Rausch und Risiko von Dani Winter

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06.08.2003

13:36 Uhr

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Drogenkonsumentinnen und -konsumenten

positive Erfahrungen gemacht. Natürlich muss man sich vorher informieren, worauf man sich einlässt und was einen erwartet. Wenn man das macht, kann man viel lernen, auch fürs nüchterne Leben.» Seine Informationen bezieht Reto wie die meisten Biodrogen-Freaks aus dem Standardwerk der Ethnobotanik, der fast 1000-seitigen «Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen» des Schweizers Christian Rätsch (siehe Literatur Seite 207). Eine weitere Informationsquelle ist das Internet. Informationen über die Rauschwirkung bestimmter Pflanzen sind dort für jedermann frei abrufbar, ebenso Anwendungsbeschreibungen und Dosierungsangaben. Das Internet spielt auch eine wichtige Rolle beim Vertrieb der psychoaktiven Pflanzen. Da die meisten von ihnen völlig legal sind, kann man sie ohne grössere Umstände in einer ganzen Reihe von E-Shops bestellen. Horrortrips sind immer möglich Auch wenn er selbst nur gute Erfahrungen gemacht hat, kennt Reto doch Leute, die Horrortrips erlebten. «Eine Freundin von mir landete mal im Spital, weil sie sich eine Überdosis Stechapfel genehmigt hatte. Die quatschte zwei Tage lang total wirres Zeug und berichtete im Nachhinein von den seltsamsten Begegnungen, unter anderem mit dem Teufel. Das war mir eine Warnung.» Das Problem mit den Naturdrogen sei, dass sie oft unterschätzt würden. «Tatsächlich gibt es milde Mittelchen, bei denen man nur eine leichte Wirkung spürt. Andere aber wirken so stark wie ein LSD-Trip.» Keine Angst vor einer Sucht Angst, süchtig zu werden, hat Reto nicht. «Anders als chemische Drogen haben die natürlichen meistens eine Schwelle eingebaut, die einen übermässigen Konsum verhindert.» Naturdrogen schmecken oft abscheulich, erzeugen Brechreiz und andere Nebenwirkungen. Natürlich gibt es Ausnahmen: Der aufputschende Ephedra-Tee etwa hat durchaus ein gewisses Suchtpotenzial, wie Reto selbst feststellen musste. «Das erste Mal tranken wir von dem Tee, um uns in Fahrt zu bringen für eine Goa-Party. Das funktionierte bestens. Auch die Schlaffheit am nächsten Tag liess sich mit dem Tee problemlos beseitigen. Zwei Wochen lang trank ich das Zeug mehr oder weniger täglich, bis ich merkte, dass ich


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