und in welcher Stückzahl? Wer kennt das eingewebte Firmenzeichen? Ist dieses Objekt ein Kind der „Wirtschaftswunderzeit“ oder ist es älter und dem Historismus um 1900 zuzurechnen? Gibt es ein Vorbild für die Darstellung? Martina von Zelewski, Alfter

!

Zunächst einmal vielen Dank für die ausführliche Beschreibung. Bei Ihrem Wandbehang handelt es sich um eine mo-

■ In dieser Rubrik beantworten unsere Experten Ihre Fragen zu dem einen oder anderen guten Stück. Doch leider sehen wir uns außerstande, ganze Nachlässe oder sämtliche sich in Ihrem Haushalt befindlichen Trouvaillen bewerten und schätzen zu lassen. Auch bitten wir um Verständnis, wenn es mit der Bearbeitung länger dauert. Senden Sie uns also Ihre Anfrage nur zu einem zu bestimmenden Objekt – mit detaillierter Beschreibung und gutem Foto, auf dem das Objekt ganz abgebildet ist. Noch ein Hinweis zu den Preisen, die von Fall zu Fall von unseren Experten genannt werden: Hierbei handelt es sich um Richtwerte, die anhand von Fotos allein getroffen werden und je nach Zustand des Objekts nach oben oder nach unten korrigiert werden können. Ihre Anfrage schicken Sie bitte an: Gemi Verlags GmbH Redaktion Leserforum Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen


04_05_Leserforum

06.07.2017

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LESERFORUM 5 derne Reproduktion nach einem Bildteppich, der um 1530 in Brüssel angefertigten Serie von zwölf Tapisserien „Les Chasses de Maximilien“, bzw. „Die Jagden des Maximilian“ entworfen von Bernard van Orley (1491-1542), in diesem Fall um die Allegorie des Monats März. Bernard von Orley wurde 1491 in Brüssel geboren und studierte einige Jahre in Italien, ab 1515 ist er wieder in Brüssel, von 1520 an war er der Hofmaler der Statthalterin der habsburgischen Niederlande. Der Wandbehang in Ihrem Besitz ist viel kleiner als das Original, dieses misst circa 4,40 x 7,50 m und wurde maschinell auf einem JacquardWebstuhl gewebt. Der Jacquard-Webstuhl, wurde 1805 von dem Franzosen Joseph-Marie Jacquard erfunden. Die Besonderheit bei diesem Webstuhl ist die Lochkartensteuerung. Mit diesem simplen aber genialen System lassen sich komplizierte und immer gleiche Muster weben. Leider war es nicht möglich, den Hersteller Ihres Wandbehangs zu identifizieren. Entweder der Hersteller produziert nicht mehr oder das Logo hat sich geändert. Hergestellt wurde der Wandbehang wohl im zweiten Viertel des 20. Jahrhunderts von einem französischen oder belgischen Hersteller. Zur Zeit im Angebot ist der Teppich bei einem Gobelin Hersteller aus Frankreich, drei weitere Hersteller bieten ähnliche Motive an. Der Neupreis liegt bei etwa 500 Euro, gebraucht und etwas ausgeblichen lässt sich dieser Teppich zur Zeit für 100 Euro erwerben. Klaus-Dieter Müller, Lüneburg

■ Radierung

?

Dieses Bild (Druck) stammt von meiner verstorbenen Mutter. Mit Rahmen ist es 40 cm breit und 32 cm hoch. Der Rahmen ist sehr schmal gehalten, nur 2 cm. Auf der Vorderseite des Bildes steht: Das Brandenburger Thor, Berlin bei L. W. Wittich. Auf der Rückseite befindet sich außerdem ein Aufkleber. Mich würde interessieren, wann der Druck hergestellt wurde und kann man auch feststellen, wie oft? Hat das Bild einen gewissen Wert und würde es sich verkaufen lassen?

sind inzwischen sehr gefallen. Heute erzielt dieses Blatt als älterer Nachdruck Preise zwischen 40 bis 60 Euro. Klaus-Dieter Müller, Lüneburg

■ Armbanduhr

?

Diese Armbanduhr habe ich vor ein paar Jahren auf dem Flohmarkt gekauft, für 70 Euro. Der Händler sagte mir damals, dass sie aus dem Jahre 1942 stammen

Liselotte Gersema, Stockstadt

!

Wie der Aufkleber auf der Rückseite schon richtig vermerkt, handelt es sich um einen Nachdruck der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nach einem Aquarell des Berliner Malers Friedrich August Calau (1769-1928) schuf der Radierer und Verleger Ludwig Willem Wittich (17731832) diese Aquatinta Radierung, welche dann in einer Folge von Berliner Ansichten von Wittich und später von Julius Kuhr publiziert wurde. Ab dem späten 19. Jahrhundert war es möglich, mittels der Photogravure, einem Tiefdruckverfahren, alte Stiche in großer Zahl günstig zu reproduzieren. Viele Faksimile Drucke stammen aus der Zeit um 1900, oft auch in einer Biedermeierleiste gerahmt. In diesem Fall ist die Reproduktion, genauso wie der Rahmen, aber noch jünger, wohl aus den 1960er-Jahren, als alte Stiche sehr gefragt und teuer waren. Die Preise für alte Stiche

würde und aus Krupp-Edelstahl gefertigt sei, im Auftrag des damaligen Rüstungsministers Spee. Auf der Rückseite ist folgende Bezeichnung zu lesen: Edelstahl, darunter DRP 809634. Mit dem starren Armband, wie ein Spangenarband mit Öffnung, wurde sie angeblich speziell für einarmige Kriegsinvaliden produziert. Das Uhrgehäuse hat einen Durchmesser von 3 cm, das Ziffernblatt 2 cm. Können Sie mir Auskunft zum Hersteller erteilen? Peter M.Hartwig, Schweikershausen

!

Es handelt sich hier um eine Spangenuhr mit der Bezeichnung SPEER PATENT, hergestellt von dem Uhrmacher Wilhelm Speer aus Hamburg, aus den 1940er-Jahren. Das Werk ist eine Durowe 410 oder auch Laco 526 aus eben jener Zeit, ohne Stoßsicherung und circa 27 mm im Durchmesser mit Handaufzugswerk. Die Uhr wurde also von einem Uhrmacher namens Speer, nicht SPEE wie vom Leser erwähnt gefertigt. Der Sohn – Werner Speer – führte bis 2002 die Tradition am Hallerplatz in Hamburg fort. Die Uhr erscheint mir in keinem guten Zustand zu sein, Schätzpreis120 Euro. Andreas Schilling, Experte 08 / 17


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MAGAZIN 6

AUSSTELLUNGEN n Flügel aus der Feder Inspiriert von einem funktionalen Getränk des Fernen Ostens hat Mitte der 1980erJahre Dietrich Mateschitz Red Bull gegründet. Er hat die Formel von Red Bull Energy Drink kreiert und rund um den weltberühmten Slogan „Red Bull verleiht Flügel“ eine einzigartige Marketingstrategie entwickelt. Die Werbekampagne dazu wurde gemeinsam mit Johannes Kastner mit Witz und Charme entwickelt, mit feinster Feder von dessen Art Director Horst Sambo als Cartoon visuell umgesetzt und im Filmstudio von Tibor Hernádi liebevoll zum Leben erweckt. Heute läuft die Kampagne in über 100 Ländern weltweit und setzt sich immer wieder geistreich und weltoffen mit den unterschiedlichsten Themen unserer Zeit auseinander. So mannigfaltig wie die Themen, so sind auch die Protagonisten der unterhaltsamen Spots. Ob der enttäuschte Froschkönig oder der gewiefte Napoleon, ob der durstige Dracula oder das smarte Zebra, sie alle geben der Kampagne einen unverwechselbaren Charakter und schärfen die komplexe Markenpersönlichkeit von Red Bull. In über 200 Originalzeichnungen, Trickfilm-Einzelzeichnungen, Skizzen und Entwürfen beschreibt die Ausstellung anhand der erfolgreichen Cartoonkampagne von Red Bull, wie zeitgemäße und erfolgreiche Werbung funktioniert. Darüber hinaus untersucht sie Wesen und Wirkung von Werbung und vermittelt locker Medien- und Werbekompetenz.

Rapunzel; Karikaturmuseum Krems © Illustration Horst Sambo, Kastner & Partners in Frankfurt, Red Bull GmbH Fuschl am See 08 / 17

Froschkönig 1994; Karikaturmuseum Krems © Illustration Horst Sambo, Kastner & Partners in Frankfurt, Red Bull GmbH Fuschl am See Neben den besonderen Eigenschaften geht es bei dieser Marke vor allem um eine Lebenseinstellung: um Zuversicht, Weltoffenheit, Nonkonformismus, Lebensfreude, Leistungsbereitschaft. Genau diese Attribute bringt die Cartoonkampagne zum Ausdruck: geistreich, risikofreudig, unangepasst und vor allem mit Selbstironie und dem Mut, gesellschaftliche Vorbehalte augenzwinkernd aufs Korn zu nehmen – zusammengehalten durch eine der wichtigsten menschlichen Eigenschaften, den Humor. Diese humorvolle und selbstironische Einstellung zum Leben und zur eigenen Marke zeigt sich bis heute in der global eingesetzten Werbekampagne und in vielen weiteren internationalen Formaten wie dem Red-Bull-Flugtag oder dem Kreativwettbewerb „Art of Can“. Unverwechselbarer Stil, grafische Eleganz und feiner Strich: Wie den berühmten Cartoons des Magazins The New Yorker gelang es Red Bull, einen bis heute völlig eigenständigen Stil zu entwickeln. Einen Stil, der mit seinen unverwechselbaren Cartoons das Welterscheinungsbild der Marke und ihre Philosophie für immer prägen sollte. Die Zeichnungen, meist in Bleistift und Tusche ausgeführt und mit wenigen Farbstiftstrichen ergänzt, sind lebendige Vorstudien und Ausarbeitungen in einem – Verrückte Ideen und zugleich Werbekunstwerke von eigenem Rang. Die Vielfalt von Themen und Anwendungen erschloss für die grafische Satire ganz neue Felder und Perspektiven. Der zittrige Strich genügt, um den Figuren Leben einzuhauchen, um sie erkennbar und spürbar zu machen – Charaktere von frischer Kraft, Sensibilität und grafischer Eleganz. In jeder Phase der Ausarbeitung bleibt der geniale erste Gedanke erhalten. Der Geistesblitz des Grafikers wird auch in der Ausarbeitung zum Ausdruck gebracht. Dieser ureigene Stil wird seit 30 Jahren gepflegt und lebt – aktualisiert und an die Gegenwart angepasst – bis heute weiter. Die Figuren einfach zu bewegen ist nicht genug, man muss sie zum Leben erwecken. Alle Spots der RedBull-Kampagne werden seit fast 30 Jahren in Pécs im südlichen Ungarn produziert. Im Trickfilmstudio Cartoon Garage werden

die Filme immer noch mit derselben Technik von Hand gezeichnet und professionell umgesetzt. Jeder Spot hat eine Idee und folgt einer ganz bestimmten Dramaturgie. Sobald eine Story entwickelt und freigegeben wurde, wird ein Storyboard entworfen und Szene um Szene für das Animationsstudio aufbereitet. Dabei werden meistens die Dialoge mit Österreichischen Schauspielern oder Kabarettisten aufgenommen; danach wird Frame für Frame an den Dialog angepasst. Jede Illustration, jeder Hintergrund, jede Figur ist handgezeichnet, um dem gesamten Film einen lebendigen und anmutigen Ausdruck zu verleihen, so wie die Pioniere im klassischen Trickfilm vor 100 Jahren gearbeitet haben. Ein bewusst gesetzter Kontrapunkt zur computergenerierten Zeichnung und zum allgemeinen 3-DTrend. Die Red-Bull-Kampagne hat längst Werbegeschichte geschrieben. Die Spots sind Klassiker im kurzlebigen Werbebusiness, mit einer Kontinuität und einer Reichweite, die keine andere Werbestrategie vorzuweisen hat. (Bis 11.03.2018 im Karikatur Museum Krems, Katalog). Telefon: 0043/2732/908010

n Nicht nur Mäuse Walt Disney (1901-1966) war einer der kreativsten Köpfe des 20. Jahrhunderts. Er hat nicht nur Micky Maus erfunden und mit dem Zeichentrick die filmische Erzählkunst revolutioniert, sondern ein einzigartiges Universum der Imagination geschaffen, das bis heute Generationen und Kulturen verbindet. Zur Neueinrichtung seines neuen Grafikkabinetts widmet das Museum Ulm dem Zauberer mit dem Zeichenstift eine zweiteilige Sonderausstellung. Sie beleuchtet einerseits das Goldene Zeitalter der Disney Animation, deren Inspirationsquelle in der Märchenbuchillustration des 19. Jahrhunderts zu finden ist, und andererseits den Aufstieg der bekanntesten Figuren aus der Disneywelt zu internationalen Comicstars.


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MAGAZIN 7 Als neugieriger wie begeisterungsfähiger Autodidakt hatte Walt Disney früh die Bedeutung der europäischen Literatur sowie des europäischen Märchens für seine Kurzfilme entdeckt und bereits seit Mitte der 1930er-Jahre begann er zahlreiche Bücher zu erwerben, welche die Grundlage der 1934 eingerichteten Arbeitsbibliothek des Studios bilden sollten. Die Ausstellung im Museum Ulm stellt erstmals Originalausgaben der von Walt Disney erworbenen Bücher originalen Zeichnungen aus seinen Filmen wie Schneewittchen, Pinocchio, Fantasia oder Das Dschungelbuch gegenüber und bietet somit zugleich Gelegenheit, Werke zu Lebzeiten populärer und heute nahezu vergessener Märchenmaler und Illustratoren wiederzuentdecken. Auch heute hat die Kunst der europäischen Illustrationen nichts von ihrem Reiz verloren. Selbst wenn ihr romantisch geprägter Stil bald von moderneren Strömungen verdrängt wurde, prägen sie unsere Idee von Märchenhaftigkeit bis heute. Nicht zuletzt, weil sie Walt Disney zu seinen Meisterwerken inspirierten. Vor dem Hintergrund von Walt Disneys umfangreicher Sammlung zu Arbeiten europäischer Künstler, deren Stil ihm für seine Projekte interessant erschien, zeigt die Ausstellung darüber hinaus Werke bedeutender Zeichner der Jahrhundertwende wie Heinrich Kley, dessen tanzende Elefanten für seine Langfilme Fantasia und Dumbo Pate standen. Walt Disneys Interesse an der Karikatur spiegelt sich besonders in Arbeiten wie der bislang unbekannten Serie von Originalzeichnungen zu seinem Kriegspropagandafilm Stop That Tank wider, die zu den besonderen Entdeckungen der Ausstellung gehört. Walt Disneys innovative Trickfilme wären wohl nie weltweit so bekannt wie beliebt geworden, hätte dieser nicht parallel das Medium Comic für deren erfolgreiche Ver-

Walt Disney Studio, Melody Time Bumble Boogie, Setup, o. J.; Museum Ulm © Disney Sammlung, Daniel Kothenschulte, Köln marktung genutzt. Anfangs noch als reine Merchandisingmaßnahme für die Filme gedacht, erfuhren die ab 1930 in den amerikanischen Zeitungen veröffentlichten Comicstrips bald solch große Resonanz, dass die Studios damit begannen, eine eigene Comicstrip-Abteilung aufzubauen. Anhand originaler früher Comicstrips aus den 1930er-Jahren sowie Erstausgaben verschiedener Comichefte und -magazine zeichnet die von Hans-Ulrich Jetter kuratierte Ausstellung im zweiten Teil die Entstehungsgeschichte der Comic-Kultur in Europa nach. Unter Einbeziehung des zeichnerischen Werks von Floyd Gottfredson und Carl Barks, welche die heute internationalen Comicstars Micky Maus und Donald Duck maßgeblich prägten, untersucht sie zudem Geburt und Entwicklung der zwei bekanntesten Figuren des Disneykosmos. Mit seiner Neugier für alle möglichen künstlerischen Ausdrucksformen vertrat Walt Disney den Anspruch, mit seinem Medium die Wunder darzustellen, welche die menschliche Fantasie erschaffen kann und zugleich für jeden verständlich zu sein. Er schuf damit eine neue Kunstform, deren Ressourcen er in der klassischen Kunstgeschichte fand. (Bis 17.09.).

Stickens mit anderen bildgebenden Möglichkeiten. Diesen zeitgenössischen Arbeiten werden sieben Objekte der eigenen Sammlung gegenüber gestellt. Gisoo Kim, Victoria Martini, Brunhild Mauss, Monika Thiele und Katharina Wilke kombinieren in ihren „StickBILDERn” die klassische Verzierungstechnik des Stickens mit Fotografie, Malerei und Druck. Zwar sind die Herangehensweisen der Künstlerinnen vielfältig, ebenso ihre Ausdrucksformen, aber dennoch stehen sie für einen aktuellen Trend in der Textilkunst. Gisoo Kim aus Essen überschreibt ihre Technik mit „NadelZeichnungen“. Sie foto-

Telefon: 0731/1614312

n Kunst am Faden Heinrich Kley, Morgentoilette, um 1910, Privatsammlung; Museum Ulm Courtesy Kunkel Fine Art, München

„StickBILDER” zeigt erstmals einen neuen Trend in der Textilkunst: 70 Arbeiten von fünf zeitgenössischen Künstlerinnen aus Deutschland verbinden die Technik des

Walt Disney Studio, Micky als Feuerwehrmann, o. J.; Museum Ulm © Disney Philipp March, Stuttgart 08 / 17


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MAGAZIN 8 grafiert, fertigt aus den Abzügen Kollagen und überstickt diese schließlich mit unterschiedlich starken Nähgarnen und Sticktwist. Ihre Stickerei legt sich wie eine Zeichnung über die Fotografien, zeichnet vorhandene Formen nach und führt diese fort. Kim schafft so eine Vielschichtigkeit, die an Vexierbilder erinnert. Victoria Martini aus München betitelt ihre Arbeitsweise als „Verlangsamung der Zeit“. Sie findet ihre Vorlagen im Internet und in Printmedien. Sie wählt Motive des aktuellen Geschehens, die erschrecken oder nachdenklich stimmen. Am Computer verfremdet sie die Vorlagen, stellt sie in einen neuen Kontext, fertigt Zeichnungen und gibt sie als teilweise gestickte, teilweise gemalte Bilder auf zum Teil lieblich gemusterten Druckstoffen wieder. Ihre Bilder beziehen sich stilistisch auf die Pop-Art der 1960er-Jahre. Brunhild Mauss aus Tönisvorst bezeichnet ihre Technik als „FadenMalerei“. Sie fotografiert Landschaften, Wiesen und Pflanzen und nimmt diese Bilder als Vorlage, die sie ohne Vorzeichnung in Stickerei auf den Stickgrund überträgt. Ihr kommt es darauf an, die Strukturen und Farben der Pflanzen realistisch nachzuempfinden. Dabei löst sie sich von den klassischen Stickstichen und arbeitet frei. Monika Thiele aus Baden-Baden nennt ihre Arbeiten „FadenBilder“. Diese bestehen aus mehreren Lagen durchscheinenden Organzas, zum Teil mit Fotomotiven bedruckt. Vor allem aber setzt sie viele Lagen unterschiedlich ausgerichteter Spannstiche wie Schraffuren darüber. Hinterleuchtet mit Kunst- bzw. Tageslicht mischen sich die Schraffuren zu plastischen Formen. Thieles Motive sind realistisch, die Kombination ist aber poetisch assoziativ, manchmal traumartig – auch bewusst alptraumartig. Im Zentrum steht meist eine menschliche Figur. Katharina Wilke aus Bielefeld fertigt „Fremde Momentaufnahmen, bestickt“. Ihr Aus-

Katharina Wilke, Heimat 2014; Deutsches Textilmuseum Krefeld 08 / 17

Chenille-Stickerei, England um 1900; Deutsches Textilmuseum Krefeld gangspunkt sind Fotografien der 1950erbis 1970er-Jahre, die sie auf Flohmärkten und Internetplattformen ersteht. Sie lässt die Motive in Vergrößerung mit einem Thermodruckverfahren auf einen grob zugeschnittenen Stickgrund drucken, überstickt Bereiche der Fotos mit Woll-, Nähund Goldgarn und versieht sie mit Glasperlen. Ein „StickBILD” der Zeit um 1800, das 2014 in die Sammlung des Deutschen Textilmuseums aufgenommen wurde, öffnete den Blick der Kuratorinnen Dr. Annette Schieck und Dr. Isa FleischmannHeck für die Kombination von Bildern, hergestellt in Stickerei und anderen bildgebenden Techniken. Ein Besuch der Ausstellung Katharina Wilkes in Bielefeld gab schließlich den Ausschlag für die nun im Textilmuseum gezeigte Ausstellung. Inmitten der 70 modernen Künstlerarbeiten ist ein Raum geschaffen worden, in dem sieben historische gestickte Bilder aus der Sammlung des Deutschen Textilmuseums gezeigt werden. Im Zentrum steht das genannte Bild, das eine pastorale Szene zeigt, ausgeführt in Wasserfarbenmalerei auf Seidengrund, mit einer Stickerei in Chenillegarn. Das in England gefertigte Bild wurde dem Museum durch den Verein Freunde der Museen Burg Linn gestiftet. Seit 2014 ist es mit finanzieller Unterstützung des Fördervereins, der Flachsmarktgemeinschaft und der Bezirksvertretung Oppum-Linn in mehreren Etappen restauriert worden und wird nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Weitere ausgewählte „StickBILDER” aus eigener Sammlung sind: Das Fragment einer Bordüre des 16. Jahrhunderts aus Italien, eine Bildstickerei des Heiligen Petrus (17. Jahrhundert), ein in Nadelmalerei gesticktes Landschaftsbild (um 1800), ein gesticktes „Quodlibet“ von 1830 mit 21

Bildern in verschiedenen Materialien und Techniken sowie zwei Fragmente von Möbelbezügen des 18. Jahrhunderts in Kanevasstickerei. (Bis 17.09. im Deutschen Textilmuseum Krefeld). Telefon: 02151/9469454

n Kitt im Kult „Kulte sind ein Kitt für Gesellschaften. Vor allem in Krisenzeiten kommt ihrem identitätsstiftenden Faktor neue Relevanz zu. Denn Kulte stillen die menschliche Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Gemeinschaft. Kulte sind in hohem Maße emotional und affektiv. Die Ausstellung, die verschiedene Formen des Kults analysiert, macht deutlich, wie relevant das Bezie-

Brunhild Mauss, Loogh I, 2005; Deutsches Textilmuseum Krefeld


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MAGAZIN 9 Verkultung in der Kunst auseinander. So reflektieren die Arbeiten von Christoph Girardet und Aby Warburg den Mythos Zeppelin ebenso, wie der amerikanische Avantgarde- Filmemacher Kenneth Anger. Anger schuf durch verfremdetes Filmmaterial die ambivalent-atmosphärische Videoserie Airship 1, 2 und 3, die das Zeppelin Museum kürzlich für seine Sammlung erworben hat. Neben der Auseinandersetzung mit der Verkultung des Zeppelins widmen sich die Künstlerinnen und Künstler aber vor allem den Mechanismen des Kults in Gesellschaft, Politik und Populärkultur. Sie untersuchen die Verkultung von Stars (Josh Kline) sowie von Ereignissen und Orten (Julius von Bismarck), es werden die Anhänger von Kulten (Candice Breitz, Jeremy Shaw) und deren ritualisierte Handlungen (Johannes Paul Raether) thematisiert. Darüber hinaus

Benedikt Hipp, treatment of 15-18 gram (pneumatic studies), 2015; Zeppelin Museum Friedrichshafen © Zeppelin Museum Friedrichshafen Foto: Tretter 2017 hungsgeflecht von Individuum und Gemeinschaft, Kulten und Affekten gerade heute ist.“ (Dr. Claudia Emmert, Direktorin des Zeppelin Museums). Was ist Kult? Diese Frage stellt sich das Zeppelin Museum in der großen Sommerausstellung KULT! Legenden, Stars und Bildikonen, die bis 15. Oktober in Friedrichshafen zu sehen sein wird. Die gemeinsame Ausstellung der Abteilungen Technik und Kunst untersucht das soziokulturelle Phänomen des Kults anhand Verehrung, Vermarktung, Begeisterung und Instrumentalisierung technischer Entwicklungen, insbesondere des Zeppelins, und zeitgenössischen Kunstwerken. Das Museum erscheint vor dem Hintergrund der Geschichte des Standorts der Stadt Friedrichshafen als idealer Ort, um Kulte und ihre Entwicklung in Gesellschaft, Politik, Religion und Popkultur zu beleuchten. Gezeigt werden auf circa 1500 Quadratmetern über 1000 Exponate, die hauptsächlich aus dem eigenen Bestand stammen. Der Kunstteil der Ausstellung präsentiert einige explizit für diese Ausstellung entstandene Werke. „Die Ausstellung zeigt anhand von Zeppelingroßereignissen, der weitreichenden medialen Rezeption in Zeitungen, Souvenirs und Merchandisingprodukten, Literatur, Musik und Film sowie der früh einsetzenden Musealisierung, wie Menschen und Medien vom Zeppelinkult mitgerissen wurden. 100 Jahre nach dem Tod des Volkshelden Ferdinand Graf von Zeppelin und 80 Jahre nachdem LZ 129 Hindenburg in Lakehurst verbrannte, hinterfragt das Zeppelin Museum kritisch die Strategien, Motive und Figuren dieses Kults.“ (Jürgen Bleibler, Leiter der Technik Abteilung, Zeppelin Museum). Als tragischer Wendepunkt gilt bis heute

der Absturz der LZ 129 in Lakehurst im Bundesstaat New Jersey. Ein Tag, der den Anfang vom Ende der Zeppelin-Luftschifffahrt einläutete. Die Ausstellung erinnert an die Tragödie vom 6. Mai 1937, zeigt die wechselvolle, emotionale Geschichte der Zeppeline, das Unvorstellbare, das Einzigartige der Technik, das Wagnis des Aufstiegs und dann die Rückschläge, Unglücke und das Scheitern. Sie präsentiert Objekte, die die Aspekte der Heroisierung, Sakralisierung und Ironisierung des Zeppelins verdeutlichen. Cocktail-Shaker in Zeppelin-Form, Sarotti-Pralinen mit Zeppelin-Motiven oder Propagandapostkarten, Rasierklingen, Bierkrüge und Reliquen aus Aluminiumresten der Zeppeline zeigen, wie nicht nur die Industrie, sondern auch eine begeisterte Fangemeinde versuchte, Produkte mit dem Zeppelin emotional aufzuladen oder mit Merchandisingartikeln gute Geschäfte zu machen. Auch Komponisten und Schriftsteller inspirierte der Zeppelin zu zahlreichen Werken, mal verherrlichend, mal ironisch-distanziert, ob im „Graf-Zeppelin-Marsch“ oder in Werken von Ödön von Horvath. „Kulte sind ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Existenz, die über gemeinsame Rituale der Verehrung Gemeinschaft stiften und sich durch soziale Codes, Kleidung oder Sprache nach außen abgrenzen. Die Auseinandersetzung mit Kulten ist ein zentrales Thema in der Kunst, das zahlreiche Künstlerinnen und Künstler in ihren Werken aufgreifen – vom Starkult in der Popmusik über den Kult als politische Vereinnahmung bis hin zu Strategien der Entkultung.“ (Ina Neddermeyer, Leiterin der Abteilung Kunst, Zeppelin Museum). Der zweite Teil der Ausstellung setzt sich mit den unterschiedlichen Strategien der

Led Zeppelin, Debutalbum; Zeppelin Museum Friedrichshafen © Zeppelin Museum Friedrichshafen Foto: Möhrle 2017

Luftschiff; Zeppelin Museum Friedrichshafen © Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH 08 / 17


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MAGAZIN 10 sind Objekte der religiösen Volkskunst wie Votivtafeln, -gaben und Prozessionsgegenstände in der Ausstellung zu sehen. Dass Kulte ebenso subversive Kräfte entfalten können, die Verkultungen brechen und sich gegen tradierte Konventionen wenden, zeigen weitere Werke der Ausstellung: Sie reflektieren, inwiefern vor allem politische Kulte umgewidmet und inhaltlich neubesetzt werden können (Yael Bartana, Aleksandra Domanović) oder wie die Entstehung von Kultstätten verhindert werden kann (Dani Gal). Anlässlich der Ausstellung sind außerdem zahlreiche neue Werke entstanden, die erstmalig im Zeppelin Museum gezeigt werden. Der türkische Künstler Halil Altindere hat eine neue Videoarbeit produziert, die sich kritisch mit dem Personenkult um Recep Tayyip Erdoğan auseinandersetzt. Benedikt Hipp, der sich in seinen Werken vor allem mit religiösen Kulten beschäftigt, stellt eine neue großformatige Wandinstallation vor.

Fest der Porzelliner in Selb

Telefon: 07541/380121

BÖRSEN/MESSEN/MÄRKTE

Uhrenbörse Furtwangen

n Tüftler ticken anders Regelmäßig am letzten August-Wochenende öffnet die Internationale Antik-Uhrenbörse in Furtwangen ihre Pforten. Das Angebot ist wahrhaftig riesig. Nicht umsonst ist die Furtwanger Antik Uhrenbörse die größte ihrer Art in Europa. Wer aber meint, dass hier nur Schwarzwälder Uhren gezeigt werden, täuscht sich. Die angebotenen antiken Uhren umfassen die ganze Bandbreite an Zeitmessern aus vielen Epochen, Ländern und in allen Erhaltungs08 / 17

graden. Hier kommen nicht nur die Tüftler und Bastler, sondern auch Sammler hochwertigster Uhren auf ihre Kosten. Auch die Armband- und Taschenuhrenfreunde finden ebenfalls ein reichhaltiges Sortiment, denn in diesem Bereich hat sich das Angebot seit Jahren kontinuierlich erweitert. Händler und Sammler aus vielen europäischen Ländern bieten auf dieser internationalen Börse ihre antiken Stücke an. Dementsprechend hört man in den Gängen und Sälen der Hochschule die verschiedensten Sprachen. Groß ist der Andrang besonders am Samstag, denn da findet traditionell noch einer der größten Flohmärkte in Südbaden mit mehr als 300 Ständen statt. Damit aber noch nicht genug, gleichzeitig ist auch noch Stadtfest mit einem riesigen Angebot an Speisen und Getränken und jeder Menge Unterhaltung. Der Freitag ist traditionell der Aufbautag für die Händler. Trotzdem wird die Börse bereits ab 12 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Um die Besucherzahl jedoch in Grenzen zu halten, ist der Eintrittspreis an diesem Fachbesuchertag hoch angesetzt. Die Karte gilt allerdings für alle drei Tage. Am Samstag öffnet die Uhrenschau bereits um 9 Uhr ihre Pforten und ist bis 18 Uhr geöffnet, am Sonntag beginnt die Börse um 10 Uhr und ist bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis für Samstag und Sonntag beträgt jeweils 5 Euro. Alle Eintrittskarten berechtigen auch zum kostenlosen Eintritt in das Deutsche Uhrenmuseum. (25.27.08.). Telefon: 07723/7556 Internet: www.antik-uhrenboerse.eu

n Alle Tassen Das Fest der Porzelliner mit dem größten Porzellanflohmarkt Europas findet vom 3. bis 7. August statt. In dieser Zeit dreht

sich in Selb alles um das Weiße Gold. In enger Zusammenarbeit der Stadt Selb mit dem Forum Selb erleben e.V., dem Rosenthal Outlet Center, dem Factory In Outlet Center, der Firma BHS tabletop AG, Barbara Flügel sowie dem Porzellanikon entstanden zahlreiche Veranstaltungen und Sonderaktionen, die sowohl Einheimischen als auch Besuchern ein interessantes Programm bieten. Höhepunkt ist natürlich Europas größter Porzellanflohmarkt am Samstag, dem 5. August mit 400 Anbietern, bei dem die Schnäppchenjäger voll auf ihre Kosten kommen. Doch auch den Porzellanflohmarkt am darauf folgenden verkaufsoffenen Sonntag, dem 6. August, mit 100 Anbietern wissen die Sammler und Liebhaber des Weißen Goldes durchaus zu schätzen. Absolut sehenswert ist die Ausstellung „Weißes Gold – Porzellan erleben" im Rosenthal-Theater der Stadt. Dort zeigen die regionalen Porzellanfirmen und -manufakturen wieder ihre neuesten Produkte. Das Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan – Europas größtes Spezialmuseum für Porzellan, bietet an seinen Standorten in Hohenberg an der Eger und in Selb einen faszinierenden Einblick in die Welt des „Weißen Goldes". Die Herstellung vom Rohstoff bis zur feinst dekorierten Ware ist nur eine Dimension, die der Museumskomplex in Selb bereithält. Spezielle Angebote mit Fühungen, Mal- und Kreativkursen u.a. lassen den Besuch in beiden Häusern zum Erlebnis werden. Telefon: 09287/956383 Internet: www.selb.de

n Jubiläum in Bad Rodach Schon zum zwanzigsten Mal treffen sich am Samstag, dem 26. August 2017 die Sammler und Freunde des Feinsteingutes aus der 1896 von Max Roesler gegründeten Fabrik in Bad Rodach zu ihrer Sammler-Börse, die wieder zusammen mit dem beliebten Altstadt-Flohmarkt rund um das Jagdschloss in der Innenstadt stattfinden wird. Max Roesler hat mit seiner Feinsteingutfabrik das kleine Städtchen Rodach bekannt gemacht, und auch heute noch verbinden vor allem die Keramik-Interessierten mit dem Namen Rodach vor allem die vielfältigen Produkte aus dieser Fabrik. In den nicht einmal 50 Jahren, die Max Roesler in Rodach produziert hat, wurden über 5000 Modellnummern vergeben, die einen eindrucksvollen Überblick über die Zeitströmungen des Historismus, aber vor allem des Jugendstils und des Art décos geben. Zu den vielfältigen Formen für Vasen, Dosen, Schalen oder Tafeldekorationen, für Ess-, Kaffee- und Frühstücksservice, für Küchenartikel zur Vorratshaltung und zur Präsentation der Speisen auf dem gedeckten Tisch wurden auch immer die zeitgemäßen Dekorformen entwickelt. Am Anfang standen vor allem gespritzte


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MAGAZIN 11 In einer neuen Abteilung des Zweigwerkes in Darmstadt entwickelte Wolfgang Kreidl moderne Pinseldekore und richtete eine Spritzdekorabteilung ein, in der mit diesem neuen Dekorverfahren für Keramik spannende geometrisch abstrakte Wirkungen erzielt wurden. Nach der Schließung des Zweigwerkes in Darmstadt wurde die Spritzdekortechnik in Rodach weiterentwickelt, wo zur gleichen Zeit Professor Adolf Behrmann für seine außergewöhnlichen Keramikschöpfungen auch schon neue abstrakte Dekorformen entwickelt hatte. Es wurde viel experimentiert, auch mit Tauchglasuren in hellem Gelb, Türkis, dunklem Grün und einer sogenannten Chingglasur, die den Eindruck von Laufglasur erwecken sollte. In den

Zwei Kannen, Entwurf von F. Gustav Partz; Roesler-Börse in Bad Rodach Farbverläufe in hellblau, hellgrün, rosa oder violett, die so, oder mit farblich passenden Blumendekoren in Abziehbildtechnik ergänzt, das Wohlgefallen des Kaufpublikums erregten. Besonders beliebt war hier das Vergissmeinnichtdekor auf hellblauem Spritzfond. Ab circa 1910 wurde das Röschenmuster zum Verkaufsschlager, das ohne, mit farbigem Rand und mit Goldrand in unterschiedlichen Preisstufen angeboten wurde und über 30 Jahre bis zur Schließung der Firma im Jahre 1942 im Programm blieb. Das Röschenmuster wurde in den 1980er-Jahren zum Synonym für Max Roesler, auch wegen der Firmenmarke, dem Wappen mit der Rose, glaubte man, es gäbe nur Erzeugnisse mit diesem Dekor. Andere Produkte waren völlig unbekannt und vor allem bei Sammlern überhaupt nicht gefragt, während für das Röschenmuster Höchstpreise bezahlt wurden. Jede noch so klare und zeittypische Form wurde mit dem Röschenmuster oder auch anderen Blumen-Abziehbilddekoren angeboten und offensichtlich auch gut verkauft, obwohl es auch immer passende moderne Dekore gab, wie zum Beispiel für die auch heute noch eigenständig wirkende Tonnengarnitur Kristall, die mit einem Dekor aus grünen Quadraten und roten Punkten angeboten wurde, damit zeigten Form und Dekor in die Richtung des Wiener Jugendstils. F. Gustav Partz, der 1920 die gestalterischen Geschicke der Firma Max Roesler in seine Hand nahm, entwickelte neue Dekorformen. Fondglasuren in leuchtendem Gelb, Rot, Blau und Grün wurde so aufgetragen, dass sie im Kontrast zu den ausgesparten Partien des weißen Steinguts standen. Dadurch wurden immer wieder spannende Wirkungen erzielt, die den Formentwürfen von Partz entgegen kamen, die von einem Spannungsverhältnis glatter und reliefierter Flächen ihren besonderen Reiz hatten. Unter Partz gab es aber auch edle Dekore, die an Schwarzlotmalerei in der Glaskunst erinnerten.

Teller und Vase von Prof. Adolf Behrmann, 1929; Roesler-Börse in Bad Rodach

dreißiger Jahren finden wir dann Glasuren, die den Eindruck von handgedrehter Töpferware vermitteln sollten, kombiniert wieder mit zarter Blumendekoration. Bei allen Neuentwicklungen und Experimenten zeigten sich immer wieder beeindruckende Leistungen für die gelungene Kombination von Form und Dekor. Dadurch hat sich die Feinsteingutfabrik Max Roesler das Interesse der Sammler gesichert, auch wenn in den beachtenswerten Keramik-Design-Sammlungen der Museen in Deutschland die Erzeugnisse leider nur selten zu finden sind. Die Roesler-Börse findet in diesem Jahr am Samstag, dem 26. August auf dem Platz vor dem Jagdschloss in Bad Rodach statt. Verkauft wird überwiegend in fränkischen Fachwerkhäuschen, die für diesen Tag aufgebaut und gebucht werden können. Wer aktiv am Tauschen und Verkaufen teilnehmen möchte, kann sich unter der u.a. Telefonnummer oder E-MailAdresse informieren und für die Börse oder auch den Altstadtflohmarkt anmelden. Das Heimatmuseum im Haus des Gastes im ehemaligen Jagdschloss in Bad Rodach beherbergt eine große Sammlung

von Roesler-Erzeugnissen und ist am Tag der Roesler-Börse geöffnet. Am Abend nach der Börse trifft sich die Roesler-Gemeinde im Gasthaus „Zum lustigen Kegler" zum regen Erfahrungsaustausch, der Vorstelllung interessanter Neuerwerbungen und einem Vortrag über neueste Aspekte der Roesler-Forschung.

Rolf Hinderk Peters, Darmstadt

Telefon: 09564/922215 E-Mail: sabine.grassmuck@bad-rodach.de

n Playboy und Pomade Es ist wieder Zeit für das beliebte 50er- bis 70er-Jahre-Festival im Kölner Rheinauhafen! Am Samstag, dem 5. August liegt das Rascheln von Petticoats in der Luft, die Jungs haben ihre Haare mit Pomade in Form gebracht und chromblitzende Oldtimer drehen ihre Runden. Die Veranstaltungsagentur Cölln Antik& Design lädt die Besucher auf eine Zeitreise in die Swinging Fifties und die verrückten Seventies ein. Unter den berühmten drei Kranhäusern des Kölner Rheinauhafens findet das große Oldtimertreffen statt. Rund 80 Händler bieten auf dem Harry-Blum-Platz und an der Rheinuferpromenade ihre „Schätzchen“ aus der Zeit zum Kauf an. Eine große Mickey-MouseSammlung wird aufgelöst. Außerdem können die Besucher ihre Barbie-Puppen am Stand von Bettina Dorfmann, der weltgrößten Barbie-Puppen-Sammlerin, schätzen oder reparieren lassen. Ein weiterer Höhepunkt des Marktes ist der Stand eines Radiosammlers mit Schätzen der 50er- bis 70er-Jahre. Außerdem suchen zahlreiche Stehlampen, Nierentische, Cocktailsessel, Petticoats, Melittaporzellan, Keramik und die Autoliteratur aus der Zeit neue Besitzer. Zu guter Letzt feiert der „Playboy“ 40-jähriges Jubiläum. Im Zelt von Ulf Czellnik können die Besucher gesuchte Erstausgaben erwerben oder eine Zeitung zu ihrem Geburtsjahrgang suchen. Öffnungszeit: Sa und So 11 bis 18 Uhr Telefon: 0177 8400782

Ein Cadillac mit viel blitzendem Chrom beim 50erbis 70er-Jahre-Festival im Kölner Rheinauhafen 08 / 17


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AUGARTEN HEiDRUN TH. GRiGOlEiT

im zweiten Teil der Ausstellungsreihe „Die großen Manufakturen“ präsentiert das Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan an seinem Standort in Hohenberg an der Eger noch bis zum 3. Oktober das Schaffen der 1923 gegründeten Wiener Porzellanmanufaktur Augarten. Unter dem Titel „Golden Twenties – Swinging Fifties“ werden zwei künstlerisch herausragende Dekaden des Unternehmens besonders hervorgehoben, die von Neuanfängen geprägt waren und Porzellanarbeiten hervorbrachten, die ein Spiegel ihrer Zeit sind.

Detailvielfalt In den 1920ern entwickelte sich im Geist der Wiener Werkstätte und der Wiener Kunstgewerbeschule eine reiche Produktion an figürlichen Porzellanen sowie innovativen Servicen und originellen Dekoren: Josef Hoffmann, Michael Powolny, Vally Wieselthier, Ena Rottenberg, Hertha Bucher, Mathilde Jaksch, Franz Barwig, Albin Döbrich, Robert Ullmann und Karin Jarl

sind die Künstler und Gestalter, die damals das Erscheinungsbild der Wiener Porzellanmanufaktur prägten. Beeindruckend sind die unglaubliche Detailvielfalt ihrer Stücke mit kleinsten Feinheiten in den Modellierungen und Bemalungen sowie offensichtlichen aber auch versteckten Anspielungen und Verweisen. In der Sonderschau mit circa 280 Exponaten aus dem Bestand des Porzellanmuseums im Augarten Wien und dem Besitz von Privatleihgebern sind die wichtigsten, innovativsten und künstlerisch bedeutendsten

Vase mit Gold-Eisenrot- und Schwarzmalerei (Goldlinie und Bogenkante, Blattornament), Entwurf: Otto Prutscher, Dekor Nr. 5220 auf Form Nr. 529, 1925, Porzellanmanufaktur Augarten, vor 1938, Porzellan, Aufglasur- und Goldbemalung, H 21,5 cm, Privatsammlung, Österreich © Porzellanikon, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger Stadtbild, Entwurf: Hertha Bucher, Modell Nr. 1548, 1925, Ausführung: Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, vor 1938, Porzellan, Aufglasurbemalung, H 25 cm, B 21 cm, Porzellanmuseum im Augarten © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger


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PORZEllAN 13 lan führten auch bei Hertha Bucher, Mathilde Jaksch, Vally Wieselthier und Dina Kuhn zu bezaubernd selbstbewussten Figuren. Armand Weiser schreibt über Hertha Bucher: „[…] Porzellan (ist) das richtige Ausdrucksmittel ihrer zarten, ein wenig koketten Vorstellungswelt. […] Das leicht Empfängliche, Feminine des Bildungsstoffes ist natürliches Mittel zur Darstellung einer femininen Anschauung“.

Herta Bucher Betrachtet man die aus Steingut gearbeiteten Kamine und Kachelöfen von Hertha Bucher, so fügen sie sich perfekt in das Bild der neuen Einfachheit und Materialwahrheit der Interieurs der Zeit. Die „Grobheit“ von Steinzeug erleichterte durch Stilisierung noch den Bruch mit dem Historismus. Von Künstlerinnen entworfene Porzellane und Stücke aus Steingut nahmen dann auch an der legendären Exposition

Schaffens- und Themenschwerpunkte der 1920er-,1930er- und 1950er-Jahre dokumentiert. Diese Epochen bevorzugten klare Formen, eine bunte aber subtile Farbigkeit sowie den unbedingten Mut zu Neuerungen. Die Figuren und Gefäße der Porzellanmanufaktur Augarten verkörpern außerdem eine delikate Ausdruckskraft, musikalisches Feingefühl und zarteste Farbharmonie. Leichtigkeit und Virtuosität verbinden sich auch in den empfindsamen Peripherie, Entwurf: Mathilde Jaksch, Modell Nr. 1676, um 1930, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, vor 1938, Porzellan, Aufglasurbemalung, H 17,8 cm, Porzellanmuseum im Augarten, Wien © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger Mädchen am Strand, Entwurf: H. Goldbach, Modell Nr. 1635, um 1928, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, vor 1938, Porzellan, Aufglasurbemalung, H 18,5 cm, Porzellanmuseum im Augarten, Wien © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger „Hai-Tang”, Rollenporträt der Schauspielerin Anna May Wong in dem Film „Hai-Tang. Der Weg der Schande“, Entwurf: Mathilde Jaksch, Modell Nr. 1666, 1926, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, vor 1938, Porzellan, Aufglasur- und Goldbemalung, H 18,5 cm, Privatsammlung MS, Österreich © Porzellanikon, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger

Frauendarstellungen, die in den 1920erund 1930er-Jahren im Vordergrund standen, und die ein sich wandelndes Rollenverständnis der Frau in der Gesellschaft bezeugen.

Gestalterinnen Durch die Wiener Werkstätte und die Kunstgewerbeschule waren Frauen in die Position von Gestalterinnen gerückt – wenn auch zunächst als „Keramikweiber“ oft belächelt. Sie veränderten mit ihren Entwürfen jedoch auch die Sicht auf Frauen: eitel oder frech, sanft oder sportlich, mädchenhaft oder verrucht. Wurde das Logo „WW“ der Wiener Werkstätte sogar als „Wiener Weiberwirtschaft“ verunglimpft und von Oswald Haerdtl als „Pupperlwirtschaft“ abgetan, blieben die Wiener Künstlerinnen doch unbeirrt auf ihrem Weg zur kühnen Originalität. Neben ihren Lehrern, dem Architekten und Mitbegründer der Wiener Werkstätte Josef Hoffmann oder dem Keramiker und Glasdesigner Michael Powolny, erreichten beispielsweise Vally Wieselthier, Ena Rottenberg und Hertha Bucher bemerkenswerte Erfolge. Dem Zeitgeschmack entsprechend kam der Kleinplastik eine wichtige Rolle zu, so dass in den Jahren 1924 und 1925 ganze 80 dekorative Figurenmodelle für Augarten angefertigt wurden. Gerade den Künstlerinnen gelang eine besonders feinfühlige Verbindung zum Lebensgefühl der Zwanzigerjahre: Die Lust am Spiel, das Auflösen mancher Konventionen und ein ausgeprägter Sinn für das Material Porzel-


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PORZEllAN 14 des Arts décoratifs von 1925 in Paris teil. Hertha Bucher stattete den kleinen Nussholzsalon, ausgeführt von J. Soulek nach Entwürfen von Josef Hoffmann, mit einer Kaminverkleidung aus. Von Hertha Bucher stammt auch das ungewöhnliche Uhrgehäuse, „ein kleines Meisterwerk“, das sie 1925 für Augarten entwarf und damit in Paris eine Goldmedaille erhielt, „halb aus der Erinnerung nach alten Motiven entstanden, ein kleines Stadtbild darstellend, wo aus Fenstern und Balkonen Liebespaare lächeln, Kavaliere grüßen und ein junges Mädchen mit verschränkten Armen dankend nickt [...].“ Dieses repräsentative Exponat wurde im Katalog von Augarten im Jahre 1926 mit der Ausstattung „Gutes Schweizer 8-Tage-Uhrwerk mit Schlagwerk“ angeboten.

Ena Rottenberg Die malerischen Dekore Ena Rottenbergs (1893-1952) fielen wegen ihrer arkadisch anmutenden Szenen auf. Sie erinnern fast an griechische Vasen, wenn Musen mit Sonnenschirm oder Fächer einen Blick in die Welt ihres Müßiggangs gewähren. Rottenbergs selbst entworfene zylindrische

Vase mit proportionierten schwingenden Kurven ist nicht nur mit kraftvollen Dekoren versehen, sondern auch mit Reliefs in Biscuit. Als freischaffende Bildhauerin und Malerin arbeitete sie nicht nur für die Manufaktur Augarten, die Keramikfirma Friedrich Goldscheider und die Wiener Gobelin Manufaktur, sondern entwarf auch für die Wiener Werkstätte und gestaltete Glas für Teile aus dem Mokkaservice Melone in zwei Farbvarianten, Entwurf: Josef Hoffmann, Form Nr. 15, um 1929, Porzellanmanufaktur Augarten, 1929/ 1933, Porzellan, Aufglasurbemalung, H Mokkakanne 18 cm; Zuckerdose H 11 cm, H Tasse 4 cm, D Untertasse 9,5 cm, Porzellanmuseum im Augarten, Melonenverkäufer, Entwurf: Mathilde Jaksch, Modell Nr. 1572, 1925, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, vor 1938, Porzellan, Aufglasurbemalung, H 11,5 cm, Porzellanmuseum im Augarten, Wien © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger Vase mit Orchideen, Entwurf Dekor: Franz von Zülow, Dekor Nr. 5191, 1925, Entwurf Form: Michael Powolny, Modell Nr.517, Porzellanmanufaktur Augarten, um 1925, Porzellan, Aufglasur- und Goldbemalung, H 35 cm, Porzellanmuseum im Augarten © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger Phantom, Rollenporträt der Schauspielerin Tilly losch, Entwurf: Mathilde Jaksch, Modell Nr. 1607, 1927, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, vor 1938, Porzellan, Aufglasur- und Goldbemalung H 20 cm, Privatsammlung, Österreich © Porzellanikon, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger

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J. & L. Lobmeyr in Wien. Als Teilnehmerin an der „Exposition internationale des arts décoratifs et industriels modernes“ in Paris erhielt auch sie 1925 eine Goldmedaille. Die Manufaktur Augarten kann auf 125 Dekore von Ena Rottenberg zurückgreifen, doch sind nur acht figürliche Modelle verzeichnet, darunter auch die Knäufe ihres berühmten Teeservices Nr. 20 mit Exotenköpfen. Eine besondere Ästhetik gelang Ena Rottenberg mit ihren plastischen Modellen. Ihre „Badende“, um 1929 entstanden, ähnelt ihrer figürlichen Malerei mit betont großen Augen und lang gestreckten Körpern. Die „Rauchende“ von 1930 stellt mit ähnlichen Gesichtszügen


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PORZEllAN 15 Deckelknäufen akzentuiert. Die zarten, weiten Teetassen erhalten durch ihre spitzen, elliptischen Henkel eine eigene Dynamik. Dieses wunderbare Teeservice wurde zur Ausstellung „Swinging Teatime“ im Porzellanmuseum im Augarten Wien im Jahre 2015 wieder neu aufgelegt.

Mathilde Jaksch Zu den feinsten figürlichen Objekten Augartens zählen die Entwürfe von Mathilde Jaksch. Ihr gelang es, der Kleinskulptur aus Porzellan mit zartgliedrigen, pastellfarben staffierten Gruppen und Figuren höchsten Ausdruck zu verleihen. Ihre Gruppe „Peripherie“ oder die „Fischerin“, aber auch die unbemalte Figur „Pyjama“, die das neue, salonfähige Kleidungsstück der emanzipierten Dame dokumentiert, bezaubern durch Ausstrahlung des Zeitgeistes trotz ihres kleinen und intimen Formats. Aber auch die große „Tänzerin“ der Künstlerin Ida Schwetz-Lehmann aus dem Jahr 1924 ist ein viel bewundertes Meisterwerk. Ihr Kostüm in grafischem SchwarzWeiß spiegelt mit textilem Muster die Ästhetik der Wiener Werkstätte unter dem Einfluss von Josef Hofmann wider.

eine moderne Lady mit Zigarettenschachtel, Bob und Perlenkette dar. Mit beiden Figuren ging Ena Rottenberg eigene Wege, denn die Charaktere ihrer Frauenbildnisse sind mit selbstbewusster Individualität angelegt.

Neue Rollenbilder In Hinblick auf die neuen Rollenbilder ist auch die Begeisterung für Sportarten zu sehen, die der Damenwelt bisher kaum zugänglich waren. Eine Serie von aquarellierten Entwürfen mit Sportmotiven aus dem Archiv des Porzellanmuseums im Augarten gibt Einblick in die sportlichen Aktivitäten im Freien, denen die Frauen der Teeservice „Moderner linien- und Flächendekor“ Entwurf: Elfriede Teufelhart, Dekor Nr. 6621 auf Modell Nr. 72, um 1955, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, um 1955, Porzellan, Aufglasurbemalung, H Teekanne 20,5 cm, Zuckerdose 8,5 cm, Gießer 6 cm; l Tasse 11 cm, Porzellanmanufaktur Augarten © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger Vase Frauen mit Fächer und Sonnenschirm, Entwurf: Ena Rottenberg, Dekor Nr. 5484, Form Nr. 562, um 1930, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, um 1930, Marken: Unterglasurblaue Augartenmarke, achteckige rote Dekormarke, H 28 cm Porzellanmuseum im Augarten © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger Tänzerin, Entwurf: ida Schwetz-lehmann, Modell Nr. 1534, 1925, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, vor 1938, Porzellan, Aufgalsurbemalung H 27 cm, Porzellanmuseum im Augarten, Wien © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger

Zwanzigerjahre nun als Amazonen, Seglerinnen, Skifahrerinnen, Golferinnen oder Tennisspielerinnen in kniekurzen Röcken nachgingen. Alfred Hagel (1885-1945) malte die „Sportfiguren“ in hellen Tönen im Jahr 1925 zur Dekoration eines Teeservices von Michael Powolny. Wie einem eleganten Modejournal entnommen, posieren die Damen feminin und selbstsicher mit den Attributen ihrer jeweiligen Sportart.

Elfriede Teufelhart Die junge Entwerferin Elfriede Teufelhart (1929-2015) trug mit ihrem Teeservice zu einem zeitgenössischen „Kleid“ für das heiße Getränk bei. Die zarten, weiten Teetassen mit ihren kühnen Henkeln und die elegante Teekanne sind samt Zuckerdose, Kuchenteller und Milchgießer sowohl in kolorierten Entwürfen als auch aus Porzellan im Augarten-Archiv erhalten. Die vollendeten Formen werden durch einen feinen grafischen Dekor aus schwarzen Linien mit Feldern in Apfelgrün, Pink und Himmelblau sowie schwarzen Henkeln und 08 / 17


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PORZEllAN 16 Tierfiguren an. Die rund 80 Porzellantiere der Wiener Manufaktur spiegeln viele menschliche Eigenschaften im Angesicht von vierbeinigen oder geflügelten Begleitern – von naturalistisch anspruchsvoll über elegant stilisiert bis humorvoll possierlich. Denn zur Gründungszeit Augartens in den Zwanziger Jahren führte die Entdeckung der freien Natur und damit auch Tiere als „Seelenpfleger“ der Menschen zu einer neuen Wahrnehmung der Fauna. Dem Lebensgefühl des Art déco entsprachen auch exotische Tierarten – zierliche Gazellen, prächtige Papageien und wilde Panther. Ein großer schreitender Fasan gehört zu den beeindruckendsten Modellen aus der Frühzeit der Manufaktur. Neben seiner bildhauerischen Qualität ist er wegen seiner Größe von 55 Zentimetern ein Beweis für das technische Können des noch jungen Unternehmens. Neben der reich dekorierten Variante wurde der Vo-

Tierfiguren Bildhauer wie Franz Barwig, Albin Döbrich und Robert Ullmann, aber auch Künstlerinnen wir Karin Jarl nahmen sich dem Thema

Panther, Entwurf: Franz Barwig, Modell Nr. 1630, 1925, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, um 1925, Porzellan, Craquelé-Glasur, H 36 cm, Privatsammlung MS, Österreich © Porzellanikon, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger Tierkapelle, Entwurf: Karin Jarl (Modell Nr. 1528, 1530, 1535, 1536, 1566, 1573), 1924-1926, Porzellanmanufaktur Augarten, Ausführung 1935/ 1938, Porzellan, teils Aufglasur- und teils Goldbemalung, H 8,5 cm, Privatsammlung MS, Österreich; Porzellanmuseum im Augarten © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger Zwei Französische Bullys in zwei Farbvarianten, Entwurf: Karin Jarl, Modell Nr. 1544, 1925, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, vor 1938, Porzellan, Auglasurbemalung, H 14,5 cm, Porzellanmuseum im Augarten (weiß); Privatsammlung MS, Österreich (schwarz-weiß) © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger 08 / 17

gel noch in Weiß und in Gold angeboten. Das Interesse an fernen Welten wurde im späten 19. Jahrhundert auf wissenschaftlicher Basis erneuert und führte zu dem Versuch des „artgerechten“ Zoos. Der „Karneval der Tiere“ (1886) von Camille Saint-Saens, Rainer Maria Rilkes „Panther“ (1902) sowie „Dr. Doolittle und seine Tiere“ (Deutsch 1926) von Hugh Lofting, dokumentieren die Entwicklung vom Wanderzoo zum Naturpark. Vor diesem Hintergrund ist auch die Flut an Tiermodellen und die Freude an den detailreichen Porzellanmodellen zu verstehen: possierliche Nilpferde, Nashörner, Krokodile, Affen und Bären als Sänger, Musiker und Tänzer von Karin Jarl-Sakellarios aus den Jahren 1924 bis 1926 spiegeln karikaturistisch die Atmosphäre verruchter Nachtclubs der Goldenen Zwanzigerjahre, als die Comedian Harmonists vom „Krokodil am Nil” sangen und die schwarze Sängerin Josephine


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PORZEllAN 17 herrliche Pferde- und Reitermodelle, die in einem eigenen Katalog präsentiert wurden.

Musiktheater

Baker mit einer Kutsche durch Berlin fuhr, die von einem Strauß gezogen wurde.

Hunderassen Kein anderes Tier steht dem Menschen näher als der Hund. Seit 1924 produzierte die Porzellanmanufaktur Augarten daher auch eine stattliche Anzahl von naturalistisch geformten und subtil bemalten Plastiken begehrter Hunderassen – vom Palasthündchen bis zum Barsoi. Als mitfühlender „Seelenversteher“ und „bester Freund des Menschen“ sind gerade die geliebten Haushunde verantwortlich für das Anerkennen seelischer Empfindungen auch bei Tieren im späteren 18. Jahrhundert.

den. Auslandstourneen halfen der Finanzierung dieser nun öffentlich zugänglichen Institution, deren Schicksal noch 1925 nicht ganz geklärt war. Die gerade gegründete Porzellanmanufaktur Augarten beauftragte daher Albin Döbrich und Karin Jarl mit der Fertigung von Reiterfiguren und Pferden, die als Botschafter der schützenswerten Hofreitschule und den Gästen der Vorführungen als ein kostbares Souvenir dienen sollten. So entstanden zwischen 1925 und 1929 sieben

Eine weitere Figurenproduktion war von den Musiktheatern Wiens inspiriert. So thematisierten eine Reihe von Porzellanplastiken Augartens der 1920er- und 1930er-Jahre die verschiedenen Bewegungen des Tanzes. Denn damals stand Tanzen durch neue Kompositionen von Richard Strauss im Zentrum des Bühnenprogramms der Wiener Oper. Sein „Schlagobers“, eine opulente Hommage an die Wiener Kaffeehaustradition, wurde 1924 uraufgeführt. Tilly Losch und Riki Raab waren in den Hauptrollen zu bewundern und wurden in Kleinplastiken mit der expressiven Gestik im aktuellen Tanzstil porträtiert. Tilly Losch brillierte 1927 dann auch in der Titelrolle „Das lockende Phantom“ von Franz Salmhofer, ihr Ebendbild aus Porzellan wurde im selben Jahr von Mathilde Jaksch ausgeführt. Salmhofer hatte das Ballett speziell für Tilly Losch geschrieben, Heinrich Kröller widmete dazu die Choreographie. Die Ausstattung des Balletts entwarf Oskar Strnad. Sein Kostüm mit der Weintraubenkette ist in der Porzellanfigur wohl nach einem Bühnenfoto der Wiener Staatsoper entstanden.

Pferde und Reiter Nach dem Ende der Monarchie konnte eine der bekanntesten Wiener Attraktionen, die Spanische Hofreitschule, durch den Einsatz des ehemaligen Ersten Stallmeisters Rudolf van der Straten gerettet wer-

Fasan, Entwurf: Albin Döbrich, Modell Nr. 1577, 1925, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, vor 1938, Porzellan, Aufglasur- und Goldbemalung H 35 cm, B. 55 cm, Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Piaffe, aus der Serie „Reiterfiguren der Spanischen Reitschule in der Hofburg zu Wien“, Entwurf: Albin Döbrich, Modell Nr. 1590, 1925, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, 1926, Porzellan, Auglasur- und Goldbemalung, H 24,5 cm, Porzellanmuseum im Augarten © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger 08 / 17


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Swinging Fifties Auch das Lebensgefühl der „Swinging Fifties“ entfaltete sich im Porzellan und bei Tisch: Helle Farbigkeit, heitere Dekore und neue, moderne Formen prägen die Entwürfe der Manufaktur Augarten aus jener Zeit. Der Designanspruch der 1950er-Jahre lag vor allem in der Auflösung jeder Art von Beengtheit. „Beschwingte Lebensfreude“ war das Ziel, das durch eine neue Alltagskultur gefördert werden wollte, zu der auch Porzellan einen wesentlichen Beitrag leistete. Rauchende Damen galten beispielsweise in beiden Epochen als Symbol der Freiheit, moderne Rauchsets aus Porzellan belegen diese Gemeinsamkeit. Die Ausstellung zeigt dazu unveröffentlichte Entwürfe und originale Porzellane dieser spannungsvollen Ära zwischen Aufbruch und Rückblick. präsentiert. Eine Serie von ungewöhnlichen Vasen und Tellern von Grete RaderSoulek mit textilen Anmutungen wie „Stricknetz“ und „Schnur mit Quaste“ Anfang der 50er-Jahre sind ihrer Ausbildung als Textilkünstlerin zuzuschreiben. Im Jahre 1958 lieferte der Architekt Peter Perz (1926-1989) ein Teeservice samt Dekor in den Farbvarianten Grau oder Blau als „Dichtes Netz von Linien und Feldern über Becher und Kannenkörper verteilt“. Seine Formensprache wirkt in dem Entwurf auf stilsichere Art und Weise pragmatisch und statisch.

Porzellanmanufaktur Augarten Die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten wurde 1923 im „Saalgebäude“ eines Barockschlosses auf kaiserlichem Jagdgebiet, dem seinerzeit an die Donau grenzenden Augarten, gegründet. Seit 2011

Ursula Klasmann Eine bedeutende Pionierin des Wiener Porzellans der 1950er-Jahre war Ursula Klasmann. 1930 in Tallinn/Estland geboren, studierte sie von 1950 bis 1954 bei Oswald Haerdtl in der Klasse für Gewerbliche und Industrielle Entwürfe. 1955 begann sie ihre bis 1985 andauernde Tätigkeit bei der Porzellanmanufaktur Augarten und verlieh der Produktion mit ihren prägnanten geometrischen Dekoren in Schwarz und Weiß im abstrakten Stil in Form und Farben auf Bonbonnieren, Vasen und Leuchtern entscheidende Impulse. 08 / 17

Edwin Breideneichen Edwin Breideneichen (Geburtsjahr unbekannt - 1961), über viele Jahrzehnte Obermaler mit der Malernummer 1, setzte nicht nur die neuen Entwürfe für die Porzellanmanufaktur Augarten um, sondern erfand selbst eine Reihe von stilisierten floralen Dekoren, die er teilweise für die neu entdeckten Formen der 1920er-Jahre vorsah. Während seiner langen Laufbahn von 1923 bis 1961 schuf er unzählige Dekorentwürfe. Die meisten seiner frühen Arbeiten waren modern und stilisiert. Auch das Lebensgefühl der Fifties sah sich durch seine traditionsfreie Einfachheit ideal re-

Drei Dosen mit geometrischen Dekoren, Entwurf: Ursula Klasmann, Dekor Nrn. (von links) 6633, 6635 auf Form Nr. 72 und ohne Dekor Nr. auf Form 667 (um 1935), um 1955/56, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, um 1955/56, Porzellan, Aufglasurbemalung, H 8 cm, D 13,1 cm (links und Mitte); D 9,5 cm, Porzellanmanufaktur Augarten, (alle Besitz der Künstlerin) © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger Drei Vasen mit 50er-Jahre Dekoren, Entwurf Dekor: Edwin Breideneichen, Dekor Nr. (von links) 6614, 6624 und 6680, um 1955, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, um 1955, Porzellan, Aufglasur- und Goldbemalung, H (von links) 9 cm, 10 cm, 9 cm, Porzellanmuseum im Augarten © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger


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PORZEllAN 19 vatmanufaktur unter Claudius Innocentius du Paquier über die Zeit Maria Theresias als neuer Besitzerin bis hin zur Biedermeierzeit und Historismus. Die Ausstellung im Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan, Hohenberg an der Eger findet statt in Kooperation mit dem Porzellanmuseum im Augarten und wird unterstützt von der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten.

Katalog und Ausstellung

renoviert, erstrahlt das Saalgebäude als Lustschlösschen in neuem Glanz. In dem längst verschwundenen Barockschloss musizierten übrigens einst Mozart, später Franz Schubert und Johann Strauss. Bei ihrer Gründung 1923 sah sich die Porzellanmanufaktur Augarten jedoch noch in direkter Nachfolge der berühmten, im Jahr 1864 geschlossenen kaiserlichen Manufaktur und nahm deren traditionelle Formen und Dekore ins Repertoire auf. Gleichzeitig wurde angestrebt, auch zeitgenössischem Kunstschaffen eine Plattform zu bieten, wie die Ausstellung in Hohenberg dokumentiert. Die im Geist der Wiener Werkstätte und der Wiener Kunstgewerbeschule entstandenen innovativen Service und originellen Dekore sowie die besonders reiche Produktion an figürlichen Porzellanen brachten – zum Teil bis heute nachwirkende – Klassiker hervor, wie etwa das um 1929 von Josef Hoffmann entworfene Mokkaservice „Melone“.

lebendige Manufaktur Augarten ist nach wie vor eine lebendige Manufaktur. Daher wird auch die heutige Palette des Sortiments in der Ausstellung präsentiert, um einen Überblick der aktuellen Kollektion und Einblicke in das Sortiment zu vermitteln. Das „Porzellanmuseum im Augarten“, im Jahre 2011 eröffnet, pflegt die Geschichte des Wiener Porzellans seit dem Jahr 1718, von der ersten Pri-

Zur Ausstellung ist ein 140 Seiten starker, reich bebilderter Katalog von Claudia Lehner-Jobst erschienen, der auf die Stücke und deren Designer mit einem Künstlerverzeichnis eingeht und alle gezeigten Ausstellungsexponate detailliert mit farbigen Abbildungen vorstellt. In der Ausstellung sowie dem Katalog werden nicht nur die fertigen Stücke, sondern auch Entwurfszeichnungen, Fotografien, Filmmaterial und Verkaufskataloge gezeigt. Historisches Foto- und Filmmaterial ergänzen die umfangreiche Sonderschau der künstlerischen Höhepunkte der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten in ihren erfolgreichsten Dekaden des 20. Jahrhunderts. ISBN 978 3 940027 30 6. Teil 2 der Ausstellungsreihe „Die großen Manufakturen“, Wiener Porzellanmanufaktur Augarten, „Golden Twenties – Swinging Fifties“, noch bis zum 3. Oktober im Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan, Hohenberg an der Eger, www.porzellanikon.org Fotos: wie angegeben

Teeservice mit Dekor „Dichtes Netz von linien und Feldern in Blau“, Entwurf: Johannes Peter Perz, Dekor Nr. 6660, Form Nr. 74, 1958, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, 1958, Porzellan, Aufglasurbemalung, H Teekanne 16 cm, Gießer 8,7 cm, Zuckerdose 9 cm, Becher 6,9 cm, Tasse mit UT 5,2 cm, Porzellanmanufaktur Augarten © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger Fünf Vasen, Entwurf: Ursula Klasmann, Dekor Nrn. 6638, 6641, 6628, 6637, 6641, alle auf Modell Nr. 798, um 1955, Porzellanmanufaktur Augarten, Wien, um 1956, Porzellan, Aufglaur- und Goldbemalung, H 24 cm, Porzellanmanufaktur Augarten © Porzellanmuseum im Augarten & Porzellanmanufaktur Augarten, Foto: jahreiss. kommunikation foto film, Hohenberg a. d. Eger 08 / 17


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AUKTIONEN 20

VORBERICHTE n Franke, Nürnberg In seiner diesjährigen Sommerauktion vom 3. bis 5. August bietet Franke über 3.800 Positionen an. Einen besonderen Schwerpunkt bilden moderne Grafiken und Plastiken. Eine seltene Druckvorlage von Otto Piene hat einen Aufrufpreis von 1.800 Euro, Grafiken und Aquarelle des Nürnberger Künstlers Oskar Koller (Erlangen 1925 -2004 Nürnberg) aus einer umfangreichen Sammlung werden mit günstigen Limitpreisen zwischen 90 und 350 Euro aufgerufen. Der Dresdner Maler und Grafiker Helmut Schmidt-Kirstein ist mit vier Arbeiten vertreten, darunter ein sehr ausdrucksstarkes Mädchenporträt. Außerdem kommt eine große Farblithografie von dem vor kurzem verstorbenen A.R. Penck zum Aufruf, die ein Nashorn in kräftigen Rotund Orangetönen zeigt. Salvador Dalís Figur „Venus à la Giraffe“ ist ein typisches Werk des Hauptvertreters des Surrealismus. Sie geht mit einem Limit von 2.800 Euro in die Auktion. Des Weiteren werden Arbeiten von Bruno Bruni, Giorgio de Chirico, Ernst Fuchs, Gernot Rumpf sowie seltene Bronzefiguren des bekannten Leipziger Bildhauers Hellmut Chemnitz angeboten. Auch in der Gemäldesparte finden sich einige Highlights, wie etwa ein Gemälde aus der Nachfolge von Philip Mercier (Berlin 1689-1760 London), das eine junge Frau in aufreizender Pose zeigt. Darüber hinaus gibt es für Kunstliebhaber und Sammler auch in den klassischen Sparten Porzellan und Möbel, Silber und Glas, Spielzeug und Asiatika sowie Schmuck, Münzen und Uhren eine Vielzahl an interessanten Objekten.

Alino versteigert in einer Sonderauktion rund 100 exquisite Puppenstuben, Puppenküchen und Kaufläden aus einer Sammlung. Alino, Bad Dürkheim, 18.08.2017 Stuben und Läden angeboten. Es handelt sich um eine Privatsammlung mit Stücken von 1890 bis in die Neuzeit. Puppenstuben waren und sind das Spiegelbild der Gesellschaft. Zu dieser Welt en miniature gehört auch ein umfangreiches Sortiment an Zubehör wie es eben in jedem Haus, in jeder Stube, in jeder Küche zu finden war. Besonderer Wert wurde bei dieser Sammlung auf die Qualität und die Vielfältigkeit gelegt, was sich in jeder einzelnen Stube widerspiegelt. So sind die einzelnen Stuben, Küchen und Läden mit hochwertigen Einrichtungen, Zubehör, Accessoires, Porzellan, Zinn-Miniaturen, nützlichen Küchenutensilien, vom Ofen bis zur Kaffeemühle, vom Kehrbesen bis zum Kohlekas-

Telefon: 0911/5273720 Internet: www.auktionshaus-franke.de

ten komplett bestückt. Zu dieser Sammlung gehört auch ein kleines, feines Sortiment von Googlies verschiedener Hersteller wie Kestner, Gebrüder Heubach, Armand Marseille. Die süßen kleinen Kinder- und Babypuppen mit ihren großen Kulleraugen und ihrem schelmischen Ausdruck begeistern seit langem viele Sammler. Telefon: 06322/959970 Internet: www.alino-auktionen.de

n Mehlis, Plauen Für seine Sommerauktion vom 24. bis 26. August kündigt Mehlis viele Schätze an. Einen kleinen Vorgeschmack auf das 3.600 Objekte starke Programm bieten vielleicht die hier vorgestellten: Zum Beispiel die Skulptur eines kirgisischen Falkners von Evgeni Alexandrovich Lanceray für 11.000 Euro, oder die Highlights unter den Gemälden, das Porträt einer jungen Frau des amerikanischen Jugendstilvertreters William Merritt Chase (Limit 1.200 Euro) und ein Dyptichon als Hausaltar. Das Diptychon, eine mit Passionsszenen

Nachfolge von Philip Mercier, Mädchenhalbakt, Franke, Nürnberg, 03.-05.08.2017

n Alino, Bad Dürkheim Um Puppenstuben, Puppenküchen und Kaufläden dreht sich am 18. August alles bei Alino in Bad Dürkheim. In einer Sonderauktion werden rund hundert exquisite 08 / 17

Googlies verschiedener Hersteller gehören neben den Puppenstuben, Puppenküchen und Kaufläden zur Sammlung, die Alino versteigert. Alino, Bad Dürkheim, 18.08.2017

Henry van de Velde, Bratenplatte im Peitschenhiebdekor, vergoldet (Limit 3.200 Euro). Mehlis, Plauen, 24.-26.08.2017


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AUKTIONEN 21

Otto Lindig, Bauhaus-Service (Limit 2.000 Euro). Mehlis, Plauen, 24.-26.08.2017 versehene religiöse Antiquität stammt aus der Zeit um 1500. Es ist mit 8.000 Euro angesetzt und kommt aus der Köstritzer Linie des Fürstenhauses Reuß. Zwei wunderbare Porzellanstücke sind die Meißengruppe „Drei Mädchen, Blinde Kuh spielend", die 1905 von Theodor Eichler entworfen wurde (6.500 Euro) und eine von Henry van de Velde entworfene Bratenplatte im Peitschenhiebdekor in der vergoldeten Luxusvariante (3.200 Euro). Ein seltenes Stück gibt es unter den Keramiken. Ein wohl aus der Zeit der Hochrenaissance um 1560 aus Nürnberg stammender, bleiglasierter Krug wird mit einem Limit von 2.800 Euro aufgerufen. Ein alter Aufkleber schreibt das Stück der Werkstatt Paul Preunings zu. Das Bauhaus-Kaffeeservice von Otto Lindig ist mit 2.000 Euro angekündigt. Beim Glas gibt es schöne Objekte sowohl aus der Zeit des Jugendstils, als auch moderne Kompositionen. Eine in der Manufaktur Loetz Witwe hergestellte und von Christopher Dresser entworfene Vase ist die im Dekor „Opal Phänomen Gre ¼“ gewandete Vase, die an Max Emanuel/London und Bakalowits/Wien ausgeliefert wurde (1.800 Euro). Ebenso bemerkenswert, wenn auch deutlich jünger, ist ein Schalenobjekt von Mary Ann „Toots“ Zynsky, das ab 1.300 Euro erstanden werden kann. Eine von Ernst Barlach entworfene, bronzene Christusmaske wird für 4.200 Euro aufgerufen. Telefon: 03741/221005 Internet: www.mehlis.eu

Märklin Schlepptenderlok, H0 HR 700 Typ 2 (Ausruf/Zuschlag2.000 Euro). Wormser Spielzeugauktion, Worms, Juni 2017 falls von Märklin gab es eine Schlepptenderlok (HR 700 Typ 2) für 2.000 Euro. Eine Doppel-E-Lok von Märklin (DL 800) wurde mit 1.200 Euro zugeschlagen, ein DoppelTriebwagen (DT 800) und ein Schnelltriebwagen (TW 800) gab es für jeweils 880 Euro. Das Märklin-Stellwerk 456 wechselte für 450 Euro den Besitzer, ein Pullman-Wagen (349 E Typ 3) für 600 Euro und ein zehnteiliges Figurenset (405 G Typ 1) für 220 Euro. Unter den großen Spuren dominierten ebenfalls die Märklin-Produkte: die Schlepptenderlok „die neue 1“ (55400) gab es für 966 Euro, die Schlepptenderlok 55245 kam für 900 Euro unter den Hammer. Ein zweiteiliger Schienenbus mfx digital 55098 wurde bei 800 Euro zugeschlagen. Eine Schlepptenderlok eines unbekannten Herstellers erzielte 1.200 Euro. Vierstellige Zuschläge forderten auch manche Blechspielzeuge wie das Radio Car Packard (5710) von Schuco, das bei 1.500 Euro lag. Schucos Packard Cabriolet (Synchromatic 5700) brachte 1.600 Euro und der Distler Wanderer mit Krückstockschaltung D-3200 erzielte 700 Euro. Zwei Märklin Autobaukästen konnten für 650 und 530 Euro zugeschlagen werden. Telefon: 06247/90460 Internet: www.auktionshaus-loesch.de

n Wendl, Rudolstadt Schon beim zweiten Aufruf der Sommerauktion steigerten Asiatika-Liebhaber ein hervorragend gearbeitetes Fürstenkris aus dem Hause des balinesischen Nationalhelden Gusti Ketut Jelantik von 460 auf

7.000 Euro. 2.400 Euro lautete der Zuschlag für eine Buddha-Figur aus Bronze, die ohne Limit aufgerufen wurde. Erfreut war man in Rudolstadt auch über die Versteigerung einer französischen Modepuppe aus dem späten 19. Jahrhundert für 7.000 Euro. Eine Stralsunder Deckelterrine jüngeren Datums mit Blaumalerei und Vogelknauf wurde von 260 Euro auf 1.200 Euro gehoben. Porzellan war wie immer begehrt. Bei 4.600 Euro fiel der Hammer für einen hohen Meißener Tafelaufsatz mit Zwiebelmuster, bei 6.000 Euro für ein farbenfrohes Speiseeservice mit Weichmalerei der KPM Berlin. Für Verblüffung sorgte die Versteigerung einer kleinen Tischuhr von Cartier aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die anfänglich erwarteten 190 Euro schnellten kurzerhand auf 3.300 Euro. Eine 250 Jahre alte französische Reisesonnenuhr kostete 2.800 Euro. Begehrt war auch ein zweigeteilter Demi-LuneTisch aus dem Biedermeier, der dem Käufer statt 240 Euro letztlich 2.400 Euro abverlangte. Kurz vor Ende des letzten Auktionstages kamen einige Kunstinteressenten noch einmal beim Biet-Wettstreit ins Schwitzen, als sie ein Album mit begehrten Arbeiten russischer Künstler auf den Höchstzuschlag von 12.000 Euro trieben. Diese Sammlung exquisiter Kunstwerke wird nun in ihre Heimat zurückkehren. Ebenfalls erfolgreich war man mit der detaillierten Gouache „Schiffe vor Sankt Petersburg“ von Barth aus dem Jahr 1813, die von 280 Euro Limit auf 5.500 Euro gehoben wurde. Telefon: 03672/424350 Internet: www.auktionshaus-wendl.de

NACHBERICHTE n Wormser Spielzeugauktion, Worms Mit über 4.500 Positionen war die 117. Wormser Spielzeug-Auktion am ersten Juni-Wochenende sehr umfangreich und vor allem erfolgreich. Eisenbahnen aller Spurweiten und von allen namhaften Herstellern stellten mit rund 3.000 Positionen traditionell den größten Anteil der Auktion. Bei den Spurweiten bis H0 war eine Märklin ELok „Krokodil“ (CCS 800) im Programm, die für 3.500 Euro versteigert wurde. Eben-

Fürstenkris aus dem Hause des balinesischen Nationalhelden Gusti Ketut Jelantik (Aufruf 460/Zuschlag 7.000 Euro). Wendl, Rudolstadt, Juni 2017 08 / 17


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06.07.2017

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SCHALLPLATTEN 30

.. SCHWARZES GOLD FUR SCHALLPLATTEN-SAMMLER

€ 80-120 08/15 „1000 Gelbe Tennisbälle 7 Inch”, 1981 in der BRD auf Konnekschen veröffentlicht (gegründet 1979 von Robert Hitz in Hamburg), Nr. „Kon S 8”. Hinter 08/15 steckt Andreas Thein, der später mit dem Song „Dr. Mabuse” von Propaganda (produziert von Paul Morley/ZTT Records) einen UK Top 30 Hit landete

€ 100-150

Chaos Z (1980-1983, später Fliehende Stürme) „Keine Gnade LP”, veröffentlicht 1982 auf Rock-O-Rama BRD, Nr. „RRR 13”. Stuttgarter „Hardcore Punk”-Band um das Brüderpaar Thomas und Andreas Löhr im Stil von Discharge bzw. finnischer HC-Bands

€ 100-150 Marianne Faithfull (geb. 1946) „Same LP”, veröffentlicht 1965 in England auf Decca Records, No. „LK 4689 Mono”, laminiertes „Cloud & Baker”-Cover. Bekannt wurde sie 1964 mit ihrer Coverversion von „As Tears Go By” (Rolling Stones) und ihrer späteren Liaison mit Mick Jagger und dem Song „Sister Morphine”

€ 400-700 Grant Green (1935-1979) „Idle Moments LP”, erschienen 1964 bei Blue Note USA, No. „BLP 4154 Mono”. Erstpressung, „Van Gelder”-Stamp, „Ear” in dead wax. Beteiligt waren bei der Aufnahme im November 1963 neben Grant Green noch Joe Henderson (Tenorsax), Bobby Hutcherson (Vibraphon), Duke Pearson (Piano), Bob Cranshaw (Bass) und Al Harewood (Drums). Grant Green nahm bei Blue Note zwischen 1960 und 1965 als Leader oder Bandmitglied mehr Platten auf als irgendjemand sonst € 80-120 Hot Boogie Chillun „Tonight 7 Inch”, 1993 auf Schwarz Records Germany, Nr. „6670”. Debüt-Single der „PunkA-Billy”-Formation um Roberto Bangrazu (Drums), Frank Kernbach (Kontrabass) und Sascha Vollmer (Gesang, Gitarre), die damals zu einem kleinen Radio-IndieHit wurde. Vollmer („Hoss Power”) gründete 2004 in Berlin später die erfolgreiche „Cowboy”-Band The BossHoss

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€ 80-120 Superfunk Special „Lord Funk LP”, 1973 auf Finger Records Germany, Nr. „2960104”. Belgisches „Hot-FunkyChicken”-Trio um Francis Weyer, Douglas Lucas und Ralph Benatar mit dem über 20-minütigen Killer-Track „Lord Funk”

€ 150-200 Sissi King „Küss Mich Nie im Regen/Tricky Dick 7 Inch”, wohl Ende der 1960er-Jahre auf Monophon BRD, Nr. „Mos 1016”. „Sissi” veröffentlichte u.a. als Kinderstar die Single „Meine Mami Macht Eine Schlankheitskur”

€ 150-250 Man „Revelation LP”, veröffentlicht 1969 auf Pye Records UK, No. „NSPL 18275”. Debüt-Album der walisischen Rockband, die es damals mit dem psychedelischen Stöhn-Song „Erotica” schafften, auf dem UK-Index zu landen


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SCHALLPLATTEN 31

€ 150-200 Nana Mouskouri/Manos Hadjidakis „Festival Ellinikou Tragoudiou 1960 EP”, Griechenland 1960 auf Fidelity, No. „EP 8022”. Mouskouri ist mit 300 Millionen verkauften Tonträgern nach Madonna die zweiterfolgreichste Sängerin weltweit

€ 80-150 Slade „Slayed? LP”, veröffentlicht 1972 in England auf Polydor Records, No. „2383163”. Mit dieser Scheibe startete die Wolverhamptoner „Glam-Rock”-Band um den Sänger Noddy Holder weltweit so richtig durch. Damals war „Slayed?” das ultimative Partyalbum. Bis 1976 schafften es alle ihre Singles in die britischen Top 20, sechs davon bis auf Platz 1

€ 30-60 Thin Lizzy „Jailbreak LP”, 1976 auf Vertigo UK, No. „9102008”, Gatefold-Cover. Irische Rockband um Phil Lynott, die mit dieser LP einen Hit landeten „The Boys ...”

€ 80-100

Marius Müller Westernhagen (geb. 1948 Düsseldorf) „Affentheater LP &

€ 100-200 Elvis Presley (1935 Tupelo-1977 Memphis) „Golden Boy LP”, erschienen 1966 auf Hör Zu, Nr. „SHZT 521”. Compilation-LP u.a. mit Songs aus dem Paramount-Film „Girls! Girls! Girls!” und dem MGM-Film „Girl Happy”

€ 100-200 Smoke „Everything LP”, erschienen 1973 bei MPS/BASF Records Germany, Nr. „2121291-2”. Aufgenommen wurde die Schallplatte schon am 22.09.1971 im Wally Heider Recording Studio in San Francisco. Beteiligt waren die „Jazz”-Größen Lani Wilson, Shirley Puckett, Nardy Dedmann, Bobb Bragg, Garry Griffieth, Akira Tana, Danny Daniels, Woodi Webb und Hakim Ali Muhammad

7 Inch”, erschienen 1994 auf WEA/Halleluja Communications Germany, Nr. „450997019-1”. Das 14. Studioalbum gilt als Westernhagens meistverkauftes Album und erreichte damals Dreifach-Platin

€ 100-200 Cat Stevens (geb. 1948 als Steven Demetre Georgiou in London, später „Yusuf Islam”) „Tea For The Tillerman

€ 150-200 Sade (Sade Adu, geb. 1959 Ibadan/Nigeria) „The Ultimate Collection 3xLP”, 2011 in Europa auf Epic/Sony Records, No. „88697906851”, Klappcover. Mit ihrem damaligen Debütalbum „Diamond Life” (1984) erlangte sie Weltruhm (über 10 Millionen verkaufte LPs)

LP”, erschienen 1970 auf Pink Island Records in England, No. „ILPS 9135”, Gatefold-Cover, printed by E.J. Day Group Alle angegebenen Schallplattenpreise verstehen sich als ungefähre Richtpreise, die bei Internet-Auktionen, Schallplattenbörsen, Sammler-Foren, Festpreislisten, Privatverkäufen etc. erzielt oder angeboten wurden. Die Preise gelten in der Regel für Mint/Mint- Exemplare (neuwertig bzw. minimale Gebrauchsspuren).

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ONLINETIPP 33 n Im nächsten Jahr wird auch das letzte Steinkohlebergwerk im Lande geschlossen werden und damit das bedeutendste Kapitel der deutschen Bergbaugeschichte beendet sein. Nun können Bergwerke nicht gesammelt werden, doch es werden reichlich Erinnerungen bleiben. Schon seit Jahren existieren bedeutende Museen, die einen guten Eindruck von der früheren Arbeit unter Tage vemitteln und mit zahlreichen Exponaten aus drei Jahrhunderten aufwarten können. Sehr rührig sind auch zahlreiche Vereine und Privatpersonen, vorwiegend in ehemaligen Bergbauregionen, die Bergbaugeschichte in Ausstellungen oder virtuell im Internet präsentieren.

BERGBAU n Deutsches Bergbaumuseum Wer sich der Bochumer Innenstadt nähert, kann das größte Ausstellungsstück des wahrscheinlich bedeutendsten Bergbaumuseums der Welt, ein über 70 m hohes Fördergerüst, nicht übersehen. Mit Dauerund Sonderausstellungen werden zahllose Exponate aus der Geschichte des Bergbaus präsentiert, und in einem Anschauungsbergwerk in 20 m Tiefe mit einer Streckenlänge von ca. 2,5 km Länge lässt sich die mühsame Arbeit der Bergleute nachempfinden. www.bergbaumuseum.de

n Rheinhauser Bergbausammlung Diese Sammlung bezieht sich vorwiegend auf den Bergbau im Raum Duisburg. Auf der Homepage wird eine umfangreiche Sammlung mit vielen Bildern und ausführlichen Informationen, darunter Maschinen und Werkzeugen aus dem Einsatz unter Tage, historischen Dokumenten, Brauchtumsobjekten, mehreren Modellen u.a.m., sachkundig präsentiert. Die Besichtigung der Sammlung vor Ort in Duisburg einschließlich einer fachkundigen Führung ist kostenlos. Es sind zahlreiche Verweise auf Homepages vorhanden, die sich z. T. sehr ausführlich mit Zechen des Ruhrgebietes beschäftigen.

n Emser Bergbaumuseum Mit der Geschichte des Erzbergbaus in Bad Ems beschäftigt sich das von einem Verein betriebene Emser Bergbaumuseum, zu dem auch ein Besucherstollen, eine Bahnanlage und ein umfangreiches Archiv gehören. Mehrere Ausgaben des vom Verein veröffentlichten Mitteilungsblattes „Der Anschläger" stehen als pdf-Dateien zur Verfügung. www.emser-bergbaumuseum.de

n Bergmannstradition Ein Verein präsentiert mit sonntäglichen Besichtungsmöglichkeiten in Kamp-Lintfort das „Haus des Bergmanns" mit Einblicken in das Alltagsleben der Bergleute der 1930er-Jahre und nach Absprache sind auch Führungen durch einen Lehrstollen möglich. Details dazu und Hinweise auf viele andere Aktivitäten sind auf der Homepage zu finden. Online werden z. T. recht üppige Sammlungen mehrerer Vereinsmitglieder vorgestellt. www.bergmannstradition.de

n Bergbaulampen Eine umfangreiche Privatsammlung mit Bergbaulampen aus aller Welt, von denen die meisten aus der Zeit vor der Elektrifizierung stammen, wird hier in fünf Kategorien mit viel Bildmaterial und ausführlichen Beschreibungen vorgestellt. Auch werden weitere Objekte zum Thema vorgestellt. www.mineralienzimmer.heimat.eu/bergbaulampen.html

www.bergbausammlung.de

n Bergbausammlung Gelsenkirchen Diese Sammlung, ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer Organisationen, kann dienstags von 14 bis 19 Uhr und auch nach Vereinbarung besichtigt werden. Die InternetPräsentation bietet üppige Informationen zur Bergbaugeschichte und Hinweise auf die vielen Exponate. Teile der Homepage befinden sich noch im Aufbau, doch unter „Die Ausstellung" und „Galerie" sind bereits zahlreiche Fotos und auch ein Video zu sehen. www.bergbausammlung-rotthausen.de 08 / 17


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06.07.2017

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78_85_Kunststoffautos

06.07.2017

15:14 Uhr

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SPIELZEUG 78

AUTOS AUS KUNSTSTOFF REINHARD BOGENA

Plastik für die Ewigkeit?

nen Sandkasten. Da wurden tiefe Löcher gebaggert und Straßen für Autos und Lastwagen aus Plastik gebaut. Blechspielzeug überlebte solche Einsätze nur selten, andererseits darf man nicht verkennen, dass auch von den Kunststoffmodellen meist nur solche die Zeit überdauerten, die dem Spieltrieb der lieben Kleinen am wenigsten ausgesetzt waren, ja, vielleicht sogar als Ladenhüter in irgendeinem alten Waren-

Einsatz im Sandkasten Kinder, die sich während ihrer ersten Jahre noch nicht einer Ganztagesbetreuung in staatlichen Organisationen zu unterwerfen hatten, lernten ihren eigenen Begriff von Freiheit kennen: Ihr Spielplatz war draußen: Wiesen, Wälder, Gärten, Hinterhöfe, manchmal ein Fabrikgelände. Nicht wenige besaßen zudem so etwas wie ei-

lager unbeachtet liegen blieben, denn sie hatten in den Augen der Erwachsenen einen nur geringen Wert. Es waren Billigprodukte, die schon in den 50er-Jahren auch auf Jahrmärkten oder in Versandhauskatalogen als Sandkastenspielzeug verkauft wurden. Heute sind diese FahrKunststoff-Fahrzeuge um 1961. – Kunststoff-Modelle. – Wohnwagen-Gespann der 60er-Jahre. – Mercedes 190 SL, Norddeutsche Plastik 08 / 17


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Tanklastwagen von Keim. – Tankwagen Heckansicht. – Der Auflieger lässt sich mit Wasser befüllen ... – ... und über einen Schlauch entleeren zeuge aus Kunststoff oder Plastik meist seltener als solche aus Blech. Viele davon gerieten in Vergessenheit, denn allein das Blechspielzeug ist untrennbar mit der Zeit des Wirtschaftswunders verbunden. War es die Sorge ums Kind, weshalb es aus der Mode kam? Man befürchtete Verletzungen durch scharfe Kanten. Darum gingen viele Hersteller (darunter Gama und Schuco) dazu über, zunächst Teile, vor allem Karosserien, durch weicheres Material zu ersetzen, während das Chassis und verschiedene Zierteile noch aus Blech geprägt wurden. Andere setzten ganz auf Kunststoff, verzichteten vereinzelt sogar auf ein Chassis, einen Unterboden. Hier bestehen allein die meist feststehenden, eingeklipsten Achsen noch aus Metall.

Modelle und Vorbilder Beachtenswerte Modelle entstanden aus dem neuen Material, das sich auch für das Spiel im Sand eignet und es nicht übel nimmt, wenn es draußen vergessen wird und feuchter Witterung ausgesetzt ist. Nässe wäre für die oft mit elektrischen Funktionen ausgestatteten Blechautos Gift gewesen. Produkte aus Kunststoff verkrafteten außerdem einen Sturz meist ohne Schaden. Man könnte glauben, sie waren für die Ewigkeit geschaffen. Doch die Zeit belehrte uns eines Besseren. Viel zu lange haben wir alles, was nicht aus Blech ist, einfach übersehen. Zu spät merkten wir, dass auch diese Teile ein Stück Zeitgeschichte sind, die vielleicht sogar zu unserer persönlichen Vergangenheit gehören, zum Teil auch aufgrund ihrer unvergessenen Vorbilder. Da ist etwa der Opel

Blitz, dessen rundliches Fahrerhausdesign mit dem breiten Kühlergrill eindeutig nach dem Vorbild amerikanischer PickupTrucks gestylt wurde. 1952 hatte er seinen Vorgänger abgelöst. Von da an bevölkerte der 1,75-Tonner die Straßen der Bundesrepublik und trug maßgeblich zum Wirtschaftswunder bei. Man sah ihn im Nah- und Fernverkehr, beim Kohlenhändler und auf Wochenmärkten ebenso wie bei der Feuerwehr. Mit seinem 6-ZylinderBenzinmotor ließ sich jeder Brandherd schnell erreichen. Ob aber je einer als Sattelzugmaschine einen Tankauflieger zog wie das historische Kunststoffmodell? Eher unwahrscheinlich, denn dazu war er einfach zu leicht. Im Sandkasten spielte das keine Rolle – und das Schönste: Diese Aufgabe, das Lebenselexier für Autos Opel Blitz Abschleppwagen von Keim. – Opel Blitz Getränkewagen von Keim

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78_85_Kunststoffautos

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SPIELZEUG 82

men. Schriftzüge und Markenembleme (etwa „Bluna" auf der einen Seite und „afri cola" auf der anderen Seite des Getränkelasters) sind teils aufgeklebt, teils leicht eingeprägt und rot ausgemalt wie beim Shell-Tankwagen. Ein weiteres kleines Extra ist der aufgesteckte Außenrückspiegel. Der Abschleppwagen besitzt neben dem verstellbaren Abschleppkran eine Werkzeugbox mit Klappdeckel, was den Spielwert erhöhte.

Gescha, Schildkröt Ein weiteres Modell des Opel Blitz in ähnlicher, aber mehr stilisierter Ausführung

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stammt von Gescha (Gebrüder Schmid), ebenfalls eine Nürnberger Spielzeugfirma. Auch diesen Lastwagen, der sowohl mit als auch ohne Markung in den Handel kam, gab es mit unterschiedlichen Aufbauten, sogar (wenig vorbildgerecht) als Raketenwerfer und mit roten Rädern. Verschiedenen Angaben zufolge könnte der Blitz möglicherweise auch bei Michael Seidel produziert und / oder von Gescha mit anderen Aufbauten versehen worden sein. Mit deutlich größeren Ausmaßen hebt sich ein Lastwagen aus dem Hause Schildkröt von den beiden Opel-Blitz-Fahrzeugen ab. Eigentlich ist dieser Hersteller mit Sitz in Mannheim / Neckarau nur für die Produktion von Puppen bekannt. Vorbild für den Schildkröt-Lkw in Frontlenkerbauweise war möglicherweise ein Renault,

Mercedes Wohnwagengespann. – Mercedes; der Kofferraum lässt sich öffnen. – Mercedes mit und ohne Schwungradmotor. – Mercedes 300 von Arnold und Feuerwehr, vermutlich Geiger vielleicht auch ein DAF aus den frühen 50er-Jahren. Interessanterweise gab es das sonst sehr einfach gehaltene Fahrzeug unter anderem mit Aufbauten als Getränkewagen, wozu auch die jeweils passende Ladung gehört: Milchkannen bzw. Coca-Cola-Kisten. Das macht es heute ebenso wenig einfach, ein Fahrzeug in VW Pritschenwagen von Steiff mit Spannungsriss. – VW-Pritschenwagen mit Schwungradmotor, ungemarkt


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FUNDSTÜCKE 98

FLOHMARKTPREISE

■ Spielzeug Sitzender Trinkbär, Hersteller Alps Shoji Ltd., Tokio, Ende 1950er-Jahre, Aufziehmechanismus rückseitig (Schlüssel vorhanden), Sitzhöhe (Bär kann auch stehen) circa 20 cm. Der trinkende Bär schenkt sich aus der Flasche Milch in den Becher ein, hebt Kopf und Arm, führt den Becher zum Mund, trinkt, setzt den Becher ab, füllt ihn erneut aus der Flasche und wackelt mit den Augen dazu. Durch einen Schlauchmechanismus im Inneren des Bären auch mit echter Flüssigkeit funktionsfähig. Die japanische Firma Alps wurde 1948 gegründet und entwarf in den 50er-/60erJahren zahlreiche heute noch begehrte Sammler-Spielzeuge (Roboter, Fahrzeuge aller Art, mechanische Bären etc.) Die Firma stellte auch weitere Trinkbären (Pepsi, Coca Cola, Bier), Affen sowie Hasen wie „Picnic Bunny" mit ausgeklügelten Funktionen her (auch mit Batterieantrieb). Dieser lustige und leicht beschwipste Bär dürfte bei Sammlern auf Interesse stoßen. Ein Preis zwischen 80 bis 150 Euro wäre wohl realistisch. Flohmarktpreis: 50 Euro

■ Grafik Druckgrafik „Heimkehrender Tiroler Landsturm im Kriege von 1809“, Franz Defregger (1835 Ederhof / Osttirol - 1921 München, österreichischer Genre- und Historienmaler), betitelt „Heimkehr der Sieger” (1876), verso unten mittig auf Pappe in Kreisform geprägt „KGL. National Galerie Berlin“, Maße 66 x 49 cm, Gesamtmaße 88 x 72 cm. Unter Führung eines an der linken Hand verwundeten Bauern schreitet ein „Landsturm“-Zug junger Tiroler aus den ersten Kämpfen mit den Franzosen im Jahr 1809 siegreich zurückkehrend durch die heimische Ortschaft. Im Hintergrund gefangene Franzosen und eine erbeutete Tricolore, umgeben vom jubelnden Heimatvolk. Monumentales Hauptwerk von Defregger, das von der Berliner Nationalgalerie in Auftrag gegeben wurde. Dieses Druckwerk wurde wohl offiziell von der Berliner Nationalgalerie (Stempelprägung 1880-1900?) herausgegeben und könnte besonders in Tirol nachgefragt sein. 100 bis 150 Euro dürften somit zu erzielen sein. Flohmarktpreis: 50 Euro

■ Keramik Erscheinungstermin September-Ausgabe: Abo-Versand 21.08.2017 Erstverkaufstag Handel 25.08.2017

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Bowle, Künstlerentwurf von Carl Mehlem (1885-1976), um 1910, Ausführung Reinold Merkelbach, Grenzhausen, runder Standfuß mit Stempelmarke ab 1909, Modell-Nummer „2286“, 4-Liter-Gefäß, Höhe 26 cm. In der Masse grau getönter Steinzeugscherben, blau dekoriert mit kreisförmigen Motiven, dreigriffiger Deckel, darauf umlaufend Sinnspruch „Wundermedizin Allein Ist Der Wein“. 1845 gründete Wilhelm Merkelbach (1817-1859) in Grenzhausen eine Kannenbäckerei, später übernahm sein Sohn Wilhelm Reinhold

Merkelbach (1847-1891) die Fabrik. Ab 1892 firmierte die Fabrik als Steinzeug- & Thonwaarenfabrik, Zinngiesserei & Malerei Reinhold Merkelbach. 1907 übernahmen die Söhne Paul Merkelbach (18821917) und Reinhold Merkelbach (18851918) die Fabrik. 1911 gründete Merkelbach zusammen mit den Fabriken Müller, Hanke und Gerz die Steinzeugwerke Höhr-Grenzhausen GmbH. 2007 wurde die Produktion dann endgültig aufgegeben und die Steinzeugfabrik Matthias Girmscheid übernahm zahlreiche Formentwürfe; sowohl Goebel als auch Girmscheid produzierten diverse Jugendstilentwürfe als Neuauflagen. Ein originale Bowle im neuwertigen Zustand sollte mindestens 80 bis 120 Euro erzielen. Flohmarktpreis: 50 Euro


Termine im August 06 So Köln-Marsdorf

Globus, Max-Planck-Straße

06 So Köln-Porz-Eil

Real, Rudolf-Diesel-Straße

NEU

13 So Köln-Pesch

OBI, Im Gewerbegebiet Pesch

NEU

13 So Köln-Porz-Lind

Porta, Portastraße

NEU

20 So Köln-Marsdorf

OBI, Emmy-Noether-Straße

NEU

20 So Köln-Ossendorf

IKEA, Am Butzweilerhof

27 So Köln-Godorf

IKEA, Godorfer Hauptstraße

27 So Köln-Marsdorf

Roller, Max-Planck-Straße

Platzreservierung NEU

Termine im September 03 So Köln-Marsdorf

Globus, Max-Planck-Straße

03 So Köln-Porz-Eil

Real, Rudolf-Diesel-Straße

NEU

10 So Köln-Pesch

OBI, Im Gewerbegebiet Pesch

NEU

10 So Köln-Porz-Lind

Porta, Portastraße

NEU

17 So Köln-Marsdorf

OBI, Emmy-Noether-Straße

NEU

17 So Köln-Ossendorf

IKEA, Am Butzweilerhof

24 So Köln-Godorf

IKEA, Godorfer Hauptstraße

24 So Köln-Marsdorf

Roller, Max-Planck-Straße

NEU

Preise pro Termin

Fahrzeuge am Stand

Grundgebühr pro Stand 10 € Trödel, je Meter 10 € Neuware, je Meter 20 € Mindeststandgröße 2 Meter.

Pkw Pkw mit Hänger Bus/Transporter Bus mit Hänger Lkw

08_Kopp_A4_Heftrueckseite_ohne.indd 1

Kopp Veranstaltungs – GmbH & Co. KG Homburger Straße 22 50969 Köln-Zollstock Telefon: (0221) 36 47 03 Telefax: (0221) 360 56 67 www.kopp-maerkte.de

ab 4 m Stand ab 6 m Stand ab 6 m Stand ab 8 m Stand ab 8 m Stand

Mo bis Do im Büro Globus Handelshof IKEA OBI Porta Real Roller

10-16 Uhr 10-16 Uhr 10-16 Uhr 10-16 Uhr 10-16 Uhr 10-16 Uhr 10-16 Uhr

Samstag vor Ort Globus 17 Uhr Handelshof keine IKEA 17 Uhr OBI 17 Uhr Porta 17 Uhr Real 17 Uhr Roller 17 Uhr

Sonn- und Feiertag vor Ort Globus Handelshof IKEA OBI Porta Real Roller

ab 6 Uhr ab 6 Uhr ab 6 Uhr ab 6 Uhr ab 6 Uhr ab 6 Uhr ab 6 Uhr

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