Rausch und Risiko von Dani Winter

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01.inhalt.drogen.-1ZEILE!!

06.08.2003

13:36 Uhr

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Therapie – der Sucht begegnen 189

Stationäre Therapie im Umbruch Das stationäre Angebot befindet sich derzeit im Umbruch. Vor einigen Jahren hat sich die Invalidenversicherung (IV) aus der Finanzierung von Drogentherapien zurückgezogen. Der überraschende Rückzug der IV stellte viele Einrichtungen vor existenzielle finanzielle Probleme, war aber nicht der einzige Grund für den tiefgreifenden Umstrukturierungsprozess. Die sinkende Nachfrage nach abstinenzorientierten Therapien und die Veränderungen auf dem Drogenmarkt tragen ihren Teil zur Krise im stationären Bereich bei. Reine Heroinkonsumenten, auf die das Angebot der therapeutischen Gemeinschaften ursprünglich ausgerichtet war, gibt es heute fast nicht mehr. Fast alle Klienten sind von mehreren Substanzen abhängig. Das neue Finanzierungsmodell für die stationäre Suchttherapie (FiSu) verlangt, dass sich die Institutionen einer Qualitätszertifizierung unterziehen und zu einer systematisierten Qualitätskontrolle verpflichten. Um die Zertifizierung zu erhalten, mussten und müssen viele Gemeinschaften ihr Angebot neu definieren und einheitlichen Standards anpassen. Ein besonderes Augenmerk legte man dabei auf eine verbesserte berufliche Rehabilitation der Klienten. Doch auch Institutionen, die sich fit gemacht haben für das neue Finanzierungsmodell, sind längst nicht über den Berg. Ob es überhaupt einen Bedarf für therapeutische Angebote gibt, entscheiden nämlich neuerdings die Kantone. Und dort wird der Drogentherapie recht unterschiedliche Priorität beigemessen.

Umstrukturierungen – ein Beispiel Ein Beispiel für die Umstrukturierungen im Suchthilfe-Markt sind die Einrichtungen der Suchthilfe Region Basel (SRB): Deren einst auf Heroinentzüge spezialisierte Entzugsklinik «Cikade» hat das Haus der Therapeutischen Gemeinschaft «Waldruh» in Böckten übernommen und bietet dort individuell gestaltete Entzugsprogramme an. Zu ihrer Zielgruppe zählt die «Cikade» heute neben Heroin- und Methadon-Abhängigen auch Konsumenten von Kokain, Designerdrogen und sogar Cannabis. Auch Teilentzüge und Krisenintervention gehören zum Angebot der «Cikade». Die «Waldruh» zügelte von Böckten nach Langenbruck ins Haus der «Oberen Au», die berufliche Integration ist heute fester Bestandteil des Therapieprogramms. Die «Obere Au» wurde geschlossen.


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