Sammler Journal 10/2019

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oKToBer 2019

Oktober 2019 · B 1309 | € 8,00 Schweiz CHF 12,30 | Österreich € 8,90 | Be/ne/lux € 9,00

Sammler Journal

KUNST • ANTIQUITÄTEN • AUKTIONEN

Über 2.000 Termine

AUSSTELLUNGEN • AUKTIONEN • HAMMERPREISE

Auf Biegen und Brechen

GEMI

200 Jahre Thonet

Tschechischer Surrealismus: Poetisch, avantgardistisch, radikal Bruno Bruni: Moderne im Gewand der alten Meister


U2_Kube

11.09.2019

14:55 Uhr

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K UNSTHANDEL – A UKTIONEN Altes Schloss – D-91484 Sugenheim/Mittelfranken Tel. (0 91 65) 6 50 • Fax (0 91 65) 12 92 www.kube-auktionen.de • info@kube-auktionen.de

Ihr Experte in der Sendung „KUNST & KREMPEL“ (Bayerisches Fernsehen) seit 1990!

137. AUKTION • 26. OKT. 2019 • 12 UHR Alte Waffen • Militaria • Orden • Literatur

Aus unserem Angebot der Auktion 137 Rd. 1700 Lose. Außergewöhnliche Blankwaffensammlung 18. und 19. Jhdt. mit Hirschfängern, Degen, Säbeln, Pallaschen, Dolchen und Bajonetten, dabei Frankreich Husaren-Mameluckensäbel mit Schlachtenbandeau der Freiheitskriege, Österreich 2 Madonnensäbel, Russland Adlerkopfpallasch Zeit Katharina II. die Große, Kurpfalz-Bayern Reiterpallasch – Regiment Zweibrücken –, Offizierspallasch Passau, Offizierspallasch Kurhessen, große Auswahl preußische Blankwaffen, SachsenPolen Reiterpallasch Zeit August des Starken und Reiterpallasch Modell 1810, Schießpreis-IOD Sachsen 1899 und weitere. Stangenwaffen und Vorderladerwaffen. Großes Angebot an Kopfbedeckungen 19. Jhdt. und Kaiserzeit, Uniformen, Ausrüstung, Kartuschkästen etc. Gemälde und Bronzen. Reservistenkrüge. Orden und Ehrenzeichen, dabei Goldenes Vließ und Militär-Maria-Theresien-Orden mit Provenienz. Spielzeugsoldaten Lineol und Elastolin. 15 Uniformfigurinen 2. Weltkrieg. Viele Varia.

Der reich illustrierte Katalog erscheint am 4. Oktober und kann gegen 20.- Euro Vorkasse bezogen werden.


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INHALT

FOTOKUNST SPEZIAL Amateurfotografie

200 JAHRE THONET Auf Biegen und Brechen von Dr. Wolfgang Hornik

32 34

Titelbild: Blick in die Ausstellung „Thonet & Design“ Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

SAMMLER-SERVICE

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TSCHECHISCHER SURREALISMUS

MAGAZIN

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von Dr. Harald Tesan

Poetisch, avantgardistisch, radikal

MESSETERMINE

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KUNSTMARKT

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FOTOKUNST

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AUKTIONSTERMINE

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INSERENTENVERZEICHNIS

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BRUNO BRUNI

AUKTIONSNOTIZEN

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von Dr. Bettina Krogemann

AUSSTELLUNGSTERMINE

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AUSSTELLUNGEN

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LITERATURTIPP

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AUKTIONSPREISE

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VORSCHAU | IMPRESSUM

Moderne im Gewand der alten Meister

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KANADISCHE IMPRESSIONISTEN Ausstellung in München

62 70 86

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MAGAZIN

Kunst & Antiquitäten München: „In Zukunft soll die Messe weiterhin mit ihrer allseits geschätzten, lässig-eleganten Atmosphäre punkten und ein Marktplatz für hochwertige Kunstwerke und Antiquitäten sein, an dem sich Alt und Jung gleichermaßen gut aufgehoben und beraten fühlen. Die Messe soll ein Ort sein, an dem man Objekte mit dem gewissen Etwas findet und das in den verschiedensten Preislagen.” TELEFON | 08628/98407 WEBSEITE | www.kunst-antiquitaeten.de

Alles aus Papier Positions Munich Art Fair in der Reithalle Die erste Ausgabe der neuen Positions Munich Art Fair findet vom 17. bis 20. Oktober in der Reithalle München statt. Nach zwei sehr erfolgreichen Ausgaben der paper positions munich wird die Messe nun zur Positions Munich Art Fair mit einem Spezialsektor paper positions erweitert. Die Veranstalter laden 37 internationale Galerien ein, sich mit ihren wichtigsten Positionen aus zeitPeter Harskamp (geb. 1951), Frau mit roter Katze und Granatapfel; Kunsthaus Bühler Stuttgart auf der Kunst & Antiquitäten in München

Mit dem gewissen Etwas Kunst & Antiquitäten im Haus der Kunst München Mit der 99. Ausgabe der Kunst & Antiquitäten München zieht die traditionsreiche Messe nach einem Zwischenstopp in der Kleinen Olympiahalle diesen Herbst in den Westflügel des Haus der Kunst und schafft damit eine örtliche Nähe zu den vielfältigen Veranstaltungen und Angeboten, die im gleichen Zeitraum in der Kunstmetropole München stattfinden. Bereits ab Mitte der 1950er-Jahre hatte die berühmteste Kunstmesse Deutschlands im Haus der Kunst stattgefunden. An diese Tradition möchten die Veranstalter anknüpfen und die Schätze ihrer Ausstellerinnen und Aussteller im Herzen der Stadt in diesem einzigartigen Umfeld präsentieren. Beim traditionellen Angebot bleibt sich die Messe treu. Das Sortiment überzeugt mit Accessoires, Kunsthandwerk, Einrichtung, Dekoration, Schmuck und Skulpturen bis hin zu Gemälden vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Auch die alpenländische Volkskunst wird traditionell als Schwerpunkt präsentiert. Maximilian Lerch, 1. Vorstand des Vereins Münchner Antiquitätenmarkt, der die Messe gemeinsam mit dem langjährigen Messeleiter Andreas Ramer organisiert, sagt über die

Kelim Hummer, Skandinavien, vermutlich Schweden, Jugendstil; bei Maximilian Lerch auf der Kunst & Antiquitäten in München


007_Wendl

11.09.2019

14:57 Uhr

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www.scheublein.com

www.scheublein.com

www.auktionshaus-wendl.de www.winterberg-kunst.de


009_Franke

11.09.2019

14:57 Uhr

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www.leo-spik.de

www.versteigerungshaus.de

www.auktionshaus-franke.de


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MAGAZIN

Formate. Zum einen die Young Dealers: Erstmalig werden junge Händler mit Visionen gefördert. Es präsentieren sich Felicitas Vogdt, Galerie Stefan Vogdt, mit Design und Kunsthandwerk der 1940er- bis 1980er-Jahre, Johannes Eggerbauer mit Papierarbeiten des Expressionismus und der Klassischen Moderne und Martina Tauber Fine Art, bekannt für salonähnliche Ausstellungen von der Moderne bis in die Gegenwart. Zum anderen die Orangerie: Im Seitenflügel werden die Anfänge der Highlights gewürdigt. Ein Dutzend früherer Mitstreiter und Gründungsmitglieder, darunter Konrad O. Bernheimer, Georg Laue und Heribert Tenschert zeigen in einer kuratierten Sonderschau ihre aktuell prominentesten Stücke. (16. bis 20. Oktober) Katja Hammerle, Ohne Titel, (My secret chamber); Artmuc

TELEFON | 089/23241350 WEBSEITE | www.munichhighlights.com

Foto: Artmuc

Für Entdecker Artmuc im Isarforum und auf der Praterinsel Zum ersten Mal nimmt die Artmuc heuer am Münchner Kunstherbst teil und präsentiert sich vom 17. bis 20. Oktober als Münchens großes Kunstfestival parallel zu den anderen stattfindenden Ausstellungen und Messen. Die Oktober-Ausgabe der Artmuc präsentiert dabei wieder mehr als 130 nationale und internationale Künstler sowie 20 Galerien und Kunstprojekte gleichzeitig in beiden Locations. Mit dabei sind Künstler und Projekte unter anderem aus Luxemburg, der Ukraine, Österreich, Schweiz, Frankreich, Spanien, Deutschland, Portugal, Italien, Bulgarien und erstmalig auch aus Japan. Die Messe positioniert sich eindeutig als Entdeckermesse und Verkaufsplattform für zeitgenössische Kunst, die man sich auch noch leisten kann. „Die Dynamik am Kunstmarkt hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen und bie-

tet ständig so viel Neues. Die Artmuc ist ein idealer Rahmen, dies einem breiten Publikum näher zu bringen,“ so der Veranstalter Raiko Schwalbe. Im Rahmen einer Kooperation zwischen der Artmuc und art42 Kunsthandel aus Wörth am Rhein, wird auf der Messe erstmalig im Rahmen einer Sonderausstellung neben bekannten Kunstwerken des Künstlers die „Emaille-Edition Mel Ramos“, die exklusiv nur über Rupert Schroeder als Initiator für den Kunstmarkt verlegt wird, vom Galeristen Atilla Kirbas gezeigt. Bei der Oktober-Ausgabe der Artmuc präsentiert whitebox.art aus München erneut im ehemaligen Atelierhaus 3 auf der Praterinsel eine Ausstellung mit Künstlern aus dem Bereich der Multimedia-Kunst. Ferner lobt der Veranstalter den Artmuc Award aus, der drei Gewinnern Raum zum Arbeiten verschaffen soll. TELEFON | 01577/3881151 WEBSEITE | www.artmuc.info

Filigrane Freuden Glassammlerbörse in Spiegelberg Die Freunde alter Gläser (Waldglas, Trinkgläser, Flaschen, Literatur und vieles mehr) treffen sich auch in diesem Jahr wieder in Spiegelberg. Bei den angebotenen Gläsern handelt es sich um Originale aus verschiedenen Epochen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Die Glassammlerbörse findet am Samstag, 19. Oktober, von 15 bis 18 Uhr und am Sonntag, 20. Oktober, von 10 bis 13 Uhr statt. Die Aussteller aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden präsentieren ihre Schätze in der Mehrzweckhalle in 71579 Spiegelberg, Finkenstraße 33. Die Begutachtung antiker Gläser ist möglich. Die Halle bietet einen barrierefreien Zugang, Parkplätze sind ausreichend vorhanden. Der Eintritt ist frei.

Yoshida Mikihiko, Wave 3, Japan 2019; Artmuc

Foto: Artmuc

TELEFON | 07194/95010 WEBSEITE | www.glasmuseum-spiegelberg.de


011_Geble

11.09.2019

14:58 Uhr

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www.eppli.com

www.auktionshaus-rehm.de

www.auktionshaus-geble.de


013_Koller

11.09.2019

14:58 Uhr

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www.kollerauktionen.com

EINLADUNG ZUR KUNSTAUKTION Samstag, 12. Oktober 2019 Beginn 10.00 Uhr – Saalöffnung 9.00 Uhr Vorbesichtigung Sa So Mo Di Mi

GmbH

05.10.19 06.10.19 07.10.19 08.10.19 09.10.19

10.00 -18.00 Uhr 10.00 -18.00 Uhr 10.00 -18.00 Uhr 10.00 -18.00 Uhr 10.00 -18.00 Uhr

Do.+Fr. sind wir telefonisch erreichbar.

Auktionskatalog unter: www.auktionshaus-walldorf.de Heinrich-Hertz-Straße 9 D-69190 Walldorf bei Heidelberg

Telefon 06227 / 40 43 Telefax 06227 / 63 64 2 info@auktionshaus-walldorf.de

Wir suchen ständig Einlieferungen Antikes, Kunst, Schmuck, Gebrauchtwaren-An-Verkauf

Unsere nächsten Auktionen: Fr./Sa. 27./28. September Fr./Sa. 25./26. Oktober Versteigerungskatalog im Internet unter: www.auktionshalle-cuxhaven.de

Im Internet LIVE MITBIETEN möglich!

Herbstauktion mit Kunst und Antiquitäten Samstag 28.09.2019 ab 12 Uhr (Altmeister)-Gemälde, (Renaissance)-Skulpturen, (Moderne) Graphik, Silber, Porzellan, Schmuck, Sammlergegenstände, Möbel, Teppiche etc. Rheinische Madonna aus Sammlungsauflösungen. www.schwab-auktionen.de

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Vorbesichtigung vom 21.09. – 26.09.2019. Auktionshaus Sieglin GmbH • Gewerbestr. 49 • 79194 Gundelfingen 0761/8815 940 • info@auktionshaus-sieglin.de • www.auktionshaus-sieglin.de

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EINLIEFERUNGEN für die 163. Auktion am 19. Okt. 2019 ab sofort erbeten. Expertenberatung und Übernahme zur Auktion für: Antiquitäten • Gemälde (Alte und Neue Meister) • Uhren, Schmuck Silber • Glas des Art Nouveau und Art Déco • Porzellan / -Figuren Ikonen und Sakrales • Asiatika • Skulpturen, Plastiken • Kleinmöbel

Terminvereinbarung unter 089/12 71 51 00

www.auktionshausquentin.de


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MAGAZIN

Bartmann gesucht! Keramion in Frechen sucht Wahrzeichen

Dior, Guerlain, Chanel; Parfumflakon-Sammlerbörse in Holtzheim bei Straßburg Foto: Jaques Schumacher

Dufte Aussichten Parfumflakon-Sammlerbörse in Holtzheim Am Sonntag, dem 29. September kommen Liebhaber duftender Essenzen wieder auf ihre Kosten. Von 9.30 bis 16 Uhr öffnet der „Salle de la bruche“ in Holtzheim bei Straßburg (in unmittelbarer Nähe des Flughafens Entzheim) seine Tore. Seit 1999 ist diese Veranstaltung der größte Parfumflakon-Treff in Europa und erfreut sich hoher Beliebtheit. Sammler aus ganz Europa, Duftliebhaber und solche, die es werden wollen, reisen seit nunmehr 20 Jahren zu diesem „duften“ Höhepunkt in die elsässische Metropole. Viele Besucher und namhafte Aussteller aus der ganzen Welt werden zur dieser Parfumbörse erwartet. Nachdem in den letzten Jahren hochrangige Aussteller, wie das Lalique-Museum aus Wingen-sur-Moder und zwei Buchautoren und Designer für Pafumflakons an der Börse teilgenommen haben, wird dieses Jahr wieder insbesondere ein Experte für Guerlain-Flakons erwartet, der seltene Exponate der Firma Guerlain ausstellt und auch Flakons von Besuchern begutachtet. Über 50 Aussteller aus sechs Ländern bieten bei der Parfumbörse oftmals Flakons an, die hierzulande nicht oder nur sehr schwer erhältlich sind. Auf der Börse wird alles angeboten, was mit Düften und den dazu gehörenden Flakons zu tun hat. Der Besucher kann also Parfumflaschen von Armani bis Yves Saint Laurent und aktuelle Miniaturen kaufen. Die mit gefärbtem Wasser gefüllten Magnum-Flaschen, sogenannte Großfacticen, lassen so manches Sammlerherz höher schlagen. Ergänzt wird das Angebot durch Parfumflakons in allen Größen, Farben und Formen, durch Neuheiten, limitierte Düfte, Duftkarten, Schmuck, CremeParfums, Puderdosen, Accessoires aus dem Duftbereich bis hin zu Dekorationsartikeln und Fachliteratur. Vor allem Miniaturflakons sind gefragte Sammlerstücke. Flakons sind in allen Formen, Farben und Stilen verbreitet. Beinahe jeder namhafte Designer wie Ricci, Dior, Versace, Gaultier oder Lalique hat einen oder mehrere Düfte und Flakons kreiert. TELEFON | 0171/6349999 WEBSEITE | www.www.parfumboerse.de

Ob man die Urlaubstage in der Nähe verbringen oder in die Ferne ziehen kann: Das Keramion erinnert an seinen Aufruf „Bartmann – weltweit gesucht!“ und lädt alle zum Mitmachen ein. Wie in einem individuellen Entdeckerspiel gilt es, überall in der Welt Bartmannkrüge aus Frechen zu finden. Ein Foto ist mit dem Handy von diesem speziellen Fundstück schnell gemacht und an das Frechener Keramikmuseum geschickt. Gerne als Selfie mit einer kleinen Entdeckergeschichte. Sei es in Restaurants, Museen, auf Trödelmärkten oder im Antiquitätenhandel: Überall sind die Wahrzeichen von Frechen zu entdecken. Im Keramion wird das Foto des Bartmannkruges dann in eine digitale Galerie auf facebook eingestellt. Ziel ist es, dass durch die Beteiligung vieler Menschen möglichst zahlreiche Bartmannkrüge aus Frechen digital wieder zueinanderfinden und ein großes Netz der Fundorte präsentiert werden kann. Die Mitmachaktion soll daran erinnern, dass diese besonderen Steinzeugkrüge mit bärtigen Männergesichtern bereits ab dem 16. Jahrhundert nicht nur im Rheinland benutzt wurden, sondern als rheinischer Exportschlager über die Weltmeere bis nach Australien, Amerika oder Asien gelangten. TELEFON | 02234/697690 WEBSEITE | www.keramion.de

Fund eines Bartmannkruges auf Burg Solingen

Foto: Keramion


015_Thies

11.09.2019

14:58 Uhr

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www.andreas-thies.de


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11.09.2019

14:59 Uhr

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STAUFFER AUKTIONEN OHG Thomas Appel & Ernst Appel

Herbstauktion 12. Oktober 2019 Alte Waffen, Asiatica, Orden u. Ehrenzeichen, Militaria Karlstr. 34, 72525 Münsingen

Über 2500 historische Objekte: Archäologisches, Antiquitäten und Asiatika. Mittelalter: Rüstungen, Helme, Schwerter, Dolche und Degen. Schusswaffen: antike Rad-, Stein- und Perkussionsschlosswaffen. Militärwaffen. Moderne Waffen. Schusswaffen. Orden, Ehrenzeichen und Urkunden. Kaiserliche Militaria: Pickelhauben, Uniformen, Epauletten, Säbel. Militaria: feldgrau 1914-18. Sammlung Helme. Zahlreiche Militaria der Wehrmacht 1933-1945. Altes Spielzeug, Militär und Zivil. Militärische Antiquitäten: Gemälde, Grabenkunst, Porzellan, Bronzen. Reservistika. Zeitgeschichtliche Objekte, Sammelstücke von Polizei und Feuerwehr. U m f a n g r e i ch e r, b e b i l d e r t e r K a t a l o g g e g e n Vo r e i n s e n d u n g v o n 2 0 , - E u r o

Stauffer Auktionen OHG Karlstr. 34 • D-72525 Münsingen Tel. 0 73 81 / 50 10 07 • Fax: 0 73 81 / 50 10 09 E-Mail: schloss-auingen@t-online.de Internet: www.stauffer-auktionen.de Auktionen, Beratung, Schätzungen, Expertisen, Ankauf ganzer Sammlungen


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MAGAZIN

Experten für Glas bei „Kunst + Krempel”: Dr. Dedo von Kerssenbrock-Krosigk (links) und Christoph Bouillon (rechts) © BR, Ralf Wilschewski

Auf Schatzsuche „Kunst + Krempel” kommt nach Rudolstadt Nach drei Jahren kommt „Kunst + Krempel" wieder nach Thüringen. Von Samstag, 19. bis Sonntag, 20. Oktober 2019 zeichnet die Redaktion „Land und Leute" im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Deutschlands älteste Antiquitätensendung auf und sucht dafür Antiquitäten und deren Besitzer, die mehr über ihre Schätze erfahren wollen. Es ist schon ein kleines Abenteuer mit dabei zu sein. Denn wer weiß schon, ob ein Flohmarktfund sich als Schnäppchen, ein Gemälde vom Dachboden als verschollenes Meisterwerk oder die Stradivari sich nur als ein Imitat entpuppt. Bei „Kunst + Krempel" gibt es eine Garantie: fachlich ausgezeichnete Expertisen und gleichzeitig interessante Einblicke in die Art und Weise, wie die Kultsendung des BR Fernsehens entsteht. Dazu kommt „Kunst + Krempel" Mitte Oktober nach Rudolstadt, in den Festsaal von Schloss Heidecksburg. Etwa 13 Folgen entstehen hier in zwei Tagen, rund sieben Stunden Programm. Bewerben kann sich dafür jeder. Die Experten von „Kunst + Krempel" bewerten Objekte aus insgesamt vier Themengebieten: Glas, Musikinstrumente, Gemälde, Porzellan und Keramik. Pro Themengebiet werden etwa 40 Bewerber eingeladen (jeweils mit bis zu zwei Begleitpersonen). Rund 20 Objekte pro Themengebiet werden dann vor der Kamera begutachtet, aber auch für die anderen ist eine persönliche Beratung durch das „Kunst + Krempel"-Team garantiert. Interessierte Antiquitätenbesitzer können sich bis spätestens 11. Oktober 2019 beim BR Fernsehen bewerben (maximal vier Objekte pro Themengebiet sind möglich). Die Bewerbung mit Postanschrift, Telefonnummer, Objektfotos und Stichwort „Kunst + Krempel in Rudolstadt" kann per E-Mail an kunstundkrempel@br.de oder per Post an

BR Fernsehen, Kunst + Krempel, 81011 München geschickt werden. Weitere Informationen gibt es auf Bayerntext Tafel 382 sowie online unter kunstundkrempel.de. In den mehr als 30 Jahren ihres Bestehens hat „Kunst + Krempel", die Antiquitätensendung des BR Fernsehens, Kultstatus erlangt. Die Sendung lebt von der Wissensvermittlung, aber auch von der Spannung und den Emotionen, die mit der Begutachtung der Objekte verbunden ist. Fundament der Sendung ist das Wissen der Expertinnen und Experten und die Zeit, die sie sich für die Beratung nehmen. Aber auch die Erzählungen und die Erwartungen der Besitzer spielen eine wichtige Rolle. Im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg werden rund 13 Folgen der Antiquitätensendung aufgezeichnet. Ausstrahlungstermin der Sendung im BR Fernsehen ist jeden Samstagabend von 19.30 bis 20 Uhr (Wiederholung: jeden Samstag von 14 bis 14.30 Uhr in 3sat und jeden Sonntag von 16 bis 16.30 Uhr in ARD-alpha). Was wurde bei „Kunst + Krempel" nicht schon alles entdeckt: unter anderem ein als verschollen gegoltenes Gemälde „Rathausplatz Breslau", Hauptwerk des Romantikers Eduard Gaertner. Heute im Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg, Wert: rund 500.000 Euro. Ein Pastell des Berliner Malers Lesser Ury, Großstadtszene um 1910, versteigert am 25.6.2014 für umgerechnet 190.000 Euro. Ein Landschaftsbild des mexikanischen Malers José Maria Velasco von 1884, versteigert am 28.5.2014 für umgerechnet 212.000 Euro. Eine Gouache, Entwurf zu Luis Trenkers Buch „Meine Berge“ von Alfons Walde, versteigert am 10.12. 2016 für 72.000 Euro. Ein zuvor verschwunden geglaubter Anhänger des Bauhauskünstlers Naum Slutzky, Wert: 50.000 Euro. In Rudolstadt werden folgende Experten für „Kunst + Krempel" tätig sein: Glas: Dr. Dedo von Kerssenbrock-Krosigk, Glasmuseum Hentrich, Düsseldorf; Christoph Bouillon, Kunsthandel, Köln. Musikinstrumente: Prof. Dr. Josef Focht, Museum für Musikinstrumente, Leipzig; Dr. Martin Kares, Musikwissenschaftler, Karlsruhe. Gemälde: Prof. Dr. Hans Ottomeyer, Kunsthistoriker, München; Dr. Herbert Giese, beeid. Sachverständiger, Wien. Porzellan, Keramik: Dr. Samuel Wittwer, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Potsdam; Anke Wendl, Auktionatorin, Rudolstadt. Bewerber müssen auf jeden Fall neben ihren Schätzen ein paar Stunden Zeit und etwas Geduld mitbringen. Die Experten versuchen dafür, möglichst genaue mündliche Auskünfte zu geben. Teilnehmer, deren Auftritt vor der Kamera gesendet wird, benachrichtigt die Redaktion schriftlich und rechtzeitig über das Ausstrahlungsdatum. Die Veranstaltungen von „Kunst + Krempel” bieten kein Forum für An- oder Verkauf von Antiquitäten. Auch muss jegliche Art von kommerzieller Werbung untersagt werden. Mehr Infos und der Link zum Anmelden und Teilnehmen online unter: TELEFON | 089/590010551 WEBSEITE | https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/ kunst-und-krempel/anmelden/index.html LINK ZUM VIDEO | „Was passiert bei Kunst und Krempel?“ https://www.br.de/mediathek/video/hinter-den-kulissenwas-passiert-bei-kunst-krempel-av:5a60ea377e31e10018 74be3e


019_Fischer

11.09.2019

14:59 Uhr

Seite 1

www.auctions-fischer.de

www.artmuc.info


021_Ramer

11.09.2019

15:00 Uhr

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www.kunst-antiquitaeten.de


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11.09.2019

15:00 Uhr

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www.verzamelaarsjaarbeurs.nl


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KUNSTMARKT

Luc Tuymans Ohne danach auszusehen Dank der Ausstellung im venezianischen Palazzo von François Pinault kommt man in diesem Sommer nicht am Werk von Luc Tuymans vorbei. Der Maler gehört bei den Auktionen zu den 100 umsatzstärksten Künstlern. Als einsames, wortkarges Kind „an der Grenze zum Autismus“ beschließt Luc Tuymans mit 18 Jahren, Künstler zu werden. Er beginnt zu malen. Lässt es wieder sein. Wendet sich dem Super-8-Kino zu und knüpft Mitte der 1980er-Jahre schließlich wieder an die Malerei an. Seither schafft er ein zwiespältiges Werk, zugleich distanziert und in der Grausamkeit des Realen verankert. Man darf sich vom ersten Eindruck dieser durchscheinenden, tauben, manchmal ausdruckslosen Malerei nicht täuschen lassen. Die Sujets mögen banal und unschuldig erscheinen. Weit gefehlt. Tuymans beherrscht die Kunst des Understatements, um die Dramen und Tragödien unserer Geschichte zu malen. Die rund 100 Werke, die für die Ausstellung (bis 6. Januar 2020) im

Luc Tuymans, Rumour (Öl auf Leinwand), 2001 (Christie's, New York, Mai 2013, Zuschlagspreis 1.771.690 Euro) © 2013 Christie’s Images Limited

Luc Tuymans, Rumour (Siebdruck in Farbe), 2001 (Christie's, London, Juli 2007, Zuschlagspreis 2.221 Euro) © 2007 Christie’s Images Limited

Pinaults Palazzo Grassi ausgewählt wurden, befassen sich vorrangig mit dem Thema Krieg. Unaussprechlicher Schrecken des Nazi-Regimes, Dekolonisation von Belgisch-Kongo, Krieg im Irak. Gemälde, die stets auf dieselbe Weise entstehen, indem sich der Künstler auf Fotos, also auf reale Momente stützt. Er wählt ein Bild aus, tritt zunächst damit in einen langen mentalen Dialog und malt es dann in einem Zug, an einem einzigen Tag. Diese Malerei nach Bildern aus Archiven, Presse, Internet oder Video bearbeitet „die Idee der Erinnerung und auch der Frage der Macht“, verrät der Künstler. „So erhalten die Bilder eine gewisse Kraft und bleiben bestehen. […] Wir sind es gewohnt, Bilder zu verarbeiten. Dagegen ist die Malerei etwas, was man wirklich ansehen, betrachten, entziffern und entschlüsseln muss. Deshalb wusste ich von Anfang an, dass man keine stumpfsinnige Malerei betreiben kann.“ Der Antwerpener hat zu einer Zeit, als man den Tod der figurativen Malerei aufgrund des Siegeszugs der Fotografie verkündete, beschlossen, sich nicht zwischen Fotografie und Malerei zu entscheiden. Das ist einer der Dreh- und Angelpunkte seiner Arbeit: Einen konstanten Dialog zwischen den beiden


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KUNSTMARKT

Medien zu schaffen, um eine gewisse Historienmalerei wiederaufleben zu lassen, von der man glaubte, sie wäre mit dem 20. Jahrhundert begraben worden. Die Intensität malen, ohne danach auszusehen Luc Tuymans weigert sich, in einfache Emotionen zu verfallen, obwohl er sich für eine oft traumatische Erinnerung interessiert. Seine Malerei bleibt absichtlich zurückgenommen. So hinterfragt er die – stets flüchtige – Realität und unsere Art, sie darzustellen. Die Archivbilder, die er als Ausgangspunkt auswählt, sind bereits Rückstände, Lügen. Eine Fotografie ist im Grunde genommen immer eine verzerrte Darstellung der Realität, bei der man allzu oft die Augen verschließt, wenn sie grausam ist. In seinem Bild Balade (1989) gehen sechs anonyme Gestalten in einer verschneiten Landschaft spazieren. Ein vom etwas verschmutzen Weiß des Schnees „hinterfülltes“ Gemälde. Rechts ein toter Baum. Ein auf den ersten Blick unschuldiges Sujet. Man könnte es dabei belassen, bei einem Nicht-Ereignis. Nun wurde das Gemälde aber nach einem Foto von einem idyllischen Spaziergang der

Nazi-Oberen in Berchtesgaden, in der Nähe des Hauses von Adolf Hitler in den Alpen gemalt. In seinem Kontext erzählt das Werk etwas ganz anderes, und das Bild der schönen Zeit, die sich die Henker gönnen, löst ein undefinierbares Unbehagen aus. Dasselbe gilt für das Bild mit dem Titel „Issei Sagawa“ nach dem japanischen Studenten, der traurige Berühmtheit erlangte, als er seine niederländische Freundin 1981 in Paris ermordete und aß. Das Gemälde zeigt das Gesicht des Kannibalen zwei Tage vor seinem Verbrechen. Ein verschwommenes Gesicht, kaum erkennbar, mit einem viel zu großen Hut seltsam gekleidet. Nur der Titel führt uns zur Realität des Geschehens. Die bildliche Verarbeitung erfasst den Wahnsinn und die Verlorenheit trotz fehlender Kontextualisierung, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Wer unterstützt Luc Tuymans? Zahlreiche Werke in der Ausstellung im Palazzo Grassi gehören zur privaten Sammlung von François Pinault. Die beiden arbeiten seit 25 Jahren zusammen. Aber das Werk, das Issei Sagawa darstellt, ist eine Leihgabe der Tate, einer führenden

Luc Tuymans, Schwarzheide (Öl auf Leinwand), 1986 (Phillips, London, Juni 2019, Zuschlagspreis 1,115,472 Euro)

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kulturellen Institution, die den Bekanntheitsgrad des Künstlers in der Kunstwelt angibt. Die meisten Museen haben die Werke von Tuymans seit den 1990er-Jahren in ihre Dauersammlungen aufgenommen. Darunter das Art Institute in Chicago, das Museum of Modern Art in New York, die Pinakothek in München, das Solomon R. Guggenheim Museum in New York und das Centre Georges Pompidou in Paris. Der Künstler ist also in den wichtigsten europäischen und amerikanischen Sammlungen bestens vertreten. Sein Curriculum Vitae veranschaulicht übrigens einen makellosen Weg seit seiner ersten Teilnahme an der documenta in Kassel 1992. Ein paar bemerkenswerte Ausstellungen haben ihn in den letzten Jahren endgültig berühmt gemacht: jene in der Tate Modern 2004 sowie eine amerikanische Retrospektive, die zwischen 2009 und 2011 nach Ohio, San Francisco, Dallas und Chicago bis zum Palais des Beaux-Arts in Brüssel reiste. In Bezug auf Zahlen konkurrieren New York und London um die symbolträchtigsten Werke. Diejenigen, die bei den Auktionen die Millionengrenze in US-Dollar knacken. So stammt die Hälfte seines Umsatzes aus den USA, gegenüber 36 Prozent aus dem Vereinigten Königreich (seit 2000). Das beste Ergebnis erzielte Tuymans im Mai 2013 bei einem prestigeträchtigen Verkauf von moderner Kunst, der von Christie's in New York organisiert wurde. Unter dem Titel „Rumour“ (Gerücht) zeigt das rekordverdächtige Gemälde das verblassende Porträt eines Mannes, den Ausdruck und Haltung in Politkreisen ansiedeln. Das etwas mehr als einen Meter große Bild wechselte bei diesem Verkauf um 2,7 Millionen Dollar den Besitzer. Eine Summe, an die der Künstler trotz weiterer Auktionserlöse in Millionenhöhe nicht mehr anknüpfen konnte. Es gibt limitierte Auflagen von diesem Werk, insbesondere einen lithografischen Druck mit 15 Exemplaren, den man vor 15 Jahren um weniger als 1.500 Dollar kaufen konnte. Der Preis für Lithografien steigt

nicht an, derjenige für Gemälde schon, weil Tuymans nicht nur von der Kaufkraft der amerikanischen, sondern auch der belgischen Sammler – seiner Landsleute – gepusht wird. Er wird vor allem von einer der Referenzgalerien der Moderne vertreten: dem einflussreichen David Zwirner, der ihn bereits 1992 auf der documenta in Kassel entdeckte und seit 1994 unter seine Fittiche nahm. David Zwirner hat seither ein Dutzend Einzelausstellungen für ihn organisiert, heute ist der deutsche Galerist einer der einflussreichen Persönlichkeiten der Kunstwelt. Er erschien sogar an der Spitze der neuesten Rangliste von Artreview unter den 100 einflussreichsten Personen der Kunstszene (November 2018). In New York (an drei Standorten), London und Hongkong angesiedelt, verfügt er über 10.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche sowie den Respekt der meisten Sammler für das Engagement, das er bei den Künstlern an den Tag legt. Davon zeugen seine 25 Jahre Zusammenarbeit mit Tuymans, der keinen einfachen Ruf genießt. Natürlich hat Tuymans auch Kritiker. Im Dezember 2016 tat der französische Kunstkritiker Philippe Dagen seine Zweifel über dessen Arbeit kund und schrieb: „Für jedes Werk braucht man eine Gebrauchsanweisung. Tuymans möchte Historienmalerei betreiben, betreibt aber nur Rebusmalerei.“ („L’œuvre brumeuse de Luc Tuymans“, wörtl.: Die nebulose Arbeit von Luc Tuymans, in: Le Monde, 05.12.2016). Der Markt hat sich zu seinen Gunsten entschieden und ihn mehrfach als beliebtesten belgischen Künstler bestätigt (2011, 2015). Seit Jahresbeginn hat der Verkauf der Werke von Tuymans bei Auktionen bereits 2,8 Millionen Dollar erzielt. Wenn es im zweiten Halbjahr in diesem Tempo weitergeht, ist 2019 ein Rekordjahr für Tuymans, ohne dass es danach aussieht. QUELLE | artprice.com


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11.09.2019

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Fuzzy Dark Spot Videokunst aus Hamburg Die Ausstellung „Fuzzy Dark Spot“ in der Sammlung Falckenberg der Deichtorhallen Hamburg versammelt bis 3. November 56 Videoarbeiten von über 30 vornehmlich Hamburger Künstlerinnen und Künstlern von den 1970er-Jahren bis heute und präsentiert in thematischen Stationen historische und aktuelle Produktionen. Die Ausstellung untersucht, wie Video in der Kunst gesellschaftliche sowie mediale Irritationen und Manipulationen interpretiert. Felder dieser Untersuchung sind die Bezugnahme der Videokunst auf das Fernsehen, die aufklärerische Bewegung der Gegenöffentlichkeit der 1970er-Jahre, der Einsatz von Video als Überwachungsmedium, als Mittel künstlerischer Narration, als psychosozialer Spiegel sowie als Instrument der Selbstoptimierung in der digitalen Gegenwart. Der große Einfluss von Videobildern auf die kollektive Erinnerung und das Bewusstsein im 20. und 21. Jahrhundert lässt den Zweifel am Bild, das Unbehagen am Gewohnten sowie das Misstrauen gegenüber Wahrheitsansprüchen zu wichtigen Motiven künstlerischer Reflexion werden. Die Klammer der zusammengeführten Arbeiten benennt der Titel der Ausstellung, der einen nebulösen, unscharfen, im Dunkeln liegenden Punkt, Ort oder Zustand umschreibt. Der Begriff „Fuzzy Dark Spot“ entstammt einem Internetforum, in dem über Schimmel, der Kameralinsen kontaminiert hat, diskutiert wird. Teil der Ausstellung sind ein umfangreiches Rahmenprogramm

Stefan Panhans, Hollow Snow White, 2014, HD-Video, 16:9, Farbe, Stereo, 14:40 Min. Courtesy of the artist, © Stefan Panhans

mit Führungen, Performance, Künstlergesprächen, Screenings und Vorträgen in der Sammlung Falckenberg sowie Video- und Filmvorführungen im Metropolis Kino. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Begleitend zur Schau zeigt die Sammlung Falckenberg einen von Wolfgang Oelze kuratierten Video-Loop mit Werken von neun Künstlerinnen und Künstlern aus Hamburg. Der Loop greift verschiedene Fuzzy Dark Spots der Ausstellung auf und ergänzt sie um weitere Aspekte. WEBSEITE | www.deichtorhallen.de

Gerd Danigel Fotografien in Schwarzweiß Anlässlich der Ausstellung „Ost-Berlin. Die halbe Hauptstadt“ sind bis 3. November mehr als 20 Fotografien des Berliner Fotografen Gerd Danigel im Café des Märkischen Museums in Berlin zu sehen. Geboren 1959 in Berlin-Mitte, verbrachte Gerd Danigel dort seine Kindheit, ging zehn Jahre in die Polytechnische Oberschule und absolvierte eine Ausbildung zum Gasmonteur. Seit 1973 fotografierte er, zu-

Wolfgang Oelze, Break, 2018

Courtesy the artist, © Wolfgang Oelze

Gerd Danigel, Schönhauser Allee, 1981

© & Foto: Gerd Danigel


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Gerd Danigel, Schönhauser Allee, 1. Juli 1986 © & Foto: Gerd Danigel

nächst als Autodidakt. 1983 orientierte er sich beruflich neu und begann als Reprofotograf und Fotolaborant zu arbeiten. Darauf folgte eine fünfjährige Festanstellung als Fotograf am Institut für Kulturbauten der DDR. Zwischen 1997 und 2004 arbeitete Danigel als Fotograf für die „Ortschronik Pankow“, seither freischaffend. Gerd Danigels subtile Arbeiten sind ausschließlich aus Freude am Fotografieren entstanden. Herausragend sind seine stillen Beobachtungen des Alltagslebens in Ost-Berlin, in denen er sicheres Gefühl für den Moment zeigt und Situationen einfängt, die Allgemeingültigkeit haben.

Porträt und Akt in Schwarzweiß und Farbe konnten so individuell und gleichzeitig miteinander in Beziehung gesetzt werden. Nun, wiederum zehn Jahre später und 20 Jahre nach dessen Entstehung, wird SUMO erneut in der Helmut Newton Stiftung präsentiert. Man begegnet im Buch in der Berliner Ausstellung nun unter anderem Newtons berühmten Big Nudes, vielen Modebildern für die unterschiedlichen Ausgaben der Vogue, für Elle, Stern oder Vanity Fair sowie Porträts von bekannten Schauspielerinnen oder Künstlern, darunter Liz Taylor und Jodie Foster, Salvador Dalí und Andy Warhol. Ergänzt ist Newtons SUMO-Ausstellung um die erweiterte Präsentation der „Three Boys from Pasadena“. Während vor zehn Jahren die drei ehemaligen Assistenten von Helmut Newton – Mark Arbeit, George Holz und Just Loomis – mit jeweils einer oder mehrerer Werkgruppen innerhalb eines Ausstellungsraumes gezeigt wurden, ist nun jedem der drei amerikanischen Fotografen, die mittlerweile ein eigenständiges und vielschichtiges Œuvre geschaffen haben, ein eigener Raum zur Verfügung gestellt. Mark Arbeit ergänzt als neue Serien lebensgroße Fotogramme von weiblichen Modellen sowie kleinformatige Fotogramme von Spielzeugpuppen, die als Hommage an Helmut Newton und seine Sammelleidenschaft zu verstehen sind. George Holz zeigt zahlreiche seiner bekannten Hollywood-Porträts, darunter Madonna, Andie MacDowell, Jack Nicholson und Steven Spielberg. Mit „Backstage“ zeigt Just

WEBSEITE | www.stadtmuseum.de

Helmut Newton Stiftung SUMO Ein legendäres Fotobuch, eine private Fotosammlung und drei ehemalige Assistenten – das sind die Zutaten für die neue Ausstellung in der Helmut Newton Stiftung, die bis 10. November gezeigt wird. 1999, vor 20 Jahren, veröffentlichte der Taschen-Verlag sein erstes monumentales Kunstbuch. Helmut Newtons „SUMO“. Es kam in einem ungewöhnlich großen Format von 70 mal 50 Zentimeter auf den Markt, in einer Auflage von 10.000 Exemplaren, alle vom Fotografen persönlich signiert, und wurde mit einem von Philippe Starck entworfenen Metallständer ausgeliefert. Etwas später wurde der von zahlreichen Prominenten signierte SUMO auf einer Charity-Auktion zum teuersten Buch des 20. Jahrhundert. 2009, vor zehn Jahren, organisierte die Helmut Newton Stiftung eine ungewöhnliche, gewissermaßen adäquate Ausstellung zu dieser legendären Publikation. Die 464 Buchseiten hingen gerahmt an der Wand, Seite an Seite, in drei Reihen übereinander. Der Besucher konnte in der Ausstellung sprichwörtlich alles auf einmal sehen. Die mehr als 400 ikonischen Bilder von Newton aus den Genres Mode,

Helmut Newton, Jerry Hall, American Vogue, Miami, Florida, 1974 © Helmut Newton Estate

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Wolfgang Schulz (*1944), Selbstporträt, Riesweiler, 1978, Silbergelatine, 24 x 30 cm Privatsammlung, © Wolfgang Schulz

Helmut Newton, Elizabeth Taylor, Vanity Fair, Los Angeles, 1989 © Helmut Newton Estate

Loomis die andere Seite des strahlenden Modebusiness, die Konzentration und Hektik vor dem Auftritt auf dem Laufsteg, aber auch Emotionen unterschiedlicher Art. WEBSEITE | www.helmutnewton.com

Verena von Gagern, André Gelpke, Reinhard Matz, Heinrich Riebesehl, Wilhelm Schürmann, die Zeitschrift selbst sowie eine Reihe von eigens für die Ausstellung geführten Interviews mit Zeitzeugen. Zwischen 1975 und 1985 ereignet sich im Feld der Fotografie Bemerkenswertes. Wichtige Galerien wurden gegründet und die Fotografie gelangte mehr und mehr in den Fokus des Kunstmarktes. Seit diesem Zeitpunkt war das Sammeln und Ausstellen von Fotografien in Museen nicht länger eine Ausnahme. Es entstanden zudem verschiedenen Journale, die sich an ein breiteres Publikum mit Interesse an Fotografie richteten. Dazu zählte auch eine Zeitschrift, die zwischen 1977 und 1985 mit insgesamt 40 Heften erschien und für die ihr Herausgeber Wolfgang Schulz einen ebenso prägnanten wie anspruchsvollen Namen fand: „Fotografie. Zeitschrift internationaler Fotokunst“ (später: „Fotografie: Kultur jetzt“). Die Leistung des Herausgebers und der beitragenden Autoren und Fotografen verdient es, genauer betrachtet zu werden. Die von ihnen gefundene Mischung aus Bildern und Texten ist eine bedeutende Quelle zur Erkundung einer fotografischen Szene, die um 1980 mit Nachdruck

Um 1980 Die deutsche Fotoszene Im Rahmen seiner Ausstellungsreihe „Fotografie neu ordnen“ unternimmt das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg bis 24. November eine Bestandsaufnahme der deutschen Fotoszene um 1980. Ein Ausgangspunkt ist die Zeitschrift „Fotografie. Zeitschrift internationaler Fotokunst“, die von dem Fotografen Wolfgang Schulz (*1944) zwischen 1977 und 1985 herausgegeben wurde. Dazu lädt das MKG die Fotoexperten Reinhard Matz (Köln), Steffen Siegel (Folkwang Universität Essen) und Bernd Stiegler (Universität Konstanz) ein, ihr Forschungsprojekt über die 1980er-Jahre mit den historischen Fotografien in der Sammlung des MKG in Beziehung zu setzen. Ziel der Zusammenarbeit ist eine fotografiegeschichtliche Archäologie der deutschen Fotoszene um 1980 am Beispiel der Zeitschrift „Fotografie“ und ihrer Protagonisten. Sie zeigt rund 150 Exponate von Wolfgang Schulz, Dörte Eißfeldt,

André Gelpke (*1947), Pulverfass, St. Pauli, 1978, Silbergelatinepapier, 22 x 32,8 cm Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, © André Gelpke


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an der Etablierung der Fotografie als einer eigenständigen Kunstform arbeitete. Zugleich haben die 40 Hefte von „Fotografie“ auch den Charme des Unabgeschlossenen und sind von den persönlichen Vorlieben ihres Herausgebers geprägt. Wolfgang Schulz war nicht nur Herausgeber, der es sich als einer der ersten zur Aufgabe macht, „eine vollständige Sammlung der Gegenwartsfotografie mit dem Schwerpunkt auf deutscher Fotografie" vorzulegen, sondern auch ein bemerkenswerter Fotograf. Die Ausstellung zeigt zum ersten Mal überhaupt seine fotografischen Arbeiten aus der Zeit um 1980, die in verschiedenen Serien unterschiedlichen Themen gewidmet sind: Bagger und Bäume, Unterholz und Unterwäsche, Porträts und fotografische Experimente. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Spector Verlag. WEBSEITE | www.mkg-hamburg.de

Sonne halt! Rupertinum Generali Foundation Studienzentrum Das Museum der Moderne Salzburg porträtiert bis 17. November in der Ausstellung im Generali Foundation Studienzentrum die Entstehung des Films „Sonne halt!“. Zu Beginn der 1960er-Jahre entstand in der Zusammenarbeit des Schriftstellers Konrad Bayer (1932-1964 Wien) und des FilmeFerry Radax, Abstraktes Foto aus „Sonne halt!“, 1959/1962, Vergrößerung eines Filmkaders, Silbergelatineabzug auf Barytpapier Museum der Moderne, Salzburg

Ferry Radax, Sonne halt!, 1959/1962, Vergrößerung eines Filmkaders, Silbergelatineabzug auf Barytpapier, montiert auf Karton Museum der Moderne, Salzburg

machers Ferry Radax (1932 Wien) mit „Sonne halt!“ ein Klassiker des österreichischen Avantgardefilms. Bayer spielt die Hauptrolle, eine Doppelfigur aus Dandy und Matrose, der mit einem Gewehrschuss auf die Sonne die Sicht auf die Dinge verändert. Radax‘ bewegte Bilder ergänzte Bayer mit Passagen aus seinem unvollendeten Roman „Der sechste Sinn“ zu einem „Filmgedicht“. Die Ausstellung im Generali Foundation Studienzentrum porträtiert anhand von Standfotografien und Filmszenen die Zusammenarbeit der beiden Künstler. Ausgehend von Radax‘ Versuch, mit „Sonne halt!“ „eine möglichst vollkommene Synthese zwischen gesprochener Literatur und symbolischer Filmform zu finden“, widmet sich die Ausstellung zusätzlich auch der Resonanz von weiteren Texten Bayers in Radax‘ Filmen. Die Künstler lernten sich in den 1950er-Jahren in Wien kennen, als sich dort die Wiener Gruppe (1954-1964) formierte. Die literarischen Arbeiten und Aktionen ihrer Hauptvertreter gelten als wichtigste Errungenschaften der österreichischen Nachkriegsavantgarde. Ferry Radax wurde 2007 mit dem ersten Otto-Breicha-Preis für Fotokunst ausgezeichnet, der mit einer Ausstellung im Rupertinum verbunden war. In der Präsentation werden seine Filme mit Bezügen zu Bayer und die fotografischen Arbeiten zum Film „Sonne halt!“ aus der Sammlung des Museums gezeigt. WEBSEITE | www.museumdermoderne.at

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200 Jahre Thonet Auf Biegen und Brechen

200 Jahre Thonet-Möbel Von Dr. Wolfgang Hornik

Ein Leben ohne Stühle? Arbeiten oder Feiern nur im Stehen oder Liegen? Undenkbar! So wenig unser Alltag ohne Stühle vorstellbar ist, so wenig ist auch die Geschichte der Stuhlentwicklung der letzten 200 Jahre ohne die Firma Thonet denkbar.

Aus ihren Fabriken stammen Millionen unserer Sitzmöbel, zunächst über 100 Jahre aus gebogenem Holz und später aus gebogenem Stahlrohr. Thonet steht auch exemplarisch für den Übergang vom Handwerksbetrieb zur Fertigungsstätte in industriellem Maßstab. Thonet entwickelte neben neuartigen Vertriebskonzepten auch fortschrittliche Technologien, die die Firma von den namhaften Designern der Zeit in ansprechende Entwürfe umsetzen ließ. Das im Jahr 1925 gegründete Münchner Designmuseum Die Neue Sammlung erwarb bereits 1930 mit Marcel Breuers Stahlrohrhocker B9 ihr erstes Thonet-Möbel, dem im Laufe der Jahrzehnte Hunderte folgen sollten. Beim Umzug des Museums in die Pinakothek der Moderne 2002 konnte mit diesem Bestand ein ganzer Bereich der Dauerausstellung in Form eines antiken Amphitheaters den ThonetMöbeln gewidmet werden. Anlässlich des 200. Gründungsjubiläums würdigt die Neue Sammlung die Verdienste der Firma Thonet mit einer vom Münchner Designer Steffen Kehrle gestalteten Ausstellung, die von den frühen Exemplaren bis zu aktuellen Entwicklungen, wie dem für die Ausstellung von Steffen Kehrle entworfenen Sitzmöbel, reicht.

DIE ANFÄNGE Am 2. Juli 1796 brachte Margarethe Thonet, Ehefrau des Gerbers Franz Anton Thonet, im rheinischen Boppard ihr zweites Kind Michael zur Welt, das sich nur 23 Jahre später mit einer eigenen Bau- und Möbeltischlerei selbständig machte. Diesen Betrieb entwickelte Michael Thonet im Laufe der folgenden Jahrzehnte zum meistbedeutenden Produzenten von Möbeln aus gebogenem Holz. 1820 heiratete er die Bopparder Metzgerstochter Anna Maria Crass, mit der er 13 Kinder

Blick in die Ausstellung „Thonet & Design“. Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)


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hatte, von denen acht vor ihrem ersten Geburtstag starben. Die fünf überlebenden Söhne sollten als Erwachsene die Firma des Vaters erfolgreich weiterführen und expandieren. Ab 1830 versuchte sich Thonet mit dem Holzbiegen. Zunächst nicht mit Massivholz, sondern nur mit verleimtem Schichtholz, das mit dem später patentierten industriellen Biegeverfahren wenig gemein hatte. So weichte er die Furnierbündel zunächst in heißem Leim ein und bog sie anschließend in einer Holzform. Mit dieser Methode wurden Seitenteile und Stegleisten von Sitzmöbeln hergestellt, die Sitze blieben eben und wurden mit geflochtenen oder gepolsterten Einsätzen versehen. So entstand auch der circa 1838/40 hergestellte „Bopparder Stuhl“ aus schichtverleimtem Bugholz und Nussbaum, ein furnierter Biedermeierstuhl mit gepolsterter Sitzfläche. Zwar konnte Michael Thonet 1841 sein Verfahren in Paris patentieren lassen, was aber keinen finanziellen Erfolg bedeutete, da zu wenig Interesse bestand, das Patent unsanktioniert missachtet wurde. 1841 soll es zur richtungsweisenden Begegnung zwischen Michael Thonet und dem österreichischen Staatskanzler Klemens Wenzel Lothar von Metternich (1773-1859) in Koblenz kommen. Der Staatsmann fand Gefallen an Thonets Stühlen und ermutigte ihn zum Umzug nach Wien. Angeblich so: „In Boppard werden Sie immer ein armer Mann bleiben, gehen Sie nach Wien, ich werde Sie dort bei Hofe empfehlen.“ Nachdem die Bopparder Firma 1842 in finanzielle Schieflage geratenen war, ging Thonet nach Wien. Trotz Unterstützung Metternichs war Thonets Neustart in Österreich holprig. Die Berufskollegen der Wiener Tischlerzunft betrachteten den Piefke aus dem preußischen Boppard als Ausländer. Nach einer kurzen Anstellung bei Clemens List wurde Thonet 1843 für ein Projekt des englischen Architekten Peter Hubert Desvignes – die Sanierung der Innenausstattung eines der beiden Wiener

Palais Liechtenstein – engagiert. Zwar hatte bereits der Wiener Holzfabrikant Carl Leistler (1805-1857) einen Exklusivvertrag, trotzdem konnte Desvignes mit viel Geschick die Mitarbeit Thonets erwirken. Thonet durfte so genannte „Beistellstühle“ beisteuern, also Notsitze, falls die reguläre Bestuhlung von Carl Leistler nicht ausreichen sollte. Desvignes, der mit großer Wahrscheinlichkeit die „Liechtensteiner Stühle“ entworfen hatte, war sehr zufrieden mit Thonets Realisierung, für deren Formen dieser in aller Eile neue Produktionsverfahren erarbeiten musste. Schnell entwickelten sich die Liechtensteiner erfolgreicher als die Bopparder, waren aber mittels des Schichtholzverfahrens noch immer nicht für eine Produktion im industriellen Maßstab geeignet.

GLOBAL PLAYER Von den Erfolgen ermutigt, wagte sich Thonet 1849 erneut in die Selbständigkeit. 1853 übertrug er seine neue Werkstatt in einem Gesellschaftsvertrag an seine Söhne. Noch während der Arbeiten für das Palais Liechtenstein erweiterte Thonet sein Sortiment in Hinblick auf die nahende erste Weltausstellung 1851 in London. So heißt es im Gedenkblatt von 1896: „[…] Zur Ausstellung gelangten: sechs Sessel, zwei Fauteuils und ein Canapee aus echtem Palisanderholz gebogen und mit Messingeinlagen verziert; zwei Tische, deren Platten mit Schildkröt-, Messing- und Perlmuttarbeiten eingelegt waren, ferner zwei Lesetische und zwei klei-

Von oben nach unten: Marcel Breuer, Stahlrohrhocker B9, 1925/26, Ausführung 1929, Hersteller Thonet Mundus GmbH, Berlin Marcel Breuer, Armlehnstuhl B 64, 1928, Hersteller Thonet, Frankenberg Armlehnstuhl B 3 (Wassily), c. 1925, Entwurf Marcel Breuer, Hersteller Standard Möbel oder Thonet-Mundus, Wien ca. 1930/31, Stahlrohr, vernickelt; Eisengarn, hellbraun, Eisengarn, H 75 cm, B 77,8 cm, T 71,3 cm Alle Abb.: Besitz: Die Neue Sammlung – The Design Museum; Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

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ne Etagères von gleicher Ausführung, und mehrere andere […].“ Diese „Londoner Möbel“ zielten auf eine ausgewählte Käuferschaft ab und sind kunsthistorisch wertvoll, da sie den Höhepunkt von Thonets vorindustrieller Produktion darstellen. Die Form des Untergestells des großen der beiden Lesetische mit einem Tischplattendurchmesser von 116 Zentimeter findet sich später bei den ersten Serientischen industrieller Fertigung wieder. Gekürt wurden seine „Vienna bentwood chairs“ mit einer Bronzemedaille, die ihm zu internationaler Bekanntheit verhalf. Gold ging allerdings an seinen Wiener Konkurrenten Carl Leistler, dessen traditionelle Möbel mehr anerkannt wurden, als die schwierige Herstellung und technische Neuerung der Thonetschen Exponate. Als eines der wenigen Unikate der Thonetschen Produktion zählen neben dem Bopparder Kanapee die Londoner Garnitur, wie die in geringer Auflage gefertigten, vereinfachten (Wiener) Bopparder Stühle und die Stühle für das Palais Pálffy, in Sammlerkreisen zu den am meisten begehrten Objekten. 1855 erhielt er bei der Pariser Weltausstellung eine Silbermedaille.

KORITSCHAN Kontinuierlich verbesserte Thonet die Fertigungsprozesse und eröffnete 1856 auf österreichischem Staats-

Von oben nach unten: Stuhl Bopparder Sessel, c. 1838/40, Entwurf Michael Thonet, Boppard, Sammlung Ellenberg, Nussbaum, z.T. schichtverleimt, gebogen; Nussbaum-Furnier, H 85 cm, B 42,5 cm, T 47 cm Stuhl Nr. 56, c. 1883, Hersteller Gebrüder Thonet, Wien, Sammlung Ellenberg, Buche, massiv gebogen, braun gebeizt; Rohrgeflecht, Prägestempel, Papierschutzmarke (1881), H 88 cm, B 40 cm, T 48,5 cm Stuhl Nr. 14, c. 1856, Entwurf Michael Thonet, Hersteller Gebrüder Thonet, Wien, Königshaus Hannover, Die Neue Sammlung, Inv.-Nr. 233/ 201, Buche, z. T. schichtverleimt, gebogen, lasiert; Rohrgeflecht, Prägestempel: GB. Thonet/Wien/(Sonne), H 96,5 cm, B 41 cm, T 43 cm Alle Abb.: Besitz: Die Neue Sammlung – The Design Museum; Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

gebiet, in Koritschan in Südostmähren eine neue Fabrik, idealerweise inmitten weitläufiger Buchenwälder gelegen, seinem wichtigsten Rohstoff. Am 17. Juni 1856 erhielten Thonet und seine Söhne die österreichische Staatsbürgerschaft. Im Gedenkblatt von 1896 ist die technische Neuerung des Massivholzbiegens in Koritschan so beschrieben: „Am 10. Juli 1856 wurde der Firma Gebrüder Thonet ein Privilegium ertheilt: ‚Auf die Anfertigung von Sesseln und Tischfüssen aus gebogenem Holze, dessen Biegung durch Einwirkung von Wasserdämpfen oder siedenden Flüssigkeiten geschiet‘.“ Thonet musste jedoch schmerzlich feststellen, dass sich die industrielle Fertigung in einer Fabrik grundlegend vom gewohnten kleinteiligen Werkstattbetrieb unterscheidet. Mit seinem fünfköpfigen Team wollte Thonet den Umzug von Wien möglichst ohne Produktionsunterbrechung bewältigen und dabei auch die in Wien entwickelte Umstellung von Schichtholz- auf Massivholzbiegen installieren. Ein großes Problem war der Mangel an ausgebildeten Arbeitern. Sein Personal hatte keine Erfahrung mit Maschinen, bestand teils aus Analphabeten und war noch vom bäuerlichen Tagesrhythmus bestimmt. Dies führte anfangs zu zahlreichen Unfällen und einem massiven Qualitätseinbruch. Es sollte fast drei Jahre dauern, bis die vormals als Wald- und Landarbeiter tätigen Fabrikarbeiter hinreichend ausgebildet waren. Der industriellen Fertigung mit Massivholzbiegen mussten aber auch die Produkte gestalterisch angepasst werden. Anschaulich beschreibt das der Übergang von der klassischen Reihe I, der Fortsetzung der Liechtensteiner Stühle, zur klassischen Reihe II mit dem Stuhl Nr. 56 ab dem Jahr 1883. Die technischen wie formgebenden Experimente wurden hauptsächlich vom mittleren Sohn August durchgeführt. Die produktionstechnischen Vorteile des Stuhls Nr. 56 waren die durch die Reduktion vom Dreidimensionalen auf die


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Ebene vereinfachte Biegetechnik, die nun an Maschinen von günstigeren angelernten Arbeitern durchgeführt wurde sowie die Materialersparnis. Ursprünglich benötigte man eine 230 Zentimeter lange Holzlatte um das Element „Hinterbein-RückenlehneHinterbein“ dreidimensional verformt herzustellen. Beim Stuhl Nr. 56 reduziert sich die maximale Länge der beiden zweidimensional gebogenen „Hinterbein-Rückenlehne“ Bauteile auf 90 Zentimeter, entsprechend einfacher ist die Handhabung beim Transport in der Fabrik und bei der Bearbeitung während der Produktion. Das neue Verfahren bedeutete auch mehr Freiheiten in der Gestaltung der Rückenlehne mit Varianten wie einem breiten Stück gebogenen Sperrholzes, zwei gebogenen schmalen Stücken oder später einem gebogenen Stück Massivholz. Aber nicht nur die Fertigung, sondern auch die Logistik musste der industriellen Produktion adaptiert werden. Thonet führte für den platzsparenden Transport die Lieferung in Einzelteile zerlegter Stühle ein.

DER KAFFEHAUSSTUHL Basierend auf der patentierten Bugholztechnik entwickelte Michael Thonet 1859 den legendären „Stuhl Nr. 14“ oder im aktuellen Werkverzeichnis nun Modell 214 genannt. Bis 1930 erreichte er die unglaubliche Auflage von 50 Millionen verkaufter Exemplare, der VW Käfer unter den Stühlen. Damit steht der weltweit meistverkaufte Stuhl als Synonym für den Kaffeehausstuhl schlechthin. Der Erfolg beruhte nicht nur auf der neuartigen Biegetechnik, sondern besonders auch auf dem Versand als Bausatz. Da die insgesamt nur sechs Holzteile des Stuhls nicht wie üblich verleimt, sondern verschraubt wurden, waren keine besonderen technischen Fähigkeiten erforderlich, um den Stuhl vor dem Verkauf in den Filialen zu montieren. Aufgrund des zerlegten Versandes

reduzierte sich auch das Frachtvolumen drastisch. In einen Kubikmeter passten so die Einzelteile von insgesamt 36 demontierten 14ern. Jahrzehnte später half dieser Vorläufer des Do-It-Yourself Prinzips dem schwedischen Möbelriesen Ikea zum Aufstieg als globaler Billigeinrichter.

KÜNSTLERMODELLE Die sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts abzeichnende gestalterische Krise in Architektur, Inneneinrichtung und Kunsthandwerk überwanden die Künstler und Architekten des beginnenden Jugendstils. Adolf Loos zeichnete 1898 für die Einrichtung des Wiener Café Museum verantwortlich, wobei er die Bestuhlung selbst entwarf. Wegen patentgeschützter Elemente konnte Loos nicht wie geplant bei Thonet fertigen lassen, sondern musste sich an den Inhaber der Patente die Firma J. & J. Kohn wenden. Dort erkannte man ein Potenzial für innovative Salonmöbel, die von Künstlern entworfen wurden, und forcierte dieses Geschäftsfeld. Bei Thonet stand die Verkaufbarkeit neuer Möbel im Vordergrund, positive Kritiken Kunstbeflissener waren nachrangig, da nicht direkt umsatzsteigernd. Um den Publikumsgeschmack und damit die Verkaufbarkeit zu testen, wurden bei Thonet Prototypen in so günstig wie möglich gefertigten Testserien zur Markteinführung produziert. Der wirtschaftliche Erfolg gab Thonet Recht. Die Verkaufszahlen der avantgardistischen Künstlermodelle der Konkurrenz sollten unterdurchschnittlich bleiben, Von oben nach unten: Schreibtischstuhl Nr. 1, c. 1885, Hersteller Gebrüder Thonet, Wien, Sammlung Ellenberg Armlehnstuhl Nr. 6009, B 9, c. 1904, Hersteller Gebrüder Thonet, Wien Stuhl DNS-Chair, 2019, Entwurf ASK – Atelier Steffen Kehrle, München, Studie für Die Neue Sammlung – The Design Museum, H 80 cm, B 47 cm, T 54 cm Alle Abb.: Besitz: Die Neue Sammlung – The Design Museum; Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

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was sie heutzutage allerdings in den Fokus der Sammler und Antiquitätenhändler rückt. Doch auch Thonet entzog sich nicht ganz dem Trend. Ab 1904 finden sich Thonet-Modelle von Otto Prutscher, Otto Wagner, Marcel Kammerer (ein Mitarbeiter Otto Wagners an der Postsparkasse), Leopold Bauer, Jan Kotěra, Emanuel von Seidl und Peter Behrens.

UMBRÜCHE Michael Thonet verstarb 1871 und erlebte die Einführung der Klassischen Reihe II, die Künstlermodelle und vor allem die Expansion der Firma mit zwei Fabriken, in NowoRadomsk (heute Radomsko, Polen; 1880) und im hessischen Frankenberg (1890), nicht mehr mit. Aber mit dem von ihm geschaffenen Fundament konnten seine Söhne die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens weiter vorantreiben. Erst der Erste Weltkrieg führte zu größeren Verwerfungen, bei denen die Firmenstruktur geändert wurde. Um den Fortbestand zu sichern, fusionierte man zur Thonet-Mundus Holding mit dem aus Galizien stammenden Leopold Pilzer als geschäftstüchtigen Firmenchef. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Thonet-Fabrik in Frankenberg völlig zerstört, konnte aber bald danach wieder errichtet werden und produziert seit damals erfolgreich für den Weltmarkt.

Von oben nach unten: Freischwinger MR 10 (Weißenhofstuhl), 1927, Entwurf Ludwig Mies van der Rohe, Hersteller Berliner Metallgewerbe Josef Müller, Berlin, ab 1932 Thonet, Frankenberg (MR 533) © VG Bild-Kunst, Bonn 2019; Besitz: Die Neue Sammlung – The Design Museum; Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo) Freischwinger Armlehnsessel B 35, 1928/29, Entwurf Marcel Breuer, Hersteller Gebrüder Thonet, Frankenberg, 1930er-Jahre Freischwinger Muji, 2008, Entwurf Konstantin Grcic, Hersteller Thonet, Frankenberg für Muji, Tokio; Stahlrohr, grau lackiert; Formsperrholz, schwarz lackiert, H 71 cm, B 51 cm, T 52 cm Beide Abb.: Besitz: Die Neue Sammlung – The Design Museum; Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

MODERNE UND BAUHAUS Nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs zerfiel die ÖsterreichischUngarische Monarchie in mehrere neue Staaten. 100 Jahre nach ihrer Gründung fand sich die Firma Thonet mit ihren Produktionsstätten in durch Zollgrenzen getrennten Ländern wieder und musste sich neu organisieren. Organisieren musste im gleichen Jahr auch Walter Gropius im weit entfernten Weimar das Bauhaus, eine avantgardistische Kunstakademie, deren Streben einem menschenwürdigen Dasein aller Bevölkerungsschichten und einer fortschrittlichen Gestaltung galt. Außer dem jeweiligen Gründungsjahr „19“ findet man zunächst wenig Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Institutionen. Aber wie Thonet im 19. Jahrhundert sich vom Handwerks- zum Industriebetrieb entwickelte, änderte Gropius sein ursprüngliches Leitmotiv von 1919 „Kunst und Handwerk – eine neue Einheit“ im Jahr 1922 zu „Kunst und Technik, eine neue Einheit“, womit er auf den Entwurf und die Entwicklung von Prototypen zur industriellen Serienfertigung zielte. Thonet steckte wegen des erschwerten Kapital- und Warenflusses mitten in der Reorganisation und konnte sich erst 1924 mithilfe der Fusion mit dem Konkurrenten Mundus wirtschaftlich stabilisieren. In dieser neuen Geschäftsstruktur kamen die Stahlrohrmöbel der Moderne gerade zur rechten Zeit, um das Angebot zu erweitern und zu modernisieren. Die neuartigen Möbel aus Metall waren ganz im Gegenteil zu ihren tradierten gusseisernen oder blechernen Vorgängern bequem, optisch und physisch leicht und obendrein elegant. Zwar haben sich die Freischwinger von Marcel Breuer, Mart Stam und Ludwig Mies van der Rohe als typische Bauhaus-Erzeugnisse ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Tatsächlich wurden sie aber weder direkt am Bauhaus entworfen, noch produziert. Lediglich die Entwerfer waren mit diesem fest verbunden


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und Bauhaus-Architekten möblierten mit Stahlrohrmöbeln bevorzugt ihre Bauten. Breuer ließ seine Modelle zunächst in der Lehrwerkstatt der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke in Dessau fertigen, später in der eigenen Werkstatt der Standard Möbel in Berlin. Doch die Geschäfte liefen so schlecht, dass Breuer im Juli 1928 einen Vertrag mit Thonet schloss und gleich einige Entwürfe von hinterbeinlosen Stühlen, die späteren B 32, B 36 und B 33, bei Thonet einreichte. So kam es, dass bei Thonet nicht mehr nur Holz, sondern auch Stahlrohr gebogen und zu Möbeln verarbeitet wurde. Von den hölzernen Modellen wurden die Sitzflächen aus Geflecht oder verformtem Sperrholz übernommen, ergänzt um neuartiges Eisengarn, das wiederum aus der Weberei des Bauhauses stammte. Eine naheliegende Erweiterung, sprechen beide doch aufgrund ihrer ästhetischen Nähe die gleichen Käuferschichten an und sind beide in ihrer konstruktiven Ähnlichkeit bestens für die industrielle Serienproduktion geeignet. In Frankenberg an der Eder wurde noch 1928 mit der Vorbereitung der Produktion der stählernen Möbel begonnen. Bereits im Januar 1929 wurde in der Zeitschrift „Innendekoration“ ein hölzerner Sessel von Adolf Schneck mit einem Stahlrohrtisch mit Glasplatte von Marcel Breuer (später B 18) beworben. Als am 11. April 1929 Standard Möbel in Konkurs ging, griff Thonet zu und erwarb den Betrieb mit den unverkauften Möbeln, und – am wertvollsten – mit den Entwurfsrechten an fast allen Modellen. Vier Freischwinger behielt sich deren Geschäftsführer Anton Lorenz zurück, die er umgehend von Mart Stam patentieren ließ. Damit konnte er sowohl gegen Thonet als auch gegen Plagiatoren klagen. Der Grundstein für ein umfassenderes Engagement bei Stahlrohrmöbeln war somit gelegt, an dessen Anfang im Jahr 1929 ein Faltblatt als Katalog steht. Im gleichen Jahr startete Thonet France die Herstellung von Stahlrohrmöbeln

nach Entwürfen von Le Corbusier, Charlotte Perriand und André Lurçat. Der Einsatz der kühlen Möbel bei architektonischen Avantgardeprojekten wie der Stuttgarter WeißenhofSiedlung (1927) oder anderen Beispielen des Neuen Wohnens wie in Brünn (1928), Breslau (1929), Stockholm (1930), Berlin (1931) oder Wien (1932) sorgte für einen wachsenden Bekanntheitsgrad bei den fortschrittlich gesinnten Eliten. Die Mittelschicht wurde mehr über Wohnzeitschriften an das Möbel heran geführt, wodurch letztendlich eine wachsende Nachfrage einsetzte. Mit einem Sortiment aus Breuers Entwürfen als Basis und Beiträgen der französischen Designer, mit einer über 100-jährigen Erfahrung in Produktion und Distribution sowie einem internationalen Vertriebsnetz war Thonet in Europa konkurrenzlos. Überschattet wurde der Erfolg von der aufkommenden Weltwirtschaftskrise und Patentstreitigkeiten. Letztere konnten Mitte der 1930er-Jahre mit Übernahme der Firma Desta von Anton Lorenz geklärt werden. Das Modellangebot erweiterte sich damit ebenso wie durch die Zusammenarbeit mit Mies van der Rohe ab 1931. Dem bürgerlichen Verlangen nach Bequemlichkeit wurde bei den Polsterfauteuils der K-Reihe (nach der Polstermöbelfabrik Walter Knoll & Co. in Stuttgart-Feuerbach) die ursprüngliche Leichtigkeit geopfert. All dies führte dazu, dass Tho-

Von oben nach unten: Stuhl ST 664, 1954, Entwurf Eddie (Edelhard) Harlis, Hersteller Gebrüder Thonet, Frankenberg; Formsperrholz, geformt, hellgelb lackiert; Metall, schwarz lackiert, Metallplakette, H 80,3 cm, B 55 cm, T 64 cm Freischwinger Nr. 275, 1956, Entwurf Verner Panton, Hersteller August Sommer, Plüderhausen für Gebrüder Thonet, Frankenberg, 1965, Buche, Formsperrholz, rot gebeizt, H 81 cm, B 39 cm, T 50 cm Beide Abb.: Besitz: Die Neue Sammlung – The Design Museum; Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo) Stuhl TF 13 P, c. 1951, Entwurf Kurt Felkel, Hersteller Gebrüder Thonet, Frankenberg, Stahlrohr, verchromt; Formsperrholz, überpolstert; Buche, massiv gebogen, gebeizt, H 80 cm, B 62 cm, T 54 cm Besitz: Thonet Museum, Frankenberg Foto: Constantin Meyer

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WIEDERAUFBAU

Drehstuhl A 660 (The Looping Chair), 2001, Entwurf James Irvine, Hersteller Gebrüder Thonet, Frankenberg, Aluminium, poliert; Buche, massiv gebogen, gebeizt; Kunststoff, H 87 cm, B 51 cm, T 58 cm Oben: Armlehnsessel S 401, 1963, Entwurf Verner Panton, Hersteller Gebrüder Thonet, Frankenberg, Stahlrohr, verchromt; Leichtmetall; Polsterung, H 72,5 cm, B 104 cm, T 88 cm Beide Abb.: Besitz: Thonet Museum, Frankenberg Foto: Constantin Meyer

net 1935 im deutsch-französischen Gemeinschaftskatalog 148 Modelle präsentieren konnte und sich die Geschäfte bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs prächtig entwickelten. 1942 musste die Produktion eingestellt werden, da Stahl als kriegswichtiger Rohstoff anderweitig verwendet wurde.

Wie große Teile Deutschlands war 1945 auch die Fabrik in Frankenberg zerstört. Der Eiserne Vorhang trennte Thonet von seinen Besitztümern, den Fabriken und Wäldern im östlichen Mitteleuropa. 1939 hatten sich die deutsche und österreichische Thonet-Firma mit einem Aktientausch vom Mundus-Konzern abgespaltet, so dass nun die Familie Thonet allein den Wiederaufbau bewerkstelligen musste. Ab 1948 fertigte man in Düsseldorf. Von dort zog man 1954 wieder nach Frankenberg. Auch nach dem Krieg setzten sich die Patentstreitigkeiten um den Goldesel „Kragstuhl“ fort. 1949 wurde in einem Vergleich der Firma Mauser das Ausland zugesprochen, Thonet bekam Deutschland. Ein abgespecktes Angebot konzentrierte sich auf die Vorkriegserfolgsmodelle wie den B 64 mit Armlehnen sowie Sitz und Rückenlehne aus Bugholzrahmen mit Rohrgeflecht, der 1950 für das Bundeshaus in Bonn angeschafft wurde. Gebremst wurde der Stahlrohrmöbelabsatz mit dem Auftreten des Midcentury-Designs namhafter Entwerfer wie Harry Bertoia und Charles und Ray Eames und deren Drahtstühlen. Als Folge des Zeitgeistes wurden Anfang der 1960erJahre nur noch zwei Vorkriegsmodelle angeboten. Die Wende kam 1963 mit dem Italiener Dino Gavina, der Breuers Clubsessel B 3 neu auflegte. Aber als Luxusobjekt mit eingraviertem Autogramm von Breuer und unter dem Namen „Wassily Chair“ vermarktet, benannt nach Wassily Kandinsky, in dessen Dessauer Wohnraum der Sessel bereits 1926 stand. Der „Wassily Chair“ ist einer der Designklassiker, die bis heute das Interesse an Stahlrohrmöbel befeuern. In der Folge stiegen die Absatzzahlen von Thonet und Mauser. Wenngleich in der Zwischenkriegszeit eine Vielzahl von Firmen Stahlrohrmöbel produzierte, war es doch Thonet, die entscheidend für die

Entwicklung, Verbreitung und den Erfolg des Stahlrohrmöbels war.

THONET IN DER NEUEN SAMMLUNG Als eines der dienstältesten Designmuseen der Welt blickt die Neue Sammlung stolz auf ihre umfassende Kollektion an Thonet-Möbel, die den ebenfalls üppigen Beständen des MAK – Museum für angewandte Kunst Wien – und des Hofmobiliendepots in Wien sowie des Museums Boppard und des Koblenzer Landesmuseums ebenbürtig ist. Über die größte Sammlung verfügt das Firmenmuseum Thonets in Frankenberg mit rund 900 Stücken. In der Münchner Sammlung sind die älteren Möbel aus gebogenem Holz wie der frühe Bopparder Stuhl (1838-1840) zahlenmäßig stärker präsent als die stählernen Vertreter der Moderne des 20. Jahrhunderts. Auch neueste Entwürfe wie Sebastian Herkners Modell Nr. 118 aus dem Jahr 2018 schreiben die Sammlung fort und erinnern an die Tatsache, dass sich Thonet bis heute der Entwicklung innovativer Sitzmöbel verpflichtet hat. Die unterschiedlichen Sammlungsstrategien der Direktoren des nun auch schon fast 100 Jahre bestehenden Museums hinterließen deutliche Spuren in dessen Thonet-Beständen. Bereits 1930, fünf Jahre nach Museumsgründung, erwarb Direktor Wolfgang von Wersin das erste Möbelstück von Thonet: Marcel Breuers Stahlrohrhocker B 9 von Thonet-Mundus Berlin. Erworben wurde der B 9 mit einem Konvolut an Bugholzmöbeln für die Ausstellung „Der billige Gegenstand“ (1930). Ihm folgte als eines der ersten Bugholzmöbel 1931 der Sessel Nr. 6009 (B 9), produziert ab 1904 und bekannt geworden durch Le Corbusiers vielfache Verwendung bei dessen Projekten. Aber erst ab 1958 beschäftigte sich Die Neue Sammlung mit den klassischen Bugholzstühlen des 19. Jahrhunderts und kaufte das berühmte Modell Nr. 14, den millionenfachen Bestseller


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und Klassiker der Kaffeehaus-Bestuhlung. Weitere Erwerbungen in den 1970er-Jahren bestätigen das Interesse an der Vielfalt der Bugholzentwürfe, vom einfachen Stuhl über den Schaukelstuhl bis zu Klapp- und Drehstühlen, Kindermöbeln und Bänken. Dass Die Neue Sammlung erst nach Jahrzehnten mit dem Sammeln historischer Bugholzmöbel des 19. Jahrhunderts begann, liegt am anfänglichen Bestreben zeitgenössisches Neuartiges zu dokumentieren. Das heißt, anfangs kaufte man auf Leistungsschauen wie den Weltausstellungen oder Möbelmessen ein, ab den 1960er-Jahren mehr im Antikhandel oder hoffte auf großzügige Donationen. Die Devise lautete „Zurück zu den Wurzeln“, womit man die Ursprünge der zeitgenössischen Erzeugnisse bewerten und sichern konnte. Zunächst legte man noch wenig Wert darauf, historische Originale zu erhalten, sondern begnügte sich mit zeitgenössischen Auflagen. Diese geben zwar die Form wieder, es fehlen aber technische und konstruktive Details, die vielfach im Laufe der Jahrzehnte zum Beispiel aus Kostengründen wegfielen. Erst seit den 1980er-Jahren und besonders unter dem letzten Direktor Professor Florian Hufnagl erwarb man Objekte aus ihrer Entstehungszeit. Wichtige Einzelstücke wie Otto Wagners Schreibtisch für die Wiener Postsparkasse mitsamt dem kubischen Hocker veredeln die Sammlung seit den 1990er-Jahren. Ein großer Coup gelang 2002 mit dem Erwerb der in den 1970er-Jahren begonnenen Sammlung Peter Ellenberg. Über die Jahrzehnte hat der Architekt eine umfassende Thonet-Sammlung geschaffen, vom Bopparder Stuhl bis zu den Modellen des frühen 20. Jahrhunderts. Es finden sich identische Modelle verschiedenen Alters, in denen sich

Schaukelliege S828„Still-Leben“,1985, Entwurf Torben Skov, Hersteller Gebr. Thonet GmbH, Frankenberg Besitz: Die Neue Sammlung – The Design Museum; Foto: Die Neue Sammlung – The Design Museum (A. Laurenzo)

die produktionstechnische Entwicklung abbildet. Neben den Möbeln erwarb das Museum einen Schatz historischer Kataloge und Dokumente wie rund 200 Briefe von Franz Thonet (1820-1898), dem ältesten der Kinder Michael Thonets. Die Unterlagen aus der Frühzeit der Firma helfen bei der Erforschung der technischen Entwicklung und des internationalen Vertriebs. Sie flankieren die Bemühungen des Sammlers Ellenberg, mit seinen Sammlungsobjekten die technologischen Entwicklungen, Produktionsverbesserungen und Modelloptimierungen darzustellen, die Grundvoraussetzung für die Expansion Thonets war. Die knapp 300 Bugholzobjekte in der Neuen Sammlung erzählen bildhaft die Geschichte der Firma Thonet bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, wobei auch der Blick auf die Konkurrenz nicht fehlt. Rund 40 Möbel von Jacob & Josef Kohn sowie eine kleinere Anzahl an Bugholzmöbeln anderer Hersteller wie D. G. Fischl, Julius Fürfang, Eleonore Kadeder oder Josef Neyger erlauben einen Vergleich mit den Thonet Produkten. Der Bereich der Stahlrohrmöbel Thonets aus den 1920er- und 1930er-Jahren ist mit rund 30 Stück dagegen auch deshalb etwas unterrepräsentiert, da man eigentlich an den Stahlrohr-Produkten der ursprünglichen Hersteller, also Standard Möbel oder Joseph Müller, Bamberg-Werkstätten interessiert

war. Gleiches gilt für die Zeit nach 1945, wobei sich hier Highlights wie der 1956 entworfene Freischwinger von Verner Panton (produziert ab 1965), der 1953 von Karl Schwanzer gestaltete Stapelstuhl S 764 oder der Mitte der 1950er-Jahre entstandene Sessel ST 664 von Edelhard Harlis finden. In den 1980er-Jahren besann sich das Museum wieder auf seine Ankaufspolitik der Anfangsjahre und sammelte vermehrt zeitgenössische Entwürfe. Beispiele hierfür sind Stapelstuhl S 320 von Ulrich Böhme und Wulf Schneider, die Schaukelstuhlliege „Stilleben“, Nr. S 828 von Torben Skov, der Armlehnstuhl A 109F für den Deutschen Bundestag von Norman Foster, die Stahlrohrmöbel von Konstantin Grcic für Muji oder die Stühle von James Irvine und Stefan Diez. So blickt Die Neue Sammlung stolz auf eine rund 400 Möbel und Objekte von Thonet umfassende Kollektion, die die Bedeutung und die gestalterische Vielfalt dieses außergewöhnlichen Möbelproduzenten erlebbar machen. Katalog: Thonet & Design, Hrsg. Angelika Nollert, Die Neue Sammlung, gestaltet vom Bureau Borsche, Koenig Books, London Ausstellung: „Thonet & Design“, Die Neue Sammlung – The Design Museum in der Pinakothek der Moderne, München. Bis 2. Februar 2020

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Bruno Bruni Bruno Bruni

Moderne im Gewand der alten Meister Von Dr. Bettina Krogemann

Seine Liebe gilt bis heute den alten Meistern, vor allen denen seines Heimatlandes. Bruno Bruni ist Italiener durch und durch. Zu seinen großen Vorbildern zählen Michelangelo, Raffael da Urbino, Piero de la Francesca, Leonardo da Vinci. Seine Künstleraugen interessieren sich für das Figürliche, den menschlichen Körper, dessen genaue Anatomie. Und für sein Wesen, seine menschliche und atmosphärische Seite, sein politisches Weltbild.

Für die meisten Italiener ist ihre Heimat sehr prägend, so auch für Bruno Bruni. Er liebt die Landschaft des Bel Paese, die bildende Kunst und Musik, die Küche – dies alles ist ihm sehr wichtig. 1935 kam er in der kleinen, bei Pesaro gelegenen Ortschaft Gradara zur Welt. Die Familie lebte in einem kleinen Bahnwärterhaus, der Vater war Eisenbahner. Das bescheidene Heim mit zwei Zimmern, eines für die Eltern, eines für die Kinder, hielt Bruno Bruni später in einem Gemälde fest. Bruno Bruni wuchs im Zeitalter des italienischen Faschismus auf. Man sprach damals nicht über Politik, dennoch vertrat sein Vater eine betont antifaschistische Haltung. Als Kind war Bruno Bruni öfter etwas kränklich und dieser Umstand sollte auch Einfluss auf seinen Werdegang haben. Die Eltern sandten ihn, damit er keinen körperlich anstrengenden Beruf ausüben musste, zum Istituto d'Arte di Pesaro, wo er 1953 bis 1959 als Keramiker ausgebildet wurde, in

Oben: Bruno Bruni erklärt Links: Blick in das Atelier von Bruno Bruni in Hamburg Altona Fotos © Jochen Splett München, Courtesy Fotograf und Quittenbaum Kunstauktionen München


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der Bildhauerei Giuliano Vangi folgend, einem Vertreter der figurativen Skulptur. Seine Begeisterung für die Kunst war schon damals sehr groß, wie sich Bruno Bruni selbst erinnert: „Wir standen jeden Sonntag früh um fünf Uhr auf, gingen zum Hafen und haben dort mit einer Begeisterung gezeichnet, die es heute nicht mehr gibt. (…) Damals war kein Gedanke daran, dass man von der Malerei leben könnte, Geld verdienen, ein Auto kaufen. Malerei war unsere Religion. Wir dienten ihr mit Liebe und Respekt. Wir verehrten die alten Meister. Über Bilder, die wir in Kirchen oder Museen gesehen hatten, wurde bis in die Nacht diskutiert.“ Nach seinem Studium bewarb sich Bruni als Kunsterzieher in seiner Heimatregion rund um Urbino – erfolglos. Ein Freund bot ihm ein günstiges One-Way-Flugticket nach London an, wo er sich mit allerlei nicht ganz leichten Gelegenheitsjobs durchschlug, dafür aber mit einer Ausstellung in einer kleinen Galerie in der Baker Street belohnt wurde. In London lernte er eine Hamburgerin kennen, die ihm von der norddeutschen Kunstakademie berichtete und er folgte ihrer Empfehlung und zog von der Insel auf das Festland. Er wurde an der Hochschule für bildende Künste (HfbK) angenommen und studierte bei Georg Gresko und Paul

Wunderlich, hatte zudem Umgang mit dem damals hoch im Kurs stehenden Horst Janssen. Um sein Studium zu finanzieren, arbeitete er auf der Veddel. In der Kunstakademie begann er mit Aktzeichnen und lernte hier seine erste Liebe kennen, ebenfalls eine Kunststudentin. Dies war die Fotografin Sigrid Rothe, die nach einer großen internationalen Karriere mit einem 30-jährigen Aufenthalt in New York nun wieder in Berlin lebt. Im Jahr 1965 verließ er die Hochschule. Zwei Jahre später wurde er als junge norddeutsche künstlerische Hoffnung mit dem „Lichtwark Preis“ ausgezeichnet, mit ihm sein Idol Otto Dix, sozusagen als alter Meister, dazu der Bildhauer Edgar Augustin. Nachdem Bruno Bruni 1974 als Gast-Dozent für Grafik an die Akademie in Den Haag berufen worden war, zeichnete man ihn 1977 mit dem internationalen Senefelder-Preis für Lithografie aus, einer Technik, in der er wahre Meisterwerke zu schaffen wusste.

BRUNI-STILE Seine frühen Lehrer Georg Gresko und Paul Wunderlich verfehlten nicht den Einfluss auf das Frühwerk von Bruno Bruni, dessen Radierungen aus dieser Zeit außerdem die Kenntnis des druckgrafischen Werkes von Horst Janssen abzulesen ist. Wichtig war Bruni außerdem der

Von links oben nach unten: Bronzen von Bruno Bruni in seinem Atelier, darunter Venere Assoluta und Fortuna „Fortuna“, Bronze von Bruno Bruni in seinem Atelier Fotos © Fotograf und Jochen Splett München, Courtesy Quittenbaum Kunstauktionen München

„Venere Assoluta“, 2001, Bronze „Fortuna“, 2003, Bronze Fotos © und Courtesy: Künstler und Edition Huber Offenbach


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deutsche sozialkritische Realismus der 1920er-Jahre, allen voran lagen ihm Otto Dix und Georg Grosz, aber auch Rudolf Schlichter und Karl Hubbuch am Herzen. Seine Verehrung für diese vier Künstler ging so weit, dass er von ihnen, als er es sich finanziell erlauben konnte, auch Arbeiten ankaufte und für sich sammelte, mit ihnen in seinem Atelier und Studio lebte. Treffende Worte fand vor allem der Kunstkritiker Hanns Theodor Flemming im Jahr 1978 für Brunis Werk, das er unter dem Titel „Wiederkehr des Schönen“ würdigte: „Alle Werke von Bruno Bruni werden von einem unverwechselbaren Zauber durchpulst. Sie entfalten sich zwischen Wunschtraum und Wirklichkeit, Wahrnehmung und Fantasie, Intuition und Formvollendung in einer grazilen Bildwelt voll erotischer Träumereien und künstlicher Paradiese. Fragilität ist mit Sensualismus, Zartheit mit Élan vital gepaart. Eine neue Wiederkehr des Schönen tritt in surrealem Gewand faszinierend zu Tage.“ Die Bandbreite der stilistischen Merkmale, die Flemming in dem komplexen Werk Brunis ausmacht, ist umfangreich, umfasst Elemente von Surrealismus und Italianità, die auf ganz eigenständige Weise unlöslich ineinander verwoben werden. Die Kunst des Quattrocento, des Manie-

Von oben nach unten: Bronzen von Bruno Bruni in seinem Atelier, darunter zwei „Camaleonte“ in farbig gefasster Bronze

rismus, des Fin de Siècle und des italienischen Jugendstil, sie alle sind Bruni bekannt, von ihm studiert, verstanden, geliebt und finden in seinem Werk in seiner ganz eigenen Sprache Eingang. Sie erzählen dem Betrachter von seiner Freude an der Schönheit.

GANZ BRUNI Die entscheidende Wende zum unverkennbar eigenen Stil vollzog sich um 1965, als Bruni die Hamburger Kunsthochschule verließ und sich als Künstler selbständig machte. Von nun an schuf er eine Reihe höchst origineller Symbiosen aus Mädchenakten und Blumenbuketts, kombiniert mit Blüten und Knospen, die im Bewegungsmotiv die Geste des Ausziehens oder Überstreifens eines Gewandes zitieren. Diese Gesten und Bewegungen kehren auch in den späteren Schöpfungen wieder und finden schließlich in den Bronzefiguren, den aufrechtstehenden Mädchenakten mit den typisch überlangen Beinen, ihren finalen Ausdruck. Oftmals sind sie mit „Venus“ und einem bestimmten Attribut betitelt.

DER MANTEL: FREI NACH GOGOL Kandelaber und „Camaleonte“, beide Bronze, Tierplastik farbig gefasst Kandelaber und „Camaleonte“, Bronze, farbig gefasst, von Bruno Bruni in seinem Atelier Rechts oben: „Camaleonte“, 2015, grüner chinesischer Marmor Fotos © Jochen Splett München, Courtesy Fotograf und Quittenbaum Kunstauktionen München

Eine im Jahr 1842 erschienene Novelle von Nikolai Gogol mit dem Titel „Der Mantel“ inspirierte Bruni zu einer Reihe von Gemälden, auf denen ein Mantel oder ein Stillleben aus mehreren Mänteln zu sehen sind. In seinem Oeuvre sind sie ab 1969 unter dem italienischen Titel „Il Cappotto“ zu finden. In der Erzählung von Gogol nimmt ein Mantel im


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Leben seines Protagonisten so viel Raum und Bedeutung ein, dass er zu der lebensbestimmenden Konstante für ihn wird. Dieser Mensch, ein ruhiger Beamter, wird nur durch seinen Mantel wahrgenommen und fühlt sich auch nur in ihm lebendig und bestätigt. Als ihm der Mantel gestohlen wird, zerbricht er geistig und seelisch daran und ist nicht mehr lebensfähig. Bei Bruni wird der Mantel zu einem autonomen Bildmotiv, dass nicht einmal mehr einen Träger oder Besitzer braucht. Der Mantel, immer surreal verfremdet und auratisch erhöht, wird nicht nur bildwürdig, sondern bildbestimmend, er wird zum Solisten, der zugleich einen Inhalt verbirgt oder einen verbergen könnte. Er wird „zu einem bewegten Symbol, das nicht nur die Handlung der Geschichte, sondern auch Seelenzustände wie Herzleid oder Melancholie verkörpert“, so bewertete ihn Hanns Theodor Flemming.

POLITISCHE IKONEN: ROSA LUXEMBURG UND CHE Bruno Bruni ist nach seiner eigenen Aussage ein durch und durch politisch denkender Mensch. Dabei schlägt sein Herz links, er ist Kommunist. Als der marxistische Revolutionär, Guerillakämpfer, Arzt und Autor Che Guevara dreißig Jahre nach seinem frühen Tod im Jahr 1967 endlich seine letzte Ruhestätte in Havanna finden kann, flog Bruno Bruni mit seinem Sohn Matteo nach Kuba, um der Zeremonie beizuwohnen. Das Ereignis beschäftigte ihn und es entstanden etliche Zeichnun-

Oben: „La Sorella“, 2002, Bronze Fotos © und Courtesy: Künstler und Edition Huber Offenbach

Unten: „Drei Mäntel“, 2004, Öl auf Leinwand, 180 x 160 cm Foto Bruno Bruni, Works 1962-2014, Ausstellungskatalog National Gallery of Armenia, Yerevan, 2014

gen, die den just verstorbenen Il Che als Motiv haben. Weitaus früher als 1997, nämlich schon im Jahr 1972, arbeitete er die Geschichte einer der einflussreichsten Vertreterinnen der europäischen Arbeiterbewegung, des Marxismus, Antimilitarismus

und des proletarischen Internationalismus auf. Es ist dies die Geschichte von Rosa Luxemburg. Er widmete ihr und ihrem brutalen Schicksal als Opfer der Militärs und Politik eine ganze Mappe mit sechs Lithografien, die heute vergriffen ist, aber zum

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Von links oben nach rechts unten: „Ercercises“, 1983, farbige Lithografie aus dem Mappenwerk Zürcher Ballett, Edition Volker Huber „Movimento“, 1983, farbige Lithografie auf Bütten aus dem Mappenwerk Zürcher Ballett, Edition Volker Huber Farbige Lithografie aus „Mafia“, 1979, Edition Volker Huber, Offenbach Fotos © und Courtesy: Künstler und Edition Huber, Offenbach

„Con la mano al cuore“, 1984, farbige Lithografie Foto Bruno Bruni, Works 1962-2014, Ausstellungskatalog National Gallery of Armenia, Yerevan, 2014

Zeitpunkt ihrer Entstehung auf dem Kunstmarkt nicht reüssieren konnte. Bruni zeigte auf der Basis umfangreicher Recherchearbeit ihre Lebensstationen auf, beginnend mit einem Porträt von ihr als Zwölfjähriger, gefolgt von einer Szene in der „Zitadelle zu Warschau“ 1906. Sie ist bei ihm Mittelpunkt des „Sozialistenkongress 1907“, ein Motor der deutschen November-Revolution in Berlin 1918. Das letzte Blatt ist ihrer Ermordung am „15. Januar 1919“ gewidmet. Einige der Szenen in dieser Mappe zeigen wieder nur Bekleidungsstücke wie Hüte und Mützen ohne Gesichter, ohne Körper. Sie symbolisieren als Stellvertreter das Geschehen, die Tragik. Textilien ohne Körper erscheinen auch in seinen Paaren, seien sie gemalt oder als Skulptur dreidimensional gestaltet, wieder. Sie sind dann nicht Stellvertreter tragischen Geschehens, sondern haben eine universellere Konnotation, so zum Beispiel im Fall der Zweifigurengruppen, die sich wie ein Liebespaar innig und zärtlich umarmen. Es können zwei von rückwärts gesehene Regenmäntel oder auch der Bund eines schlanken nackten Mädchenkörpers mit einem Regenmantel und Hut sein, die eigentlich nicht von einem Körper getragen werden, sondern nur, wie ursprünglich in „Il Cappotto“, aus der Stofflichkeit der Bekleidungsstücke bestehen. Dennoch wirken diese Figurengruppen wie Begegnungen voller Zärtlichkeit, wie eine Conditio Humana stellen sie das Universelle von Liebe und Zuneigung dar.

„IDEA“: DIE ZEICHNUNG Neben Gemälden und Skulpturen nimmt die Zeichnung einen wichtigen Stellenwert innerhalb des Oeuvres von Bruni ein. Eine Zeichnung gewährt dem Betrachter immer einen ganz unmittelbaren Einblick in die Schaffensweise und Ideenwelt eines Künstlers, es ist gleichsam ein Blick hinter die Kulissen seiner persön-

lichen Fähig- und Ausdrucksmöglichkeiten. Nicht ohne Grund wurde in der italienischen Hochrenaissance die Zeichnung weitaus höher geschätzt als das ausgeführte Gemälde oder Fresko, denn in ihr spiegelte sich ganz unmittelbar die „idea“ ihres Autors. Die Zeichnung ist es, die auf seine bildnerischen Gedanken weist, von der Genesis des Kunstwerkes berichtet. Der Betrach-


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ter schaut dem Künstler sozusagen über die Schulter, er nimmt daran teil, wie sehr die „idea“ wahrnehmbare Formen annimmt. Bruno Bruni zeichnet noch heute jeden Tag, es ist die Basis seines Schaffens.

GLI ANIMALI Seit rund 2014 gibt es einen neuen Aspekt im Werk von Bruno Bruni. Schon immer spielten Tiere für seine künstlerische Arbeit eine Rolle, doch aktuell stehen sie wahrlich im Vordergrund. Wie schon seine großen Vorbilder, denken wir an Albrecht Dürers Hasen oder an das intensive Studium von Tieren durch Leonardo, der sich im Rahmen seiner Projekte für Reiterstandbilder immerfort mit dem Thema Pferd auseinandersetzte. So studiert, zeichnet und malt auch Bruni gerne Tiere. Bei ihm sind sie meist allein auf der Bildfläche, in einer für die Spezies ganz typischen Haltung, so etwa ein brauner Sperling auf grauem Fond. Es kann aber auch ganz farbenprächtig werden wie im Falle „ Cameleonte“, den es als Zeichnung und Gemälde, als farbig gefasste Bronze oder als Marmorskulptur gibt. Bruni koppelt dabei gerne zurück. Seine Perspektive bedeutet nicht, wie sehen wir sein Chamäleon – obwohl dies in besonderem Maße eine Herausforderung für unserer Augen darstellt - , sondern er fragt sich: Wie sieht das Chamäleon uns? Martin Noffke versteht die neuerliche Hinwendung des Künstlers zur Welt der Tiere als eine Art Versuch zur Aufhebung unseres „anthropozentrischen“ Weltbildes. Für ihn „zeigt uns“ Bruni „das Wunder, das Wunder des Seins in seiner Gesamtheit auf diesem zarten blauen Planeten“. Das Werk des Künstlers Bruno Bruni ist weitaus facettenreicher als auf einigen Seiten darstellbar. Kontradiktorische Themen wie Mafia, Ballett, Boxen, sie alle fanden in seiner Motivwelt ihren Platz und ihre Würdigung. Für Boxkämpfe ist Bruno Bruni

sogar nach New York geflogen, zuhause hat er vor dem Fernseher keinen Kampf von Mohammed Ali verpasst – er liebt das ungeheuer Mutige an diesem Sport. „120 Boxer sind im Ring gestorben“, weiß er zu berichten und wie Trophäen oder aus der Künstlerperspektive, wie ein Stillleben, hängen in seinem Hamburger Atelier ganze Sträuße von getragenen Boxhandschuhen. Er selbst hat natürlich auch geboxt. Als Künstler war Bruno Bruni auch in merkantiler Hinsicht sehr erfolgreich. 1972 entdeckte ihn Volker Huber, der Gründer der gleichnamigen Edition in Offenbach. Daraus erwuchs eine Zusammenarbeit, die ab dato bis zum heutigen Tag anhielt und auf sehr fruchtbaren Boden traf. Heute lebt Bruni Bruni überwiegend in Hamburg Altona, in einem umgebauten Hallenbad, das nach hundert Jahren Nutzung leer stand und ihm nach seinen Umbaumaßnahmen viel Platz für seine Arbeit und sein Leben einräumt. Dort zeichnet und malt er, entwirft und setzt seine Ideen um. Wie jeder Italiener, kann auch Bruno Bruni nicht ohne seine Wurzeln sein: Ist er nicht in Hamburg, so ist er sicher in Italien, ganz in der Nähe von Pesaro, fast dort, wo er 1935 zur Welt kam. Literatur wie angegeben Bezugsquellen: www.edition-huber.de und www.bruno-bruni-shop.de

Von oben nach unten: „Che morto“, 1996, Zeichnung und Aquarell „Due Camaleonti“, 2014, Aquarell, 100 x 115 cm „Solitudine“, 2004, Öl auf Leinwand, 120 x 140 cm Fotos Bruno Bruni, Works 1962-2014, Ausstellungskatalog National Gallery of Armenia, Yerevan, 2014

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VORSCHAU/IMPRESSUM

VORSCHAU

SAMMLER JOURNAL

ISSN 1863-0332

KERAMIK DES ART DÉCO Blütezeit des Kunsthandwerks

HERAUSGEBER (verantwortlich f. d. Inhalt)

Gerd Reddersen

VERLAG

GEMI Verlags GmbH Pfaffenhofener Straße 3 85293 Reichertshausen Tel. 08441 / 4022-0 Fax 08441 / 71846 Internet: www.gemiverlag.de E-Mail: info@gemiverlag.de

GESCHÄFTSFÜHRER

Gerd Reddersen Rudolf Neumeier

FRANZ RADZIWILL Magischer Realismus

BAUHAUS Ausstellungen in Weimar, Dessau und Berlin

ASSISTENZ DER GESCHÄFTSFÜHRUNG

Karin Teichmann

GESAMTKOORDINATION

Karin Probst

REDAKTEURE

Nicola Fritzsch Heidrun Th. Grigoleit Helene Stümpfle-Wolf Anja Iwa Joscha Eberhardt

AUTOREN DIESER AUSGABE

Dr. Wolfgang Hornik Dr. Bettina Krogemann Dr. Harald Tesan

REDAKTIONSASSISTENZ

Heike Genz

TERMINE

Anette Wagner, Tel. 08441/4022-35 Hans Neumeier, Tel. 08441/4022-34 E-Mail: termine@gemiverlag.de

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LAYOUT

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Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter dieses Verbot fallen die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie sowie die Aufnahme in elektronische Datenbanken.

Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/08 vom 01.11.2008

Erscheinungstermin SJ 11/2019 Abonnentenversand: 22.10.19 Erstverkaufstag Handel: 25.10.19

Bildnachweis links: Teeservice, Werner Gothein, Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe, Entwurf 1928, © Badisches Landesmuseum, Foto: Thomas Goldschmidt Franz Radziwill, Landschaft mit drei schwarzen Schemen, 1920/21, Öl auf Leinwand auf Holz, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Slg. Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München, Leihgabe aus Privatbesitz, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019 Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt vom Auktionshaus Metz bei. Wir bitten um Beachtung.


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11.09.2019

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Seite 1

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11.09.2019

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„Hide-a-Phone“ Telephon-Globus: „Euphonia” von L.C. Mayer, 1917 Mit Candlestick Telephon Schätzpreis: 900 – 1.200 €

Zeiger-Telegraph von Ducretet, Paris, um 1870 Schätzpreis: 2.000 – 3.500 €

Auktionstermine Herbst 2019

»Photographica & Film« 21. September

»Büro-Antik« 12. Oktober

„Fitch Typewriter“, The Fitch Typewriter Co. Ltd., London, 1891 Schätzpreis: 10.000 – 15.000 € Milwaukee „Dial“ Cash Register, 1916 Schätzpreis: 7.000 – 10.000 €

» Science & Technology « » Fine Toys« 9. November 2019

Nikon S2 (Black), Type I, Nippon Kogaku, Tokyo, 1956 Schätzpreis: 17.000 – 22.000 €

Bilderuhr mit Musikwerk, um 1880 Schätzpreis: 3.000 – 4.000 €

Daguerreotypie (½ Platte) von Louis S. Bonijol: „Plainpalais-Kanton Genf“, 1841 Schätzpreis: 7.000 – 9.000 €

„Duplex“ Schreibmaschine, Duplex Typewriter Co., De Moines, Iowa, 1892 Schätzpreis: 2.000 – 4.000 €

Voigtländer-DaguerreotypieMetallkamera, 1978 (Replika) Schätzpreis: 1.400 – 1.800 €

Schreibmaschine Sholes & Glidden, 1873 Mit Originaltisch Schätzpreis: 8.000 – 12.000 €

Hat Detective Camera, um 1880–1890 Schätzpreis: 12.000 – 18.000 €

… und vieles mehr!

Singvogel-Automat Jardinière von Blaise Bontems, um 1890 Schätzpreis: 6.000 – 8.000 €

Weitere Informationen unter www.Breker.com / New Highlights und youtube.com/auctionteambreker Voll-illustrierter 2-sprachiger (deutsch/englisch) FARB-Katalog: € 28,– · Lieferung nur gegen Vorauskasse (Scheck, Bar oder Kreditkarten mit Sicherheitsnummer „CVV“ und Verfalldatum: Mastercard / Visa / AmEx)

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