FilmMAG 01/2011

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FILM MAG FRÄULEINWUNDER Liselotte Pulver erzählt über ihren legendären Dreh zu „Eins, zwei, drei“

VIRTUELLE WASSERWELTEN VFX-Spezialisten über die Schulter geschaut

WICKIE 3D Wie der erste reale 3D Kinofilm in den Studios der Bavaria entstand

BULLYVERSUM HERLINDE KOELBL BEGEGNET MICHAEL BULLY HERBIG

D A S

S T A N D O R T M A G A Z I N

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G E I S E L G A S T E I G


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I M H O T E L B AY E R I S C H E R H O F F I N D E T M A N N I C H T N U R RU H E U N D K R A F T

S O N D E R N AU C H S PA N N U N G P U R Das seit 1841 privat geführte Hotel Bayerischer Hof ist mit seinen 350 Zimmern inklusive 60 Suiten, seinen 5 Restaurants und 6 Bars eine Institution unter den internationalen Luxushotels. Ein neues Highlight ist die einzigartige Cinema Lounge für das elegante Privatkino-Erlebnis, ausgestattet mit neuester Technik. Für die gelungene Gestaltung konnten wir den renommierten Interior Designer Axel Vervoordt gewinnen, der bereits die Restaurants Atelier und Garden mit seinem Stil prägte. Aktuell zeichnete der MichelinGastroführer Küchenchef Steffen Mezger und Restaurantleiter Enrico Spannenkrebs vom Restaurant Atelier mit einem Michelin-Stern aus. Reservieren Sie im Atelier unter +49.89.21 20-734 oder im Garden +49.89.21 20-993. Ideal für Sie: die kinofreundlichen Öffnungszeiten unserer Restaurants Garden (24 Uhr), Palais Keller (2 Uhr), Trader Vic's (3 Uhr) sowie der falk's Bar (3 Uhr) und unseres Night Clubs (3 Uhr). Relaxen Sie nach Spannung und Kultur in unserem Blue Spa, designt von Andrée Putman, mit erstklassigen Treatments und Wellness-Küche. Weitere Informationen finden Sie unter www.bayerischerhof.de Promenadeplatz 2 - 6 D-80333 München

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www.bayerischerhof.de info@bayerischerhof.de


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Film mag Liebe Leserinnen und Leser, in der traditionsreichen Filmstadt Geiselgasteig könnte man jedes Jahr ein neues Jubiläum feiern. 50 Jahre ist es her, dass Billy Wilder seine legendäre Komödie „Eins, zwei, drei“ hier drehte. Vor 30 Jahren, als der Film „Das Boot“ in die Kinos kam und die Bavaria Film die Münchner Bevölkerung einlud, sich auf unserem Studiogelände die außergewöhnliche U-Boot-Kulisse anzuschauen, war die Bavaria Filmstadt als touristisches Ausflugsziel geboren. Andererseits wird wie an kaum einem anderen Medienstandort die Film- und Fernsehtradition durch kreative, innovative Ideen fortgeschrieben: Seit Juni wird die Bavaria Filmstadt durch eine einzigartige, spektakuläre neue Attraktion bereichert, dem „Bullyversum“, einer interaktiven Filmerlebniswelt rund um Michael Bully Herbig und sein filmisches Schaffen. Allein durch unsere zwei täglichen Serien „Sturm der Liebe“ und „Herzflimmern – Die Klinik am See“ entstehen in den Studios und Außenkulissen täglich rund eineinhalb Stunden Fernsehprogramm. Mit „Wickie – Auf großer Fahrt“ wurde in der Bayerischen Filmhalle der erste deutsche 3D-Realfilm realisiert. Der amerikanische Regisseur Jeremy Leven kam für die internationale Produktion „Girl on a Bicycle“ in die Bavaria Studios. Die renommierten Spezialisten von ScanlineVFX haben die beeindruckenden Bilder aus Clint Eastwoods „Hereafter“ digital bearbeitet; ihre Arbeit wurde dieses Jahr für den Oscar nominiert. Königlich wird es in den nächsten Monaten in Geiselgasteig zugehen, wenn ab Juli 2011 Bavaria Pictures den aufwändigen Kinofilm „Ludwig II.“ dreht – pünktlich zum KönigLudwig-Jubiläumsjahr. Nicht zuletzt gibt es noch einen Geburtstag, zu dem wir gratulieren wollen: Seit zehn Jahren ermöglicht der Filmkindergarten „Bavaria Kobolde“ mit seinen inzwischen mehr als hundert Betreuungsplätzen, Beruf und Familie besser zu vereinbaren. Auch solches Engagement macht Geiselgasteig als modernen Mediencampus aus.

Dr. Matthias Esche

Achim Rohnke


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INHALT

Im ZDF startete die Bavaria-Daily „Herzflimmern – Die Klinik am See“

Seite 12 Zum Dreißigjährigen: Eine Crew trifft sich zum Bootsausflug

Seite 20 Bully und das Bullyversum

Seite 36

03 Editorial

14 Graziella Schazad singt „Safe“

32 Innenleben mit Pariser Flair

06 Drehstart Ludwig II.

Der Titelsong zu „Herzfl immern“ wird von einer außergewöhnlichen Künstlerin interpretiert.

Für den amerikanischen Regisseur Jeremy Leven war klar: „Girl on a Bicycle“ wird in den Bavaria Studios gedreht.

16 Daily Catering

36 Herlinde Koelbl begegnet Michael Bully Herbig

Sabin Tambrea spielt den Märchenkönig.

08 Deutsche Stimmen für Schwedenhappen Bei Bavaria Synchron werden neue Krimis für das ZDF bearbeitet.

12 360 Grad Sets ohne Grenzen Innovatives Studiokonzept für die ZDF-Daily „Herzflimmern – Die Klinik am See“.

Cooking Brothers: Essen auf Rädern für die tägliche Serie.

20 Ein Wiedersehen unter Veteranen 30 Jahre nach „Das Boot“ geht die Besatzung von einst wieder an Bord.

26 Kurzmeldungen Nachrichten aus Geiselgasteig.

28 Erinnerungen an Bernd Eichinger Prof. Dr. Günter Rohrbach im Interview.

Deutschlands berühmteste Fotografi n portraitiert Deutschlands erfolgreichsten Filmmenschen.

44 Bullyversum rot-weiß in 3D Die Bavaria Filmstadt eröffnet ihre spektakulärste Neuattraktion.


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Wasser aus dem Computer – von „2012“ bis „Hereafter“

Seite 54 „An einem Samstag“: der Kinofilm über die Katastrophe von Tschernobyl

Seite 60 Wie es ist, wenn ein Stück Fernsehgeschichte endet.

Seite 72

46 Fräuleinwunder in Geiselgasteig

64 Wickie 3D

80 10 Jahre „Bavaria Kobolde“

Vor 50 Jahren tanzte Liselotte Pulver in Billy Wilder‘s „Eins, zwei, drei“ und erzählt über den Dreh von damals.

In der Bayerischen Filmhalle entstand Deutschlands erster realer 3D Kinofilm. Ein Erfahrungsbericht.

Der Filmkindergarten feiert Geburtstag.

50 Von wegen Crispy

68 Im Verhör

Colorgrading on Set: Kameramann Tom Fährmann und Colograder Andi Minuth arbeiten Hand in Hand.

„Tatort“-Kommissare treffen sich in der Gefängnis-Kulisse.

Wir zeigen Ihnen, wo auf dem FilmstadtGelände die Geschichten dieser FilmMagAusgabe spielen.

54 Die virtuelle Welt der Wassermassen Wie man fernab vom Meer zu einem der weltweit führenden VFX-Spezialisten wird.

60 Apokalyptische Erinnerung an die Zukunft Über den Berlinale Wettbewerbsfilm der Bavaria „An einem Samstag“.

70 Weiterbildung für Filmschaffende Das Seminarprogramm der Bavaria geht in die dritte Runde.

72 „Marienhof“: ein Stück erfolgreiche Fernsehgeschichte Nach 19 Jahren und 4 053 Folgen geht die Bavaria-Daily in den verdienten Ruhestand.

82 Wer, Wo, Was.

85 Adressverzeichnis Firmenverzeichnis, Geländeplan, Service-Nummern.

90 Anfahrt 90 Impressum

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Sabin Tambrea ist

LUDWIG II. Ende Juli beginnen in Bayern und Österreich die Dreharbeiten von Bavaria Pictures zum Kinofilm LUDWIG II. . Gedreht wird bis Mitte November 2011 an Originalschauplätzen in Bayern (München, Schloss Neuschwanstein, Schloss Linderhof, Herrenchiemsee) sowie in Österreich (Wien, Tirol) und in den Bavaria Studios in Geiselgasteig. Fotos: Daniel Mayer / Warner Bros

Mit dem jungen Schauspieler Sabin Tambrea ist den Filmemachern ein echter Besetzungs-Coup für Ludwig II. gelungen. 1984 in Rumänien geboren, schloss Tambrea 2010 sein Studium an der renommierten Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ mit Diplom ab und wurde schon während des Studiums an das „Berliner Ensemble“ engagiert, wo er seitdem für namhafte Regisseure wie Claus Peymann und Robert Wilson auf der Bühne steht. Bavaria Film-Geschäftsführer Matthias Esche betont, dass der Film ein faszinierend neues und vielschichtigeres Bild des „Märchen­ königs“ entwerfen wird, als man es bisher kannte: „Ludwig II. als blutjunger anmutiger König von Bayern verkörpert die Hoffnung auf ein besseres Leben. Hochbegabt und diszipliniert in seinen musischen Ausrichtungen glaubt er an die Veredelung der Menschen durch Kunst und Musik. Musikunterricht für jedermann statt Waffendienst ist sein der Zeit vorauseilendes Credo. Bayern erlebte unter Ludwigs Herrschaft den Aufbruch in die Moderne und zugleich die politische Restauration. Der Film erzählt in der getreulichen Ausstattung seiner

Zeit, wie Ludwig scheitern muss als Visionär, als König und auch als innerlich freier Mensch. Über allem aber strahlt ein Wunder: Ludwig II. und seine Werke haben wirkungsmächtig überlebt. Der Lohengrin des 19. Jahrhunderts ist bis heute eine massenattraktive Ikone, die die Menschen unvermindert stark fasziniert.“ Zur hochkarätigen Besetzung gehören zudem u.a. Hannah Herzsprung als „Sissi“ (Kaiserin Elisabeth), Samuel Finzi als Lakai Mayr, Edgar Selge als Richard Wagner sowie Justus von Dohnányi als Johann von Lutz. Regie führen Peter Sehr und Marie Noëlle, die seit vielen Jahren zusammen arbeiten und auch gemeinsam das Drehbuch zu LUDWIG II. entwickelten. Bavaria Pictures (Produzent: Ronald Mühlfellner; Gesamtleitung: Matthias Esche, Jan S. Kaiser) produziert den Kinofilm, in Co-Produktion mit Dor Film (Danny Krausz), dem Bayerischen Rundfunk (federführende Redaktion: Bettina Ricklefs, Dr. Cornelia Ackers), der ARD Degeto (Bettina Reitz, die dieses Vorhaben noch in ihrer Funktion als Leiterin der BR Fiction seit vielen Jahren tatkräftig unterstützt hatte), dem WDR, dem SWR, dem ORF und Warner Bros. Film Productions Germany. Gefördert wird die Produktion bisher von: FilmFernsehFonds Bayern (FFF), Filmförderungsanstalt (FFA), Österreichisches Filminstitut (ÖFI), Filmfonds Wien (FFW), Mini-Traité, entwickelt mit Unterstützung des MEDIA-Programms der Europäischen Union. Warner Bros. wird LUDWIG II. im Dezember 2012 in Deutschland und Österreich in die Kinos bringen.


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Deutsche Stimmen für

Schwedenhappen


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Im April kam Philipp Moog in die Räumlichkeiten der Bavaria Synchron – in denen früher übrigens „Das Boot“ geschnitten wurde –, um neuen Schwedenkrimis seine Stimme zu leihen.

Das Faible für die psychologisch ausgefeilten skandinavischen Krimis ist beim deutschen Fernsehzuschauer ungebrochen. Aktuell werden in den Studios von Bavaria Synchron neue Formate aus Schweden bearbeitet, die ab Herbst ihre deutsche TV-Premiere feiern werden. Text: Carolina Heske

Fotos: Jens Heilmann

Schon „Kommissar Beck“ (alias Peter Haber), ursprünglich Held unzähliger Romane des schwedischen Autorenpaares Maj Sjöwall und Per Wahlöö, fand Ende der 90er Jahre mit Dieter Memel zu deutscher Fernsehstimme. Tatort: Bavaria Synchron. Von dort aus trat der Stockholmer Ermittler 1998 seinen Siegeszug über bundesweite Bildschirme an, der nicht nur hohe Einschaltquoten bescherte, sondern bei den Zuschauern auch einen Hunger nach mehr auslöste. Verfilmungen diverser Bestseller von Henning Mankell folgten, darunter alle Kommissar Wallander Romane. Vermehrt auch dänische Produktionen wie die Serien „Kommissarin Lund“ (seit 2007) und „Protectors – Auf Leben und Tod“ (seit 2008). Sogar isländische Thriller-Stoffe erobern neuerdings mit eiskaltem Ambiente die heißen deutschen Krimiherzen. All diese Publikumsmagneten verbinden ge-

meinsame Wurzeln bei Bavaria Synchron. Und der nordeuropäische Trend hält an: Die Auftragsbücher von Geschäftsführer Andreas Gaube verzeichnen derzeit unter anderem die Fortsetzung der beiden dänischen Serien sowie drei neue schwedische Formate, die in ihren Heimatländern bereits reüssierten und ab Herbst bzw. Winter deutsche TVPremiere feiern sollen. Beispielsweise verkörpert Mikael Persbrandt –  zuvor als schöner Gunvald rechte Hand von „Kommissar Beck“ – in einer eigenen Serie nun den unorthodoxen Strafrechts-Professor Markus Haglund, der mit seinen Jura-Studenten der Universität Uppsala Urteile von unschuldig Verurteilten wieder aufrollt. In 24 Folgen à 45 Minuten fürs ZDF bricht der TVAkademiker (synchronisiert von seiner bekannt-bewährten Stimme Philipp Moog) schon mal selbst das Gesetz, um es zu verteidigen. Der zweite Neuzugang beim Zweiten ist Rolf Lassgård, der ab Mitte der 90er Jahre als Henning Mankells Kommissar Kurt Wallander bekannt wurde: Er hat zwei Filme à 100 Minuten in der Rolle von Schwedens führendem Kriminal-Psychologen Sebastian Bergmann abgedreht – beruflich brillant ist dieser Charakter (wiederum synchronisiert von Douglas Welbat) privat eher chaotisch. Dritte im Bunde ist Kommissarin Maria Wern –  nach Romanen der Schwedin Anna Jansson

gespielt von Eva Röse –, die in sieben Filmen jeweils anderthalb Stunden Zeit für die Lösung ihrer Mordfälle hat. Die deutsche Stimme leiht, im Auftrag von ARD Degeto, Elisabeth Günther. „Untertitel sind wie eine Krücke“ Nur durch eine perfekte Synchronisation, die exakt Figuren und Stimmung spiegelt, kann auch bei uns eine ausländische Produktion authentisch wirken. Oder wie Andreas Gaube sagt: „Für den deutschen Markt ist die Synchronisation das Wichtigste. Untertitel sind wie eine Krücke und bei uns gar nicht akzeptiert. Wenn man das Publikum erreichen will, müssen Übersetzung und deutsche Stimmen sitzen.“ Für das Casting schöpft Andreas Gaube zusammen mit seinen Dialogregisseuren und Aufnahmeleitern aus dem Schatz seines ausgeprägten Stimmengedächtnisses. Unzählige Sprecher hat er in seiner „Datenbank“ im Kopf gespeichert. „Darüber hinaus bewerben sich immer wieder Menschen wie du und ich, die beispielsweise in einem Call-Center arbeiten und deren Freunde ihre tolle Stimme loben. In der Regel genügt aber eine gute Stimme nicht, wenn die schauspielerischen Voraussetzungen fehlen“, sagt der Synchron-Chef.


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„Gebraucht werden Synchronsprecher mit schauspielerischer Empathie“ Weil gerade bei der Synchronisation fiktionaler Programme eine Qualität gefordert wird, die im gesprochenen Off der der Originalvorlage standhalten muss, ist es kein Wunder, dass wir es bei Dieter Memel (alias „Kommissar Beck“), Philipp Moog (Stammsprecher von Mikael Persbrandt) und Douglas Welbat (für Rolf Lassgård seit den Kommissar Wallender-Krimis im Einsatz) gestandene Theaterschauspieler zu hören bekommen. Sie kennen nicht nur Filmarbeiten, sondern wissen auch um den gezielten Bühneneinsatz ihrer Stimmen. Die Liste der Schauspieler, die bei Bavaria Synchron ein- und ausgehen, lässt sich lange fortsetzen, zum Beispiel mit Ex-„Tatort“Kommissarin Karin Anselm, Jacques Breuer, Carin C. Tietze, Sigmar Solbach, Manou Lubowski und Thomas Fritsch, um nur einige zu nennen. Oder Elmar Wepper, der schon lange US-Star Mel Gibson auf Deutsch spricht. Oder Martin Umbach, den jeder Kinofan sofort als deutschen George Clooney identifizieren würde, der ebenso schon seit mehr als zehn Jahren den raubeinigen sizilianischen „Commissario Montalbano“ (Luca Zingaretti) spricht – erst im Frühjahr wurden 14 neue Filme fürs ZDF synchronisiert.

Der Ablauf einer Synchronproduktion sieht in der Regel so aus: Nach Eingang des Originalmaterials fertigt ein Roh-Übersetzer zunächst eine reine 1:1-Fassung der Dialogliste an, die dem deutschen Dialogautor als Vorlage dient. Je nach Textdichte dauert es für einen Spielfilm circa zwei Wochen bis zur „spruchreifen“ Version für die Synchronisation. Zur selben Zeit casten der Dialogregisseur, der Aufnahmeleiter und Andreas Gaube in Abstimmung mit den Auftraggebern potenzielle Sprecher. Für die Aufzeichnungen wird das Dialogbuch in 800 bis 1 500 einzelne Takes eingeteilt: 15 bis 20 Sendeminuten werden pro Tag eingesprochen, das heißt, ein 90-Minüter wird meist binnen vier bis fünf Tagen synchronisiert. „Spontan entstehen die besten Aufnahmen“ Gibt es zuvor noch Proben, so wie man das vom Theater und Filmset kennt? Gaube schüttelt den Kopf: „Nur die Hauptdarsteller lesen ihre Texte vorab. Vorher zu üben schadet eher, weil dann möglicherweise ein Sprecher interpretiert, was er sich zuvor gedacht hat. Die Synchronisation aber lebt von den Original-Schauspielern, auf die sich die Sprecher einstellen müssen. Normalerweise

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kommen sie ins Studio, gucken sich den jeweiligen Take an, speichern ihren Text, sprechen ihn ein Mal vor, der Regisseur korrigiert vielleicht etwas – so spontan entstehen die besten Aufnahmen.“ Im kreativen Bereich bedeutet die Überwindung unterschiedlicher Sprachkulturen oftmals die größte Herausforderung: Anspielungen und Redewendungen, die nicht einfach in eine andere Sprache zu übersetzen sind oder Humor, der nicht in jeder Sprache gleich funktioniert. Auch mehrsprachige Produktionen haben es in sich. „Ein gutes Beispiel,“ erzählt Gaube, „war ‚Hunde von Riga‘ nach Henning Mankell, mit Rolf Lassgård. Ein schwedisch-  dänisch-englisch-lettischer Thriller, den wir auf zwei Sprachen reduziert haben. In solchen Fällen will gut überlegt sein, wie viel man dem deutschen Zuschauer zumuten kann. Denn jeder Untertitel lenkt einfach vom Film ab und schmälert den Genuss.“ Am Ende aber ging es auch hier wieder gut aus. Das ist für Gaube sowieso die Hauptsache, wenn es um die Zufriedenheit seiner Kunden geht: „Die Rechnung muss aufgehen.“ Oder wie die Schweden sagen: „Propositionen måste öka.“ Das sollte ab Herbst auch mit den nächsten „Schwedenhappen“ klappen.


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Herzflimmern in Studio 3

360 Grad Seit April on Air: die neue ZDF-Daily „Herzflimmern – Die Klinik am See“. Auch für Ausstatter und Szenenbildner war die Medical Daily eine Herausforderung. Text: Veronika Gais

Fotos: Marco Meenen, Christian Schwarz

Es gehört mittlerweile zum gewohnten Bild in Geiselgasteig: Rettungsfahrzeuge kreuzen das Filmgelände. Immer wieder begegnet man gut aussehenden Männern und attraktiven Frauen, die mit wehendem Arztkittel aus dem Studio schreiten. In der Regel sind sie im Einsatz für die neue ZDF-Daily „Herzflimmern – Die Klink am See“, einer weiteren täglichen Serie, die Bavaria Fernsehproduktion seit neustem auf dem Filmgelände dreht. Dass in Geiselgasteig eine neue Krankenhausserie gedreht wird, ist nicht zu übersehen. Der Innenhof der Drehvilla 1 ist zur Einfahrt einer Notaufnahme umfunktioniert, die zur Villa führende Freitreppe zum Eingangsportal des Klinikgebäudes. Die „Münchner Straße“ wurde zur Kulisse der fiktiven oberbayerischen Kleinstadt „Sonnenberg“. Sogar ein kleiner See wurde auf dem hinteren Teil

des Geländes angelegt, samt Bootshaus mit Steg. Das Innenleben des Krankenhauses – Rezeption, Krankenzimmer, OP und Intensivstation – spielt sich in Studio 3 ab. Die medizinische Einrichtung ist von der eines echten Krankenhauses praktisch nicht zu unterscheiden. Dafür sorgt „Filmservice Hertz“, ein Spezialausstatter, der sich seit Jahren auf die Beratung medizinischer Drehs spezialisiert hat und entsprechendes drehtaugliches Equipment zur Verfügung stellt: Vom OP-Besteck bis zur täuschendechten Herz-Lungen-Maschine, vom Defibillator bis zum voll ausgestatteten Notarztwagen. „Es geht bei dem begrenzten Budget einer Daily immer auch darum, das Optimale herauszuholen“, erklärt der Herstellungsleiter der Serie Stefan Roitzheim-Küfner. So wurden die Grundrisse der einzelnen Sets in dem 900 Quadratmeter großen Studio derart geschickt verteilt, dass das gesamte Team am Set arbeiten kann, ohne sich gegenseitig in die Quere zu kommen. Szenenbildner Hans Feldmeier ist ein alter Hase im Daily-Geschäft. Er hat schon die Dekorationen beim „Marienhof“ geplant, später die 5-Sterne-Welt von „Sturm der Liebe“ kreiert. Jetzt ist


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Sets ohne Grenzen es der Look in einem Krankenhaus, den er nachbauen sollte. Aus seiner langjährigen Serienerfahrung weiß er, wie die Dekorationen auf die Studiofläche aufgeteilt werden müssen, damit sie allen funktionalen, inhaltlichen und auch wirtschaftlichen Erfordernissen genügen. „Bisher haben wir immer Drei-Wand-Sets gehabt, die man nur von einer Seite her bespielen konnte. Für ‚Herzflimmern‘ haben wir erstmals 360 Grad Sets gebaut, die keine eigenen Grenzen mehr haben. Wir haben den Arbeits- mit dem Dekobereich verbunden und damit viel Platz gespart.“ So wurden Sets geschaffen, durch die man durchfahren und in denen man andere Räume in der Tiefe erahnen kann. Auf sehr geringem Platz lassen sich so viele unterschiedliche Einstellungen machen, wie man sie auch in einem realen Krankenhaus vorfinden würde. Gerade beim Thema Krankenhaus ist der Zuschauer durch den hohen Standard amerikanischer Serien sehr verwöhnt. Hier trotz des finanziellen Rahmens mitzuhalten, nennt Roitzheim-Küfner als eine der größten Herausforderungen. „Die Zusammenarbeit mit dem benachbarten Fundus der FTA Film- und Theater-Ausstattung war

dabei sehr vorteilhaft für uns, weil man gerade während des kreativen Beginns einer solchen Daily verschiedene Dinge ausprobieren möchte“, sagt Szenenbildner Feldmeier. „Wenn es sein musste, wurden sogar ganze Motive so lange gewechselt, bis alle – Produzent, Regisseur und die Senderredaktion – zufrieden waren.“ Die Sorgfalt, die beim Bau der Dekorationen und der Auswahl der Requisiten angelegt werden musste, war durch das High DefinitionFormat, in dem „Herzflimmern“ aufgezeichnet wird, noch einmal höher als bei herkömmlichen Serien. Durch das viele Weiß und die starken Kontraste im Krankenhaus waren auch die Look-Gestaltung und Ausstattung unmittelbar miteinander verknüpft. „Dies haben alle Beteiligten sehr gut gemeistert“, lobt Roitzheim-Küfner. „Bereits die ersten Kameratests zeigten, dass wir eine tolle Brillianz ähnlich wie bei Film erreichen würden. Auch die Integration der Außenmotive und der oberbayerischen Landschaft in die Serie hat hervorragend geklappt.“ Das Ergebnis hat nicht zuletzt auch den Sender überzeugt. Seit April sind die ersten der zunächst 200 geplanten Geschichten aus dem Krankenhausalltag Montag bis Freitag im Nachmittagsprogramm des ZDF zu sehen.


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GRAZIELLA SCHAZAD

SINGT „SAFE“

Im April 2011 startete mit „Herzflimmern – Die Klinik am See“ die erste deutsche Medical Daily. Den Titelsong steuerte Graziella Schazad bei – die 27jährige Tochter einer polnischen Mutter und eines afghanischen Vaters ist eine vielseitige Musikerin, die früh ihren ganz eigenen Weg gesucht hat. Text: Carolina Heske

Fotos: Mathias Bothor

Graziella Schazad. Ihr Name klingt wie ein Märchen aus „Tausendundeine Nacht“. Er könnte glatt ein Künstlername sein. Graziella, ihr Vorname, bedeutet so viel wie Anmut. Und Schazad hat etwas Orientalisches, erinnert an die berühmte Scheherazade, eine der Hauptfiguren der Geschichtensammlung aus dem sagenumwobenen Morgenland. Wir wollten die Musikerin kennenlernen, die mit ihrem Song „Safe“ täglich um 16:15 Uhr im ZDF die Daily „Herzflimmern – Die Klinik am See“ umrahmt. Wir treffen Graziella Schazad in ihrem Lieblingscafé in Hamburg. Die dunkle Mähne zum Dutt hochgesteckt, die Jeans schlackern um ihre schlanken Hüften, den Rest des feenhaften Körpers umschwebt eine Tunika. Zu Beginn unseres Gesprächs bestellt sie einen Soja-Latte Macchiato. „Mit Sojamilch ist das gesünder,“ sagt die 27-Jährige. Das


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Gesicht ebenmäßig, nur dezent geschminkt, mit wachen braunen Gemeinsam mit verantwortlichen Produktionskollegen besuchte Augen und einem umwerfenden Lächeln. Wobei es auch die die Soundtrack-Fachfrau Graziellas Konzert in München, wo der schlanken Hände allein sein könnten, die für sich sprechen – jeden Funke sofort übersprang: „Sie überzeugt nicht nur live. Wir waren Satz unterstreichend, sind sie ständig in Bewegung. Wie Graziella. uns sicher, dass wir mit ihr die richtige Frontfrau für unseren DailyGeboren in Berlin, als Einzelkind einer polnischen Reisebürokauf- Titelsong gefunden hatten.“ frau und eines afghanischen Psychologen, wuchs sie behütet, aber So kam es zu ersten intensiveren Gesprächen, auch das Demozwischen Extremen auf. „Meine Mutter kam mit sieben Jahren in band, auf dem Graziellas englischsprachiger Song „Safe“ zu finden einem Flüchtlingslager an und musste sich erst einmal eine Exis- war, kam wieder auf den Tisch. Eine Hymne gegen die Angst und für die Zutenz aufbauen. Mein Vater hingegen stammt versicht. Sie beginnt mit Aussagen wie: aus einer wohlhabenden afghanischen Arzt„Jetzt bin ich sicher“, „Ich kann mutig sein“, familie, die ihm ein Studium im Westen er„Ich brauche nicht mit meinem Schicksal zu möglichen konnte. Seine Familie floh aus der hadern“, „Jetzt bin ich zu Hause“. Heimat, erst nach Indien, teilweise sogar bis Keinesfalls kitschig oder trivial singt sie den nach New York,“ erzählt sie, die mit dem polSong mit ihrer kraftvoll hauchenden Stimme. nischen Lieblingsgericht Piroggi (Teig geDie Zeilen sind getragen von eingängigen füllt mit Sauerkraut) genauso wie mit exotiBeats, die den Zuhörer sofort mitnehmen. schem braunen Gewürzreis groß wurde. Ein starker Rhythmus, einfach und klar und So vielschichtig wie die Wurzeln, Sprachen doch von hohem Wiedererkennungswert. und Gebräuche ist auch der übrige Alltag: „Der Song hat nicht nur Schwung, er zieht Mal reiste die Familie nach Indien, mal in die einen auch hoch,“ meint Karin Gatzke. Er USA, Englisch wurde zur zweiten Mutterverbindet emotionale Tiefe mit positiver sprache. Mit drei Jahren lernte Graziella GiAusstrahlung und passt damit ideal zur Setarre, mit vier Geige, mit neun Klavier. Vor rie. „Denn auch die Klinik in ‚Herzflimmern’ zwei Jahren kam noch eine Ukulele hinzu, Karin Gatzke, Bavaria Sonor will das Gefühl von Sicherheit ausstrahlen, und die afrikanische Djembe-Trommel setzt auf dass man trotz aller dramatischer Ereigsie gern als Stilelement ein. Musik wurde zur nisse in der Welt des Krankenhaus-Alltags, einzig festen Komponente ihres unruhigen Lebens, ihr musikalisches Talent früh erkannt: Graziella durfte am dort in guten Händen ist und sich alles zum Besten wenden wird.“ Berliner Bach-Gymnasium lernen und parallel an der Hochschule „…mit dir bin ich sicher“, heißt es am Ende, „with you I’m safe“. Das für Musik Hanns Eisler studieren. Die junge Musikerin wusste klingt nach einer Liebeserklärung. schnell, dass sie mehr wollte, als in einem Orchester nach vorge- Und tatsächlich: Ursprünglich hatte sie „Safe“ als Liebeslied an ihren Mann geschrieben, verrät Graziella. Das war im vergangenen gebenen Noten klassische Stücke zu interpretieren. Schon mit zwölf schrieb sie ihren ersten eigenen Song. Gut 50 Herbst, während ihrer Tour. Da traf sie sich in London mit Guy sind es bisher. Während der Schulzeit gründete sie mit ihrer dama- Chambers, einem der internationalen Stars am Songwriter-Himligen Freundin ein Duo. Und schmiss kurz vor dem Abitur mit 17 die mel, der schon mit Größen wie Kylie Minogue, James Blunt und renommierte Schule, verließ sogar Berlin: „Ich wollte einen Strich Robbie Williams zusammengearbeitet hat. unter alles ziehen.“ Weitere unstete Jahre als freischaffende Musi- „Wir unterhielten uns über das Verhältnis zu meinen Eltern und meikerin folgten, führten sie 2005 nach Ingolstadt, wo sie ihren Ehe- ner Familie. Dabei ging es natürlich auch um meinen Mann,“ erzählt mann kennen lernte und schließlich nach Hamburg, wo sie einen sie. Spontan entstanden erste Notizen zu „Safe“. „Nach drei Stunden war der Text fertig, ich spielte dazu auf der Geige, und schon Neuanfang wagte. Um Geld zu verdienen jobbte Graziella als Kellnerin, in der Markt- stand ich im Studio und spielte dort mit Chambers den Song ein.“ forschung, absolvierte sogar eine Ausbildung als Stewardess. Als Fertig war das Demoband, das auch an Bavaria Sonor ging. Domisie nach 26 Flügen genug Geld beisammen hatte, konnte sie end- niert von Graziellas über alles geliebter Geige, die sie meist nicht lich als das landen, was sie ist: Sängerin, Musikerin, Songwriterin. mit dem Bogen streicht, sondern oft ganz unkonventionell quer vor Sie schlug sich zunächst mit selbst organisierten Gigs durch, ob in dem Bauch wie eine Gitarre spielt. „In diesen vier Saiten liegt alles, Clubs, auf Festivals, in Kinderheimen oder im Hochsicherheitstrakt was ich sagen will, sie sind meine Sicherheit,“ erklärt sie, „jeder des berüchtigten Gefängnisses „Santa Fu“ im Hamburger Stadtteil Song entsteht erst einmal mit diesem Instrument.“ Auf dem Weg zum „Herzflimmern“-Titelsong wurde noch das Klangbild perfektioFuhlsbüttel. Vier Jahre lebt sie nun in Hamburg und „ist angekommen“, wie sie niert. Mit Ausnahme des Cello-Parts spielte Graziella alle Streisagt. Privat wie musikalisch. „Auch wenn es ein steiniger Weg cherstimmen selbst ein. „Jetzt bin ich durchaus stolz“, lacht sie, war,“ meint sie im Rückblick, möchte sie keine einzige Erfahrung „und es ist gut so, wie es mit ‚Safe‘ kam.“ missen. „Ich würde es auch nicht ertragen, etwas geschenkt zu bekommen. Für mich war immer der Weg das Ziel. Aus jedem Konzert und jeder Begegnung entwickelt sich immer etwas Neues.“ Beispielsweise wurde Warner Music auf sie aufmerksam. Der Plattenkonzern brachte im letzten Sommer ihr Debüt-Album „Feel Who I Am“ auf den Markt. Songs zwischen Melancholie und Aufbruch, ein Stilmix aus Folk, etwas Pop und viel eigenem Sound. Daran 2009 „Look At Me“ angeschlossen folgte eine bundesweite Tournee. 2010 „Take On Me“ Bei Bavaria Sonor war man bereits auf ihre CD aufmerksam gewor2010 „Feel Who I Am“ den. „Wir suchten zu dem Zeitpunkt einen Song, der für unsere 2011 „Safe“ neue Medical Daily ‚Herzflimmern – Die Klinik am See’ passen sollBei der Frankfurter Musikmesse te,“ sagt Karin Gatzke, die Projektleiterin beim Musikverlag von Badrums.de wurde Graziella Schazad als varia Sonor. „Mir war Graziella aufgefallen – als erfrischende und „Best Newcomer 2011“ ausgezeichnet. interessante Persönlichkeit, sehr talentiert und auch sehr speziell.“

„Mir war Graziella aufgefallen – als erfrischende und interessante Persönlichkeit, sehr talentiert und auch sehr speziell.“

Diskografie


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Daily Catering Text: Franziska Zilch, Katharina Stuttfeld

7:00 Uhr. Auf dem Bavaria-Gelände herrscht noch morgendliche Ruhe. Nur im CateringWagen vor den Studios, wo die täglichen Serien „Sturm der Liebe“ und „Herzflimmern“ gedreht werden, hört man das Geklapper von Geschirr. Hier ist der Arbeitstag der „Cooking Brothers“ bereits in vollem Gange. Die Kaffeemaschine wird aufgeheizt, frischer Orangensaft gepresst. Nach einer Stunde ist ein Frühstücksbuffet angerichtet, das nichts zu wünschen übrig lässt: Brötchen mit Marmelade, Käse oder Wurst, Ei in allen Variationen, warmer Leberkäse, Müsli, Cornflakes, frisches Obst … Vorbreitungen für einen Drehtag. Vor neun Jahren haben die Brüder Sebastian und Markus Gödecke aus Dessau ihren Film- und Rennstall-Cateringservice „The CookingBrothers“ gegründet. Wobei sie sich fast aus-

Fotos: Jens Heilmann

schließlich dem Film verschrieben haben. Seit mittlerweile beinahe sechs Jahren, seit dem Beginn der Dreharbeiten von „Sturm der Liebe“, gehört deren mobile Küche zur festen Einrichtung in Geiselgasteig. Angefangen haben sie mit einem Catering-Wagen, inzwischen sind es fünf. Vier Spielfilmküchen und ein CateringSattelauflieger, mit dem bis zu 240 Personen gleichzeitig im Vollcatering versorgt werden können, der somit sogar für große amerikanische Kinoproduktionen geeignet ist. Die kleineren Spielfilmküchen werden wegen ihrer Mobilität vor allem bei TV Movies eingesetzt und haben Kapazität für die Versorgung von bis zu 90 Personen pro Tag. Mit vier Wagen werden zwei Produktionen auf dem Gelände versorgt: die Telenovela „Sturm der Liebe“ und seit neuestem „Herzflimmern – Die Klinik am

Der größte Catering-Wagen steht vor dem Studio von „Sturm der Liebe“. Mit ihrer mobilen Küchenflotte versorgten die Cooking Brothers auch schon die Crew von „Inglorious Bastards“.

See“. Der fünfte Wagen wird je nach Bedarf bei anderen Werbe- oder Spielfilmproduktionen eingesetzt. So kochten die „Cooking Brothers“ auch schon für „Inglorious Bastards“ und „Der Vorleser“ oder sorgten für das leibliche Wohl der „Drei Musketiere“, während die Darsteller auf dem Bavaria-Gelände das Fechten lernten. Kulinarisches „Rundum-Sorglos-Paket“ Während die Crew-Mitglieder noch frühstücken, beginnen die Köche – immer zwei pro Wagen – mit den Vorbereitungen für das Mittagessen. Mittags genauso wie abends wird ein dreigängiges Menü gereicht. Alles wird frisch zubereitet. Immer ist auch ein vegetarisches Gericht dabei. Wann das Menü fertig


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sein muss, richtet sich nicht nach dem Glockenschlag, sondern nach dem Drehplan. Pünktlich, nachdem die letzte geplante Szene vor der Mittagspause im Kasten ist, sozusagen auf Zuruf durch den Aufnahmeleiter, wird das Essen disponiert und direkt am Drehort serviert. Aus kulinarischer Sicht ein „RundumSorglos-Paket“. Schallt durch die Lautsprecher die Ansage „Pause“, öffnen sich die Studiotüren, innerhalb von Sekunden bildet sich eine Schlange vor dem Catering-Wagen: Kabelträger, Maskenbildner, Aufnahmeleiter, Regisseur und natürlich Schauspieler, alle stehen hier an. Jeder in seiner Arbeitsmontur. Die einen in legeren Klamotten mit Headset am Ohr oder „Gaffer Tape“ und Arbeitshandschuhen am Gürtel, auf der anderen Seite die Darsteller in ihren schicken Kostümen, wie sie zu einer Telenovela, die in einem 5-Sterne-Hotel spielt, passen. „Was gibt’s denn heute?“ „Für mich bitte eine kleinere Portion“. „Etwas mehr Soße, bitte!“, prasselt es auf das Catering-Team ein. Heute gibt es „Kotelett mit Salzkartoffeln“, als vegetarische Alternative „Gegrilltes Gemüse mit Feta“, verschiedene Salate und als Dessert „Waldbeeren-Joghurt-Eis“. Circa 100 Mahlzeiten werden in der mobilen Küche alleine für das Team von „Sturm der Liebe“ täglich frisch zubereitet. Wollen die Schauspieler über die

Mittagszeit ihren Text lernen oder sich in der Maske nachschminken lassen, bleibt zum Essen oft nicht viel Zeit. Während die einen in Ruhe auf einer der Biergarnituren vor dem Studio oder bei schlechtem Wetter drinnen im „Café Mona“ ihre Mahlzeit genießen, essen andere schnell im Stehen. Die Mappe mit den Textseiten oder der Dispo hält als Ablage für ihren Teller her. Andere verschwinden mit den vollen Tellern zu ihrem Arbeitsplatz und essen dort. Das Auge isst mit Trotz des hohen Tempos, welches das SetCatering fordert, wird der Grundsatz „Das Auge isst mit“ nie vergessen und alle Speisen appetitlich angerichtet, mit frischen Kräutern versehen, auf bunte, satte Farben geachtet. Neben hoher Kochkunst seien ein abwechslungsreicher Speiseplan und eine durchdachte Logistik ebenso wichtig für ein gelungenes Catering, erklärt Sebastian Gödecke. Durch die offene Küche stehen die Köche in regem Austausch mit dem Filmteam. Sie kennen die Gewohnheiten eines jeden Einzelnen. Überhaupt müssen die insgesamt elf Angestellten der „Cooking Brothers“ sehr flexibel sein. „Wenn es sein muss, wird schon mal die Pfanne für ein spätes Frühstück oder ein vorgezogenes Mit-

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tagessen angeschmissen oder zwischendurch eine Semmel geschmiert“, sagt der Küchenchef. „Im Sommer wird gelegentlich gegrillt, neben Steaks und Bratwürsten natürlich Gemüsespieße für die ‚fleischlos Glücklichen‘.“ Zur Feier des Tages wird eine „Eis-Klappe“ spendiert Jederzeit können sich die Mitarbeiter der Produktion an Kaffee und Tee bedienen oder für den kleinen Hunger zwischendurch einen Joghurt aus der Kühlklappe holen. In mundgerechten Häppchen, die die Caterer „Sticks“ nennen, werden Früchte, Kekse und Schokolade offeriert. Und wenn es einen Grund zu feiern gibt: Geburtstag, Einstand, Ausstand oder einfach nur so, wird dem Team eine sogenannte „Klappe“ ausgeben, wie der kleine Umtrunk filmtypisch genannt wird. Ob Weißwurst-, Kuchen- oder Eis-Klappe, alles kann geordert werden. Nach dem Abendessen um 19 Uhr, kurz bevor zum Drehschluss die letzte Klappe geschlagen wird, neigt sich auch der Arbeitstag der „Cooking-Brothers“ dem Ende zu. Sind alle versorgt, wird aufgeräumt, werden die Lebensmittel verstaut, der Herd abgestellt und schließlich auch die Klappe des CateringWagens geschlossen.


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Rote Beete Apfel Salat Rezept für 4 Personen

Zutaten 1 kg rohe Rote Beete 4 Äpfel (Je nach Geschmack liebliche oder säuerliche Äpfel – Pink Lady oder Boskop) 1 Rote Zwiebel Dunklen Balsamico-Essig nach Belieben Olivenöl nach Belieben Zucker nach Belieben Salz und Pfeffer aus der Mühle nach Belieben Zitronensaft (Vorsicht, nicht zu viel, sonst wir der Salat zu sauer) Honig nach Belieben Zubereitung Beim Verarbeiten der Roten Beete unbedingt Handschuhe tragen! Die rohe Rote Beete in Salzwasser kochen und noch warm schälen. Nach dem Häuten die Rote Beete in kleine Würfel schneiden (Kantenlänge ca. 0,5 cm). Die Äpfel waschen und je nach Belieben schälen oder ungeschält in kleine Würfel schneiden (Kantenlänge ca. 0,5 cm). Dann die Zwiebel in kleine Würfel schneiden (Kantenlänge ca. 0,3 cm). Dann die Rote Beete, die Äpfel und die Zwiebel vermengen. Essig, Öl und Zitronensaft nach Belieben dazugeben. Etwas Zucker und danach mit Pfeffer und Salz abrunden.

Viel Spaß beim Ausprobieren! Ihre „The Cooking Brothers“ Sebastian und Marcus Gödecke mit Team


ALBA ROHRWACHER LUCA MARINELLI ISABELLA ROSSELLINI19 Film Mag

DIE EINSAMKEIT DER PRIMZAHLEN

TOKYO INTERNATIONAL FILM FESTIVAL OFFIZIELLES PROGRAMM

TORONTO INTERNATIONAL FILM FESTIVAL OFFIZIELLES PROGRAMM

CPH PIX KOPENHAGEN FILM FESTIVAL GEWINNER PUBLIKUMSPREIS

AB 11. AUGUST IM KINO EIN FILM VON SAVERIO COSTANZO NACH DEM BESTSELLERROMAN VON PAOLO GIORDANO

www.primzahlen-derfilm.de



Ein Wiedersehen unter Veteranen

Die Schauspiel-Veteranen in der Originalkulisse von „Das Boot“, 30 Jahre danach (v.l.): Oliver Stritzel (Bootsmaat Schwalle), Martin May (Fähnrich Ullmann), Martin Semmelrogge (Zweiter Wachoffizier), Erwin Leder (Johann, das Gespenst), Claude-Oliver Rudolph (Ario), Bernd Tauber (Obersteuermann Kriechbaum) und Jan Fedder (Pilgrim)


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Vor 30 Jahren wurde der berühmteste deutsche Film der Nachkriegszeit gedreht. Das Focus Magazin bat die Besatzung von damals zu einem Jubiläumstreffen in die Originalkulisse. Ein Wiedersehen unter Veteranen. Text: Tim Pröse

Fotos: Dieter Mayr/Focus Magazin

Für Martin Semmelrogge startet die Zeitreise, bevor sie beginnt. Gerade fuhr ihn der Chauffeur auf dem Weg zur Bavaria Filmstadt an seinem elternhaus vorbei. Der Fahrer bremste kurz ab in dieser Straße in München-Harlaching. und der Mann im Fond, den alle immer lachend oder wenigstens schmunzelnd kennen, hielt inne und schluckte. Der 54-Jährige erinnerte sich an Vater und Mutter. und an seinen besten Freund, mit dem er hier als Kind im Wald spielte. Klar, schon damals als räuber. nun stoppt der Wagen vor dem tor der Bavaria Filmstudios. So wie vor 30 Jahren, als das tor seinen traum markierte. als er hier „Das Boot“ drehte und berühmt wurde. Semmelrogge krächzt sein SemmelroggeLachen, das noch ein wenig heiserer als damals klingt. „Weil so ein Wiedersehen ans

Herz geht“, sagt er. und weil die eltern, an deren Haus er vorbeifuhr, tot sind und der beste Freund auch. aber der Zweite Wachoffizier vom „Boot“, der lebt. Diese rolle ist bis heute seine Paraderolle. Semmelrogge lacht sein Überlebenslachen. er wohnt jetzt auf Mallorca, heiter und trocken. Gleich wird er seine alten Kameraden in deren neue Bäuche kneifen, wird ihnen beweisen, dass er nichts verlernt hat von damals. Dass er immer noch den Spitzbuben, den Streuner in sich trägt. er bringt den ersten Lacher dieses Wiedersehenstreffens, als er von den abneigungen des „Boot“-regisseurs Wolfgang Petersen erzählt. „Der hat ja alkohol gehasst. Da hab ich beim Dreh halt nur LSD genommen“, scherzt er. Semmelrogge gehört der ganz besonderen Garde der „Boot“-Schauspieler an. er hat diese große Schauspielersehnsucht gestillt, zumindest einmal im Leben: Der unverwechselbare spielte in einem unvergesslichen

Werk. „Das Boot“ war der teuerste Film Deutschlands und gilt bis heute als der bedeutendste und weltweit bekannteste deutsche Streifen. Vor 30 Jahren wurde der Bestseller von Lothar-Günther Buchheim über die apokalyptische „Feindfahrt“ von u 96 im Jahr 1941 verfilmt – in Geiselgasteig bei München. FOCuS brachte die Besatzung zu einem exklusiven Geburtstagstreffen in der Filmstadt zusammen. Sieben Stars von damals versammeln sich an einem Samstagmittag im november im Billy-Wilder-Saal der Bavaria. Sie betreten den Saal nicht einfach, sie erscheinen. es ist ihr auftritt, fast wie im Film. als erstes tritt erwin Leder, 59, auf. Im „Boot“ ist er „Johann, das Gespenst“, das im Maschinenraum haust. Sein Darsteller steht plötzlich im türrahmen. ein Mann mit hohlen Wangen und augen, die beseelt schauen. Der echte erwin Leder ist nicht unheimlich. er ist vielleicht der anrührendste aller Kämpen dieses besonderen „Klassentreffens“. Spät abends, wenn seine augen

„solche Fressen wie uns findest du heute nicht mehr.“ (Jan Fedder)

Jan Fedder (25)

Bernd Tauber (30)


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noch größer scheinen, wird er erzählen, wie versessen er ist, seinen Beruf zu leben, theater zu spielen, den Sartre auch in den Kellertheatern von Wien zu geben. Leder hatte einen der schauspielerisch gewaltigsten auftritte im Boot. als „Johann“ wird er nach einem angriff verrückt. „Das Gespenst“ dreht durch. und Leder spielte, als ginge es tatsächlich um sein Leben. Heute erzählt er, wie er über einer psychiatrischen anstalt aufwuchs, weil sein Vater dort arzt war. Wie ein Fluch über ihm lag, noch Jahre, nachdem er diesen „Johann“ so gut gespielt hatte. Weil er nur noch irre rollen angeboten bekam, der Wahnsinnige vom Dienst war. Das ist vorbei. „Heute bin ich glücklich, wenn ich morgens aufwache und abends spiele.“

auch Überlebenskünstler Semmelrogge ist glücklich, wenn er heute aufwacht. nüchtern, nicht resttrunken wie vor 30 Jahren. als regisseur Petersen verkaterte Darsteller nur duldete, wenn er die nervenzerrenden „Gammelfahrten“ drehen wollte. Dann erlaubte er seinen Schauspielern sogar, in der nacht zuvor durch Schwabing zu ziehen. um am Morgen danach verquollen, hundeelend und szenengerecht an den Set gekrochen zu kommen. noch heute wappnet sich Claude-Oliver rudolph, 53, gegen das Licht. Der Böse aus dem James-Bond-Film „Die Welt ist nicht genug“ trägt seine Brikett-Sonnenbrille wie angewachsen. Wenn er irgendwo hereinkommt, verstummen die Gespräche. So auch heute. rudolph lächelt dann zufrieden in sich hinein. und bestellt Ingwertee. Kaum jemand sonst verkörpert seine rollen so sehr im Wortsinn. Den Schurken trägt er nach außen, den studierten Philosophen eher nach innen. Denn privat ist der Böse fröhlich und stolz: „Ob in trondheim oder auf Feuerland, alle kennen ,Das Boot‘“, sagt der Mann, der deutscher Judomeister war und Vizepräsident des „World Fight Club“ ist.

Martin Semmelrogge (24)

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Den schon der damals eher zarte Boot-Mitspieler Herbert Grönemeyer gern zum Freund hatte, wenn es brenzlig wurde. Beide saßen bereits nebeneinander im Bochumer Gymnasium am Ostring. und spielten als Jünglinge am Bochumer Schauspielhaus unter Peter Zadek. rudolph erzählt, wie die Kumpels beim abi unterm tisch spickten. er kommt im trainingsanzug zum treffen. „everlasting“ steht darauf, und eben so andauernd ist Claude-Oliver rudolphs Gefühl, wenn er wieder zurückkehrt in die Bavaria. Dort, wo er nach dem „Boot“ auch „rote erde“ gedreht hatte – mit rudolph vorneweg als urtyp eines Kumpels im Kohlenschacht. Im „Boot“ war rudolph der muskelbepackte Dieselheizer ario. noch heute packt er seinen Bizeps gern aus. Legt für das Foto nicht nur seine Brille ab, sondern auch die Jogging-Jacke und spannt an.

Erwin Lederer (29)


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Die Mannschaft jubelt, als Jan Fedder, 55, ankommt. Bootsmaat „Pilgrim“ nestelt in den taschen seines Ledermantels nach Zigaretten und seinem transportablen aschenbecher. Zündet eine an und versteckt sein Gesicht im rauch. Durchmisst den Saal und zieht ein Bein nach. Seit er sich mal den Fuß brach, hinkt er auch noch – passend zum Seemannsgesicht – wie ein Filmkäpt’n. Fedder geht sturmerprobt. Draußen vor dem Saal wartet das Boot auf ihn und seine Jungs, seit 30 Jahren steht es da. eine halbe Million Filmtour-Besucher bevölkern die Originalkulisse jährlich. Für das FOCuS-Wiedersehen wird sie gesperrt. und als die Männer ins Stahlrohr klettern, hallt ihr Lachen durch die Konstruktion. nur Fedder verstummt. Versinkt in andacht und verharrt vor den Kojen. Legt beide Hände auf die Laken und flüstert: „Das ist mein Bett! ... Das ist meine Koje! ... Das ist mein Boot! ... Mensch!“

Fedder, von Berufs wegen als WaterkantVolksheld abgehärtet, steigt rührung in die augen. Wie verwandelt wirkt er, offenbart jetzt den Mann mit hafengroßem Herzen. Kramt aus einer edeka-tüte alte Polaroids und Geschichten hervor. erzählt mit Lagerfeuerstimme, wie er Semmelrogge zweimal rettete. als der im rausch im französischen La rochelle mit der Wehrmachts-Filmuniform in eine Disco schlurft. Fedder sich dazwischenwirft, „Semmel“ die uniform runterreißt und auf links dreht, bevor die Menge auf ihn losgeht. Oder wie Fedder „Semmel“ beim nachsynchronisieren des Films ein weiteres Mal rettet, als „der so breit war, dass er das Wort ,Zerstörergeräusche‘ nicht herausbrachte, sondern bloß ,Zschtö...gäusche‘.“ Semmelrogge sucht noch heute Fedders nähe, albert mit ihm während des Fotoshootings, streicht über seinen eigenen, dann über Fedders Bauchansatz und rezitiert seine Kult-„Boot“-Sätze („Schimmel! ein edles Gewächs“ oder „aalllaarrm!“). Claude-Oliver rudolph schmunzelt, erinnert sich an seinen „Boot“-Kameraden, „LI“ Klaus Wennemann, den „Fahnder“, der vor zehn Jahren starb: „Lass uns an den Klaus denken und daran, dat wir anderen überlebt haben!“

Claude-Oliver Rudolf (23)

Oliver Stritzel, 53, scherzt, wie schade es sei, dass „so viele von uns am ende des Films sterben, sonst hätten wir einen zweiten teil gedreht.“ Stritzel spielte den „Schwalle“, der von „Karbol-nüttchen“ schwärmte. Später war er ermittler im „Polizeiruf 110“. In 30 Jahren hat sich seine Stimme verdunkelt, sie klingt, als würde der Heizer von damals noch heute Dieseldämpfe atmen. er wird besetzt, wenn einem tV-Film ein kerniger Kerl fehlt. Der Grimmepreisträger ist ein Mann, dem die 30 Jahre noch mehr eigenart in sein Gesicht gelegt haben. Womit wir beim thema „gute Fressen“ wären. „Solche Fressen wie unsere findest du nämlich nicht mehr“, grummelt Charaktergesicht Jan Fedder zu Charakterkopf Stritzel, „deswegen gibt’s auch solche Filme nicht mehr.“ Die neuen talente, meint Fedder, „die spielen alle so cool. Hinter denen schneit’s doch.“

„Es war klar, dass so etwas wie das Boot nie wieder kommt.“ (Martin May)

Martin May (19)


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Wenn Martin May, 49, spielt, scheint hinter ihm meist die Sonne. er war damals der jüngste Schauspieler an Bord, gerade 19. und gab den Fähnrich ullmann so empfindsam, dass er unter den raubeinen herausragte. Heute ist er gut beschäftigt, hat den deutschen Darstellerpreis bekommen, aber sehnt sich dennoch zurück nach der rolle seines Lebens, die viel zu früh kam. einen der Liebesbriefe, die er im „Boot“ an seine Filmgeliebte schrieb, trägt er wie eine reliquie bei sich: „es war klar, dieser Film wird ganz besonders. und es war klar, dass so etwas nie wieder kommt.“ Für viele seiner Kollegen versank der traum vom „Boot“ schon vor dem Stapellauf. Dutzende Gecastete hofften so sehr auf eine rolle im Film, dass sie nach dem Vorsprechen voreilig theaterverträge kündigten. Sie wähnten sich schon dabei. Doch regisseur Petersen meldete sich nie mehr. auch altgediente buhlten vergeblich um einen Platz an Bord. Fedder erzählt, dass sich Freddy Quinn per Brief für die rolle des „Kaleun“ bewarb.

Dann erinnert sich Fedder, wie er beim Dreh auf offenem Meer in Seenot geriet und ihn „die todesangst packte“. Wie später, als die außenkulisse entzweibrach, Wolfgang Petersen rief: „Spielt weiter, Jungs, das gibt gute Bilder!“ Den Lohn der angst investierten fast alle „Boot“-People in neue autos. Grönemeyer kaufte von der Gage – seine Kollegen schätzen sie auf 100 000 Mark – einen Jaguar, erzählt Fedder. Heute ist Fedder mit der 300. Folge „Großstadtrevier“ und drei Siegfried-Lenz-Verfilmungen der erfolgreichste Kollege des treffens. und ein echter Kamerad, der seine Kumpel gerne unterbringt, wenn er dreht. „Verarzten“ sagt er dazu und lässt den Blick zur Bavaria-Halle 4/5 schweifen. Dort zogen sie damals ein Jahr lang in den Seekrieg. auf eine Wippe montiert, trieb ihr Boot auf imaginären Wellen, stampfte durch Stürme, entfacht aus Ventilatoren, groß wie Windmühlen.

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In einer jener Szenen brach sich Bernd tauber, 60, als „Obersteuermann Kriechbaum“ zwei rippen, als er Jan Fedder rettete, den 140 tonnen Wasser fortschwemmten. Die rettungsszene verbindet die Kollegen bis heute. Fedder umarmt tauber immer wieder, und der erzählt, wie er eigentlich für die Hauptrolle, den „alten“, vorsprach. Wie ihm aber das „Führungsgen“ für die rolle fehlte. Wie er mit den Kollegen den Krieg nicht nur spielte, sondern in sich trug. regisseur Petersen ließ Luft und Lebensmittel in der Stahlröhre faulen, ließ die Jungs tagelang durch eiswasser waten. Das Jahr im „Boot“ quälte und adelte die Besatzung. Milchgesichter reiften zu Männern. Vielleicht flammt deswegen der Kameradschaftsgeist von damals bei diesem treffen auf. Die meisten bleiben noch auf viele Geschichten und Biere, ein paar ziehen bis zum frühen Morgen durch Münchens Kneipen. und feiern das Gefühl von früher, als alle zusammen in einem Boot saßen. als wären sie wirklich zur See gefahren. Schon am frühen nachmittag muss Martin Semmelrogge wieder los, der Fahrer wartet schon am tor der Bavaria. Dort, wo alles begann. am abend spielt er im tiefsten Hessen tourneetheater. Im Sommer war er Pirat auf einer Freilichtbühne, 2009 ritt er in Bad Segeberg. Jetzt ist er für ein paar Stunden wieder der Held aus dem „Boot“. Zum abschied umarmt er seine Kollegen lange. Steht in der tür und legt die Hand zum Soldatengruß an seine Schläfe. all seine Veteranen stehen auf und grüßen zurück.

das Jahr im Boot quälte und adelte die Besatzung. Milchgesichter reiften zu Männern.

Zum Autor: Tim Pröse ist Redakteur bei Focus Magazin im Ressort Menschen. 2010 wurde er mit dem katholischen Medienpreis ausgezeichnet.

Oliver Stritzel (23)


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KURZ MELDUNGEN

UNESCO-Preis für Bavaria Azubis Die Mediengestalter-Azubis der Bavaria Film haben allen Grund zum Feiern. Auf dem 22. internationalen Filmfestival „Ciak Junior“ im italienischen Treviso gelang ihnen gegen starke internationale Konkurrenz mit ihrem Film „Kollektivlesen“ ein riesiger Erfolg. Sie gewannen den Preis für den besten Film im Hauptwettbewerb und darüber hinaus die „Fellini-Medaille“ als Sonderpreis der UNESCO.

Fassbinders „Despair“ digital restauriert Vor 33 Jahren wurde Rainer Werner Fassbinders Film „Despair – Eine Reise ins Licht“ auf den Filmfestspielen von Cannes erstmals einem internationalen Festivalpublikum vorgestellt. Am 13. Mai 2011 feierte „Despair“ in der von der Bavaria Media aufwändig restaurierten Fassung erneut in Cannes seine Premiere. Im September 2011 erscheint der Film in der deutschen restaurierten Fassung bei EuroVideo auf DVD.

Wolfgang Petersen und Jürgen Prochnow zu Besuch In den USA steht die Veröffentlichung des Bavaria-Klassikers „Das Boot“ als Blu-Ray bevor. Für den Dreh von aktuellem und hochwertigem Bonusmaterial kamen Regisseur Wolfgang Petersen und Schauspieler nach Geiselgasteig und besuchten die Original-Kulissen von damals. Foto: Wolfgang Petersen und Jürgen Prochnow mit Bavaria-Geschäftsführer Achim Rohnke © Erika Hauri

Auszeichnungen für Kurzfilme aus dem Bayerischen Filmzentrum „DERBY“, Berlinaleteilnehmer 2010, produziert von der David Lindner Filmallee, wurde für den Kurzfilmpreis der Europäischen Filmakademie nominiert. Der diesjährige Berlinalebeitrag „Apele Tac“, ebenso von David Lindner, ist in Spanien beim FEC Cambrils-Reus Short Film Festival als bester europäischer Kurzfilm ausgezeichnet worden.


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Bavaria unterstützt den neuen HFF-Studiengang „Kamera“

Geothermie für das Bavaria Studiogelände

Seit letztem Semester leitet Prof. Michael Ballhaus den neuen Studiengang „Kamera“ an der HFF München. Bavaria Film unterstützt den neuen Zweig gemeinsam mit ARRI mit Sach- und Dienstleistungen in Höhe von jeweils bis zu 150 000 Euro pro Jahr und mit bis zu 17 500 Euro pro Jahr in Barleistungen.

Bavaria Film überträgt ab 1. Januar 2011 ihre Wärmeversorgung der Erdwärme Grünwald (EWG). Den Vertrag dazu unterzeichneten jetzt EWG-Geschäftsführer Stefan Rothörl und die Geschäftsführer der Bavaria Film Dr. Matthias Esche und Achim Rohnke. Die EWG wird ab 1. Januar 2011 die Bavaria Film ganzjährig mit Wärme beliefern, ab der kommenden Heizperiode aus geothermisch erzeugter Fernwärme.

Professor Michael Ballhaus und Dr. Matthias Esche Foto: © Bavaria Film / Thomas Furthmayr

Führungswechsel beim Bayerischen Filmzentrum

Zum 11. April 2011 hat Anja-Karina Richter die Geschäftsführung des Bayerischen Filmzentrums (neben Prof. Dr. Klaus Schaefer) übernommen. Sie folgt auf Christiane M. Conradi, die das Filmzentrum über zehn Jahre erfolgreich leitete. Die Leitung des First Movie Programs, eines Projekts des Bayerischen Filmzentrums, geht auf Dr. Miriam Drewes über.

„Sturm der Liebe“ trifft Fans in Italien Tauchen die Stars von „Sturm der Liebe“ in Italien auf, dann beben die Hallen: Wie jedes Jahr reisten auch diesmal fünf „Sturm der Liebe“-Darsteller in den Süden Europas zum Fantag. In Italien läuft „Sturm der Liebe“ in synchronisierter Version unter dem Titel „Tempesta d’Amore“ in der Primetime werktags um 19.35 Uhr. Rund sechs Monate liegt der Sender Rete 4 mit der Ausstrahlung der deutschen Folgen zurück. Foto (v.l.): Dirk Galuba, Uta Kargel, Lorenzo Patané, Martin Gruber und Ivanka Brekalo © Mario Messana

Dieter Bohlen castet für „Das Supertalent“ Schon am frühen Morgen standen am vorletzten Mai-Wochenende Kandidatinnen und Kandidaten aus ganz Bayern am Zaun vor Bavaria Studio 9. Hunderte waren zum Casting für die Vorauswahl zu Dieter Bohlens RTL-Fernsehshow „Das Supertalent“ zum Bavaria Film-Gelände gekommen. In mehreren Studiohallen sangen, tanzten und performten sie, was das Zeug hielt.


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„ich Kenne Keinen menschen, der sO grOssZÜgig War.“ Günter Rohrbach über Bernd Eichinger

Prof. Dr. Günter Rohrbach und Bernd Eichinger (rechts) bei der Premiere „Das Boot“ vor 30 Jahren 1981 im Mathäser Filmpalast in München


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Am 24. Januar 2011 ist Bernd Eichinger überraschend gestorben. Sein Wirken war immer wieder mit dem Standort Geiselgasteig verbunden. Günter Rohrbach, ehemaliger Bavaria-Chef, dessen Zusammenarbeit mit Eichinger bereits bei „Das Boot“ begann, erinnert im Gespräch mit dem Film MAG an den Produzenten, Verleiher und Freund. Interview: Marc Haug Fotos: Bavaria Film, Constantin Film

Marc Haug: Sie kannten Bernd Eichinger schon seit der Zeit, als Sie noch beim WDR Fernsehspielchef waren und Eichinger bei der Bavaria unter anderem als Produktions­ leiter arbeitete. Wie gestaltete sich die Zu­ sammenarbeit? Günter Rohrbach: In der Tat haben wir schon in meiner WDR-Zeit gelegentlich zusammengearbeitet, aber die eigentliche Arbeitsbeziehung zwischen Bernd Eichinger und mir, aus der dann auch bald eine Freundschaft wurde, begann 1979, als er zur Constantin ging und ich als Geschäftsführer zur Bavaria Film. Schon bald folgte das erste gemeinsame Projekt: „Das Boot“. Mehrere Verleiher, mit denen ich bis dahin gesprochen hatte, hatten nicht an das Projekt geglaubt. Dann hat Eichinger mich angerufen und gefragt, ob er sich als Verleiher anbieten könne. Wir haben uns im ersten Gespräch geeinigt. Er ist mit der damals enormen Summe von 1,7 Millionen DM als Verleihgarantie eingestiegen und legte damit einen wichtigen Grundstein für die Finanzierung des Films, der zu dem großen internationalen Erfolg der Bavaria wurde. Das nächste gemeinsame Projekt, „Die unendliche Geschichte“, war eine Koproduktion, allerdings war er der Hauptproduzent, die Bavaria minoritärer Koproduzent. Aber die gesamte Produktion wurde auf dem Bavaria Studiogelände abgewickelt. „Das Boot“ und „Die unendliche Geschichte“ waren beides Produktionen, die alle Beteiligten aufs Äußerste strapaziert haben, auch mit den Sorgen, die mit den immer weiter gestiegenen Kosten verbunden waren. In der Folge haben Sie also eher mit dem Verleiher Eichinger zusammengearbeitet als mit dem Produzenten? Eichinger war ein glänzender Verleiher, was man weitgehend vergessen hat, weil er im Bewusstsein der Öffentlichkeit vorwiegend als Produzent verankert ist. Wir haben unsere Kinoproduktionen deswegen fast ausschließlich mit der Constantin als Verleiher

Bernd Eichinger und die Bavaria Filmstadt In den 70er Jahren bereits hat Bernd Eichinger in verschiedenen Projekten der Bavaria Film mitgearbeitet. 1983 verfilmte er in Geiselgas­ teig Michael Endes Roman „Die unendliche Geschichte“. In den letzten zehn Jahren war er u. a. mit den Kinofilmen „Erkan und Stefan“ (2001), „Der Untergang“ (2003), „Das Parfüm“ (2005) und „Der Baader Meinhof Komplex“ (2007) in den Bavaria Studios.

gemacht. So hat er für die Bavaria etwa die Schimanski-Filme in die Kinos gebracht, oder „Schtonk“, „Go Trabi Go“, „Die Katze“ und „Die wilden 50er“, um nur einige zu nennen. Wie würden Sie das Verhältnis Eichingers zur Bavaria und zum hiesigen Produktions­ standort beschreiben? Das Verhältnis in meiner Bavaria-Zeit war stark geprägt durch das persönliche Verhältnis Eichinger-Rohrbach. Wir haben einander vertraut, und er war immer mein

Auch in enger Verbundenheit mit den Ton­studios der Bavaria bzw. der heutigen „CinePostproduction“ blieb er dem Stand­ ort treu und ließ dort fast alle seiner Filme mischen, darunter „Der Name der Rose“, „Das Geis­ter­­haus“, „Der bewegte Mann“, „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“, „Zeiten ändern Dich“ oder die „Resident Evil“-Filme.

erster Ansprechpartner, wenn es darum ging, einen Film ins Kino zu bringen. Als Produzent hat er sich an den Notwendigkeiten der Produktion orientiert. Wenn er Studios brauchte, hat er sich die passenden gemietet. So wie er das bei Filmen wie „Der Untergang“, „Das Parfüm“ oder „Der Baader Meinhof Komplex“ beispielsweise in den Bavaria Studios in Geiselgasteig getan hat. Als bekennender Münchner hätte er seinen Firmensitz gewiss nie nach Berlin verlagert, was sehr viele andere Produzenten und Ver-


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Elisabethstraße, wo für ihn stets ein fester Tisch reserviert war, oder im Schumann’s, wo er gerne Teile des Abends verbrachte – stets ging es um Film. Da war er von einer unbändigen Energie getrieben. Vor allem aber hat er immer „groß“ gedacht. Er wollte stets das Äußerste erreichen. Es war für ihn ausgeschlossen, etwas zu tun, das nicht eine gewisse Durchschlagskraft hat und eine große Öffentlichkeit fasziniert. Das Feuilleton dagegen hatte Eichinger zu Lebzeiten seltener gewürdigt. Sie feierten eher den künstlerischen Film für ein Ni­ schenpublikum als den Erfolg jener Eichin­ ger­Werke, die sich mit den Blockbustern amerikanischer Studios messen konnten.

Bernd Eichinger (links) und Dustin Hoffmann bei den Dreharbeiten zu „Das Parfüm“

Im Juni 2009 sorgte Bernd Eichinger am Rande des Münchner Filmfests mit seiner Kritik für Schlagzeilen, dass München für Hollywood nicht attraktiv genug sei und es nicht genügend Studiokapazitäten für Kinofilme gäbe.

leiher nach der Wiedervereinigung getan haben. Insofern war er gefühlsmäßig mit dieser Stadt und dem Land Bayern verbunden. „Eichinger atmet Film“, ist das eine Charak­ terisierung, die Sie unterschreiben können? Ja. Er war besessen von diesem Medium, von dieser Kunstform. Film war sein Leben, 24 Stunden am Tag. Vielleicht hatte sich das in der letzten Zeit ein bisschen abgeschwächt. Aber grundsätzlich galt: Wo immer er war – ob in seinem Büro, dem Romagna Antica, seinem Lieblingsrestaurant in der

Das hat Eichinger natürlich geärgert, gerade ihn, der doch so viel dafür getan hat, dass der deutsche Film in unseren Kinos wie in unserer Öffentlichkeit präsent geblieben ist. In manchen Jahren war er fast alleine für den deutschen Marktanteil zuständig. Mit einer gewissen Genugtuung konnte man allerdings angesichts der umfassenden Würdigungen, die Eichinger posthum zu Teil wurden, feststellen, dass seine einstigen Kritiker letztendlich doch nicht anders konnten, als vor seiner Lebensleistung die Knie zu beugen. Jetzt, nach seinem Tod, haben auch die letzten begriffen: Da ist ein Schwergewicht von uns gegangen und nicht nur einer, der weiß, wie man Blockbuster produziert (was freilich schwierig genug ist).

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Mit solchen Gesten war er großzügig … Wie er überhaupt großzügig war. Ich kenne keinen Menschen, der großzügiger war als Eichinger. Man könnte Geschichten erzählen, die sind unglaublich, wie er Leuten, die in Not waren oder Schwierigkeiten hatten, geholfen hat. Er war auch im Geschäftsleben keiner, der jemals darauf aus gewesen wäre, jemanden über den Tisch zu ziehen. Vielleicht war er damit nicht immer der raffinierteste Verhandler. Aber man konnte bei ihm sicher sein, dass man einen fairen Vertrag mit ihm gemacht hatte. In Ihrer Rede zur Trauerfeier in der St. Michaelskirche hatten Sie fast wütend die Frage gestellt: „Warum er? Warum so früh?“. Dass er so früh gestorben ist, war für mich wie für viele andere ein Schock. Ich bin zwanzig Jahre älter als Bernd. Irgendwie geht man davon aus, dass die Jüngeren einen überleben. So wie man nicht will, dass die eigenen Kinder vor einem sterben. Das sind die Wünsche, die man ans Leben hat. Man möchte, dass diese Dinge vom Schicksal respektiert werden. Aber das Schicksal nimmt darauf keine Rücksicht. Genetisch war Eichinger auf ein längeres Leben ausgelegt. Aber er hat auf seine Gesundheit nie Rücksicht genommen. Sein Lebensrhythmus war stets auf Vollgas getrimmt. Das musste sich irgendwann rächen. Aber doch nicht so bald.

Insofern ist es im Nachhinein als großes Glück zu werten, dass Bernd Eichinger 2010 den Ehrenpreis beim Deutschen Filmpreis erhielt. Damals hätte man sagen können, es sei dafür zu früh. Er war ja noch voll in der Arbeit. Deshalb hatte ich ihn gefragt, ob er diesen Preis überhaupt annehmen wolle. „Natürlich“, hatte er geantwortet. „Ich möchte, dass die alle mal für mich aufstehen.“

Welche Lücke hat Bernd Eichinger hinter­ lassen?

Und sie sind aufgestanden. Das war bewe­ gendes großes Kino. So wie sein ganzes Leben. Wird es später einmal einen Film über Bernd Eichinger geben?

Bernd war ein Mensch, der eine ganz große Spannweite hatte. Er konnte öffentlich den harten Mann spielen, den kracherten Produzenten. Und er konnte sehr sentimental und anlehnungsbedürftig sein. Und natürlich erinnert man sich dann mehr an den weichen Menschen, den Freund, den mit dem großen Herzen, der großen Seele, den mit dem großen Liebesbedürfnis. Er ist sehr geliebt worden von denen, die ihn gut kannten, weil er dieser ganz besondere Mensch war. Dieser Verlust ist für mich persönlich schmerzhafter als die Tatsache, dass jetzt so manche großen Filme vielleicht nicht gemacht werden. Dann werden die halt nicht gemacht. Das Persönliche ist doch das, was bleibt.

Ich weiß nicht, ob man das Leben von Bernd Eichinger verfilmen muss. Zumal man aus Erfahrung weiß, dass das Publikum Filme über Filmemacher nicht sonderlich schätzt. Freilich gäbe sein Leben einiges her: Es hatte ohne Zweifel Glamour. Er war jemand, den die Frauen sehr umschwärmt haben. Und er hat dem Boulevard das gegeben, was der Boulevard brauchte. Wenn beim Filmball die Fotografen wollten, dass er aus dem Schuh seiner Freundin Champagner trinkt, dann hat er das halt gemacht.

Natürlich hat er eine riesige Lücke gerissen. Es gibt derzeit keinen, der ähnlich verfasst ist wie er und der eine ähnliche Position einnehmen könnte. Dennoch wird das Leben weitergehen, wie es immer weiter geht. Wie werden Sie ihn in Erinnerung behalten?


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INNENLEBEN MIT PARISER FLAIR Die Dreharbeiten für die internationale Kino-Liebeskomödie „Girl on a Bicycle“ fanden an Originalschauplätzen in Paris statt. Gleichzeitig entstanden auf dem Bavaria Film Gelände diverse Bauten für die Innenaufnahmen, die echtes Pariser Metropolenflair atmeten ... Text: Romain Geib


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Bei der leichtfüßigen Liebeskomödie unter Leitung des US-amerikanischen Regieprofis und Autoren Jeremy Leven („Don Juan De Marco“) handelt es sich um das erste englischsprachige Kinoprojekt, das die Münchner Filmproduzenten Max Wiedemann und Quirin

Buch konnten die Produzenten auf den unschätzbaren „Mehrwert“ des ebenso lebenswie filmerfahrenen Autors und Regisseurs Jeremy Leven bauen, der im amerikanischen und im europäischen Filmgeschäft bereits erfolgreich mitgemischt hat.

beim Schreiben des Drehbuchs hätte träumen lassen, dass Szenen von „Girl on a Bicycle“ in Münchner Studios gedreht werden würden, fragten wir den weltoffenen 70-jährigen Regisseur. „Sie werden sich wundern, aber da war von Anfang an geplant“, verriet Leven zu

PARIS – AUSSEN

unserer größten Verblüffung. Getroffen habe er die beiden Produzenten Max Wiedemann und Quirin Berg 2009 beim Filmfestival in Cannes, wo das Vorhaben erstmals zur Sprache gekommen sei. Obwohl gerade mal die Idee zur Geschichte vorlag, habe man sich gleich konkret darüber unterhalten, wo man die Handlung am besten ansiedeln könnte.

Regisseur Jeremy Leven: „Es war von Anfang an geplant, den Film in den Bavaria Studios zu drehen.“

Berg (Wiedemann & Berg Film- und TV-Produktion) mit europäischer Besetzung realisieren. Das 9-Millionen-Euro-Budget stemmen die zwei Produzenten dabei praktisch alleine, mit Warner Bros. als deutschem Verleihpartner. Neben Nora Tschirner stehen Vincenzo Amato und die Französin Louise Monot als romantisches Trio vor der Kamera. Seit ihrem durchschlagenden Erfolg mit dem Langfilmdebüt „Das Leben der Anderen“, das auch international auf breites Interesse stieß und 2008 mit dem Oscar® für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde, galt es für die beiden Produzenten, die Gunst der Stunde zu nutzen. Doch die Erfahrung lehrte sie bald, dass für den internationalen Markt geeignete und realisierbare Stoffe alles andere als leicht zu finden sind und die Konkurrenz gerade für Newcomer riesig ist. So verwirklichten sie erst diverse deutsche Projekte für Kino („U900“, „Männerherzen“) und TV, hielten aber weiterhin beharrlich Ausschau nach kinotauglichen Vorlagen. Nicht ohne dabei zuletzt auch ihr „Bauchgefühl“ spielen zu lassen. Mit „Girl on a Bicycle“, einem klassischen romantischen Komödienstoff über die Gefühlsirrungen dreier Großstädter, hielten sie dann ein Konzept in Händen, das mit seinem emotionalen Charme erfolgversprechendes Zuschauerpotenzial auf weisen konnte – auch über die hiesigen Grenzen hinaus. Erzählt wird die Geschichte vom Busfahrer Paolo (Vincenzo Amato), dessen Leben in Paris aus den Fugen gerät, als er der bezaubernden Französin Cécile (Louise Monot) begegnet. Denn der Italiener lebt mit Greta, einer deutschen Stewardess (Nora Tschirner), zusammen, liebt sie und möchte sie heiraten. Es beginnt ein Kampf um die richtige Liebe im Leben. Neben dem

Nach vierwöchigen Außendreharbeiten an Originallocations in Paris war die internationale Filmcrew von „Girl on a Bicycle“ im vergangenen Herbst für vier weitere Wochen zu den Innenaufnahmen nach München gewechselt – in die Studios auf dem Bavaria Film Gelände in Geiselgasteig, wo wir den Regisseur am Filmset trafen. Obwohl die Handlung des Films komplett in Paris spielt, sei die Hälfte der Drehtage, 22 von insgesamt 43, auf Deutschland gefallen, erzählt er. Da ein erheblicher Teil der Finanzierung von deutscher Seite stamme, habe es nahe gelegen, alle Dreharbeiten, die nicht zwingend in Paris stattfinden mussten, in Deutschland – und das hauptsächlich auf dem Gelände der Bavaria Film – zu realisieren. Die Filmstadt habe einfach alles geboten, was man für die Produktion benötigte. Als Filmemacher auf die unterschiedlichen Produktionsbedingungen zwischen Deutschland und anderen internationalen Produktionsstandorten angesprochen, kann Jeremy Leven nur geringfügige Unterschiede feststellen. Die Arbeitsweisen hätten sich heutzutage ziemlich angeglichen. Lediglich Abweichungen bei den Arbeitszeiten könne man noch vereinzelt ausmachen: So drehe ein Team in Los Angeles beispielsweise gewöhnlich zwölf Stunden am Tag, während man in Deutschland auf täglich elf Stunden komme, davon – fest eingeplant – eine Stunde für die Essenspause. In Frankreich arbeite man pro Drehtag meist nur sieben bis acht Stunden, hinzu komme allerdings das obligatorische Mittagessen. Ob er sich jemals

Tatsächlich sei die französische Hauptstadt als Schauplatz für die romantische Handlung für ihn bereits vor Beginn der eigentlichen Drehbuchentwicklung klar gewesen, meint Jeremy Leven, der selbst in den 80er Jahren dem besonderen Charme von Frankreichs Metropole erlegen war, hier eine Wohnung erwarb und seither zwischen New York und Paris pendelt. „Versuchen Sie mal, sich die Geschichte von „Girl on a Bicycle“ in einer großen amerikanischen Stadt vorzustellen: Ein Busfahrer sieht eines Tages ein bezauberndes Mädchen auf einem Fahrrad in der Straße – die Erinnerung daran lässt ihn nicht mehr los ...“ Eine solche Szene sei, so Leven, heutzutage doch praktisch in New York, Chicago oder L.A undenkbar – mit all den vielen Menschen und dem Autoverkehr. Mit „Girl on a Bicycle“ verlief alles so blitzschnell, wie es Jeremy Leven in seiner über 30-jährigen Filmkarriere bisher noch nie erlebt hatte. „Kaum zu glauben,“ schwärmt er, „in weniger als einem Jahr ist es gelungen, den Film zu schreiben, zu finanzieren und zu realisieren. Noch zwölf Monate zuvor hatte ich nicht einmal das erste Wort des Drehbuchs niedergeschrieben!“ Jedes seiner bisherigen Filmvorhaben habe mindestens drei bis vier Jahre auf seine Verwirklichung gewartet.


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STUDIO – INNEN Für die Innenaufnahmen von „Girl on a Bicycle“ entstanden in Studio 1 diverse Bauten als Innendekorationen für drei Pariser Stadt-

stellung von Kameramann Robert Fraisse entgegenkommen sollte. Mit seiner Bildgestaltung hat der DoP bereits die großen Filme von Regisseur Jean-Jacques Annaud („Enemy at the Gates“, „Seven Years in Tibet“, „The Lover“) geprägt. Leven hat ihn vor Jahren

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päischen Akteuren hält er zudem ihre frische und unverbrauchte Spielweise sowie ihren stets unermüdlichen Einsatz zugute. Als angenehme Arbeitserleichterung habe er es genossen, sich als Regisseur nicht mit dem üblichen „personellen Anhang“ herumplagen zu müssen, den große Stars oft mit sich führten: Agenten und Manager sowie eine Armee weiterer Betreuer, etwa persönliche Make Up- oder Hairstylisten, eigene Ankleideleute, Assistenten und Coaches, die überall mitreden wollen. Mit den Schauspielern von „Girl on a Bicycle“ hingegen sei wirkliche Kooperation in der Gruppe an der Tagesordnung gewesen. Man habe stets am gleichen Strang gezogen – ein herrliches Gefühl von Zusammengehörigkeit.

wohnungen sowie in Studio 12 die gestylten Räumlichkeiten einer Werbeagentur. Wie bereits zuvor für ihre Kinoproduktion „Männerherzen“ konnte Wiedemann & Berg außerdem für „Girl on a Bicycle“ das „Bavaria Jet Set“, die Flugzeug-Drehkulisse, als willkommenes Motiv auf dem Gelände nutzen. Dem Filmteam ermöglichte dies, ohne jeden Aufwand, eine entscheidende Szenen des Films an Bord eines Flugzeugs zu verwirklichen: Der Hauptprotagonist Paolo schließt sich in einer Flugzeugtoilette ein und weigert sich, solange den Abort zu verlassen, bis ihm seine Freundin, eine der Stewardessen an Bord, endlich das Ja-Wort gibt. Läuft man als Besucher durch die nachgebauten Wohnungskulissen, findet man sich atmosphärisch in der perfekten Illusion einer Pariser Wohnumgebung wieder. „Es war mir sehr wichtig, dass die Heads of Departments dieses Films Franzosen waren, die wissen, was den französischen Flair wirklich ausmacht“, erzählt Leven. An seiner Seite hatte er den hervorragenden Szenenbildner JeanMichel Hugon, der bereits als Art Director mit französischen Regiegrößen wie François Truffaut, Bertrand Tavernier oder Roman Polanski zusammenarbeitete. Hugon entwarf die Innenmotive und achtete genauestens auf die detailechte Gestaltung und Ausstattung – bis hin zu den verbauten original französischen Wohnungstüren, Fensterrahmen und typischen Steckdosen. Den Bavaria Baucrews gelang es, die Bauten innerhalb der engen Zeitvorgaben umzusetzen. Auch Stil, Farbgebung und nicht zuletzt die „Breitwand“-Tauglichkeit der Dekors stimmten exakt mit den Produktionswünschen überein. Alles Know-how, das auch der Aufgaben-

in Paris kennengelernt und Kontakt gehalten. Die Aufnahmen von „Girl on a Bicycle“ erfolgten in kinowirksamen 1:2,35 Breitwandbildern im Super35-Format. Folglich mussten auch die Studiobauten diesem besonderen Bildformat Rechnung tragen. „Das Breitwandformat eignet sich gewöhnlich sehr gut für ausgedehnte Motive. Hat man aber beispielsweise einen Erwachsenen und zwei Kinder in einer Wohnung vor der Kamera, gestaltet sich die Kameraführung etwas schwieriger.“ Bei knappem Bildausschnitt müsse man dann ständig zwischen den Personen hin- und herschwenken, wenn ein Erwachsener sich vom Wohnzimmer in die Küche bewege. Die Setgestaltung erforderte somit von der Kameracrew bei den Innenaufnahmen überwiegend den Einsatz weitwinkliger Brennweiten, um den Akteuren die nötige Spielfreiheit zu gewähren.

„Wissen Sie“, fügt Jeremy Leven am Schluss hinzu, „ich durfte Filme für 85 Millionen Dollar drehen genauso wie Low Budget-Produktionen. Jedes Mal versucht man das optimale Ergebnis herauszuholen, mit dem, was einem zur Verfügung steht. Dabei entwickelt man einen Familiensinn, zu dem jeder sein Bestmöglichstes beiträgt.“ Sagt’s und eilt voller Tatendrang zu seiner wartenden Filmfamilie ins Studio zurück.

SCHWERELOSE AKTEURE Sein Schauspieler-Ensemble aus Nora Tschirner, Vincenzo Amato, Louise Monot und Paddy Considine, die die Hauptprotagonisten in den wichtigen Studioszenen verkörpern, lobt der Regisseur in höchsten Tönen. Er bescheinigt ihnen darstellerische Fähigkeiten, die durchaus vergleichbar seien mit jenen, die manchen „Hollywood-Stars“ nachgesagt werden. Er muss es schließlich wissen, denn er hat in seinen Filmen schon Leinwandgrößen wie Johnny Depp, Faye Dunaway und Marlon Brando dirigiert. Seinen jungen euro-

„Girl on a Bicycle“, u.a. mit Nora Tschirner, Vincenzo Amato und Louise Monot, kommt voraussichtlich im Dezember 2011 in die Kinos.


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Herlinde Koelbl begegnet

Michael Bully Herbig Die Fotografin Herlinde Koelbl realisiert ihre Arbeiten mit ihrem ganz eigenen Blick. Es gehört zu ihrer künstlerischen Handschrift, dass sie den Menschen nahe kommt und es ihr gelingt, sie aus der Reserve zu locken. Ihre Interviews und Fotos bekommen deswegen immer auch etwas Privates, bisweilen sogar Intimes. Für das FILM MAG hat sie sich Michael Bully Herbig genähert. Interview und Fotos: Herlinde Koelbl

Herlinde Koelbl: Herr Herbig, mit zwölf Jahren sparten Sie Ihr ganzes Taschengeld für eine Bavaria Filmtour ... Michael Bully Herbig: Ja, da hatte ich ge­ rade Hitchcocks „Vögel“ gesehen. Ich fand es wahnsinnig faszinierend, wie er es schaff­ te, mich zu fesseln. Deshalb wollte ich unbe­ dingt in die Filmstudios, um herausfinden, wie das geht. Dann haben Hitchcock und die Bavaria Film­ studios Ihre Leidenschaft für den Film ge­ weckt? Mein Schlüsselerlebnis hatte ich schon vor­ her, in der Schule. Ich konnte mich immer schwer konzentrieren und ließ mich leicht ablenken. Wenn es draußen vor dem Fenster schneite, hatte ich plötzlich Filme im Kopf. Besonders fad war der Geschichtsunter­ richt. Deshalb habe ich dem Lehrer vorge­

schlagen, eine dieser Königsgeschichten mit fünf, sechs anderen Schülern als Theater­ stück aufzuführen. Er hielt das für eine schö­ ne Idee. Und unsere Zuschauer fanden das Ergebnis so unterhaltsam, dass sie am Ende unbedingt wissen wollten, wie es weiter­ geht. Also haben wir einfach drauflos impro­ visiert. Für mich war das eine Initialzündung. Ich merkte, wie groß die Befriedigung sein kann, wenn man Leute unterhält und glück­ lich macht ... ... und sie auch ein bisschen steuern kann? Das klingt mir zu hart. Es war immer eine po­ sitive, eine heitere Reaktion. Denn offenbar war es komisch, was wir machten. Schon als Kind liebte ich es, lachende Menschen zu sehen. Ich bin bei meiner Mutter in München aufgewachsen, war aber auch viel bei mei­ nen Großeltern. Ich weiß noch, welche Freu­ de es meiner Großmutter bereitet hat, als ich

mit fünf, sechs Jahren ihre Klamotten anzog und mit ihrem Hut und ihrem Stock eine Per­ formance machte. Sie waren als Kind nicht sehr groß. Gaben Ihnen die Erfolge als Entertainer mehr Selbstsicherheit? Ich war zwar der Kleinste, habe aber nie da­ runter gelitten. Und ich war häufig der Klas­ sensprecher, obwohl ich das eigentlich gar nicht sein wollte. Ich bin kein Psychologe, aber sicher versucht man das eine oder an­ dere zu kompensieren. Waren Sie manchmal neidisch auf andere Schüler? Nein, ich war nie neidisch, wenn jemand et­ was gut konnte. Ich fand das bewunderns­ wert und wollte davon profitieren. Wenn je­ mand gut Fußball spielte, dann wollte ich in


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Ich bin kein trauriger Clown, sondern ein wahnsinnig glücklicher Mensch. Ich bin so dankbar dafür, wie ich leben kann.

seiner Mannschaft sein. Und wenn jemand gut Mathe konnte, dachte ich mir: Okay, der kann mir das beibringen. Das ist noch heute so. Wenn jemand einen Erfolg feiert, rührt mich das ungemein. Zum Beispiel wenn deutsche Sportler bei den Olympischen Spielen eine Medaille überreicht bekommen. Dann fange ich zu flennen an. Mir sagt das immer: Egal, welchen Traum du hast – wenn du dafür arbeitest, wird er irgendwann in Er­ füllung gehen. So wie Ihr Traum, große Kinofilme zu ma­ chen? Genau. Und deshalb wollte ich mit 16 auch gleich auf die Filmhochschule, aber die sag­ ten mir, ich sei noch viel zu jung. So ent­ schloss ich mich, zuerst den Beruf des Foto­ grafen zu erlernen. Ich hatte Glück und kam in einem großen, tollen Studio unter. Es er­ schien mir einfach logisch, diesen Beruf zu ergreifen, weil es unterm Strich das Gleiche ist, ob ich einzelne Bilder fotografiere oder mehrere am Stück. Für mich war damals der Weg ganz klar – Ausbildung zum Fotogra­ fen, Kameramann, Regisseur. Deshalb war es wie eine Ohrfeige für mich, als ich an der Filmhochschule abgelehnt wurde. Einen Plan B gab es nicht. Erstaunlicherweise hat­ te ich bei der Abschlussprüfung als Fotograf schon ein ähnliches Erlebnis gehabt. Ein Bild von mir war nur mit Note drei bewertet worden. Das Thema hieß „Junges Paar“. Ich hatte mir dafür zwei korpulente Menschen geholt und sie schräg angezogen. Und weil mir das noch zu langweilig war, gab es bei der Umarmung noch ein drittes Paar Hände zu sehen. Ich bin dann zur Innung gefahren,

um die Leute zu fragen, warum das Foto kei­ ne bessere Note bekommen hatte. Der Erste, dem ich das Bild zeigte, grinste und sagte: Nicht ärgern, mach einfach so weiter wie bisher! Das war die Beantwortung meiner Frage: Es hatte mit Kunstgeschmack zu tun, und der lässt sich schwer benoten. Wie sind Sie dann zum Radio gekommen? Ich dachte mir: Mach mal was mit Ton, auch das kann dir beim Film helfen. Also habe ich mit jemandem eine Firma gegründet. Weil uns für Hörspiele das Geld fehlte, kamen wir auf die Idee, schräge Anrufbeantworter-Tex­ te zu produzieren. Schließlich wurde ich zu einem Interview ins Radio eingeladen – als origineller Jungunternehmer in München. Zwei Wochen später riefen die mich an, ob ich nicht fürs Radio arbeiten wollte. So kam ich in die Morgenshow als Sidekick Bully. Das war eine wichtige Zeit für mich, weil ich sehr viel lernte über Timing und Spontanität und wie man schnell und aktuell produziert. Von Anfang an waren Sie also nicht nur kreativ, sondern auch ein guter Unter­ nehmer? Mein Talent als Unternehmer war begrenzt. Mit den Anrufbeantworter-Texten konnte man nicht richtig Geld verdienen. Ich musste mir parallel noch einen anderen Job suchen und habe in einem Video-Kopierwerk gear­ beitet. Da hatte ich einen tollen Chef. Der ließ mich während der Nachtschichten an den MAZ-Geräten üben, so dass ich mir auch im Bereich Schnitt ein bisschen was aneignen konnte. Davon profitierte ich dann,

als ich nach der Radioshow zu TV München kam. Da gab es keine Budgets, aber wir wollten unbedingt eine Comedy-Show ma­ chen. Also sind wir mit einem Kamera- und einem Tonmann losgezogen und haben Sketche gedreht. Das hat Oliver Mielke, der damalige Unterhaltungschef von ProSieben, gesehen und mir eine Show angeboten. Ich sagte: Ja, aber ich würde auch gerne Regie führen und selber produzieren ... Weil man da mehr verdient? Nein, es ging mir immer nur darum, dass es so wird, wie ich es mir vorgestellt habe. Mielke sagte: Probieren wir’s aus, du be­ kommst eine Woche lang ein Team und drehst 30 Sketche. Das war für mich das Paradies. Ich fühlte mich wie im Rausch. Wir drehten und drehten, und am Ende wa­ ren es 60 Sketche. Es war der pure Spaß! Aber Ihr eigentlicher Traum war noch immer, einen langen Film zu machen? Das kam dann mit „Erkan & Stefan“. Ich fand es sehr mutig von dem Produzenten Philip Voges, einen Typen mit der Regie eines Kino­ films zu betrauen, der bis dahin nur Drei-Mi­ nuten-Sketche gedreht hatte. Und es war natürlich der Knaller, gleich mit dem ersten Film über eine Million Zuschauer zu erreichen. Was wiederum Bernd Eichinger auf Sie auf­ merksam machte ... Ja, er hatte den Film gesehen – oder auch nur den Trailer. Es gab ein Treffen in seinem Büro, das vollgestopft war mit goldenen


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Leinwänden und anderen Preisen. Ich war richtig geblendet von all dem Bling-Bling! Er übernahm dann den Verleih beim „Schuh des Manitu“ ... ... den ich eigentlich schon früher hatte dre­ hen wollen, aber ich hatte die Finanzierung einfach nicht hingekriegt. So konnte ich zuvor bei „Erkan & Stefan“ das nötige Selbstver­ trauen gewinnen, um auch beim „Schuh“ selbst Regie zu führen. Manche Leute warn­ ten mich davor, mich zu übernehmen. Die sagten: Pass mal auf, du kannst nicht schrei­ ben und eine Doppelrolle spielen und Regie führen und den Film auch noch produzieren ... Trotzdem wurde es der erfolgreichste deut­ sche Film aller Zeiten. Ich stand unter Schock. Wir kamen mit dem Feiern nicht nach. Während wir noch die Eine-Million-Zuschauer-Party organisierten, waren es schon drei Millionen, und als wir die Drei-Millionen-Party machten, waren es schon sechs Millionen. Es war gewaltig. Und dann ging es mit „(T)Raumschiff Surprise“ gleich weiter. Wurde damit auch der Erfolgsdruck größer? Das haben mich die Journalisten schon nach „Erkan & Stefan“ gefragt. Aber es ging immer gut weiter, toi, toi, toi. Vielleicht liegt es auch am Näschen. Ein sehr schönes Zi­ tat von Alfred Hitchcock lautet: „Right place, right time, right party.“ Daran glaube ich. Es gibt manchmal eine gute Idee, aber der Zeitpunkt stimmt noch nicht, und man

muss sie einfach liegen lassen. Mir sind vor ein paar Jahren Stoffe angeboten worden, von denen ich immer geträumt hatte, sehr ernste Stoffe. Dass man mir das zugetraut hat, war ein riesen Kompliment. Aber so ein Genrewechsel wäre zu diesem Zeitpunkt der falsche Schritt gewesen, er hätte die Leute überfordert. Weil Sie auf Humor gebucht sind? Ja, klar. Deshalb wird es für mich jetzt auch spannend, was aus „Hotel Lux“ wird. Das ist der neue Kinofilm von Leander Haußmann ... ... in dem Sie die Rolle eines Komikers spie­ len, der 1938 aus Hitlers Deutschland flieht und in Stalins Moskau landet. Genau. Das ist etwas ganz anderes, als alles, was ich bisher gemacht habe. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass manche Fans nicht so richtig unterscheiden können, wann etwas ein Bully-Film ist. Nämlich wann? Für mich persönlich ist es dann ein BullyFilm, wenn ich ihn selbst gemacht habe. Welchen Genrewechsel würden Sie in Zu­ kunft gerne noch vollziehen? Zum Beispiel einen Thriller drehen. Das wür­ de mich wahnsinnig reizen. Sie sind Komiker, Schauspieler, Drehbuch­ autor, Regisseur, Produzent. Wenn Sie sich für einen Beruf entscheiden müssten ...

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... dann wäre es Regisseur. Kurz nach dem Filmstart von „(T)Raumschiff Surprise“ war ich längere Zeit in Kalifornien. Und plötzlich kriegte ich einen Anruf, ob ich nicht Lust hätte, die Skywalker-Ranch zu besuchen, wo George Lucas seine Filme produziert. Er wollte den Typen kennenlernen, dessen Film in Deutschland sogar „Star Wars“ über­ rundet hatte. Da sitze ich ihm also in seinem Büro gegenüber, und er redet mit mir übers Filmemachen. Für ihn war ich kein Komiker, sondern ein Filmmaker. Das sind für mich die wahren Erfolge. Die Anerkennung durch die ganz Großen? Ja, das ist toll. Aber wenn man mich mehr als Komiker sieht, dann komme ich damit zu­ recht. So wie ich damit zurechtkommen muss, dass es Leute gibt, die meinen Humor einfach nicht gut finden. Man kann es nicht allen Leuten recht machen, also polarisiert man automatisch. Das war schon im Radio so. Die größten Komiker waren privat oft eher depressiv. Wie sieht das bei Ihnen aus? Ich bin kein trauriger Clown, sondern ein wahnsinnig glücklicher Mensch. Ich bin so dankbar dafür, wie ich leben kann. Dass ich das tun darf, was ich gern tue. Da sollte man auch mal demütig sein. Sie sind verheiratet und haben einen kleinen Sohn. Wie ist das, wenn Sie von einem Drehtag nach Hause kommen? Es ist gut, eine Frau zu haben, die etwas


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Es ist gut, eine Frau zu haben, die etwas Bodenständigkeit ins Leben bringt, weil sie nicht im Filmgeschäft ist.

Bodenständigkeit ins Leben bringt, weil sie nicht im Filmgeschäft ist. Stimmt es, dass Sie sehr pedantisch sind? Am Set ja, damit alles haargenau so wird, wie ich es haben wollte. Pedantisch sein wird oft mit Spießigkeit verwechselt. Aber meine Spießigkeit ist pragmatisch. Wenn ich mir zu Hause die Schuhe ausziehe, dann nur, damit ich nicht jeden Tag das Wohnzimmer saugen muss. Wenn ich den Wasserhahn aufmache, dann wische ich Spritzer lieber gleich weg, bevor Kalkflecken entstehen, die ich dann wieder wegschrubben muss. Wenn ich in ein Hotel komme, dann schmeiße ich meine Klamotten nicht rum, sondern räume es mir nett ein, um mich wie zu Hause zu füh­ len. Und wenn im Büro von einer Pflanze ein Blatt zu Boden fällt, dann hebe ich das auf. Denn wenn schon ich es nicht mache ... ... dann machen es die anderen auch nicht? Ja. Und ich bin nicht der Erziehungsberech­ tigte meiner Mitarbeiter. Ich möchte keiner dieser Chefs sein, die Zettel aufhängen, auf denen steht: „Geschirr in die Spülmaschine stellen!“ Ich möchte umgeben sein von Leu­ ten, die Verantwortung übernehmen und Dinge selber sehen. Sie sind inzwischen eine Marke geworden und dürfen hier in der Bavaria nun in einer Riesenhalle Ihr „Bullyversum“ einrichten. Wie ist das, wenn man sich selbst sein eige­ nes Denkmal setzt? So wie Sie das formulieren, klingt es schon ein bisschen gruselig. Ich mache das, weil ich Themenparks wie Disneyland liebe. Und

weil ich außerdem nichts wegschmeißen kann. Ich habe ein Lager für Filmrequisiten, das aus allen Nähten platzt. Ich bin froh, dass all diese schönen Dinge, die Ausstatter und Kostümbildner mit viel Herzblut herge­ stellt haben, nun ein eigenes Museum be­ kommen. Sogar mein ehemaliges Kinderzim­ mer kommt da hinein. Wie sah das aus? Typisch 70er-Jahre. Hässliche Tapete, komi­ scher Teppich und viel Orange. Ich hatte ei­ nen kleinen Schwarz-Weiß-Fernseher mit schlechtem Empfang, eine Elektro-Orgel und einen kleinen Schreibtisch mit einem Geheimfach für Liebesbriefe. Die habe ich bis heute alle aufgehoben. Den allerersten habe ich in der zweiten Klasse bekommen, ein ausgeschnittenes rotes Herz. Was stand darauf?

Manchmal ja, manchmal nein. Sagen wir: Ich versuche das Beste herauszuholen. Verraten Sie mir zum Schluss noch, was eine gute Pointe auszeichnet? Am wichtigsten sind Timing und Rhythmus. Das Timing des Dialogs, der Rhythmus des Schnitts ... Haben Sie Rhythmusgefühl? Können Sie gut tanzen? Es wird mir nachgesagt. In den 80ern war ich einer von denen, die sich in der Fußgän­ gerzone mit Breakdance ein paar Mark ver­ dienten ... Natürlich gibt es auch gewisse Techniken, die einen Lacher garantieren: Je­ mand guckt in die Luft und rennt gegen ei­ nen Laternenpfahl. Im Grunde kann ich jede Pointe immer nur danach beurteilen, ob ich selbst sie gut finde. Und wenn ich Glück habe, trifft sie auch den Massengeschmack.

I LOVE YOU – aber falsch geschrieben: YUO. Das fand ich sehr schön. Es ist mein Lieblingsliebesbrief. Sie lassen sich sonst wenig in Ihr Privatleben reingucken. Und nun stellen Sie Ihr Kinder­ zimmer aus? Das ist genauso wie mit 30 Jahre alten Pass­ bildern. Da ist die Schmerzgrenze über­ schritten. Erst sind sie einem peinlich, aber irgendwann nur noch komisch. Fanden Sie sich attraktiv in jungen Jahren? Nee, nie besonders. Und heute?

Herlinde Koebl Für ihre Arbeiten hat die 1939 in Lindau am Bodensee geborene Künstlerin viele Auszeichnungen erhalten, darunter 2000 die „Goldene Kamera“ für den Dokumentarfilm „Spuren der Macht“. 2009 wurde ihr das „Bundesverdienstkreuz am Band“ verliehen. 2010 erhielt sie den Buchpreis „Corine“ für den Bildband „Mein Blick“. Ihre Werke werden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Regelmäßig interviewt und porträtiert Herlinde Koelbl Menschen für renommierte Zeitungen und Zeitschriften, u. a. für das Zeit-Magazin.


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hier entsteht Das

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Ushi Tamboriello: „Wichtig war der Wille, an dieser Vision festzuhalten und sie immer wieder vermitteln zu können.“

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IN ROT-WEISS UND 3D Schrill, virtuos und interaktiv: Zum 30. Geburtstag der Filmstadt errichtete die Bavaria mit dem „Bullyversum“ ihre wohl spektakulärste Besucher-Attraktion. Für die künstlerische Gestaltung ist Ushi Tamborriello verantwortlich. Warum sie dazu weiße Membrankörper vor rotem Velour inszeniert, erzählt sie vor Ort bei einer Baustellenbegehung.

* Das didaktische Konzept des Bullyversums beruht auf einer – durch jahrelange Erfahrung der Bavaria Filmstadt – ausgefeilten Mischung von Informationen und Unterhaltung.

Text: Fanziska Zilch

Skizzen: Ushi Tamborriello

Bullyversum!? „In Europa sucht man vergeblich nach etwas Vergleichbarem“, erklärt Ushi Tamborriello „den großen Kick“ bei der Arbeit an der wohl spektakulärsten Neu-Attraktion für Filmstadt-Besucher. Als renommierte Innenarchitektin und Szenenbildnerin ist sie im Team neben Michael Bully Herbig und Filmstadt-Leiter Nico Rössler die ideale Besetzung für die künstlerische Realisierung. Mit der innenarchitektonischen Gestaltung gehobener Restaurants und Hotels sowie dem Innendesign moderner Spa- und Erlebnisbäder im 4- und 5-Sterne-Ambiente hat sie sich international einen Namen gemacht. Jetzt, beim Bullyversum, geht es um nicht weniger als ein ambitioniertes Ausstellungskonzept, das die filmischen Werke und die Biografie Michael Bully Herbigs unterhaltsam veranschaulicht und zusätzlich die


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Arbeitsweise einer Filmproduktion vermitteln soll. Zu kompliziert? Tamborriello formuliert es auf den Punkt: „Das Bullyversum verbindet Education mit ‚Kirmes at it’s best‘.“ Was sie damit meint, erklärt sie während einer der vielen Baustellenbegehungen. Mindestens alle zwei Wochen reist sie während der 6-monatigen Bauphase aus der Schweiz nach München, um den Fortschritt der Arbeiten auf den 1 500 Quadratmetern und zwei Etagen des werdenden Bullyversums zu begutachten. Die Wände aus Gipskarton lassen bisher nur die Umrisse der ovalen Räume erkennen. Der Treppenaufgang zur Empore wird gerade gebaut. Während um sie herum Fugen geglättet, Stahlträger errichtet und Netzwerkkabel und Elektroleitungen verlegt werden, ist das Bullyversum im Kopf der Szenenbildnerin bereits fertig. Die Gerüste, den Baustellenschutt, den Lärm und die von den Schweißarbeiten sprühenden Funken – das alles blendet sie aus, wenn sie vom „Raum-in-Raum Konzept“ spricht oder die Funktion der „großen elliptischen Membrankörper“ erläutert, in denen ab 11. Juni die schrillen, virtuosen Welten aus Bullys Filmen erlebbar werden. Sie schaut von der Empore herab, erklärt den Bewegungsfl uss der Besucher (bis zu 800 können sich gleichzeitig im Bullyversum aufhalten), schildert, wie Sichtachsen berücksichtigt wurden und wie im Inneren der „Eier“, wie Tamborriello die elliptischen Membrankörper nennt, die verschiedenen Themenwelten mit Kulissen, Screens und Aktionsmöglichkeiten bespielt werden. Jedes Oval ist dabei als Themenschwerpunkt einem Film von Bully Herbig gewidmet. Das Publikum auf ganz verschiedenen Erfahrungswegen abholen Interaktive 3D-Spiele in der Apachen Arena greifen den Kinohit „Der Schuh des Manitu“ auf. An anderer Stelle – vor Publikum und mit Drehbühne – gibt es Science Fiction-Slapstick aus „(T)Raumschiff Surprise“ zum Mitmachen. Wieder woanders amüsieren sich Besucher beim virtuellen Gärtnern im Garten von Schloss Schöngrün aus „Lissi und der wilde Kaiser“. Das Schlossgespenst aus „Hui Buh“ spukt dreidimensional über eine riesige Leinwand und geht mit Hilfe verblüffender Technik in seiner unnachahmlichen, sympathischen Art sogar individuell auf die Zuschauer ein – auch das in 3D. Überall geballte Ladung Bully-Spaß. Eingepackt in die eben schon erwähnten ovalen Raumelemente. „Wären die unterschiedlichen Themen- und Aktionswelten nicht räumlich voneinander getrennt, würde ein Wirrwarr, ein skurriles Konglomerat entstehen“, begründet Tamborriello die Notwendigkeit der „Raum-in-Raum“-Installation und den Sinn der Membrankörper. „Die einzelnen Attraktionen würden sich sonst in ihrer Wirkung gegenseitig schwächen.“

Beim Fahrspaß mit dem goldenen Zeitsofa aus „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ reist man durch verrückte 2D- und 3D-Szenerien, die mit Spezialeffekten gespickt sind: vorbei am kauzigen Boanlkramer, an Winnetouch und Abahachi am Marterpfahl, am Pferd Jaqueline und an Congaz. Ein witziges Spiel, bei dem man ganz nebenbei mit Spuckys Hilfe die Welt vor einer außerirdischen Bedrohung retten muss, sorgt für zusätzliche Unterhaltung. Zwischen den Show-Elementen und dem „red carpet“-Ambiente soll der „Blick hinter die Kulissen“ nicht verloren gehen. Stets wieder aufzulösen, dass es sich bei Film und Fernsehen und beim Bullyversum selbst im Grunde um eine große Inszenierung handelt, ist Teil des Konzepts. „Eigentlich kreieren wir etwas Vergleichbares wie ein Szenenbild für einen Film. Nur bauen wir den Kinosaal gleich mit“, beschreibt die Designerin die Herausforderung. Dabei wandele man auf einem schmalen Grat zwischen zu viel Glamour und zu wenig Studioatmosphäre. Apropos Glamour Bereits beim Betreten des Bullyversums darf sich jeder Besucher wie ein Teil des glamourösen Showbiz fühlen. Er wird auf dem roten Teppich empfangen und dann als erstes über eine Showtreppe geführt, die ihn – wie in der legendären Bullyparade – als „Stargast“ standesgemäß in Szene setzt. Andererseits ist es Absicht, dass Glamour, Entertainment und Starkult erkennbar in die Studioarchitektur mit Stahlträgern und Scheinwerfer behangener Decke eingefügt sind und bisweilen augenzwinkernd präsentiert werden. Oder auch, dass Michael Bully Herbig sehr persönliche, private Erinnerungen preisgibt. Im Nachbau von Bullys Kinderzimmer etwa – dem Ort an dem alles begann. In einer klassischen, moderierten Licht- und Ton-Installation taucht man in Bullys Kindheitsträume ein und erfährt an Hand seiner Poster, Schallplatten und Spielsachen, was ihn inspirierte. „Was mich besonders an Bully beeindruckt,“ sagt Tamborriello zum Schluss, „ist seine Haltung ‚Lebe deinen Traum‘. Der kleine Junge, der einen Traum hat und diesen Weg konsequent verfolgt. Und sich dann in dem Kontext wiederfindet, von dem er immer geträumt hat. Der das eigentlich heute noch nicht so richtig fassen kann.“

„Das Konzept unterliegt nicht nur ästhetischen Ansprüchen. Funktion und Design müssen eine Einheit ergeben.“ Im Kontrast zum schrillen Spektakel im Inneren sind die Freiräume außerhalb der abgegrenzten Räume ruhig und durch klare Linien gestaltet. Die Außenwände der Ovale leuchten weiß. Die Hallenwände sind mit rotem Veloursamt verkleidet – eine Referenz an die Kinosäle alter Lichtspielhäuser. So wirkt das, was innerhalb der „Eier“ passiert, noch wilder und noch verrückter. Und: „Es ist wie der ‚Tanz der sieben Schleier‘ “, erklärt Tamborriello. „Etwas, das verhüllt ist, weckt die Neugier. Aber vor allem soll dem Besucher außerhalb der einzelnen Themenwelten auch Gelegenheit zur Reflexion geboten werden.“ Rund 300 Originalexponate aus Bullys Leben und seinen Filmen werden in Vitrinen und als Einzelobjekte im Bullyversum präsentiert, darunter z. B. das Boanlkramer-Gefährt aus „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“, das Space Taxi und das Zeitmoped aus „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ und der überdimensionale rote Stern aus der neuesten Kinoproduktion „Hotel Lux“.

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Im Februar 2010 haben Michael Bully Herbig und Filmstadt-Leiter Nico Rössler und sein Team mit den konkreten Planungen und ab Dezember 2010 mit dem Umbau des Gebäudes 42 zum „Bullyversum“ begonnen. In dieser Zeit wurden für die Entwürfe sieben Rollen hochtransparentes Skizzenpapier verbraucht. Ein analoges und vier digitale Modelle des Bullyversums entstanden, 531 analoge und digitale Pläne tauschten Planer und Handwerker aus. Neun Kilometer Netzwerkkabel und 5,3 Kilometer Elektroleitungen wurden verlegt, mehr als 130 Prozessorkerne hauchen dem Bullyversum Leben ein. 2 138 Quadratmeter Veloursamt und Glasgewebestoff wurden verarbeitet und 2 824 Quadratmeter Gipskarton verbaut. Planer, Filmstadt-Team und Handwerker tauschten 13 546 E-Mails aus. Schätzungsweise 1 853 Tassen Kaffee wurden während der Baubesprechungen getrunken. Das Bullyversum ist täglich im Rahmen des „Filmstadt Komplett-Angebots“ von 9 bis 18 Uhr (Nebensaison 10 bis 17 Uhr) geöffnet (www.filmstadt.de).


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Liselotte Pulver tanzt im schwarzweiß-getupften Kleid (Szene aus dem Film). Heute hängt das Kleid im Kostümfundus der FTA Film- und TheaterAusstattung.

FRÄULEINWUNDER IN GEISELGASTEIG Vor 50 Jahren drehte Billy Wilder in Geiselgasteig die Komödie „Eins, zwei, drei“, worin der US-Star James Cagney als Coca-Cola-Verkäufer versucht, sein Getränk hinter den Eisernen Vorhang zu exportieren. Einziger noch lebender Star des Films ist Lilo Pulver. Für sie war es nicht ihr erster Film in der Bavaria. Aber mit „Eins, zwei, drei“ gelang ihr der internationale Durchbruch. Nun, mit 81 Jahren, residiert sie in Bern – und kramt in ihren Erinnerungen. Hanns-Georg Rodek sprach mit ihr. Fotos: Cinetext Bildarchiv, Bavaria Film

Hanns-Georg Rodek: Mögen Sie eigentlich Coca-Cola? Liselotte Pulver: Meine Antwort kostet 100 000 Franken! (gefolgt von dem Pulver-Lachen). Soviel habe ich nicht dabei. Aber ich las, dass Sie gern Tee aus Kräutern Ihres eigenen Gartens trinken. Das habe ich von meinem Vater, der Kräuter sammelte. Aber ich bin auch Schwarzteetrinker und genehmige mir am Nachmittag gern einen Kaffee. Wie ist Wilder auf Sie gekommen? Wir waren vorher in Paris mal essen und haben uns halb tot gelacht. Wahrscheinlich hat er sich auch die „Spessart“-Filme angesehen. Ich war damals der Nummer zwei-Star in Deutschland, und das spielte bei der Besetzung sicher eine Rolle. Bloß Nummer zwei!?

Nummer eins war Ruth Leuwerik. Im Vorspann von „Eins, zwei, drei“ stehen Sie als „Lilo Pulver“. Alle anderen Filme führen Sie als „Liselotte“. In Amerika haben sie mich umgetauft in „Lilo“. In meinem ersten US-Film „Zeit zu leben und Zeit zu sterben“ war ich noch Liselotte, aber die dortige Presse hat mich sofort zu „Lilo“ gemacht. Von den vielen deutschen Schauspielern, die Wilder einsetzte, sprechen Sie eindeutig das beste Englisch. Ich hatte schon in der Schule kaum einen Akzent, denn wir hörten die amerikanischen Sender im Radio. Dort habe ich die Aussprache gelernt. Auch im Französischen habe ich wenig Akzent. Vielleicht ist es eine Sprachbegabung. Für irgendetwas muss man ja ein Talent besitzen. Zur Legende um den Film gehört, dass die Dreharbeiten unterbrochen werden mussten, weil die Mauer gebaut wurde … Nun, man konnte von einem Tag zum anderen nicht mehr durchs Brandenburger Tor fahren. Das spielt bekanntlich eine Hauptrolle im Film.

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Billy Wilder im nachgebauten Flughafen-Hanger Tempelhof in Studio 4 / 5.

Wir haben das Tor dann in MünchenGeiselgasteig nachgebaut und dort weiter gedreht. An dem berühmten 13. August 1961 war also die ganze Crew in Berlin? Ja, wir sind aber bereits am 14. oder 15. nach München umgezogen und haben noch rund zwei Wochen gedreht. Ein Tag der Zeitgeschichte. Woran erinnern Sie sich im Detail? An gar nicht so viel, denn ich habe an diesem Tag nicht recht begriffen, welche riesige Bedeutung der Vorgang erlangen sollte. Für uns war zunächst nur wichtig, dass unser Weg durchs Tor versperrt war. Es gibt eine ganze Reihe von Szenen mit Kontrollen auf der östlichen Seite des Tores. Sehen wir da immer das Münchner Ersatztor?

Nein, einiges ist schon original Berlin. Die Großaufnahmen stammen aber aus München. Haben Sie übrigens einen der Vopos erkannt, der den Wagen kontrolliert, in dem wir gen Osten fahren? Nein. Wer war das? Mein Mann, der Schauspieler Helmut Schmid. Er beobachtete den Dreh, und Billy hat ihn vom Fleck weg engagiert. Für die Szene, in der Sie zum Hotel Potemkin fahren, wo Sie dann den Tanz auf dem Tisch hinlegen? Bei genau dieser Kontrolle. Wer hat Sie in das groß gepunktete Kostüm gesteckt? Der Kostümbildner oder Billy’s Frau Audrey, ich weiß nicht mehr genau. Es wurde auf mich zugeschneidert, und dann erfand man noch den schönen Busen. War da etwas zu erfinden?

Da musste man schon etwas nachhelfen. Aber nicht so viel wie bei den Luftballons, die Hanns Lothar als Lilo Pulver unter sein Kleid steckt. In den Punkten haben Sie Ihren legendären Tanz auf dem Tisch gelegt. Den hatte ich lange vorher einstudiert, mit einem Tänzer. Das hat Billy dann so gut gefallen, dass er die Szene ausbaute. Vor dem Mauerbau haben Sie auch im Osten gedreht. Das muss den echten Vopos doch aufgefallen sein. Wilder hatte natürlich die Erlaubnis eingeholt bei den Ost-Berliner Stellen. Und Ihnen das Drehbuch vorgelegt?! Das nehme ich schon an. Wissen Sie, die Filmleute sind ein besonderes Völkchen. Die im Osten haben das womöglich auch sehr komisch gefunden. Sie werden auch bezahlt worden sein. Vielleicht auch ein bisschen großzügiger, als die Vorschriften es verlangten. Außerdem war Billy in der DDR bestens bekannt.


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Aufgrund des Baus der Berliner Mauer im August 1961 verlegte Billy Wilder kurzerhand die Dreharbeiten nach Geiselgasteig und ließ dort das Brandenburger Tor nachbauen.

Waren Sie auch privat im Osten? Ich bin oft mit meinem Wagen durchs Brandenburger Tor gefahren und dann die Stalin-Allee hoch und runter gebraust. Etwas Sensationslust war dabei, denn ein wenig gefährlich schien mir das doch, allein im Osten herumzukurven. Wie haben Sie James Cagney erlebt, den Hauptdarsteller, eine Ikone Hollywoods? Er war unglaublich. Er hatte seitenlange Dialoge am Stück in einem unglaublichen Tempo aufzusagen, und einmal haben wir eine Szene dreißig Mal gedreht und immer kam etwas dazwischen. Wir haben abgebrochen und am nächsten Tag neu begonnen und nach zwanzig weiteren Versuchen war sie dann endlich im Kasten. Wenn mal wieder abgebrochen wurde, hat Cagney nicht zu schimpfen begonnen, sondern bloß mit seinen Münzen in der Hosentasche geklimpert und gesagt: „Okay, once more“. Dann, vielleicht beim 45. Versuch, lief alles gut – und in der vorletzten Sekunde ging

ein Bühnenarbeiter durchs Bild. Können Sie sich das vorstellen!? So etwas Entsetzliches für einen Schauspieler habe ich nie wieder erlebt. Auch mit Horst Buchholz hat Billy eine Szene zwanzigmal wiederholt, und als er endlich zufrieden war, fragte Buchholz „War’s jetzt besser?“. Da antwortete Billy: „Nein, schneller“. Im Prinzip war „Eins, zwei, drei“ Cagneys letzter Film. Hat sich das damals schon angedeutet? Überhaupt nicht. Ich glaube, er hatte danach einfach genug. Er war über sechzig, und der Film bedeutete für ihn eine wahnsinnige Anstrengung. Und war zudem anfänglich ein Misserfolg. Er hat den späteren Erfolg aber noch erlebt. Was machen Sie für den anfänglichen Misserfolg verantwortlich? Den Mauerbau. Das war ein irrsinniges Pech. Hat das auch mit dem teils bösen Humor zu tun, der nicht nur gegen den Osten, sondern auch gegen den Westen schießt?

Nicht der Humor ist böse. Das Thema ist brutal. Das Thema hat einen solchen Humor verlangt. Hinter den halsbrecherischen Wortgefechten steht die gefährliche Wahrheit der damaligen Situation. „Eins, zwei, drei“ ist kein Lustspiel, sondern ein gefährlicher Film. Wenn ich Kurt Hoffmann, den Regisseur meiner „Spessart“-Filme, zitieren darf: „Der Humor ist eine ernste Sache“.

Der Autor Hanns-Georg Rodek ist Filmredakteur bei der Welt und der Berliner Morgenpost und traf Liselotte Pulver Anfang des Jahres in Berlin. Liselotte „Lilo“ Pulver: Die große Zeit der 1929 in Bern geborenen Schweizer Schauspielerin waren die Fünfziger- und Sechzigerjahre. Bei der Bavaria spielte sie unter der Regie von Kurt Hoffmann u.a. in „Ich denke oft an Piroschka“ (1955) und in „Das Wirtshaus im Spessart“ (1957) und wurde zum Publikumsliebling des Deutschen Kinos. International bekannt wurde sie 1961 in Billy Wilders BerlinKomödie „Eins, zwei, drei“, in der sie das Fräuleinwunder Ingeborg spielte. Heute lebt Liselotte Pulver zurückgezogen in Bern.


Colorgrader Andreas Minuth (vorne) mit Kameramann Tom Fährmann in der Grading-Suite von CinePostproduction.

Von wegen Crispy

Form, die der Das erste Mal als Film am Ende Ian FitzGibbon, In der Herbstlandschaft Irlands entstanden die Bilder zu „Death of a Superhero“, dem einmal haben der Regisseur Kinofilm von Bavaria Pictures nach dem Bestseller von Anthony McCarten. Bereits „on set“ wird.“ Auch des Filmes, und hat Andreas Minuth von CinePostproduction den Kameramann Tom Fährmann unterstützt Kameramann diesmal hat das und das Colorgrading für die anschließende Postproduktion vorbereitet. Tom Fährmann offenbar wieder geklappt, bei sich trafen, redeten sie erst einText: Marie Wagner Fotos: Marie Wagner, Bernard Walsh / Bavaria Pictures „Death of a Sumal drei Stunden perhero“, der Bavaria Pictumiteina nde r. „Filmcrews werden immer wieder neu zu- 2008 geschriebenen Text „Kamerabekennt- res-Produktion, basierend auf dem gleichsammengewürfelt, dort entscheidet oft die nisse“ beschreibt Fährmann: „Ich genieße namigen Bestseller von Anthony McCarten. Chemie, ob es passt oder nicht“, erzählt der es, wenn es möglich ist, ein vertrauensvolles Darin spielt Thomas Brodie-Sangster den Kameramann. „Wie beim Speed-Dating“, Verhältnis aufzubauen. In dem jeder dem an- 15jährigen Donald, dessen chaotisches Lewirft Andreas Minuth ein, der als Colorgrader deren seine Vorstellungen und Visionen, ben komplizierter ist als das von anderen ebenfalls von Beginn an mit am Set war. „Ja, aber auch seine Bedenken und Ängste mit- Jungs in seinem Alter. Klar, mit fünfzehn ungefähr so muss man sich das vorstellen“, teilen kann. Dabei ist es sehr wichtig, seinen träumt man nur von der Traumfrau, von Sex grinst Fährmann. „Ian war toll. Er ist sensibel Regisseur sensibel zu unterstützen und her- und Abenteuern. Bei Donald ist das nicht und offen gewesen, die Möglichkeiten der auszufinden, was seine Vorstellungen be- anders. Aber er ist krank, seine Uhr tickt. „Ian Teamarbeit haben wir zusammen komplett züglich des aktuellen Projekts sind. Oft ist und ich haben uns deswegen gefragt, was ausgeschöpft“, erläutert er. Schon in seinem das ein gemeinsames Herantasten an die ein 15jähriger Junge bis dato erlebt haben


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Gedreht wurde „Death of a Superhero“ mit der Alexa komplett im Format ProRes. „Selbst unter schlechtesten Lichtbedingungen konnten wir sehr schnell ein tolles Resultat erreichen“, befand Kameramann Tom Fährmann.

muss“, sinniert Tom Fährmann. Immerhin hatte Donald in seinem Leben bisher noch kein Mädchen kennen gelernt. Dabei hangelt sich Donald durch sein Leben, bis ihn eines Tages die Liebe wie ein Blitz trifft. „Berührt soll man aus dem Kino gehen, das ist das erklärte Ziel des Kinofilmes“, so Fährmann. Technisch neu war, dass komplett im Format ProRes mit der ‚Alexa‘ gedreht wurde. „Die Kamera lieferte irre Ergebnisse und ließ die gewünschte Bildsprache wahr werden“, meint Fährmann. „Selbst unter schlechtesten Lichtbedingungen, zum Beispiel in einem dunklen Straßenzug, konnten wir sehr schnell ein tolles Resultat erreichen. Einmal hatten wir dort bei 1 600 ASA mit einer Baulampe und einem Kinoflow geleuchtet und mussten das Ganze sogar noch runterdimmen“, freut er sich. Ein wichtiger Job vor Ort war der des Digital Image Technicians (DIT). „Gregor Baumert, unser DIT von der CinePostproduction, war eine wichtige Stütze am Set“, meint Fährmann.

die Produzenten sowie natürlich der DIT Gregor Baumert und der Colorgrader Andreas Minuth. „Ich und Gregor standen immer in engem Kontakt miteinander. So konnten wir einen smoothen Workflow gewährleisten.“ Wie ist es gelungen, mit Hilfe des Colorgradings die Atmosphäre zu verdichten? „Die einfachste Möglichkeit etwas nicht wie alle zu machen“, so Fährmann, „sei das Gegenteil zu tun. Farbentsättigte Bilder zu nutzen um ein Schicksal darzustellen – das war uns zu einfach. Ich habe vorab Fotos in allen Varianten geknipst, um die Lichtstimmung einzufangen. Wir haben uns mit Ian dann dafür entschieden, den Film warm zu drehen“, meint er. Die Landschaft war geprägt durch die blaue, klare Luft der kalten Herbsttage Irlands. „Crispy“ sagt man dort, was es wohl am besten trifft. Man hört richtig das Knacken der Luft. „Draußen eine gewisse Frische einzufangen, ohne jedoch ins Kalte abzurutschen“, war die Herausforderung für die Kamera. CinePostproduction Colorgrader Andreas Minuth half mit seinem Händchen für Farben die konträre Wirkung der Innenräume noch zu betonen: Warme Orange- und Rot­töne lassen hier eine gemütliche, intime Atmosphäre entstehen. „Die Muster waren immer zügig fertig, und auch während unserer Arbeit am finalen Grading hat Andi mich toll unterstützt“, lobt Tom Fährmann das Hand-in-Hand-Arbeiten zwischen beiden. Etwa so wird man sich deren Zusammenwirken vorstellen können: Der Kameramann fängt das Licht ein, formt es und illuminiert das Geschehen des Filmes. Er setzt Highlights und lässt anderes im Dunkel verschwinden, alles, um auf dem Gesicht des Zuschauers ein Funkeln zu hinter­lassen. Der Colorgrader vor Ort war dabei das Tüpfelchen auf dem i. Er mischte die Farbnuancen und gradete letzte Betonungszeichen in den Film.

crispy [ adjective] having a firm, dry, and brittle surface or texture

Als Wächter über den digitalen Output hatte Baumert vor Ort unter anderem den Job, die fragilen Daten zu sichern. Die Angst vor Datenverlust ist immer groß, daher wurden die Daten mehrmals vom Chip auf diverse Festplatten kopiert. Außerdem führte er jedes Mal einen Kontrollsummencheck durch, welcher zur Verifizierung der Daten dient. So ist es fast unmöglich, dass kaputte oder falsche Daten abgespeichert werden. „Er ist ein begnadeter Techniker, hat mir den Rücken die gesamte Zeit frei­gehalten“, befindet der Kameramann. Eine weitere technische Innovation war die „COPRA App“. Auf ihr kann man problem­los seine Muster vom Drehtag online auf dem iPhone oder iPad anschauen. „Das hat super geklappt“, zeigt sich Fährmann begeistert. Abends nach dem Dreh nutzte er die Möglichkeit, den Film in Lightroom auf seinem kalibrierten Laptop vorzugraden. Diese Bilder bekamen dann die Departments Kostüm, Maske und Ausstattung,


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Die LfA als Partner der Medienwirtschaft Die LfA engagiert sich mit ihren Aktivitäten und Angeboten auch im Bereich der Medienwirtschaft in Bayern. Wir sind der Bankpartner der Filmförderung in Bayern und am BayerischenBankenFonds beteiligt. Wir finanzieren im Medienbereich z.B.: Kredite für: • Errichtung, Modernisierung und technische Ausstattung von Filmtheatern Risikoentlastungen für: • TV-Auftragsproduktionen • Betriebsmittelkredite und Zwischenfinanzierungen

Damit machbar wird, was denkbar ist.


DIE VIRTUELLE WELT DER WASSERMASSEN

ODER WIE MAN FERNAB VOM MEER ZU EINEM DER FÜHRENDEN VFX-SPEZIALISTEN WIRD. Text: Horst Kramer

Bilder: ScanlineVFX


Mit einer eindrucksvollen Darstellung des Himalaya überzeugte Scanline VFX Roland Emmerich, den Regisseur von „2012“.

Von VFX-Künstlern animiert: Das Wasser in der WeltuntergangSzene aus dem Film „2012“.


Wasser fasziniert. Ohne Wasser kein Leben. Und doch kann es unvorstellbare Gewalt ausüben. Klar, dass Filmemacher sich schon immer zum fließenden Element hingezogen fühlten. Doch machte sich vor zwanzig Jahren ein junges Team in München auf, diese nasse Welt zu erobern: die ScanlineVFX GmbH, die ihren Sitz auf dem Bavaria-Gelände hat und in diesem Jahr sogar für den Oscar® für „Best Visual Effects“ nominiert war. Ausgerechnet München. Weit und breit kein Ozean und vor dem nächsten Meer steht ein großes Gebirge im Wege. Wie kommt man gerade hier dazu, einer der weltführenden Spezialisten für virtuelle, computergenerierte (=CG) Wassereffekte zu werden? Stefanie Stalf, CG-Expertin und ScanlineVFX-Gesellschafterin erzählt: „Wir gründeten im Jahr 1989 die Firma, weil es uns faszinierte, virtuelle Bilder zu kreieren.“ Und kaum etwas ist virtueller als das unbekannte Unterwasser-Universum. Gegenwelten Wasserwelten sind Gegenwelten. Fremd, mit eigenen Gesetzen, un­ durchschaubar und daher bedrohlich. Und doch irgendwie vertraut und lockend. Ein Meer steht für Weite und Abenteuer, nirgendwo ist der Horizont ferner. Der Seefahrer ist der Held par excellence: Er ver­schwindet jenseits dieser Grenze und kommt mit Geschichten zurück. Oder unterschreitet sie als Taucher, U-Boot-Fahrer oder irgend­wie fischiger Held. Andere Storys thematisieren die Transformationsfähigkeit des Mediums – aus der eben noch friedlichen Ober­fläche entsteigt ein Monster – sei es ein Hai, ein weißer Wal oder eine riesige Welle – und bedroht die Welt der Menschen, vernichtet sie gar. In der ScanlineVFX-Historie finden sich viele Seefahrer-Märchen und Schiffs- oder Naturkatastrophen. „Die Anforderungen sind jedoch immer wieder unterschiedlich“, stellt Stalf fest und nennt einige Beispiele aus Produktionen, an denen die Scanliner mitgewirkt haben: Wolfgang Petersens Remake des Siebziger-Jahre-Klassikers „Die

Höllenfahrt der Poseidon“, das RTL TV-Movie „Die Sturmflut“, Atze Schröders Boot-Parodie „U900“ oder das Weltuntergangs-Szenario, das Roland Emmerich in „2012“ malt. Und ganz aktuell: eine „Moby Dick“-Neuverfilmung mit William Hurt und Ethan Hawke. Schauen wir uns einige an, (übrigens sind manche der im Folgenden beschrie­ be­nen Sequenzen auf www.scanlinevfx.com zu finden). Die Welle In der Fernsehproduktion „Die Sturmflut“ von 2005 markiert der Einbruch der Flutwelle in Hamburgs Innenstadt das entscheidende Ereignis der Story. Sie ist ein eigenständiger Protagonist mit einer eigenen Handlungslogik. „Natürlich ist die Physik der Welle wichtig, Realismus ist sozusagen das Handwerkszeug jeglicher Simulation“, so die Firmengründerin. „Wir haben intensiv recherchiert, wie eine Flutwelle funktioniert und wie sie sich auswirkt.“ Doch von noch größe­rer Bedeutung sei ihre Magie – die Bedrohung, die von der Wassermasse ausgeht. Das ist Emotion, ausgelöst durch Dynamik, Licht, Kontraste – und die Reaktion der Menschen. Auch bei Petersens „Poseidon“-Version aus dem Jahr 2006 ist es eine Welle – eine sogenannte Rogue-Wave oder Monster-Welle –, die die Geschichte auslöst und den Luxus-Kreuzer zum Kentern bringt. ScanlineVFX war bei dieser Produktion (gemeinsam mit der Londoner Firma MPC) allerdings für eine andere, nicht minder auf­ regende Sequenz verantwortlich: Das Schiff ist bereits gekentert. Die Helden, angeführt von Josh Lucas und Kurt Russell, müssen das teilweise geflutete Atrium durchqueren. Schiffsdiesel ergießt sich plötzlich von oben und stürzt 20 Meter in die Tiefe. Der braun-goldene schimmernde Treibstoff dringt in das dunkle Wasser mit seinen hellen Schaumkronen ein, taucht auf, entzündet sich, eine Stichflamme schießt nach oben. Die Wasseroberfläche verwandelt sich in ein Flammenmeer, in ein von ScanlineVFX/MPC generiertes Feuer- und Wassermeer. „Dieses Aufeinandertreffen gegensätzlicher Elemente war eine ganz besondere Herausforderung im Poseidon-Projekt“, berichtet Stalf. Lucas überwindet diese Barriere, indem er darunter hinwegtaucht. Wir sehen von unten auf die brennende Wasseroberfläche, deren Schein den untergegangenen Raum illuminiert. Ein


In „Hereafter“ stellt Scanline VFX die Situation des Tsunamis nach. Die Leistung der Münchner wurde mit der Oscar®-Nominierung für Best Visual Effects gewürdigt.

magischer Moment des Films. Es hat Jahre gedauert, bis die Firma diese Magie erzeugen konnte: „In der kontinuierlichen Entwicklung unserer Fluidsimulations-Software Flowline steckt unendlich viel Arbeit“, erinnert sich Stalf. Intensive Recherche-Arbeiten führten zu unzähligen Testsimulationen und Renderings und umgekehrt, um die gewünschten Effekte zu erzielen. „Man könnte sagen, dass sich Software und Knowhow parallel entwickelt haben“, fasst Stalf zusammen. Zurück zur „Sturmflut“: Die Elbe bleibt dort eine amorphe Bedrohung, solange sie hinter dem Deich verharrt. Der von den Scanlinern erzeugte Regen peitscht ihre Oberfläche, der Fluss flößt Furcht ein. Als er in die Stadt eindringt, wird er zu einem Ungetüm, das seine Opfer verschlingt: Eine Frau und ein Mann – er trägt ein Kind – fliehen in einer engen Straße vor den Fluten, die die Hamburger förmlich jagen. Wie einst Godzilla die New Yorker in Roland Emmerichs Version der Geschichte vor dreizehn Jahren. Womit wir bei der vielleicht spektakulärsten Produktion sind, an der das Scanline-Team mit­ gewirkt hat: „2012“, von eben diesem Roland Emmerich. 2012 Der Schwabe und sein internationales CGI-Team hatten anfängliche Zweifel, ob man mit ScanlineVFX zusammen arbeiten könne: Funktio­ niert die Software wirklich so gut? Wie lange dauert es, um ein erste Version des gewünschten Effekt-Shots zu sehen? Hat die Firma genügend Erfahrung, um den extrem hohen Ansprüchen zu genügen? Ismat Zaidi, die Geschäftsführerin der Firma, kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn sie über die ersten Kontakte mit der Emmerich-Mannschaft berichtet. Der Meister war skeptisch, weil er bei früheren Projekten schlechte Erfahrungen mit Wassersimulationen gemacht hatte – damals konnte er wenig Einfluss auf das Ergebnis nehmen, die langen Rechenzeiten der Simulationen verhinderten schnelle Änderungen. ScanlineVFX bot daher einen Test an und flutete den Himalaya in kürzester Zeit. Als Zaidi und ihre Crew in München und Los Angeles schließlich noch ein Kloster von einem der Berggipfel spülten, war der StarRegisseur glücklich. Die Scanliner hatten bewiesen, dass Flowline

sehr schnell Ergebnisse liefert und dass Scanlines FX Artists seine Ideen in Aufsehen erregende Bilder umsetzen konnten. Emmerich benutzte die Sequenz umgehend als ersten Teaser. Und Scanline VFX konnte sich über die Beauftragung einiger der anspruchvollsten Sequenzen des Films freuen. Welchen Stellenwert CGI-Spezialisten heute haben, wird einem klar, wenn man Emmerich im „Making-of 2012“ erzählen hört: „Bei diesen Szenen war ich schon ziemlich nervös. Man begibt sich völlig in die Hand der Visual-effect-Leute.“ Offensichtlich war er zufrieden. „Wir haben die größte Welle der Filmgeschichte geschaffen“, erzählt er nicht ohne Stolz, „Wunderschön, doch auch erschreckend.“ Simulation von Wasserbewegungen – ein kurzer Exkurs für CGI-Laien Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten, Wasser zu simulieren: Man beschränkt sich auf die Darstellung der Wasseroberfläche oder versucht, ein dreidimensionales Gebilde mit wasserähnlichen Eigenschaften zu versehen. Der Einfachheit halber stellen wir uns eine Wasseroberfläche vor. Sie ist eine Trennschicht zwischen einem Medium darüber (Luft) und einem darunter (Wassermasse), die sich beide nie vollständig mischen können. Diese Trennschicht – oder Membran – verändert sich, je nachdem, auf welche Objekte es trifft. Schmeißt man zum Beispiel einen Stein hinein, beginnt sie zu schwingen. In der Physik wurden dazu sogenannte „Wellengleichungen“ entwickelt. Die ersten schon vor einem Vierteljahrhundert vom französischen Allroundgenie D’Alembert. Diese Gleichungen bilden die Basis jeglicher Wellen­simulation. Augenfällig werden die Eigenschaften der Wellen durch den Einfall des Lichts. Je nach Position der Lichtquelle werden bestimmte Wellenkämme und -täler beleuchtet. Dabei sind auch die Reflexionseffekte und die Lichtbrechung zu berücksichtigen, mithin Gesetze aus der physikalischen Optik. Denn die Lichtstrahlen, die auf die Wasseroberfläche auftreffen, werden nur zu einem Teil reflektiert, zu einem anderen Teil aber auch gebrochen. Wie – das hängt vom Medium ab. In einem klaren stehenden Gewässer bricht sich das Licht anders als


in einem reißenden Fluss, der durch die transportierten Sedimente trüb ist. Alle diese Faktoren (und noch eine ganze Menge weiterer) müssen in mathematische Modelle gepackt und programmiertechnisch umgesetzt werden. Man sieht, Wasserbewegungen physikalisch adäquat zu simulieren, ist eine sehr komplexe Aufgabe. „Ab Ende der Neunziger Jahre wurden die Ergebnisse realistischer“, erinnert sich Stefanie Stalf. Kann Wasser lustig sein? Von Slapsticknummern mit Schläuchen oder „Wasserbomben“ (die mit Wasser gefüllten Plastiktüten kennen wohl die meisten noch aus ihrer Kindheit) abgesehen, gibt es bemerkenswert wenige „nasse“ Komödien. Der Grund: Wasser ist nur in kleinen Mengen witzig, Wassermassen dagegen sind tendenziell immer bedrohlich. Wenn ganze Ozeane eine Rolle spielen, dann in Katastrophen- oder Abenteuerfilmen – man denke bei den letzteren an den „Roten Korsar“, „Moby Dick“ und ähnliche Cinemascope-Schinken aus den Fünfziger Jahren. Wasser-Komödien sind daher zumeist Parodien, wie die „Pirates of the Caribbean“-Serie zeigt (an deren neuester Folge die Scanliner übrigens auch beteiligt waren). Gleiches gilt für einige Produktionen, an denen ScanlineVFX mitgewirkt hat: zum Beispiel für „Wickie und die starken Männer“ (2008) und „U-900“ (2009). Die Atze-Schröder-Klamotte „U-900“ ist phasenweise eine schnittgleiche Hommage und Parodie auf „Das Boot“. Doch immer wenn

die Münchner im Einsatz sind, tendiert die Kopie dazu, spektakulärer zu sein als das Original. Man nehme nur die Intro-Sequenz von „U-900“ (anzusehen im Showreel der Scanliner), in der die virtuelle Kamera unter Wasser am Bug des Bootes startet, die Wasser­oberfläche durch­bricht und schließlich eine Position an Land in zehn Meter Höhe einnimmt. Petersen hätte 1983 von so einem eleganten Einstieg wohl nur träumen können. Genau das ist die Stärke von Simulationen: „Eine CG-Lösung muss entweder kostengünstiger sein als ein Realdreh oder aber etwas umsetzen, was real nicht lösbar ist“, formuliert CEO Ismat Zaidi eine Regel des Simulations-Business. „Damit können wir ziemlich oft dienen“, setzt sie mit leichtem Understatement hinzu. Bei Bully Herbigs Wikinger-Streifen spielt die See überraschenderweise eher eine Nebenrolle. Spektakulär sind die Einsätze des Scan­line-Teams nichts­destotrotz: Sie lassen das Wikinger-Langschiff im Computer bergauf und bergab fahren und durch den weiß-blauen Himmel segeln. Die geheimnisvollen, nebelverhangenen Gewässer, die die Scanliner in den Nordatlantik gezaubert haben, hätte auch jedem FantasySchinken alle Ehre gemacht. Fantasy Apropos Fantasy. Ein Spezialgebiet der Scanliner. So waren sie zum Beispiel an der Verfilmung der Narnia-Saga nach den Romanen des Tolkien-Freundes und -Kollegen C.S. Lewis beteiligt: im Jahr 2008 an „Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia“.


SCANLINE BEZEICHNET DIE ART UND WEISE, WIE GRAFIKPROZESSOREN DIE DARGESTELLTEN INHALTE AUFBAUEN: ZEILE FÜR ZEILE, VON OBEN LINKS NACH UNTEN RECHTS. VFX STEHT FÜR VISUAL EFFECTS.

Szenario aus dem Clint Eastwood-Film „Hereafter“.

In der Katharsis-Sequenz des Films eilt eine Wassergottheit dem Prinzen und seinen Freunden zu Hilfe: Die Bösewichte sind gerade im Begriff, einen Fluss auf einer Holzbrücke zu überqueren. Da schwillt das Gewässer an und rollt einer Lawine gleich von den Bergen auf die Verfolger zu. Wie sich diese Welle in den „Rivergod“ verwandelt, in eine mächtige, gleichwohl ständig zerfließende Figur, deren unbewegliches, dabei sich ständig veränderndes Antlitz zu beweisen scheint, dass Wasser härter als jeder Stein sein kann – das muss man gesehen haben. Mit Händen und Armen, die man in dem Wasserschwall erahnen kann, hebt der rächende Gott das hölzerne Gebilde hoch in Luft und lässt es zerschellen, während die Welle sich bricht – allein diese Szene macht das über zweistündige Opus unbedingt sehenswert, (auf der DVD findet man die Passage im Kapitel 19 – und auf der Homepage der Münchner kann man sich zumindest einige Fotos anschauen.). „Hereafter“ – die Tsunamis im Jahr 2004 und heute Im aktuellen Clint Eastwood-Film „Hereafter“ – ein Drama um NahtodErfahrungen – haben die Scanline-Leute die Situation des Tsunamis in Thailand vor sechs Jahren nachgestellt. „Es war sehr schwierig und belastend, sich auf diese realen, fürchterlichen Ereignisse einzulassen und die dokumentarischen Aufnahmen zu studieren“, berichtet die Firmenchefin. Das Scanline-Team in Los Angeles und München hat sich mit großer Sorgfalt mit den damaligen Ereignissen auseinandergesetzt. Die filmischen Quellen wurden

studiert, Zeitungsberichte zu Rate gezogen. Die Sequenz ist so beeindruckend wie bedrückend, sie soll hier nicht weiter beschrieben werden. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences würdigte die Leistung der Münchner mit einer Nominierung in der Kategorie Best Visual Effects. „Hereafter“ ist die vorerst letzte Regiearbeit des mittlerweile 81-jährigen Eastwood. Er reflektiert Tod und das Danach auf eine, seine sehr eigene Art. In Japan wurde der Film übrigens aus den Kinos zurückgezogen – aus Respekt vor den Opfern des Erdbebens und des anschließenden Tsunamis. Wasser bringt Leben, Wasser bringt Tod. Auch in den virtuellen Welten, die ScanlineVFX gestaltet. Die Auseinandersetzung damit – im Film, wie im Leben – ist immer echt.


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AP KALYPTISCHE ERINNERUNG AN DIE ZUKUNFT Als Koproduktion von Bavaria Pictures mit weißrussischen und ukrainischen Partnern widmet sich „Innocent Saturday – An einem Samstag“ als erster Kinospielfi lm der atomaren Katas trophe von Tschernobyl vor 25 Jahren. Vor dem Hintergrund des Reaktor-GAUs im japanischen Fukushima erscheint heute die Umwelttragödie in der Ukraine wie eine Erinnerung an die Zukunft. Text: Romain Geib

Fotos: NFP/Warner

Es gibt schreckliche Ereignisse, die uns erst nach Jahrzehnten wieder einholen, urplötzlich, unvorhersehbar und jeder wissenschaftlichen Wahrscheinlichkeit zum Trotz. Heute ist es Fukushima, davor waren es Harrisburg und Tschernobyl.

mit weißrussischen und ukrainischen Partnern verwirklichen zu können. Bemerkenswert ist, dass es sich um die erste und bisher einzige fiktionale Umsetzung überhaupt der Ereignisse von Tschernobyl handelte.

Es ist bis heute einer der folgenschwersten Technologieunfälle der Menschheitsgeschichte. Und doch ist der Super-GAU im ukrainischen Atomreaktor von Tschernobyl am 26. April 1986 über die Jahre in Vergessenheit geraten. Dabei schien sich die damalige Katastrophe auf besondere Weise in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt zu haben, weil sie uns auf definitive Weise unser gemeinsames Schicksal in Hinsicht auf den Einsatz von Atomkraft bewusst machte. Doch jüngst konnten wir lernen, dass Tschernobyl sich jederzeit überall wiederholen kann.

Was gleichsam Deutsche wie Russen, Weißrussen und Ukrainer in ihrem filmischen Bestreben verband, war das tiefe Bedürfnis, in bodenständiger unspektakulärer Art von den bedrückenden Ereignissen des Reaktorunfalls in Tschernobyl zu erzählen.

Zur ihren ursprünglichen Motivationen, das grenzüberschreitende Filmvorhaben „Innocent Saturday“ zu initiieren, zählten die deutschen Produzenten Dr. Matthias Esche und Philipp Kreuzer neben dem 25. Jahrestag der Reaktorkatatrophe vor allem den damaligen fahrlässigen Umgang mit Information und Wahrheit – sowohl jenseits wie diesseits des Eisernen Vorhangs. „Wir konnten natürlich nicht ahnen, dass unser Vorhaben durch die Ereignisse in Japan eine derart erschreckende Aktualität genießen würde.“ Im frühen Stadium schon wollte man das Thema primär aus russischukrainischer Betroffenheit heraus angehen, möglichst mit örtlichen Partnern. „Das Projekt erforderte viel Zeit und Kraft. Ohne eine gehörige Portion Leidenschaft aller Beteiligten wäre es auf dem Wege gescheitert,“ so Dr. Matthias Esche im Rückblick. Als Geschäftsführer der Bavaria Film durfte sich Esche am Ende doch glücklich schätzen, „Innocent Saturday“ als erstes deutsches Kino-Projekt zusammen

Regisseur Alexander Mindadze erinnert sich heute noch genau an das außergewöhnlich schöne Licht an jenem Frühlingstag im April vor 25 Jahren, als er sich zufällig bei Dreharbeiten auf einem Häuserdach in der weißrussischen Hauptstadt Minsk aufhielt: „Wir haben damals nicht darüber nachgedacht, woraus die Wolken über uns bestehen, sondern haben uns einfach nur über ein seltenes, sehr kinematografisches Licht gefreut.“ Der heute 62-jährige Moskauer ist nicht nur in seiner Heimat ein renommierter Theater- und Drehbuchautor, er wurde bereits vielfach ausgezeichnet, darunter mit Goldenen Löwen des Filmfestivals von Venedig 1986 und mit dem Silbernen Bären bei der Berlinale 1995 für den Film „Theaterstück für einen Fahrgast“. Die tragischen Folgen von Katastrophen und anderen fatalen Ereignissen ziehen sich als Thema durch viele seiner Stoffe. Einen starken persönlichen Anknüpfungspunkt kann auch Koproduzent Alexander Rodnyansky vorweisen. Sein besonderes Anliegen: die Authentizität von „Innocent Saturday“. Der Ukrainer war selbst Zeitzeuge, lebte damals in Kiew, zwei Autostunden vom Unfallort entfernt. Als Dokumentarfilmer gehörte er zu den Ersten, die Tschernobyl unmittelbar nach der Katastrophe mit einer Kamera besuchten. Seine provokativen Filme wurden Oscar®-nominiert und mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet, er selbst ist Mitglied der Europäischen Film Academy.


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Abgesang auf die alte Sowjet-Ära Regisseur Mindadze katapultiert uns als Zuschauer mitten hinein ins Geschehen, ohne sich groß mit Einzelheiten des Unglücks in der Nacht zum 26. April 1986 abzugeben. Er zeigt den Realismus der Situation, die unmittelbaren, realen Momente nach dem Reaktorunfall: die ersten 24 Stunden, die auf die Katastrophe folgten, die Stunden des allgemeinen Schocks und der Verwirrung bei den Bewohnern der Stadt Pripjat, als sie begreifen, was passiert ist, und was es für ihr Leben und ihre Zukunft bedeuten würde. „Ich wollte schon lange eine ‚filmische Metapher’ über die Katastrophe von Tschernobyl drehen. Keinen Dokumentarfilm, keinen Blockbuster, keinen Film darüber, wer wann den falschen Knopf gedrückt hat.“ Der Zugang des Russen ist radikal poetischer Natur: „Mich hat vielmehr die Frage interessiert, warum Menschen, die von diesem Unglück wussten, nicht aus der Stadt geflüchtet sind. Vielleicht, weil diese Gefahr unsichtbar ist?“ In elegischen Bildern schildert der Regisseur die Untergangsstimmung der zu Ende gehenden SowjetÄra als Spiegelbild einer Gesellschaft, in der es die Bürger verlernt haben, selbst zu denken und die Verantwortung für ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen. Während wir als Zuschauer mit dem jungen Valerij (Anton Shagin), einem kleinen Parteifunktionär, noch durch das Grauen dieser Nacht hetzen, glüht schon vor den Toren der Stadt das Atomkraftwerk von Tschernobyl todbringend im Morgenrot. Sein Wissen von der Katastrophe muss der loyale Parteisoldat für sich behalten: ein einziger Sehender unter Blinden, die nichts ahnen und nicht wissen wollen, was nicht vorstellbar ist. Noch glaubt er an die Flucht mit seiner Freundin Vera (Svetlana Smirnova) und ehemaligen Musikerfreunden. Alles sei doch sicher, kein Irrtum möglich! Es könne gar nichts passieren, so die üblichen beschwichtigenden Floskeln der Anderen. Aber der Tod kommt lautlos näher, mit jeder Stunde. Eine Gefahr, die alles Begreifbare überschreitet, die man nicht sieht, nicht riecht, nicht schmeckt. Umso trügerischer erscheint jetzt das schiere Leben in der Stadt, der strahlende Sonnenschein, die grellen Farben, der rauschhafte Frohsinn: Das Leben lässt Valerji und seine Freundin


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einfach nicht los. Beide sind der Katastrophe ausgeliefert, verurteilt dazu, dem Ende singend entgegen zu sehen. Den letzten Gedanken an Flucht betäubt schließlich noch der Alkohol. Denn der Rotwein, so hieß es damals einem Volksglauben zufolge, werde die Strahlung dekontaminieren: der süße Tod ... „Ein Drama wie ein stiller Horrorfilm, dessen Grauen die psychologische Unmöglichkeit ausmacht, das Grauen zu verarbeiten,“ schrieb die Presse bei der Berlinale, wo „Innocent Saturday“ im Wettbewerb lief. Kamera-Choreographie Alexander Mindadze hatte als Kameramann Oleg Mutu, einen der wichtigsten Bildgestalter des neuen rumänischen Kinos („4 Monate, 3 Wochen, 2 Tage“ von Cristian Mungiu) an seiner Seite. Zu den Grundprinzipien seines optischen Konzepts gehören überwiegend Totaleinstellungen und der konsequente Einsatz einer beweglichen Kamera, was er zum Markenzeichen seiner Bildgestaltung stilisierte. Um den Impulsen seiner Akteure auf dem Fuße zu folgen, bediente er sich trotz perspektivisch weitausgelegten Breitwandformats (1:2,35) einer stets impulsiv agierenden Kameraführung mit meist nur Easyriggedämpften Apparat. Glatte Steadycam-Bewegungen lehnte Mutu für die gewählte Erzählform kategorisch ab. Wichtig war ihm, die Kamera im Raum voranzubewegen, dabei von innen nach außen zu


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Postproduktion und VFX in Deutschland: AKW GAU aus dem Rechner Ein Kopierwerk im ukrainischen Kiew besorgte während der Drehzeit die Entwicklung und die Muster des gedrehten Materials. Cutterin Dasha Danilova und ihr Kollege Ivan Lebedev standen über den deutschsprechenden Regieassistenten Andreij Annenski in ständigem Kontakt mit der CinePostproduction in München. In München dann wurden das gesamte Aufnahmematerial zur digitalen Nachbearbeitung im Hause CinePostproduction und die parallel zu erstellenden Effekt-Arbeiten eingescannt. Ausgeführt wurden die Visual Effects des brennenden Reaktorblocks von ScanlineVFX unter Leitung von Supervisor Sascha Bertram. Auf Basis dokumentarischer Vorlagen wurde im Rechner das Kraftwerksgebäude von Tschernobyl als realistisches 3D-Modell original nachgebaut und mit Explosions- und Feuer-Effekten wirklichkeitsgetreu animiert, um später beim Compositing in die Realaufnahmen aus der Ukraine integriert zu werden. Doch anders als in üblichen Katastrophenstreifen verzichteten Regisseur und Kameramann in den Bildern bewusst auf vordergründige Effekte. Der todbringende Gebäudekomplex ist eher beiläufig präsent, die schleichende Gefahr, die davon ausgeht, aber umso realer im Kopf der Zuschauer vorhanden. wechseln, um direktes, gegenwärtiges Erleben zu vermitteln. Und alles mit Bildern, die dem normalen menschlichen Blickfeld entsprechen und sich einer natürlichen Wiedergabe verpflichten: „Ich vermeide weitgehend extreme Kameraperspektiven, orientiere mich an vertikalen (Wänden) oder horizontalen Linien (Flure, Straßen) im dargestellten Raum.“ So folgt Mutus teilnehmend-beobachtende Kamera stets rastlos den Protagonisten, zeigt ihr schutzloses Ausgeliefertsein, ihren verzweifelten Tanz auf dem Vulkan. Meist sind es die atmosphärisch warmen, klaren Bilder des ihm selbst vertrauten „Sowjet“-Lebens der 80er Jahre, die den Rumänen die poetischsten Momente erschaffen lassen. Real existierende Filmarbeit „Wir haben den Film hauptsächlich in Energodar gedreht, einer kleinen Stadt in der Ukraine,“ erzählt Alexander Rodnyansky. Hierher sind nach dem Unglück von Tschernobyl auch Menschen aus der ursprünglichen Kraftwerkssiedlung Pripjat umgesiedelt worden. Aber die damalige Katastrophe, die als folgenschwerster Industrieunfall aller Zeiten gilt, ist im heutigen Energodar ferne Vergangenheit. Sie ist aus dem Bewusstsein der Menschen herausradiert, ebenso wie die Erinnerung an die Sowjetunion von einst. Einzig die Kernergieerzeugung im Megamaßstab ist hier ein bis zum heutigen Tag unumstößlicher Fakt geblieben – trotz einiger hundertausend Opfer von Tschernobyl. Die heute ziemlich heruntergekommene industrielle Trabantensiedlung, die 1970 gegründet wurde, ist ein realistisches Abbild des atomar verseuchten Pripjat von damals. Ganz nach alter Bauweise der Sowjets, mit den üblichen Plattenbauten und den riesigen Industrieanlagen eines Atom- und eines Kohlekraftwerks in direkter Umgebung. Für den russischen Szenenbildner Denis Bauer, ideale Originallocations für die authentische 80er Jahre Siedlung mit nahegelegenem AKW-Komplex.

Die gleiche Natürlichkeit legte man beim endgültigen „Look“ zugrunde. Zusammen mit Coloristin Maike Weimann konnten Kameramann Oleg Mutu und Regisseur Alexander Mindadze Anfang Dezember 2010 in der 2k Colorgrading Suite bei CinePostproduction den gewünschten Einfluss auf die finale Bildgestaltung ihres Films nehmen. „Wir wollten erreichen, dass die Farben sehr natürlich wirken und versuchten Orte, Zeit und das Leben der Menschen so real wie möglich wiederzugeben, ohne uns einer künstlichen Farbästhetik zu bedienen.“ Mindadzes Anliegen: Alles sollte so zeittypisch aussehen wie damals vor 25 Jahren. Noch im Februar, auf der Berlinale, musste Produzent Alexander Rodnyansky vor der Presse sein Engagement rechtfertigen: „Die Fragen der Atomenergie und der Entsorgung von Atommüll sind in Europa auch heute noch sehr aktuelle Belange. Unser Film thematisiert die Folgen der globalen Industriegesellschaft und ihre Auswirkung auf den einzelnen Menschen.“ Nur wenige Wochen später sollte Fukushima die Brisanz der Fragestellung belegen und den Appell des Ukrainers für grenzüberschreitende Solidarität in neuem Licht erscheinen lassen: „Wir – Russen, Deutsche und andere Nationen – leben in unmittelbarer Nähe zu Gefahren, die sich jederzeit zu endlosen Katastrophen entwickeln können. Das macht die Geschichte heute so relevant. Wir leben in einem permanenten Krisenzustand, ob nun naturbedingt, technologisch oder wirtschaftlich. Und doch möchten wir alle zusammen unsere menschliche Existenz weiterhin genießen.“ Ein Film und ein Thema in der Tat, das uns sobald nicht loslassen wird.


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DIE AUGEN DES ZUSCHAUERS LENKEN Die Studioaufnahmen des ersten deutschen Kino-Realspielfilms in Stereo3D, „Wickie – Auf großer Fahrt“, entstanden in Studio 12 auf dem Bavaria-Gelände. Rat Pack-Produzent Christian Becker, Regisseur Christian Ditter und Kameramann Christian Rein leisteten bei dem 3D-Projekt Pionierarbeit. Text: Romain Geib

Fotos: Constantin Film, Markus Zaiser

Nach der Produktion der erfolgreichen Jugendkinofilme „Die Vorstadtkrokodile“ war für den 34-jährigen Regisseur Christian Ditter und seinen Kameramann Christian Rein die Arbeit an „Wickie – Auf großer Fahrt“ wie der berühmte „Sprung ins kalte Wasser“: Schließlich sollte der neue „Wickie“-Film die erste deutsche Realfilmproduktion in 3D werden. Die Herausforderung bestand darin, innerhalb kurzer Zeit den Einsatz der dritten Dimension technisch beherrschen zu lernen und das Bildererzählen entsprechend dramaturgisch zu erweitern. Der halbjährige Testvorlauf war geprägt durch viel „Learning by doing“, Blockbuster-Studien und Testdrehs Entsprechend intensiv mussten sich die Macher vorbereiten. Dazu hatten der Regisseur und sein Kameramann viele 3D-Klassiker studiert und sich in den USA am Set großer Blockbuster-Produktionen umgesehen.

„Schaut man sich die jüngsten Großproduktionen an, merkt man, dass die 3D-Gestaltung jedes Mal komplett unterschiedlich konzipiert wurde,“ stellte Kameramann Christian Rein fest. Dem Kreativstab von „Wickie 3D“ war daher früh klar, dass man für die Realisierung ganz eigene künstlerische Vorstellungen und geeignete technische Lösungen zu entwickeln hatte. Wieder in der Heimat zurück, setzten sie sich mit Eifer daran, mittels eigener Testaufnahmen die Wirkungsweisen der 3D-Parameter selbst auszuprobieren. Verschiedene Equipmentkonfigurationen wurden verglichen. In umfassenden Testreihen sammelte man Erfahrungswerte, wie sich stereoskopische Effekte etwa auf die allgemeine Bildführung auswirken. Man klärte, welche Brennweiten sich am Besten eignen und wie das „Staging“, also die Inszenierung am Set, unter 3D-Gegebenheiten einzurichten sei.


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Stets mit dabei, als Berater und Stereographer: der international gefragte 3D-Spezialist Florian Maier, selbst Konstrukteur der Stereotec 3D-Rigs. Für den Stereographie-Experten ist die 3D-Aufnahme an sich kein rein technischer Prozess, sondern „ein vorrangig gestalterischer Vorgang für das Bild.“ Es komme immer darauf an, wie man die Augen des Zuschauers durch den ganzen Film führen möchte. Das könne man mit Bewegung, mit Licht, aber auch mit Hilfe der Schärfe-Ebenen im 3D-Raum machen. „Es muss letztendlich jeder Regisseur oder Kameramann seinen eigenen Weg finden, wie er mit den Parametern umgeht, und ob er bei einer Szene die Darsteller auf die ‚Leinwand-Ebene’ holt oder nicht.“ Der jüngst gestartete 3D-Blockbuster „Tron Legacy“ aus den USA beispielsweise habe viele Einstellungen schlicht auf die hintere Bildebene verschoben, was den Betrachter in der Folge tendenziell eher auf Distanz hält.

Hier lehrte die Erfahrung aus den Testdrehs, was es bedeutet, mit der Tiefe des Raums zu spielen. Schauspieler, die sich im 3D-Raum auf statt hinter der Leinwandebene befinden, erscheinen dem Zuschauer in der Regel emotional am Nächsten. Wählt man gleichzeitig noch einen näheren Bildausschnitt, so könne man die plastische Präsenz der Akteure ebenso wie den emotionalen Ausdruck der Szene noch weiter intensivieren.

Um die kreativen Möglichkeiten der 3D-Geometrie variantenreicher einsetzen zu können, mussten die „Wickie“-Macher zunächst den Umgang mit bestimmten Abbildungsgrößen und Objektiv-Brennweiten unter 3D-Gesichtspunkten neu ergründen – allem voran das Handling der Nahaufnahme.

Die kompaktere Mirrorbox des 3D-Rigs ersparte den Schauspielern, ihren Kopf buchstäblich ins Kamerakompendium tauchen zu müssen

Nahaufnahmen mit Teleobjektiv könnten Gesichter bei stereoskopischer Abbildung „flach wie Pfannkuchen“ erscheinen lassen Schon bei 2D recht wirkungsvoll, verstärkt sie im 3D-Kino ihren optischen und plastischen Impakt noch einmal um ein Vielfaches und nimmt beim Zuschauer großen Einfluss auf die emotionale Wahrnehmung eines szenischen Moments. Entsprechend verlangt die „Nahe“ auch von Regisseur und Kameramann die richtige Beherrschung: Wo in der Raumtiefe sollten Darsteller am besten inszeniert werden? Und mit welcher Brennweite sollte man sie dabei am vorteilhaftesten abbilden?

Bei der Wahl der Objektive hatte sich schnell ergeben, dass es von Vorteil sei, mit Normalbrennweiten zu arbeiten. Denn bereits eine Nahaufnahme mit leichtem Teleobjektiv lasse Gesichter bei stereoskopischer Abbildung oft unnatürlich, profillos und „flach wie Pfannkuchen“ erscheinen. Experten sprechen vom „Cardboarding“-Effekt.

Eine weitere Schwierigkeit, die es zu überwinden galt, war das räumliche „Staging“ von dichteren emotionalen Dialogszenen mit Kinderdarstellern, wie es bei „Wickie“ an der Tagesordnung war. Speziell Schuss- und Gegenschuss-Aufnahmen als Close ups verlangten in 3D ein besonderes Vorgehen. Als einengend und störend erwies sich der große optische „Kasten“ des 3D-Spiegelrigs vor der Kamera, mit dem sich die Schauspieler bei Naheinstellungen notgedrungen konfrontiert sahen. Man muss sich das in etwa so vorstellen: Damit die Akteure dicht genug am Objektiv stehen, müssen sie beim Spielen buchstäblich ihren Kopf in das Kamerakompendium tauchen. Besonders den jüngeren Darstellern war kaum zumutbar, dass sie derart eingeengt noch glaubhafte Dialoge spielen sollen.


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Eindrucksvolle Eislandschaften wurden in der 3 000 Quadratmeter großen Bayerischen Filmhalle für den Studioanteil der 3D-Kinoproduktion gebaut.

Als Lösung für diese Situationen hat Stereographer Florian Maier zusammen mit den Technikern der digitalen Arri-Kameras eigens ein leichteres, handlicheres 3D-Rig konstruiert, das die neuen Kameras fassen konnte. Die kompaktere Mirrorbox des Kamera-Rigs ermöglichte, dass sich die Schauspieler jetzt gegenseitig direkt anspielen konnten. „Am wirkungsvollsten filmt man zwei Menschen im Dialog bei 3D mittels Overschoulder,“ fand Ditter bei seinen Versuchen heraus. Man muss jedoch mit dem Phänomen leben, dass ausgerechnet der Schulteranschnitt 3D-technisch seine Eigenheiten aufweist. „Will man bei Personen emotional nah am Geschehen dran sein, ist es erforderlich, den frontal aufgenommenen Darsteller 3D-geometrisch auf „Leinwandebene“ (Scheinfenster-Ebene) zu rücken“, erklärt der Kameramann. Dann rage aber die angeschnittene Schulterpartie des (rücklings) gezeigten Gegenspielers, stereoskopisch bedingt, etwas aus der Leinwand in den Zuschauerraum hinein. Eine geschickte Beleuchtung des Hinterkopfes könne aber den störenden Effekt kaschieren. Die aufwändigere Option indes, in solchen

Fällen jeweils nachträglich die Schulterteile im Bildvordergrund herauszuretuschieren – wie es einst die amerikanischen Macher von „Avatar“ vorzogen – stand den „Wickie“-Produzenten budgetmäßig nicht offen. Jede einzelne Retusche-Aktion hätte fünfstellige Eurosummen verschlungen. Deswegen aber auf die intensiver wirkenden Dialogmomente zu verzichten, habe nie zur Debatte gestanden. „Die Aufnahmen müssen für den Zuschauer angenehm zu betrachten sein“ Für Florian Maier dreht sich bei der Stereoskopie alles darum, „den realen Raum, den man am Set vorfindet, so zu gestalten, dass er in den verfügbaren Raum im Kinotheater hineinpasst. Und zwar so, dass das Aufgenommene für den Zuschauer möglichst angenehm zu betrachten ist. Wohldosiert und dramaturgisch präzise gilt es für jeden Shot festzulegen, wo man die Leinwandebene platziert, welche Objekte und Personen in die Leinwand verschoben werden und welche später im Kino daraus heraustreten sollen. Maier hat sein Stereobild – für jede Einstellung getrennt – nicht einfach be-

rechnet, sondern bewusst nach visuellem Eindruck umgesetzt. Besonders wenn mehrere Personen im Bild agieren und nahe dazu noch Fahrbewegungen mit der Kamera vollzogen werden, wird die 3D-Aufnahme zu einer komplexen Angelegenheit. Hier muss der Stereographer „On Set“ die sich laufend verändernden Tiefenfaktoren berücksichtigen. Florian Maier: „Bei den vielen längeren Plansequenzen von „Wickie“ wurde während der Aufnahme für jede Größenveränderung zwischen Nahe und Totale kontinuierlich die Stereobasis dynamisch angepasst. Ansonsten würde man den stereoskopischen Eindruck verlieren, oder dem Zuschauer schmerzen später die Augen.“ Um Letzteres zu vermeiden, hat der Stereographer darauf zu achten, dass bei der Aufnahme bildwichtige Inhalte von den seitlichen Bildbegrenzungen des Kameracaches möglichst nicht angeschnitten werden, Elemente nicht zu weit nach vorne aus der Leinwand heraustreten und sogenannte „Scheinfensterverletzungen“ hervorrufen.


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EISPALAST IM BAVARIA STUDIO Knapp sechs Meter hoch errichtete man im Bavaria Studio 12, der „Bayerischen Filmhalle“ in Geiselgasteig, die Setwände für den prachtvollen Eispalast zum Filmfinale, kunstvoll geschaffen aus Styropor, Glitzerspray, Salz und viel Vivak-Kunststoff, dem PET-Flaschenmaterial, das glänzendes Eis so täuschend echt zu imitieren vermag. „Wir sind bei der Setgestaltung deshalb mit relativ wenig Visual Effects für einen solchen Film ausgekommen, weil wir uns dazu entschieden hatten, vieles real im Studio zu bauen,“ sagt Kameramann Christian Ditter. Die Eispalast-Dekoration als Konstruktion komplett im Studio zu errichten, erwies sich als deutlich günstiger – im Vergleich zu umfassenden digitalen Set-Extensions, die man aufgrund des stereoskopischen Sonderaufwands weitgehend vermeiden wollte. „Wickie – Auf großer Fahrt“, gedreht am Walchensee, auf der Burg zu Burghausen, in den Bavaria Studios und auf der Mittelmeerinsel Malta, kommt am 29. September 2011 im Verleih der Constantin Film in die Kinos.

Wickie (Jonas Hämmerle) und Svenja (Valeria Eisenbart) im eigens für den Film gebauten Eispalast.

Langsamerer Schnittrhythmus, weniger Shots und dennoch Gleiches erzählen Eine grundlegende Entscheidung war der konsequente Einsatz zweier Teleskop-Kamerakräne, mit denen der größte Teil des Films gedreht wurde. So ließen sich längere Fahrten am Stück realisieren und ganze Reihen von Einzelshots zu Plansequenzen zusammenfassen. Das zeitraubende Herumtragen und Aufbauen der 3D-Kameras am Drehort blieb dem Team erspart. Auch das gewohnte Versetzen der Dollyschienen bei jedem Positionswechsel erübrigte sich. Statt dessen ermöglichte es der bis zu 15 Meter ausfahrende „Technocrane“, bestückt mit speziellem S3D-Remote-Head, jetzt schnell in neue Aufnahmepositionen zu gelangen – ob nun im Außenset oder im Studio. Um die Reichweite noch zu vergrößern, wurde der Kran zusätzlich auf ein mobiles Shotmaker-Fahrzeug gepackt. So gelang es, schnell und fl exibel praktisch jede Kameraposition zu erreichen. Weil man vorzugsweise leichte Zooms nutzte,

wurden langwierige Objektivwechsel überfl üssig. Gerade einmal eineinhalb Minuten benötigte man, um per Fernsteuerung die Brennweiten zu verändern. Ein Zeitvorteil, der sich lohnen sollte. „Im Unterschied zum herkömmlichen 2DFilm erfordert die stereoskopische Aufnahme in der Regel einen langsameren Schnittrhythmus, um dem Gehirn des Zuschauers Zeit für die räumliche Neuorientierung zu geben“, erklärt Christian Ditter. Das verlange intensiveres und genaueres Spiel, besonders für die Darstellung rasanter Action-Passagen. Viele der bisher gewohnten Stunttechniken – im richtigen Winkel zur Kamera – mit Schwertern oder bloßen Fäusten extrem knapp am Gegenspieler vorbeizuschlagen, werden durch die dritte Dimension unwirksam, denn die ungleich umfassendere Perspektive beim 3D-Dreh macht die Tricks nun sichtbarer. Also galt es, für solche Filmaktionen zusammen mit den Stuntcrews eigene Lösungen und erheblich knappere Manöver einzuüben, um die Illusion letztendlich zu wahren.

Überhaupt müsse man sich bei 3D auf eine intensivere Vorbereitungsphase und einen langsamen Drehablauf einstellen. Zur Vorplanung gehörte, dass Regisseur und Kameramann den kompletten Film vor Drehbeginn bis ins Detail szenisch aufgelöst hatten. Für sämtliche komplizierte Szenen sowie Action- und VFX-Sequenzen erstellte man deswegen mit dem Stereographen neben präzisen Storyboardentwürfen sogar 3D spezifi sche Tiefenskripts. „Man sollte sich möglichst nicht mehr als 10 Einstellungen pro Tag vornehmen,“ rät der Regisseur. Obwohl die Crew pro Tag anzahlmäßig weniger, dafür aber längere Shots als beim herkömmlichen Film drehen konnte, schaffte sie dennoch das gesamte Erzählpensum in praktisch der gleichen Zeit. Letzten Endes gelang es Ditter mit seiner Mannschaft, die kompletten 3D-Aufnahmen von „Wickie“ in sportlichen 63 Drehtagen inklusive vier Tage 2nd Unit in den Kasten zu bekommen. Das entsprach einer sogar um zwei Tagen kürzeren Drehzeit als beim ersten „Wickie“-Film in konventionellem 2D.


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9. APRIL 2011, 15:52 UHR, GEISELGASTEIG

„TATORT“-SHOOTING IN DER GEFÄNGNIS-KULISSE Foto: Jim Rakete / Focus-Magazin Produktion: Sirka Henning, Hair&Make up: Gaby Pachmayr, Styling: Gabriela Santighian; alle Focus-Magazin

Großes Ermittlertreffen: Zwölf „Tatort“-Kommissare sind aus ganz Deutschland angereist und treffen sich auf Einladung des „Focus“ auf dem Studiogelände der Bavaria Film zum Fototermin. Es wäre wohl unmöglich, alle aktuellen „Tatort“-Teams zu einem gemeinsamen Termin zusammen zu bekommen, waren sich alle Beteiligten sicher. Aber man ist hochzufrieden: Selbst bei der Jubiläumsveranstaltung zum 40. Jahrestag seien nicht mehr Ermittler erschienen. Für das Foto wurde kein geringerer als Jim Rakete gebeten, die Ermittler für das Gruppenfoto zu inszenieren. In der Gefängnis-Kulisse der Bavaria fand der Meisterfotograf

das passende Motiv. In jener Dekoration, die Helmut Gassner ursprünglich für die „Löwengrube“ errichten ließ und die schon für unzählige Filme als Kulisse gedient hatte oder auch für ein erotisches Playmate-Shooting des Playboys. Und am 9. April 2011 gegen 16 Uhr eben für die Verhör-Szene mit den „Tatort“-Ermittlern. Gekommen waren Dominic Raacke, Felix Klare, Maximilian Brückner, Gregor Weber, Oliver Mommsen, Sebastian Bezzel, Joachim Król, Martin Wuttke, Sabine Postel, Eva Mattes und Nina Kunzendorf. Zum Schluss traf Richy Müller ein. Aus Berlin, wo er am Tag zuvor den Deutschen Filmpreis verliehen bekam.


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Bavaria auf dem filmfest münchen Premiere für Bavaria Pictures „Die Einsamkeit der Primzahlen“

Das Seminarprogramm geht in die dritte Runde

Weiterbildung für Filmschaffende Das hohe Niveau der Filmschaffenden in der Region ist ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Pfund des Filmstandorts München. „Mit unserem Seminarprogramm zur professionellen Weiterbildung wollen wir einen Beitrag leisten, dies auch für die Zukunft zu sichern“, sagen die Organisatoren Walter Hölzl, Abteilung Aus- und Weiterbildung bei der Bavaria Film und Martin Blankemeyer von der Münchner Filmwerkstatt e.V. . Vor drei Jahren haben sie gemeinsam begonnen, auf dem Gelände der Bavaria Film in Geiselgasteig Seminare für Filmund Fernsehschaffende anzubieten – als Weiterbildungsangebot aus der Branche

für die Branche. Seither haben mehr als 800 Interessierte dieses Fortbildungsangebot genutzt. Das Programm deckt inzwischen recht vollständig alle Bereiche des Filmschaffens ab und ist von einem einzelnen auf inzwischen genau 50 Seminare angewachsen, die an den Wochenenden vom September 2011 bis März 2012 stattfinden werden. Das breitgefächerte Angebot umfasst Inhalte wie Drehbuch, Filmtechnik und Produktion sowie Seminare im Bereich Karriere, Produktion & Recht, Regie, Schauspiel und Technik. Dazu gesellt sich erstmals ein Angebot unter der Woche, ein Crashkurs für angehende EB-Assistenten vom 17. bis zum 19. Januar 2012.

September 2011 17. / 18. ■ Dramaturgie für Dokumentarfilme ■ Script & Continuity

November 2011 5. / 6. + ■ 4-DAYFILMSCHOOL:   12. / 13. Writing Great Films

24. / 25.

5. / 6.

Moderationstraining

12. / 13.

Dokumentarfilmproduktion Kurzfilmproduktion

19. / 20.

26. / 27.

■ ■

Erzählen in bewegten Bildern Filmfinanzierung

Oktober 2011 1. / 2. ■ Einführung in die Filmanalyse 1.-3. ■ Meisner Acting Workshop 8. / 9.

15. / 16.

Directing Actors – The Travis Technique Werbe- und Wirtschaftsproduktion Drehbuchaufstellung Wie werde ich Unternehmer?

22. / 23. ■ Drehbuchhandwerk ■ Storyboard 29. / 30. ■ Castingtraining ■ Hands on Stereo3D

17. / 18.

Zwei Bavaria-Produktionen in der Reihe Deutsche Fernsehfilme Der „Polizeiruf 110: Cassandras Warnung“ (Produzent: Ronald Mühlfellner, Regie: Dominik Graf) mit Matthias Brandt in der Hauptrolle feiert seine Premiere am 1. Juli 2011 (16.30 Uhr, Rio Kino 1). Ebenfalls auf dem Filmfest wird der Fernsehfilm für das ZDF „Mein eigen Fleisch und Blut“ (Produzentin: Anna Oeller, Regie: Vivian Naeve) u. a. mit Veronica Ferres und Kostja Ullmann am 2. Juni 2011 gezeigt (19.30 Uhr, CinemaxX 5). Bavaria mit starken Kinderproduktionen Beim Kindermedienpreis „Der weiße Elefant“ sind mehrere Produktionen der Bavaria Film Gruppe im Rennen. Im Bereich TV-Filme/Serien sind die Märchenverfilmungen „Sterntaler“ von Bavaria Filmverleih (Uschi Reich) und „Des Kaisers neue Kleider“ von Askania Media (Martin Hofmann) nominiert sowie „Gustavs Welt“ von der Animationsfirma MotionWorks. In der Kategorie TV-Formate wurde „Die beste Klasse Deutschlands – Das Superfinale 2010“ von First Entertainment in den Wettbewerb genommen.

Filmgeschäftsführung Montage

Förderpreis Deutscher Film

Comedy in Theorie und Praxis Lichtgestaltung für Film- und Videoprojekte

Bavaria Film, Bayerischer Rundfunk und HypoVereinsbank loben auch in diesem Jahr den Förderpreis Deutscher Film aus. Die Jury für den Förderpreis Deutscher Film 2011, der am 29. Juni auf dem Filmfest München vergeben wird, übernehmen die Schauspielerin Sibel Kekilli, die Produzentin Ewa Karlström und der Regisseur Hans Steinbichler.

Dezember 2011 3. / 4. ■ Crashkurs Data Wrangler ■ Stoffentwicklung erfolgreich organisieren 10. / 11.

Nach der Weltpremiere im Wettbewerb der internationalen Filmfestspiele Venedig sowie den Teilnahmen an den Festivals in Toronto, Tokyo und Kopenhagen feiert „Die Einsamkeit der Primzahlen“ im Rahmen des diesjährigen Filmfestes München seine Festivalpremiere in Deutschland. Zur Premiere werden u. a. Regisseur Saverio Costanzo, Darstellerin Alba Rohrwacher und Paolo Giordano, der Autor des zu Grunde liegenden Romans, erwartet. (Premiere: Mittwoch, 29. Juni 2011, 19.30 Uhr, CinemaxX 3, weitere Vorführung am Freitag 1. Juli 2011, 16.30 Uhr, CinemaxX 2).

Grundlagen Bildgestaltung Visual Effects Filmhochschul-Bewerbungstraining Persönlichkeitsstörungen im Film

Vollständiges Programm September 2011 bis März 2012 und Anmeldung unter: www.filmseminare.de


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29. FilmFest m체nchen

24.06. 02.07.2011 bis

mehr als 200 Filme auf 20 leinw채nden 70.000 Filmfans 체ber 2.500 Fachbesucher Weltpremieren Preise, Fachgespr채che und Partys

www.filmfest-muenchen.de

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GESCHICHTE EINER ABWICKLUNG

Text: Tobias Haberl und Katja Riedel *

Fotos: Marc Haug, Rosi Reiter und Joachim Bischoff

* Bei der Recherche zu diesem Text haben die beiden Autoren der Süddeutschen Zeitung, Tobias Haberl und Katja Riedel, sich perfekt ergänzt: Er war komplett unbefangen, weil er noch nie eine Folge „Marienhof“ gesehen hatte, sie war persönlich betroffen, weil sie von Beginn an großer Fan der Serie war.

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Fast auf den Tag genau nach 19 Jahren, am 11. Februar 2011, wurde die letzte Klappe des „Marienhof“ geschlagen, Mitte Juni die letzte Folge ausgestrahlt. Tobias Haberl und Katja Riedel haben für das SZ-Magazin über mehrere Wochen recherchiert. Sie wollten wissen, was passiert, wenn der Betrieb einer der langlebigsten Serien im deutschen Fernsehen eingestellt wird. Vor zwanzig Jahren hat Wolfgang Seidenberg in „Schindlers Liste“ mitgespielt, seit ein paar Wochen schreibt er Bewerbungen – Serien, Fernsehfilme, Theater, alles dabei. Als er sich das letzte Mal für eine Rolle bewerben musste, hat er noch Passfotos und VHS-Kassetten verschickt. In den letzten 16 Jahren war Seidenberg fast täglich in der ARD zu sehen; in der Serie „Marienhof“ spielte er den Klempnermeister Frank Töppers, dem man selbst als Nicht-„Marienhof“-Seher kaum entkommen konnte: Kurz gezappt, schon lag er im karierten Hemd unter irgendeinem Waschbecken. Seidenberg hat das Max Reinhardt Seminar in Wien besucht, er spielte am Burgtheater, war Richard III. – die Rolle seines Lebens aber ist Töppers, der Klempner; 16 Jahre „Marienhof“ haben Seidenberg zum öffentlich-rechtlichen Vorabendgesicht werden lassen – ein Problem, denn wie soll aus einem Kölsch sprechenden Handwerker nun plötzlich Wallenstein oder ein Polizeikommissar werden? Es ist Montag, der 7. Februar 2011. In vier Tagen wird Seidenberg zum letzten Mal als Töppers vor der Kamera stehen; nach Drehschluss darf er dessen Blaumann als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Vier Tage noch, dann ist Wolfgang Seidenberg arbeitslos. Sein Gesicht sieht zerknittert aus, aber das tut es immer. Ein Markenzeichen. Töppers war eine der beliebtesten Figuren in „Marienhof“, ein Kumpeltyp, der es schaffte, die Zuschauer für 25 Minuten von der

zu hohen Stromrechnung oder anderen Alltagssorgen abzulenken. Jetzt steckt Seidenberg selbst in Schwierigkeiten: „Ja“, sagt er, „in manchen Momenten habe ich Panikattacken; meine Kinder, die Verantwortung – auf der anderen Seite geht es weiter, es geht immer weiter. Zum Schluss“, sagt er, „haben wir das Ende ja fast herbeigesehnt“ – das ewige Hin und Her, die Gerüchte, die Verträge, die vielen Fragen: Geht es weiter? Wenn ja, wie lang? Und was, wenn nicht? Im Grunde steht der „Marienhof“ seit Jahren vor dem Abgrund, vor ein paar Wochen ist er runtergefallen. 16. Dezember 2010 Es ist 19 Uhr, als dem Team die Nachricht verkündet wird: Ja, der „Marienhof“ wird eingestellt. Ja, die Quote ist zu schlecht. Ja, ihr müsst euch was Neues suchen. Und, sorry, wir haben gekämpft, aber die ARD hat entschieden. In der Intendantenrunde haben nur zwei für Marienhof gestimmt, der Rest dagegen – damit war die Sache vom Tisch. Manche aus dem Team behaupten, die Quote sei nur ein vorgeschobener Grund; in Wahrheit habe sich der NDR den begehr ten Sendeplatz zwischen 18 und 19 Uhr sichern wollen, aber so oder so: Ein Format, dessen Quote sich halbiert, steht zur Debatte, selbst bei der öffentlich-rechtlichen ARD. Und jetzt ist die Serie also abgesetzt. Mitte Juni, vier Monate nach dem letzten Drehtag, wurde Folge 4 053, die letzte „Marienhof“-Folge, ausgestrahlt. Jetzt gibt es „Marienhof“ nur noch auf YouTube und auf DVD-Staffeln. Betroffen vom Ende der Serie sind 20 Hauptdarsteller und 100 Mitarbeiter der Bavaria Fernsehproduktion: Maskenbildner, Requisiteure, Kameramänner; 75 der Mitarbeiter wurden gekündigt und abgefunden, der Rest kommt in anderen Produktionen unter. Egal, werden jetzt viele sagen, war doch eh nur eine Seifenoper, Kleinbürgerkram, fl aches Zeug. Kommt halt irgendwas anderes,


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19 Jahre „Marienhof“ – das sind 160 Haupt-, 7 300 Nebendarsteller und 50 000 Komparsen und 1,2 Millionen Autogramme.

das man sich auch nicht anschaut, weil man dienstags um halb sieben im Büro, im Yogastudio oder im Biergarten, weil man eigentlich überall sitzt, nur nicht zu Hause auf dem Sofa. Man könnte all jene Kritiker aber auch fragen, was es bedeutet, wenn eine Institution wie „Marienhof“ nach zwei Jahrzehnten den Betrieb einstellt. Was es mit Schauspielern macht, die ein halbes Arbeitsleben jeden Tag in diesem Paralleluniversum existiert haben. 19 Jahre „Marienhof“ – das sind 160 Haupt-, 7 300 Nebendarsteller und 50 000 Komparsen; das sind Tausende von Requisiten, Dutzende von Autoren und 1,2 Millionen Autogramme. Man kann sich also auch fragen, wie solch ein Riesenorganismus rückgebaut wird, wie er verschwindet, wohin er verschwindet und ob etwas übrig bleibt. 11. Januar 2011 Den Mitarbeitern wird der Sozialplan vorgelegt. Es handelt sich um eine Premiere, ein Spezialkonstrukt. Ein Sozialplan für eine abgesetzte Dauerserie – so etwas gab es noch nicht in der deutschen Fernsehbranche. Die Regeln: Wer länger dabei war, kriegt mehr, wer Kinder hat, auch. Die Darsteller bekommen prinzipiell nichts. Das wussten sie. Schauspieler können jederzeit aus Drehbüchern rausgeschrieben werden – das gehört zur künstlerischen Freiheit des Produzenten. Doch „in begründeten Einzelfällen“ können sie – wie Mitarbeiter – eine finanzielle Unterstützung bei der Produktionsfirma beantragen; zum Beispiel wenn einer schlechtere Chancen auf eine neue Rolle hat, weil man sein Gesicht zu stark mit ‚Marienhof‘ in Verbindung bringt. „Der Bavaria kann man keinen Vorwurf machen“, sagt Seidenberg, „die haben für uns gekämpft. Das ist ja das Tragische an der Sache, dass es keinen Schuldigen gibt. Alle haben alles versucht, gereicht hat es trotzdem nicht.“ Vor dem Fernseher saß, wem die „Linden-

straße“ zu depressiv war und „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ zu banal: Hausfrauen, Schülerinnen, Studenten, Arbeitslose. Die große Stärke von „Marienhof“ war, dass in der Geschichte normales Leben möglich war: logische Charaktere, ein klar defi niertes Stadtviertel. Eine Soap ist die Überhöhung alltäglicher Probleme, eigentlich der dauerhafte Ausnahmezustand, trotzdem war „Marienhof“ nie schrill oder reißerisch. Schwierigkeiten gab es, aber sie stellten sich den Menschen nur in den Weg, sie warfen sie nicht aus der Bahn. „Verbotene Liebe ist die Sahnetorte, Marienhof das Leberwurstbrot“, hat eine Produzentin mal gesagt. Der Spiegel meinte sogar eine „sanfte Sozi-Haltung“ zu erkennen. „Marienhof“, das waren kleine Geschichten, die zwischen Bäckerei, Waschsalon und Kneipe spielen, Wohlfühlfernsehen, Bodenständigkeit und Mittelmaß, verdichtet auf 25 Minuten täglich; das war Ablenkung, Trost und Orientierung. Als die erste Folge am 1. Oktober 1992 ausgestrahlt wurde, war Monica Seles Nummer eins der Tennis-Weltrangliste und Bill Clinton noch nicht US-Präsident. Im Fernsehen liefen „Unser Kanzler Kohl – ein Beitrag zum zehnjährigen Dienstjubiläum“ (ARD) und die Talksendung „Live“ (ZDF) mit den Gästen Manfred Stolpe und Heinz Eggert (ein CDU-Politiker). Man hatte noch keine Handys, keine iPads, keine Laptops, dafür gab es Mikrowellen und Hobbykeller. Es gab kein „Deutschland sucht den Superstar“, kein „Germany’s Next Topmodel“. Heidi Klum arbeitete hinterm Tresen in einer Düsseldorfer Diskothek. Wäre nicht drei Jahre zuvor die Mauer gefallen, könnte man fast sagen: Marienhof war ein Symbol für die alte Bundesrepublik. So gesehen ist es ein kleines Wunder, dass es beinahe zwei Jahrzehnte gedauert hat, bis die Moderne Marienhof schließlich eingeholt und überflüssig gemacht hat.


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11. Februar 2011 Letzter Drehtag. Folge 4 053. Alle sind gekommen, wirklich alle: 20 Hauptdarsteller, die komplette Crew, Bavaria-Mitarbeiter, sogar der Geschäftsführer. Ein ehemaliger Darsteller kam extra aus Tunesien eingeflogen. Gegen 21 Uhr fällt die letzte Klappe: Inge Busch hat im Lotto gewonnen und feiert eine große Party in ihrer Wohnung. Eingeladen sind alle. Natürlich. In Marienhof waren immer alle eingeladen: Seit 1992 gab es 28 Hochzeiten, 14 Geburten und 48 Todesfälle. In der letzten Szene des Tages winken die 20 Darsteller in die Kamera. Ein Abschied. Auch von den Zuschauern. Und dann – ganz plötzlich – geht das Licht in der riesigen Halle aus. Eine Stimmung wie an Weihnachten bei „Stille Nacht, Heilige Nacht“ – und eine Idee, die ein feinfühliger Mensch gehabt haben muss, der weiß, dass so ein Moment dramaturgisch abgefedert werden muss, weil die Leute sonst nicht wissen, wohin sie schauen und was sie sagen sollen. „Wir Schauspieler“, sagt Seidenberg, „hätten uns das Ende trashiger gewünscht; ein Amoklauf, eine explodierende Fliegerbombe oder, dass in der letzten Folge jeder die Rolle eines anderen spielt“, aber ‚Marienhof‘ bleibt sich selbst im Untergang treu und endet sentimental und ein bisschen altbacken. So gesehen passt es, dass ausgerechnet Jörg Pilawa mehrere Gastauftritte in der Serie hatte. „Danach“, erzählt Seidenberg, „haben sich alle umarmt. Ein paar haben geweint.“ Warum aber wollten die Menschen „Marienhof“ nicht mehr sehen? War die Serie schlechter geworden, oder haben nur wir uns verändert, die Zuschauer und die Welt, in der wir leben? Der Niedergang von „Marienhof“ vollzog sich in Stufen: Die höchste durchschnittliche Einschaltquote von 17,6 Prozent erreichte die Serie 1997, das ist 14 Jahre her, danach ging es jedes Jahr ein bisschen weiter nach unten. 2009 fiel die Quote zum ersten Mal unter die magische Grenze von zehn Prozent, zuletzt sahen noch 1,63 Millionen Menschen zu, das entspricht 8,6 Prozent. Seitdem versucht die Bavaria alles, um den Zuschauerschwund zu stoppen: Sie holt einen neuen Produzenten, der die Serie jünger und trendiger machen soll: Licht, Kameras, Frisuren, Kleider – alles wird neu gemacht. Die Schnittfolge wird schneller, die Außenkulisse renoviert. Angeblich sieht sie danach aus wie ein Stadtviertel im 21. Jahrhundert. Das Problem: Das 21. Jahrhundert ist da schon neun Jahre alt. Die Verjüngung kam zu spät. Oder anders ausgedrückt: Der Gemüseladen in „Marienhof“ hieß zu lang „Möhre“, die Disco zu lange „Foxy“. „So eine Serie ist wie ein Dampfer“, erklärt Werner Lüder, in den Neunzigern Chefautor von „Marienhof“. „Ist sie erst mal vom Kurs abgekommen, dauert es eine Ewigkeit, sie wieder zurückzubringen.“ Zuschauer sind lange treu, aber wenn sie weg sind, sind sie weg. Werner Lüder ist einer, der drei Ideen in zwei Sekunden hat, eine Geschichtenmaschine. 2010 holt ihn die Bavaria als Berater zurück. Sein Auftrag: die Serie retten. Man hatte vor lauter HD-Qualität die Inhalte vernachlässigt. Lüder soll die Geschichten wieder glaubwürdiger machen, eigentlich so wie früher, im Forum auf der „Marienhof“Homepage hatten sich Beschwerden der Fans gehäuft. Sie hatten kleine Logikfehler entdeckt, unglaubwürdige Erzählstränge, zum Beispiel dass Tanja Maldini der kinderlosen Tochter ihr ungeborenes Kind verspricht, Krebs bekommt, die lebensrettende Chemotherapie ablehnt, das Kind bekommt, überlebt und von ihrer Tochter das Baby zurückfordert. Das Problem: Lüder kommt im Februar 2010, aber die Serie hat fünf Monate Vorlauf. Man würde seine Handschrift frühestens im August bemerken. Um „Marienhof“ wirklich verbessern zu können, bräuchte er länger. Am Ende geht die Zeit aus. Und die Geduld der ARD. Seit Jahren geht es „Marienhof“ wie einem Marathonläufer, der bis Kilometer zwanzig an der Spitze läuft und dann nach hinten durchgereicht wird. Zwar haben auch Verbotene Liebe (ARD) und GZSZ (RTL) Zuschauer verloren, dafür gingen neue, zeitgemäßere Daily-

Formate auf Sendung, zum Beispiel Anna und die Liebe auf Sat.1, die „Marienhof“ die jungen Zuschauer weggenommen hat. Es ist wie bei den Handyanbietern: Die Konkurrenz ist größer geworden. 1992 gab es drei Daily Soaps im deutschen Fernsehen, heute sind es elf. „Trotzdem“, sagt Lüder, „bin ich sicher, wir hätten den ‚Marienhof‘ retten können, wenn man uns ein paar Monate mehr gegeben hätte.“ 12. Februar 2011 Am Morgen nach der letzten Klappe fangen Arbeiter an, die Halle 4 / 5 auf dem Bavaria-Gelände leer zu räumen. Die legendäre Halle 4 / 5, in der Teile von „Das Boot“, „Die Unendliche Geschichte“ und zuletzt „Marienhof“ gedreht wurden. In zwei Wochen muss alles weg sein, dann zieht mit „Sturm der Liebe“ die nächste Serie ein. Von heute an fahren stündlich 7,5-Tonner von der Halle zum Fundus. Dort wird jedes Requisit eingelagert und katalogisiert, Schreibtischlampen, Sofasessel, ein Räucherstäbchenständer, mehrere Modellautos und eine versteinerte Schnecke. „So eine Abwicklung ist kompliziert“, sagt Charly Hofmann, der vom ersten Tag an für die Drehplanung zuständig war: „Erst müssen die 600 Deckenlampen raus, dann die

TROSTPFLASTER FÜR „MARIENHOF“-FANS Die beliebtesten Songs aus 18 Jahren „Marienhof“ Mehr als 100 000 „Marienhof“-Fans haben die 20 beliebtesten Songs aus zwei Jahrzehnten „Marienhof“ gewählt. Jetzt hat Bavaria Sonor diese Titel in einer außergewöhnlichen Zusammenstellung auf einer CD vereint. Selbstverständlich ist auf dem Sampler auch der Song von „S.O.S.“ dabei, der den Beginn jeder „Marienhof“-Episode einstimmte. „Marienhof – Deine Songs“ ist im einschlägigen Musik-Handel und im ARD-Video Shop (www.ardvideo.de) erhältlich. Die ersten 50 Folgen der Daily Soap auf DVD „Es wird viel passieren …“. Mit diesen Worten des Titelsongs startete der „Marienhof“ am 2. Januar 1995 als Daily Soap im Vorabendprogramm der ARD. Als Trostpflaster für alle Fans, die ihre Lieblingsserie rund um die Geschehnisse im fiktiven Kölner Stadtteil und dessen Bewohner vermissen werden, veröffentlichte Diamant Video die ersten 50 Folgen des täglichen „Marienhof“-Formats auf fünf DVDs. Dies ist die erste „Marienhof“-DVDCollection überhaupt. Lizenzgeber ist die Bavaria Media. (mac)


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Der Gemüseladen in „Marienhof“ hieß zu lang „Möhre“, die Disco zu lange „Foxy“.

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großen Sachen, Küchen, Bäder, zuletzt die Trennwände – im Grunde jeden Tag ein Reihenhaus.“ Was nicht aufgehoben wird, wird verheizt. Heizkraftwerke zahlen gut für Fernsehkulissen, weil die gut brennen. Auch sein Büro muss Hofmann in vier Wochen geräumt haben. 1992 hat er die Marienhof-Ausstattung mitgeplant, jetzt soll er sie Schritt für Schritt rückgängig machen – bis nichts mehr davon da ist. Am Abend steigt das Abschiedsfest der Produktionsfirma. Die Presse muss draußen bleiben. „Ich durfte nicht mal meine Mutter mitnehmen“, sagt Ivonne Polizzano, die als Töppers Tochter seit drei Jahren dabei ist. Am Ende bekommt jeder Darsteller sein Bewerbungsvideo vom Casting als DVD geschenkt. „Verflixter Sendeplatz“ – so hat ARD-Programmdirektor Volker Herres den Vorabend mal genannt, also die Zeit zwischen 18 und 20 Uhr; die blaue Stunde, die den Übergang vom Tag zum Abend markiert, das Runterkommen vom Job, von der Hektik des Tages. „Marienhof“ wurde damals für diesen Vorabend konzipiert: keine seichte, aber leichte Kost zum Reingleiten in die Sphäre des Privaten. Es gibt


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Fans, es gibt auch Schauspieler, die sagen, die Serie sei in den letzten Jahren schlechter geworden, aber dies allein reicht als Erklärung nicht aus. Verändert hat sich auch der Vorabend der Deutschen, verglichen mit dem Vorabend von 1992 ist er nicht wiederzuerkennen: Die Geschäfte haben länger offen, wir arbeiten länger – 18 Uhr, das ist nicht mehr Abend, sondern Spätnachmittag. Dazu kommt, dass die Anfangszeiten von Sendungen unwichtig geworden sind. Wer „Marienhof“ verpasst, der kann sich die Folge auf der Mediathek anschauen. Seit ein paar Monaten gibt es bei der ARD einen Mann, der sich jeden Tag damit beschäftigt, wie das Programm zwischen 18 und 20 Uhr umgestaltet werden muss, damit die Leute lieber vor dem Fernseher sitzen als auf Facebook Fotos zu kommentieren: NDR-Programmdirektor Frank Beckmann. Sein Konzept: wissensorientierte Unterhaltung, also die Quizsendungen, die Lexikonwissen abfragen und sowieso schon überall laufen, außerdem Krimis mit Regionalbezug, „Krimi light“, sagt Beckmann dazu. Das Vorbild: „Großstadtrevier“, eine Mischung also aus Spannung zum Dranbleiben, Dialekt zum Wohlfühlen und Kalauern zum Mitlachen. Bis auf Weiteres kommen Doppelfolgen von Verbotene Liebe – die Edelsoap der ARD. „Das tut besonders weh“, sagt Seidenberg, der Klempner vom „Marienhof“, „dass da nichts Kreatives nachfolgt. Ich muss doch nur meine Kinder anschauen. Die interessieren sich nicht für deutsche Soaps, die wollen schräge Sachen sehen, Serien aus Amerika wie die Simpsons oder Scrubs.“ Bleibt die Frage, die seit Jahren im Raum steht: Warum kriegen die Deutschen keine hochwertigen Serien zustande? Liegt es am Geld? Oder nur am Mut?

16. Februar 2011 Die Bagger schaufeln die Reste weg. Nach wenigen Tagen sehen beide Hallen – 4 / 5 und 6 – aus, als sei ein Hurrikan durch eine amerikanische Kleinstadt gefegt: Fenster und Türen, Wände und Schränke, alles ist kurz und klein geschlagen und zu einem Schuttberg aus Raufaser und Sichtbeton aufgetürmt. Eineinhalb Tage brauchen die Bagger, um einzureißen, was 19 Jahre lang der „Marienhof“ war, 2 600 Quadratmeter Innenkulisse von Deutschlands erster öffentlich-rechtlicher Seifenoper. „Gutes Material“, sagt der Baggerfahrer, „keine Sortiererei, einfach nur einreißen, abreißen, aufhäufen.“ Am Wochenende darauf werden auf einem Basar 2 000 Kleidungsstücke der „Marienhof“Darsteller verkauft: das Paar Schuhe für fünf Euro, das Hemd für drei Euro, der Nadelstreifenanzug für zwanzig Euro. Die Bild-Zeitung berichtet. April 2011 Der Schauspieler Seidenberg steht schon wieder auf der Bühne, bald wird er mit einem eigenen Theaterprojekt auf Tournee gehen, der Autor Lüders werkelt an der nächsten Serie, der Produktionskoordinator Hofmann räumt sein Büro in Umzugskisten. Auf dem Bavaria-Gelände erinnern nur noch gerahmte Szenenbilder an „Marienhof“, überzogen von Nikotinpatina. „Was solls“, sagt Hofmann, der in wenigen Tagen auch weg sein wird, „im Grunde sind wir Freiberufler. Im ‚Marienhof‘ hatten wir 19 Jahre gute Arbeit und gutes Geld. Wer hat das schon in unserer Branche?“ Er lehnt sich zurück, zündet sich eine Zigarette an. „Ich bin 62. Gehe ich halt noch ein paar Jahre stempeln.“ An der Glastür vor seinem Büro hängt ein Schild: „Alle Mitarbeiter, die einen Schlüssel besitzen, müssen ihn nach Beendigung ihrer Tätigkeit abgeben. Wer es versäumt, dem werden die Kosten für den Ausbau des Schlosses in Rechnung gestellt.“


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DIE BAVARIA KOBOLDE FEIERN GEBURTS


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Seit zehn Jahren helfen die „Bavaria Kobolde“ Eltern, die entweder um die Ecke in Grünwald wohnen oder aber in Geiselgasteig arbeiten, Familie und Beruf zu vereinbaren. Text: Carolina Heske

Foto: Jens Heilmann

Die Stars und Sternchen, die morgens ab 7 Uhr an der filmträchtigen Adresse des Studiogeländes in Geiselgasteig vorgefahren werden, sind ungeschminkt, tragen manchmal noch Windeln und messen selten mehr als Einmeterzehn. Die Akteure sind die Kinder, die die Bavaria Kobolde besuchen. Im Sommer feiert das Kinderhaus in der Bavaria Filmstadt den zehnten Geburtstag. Ins Leben gerufen wurde der Kindergarten durch die Initiative dreier Mütter. Mit der Gründung der Bavaria Kobolde e.V. im Jahr 1999 rannten sie offene Türen ein. Viele Eltern, die Familie und Beruf vereinbaren wollten, waren vergeblich auf der Suche nach einer geeigneten Betreuung für ihre Kinder. „Wir haben nicht gemeckert, sondern gehandelt“, sagt Danielle Fußstetter, eine der Gründungsvorstände der Bavaria Kobolde, rückblickend. Die Executive Producerin und Verlegerin, die bereits seit 20 Jahren auf dem Bavaria Film-Gelände arbeitet, Mutter von zwei Kindern ist und heute neben ihrem Beruf die organisatorische Leitung der Bavaria Kobolde übernommen hat, kannte aus eigener Erfahrung, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf realisiert werden müsste. Etwa mit Betreuungszeiten von morgens früh bis Dienstschluss, am besten in einem schönen Ambiente und direkt vor der Tür …

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plätze für Schulkinder konnten untergebracht werden. Und mit diesem Angebot steigerte sich die Nachfrage. 2007 kamen eine Mehrzweckhalle und Büroräume hinzu, wurde die Kindertagesstätte zum Kinderhaus umkonzipiert und Vorschulunterricht installiert. So sind es nun 119 Kinder im Alter von ein bis zehn Jahren, die montags bis donnerstags bis 19 Uhr und freitags bis 16 Uhr in sechs Gruppen betreut werden können. Verschiedene pädagogische Ansätze werden dabei verfolgt: unter anderem die ganzheitliche Erziehung nach Friedrich Fröbel, die Erziehung zur Selbstkompetenz und Selbständigkeit nach Maria Montessori und spielerisches Wecken von Gesundheitsbewusstsein nach Sebastian Kneipp sowie der naturpädagogische Ansatz, wie ihn Joseph Cornell propagierte. Das Kinderhaus ist sogar bilingual – dort wird neben deutsch auch englisch gesprochen. „Uns ist es sehr wichtig, jedes Kind dort abzuholen, wo es gerade steht“, betont das pädagogische Leitungsteam Theresa Obermayr, Florian Dasch und Elisabeth Häuserer, „wir wollen ihm eine positive und lebensfrohe Einstellung vermitteln und dafür Freiraum geben.“ Den gibt es in den beiden Häusern sowie draußen im Garten. Auf mehr als 1 500 m 2 darf zwischen vielen alten Bäumen, Wasserpumpen, Kletterstangen, Schaukeln, Rutschen und Sandkisten getobt, gelebt und gelernt werden. Dazu kommen in unmittelbarer Nähe der Perlacher Forst oder das Isarufer. Zwanzig MitarbeiterInnen – Sozialpädagogen, Erzieher, Kinderpfleger – sorgen für Wohl und Beschäftigung der jungen Kobolde, die entweder um die Ecke in Grünwald wohnen oder aber deren Eltern in Geiselgasteig auf dem Bavaria Film Gelände oder bei RTL II arbeiten.

Angefangen mit zwei Kindergarten- und einer Krippengruppe werden hier heute 119 Kinder im Alter von ein bis zehn Jahren betreut.

TAG

Erfolgreich leisteten die Bavaria Kobolde bei der Gemeinde Grünwald, bei der Bavaria Film, RTL II und anderen Firmen auf dem Studiogelände Überzeugungsarbeit für ihre Idee, einen Kindergarten auf dem Bavaria FilmGelände zu betreiben. Im November 2000 erfolgte schließlich der erste Spatenstich für einen Neubau an der Bavariafilmstraße 10 – das Grundstück wurde kostenfrei von der Bavaria Film zur Verfügung gestellt. Der Eröffnung im Mai 2001 – zunächst mit zwei Kindergarten- und einer Krippengruppe für insgesamt 62 Kids – folgte im Oktober 2003 die Anmietung eines Nachbargebäudes, ein ehemaliger Filmsichtungsraum, der sich heute lichtdurchflutet direkt zum Garten öffnet. Zwölf weitere Krippen- und erstmals Hort-

Knapp mehr als die Hälfte der Betreuungsplätze werden an ortsansässige Familien aus Grünwald vergeben, die restlichen Plätze stehen Mitarbeitern auf dem Bavaria Film-Gelände zur Verfügung. Wird aktuell gedreht, so bringen auch Schauspieler gerne ihre Kinder für eine begrenzte Zeit zu den Bavaria Kobolden. So ist es keine Überraschung, wenn man in dem Kindergarten auf dem Studiogelände dem ein oder anderen prominenten Gesicht begegnet. Und wie reagieren die Sternchen auf die Stars? Danielle Fußstetter muss nicht lange überlegen: „Ganz normal. Auch für sie zählen Film und Fernsehen zum Alltag, das Bavaria Film-Gelände ist längst ihr Zuhause.“


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Colorgrading on Set Seite 50

Daily Catering Seite 16

„An einem Samstag“

CinePostproduction

Seite 60

Wiedersehen unter Veteranen Seite 20

mobile Küche

30 Jahre nach „Das Boot“

Bavaria Pictures

„Herzfl immern“ in 360 Grad Sets ohne Grenzen Seite 12

Studio 3

Graziella Schazad singt „Safe“ Seite 14

Bavaria Sonor

50 Jahre Billy Wilder’s „Eins, zwei, drei“ „Marienhof“

Wickie 3D Seite 64

Seite 46

Seite 72

Studio 4/5

Seminare Seite 70

Studio 4/5

Gebäude 31

Studio 12


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Innenleben mit Pariser Flair Seite 32

„Girl on a Bicycle“

10 Jahre „Bavaria Kobolde“

WER, WO, WAS

Seite 80

Hier spielen unsere Geschichten

Kindergarten

„Tatort“-Ermittler im Verhör Seite 68

Gefängnis Kulisse

Virtuelle Wassermassen Seite 54

ScanlineVFX

Herlinde Koelbl begegnet Michael Bully Herbig Seite 36

Bullyversum

Rot-weiß in 3D Seite 44

Bullyversum

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Film ab! Honeywell!

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ADRESSVERZEICHNIS 24 Frames Film GmbH & Co.KG Monika Raebel Gebäude 70 Tel +49 (89) 6937 8970 Fax +49 (89) 6495 6440 info@24framesfilm.de www.24framesfilm.de ACADEMY FILM GMBH Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1721 Fax +49 (89) 6498 1324 mhf@academy-film-muenchen.com Adam&Handschuh Film Daniel Adam, Sophia Handschuh Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1139 / -239 Fax +49 (89) 6498 1339 info@adamhandschuh.de www.adamhandschuh.de Agentur für Synchronisation Erika Gröne Gebäude 51 Tel +49 (89) 6418 51700 erika.groene@rtl2.de Allfinanz Software Services GmbH Laura Keogh Gebäude 71a Tel +353 1293 2888 laura.keogh@allfinanz.com Amalia Film GmbH Cornel Schäfer Gebäude 49 Tel +49 (89) 64981 128 Fax +49 (89) 64981 228 c.schaefer@amalia-film.de arbovin-ea weinimport Erhard Arbogast Gebäude 29 Tel +49 (89) 48953 111 Fax +49 (89) 48953 112 info@arbovin-ea.de www.arbovin-ea.de ARES Analysis Real Estate GmbH Andreas Althaus Gebäude 71 Tel +49 (89) 6499 2091 Fax +49 (89) 6499 2093 andreas.althaus@ares-muc.de AS Media Bettina Nußhardt Gebäude 4 Tel +49 (89) 7473 4360 Fax +49 (89) 7473 4311 nusshardt@vip-muenchen.de avirtico GmbH Gunther Lohneis, Michael Muschler Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1141 Tel +49 (89) 6498 1241 gunther.lohneis@avirtico.de michael.muschler@avirtico.de www.avirtico.de BAUER & BREITUNG Beratende Ingenieure Gebäude 71 Tel +49 (89) 6494 3773 Mobil +49 (151) 1155 7219 christian.breitung@bauer-und-breitung.de www.bauer-und-breitung.de

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Blancke Degenhardt Schütz Filmproduktion GbR Christian Blancke, Carsten Degenhardt, Miguel Schütz Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1881 / -882 Fax +49 (89) 6498 1883 info@bds-film.de Carlton – The Watch GmbH Lorenz Niederleitner Gebäude 17 Tel +49 (89) 6494 6446 Fax +49 (89) 6494 6447 zentrale@carlton-watches.com www.carlton-watches.com carosano cosmetik Karola Schulz Gebäude 71a Tel +49 (89) 6939 2259 Fax +49 (89) 6939 2257 karola.schulz@carosano.com www.carosano.com CC Medienproduktions und Verwaltungs GmbH Matthias Triebel Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1750 Tel +49 (89) 6498 1751 m.triebel@cc-medien.de www.cc-medien.de CineMedia Film AG Christian Sommer Gebäude 71a Tel +49 (89) 2060 70 Fax +49 (89) 2060 7111 info@cinemedia.de www.cinemedia.de Cine Mobil GmbH Jörg Baumgart, Heinz Ratzinger Gebäude 1 Tel +49 (89) 6499 3191 Fax +49 (89) 6499 2534 jb@cine-mobil.de www.cine-mobil.de Cine Pictures Management GmbH Johannes Schnopp Gebäude 70 Tel +49 (89) 9546 6790 Fax +49 (89) 9546 67925 schnopp@cinepictures.eu www.cinepictures.eu Cinemedia Film GmbH Willi Bär Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1133 CineMediaFilm@aol.com CINEPARTS Christoph F. Bruggaier Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1106 Fax +49 (89) 6498 1311 info@cineparts.net www.cineparts.de CinePostproduction GmbH Bavaria Bild & Ton Michael Welzel Gebäude 7, 8, 9, 54 Tel +49 (89) 6499 2578 Fax +49 (89) 6492 183 michael.welzel@cinemedia.de Manni Gläser (Ton) Tel +49 (89) 6499 3669 Fax +49 (89) 6499 3027 manni.glaeser@cinemedia.de www.cinepostproduction.de

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Creschendo Media GmbH Berthold Kraus Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1235 Fax +49 (89) 6498 1335 info@creschendo.de www.creschendo.de D & S Medien Danielle Fußstetter, Sabine Vöhringer Gebäude 17 Tel +49 (89) 6499 3399 Fax +49 (89) 6499 3390 svoehringer@abc-kinderforum.de dfusstetter@abc-kinderforum.de www.d-s-medien.de Daldrup & Söhne AG Josef Daldrup, Peter Maasewerd, Andreas Tönies Gebäude 32 Tel +49 (89) 4524 379 20 Fax +49 (89) 4524 379 88 info@daldrup.eu www.daldrup.eu Das Produktionshaus – DIGITALFILM + TV GMBH Franz Josef Kirmaier Gebäude 3 Tel +49 (89) 6499 2999 welcome@produktionshaus.de www.produktionshaus.de Dehne Lima Film Chris Dehne, Juliana Lima Gebäude 49 Tel +49 (89) 5404 2560 Fax +49 (89) 5404 25611 contact@dehnelimafilm.com Dekobau Jacob Sepp Jacob Gebäude 1 Tel +49 (89) 6499 3075 Fax +49 (171) 2319 444 sepp.jacob@googlemail.com Die Elektro AG Mario Seeling Gebäude 25 Tel +49 (89) 6499 3369 Fax +49 (151) 5273 3195 mario.seeling@die-eag.de www.die-eag.de die medienakademie AG Dr. Walther Ziegler Gebäude 32 Tel +49 (89) 6499 3001 Fax +49 (89) 6499 3004 nataliya.kotynska@diemedienakademie.de www.diemedienakademie.de Digital Audio & Pictures Achim P. Hofmann Gebäude 57 Tel +49 (89) 6499 2390 Fax +49 (89) 6499 2923 achim.hofmann@dap-bavaria.com Dr. Frank Consulting Dr. Dieter Frank Gebäude 6 Tel +49 (89) 6493 669 Fax +49 (89) 6493 669 df.consulting@t-online.de DRIFE Deyle & Richter Filmproduktion GmbH & Co. KG Florian Deyle, Martin Richter Gebäude 49 Tel +49 (89)6498 1181 Tel +49 (89)6498 1182 deyle@drife.com richter@drife.com www.drife.com

EUREST Deutschland GmbH Salvatore Armeli Gebäude 99 Tel +49 (89) 6499 2607 Fax +49 (89) 6499 3570 eurest@bavaria-film.de Euroboden GmbH Stefan Höglmaier Gebäude 71a Tel +49 (89) 2020 8620 Fax +49 (89) 2020 8630 info@euroboden.de Eurovision Entrepreneurs TV Production Louis Moser Gebäude 71 Tel +49 (89) 6491 1720 Fax +49 (89) 6498 1337 moser@euroentrepreneurs-tv.de www.euroentrepreneurs-tv.de Eurovision Real Estate GmbH Louis Moser Gebäude 71 Tel +49 (89) 6499 2277 eurovisionrealestate@eurovisionrealestate.eu www.eurovisionrealestate.eu Exorka GmbH Curd Bems, Josef Daldrup Gebäude 32 Tel +49 (89) 4524 379 11 Fax +49 (89) 4524 379 88 info@exorka.com www.exorka.com fabo music productions Thomas-Marco Boenicke Produktionsservice Gebäude 17 Tel +49 (8076) 8878 34 Mobil +49 (171) 2014 249 fabo-media@t-online.de Falcom Media GmbH Sebastian Brummer Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1402 Tel +49 (89) 6498 1412 sebastian.brummer@falcom.ch www.falcommedia.de Fame Factory Agentur & Schauspielschule für Kids und Teens Ursula Mensah Gebäude 27 Tel +49 (89) 6426 0511 Fax +49 (89) 6426 0515 Agentur: ff@famefactory.de Schauspielschule: seeyou@famefactory.de Film & Entertainment VIP Medienfonds Geschäftsführungs GmbH Tilo Seiffert, Thilo Kleine Gebäude 4 Tel +49 (89) 1894 8 0 Fax +49 (89) 1894 8111 info@vip-muenchen.de www.vip-medienfonds.de Filmallee – David Lindner Filmproduktion David Lindner Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1116 Fax +49 (89) 6498 1316 info@filmallee.com www.filmallee.com

Film-Line Productions Filmproduktions GmbH Arno Ortmair Gebäude 70 Tel +49 (89) 6495 640 Fax +49 (89) 6495 6440 info@filmline.de www.filmline.de fireapple films Sebastian Bandel, Florian Gengnagel, Nikolas Hannack Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1450 451 Fax +49 (89) 6498 1450 452 info@fireapple-films.de First Entertainment GmbH Florian Bähr, Tobias Gerlach Gebäude 50 Tel +49 (89) 6499 4100 Fax +49 (89) 6499 4110 info@first-entertainment.de www.first-entertainment.de Flowline GmbH Stephan Trojansky Gebäude 31 Tel +49 (89) 5404 2560 Fax +49 (89) 5404 25611 troja@scanlinevfx.com FrameWerk GmbH & Co KG Stefan Jonas Gebäude 49 Tel +49 (89)6498 1431 jonas@jctrust.ch FR-Immobilien-Treuhand GmbH Florian Rau Gebäude 71 Tel +49 (89) 1767 0010 900 Fax +49 (89) 6003 0915 florian.rau@fritgmbh.de FTA Film- und Theaterausstattung GmbH Dr. Robert Lackner Gebäude 137 Tel +49 (89) 6498 90 Fax +49 (89) 6498 930 mail@fta-muenchen.de www.fta-fundus.de GeoEnergie Taufkirchen GmbH & Co. KG Curd Bems, Jörg Uhde Gebäude 32 Tel +49 (89) 4524 379 11 Fax +49 (89) 4524 379 88 info@geoenergie-taufkirchen.de www.geoenergie-taufkirchen.de Geysir Europe GmbH Curd Bems, Josef Daldrup Gebäude 32 Tel +49 (89) 4524 379 11 Fax +49 (89) 4524 379 88 info@geysireurope.de www.geysireurope.de gm-film münchen Günter Landesberger Gebäude 50 Tel +49 (172) 5855 145 gms-gm@film.de Greenpost GmbH Thomas Harbers Gebäude 49 Tel +49 (89) 2554 932 0 Fax +49 (89) 2554 932 15 info@greenpost.eu www.greenpost.eu Gulfstream TV Dieter von Brühl Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1456 information@gulfstream-tv.com

Hammer Fonds Verwaltungs GmbH Andreas Althaus Gebäude 71 Tel +49 (89) 6499 2092 Fax +49 (89) 6499 2093 andreas.althaus@ares-muc.de www.ares-muc.de Hammer-Projekt-Fonds GmbH Andreas Althaus Gebäude 71 Tel +49 (89) 6499 2092 Fax +49 (89) 6499 2093 andreas.althaus@ares-muc.de HD Signs GmbH Claudia Köhler Gebäude 71a Tel +49 (89) 6499 3600 Fax +49 (89) 6499 3611 koehler.c@hdsigns.de www.hdsigns.de HerbX Film Film- und Fernsehproduktion GmbH Gebäude 71a Tel +49 (89) 62 02 18 80 info@herbx.de www.@herbx.de Herz Filmservice Erik Herz Gebäude 1 Tel +49 (89) 6499 3537 Fax +49 (89) 6499 3571 Mobil +49 (163) 5588 445 info@filmservice-herz.de www.filmservice-herz.de Hollywood Cinema.tv GmbH Marco Deutsch Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1125 Fax +49 (89) 6498 1100 m.deutsch@hollywoodcinema.tv www.hollywoodcinema.tv Honeywell Thorsten Hoppe Gebäude 103 Tel +49 (89) 6499 2560 Fax +49 (89) 6937 7342 Mobil +49 (170) 4574 265 - (24 Std.) thorsten.hoppe@bavaria-film.de www.honeywell.de H+P Ingenieure GmbH & Co. KG Niederlassung München Dr.-Ing. Claus Goralski, SFI / IWE Gebäude 70 Tel +49 (89) 6499 2291 cgoralski@huping.de www.huping.de IDS Interessenverband Deutscher Schauspieler Irina Wanka, Ètienne Gillig Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1136 236 Fax +49 (89) 6498 1136 333 info@ids-ev.eu KA Köln.Assekuranz Agentur GmbH Sabine Schuler Büro München-Grünwald Gebäude 71a Tel +49 (89) 6499 3377 Fax +49 (89) 6499 3379 sabine.schuler@koeln-assekuranz.com Kiddy’s Music School Erich Kowalew Gebäude 19 Tel +49 (89) 6499 2448 Fax +49 (89) 6499 2373 kontakt@kiddysmusic.de www.kiddysmusic.de


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ScanlineVFX GmbH Ismat Zaidi Gebäude 48 Tel +49 (89) 6499 2626 Tel +49 (89) 5404 2560 Fax +49 (89) 5404 25611 munich@scanlinevfx.com Schattengewächs Filmproduktion Rudi Gaul, Isabella von Klaas, Matthias Leitner Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1280 Tel +49 (89) 6498 1281 gaul@schattengewaechs.de klaas@schattengewaechs.de leitner@schattengewaechs.de www.schattengewaechs.de Sebastian Grobler Filmund Fernsehproduktion Sebastian Grobler Gebäude 49 Tel +49 (89) 64981-260/1 Sebastian.Grobler@web.de Mariam Seifert Architektin Gebäude 19 Tel +49 (89) 3398 8631 info@seifert-architektin.de SetCo. Werbeagentur GmbH Michael W. Seemann Gebäude 33 Tel +49 (89) 1266 0910 Fax +49 (89) 1266 0925 mws@setco.de www.setco.de Sims – Munich Kai Schürmann Gebäude 70 Tel +49 (89) 9546 67940 Fax +49 (89) 9546 67925 schuermann@sims-munich.com Sixt GmbH & Co. Autovermietung KG Alexander Morstadt Bavaria Film Str. 2 Tel +49 (89) 6496 21424 Fax +49 (89) 1805 2229 3004 82 alexander.morstadt@sixt.de www.sixt.de SOPRADO GmbH Sascha Schumann Gebäude 71 Tel +49 (89) 7540 8830 Fax +49 (89) 7540 8833 kontakt@soprado.com www.soprado.com Stuntmac GmbH Mac Steinmeier Gebäude 1 Tel +49 (700) 7886 8622 Fax +49 (89) 6499 3209 mail@stuntmac.com www.stuntmac.com TALENTOPIA GMBH Alisan Saltik Gebäude 70 Tel +49 (89) 6495 6418 Fax +49 (89) 6495 6440 info@talentopia.de www.talentopia.de Tele 5 / TM-TV GmbH & Co. KG Gebäude 39, 40 Tel +49 (89) 6495 680 Fax +49 (89) 6495 68200 carola.munzert@tele5.de www.tele5.de

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Brandmeldetechnik/Unfall Tel +49 (89) 6499 2333 Fax +49 (89) 6499 3625 feuer@bavaria-film.de

Kontakte für Nutzer und Mieter des Geländes Servicenummer +49 (89) 6499 2222

Presseanfragen Bavaria Film Presse + Kommunikation Marc Haug Tel +49 (89) 6499 3900 presse@bavaria-film.de

Gebäude/Technik Tel +49 (89) 6499 2222 (Hotline) Tel +49 (89) 6499 2358 Internet/Sonderleitungen Peter Oberhauser Tel +49 (89) 6499 3400 peter.oberhauser@bavaria-film.de IT-Benutzerservice Tel +49 (89) 6499 3555 Fax +49 (89) 6499 3355 it-benutzerservice@bavaria-film.de Sicherheit/Umwelt Siegfried Riedl Tel +49 (89) 6499 2666 Fax +49 (89) 6499 2358 siegfried.riedl@bavaria-film.de Stromausfall Ludwig Klivar Tel +49 (89) 6499 2338 und 8888 Fax +49 (89) 6499 3015 Mobil +49 (172) 8587 055 Wolfgang Dobler Tel +49 (89) 6499 3405 ludwig.klivar@bavaria-film.de Wasser/Heizung/Sanitär Firma Honeywell Gebäude 103 Thorsten Hoppe Tel +49 (89) 6499 2560 Fax +49 (89) 6937 7342 Mobil +49 (170) 4574 265 Roberto Walter (Heizung) Mobil +49 (174) 7676 466 Thomas Mau (Sanitär) Mobil +49 (174) 8254 480 thorsten.hoppe@bavaria-film.de www.honeywell.de

Zentraler Ansprechpartner für Produktionskunden Sales & Service, Bavaria Film Group Tel +49 (89) 6499 2241 Fax +49 (89) 6499 3753 offer@bavaria-film.de Komplettangebote für produktionstechnische Dienstleistungen: Equipment, Studios und Kulissen, Ausstattung und Kostüme, Postproduktion und Aufzeichnung, Service-Production Betreuung von Locations, Drehgenehmigungen in den Locations Robert Eldredge, Bettina Huber Tel +49 (89) 6499 2334 Tel +49 (89) 6499 2930 Bauhof Michael Noderer Tel +49 (89) 6499 2229 Bauten Instandhaltung Frank Tosse Tel +49 (89) 6499 2667 Objektmanagement, infrastrukturelles Gebäudemanagement Kathrin Werner Tel +49 (89) 6499 2657 Technisches Gebäudemanagement Markus Meyer Tel +49 (89) 6499 3350 Vermietung Markus Meyer, Bettina Huber Tel +49 (89) 6499 3350 Tel +49 (89) 6499 2930

Pressebetreuung Ausflugsziel Filmstadt Christiane Kügler-Martens Tel +49 (89) 6499 2284

GASTRONOMIE Centro Bistro im Filmzentrum Francesca Speciale Gebäude 49 Tel +49 (89) 6498 1717 michael-kaempf@online.de von 09.00 bis 17.00 Uhr Mittagstisch von 12.00 bis 15.00 Uhr Eurest Gebäude 99 Tel +49 (89) 6499 3302 Fax +49 (89) 6499 3570 eurest@bavaria-film.de Filmstadt Restaurant (Kantine) 11.30 bis 14.00 Uhr

Movies Bistro Michael Stoupakis Gebäude 46 Tel +49 (89) 6499 3487 Fax +49 (89) 6499 3487 movies-bistro@gmx.de www.bavaria-film.de/movies Mo - Fr 11.00 bis 18.00 Uhr Toni’s Cafe Hilde Kulbach Gebäude 7 Tel +49 (89) 6499 2747 Fax +49 (89) 6499 3027 ab 08.00 Uhr bis abends

TOURISTIK Ausflugsziel Bavaria Filmstadt / Bullyversum Tel +49 (89) 6499 2000 filmstadt@bavaria-film.de www.filmstadt.de Öffnungszeiten 2011 Täglich geöffnet (auch am Wochenende und an Feiertagen), am 24. und 25. Dezember geschlossen Hauptsaison: 16.April bis 06. November 2011 9.00 bis 18.00 Uhr

Caffè Bar Dallucci (Bistro) Mo - Do 07.30 bis 16.30 Uhr Fr 07.30 bis 15.30 Uhr

Letzter Einlass Filmstadt Komplett um 15.00 Uhr Letzter Einlass nur Filmstadt Führung um 16.30 Uhr

Mc Donalds Filmtourbahnhof Gebäude 52 Tel +49 (89) 6493 805 www.mcdonalds.de

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FILM MAG Das Standortmagazin aus Geiselgasteig

Mit S-Bahn, U-Bahn, Tram

REDAKTION Marc Haug / Chefredaktion Stefanie Hofhus, Franziska Zilch Ana Djurasovic / Bildredaktion

25 Max-Weber-Platz

02 04 06 08 10

AUTOREN Veronika Gais, Romain Geib, Tobias Haberl, Marc Haug, Carolina Heske, Herlinde Koelbl, Horst Kramer, Tim Pröse, Hanns-Georg Rodek, Katja Riedel, Katharina Stuttfeldt, Marie Wagner, Franziska Zilch FOTOS Jo Bischoff, Mathias Bothor, Constantin Film, Thomas Furthmayr, Marc Haug, Erika Hauri, Olga Havenetidis, Jens Heilmann, Herlinde Koelbl, Daniel Mayer, Marco Meenen, NFP / Warner, Jim Rakete, Rosi Reiter, ScanlineVFX, Christian Schwarz, Marie Wagner, Bernard Walsh, Markus Zaiser

– Großhesseloher Brücke – Grünwald tz

Tram

ax -W W e ör ber t Ro hs t P l a se raß t z e Re nhe ge im e r O pla r P l st at t fri z z Si ed lb ho er f Te hor ge ns tr W r nse aße et e te r L K u r s te a n in dst rz p s S ü t r a l at r a ß e dt ße z iro Ti ro ler St le Au r P l r aß a th tz e T h arip eo la d tz K l olin in i ku d e n p M m e n H l at z te a r l r a G ro sc h c hi ßh w ng Sc es aig hi se l e l G che ohe rü r nw r w e B r üc al g ke d, B av ar ia fil m pl a

T. +49 (0) 89 / 64 99-39 00 F. +49 (0) 89 / 64 99-39 01 filmmag@bavaria-film.de www.bavaria-film.de

Vom Flughafen kommend nehmen Sie die S8 bis Rosenheimer Platz und steigen in die Tram 25 um. Aus der Innenstadt können Sie die S1 bis S8 bis Rosenheimer Platz nehmen, mit der U1 bis Wettersteinplatz bzw. mit der U2 bis Silberhornstraße fahren und steigen dort jeweils in die Tram 25 um. Das Bavaria Film-Gelände liegt an der Haltestelle Grünwald / Bavariafilmplatz.

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HERAUSGEGEBEN VON Bavaria Film GmbH Presse + Kommunikation Bavariafilmplatz 7 82031 Geiselgasteig

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Fahrzeit in Minuten

Mit dem Auto Von München Airport kommend fahren Sie auf der Autobahn in Richtung München. Am Autobahnkreuz München Nord weiter in Richtung Salzburg (A99). Am Autobahnkreuz Brunntal weiter in Richtung Garmisch (A995). Ausfahrt Oberhaching nehmen und weiter in Richtung Grünwald fahren. In Grünwald an der ersten großen beampelten Kreuzung Richtung München und den Bavaria Film-Hinweisschildern folgen.

TITELBILD Michael Bully Herbig, fotografi ert von Herlinde Koelbl KONZEPTION + GESTALTUNG Robert & Horst Marketing GmbH, München Gunther Weis / Art Direction Jörg Lackner / Projektleitung Angie Fuchs / Grafik Krista Glass / Grafik Sandra Thoms / Grafik DRUCK G. Peschke Druckerei GmbH, München Erscheinungsweise zwei Mal jährlich Die nächste Ausgabe erscheint im 2. Halbjahr 2011

Für die Richtigkeit der Veröffentlichungen übernimmt der Herausgeber trotz sorgfältiger Prüfung durch die Redaktion keine Haftung.

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91

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