DUHwelt 3/2015

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3/2015 Das Magazin der Deutschen Umwelthilfe und des Global Nature Fund

welt www.duh.de; www.globalnature.org

Dieselabgas-Skandal: Was wusste die Bundesregierung? Was bringt der Weltklimagipfel? Chemie im Saft ist kein Betriebsgeheimnis

Gr체ne Vielfalt st채rkt unsere Kinder



Auf ein Wort

Prof. Dr. Harald Kächele Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

Liebe Leserin, lieber Leser, beim Umgang mit der Natur setzt der gesunde Menschenverstand leider oft aus. Kohlekraftwerke laufen länger als es die deutschen Klimaschutzziele zulassen. Der Trend zu Wegwerfprodukten macht unseren natürlichen Ressourcen zu schaffen. Von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt, sterben in der deutschen Ostsee so viele Eisenten, dass der Bestand dramatisch schwindet. Luftschadstoffe können wir messen; so wurden jetzt von der US-Umweltbehörde die geschönten Dieselabgaswerte bei Volkswagen und Audi aufgedeckt. Schon seit 2011 hatte die DUH schärfere Kontrollen durch die deutschen Behörden angemahnt. Lesen Sie selbst auf Seite 16. Doch nicht nur unsichtbare Gefahren wie Feinstaub, Stickoxid und giftige Druckchemikalien beschäftigen uns, sondern auch greifbare Erfolge für die Umwelt. Wir haben sie auf neu gestalteten Schulhöfen gefunden. Das freut uns besonders, denn wildes Grün, Hügel und Blumenwiesen oder Tiergehege gibt es nicht auf jedem Schulgelände. Aber solche Vielfalt stärkt unsere Kinder. Wir danken allen Schulen, die beim Wettbewerb „deinSchulhof“ mitgemacht haben. Auch in Zukunft werden wir uns dafür einsetzen, dass Kinder und Jugendliche Natur erleben können. Mit Informationsmaterialien und Workshops für Stadtplaner, Kommunen und Schulen oder ganz konkret mit eigenen Schülercamps. Dafür brauchen wir Ihr Interesse und bitten Sie auch um Unterstützung! Mit einer Spende ermöglichen Sie unsere Naturerlebnis-Projekte. Gerne können Sie auch online spenden oder Fördermitglied werden! Ihr

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Inhalt Ganz schön kompliziert

schauplatz

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Unbekannte Flugobjekte

K

lartext könnte helfen, sich im Pfand-Dschungel zu orientieren. Welches Getränk ist pfandpflichtig? Welches Pfand zahle ich für diese Flasche oder jene Cola-Dose? Es könnte ganz einfach sein. Aber da es um Geld geht, bleibt es kompliziert.

aktuell 08 Bundestagsabgeordnete sammeln 2.500 Handys 08 Gletscher schmelzen in Rekordtempo 08 Klimaschutz bleibt oft auf der Strecke 09 Kaffee aus Mehrwegbechern 09 Coca-Cola verdient am Einwegpfand

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09 Leserbrief

themen 10 Es ist Ihr gutes Recht

Das Energielabel gibt Auskunft über den Spritverbrauch von Pkw sowie den Stromverbrauch von Haushaltsgeräten oder Fernsehern.

Das stinkt zum Himmel und Audi haben Abgaswerte manipuliert. V olkswagen Die DUH hat seit Jahren davor gewarnt. Doch die Bun­desregierung unternahm nichts.

12 Macht euren Schulhof fit für die Zukunft!

Die Stiftung „Lebendige Stadt“ und die DUH stellen Schulen vor, die im Außengelände einladende Räume für Naturerleben, Sport und Spiel geschaffen haben.

magazin

n nachhaltige entwicklung

n energie

n naturschutz

n kreislaufwirtschaft und mehrwegschutz

n Verkehr

n verbraucherschutz

16 n Das stinkt zum Himmel Eine Chronologie zum Skandal der manipulierten Abgasmessungen.

16 Sanfter Urlaub

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ienen und Blumen allein machen keinen Sanften Tourismus. Doch wie kann ein Campingplatz der Natur helfen? Und was sagen die Gäste dazu? Der GNF spricht mit Tourismus-Managern.

17 n Aus der Region, für die Region Die Bodensee-Stiftung bringt gute Beispiele von Bioenergie-Nutzung auf den Weg.

17 n Lebenswerte Stadtquartiere durch Umweltgerechtigkeit 18 n Was bringt der Weltklimagipfel in Paris? 19 n Schlecht verpackt. Wie die Chemie in den Saft kommt.

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Inhalt

20 n Mit Beppo zum Sanften Tourismus Auf der Schwäbischen Alb hat der GNF einen umweltfreundlich gestalteten Campingplatz besucht.

21 Schutzlos für Jahr ist es ein riesiges Ereignis. Hunderttausende J ahr Wasservögel ziehen aus dem hohen Norden in die Pommersche Bucht. Ist alles gut im Vogelschutzgebiet? Leider nein.

21 n Schutzgebiete in Gefahr Dem Vogelschutzgebiet Pommersche Bucht fehlt ein wirksames Schutzkonzept. 21 n Fischotterschutz 22 n Im Einsatz für Flüsse und Seen Jugendliche präsentieren EU-Politikern ihr Manifest für den Gewässerschutz. 22 n Biologie, Geografie, Lagerfeuer An der Wesenitz veranstaltete die DUH ihr 20. Schülercamp. 23 n Ankündigung: Naturschutztage am Bodensee 23 n Ankündigung: Lebendige Flüsse-Tagung 23 n Von der Natur gelernt Der GNF startet gemeinsam mit der Fundación Humedales Grünfilter-Pilotprojekte in Kolumbien. 24 n Im Schatten des Regenwaldes In Paraguay bietet ein Mate-Tee-Projekt den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe. 25 n Millionen Jahre überlebt, und jetzt? Mit Unterstützung des Hand in Hand-Fonds kämpfen Artenschützer für den Erhalt der letzten Meeresschildkröten unseres Planeten.

25 Voller Wunder

Unbekannte Tierart

S

26 Goldkehlchen im Pelz

ie gelten als weise und lebenserfahren. Meeresschildkröten faszinieren uns mit ihrer langen Geschichte. Unverletzlich sind diese Tiere aber keinesfalls.

Der Baummarder ist der Akrobat im Wald. Er mag es grün und meidet sowohl Menschen als auch Autos.

menschen für natur 28 Botschaft von Günter Grass

Die Ausstellung „Das Prinzip Apfelbaum“ porträtiert elf Persönlichkeiten.

29 DUHmarkt 30 Energiegeladenes Kontrastprogramm Kunstwerke der Malerin Birgit Schweiger in den Räumen der DUH in Berlin. 30 Mit Landschaften durchs Jahr

28 Prinzip Apfelbaum

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31 Redaktionsteam neu aufgestellt

rgendwann im Leben stellt man sich die Frage „Was bleibt?“. Für einen guten Zweck Bleibendes schaffen, das immer wieder Früchte trägt, könnte eine Antwort sein.

DUH intern

31 Impressum, Bildnachweis

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SCHAUPLATZ

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SCHAUPLATZ

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AKTUELL

Her mit den alten!

Übermotorisiert

Bundestagsabgeordnete sammeln 2.500 Handys

Klimaschutz bleibt oft auf der Strecke

n Parlamentarier des Deut-

schen Bundestages haben auch in diesem Jahr die Althandy-Sammlung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und der Telekom Deutschland mit einer fraktionsübergreifenden Initiative unterstützt. Am 8.9.2015 übergaben die Abgeordneten 2.500 ausrangierte Mobiltelefone, die sie seit Juni in ihren Büros und Wahlkreisen gesammelt hatten. Zu der Sammlung hatten Bärbel Höhn und Peter Meiwald (beide Bündnis 90/Die Grünen), Matthias Miersch (SPD) und Hubertus Zdebel (Die Linke) aus dem Umweltausschuss sowie Andreas Jung (CDU) als Vorsitzender des Nachhaltigkeitsbeirates aufgerufen. Seit 2003 haben die DUH

Fraktionsübergreifende Aktion: Althandys für einen guten Zweck.

und die Telekom Deutschland 1,9 Millionen ausrangierte Mobiltelefone gesammelt und einem Recycling zugeführt. Dies schont die knappen und teuren Edelmetall-Ressourcen und sorgt für eine schadlose Entsorgung

gefährlicher Schwermetalle. Mit den Erlösen aus der Althandyrücknahme unterstützt die Telekom Deutschland Naturschutzprojekte der DUH. (dh) n

Alarmierend!

Gletscher schmelzen in Rekordtempo

In jedem Sommer wird der Zugspitzen-Gletscher mit Lkw-Planen abgedeckt, um ihn vor Wärme zu schützen und möglichst lang zu bewahren. n Seit Beginn des 21. Jahr-

hunderts verlieren Gletscher jedes Jahr um bis zu einen Meter Eisdicke. Das zeigen Messdaten des Welt-Gletscher-Beobachtungsdienstes. Um den Trend zu stoppen, müssen CO2-Emissionen reduziert werden, sagen die Wis-

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senschaftler. In ihrer Anfang August veröffentlichten Studie stellen die Schweizer Autoren fest, dass die Alpen von der rapiden Schmelze besonders betroffen sind. In den heißen Sommermonaten dieses Jahres haben Alpengletscher früher als sonst Teile ihrer schützen-

den Schneeschicht verloren; bei kleinen Gletschern ist sie sogar komplett geschmolzen. Doch auch bei Gletschern in Alaska, Island, Grönland und an der nordamerikanischen Westküste schreitet der Verlust an Eismasse in hoher Geschwindigkeit voran. Falls der Trend nicht gestoppt wird, steigt der Meeresspiegel und in den Bergregionen wächst die Gefahr von Erdrutschen. Etwa 70 Prozent der Süßwasserreserven der Erde sind in Eismassen gebunden. Gletscher speisen Flüsse, die der Wasserversorgung dienen und füllen Grundwasservorräte auf. Ein Drittel der Weltbevölkerung ist von Gletscherwasser abhängig. (jk) n

n Beim jüngsten Dienstwagen-Check der DUH erhalten nur zwölf Firmen die „Grüne Karte“ für ein glaubwürdiges Klimabewusstsein. Den Spitzenplatz in der Gesamtbewertung belegt die Tengelmann Warenhandelsgesellschaft KG. Die große Mehrheit der befragten Unternehmen zeigt jedoch geringes Engagement: 132 „Rote Karten“ verteilt die DUH für zu hohe CO2-Emissionen oder für Intransparenz bei den Angaben. Oft stießen DUH-Mitarbeiter bei der Umfrage auf Schweigen. Sie haben 194 börsennotierte und mittelständische Unternehmen nach dem durchschnittlichen CO2Ausstoß des Fahrzeugs des Vorsitzenden, der Vorstandsflotte und der gesamten Fahrzeugflotte sowie nach der Mobilitätsstrategie befragt. Positiv bewertet die DUH, dass der CO2-Ausstoß der Unternehmensflotten in diesem Jahr mit durchschnittlich 133 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer (g CO2/km) nur knapp den EUZielwert verfehlt. Zehn Konzernlenker werden ihrer Vorbildfunktion gerecht, indem sie einen sparsamen Dienstwagen unter 130 g CO2/km wählen. Das Ranking der Unternehmenschefs führt Markus Conrad von der Tchibo GmbH (BMW i3) an, gefolgt von Felix Ahlers von der Frosta AG (VW up!). (el, jk) n Weitere Informationen: www.duh.de/verkehr_ publikationen.html


Aktuell Seien Sie ein Held!

Ein 25-Cent-Millionär?

Kaffee aus Mehrwegbechern erheld!

Bech Sei ein

n Gemeinsam mit dem Ver-

! Umwelt ütze die

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Montage DUH: fotolia (alphaspirit/opallo.de)/Krautz/DUH

n Mit ihrer neuen Kampagne „Becherheld“ weist die DUH auf wiederverwendbare Coffee to go-Becher hin. Denn die schnelle Kaffeepause endet unterwegs oft mit einem plastikgedeckelten Pappbecher, der danach im Müll landet. Die DUH will die Möglichkeit, selbst mitgebrachte und verschließbare Mehrwegbecher in Cafés befüllen zu lassen, bekannt machen. Außerdem möchte sie die großen Kaffeehausketten dafür gewinnen, Mehrwegbechersysteme zum Ausschank von Kaffee anzubieten. Die Abfallflut lässt sich nach Auffassung der DUH stoppen, wenn die bislang gratis herausgegebenen Wegwerfprodukte auch etwas kosten. Eine Abgabe in Höhe von 20 Cent wäre die Lösung. (jk) n

Coca-Cola verdient am Einwegpfand

www.becherheld.de www.facebook.com/becherheld

Internet: www.becherheld.de www.facebook.com/becherheld

n Leserbrief

Zu dem Artikel „Wenig Kaffee, ganz viel Müll“ in der DUHwelt 2/2015 erreichte uns folgende Zuschrift: […] Ihre Kritik ist nachvollziehbar. Ihre Recherche bezüglich des Nespresso-Werks in Schwerin schlichtweg falsch, denn dort werden keine bunten ­Kaffeekapseln aus Aluminium produziert, sondern die Plastikkapseln für Nescafé Dolce Gusto! Wenn schon Kritik, dann sollte diese aber auf sorgfältig recherchierten Fakten beruhen, ansonsten leidet die Glaubwürdigkeit erheblich darunter. Der Kaffee schmeckt übrigens hervorragend, die Kapseln kommen in den Gelben Sack und der Kaffeesatz auf den Kompost. […]

band der Privaten Brauereien Deutschland hat die DUH die Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG im Juli vor dem Landgericht Berlin wegen eines Rechtsverstoßes verklagt. Denn auf allen Einwegflaschen und Getränkedosen fehlt der gesetzlich vorgeschriebene Hinweis auf deren Pfandpflichtigkeit: Dass der Kunde bei der Rückgabe den gezahlten Pfandbetrag von 25 Cent zurückerhält, wird mit keinem Wort erwähnt. An jeder nicht im Handel zurückgegebenen Einwegflasche bzw. Dose verdient der Konzern 25 Cent; die DUH vermutet jährliche Einnahmen in Millionenhöhe. Auf seinen Einweg-Flaschen und Dosen bringt CocaCola lediglich das Piktogramm der DPG (Deutsche Pfandsystem GmbH) auf. Eine im Mai 2015 von der Gesellschaft für Konsumforschung – im Auftrag der DUH – durchgeführte repräsentative Umfrage ergab jedoch, dass 59 Prozent der Befragten das DPG-Logo nicht in Verbindung mit einer bepfandeten Einwegflasche bringen. (jk) n

DPG-Logo ist vorhanden, Angabe zur Pfandhöhe fehlt.

Klaus-Dieter Palmowski, Berlin

Für die Richtigstellung hinsichtlich des Kaffeekapsel-Materials danken wir unserem Leser und bitten, unseren Fehler zu entschuldigen. Wir behalten uns vor, Leserbriefe in gekürzter Form abzudrucken. Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Deutschen Umwelthilfe wieder.

Korrekte Pfand-Kennzeichnung

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themen

Es ist Ihr

gutes Recht Nachhaltig einkaufen etabliert sich immer mehr bei Haushaltsgeräten. Die DUH hat in den letzten Jahren einiges dafür getan, um diesen Trend mit ökologischen Argumenten zu untermauern. n

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ampen, Kühlschränke und Pkw – sie alle verbrauchen Energie. Damit sie höhere Umweltstandards erreichen, hat die EU die Ökodesign- und die Kennzeichnungsrichtlinie sowie verschiedene Verordnungen erlassen. Es gelten strenge Regelungen, wie Produkte technisch ausgestaltet sein müssen: Im Betrieb sind zum Beispiel geringerer Energieverbrauch oder weniger Lärm ein Ziel. Bei vielen Elektrogeräten und bei Autos muss – gemäß den Energiekennzeichnungsvorgaben – der Energieverbrauch auf den ersten Blick klar verständlich und deutlich zu erkennen sein. Ein Aufkleber, das so genannte Energielabel, gibt hierüber Auskunft.

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von Christine Göcke und Georg Kleine

Die DUH engagiert sich seit langem auf nationaler und europäischer Ebene für die stetige inhaltliche Verbesserung des Energielabels und bringt sich in entsprechende Änderungsverfahren ein. Die Produktpalette, für welche der „Aufkleber“ gilt, muss nach Meinung der DUH noch ausgeweitet werden.

Gut informiert – mit dem Energielabel Das Etikett soll den Kunden helfen, ökologisch nachhaltige und energetisch sinnvolle Kaufentscheidungen zu treffen. Es verrät die Energieklasse eines Gerätes und auch den durchschnittlichen Ener-

giejahresverbrauch. Energiesparsame Geräte sind möglicherweise in der Anschaffung etwas teurer, aber dafür verbrauchen sie viel weniger Strom. Höhere Kosten beim Kauf rechnen sich also über die Dauer der Nutzung. Zu finden ist der Aufkleber auf immer mehr Produkten, zum Beispiel auf Kühlschränken, Waschmaschinen, Fernsehern und bei Pkw. Fehlt der Hinweis, ist er schlecht lesbar oder schwer zu finden, so verstoßen Händler gegen Informationsrechte der Verbraucher. In solchen Fällen kann man die DUH kontaktieren. Die DUH kontrolliert regelmäßig und stichprobenartig beispielsweise in Elektromärkten, Küchenstudios und Au-


themen

tohäusern, ob die Aufkleber gut erkennund lesbar angebracht sind. Ist das nicht der Fall, kann die DUH – stellvertretend für alle Verbraucher – vertraglich und/ oder nach dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb von den betreffenden Händler fordern, solche Verstöße gegen Kennzeichnungsvorschriften künftig zu unterlassen. Dadurch werden die Rechte der Verbraucher gestärkt. Geht der Fall vor Gericht und gewinnt die DUH den Prozess, müssen die Händler oder die Hersteller im Wiederholungsfall ein gerichtlich festgelegtes Ordnungsgeld zahlen. In den letzten fünf Jahren haben die regelmäßigen Kontrollbesuche deutlich Wirkung gezeigt: Verstießen 2012 bundesweit noch 45 Prozent der Händler gegen die Kennzeichnungspflicht, waren es zwei Jahre später lediglich 11 Prozent. Damit füllt die DUH seit geraumer Zeit die Überwachungslücken der staatlichen Behörden.

Bundesweite Bundesweite Entwicklung Entwicklung der Testbesuche der Testbesuche im Haushaltsgroßgeräte-Handel im Haushaltsgroßgeräte-Handel 100% 100%

Bundesweite Entwicklung der Testbesuche Bundesweite Entwicklung der Testbesuche im Haushaltsgroßgeräte-Handel 89% 89% im Haushaltsgroßgeräte-Handel 73%

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Ökodesignvorschriften haben die Entwicklung von Produkten mit besserer Energiebilanz angetrieben. Elektrogeräte verbrauchen heute bei besserer Leistung sogar weniger Energie. Seit 2009 hat sich beispielsweise der Wirkungsgrad von Waschmaschinen erheblich verbessert. Ökodesignvorgaben und Vorgaben zur Energieverbrauchskennzeichnung ergänzen sich: Beispielsweise ist für Waschmaschinen seit 1.12.2013 der Mindeststandard im Energieverbrauch A+. Ebenso ersetzen insbesondere die effizienten LED-Lampen mittlerweile die Glühbirne. Ein Kühlschrank mit A+++ verbraucht nur halb so viel Strom wie ein vergleichbares Modell der Klasse A+. Neue energieeffiziente Staubsauger saugen mit kleinen Wattzahlen bei ho-

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2012 2012 2012

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2014 2014

2013

Kein Verstoß Kein Verstoß Kein Verstoß

2014

VerstoßVerstoß

Verstoß

her Leistung. Problematisch ist, dass die verfügbaren Energieeffizienzklassen von Produkt zu Produkt variieren. Hier setzt sich die DUH für verbraucherfreundliche einheitliche Kennzeichnung ein. A+++ ist bei vielen Produkten derzeit deren beste Energieeffizienzklasse. Wer sich nicht sicher ist, wie energieeffizient ein Produkt im Vergleich zu anderen ist, der findet auf dem Energielabel (z.B. auf der Rückseite der Lampenverpackung) eine Angabe aller verfügbaren Klassen. So kann man herausfinden, wie energiesparend das Produkt tatsächlich ist.

Reparieren statt Tauschen

Sehr gut: Die Energieklasse: A+++

27%

Neben dem Recht auf Information haben Verbraucher auch einen Anspruch auf langlebige Produkte: Produkte müssen funktionieren bzw. sich für die gewöhnliche oder zugesicherte Verwendung eignen. Ist dies nicht der Fall und war der „Mangel“ bereits beim Kauf „angelegt“,

11% Anteil fehlender

bzw. fehlerhafter und korrekter Kennzeichnung der besuchten Küchenund Elektro­händler im Zeitraum 01/2012 - 12/2014

also nicht selbst verursacht, kann man kaputte Geräte innerhalb der Garantiezeit oder innerhalb der gesetzlichen Gewährleistungsfrist von zwei Jahren bei diesem Händler reklamieren. Statt auf Warentausch können Verbraucher auch auf Reparatur – die ist ressourcenschonender! – bestehen. Ist beides nicht möglich, erhält man sein Geld zurück. Im Falle einer Garantie des Herstellers kann man sich auch direkt an diesen wenden. Vorzeitigen Verschleiß und fehlende Reparaturfreundlichkeit von Elektrogeräten kritisiert die DUH. Die rechtlichen Möglichkeiten hiergegen vorzugehen, sind jedoch bislang limitiert und mit aufwendigen Produktprüfungen verbunden. Hier fordert die DUH von der Politik, entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Verstöße gegen die Informationsrechte können Sie unter info@duh.de melden.

Mangel innerhalb der Garantiezeit? Wenden Sie sich an Ihren Händler und bestehen Sie auf einer Reparatur!

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themen

Fototermin in Kronshagen: Die Grundschulkinder freuen sich über ihr Werk. Sie haben bei Bau- und Pflanzarbeiten mit angepackt.

Was wünschen sich Kinder und Jugendliche für ihren Schulhof? Einen Schulgarten, einen Wald mit Baumhaus und Verstecken oder lieber einen Wasserspielplatz? Wenn die eigene Schule ihr Außengelände umgestaltet, haben die Schüler viele Ideen und greifen selbst zum Werkzeug. n

„F

ür schöne Schulhöfe gibt es viele Gründe“, sagt Silke Wissel, Projektmanagerin der DUH. „Kinder und Jugendliche verbringen schließlich viel Zeit in der Schule. Eine anregende und naturnahe Umgebung fördert ihre motorische Entwicklung und Kreativität.“ Kinder, die in einer vielfältig gestalteten Umgebung klettern, balancieren und rennen, sind seltener in Unfälle verwickelt – den Zusammenhang belegen etliche Studien. „Jede Stadt besitzt Schulhöfe. Wenn sie diese Flächen für die Natur öffnet, ist das auch noch ein echter Gewinn

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von Ann-Kathrin Marggraf und Jutta Kochendörfer

für die biologische Vielfalt“, argumentiert Wissel. Mit der 2014 gestarteten Initiative „deinSchulhof“ machen die Stiftung „Lebendige Stadt“ und die Deutsche Umwelthilfe auf den vielfältigen Nutzen naturnaher Schulhöfe aufmerksam.

Schülerinnen und Schüler wirken mit Die zehn Siegerschulen des 2014 ausgerufenen Wettbewerbs „Schulhof der Zukunft“ haben ihre Ideen mit gemeinsamer Tatkraft umgesetzt und beweisen,

dass ein geringes Budget kein Hindernis sein muss. Sie bringen ihre Schulhöfe zum Blühen, schaffen Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten und sorgen mit Klettergerüsten, Hügellandschaften und Sportflächen für Bewegungsanreize zwischen den Unterrichtsstunden. So haben sie sich unter den insgesamt 536 Einreichungen durchgesetzt und erhalten jeweils ein Preisgeld von 2.000 Euro. Mit öffentlichen Spendenaktionen oder Sponsorenläufen haben sich die Schüler für ihre Sache stark gemacht und das nötige Geld eingetrieben. Zuschüsse


themen

von Schul-Fördervereinen, Sachspenden von Gärtnereien und unentgeltliche Leistungen von Firmen und viel Eigenleistung der ganzen Schulfamilie haben mancherorts einen beachtlichen Teil dazu beigetragen, den Wunsch nach Grün im Pausenhof wahr werden zu lassen. Die zahlreichen kreativen Bewerbungen haben der zwölfköpfigen Expertenjury die Auswahl schwer gemacht. „Für uns war entscheidend, dass die Schüler von Anfang an mit in die Planung einbezogen waren. Wir haben außerdem bewertet, inwieweit Naturerleben direkt auf dem Schulhof ermöglicht wird und ob dies Bestandteil des Unterrichtskonzepts ist“, erläutert Wissel.

Pater-Alois-Grimm-Schule in Külsheim, Gemeinschaftsschule, Baden-Württemberg Stephen-Hawking-Schule in Neckargemünd, Schule für Körperbehinderte, Baden-Württemberg Gymnasium Herzogenaurach, Bayern Grundschule am Baumschulenweg, Bremen Eugen-Kaiser-Schule in Hanau, Selbstständige Berufliche Schule, Hessen Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Pulheim, Grundschule, Nordrhein-Westfalen Gesamtschule Holweide in Köln, Nordrhein-Westfalen Kosmos-Bildung Münsterlandschule Tilbeck in Havixbeck, Grund- und Realschule, Nordrhein-Westfalen Lebenswelt Schule in Zwenkau, Grundschule, Sachsen Eichendorff-Schule in Kronshagen, Grundschule, Schleswig-Holstein Internet: www.deinschulhof.de Projektpartner:

» Schulen sind keine sterilen Lernorte. Vielmehr sollten sie freundliche Lebensorte sein. Dass früher sämtliche Schulhöfe befestigt wurden, rührt wohl daher, dass man Pflaster und Asphalt als pflegeleicht ansah und hoffte, das Schulgebäude besser sauber halten zu können.

Sport- und Bewegungsschulhof ist unter anderem mit Minifußballfeld, Bau- und Buddelflächen und einer Hügelseilbahn ausgestattet. Daneben gibt es den Entdeckerschulhof: einen naturnahen Gartenteil, der auch Hochbeete umfasst. Er lädt die Grundschulkinder zum Erkunden und

Gärtnern ein. Die offene Ganztagesschule hat das Lernen und „Begreifen“ in den Mittelpunkt der Pausenhof-Umgestaltung gestellt und nutzt die Gartenräume konsequent für Umweltbildungsangebote, die fächerübergreifend in den Unterricht integriert sind.

Inzwischen weiß man aber, dass auf naturnahen Schulhöfen weniger Unfälle passieren und Schüler sehr viel ausgeruhter in den Unterricht zurückkehren. « Silke Wissel, DUH-Projektmanagerin Kommunaler Umweltschutz

Sind naturnah bepflanzte Flächen und Spiel- und Sportangebote der Pausenhöfe öffentlich zugänglich, bereichern sie das gesamte Quartier. Solche Begegnungsund Erholungsorte schätzen vor allem Familien und Jugendliche.

Klassenzimmer ohne Wände Bei der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Pulheim (Nordrhein-Westfalen) laden Stauden und Gebüsche zum Versteckspielen ein, eine Wildblumenwiese bietet Insekten und Vögeln ein Zuhause. Der

Open AirUnterricht der Münsterlandschule Tilbeck

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themen themen

An der Bremer Siegerschule gehören die Hühner zum Schulalltag.

Kinder hinterlassen Spuren Ein naturnah gestalteter Schulhof war der Lebenswelt Grundschule in Zwenkau (Sachsen) ein wichtiges Anliegen. Schrittweise setzten der Trägerverein und die gesamte Schulgemeinschaft diese Vision um. Wiese, Sandflächen und Beete beherrschen nun das Gelände; hier dürfen Wildkräuter wachsen und Insekten stellen sich ein. Zwei Spielhügel mit Sandlandschaft, eine Fußballwiese, ein Trampolin und andere Sportgeräte laden zum Bewegen ein. Auf dem Kinder-Bauspielplatz mit Werkbank unter freiem Himmel zimmern die Kinder Kunstobjekte oder Kästen für ihre eigenen Hochbeete. Gartengeräte und Werkzeug stehen ihnen frei zur Verfügung. Auch Lese- und Rückzugsorte sowie ein Naschgarten sind vorhanden. Fast jede Pause und jeden Nachmittag verbringen die Ganztagesschüler draußen.

Lebendiges Lernen In den 1990er Jahren hat sich die Grundschule am Baumschulenweg in Bremen ein Naturprofil gegeben und seitdem ihr 6000 Quadratmeter großes Gelände weitgehend entsiegelt und sukzessive naturnah gestaltet. Als 2004 der ganztägige Schulbetrieb eingeführt wurde, entwickelte man gezielt weitere Angebote zum Gärtnern und Spielen. Bei der Gestaltung des Schulgeländes wirkten die rund 300 Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Eltern und Ehrenamtliche mit.

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Die Grundschule integriert ihr Außengelände in den Schulalltag: An 365 Tagen im Jahr übernehmen die Kinder klassenweise die Verantwortung für die Hühner und Honigbienen, die zur Schule gehören. Sie pflegen die Gemüse- und Kräuterbeete und den Beerengarten. Eier, Honig und die Ernte aus dem Schulgarten verkaufen die „Marktklassen“ auf dem Wochenmarkt. Ein 2002 angelegter Teich bietet mittlerweile Tieren und Pflanzen in und am Wasser Raum. Aufgabe der „Teichklasse“ ist es, das Gewässer zu pflegen und den Mitschülern das Ökosystem mit seinen Libellenlarven, Wasserspinnen, Kröten und Molchen zu erklären. Eine Vielfalt an Erfahrungen bietet auch das Wäldchen der Schule. Die Kinder lernen Baumarten kennen, bauen Höhlen und balancieren im Niedrigseilgarten. Wer es ruhig mag, zieht sich ins Baumhaus zurück oder spielt im Unterholz. In ihrer Baumschule ziehen die Kinder ab der Einschulung Setzlinge heran. Beim Übertritt in die weiterführende Schule pflanzen sie die Bäumchen in dem „Kinderwald“ aus. Während der Hühnerhof und der Teich eingezäunt sind, stehen der Spielund Sportbereich sowie das Wäldchen außerhalb der Schulzeiten jedermann offen. Besonders Familien nutzen das Gelände häufig.

Wie entsteht ein Naturerlebnishof? Klare Ziele hat das Gymnasium Herzogenaurach in Bayern vor seiner Schulhof-Neugestaltung gesetzt. Man wollte Räume schaffen für vier Bedürfnisse: Ruhe und Kommunikation, Naturerleben und Artenschutz, Kunst und Kreativität, Spiel und Bewegung. Nach Schülerumfragen und dem Bau unzähliger Modelle gründete sich 2001 ein Schulhofforum. Darin koordinierten Schüler, Eltern, der Umweltbeauftragte der Stadt, Lehrer, Schulleitung und eine Architektin die Ausführung. Gemeinschaftlich wurde das Vorhaben in mehreren Bauabschnitten umgesetzt und 2015 abgeschlossen. Wo früher ein typischer Pflasterschulhof der 1970er Jahre war, ist heute ein üppig blühender Naturgarten entstanden. Auf dem gesamten Schulgelände wurden ausschließlich heimische Pflanzen gesät und gepflanzt. Eine Pergola und Trockenmauern umrahmen die Sitzsteine und


themen

Eigenes Popcorn beim Feuerprojekt der „Lebenswelt Schule“ in Zwenkau (linke Seite).

Gymnasium Herzogenaurach: Gemeinsam wurde der Schulhof umgestaltet und jetzt heißt es: Planschen erwünscht!

Freie Platzwahl und genug Raum für alle Lerngruppen, DietrichBonhoeffer-Schule in Pulheim.

Da könnte man neidisch werden: Die Kölner Gesamtschule besitzt ein riesiges Gelände, unter anderem mit BMX-Bahn (linke Seite, oben) und Beach-Volleyballfeld.

Bänke. Hier wachsen Mauerpfeffer und Wilde Karde. Es gibt einen als Meditationshof ausgewiesenen Innenhof sowie den Hof der Sinne mit Duftgarten und Teich. Hier ist Erholung angesagt, Lärm und Fangspiele sind nicht erwünscht. An heißen Sommertagen lassen die Schüler ihre Beine im kühlen Nass von Teich und Bach baumeln. Libellen, Frösche und Molche haben sich angesiedelt. Ein Schmetterlingsbeet zieht blütenbesuchende Insekten an. Spezielle Nisthilfen beherbergen eine Mauerseglerkolonie sowie Fledermäuse. Nicht nur der Biologieunterricht findet immer wieder im Freien statt. Räume hierfür bieten ein schattiges Atrium und der mediterrane Innenhof. Auf der gesamten Fläche sind Schülerwerke aus dem Kunstunterricht willkommen. Den Pflegeaufwand für das Gelände übernimmt größtenteils die Schule selbst. Sie leistet regelmäßig Pflegetage, bietet das Wahlfach Schulgarten und PraxisSeminare für die Oberstufe an. Auch finden sich immer wieder Schüler, die „einfach so“ anpacken. Auf diese Weise ist der nicht unerhebliche Aufwand auf viele Schultern verteilt.

Das Projektteam der Deutschen Umwelthilfe und der Stiftung „Lebendige Stadt“ stattet seit September allen Siegerschulen einen Besuch ab und überbringt das Preisgeld. Die Initiative „deinSchulhof“ ist damit aber noch lange nicht beendet. Im Internet präsentiert das Projektteam ab Herbst 2015 Tipps und Tricks zur Schulhofumgestaltung und stellt die Siegerschulen vor. „Wir wollen Ratgeber, Inspirator und Motivator für weitere Schulen sein“, Silke Wissel setzt auf die Vorbildwirkung der Initiative. Ab Oktober 2015 können sich Schulen, die ihren Pausenhof neu gestalten möchten, mit ihren Vorhaben bewerben. Drei Schulen erhalten von der Stiftung „Lebendige Stadt“ eine Förderung von je 20.000 Euro und werden während des Planungs- und Umsetzungsprozesses von der Stiftung und der DUH unterstützt. Die Bewerbung steht allen Schularten offen. Information, Bewerbung, Kontakt: www.deinschulhof.de

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magazin kennung (= Abschalteinrichtung) zu kennen. Die DUH fordert erneut die Nachkontrolle der Hersteller-Werte durch das KBA. Ohne Erfolg.

» 19. Juli 2011: Die DUH beauftragt das ADAC Prüfzentrum, einen BMW 116i zu testen. Im ADAC Autobahntest steigen die NOx-Emissionen um das 30-fache des gesetzlichen Grenzwerts. Trotz großem Medienecho reagieren Ministerium und KBA nicht.

DUH-Protestaktion auf der IAA 2015

n Verkehr

Das stinkt zum Himmel Was wusste die Bundesregierung wirklich über manipulierte Abgaswerte bei Diesel-Autos?

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ährend die DUH am 17. September 2015 vor der Internationalen Automobilausstellung (IAA) gegen giftige Dieselabgase demonstrierte, sonnte sich Angela Merkel im Glanz der „Verkaufsshow“. Einen Tag später wurde bekannt, dass Audi und Volkswagen die Abgasreinigung von vielen hunderttausend Diesel-Pkw in den USA manipuliert hatten. Inzwischen ist klar: Weltweit sind Fahrzeuge von dem Betrug betroffen. So überrascht wie die Bundesregierung danach tat, kann sie aber nicht gewesen sein. Das zeigt der folgende Rückblick:

Chronologie » September 2007: Eröffnung der „Grünen IAA“. Zeitgleich tritt die EU-Verordnung für Euro 5 und 6 Fahrzeuge in Kraft. Diese fordert die Funktionstüchtigkeit der Abgasreinigung und erklärt „Abschalteinrichtungen“ für unzulässig. Im selben Jahr entscheidet sich der VolkswagenKonzern für eine Betrugs-Software: Ein Fahrzeug erkennt damit den Prüfzyklus und simuliert dann die Einhaltung der Emissionsvorschriften. VW spart so Kosten bei der Abgasreinigung, die Motoren sind leistungsstärker. Aber: Die Stickoxid (NOx)-Emissionen liegen bis zu 40-fach über dem gesetzlichen Grenzwert.

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» 12. September 2007: Die DUH veröffentlicht Tricks der Autokonzerne bei der Ermittlung von Abgaswerten und Spritverbrauch und fordert von Kraftfahrtbundesamt (KBA) und Umweltbundesamt (UBA) eine Offenlegung aller Prüfberichte. Ohne Erfolg. » Februar 2009: Die Autohersteller wollen die Diesel-Abgasuntersuchung für neuere Fahrzeuge abschaffen und ab 2010 ausschließlich auf die „on board diagnostic (OBD)“ setzen. Für ein Gespräch mit der DUH hat Verkehrsminister Tiefensee keine Zeit. Trotz Protesten der DUH wird die Endrohrprüfung in Deutschland für Fahrzeuge mit OBD abgeschafft. » 9. Februar 2010: DUH bittet den neu berufenen Verkehrsminister Ramsauer um ein Gespräch. Er hat keine Zeit. » 10. Februar 2011: Auf Nachfrage gibt die Arbeitsebene des Bundesverkehrsministeriums zu, das Problem der Zykluser-

» 11. Juli 2012: Die DUH schlägt Umweltminister Altmaier vor, eine vom KBA unabhängige Institution einzurichten, die an das UBA angehängt ist. Bürger sollen dort Spritmehrverbräuche melden können. Telefonisch antwortet das Ministerbüro: Man will keinen Ärger mit dem Verkehrsministerium und verfolgt den Vorschlag nicht weiter. » 13. Mai 2013: Eine neue DUH Auswertung zeigt: Die Abweichungen beim CO2-Ausstoß und damit Spritverbrauch sind seit 2001 auf 42 Prozent angestiegen. » 19. März 2014: Die DUH weist Umweltministerin Hendricks auf hohe NOxEmissionen bei Stadtbussen insbesondere der Marke EvoBus (Daimler) hin. » Am 19. März 2015 antwortet die Ministerin, dass die „Emissionsminderungen […] insgesamt jedoch hinter den Erwartungen zurückblieben“. Dennoch ist sie der Auffassung: „Nach hiesigem Kenntnisstand erfüllen die Hersteller […] die Anforderungen der EU-Abgasvorschriften, so dass keine rechtliche Handhabe besteht, um technische Verbesserungen am Fahrzeug zu ‘verlangen‘.“ » 24. Februar 2015: Auf Einladung der DUH besucht der ehemalige kalifornische Umweltminister James Strock Berlin. Strock erläutert in einem Parlamentarischen Abend die Praxis der Überprüfungsmessungen in Kalifornien und Washington sowie Ermittlungen und Sanktionen gegen Daimler und BMW. Die Bundesregierung bleibt inaktiv. » 17. September 2015: Die DUH protestiert auf der IAA und veröffentlicht Werte moderner Euro 6-Diesel: Sie weichen im realen Fahrbetrieb um das 7,1-fache vom NO2-Grenzwert ab. » 18. September 2015: Der Betrugsskandal in den USA wird bekannt. Bundeskanzlerin, Bundesverkehrsminister und die Bundesumweltministerin erklären, jetzt erstmals vom Problem zu hören. (re, dh) n


magazin n Bioenergie

Aus der Region, für die Region Wie kann man die Nutzung von Bioenergie in eine nachhaltige Richtung entwickeln? Ein Projekt der Bodensee-Stiftung findet Lösungen und Mitstreiter.

„U

nser größter Erfolg ist der Ausbau der Bioenergiedörfer in der Bodenseeregion. 2009 gab es nur zwei, heute gibt es bereits 13 Bioenergiedörfer, drei weitere sind bis 2016 geplant“, resümiert Volker Kromrey, Projektleiter bei der Bodensee-Stiftung und Regionalmanager der Bioenergieregion. In Liggeringen, Bonndorf und weiteren Orten werden nun Wohnhäuser und öffentliche Gebäude mit heimischer Energie aus modernen Biogasanlagen oder aus Holz versorgt, zur Unterstützung werden mancherorts solarthermische Anlagen eingesetzt. Die Bodensee-Stiftung und das Bürgerenergie-Unternehmen solarcomplex AG haben die Bioenergieregion Bodensee in einem gemeinsamen Modellprojekt vorangetrieben. „Abwärme, die früher ungenutzt blieb, versorgt heute Wohnhäuser mit Wärme und wird auch für Gewächshausheizungen oder zur Trocknung von Holz und Getreide verwendet. Im Bioenergiedorf Lippertsreute werden durch die Abwärmenutzung zum Beispiel rund 120.000 Liter Heizöl eingespart“, erläutert Kromrey die neuen Konzepte. Mit viel Überzeugungsarbeit ist es dem Regionalmanagement um Kromrey gelungen, Landwirte für den Anbau von Wildpflanzen liefern beides: Nahrung für Insekten und Bioenergie.

Wildpflanzenkulturen zur Biogaserzeugung zu gewinnen. In den ersten beiden Jahren entwickeln sich Sonnenblumen, Malven, Färbermargerite und Natternkopf; im dritten Jahr setzen sich Stauden wie Rainfarn und Echter Eibisch durch. Über 50 Hektar bunter Wildpflanzen ersetzen nun Mais-Monokulturen. Dies schont den Boden und Wasserhaushalt und die Flächen bieten vor allem blütenliebenden Insekten Nahrung und einen abwechslungsreichen Lebensraum.

Fachwissen bündeln Auch für die Verwertung von Landschaftspflegematerial entwickeln Kromrey und seine Mitstreiter neue Ideen. Mähgut von Wiesen oder Straßenrändern wird bisher nicht energetisch genutzt. Das Projektteam hat das Potenzial hierfür erhoben und aufgezeigt, dass der Grünschnitt für ein Bioenergiedorf oder Nahwärmenetz eingesetzt werden kann.

n Neue

Mähgut aus der Landschaftspflege eignet sich zur Energiegewinnung.

Ideen für die Bioenergieregion entwickeln die Regionalmanager nicht allein. Sie kooperieren mit Stadtwerken und Energieerzeugern, die neueste Techniken zur Verfügung stellen und ihre Expertise in die Bioenergiedörfer einbringen. Die jährlich stattfindenden Fachtagungen auf der Insel Mainau sind ein wichtiger Baustein der Netzwerkarbeit. „Mit aktuellen und zukunftsweisenden Themen wie Abwärmenutzung sprechen wir etwa 400 Bioenergieleute an. Projekte lassen sich schneller umsetzen, wenn alle an einem Strang ziehen“, sagt Kromrey. (mf) n Förderer:

Broschüre

Lebenswerte Stadtquartiere durch Umweltgerechtigkeit Gesunde Lebensbedingungen unabhängig von der sozialen Lage der Menschen zu etablieren, steht im Zentrum der Umweltgerechtigkeitsdiskussion. Wichtige Ziele sind: mehr bezahlbarer und energetisch sanierter Wohnraum in Städten, Chancengleichheit für alle Bevölkerungsgruppen bei Umwelt, Bildung und Gesundheit sowie Natur in sämtlichen Stadtquartieren. Nur gemeinsames Handeln verbessert die Situation, denn die Herausforderungen sind komplex. Die Zivilgesellschaft und Kommunen können Umweltgerechtigkeit vor Ort aktiv mitgestalten und Impulse in die Bundespolitik geben. Der Leitfaden enthält neben Problemanalysen gelungene Beispiele und Handlungsempfehlungen. Er stellt die übergeordneten Schlüsselfaktoren „Beteiligung, Kooperation und äußere Rahmenbedingungen“ vor. Zudem geht er auf die vier zentralen Bereiche „Stadtentwicklung, Grün im Stadtquartier, Energiegerechtigkeit sowie Verkehr und Lärm“ ein. (vg) Die Broschüre können Sie kostenlos bestellen bei: Deutsche Umwelthilfe, Verena Gal, gal@duh.de

Förderer:

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magazin n Klimaschutz

Was bringt der Weltklimagipfel in Paris? Ende November 2015 trifft sich die internationale Staatengemeinschaft zum 21. Mal, um sich auf wichtige Klimaschutzziele zu einigen. Die Erwartungen sind groß. Intakte Natur hilft dem Klima: Regenwälder und andere Ökosysteme speichern Kohlenstoff

Mit seiner Installation „Arche Noah“ stimmt der Künstler Gad Weil Paris auf den Weltklimagipfel ein.

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n zwei Monaten blickt die Welt auf Paris. Die 21. UN-Klimakonferenz könnte ein Treffen von historischem Ausmaß werden. Verabschiedet werden soll nichts Geringeres als eine neue internationale Klimaschutz-Vereinbarung in Nachfolge des Kioto-Protokolls. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat im Sommer beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau eine weltweite Dekarbonisierung bis zum Ende des Jahrhunderts versprochen. Zum Jahrhundertwechsel sollen klimaschädliche Prozesse durch solche ersetzt sein, bei denen die Freisetzung des Klimatreibers Kohlenstoffdioxid unterbleibt oder kompensiert werden kann. Dieser Ankündigung müssen jetzt Taten folgen, die die Kanzlerin allerdings in Deutschland bislang vermissen lässt. Stattdessen wischte sie die sinnvolle Klimaabgabe auf Kohlekraftwerke vom Tisch und beugte sich dem Druck der Kohlelobby. 20 Jahre nachdem Merkel als junge Bundesumweltministerin in Berlin an der ersten Klimakonferenz teilnahm, wird sich zeigen, ob sie klimapolitisch mehr hinterlässt als leere Ankündigungen.

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kohlenstoffspeichernden Regenwälder, zum Gesamtpaket. Zu den kurzfristigen Zielen des Pariser Abkommens, sollte es erfolgreich sein, wird das EU-Klimaschutzziel von minus 40 Prozent Treibhausgasausstoß bis 2030 (gegenüber 1990) gehören. Die langfristigen Leitplanken sind das ZweiGrad-Ziel und das auf dem G7-Gipfel in Elmau diskutierte Dekarbonisierungsziel für die globale Wirtschaft. Weil diese politische Festsetzung auf wissenschaftli-

Freiwillige Ziele bieten eine Chance International betrachtet sind die Voraussetzungen für einen Erfolg in Paris gut. Erstmals soll ein Paket zur Minderung des Treibhausgasausstoßes in Industrie- und Schwellenländern geschnürt werden. Im Gegensatz zur Konferenz in Kopenhagen im Jahr 2009, die an dem Versuch scheiterte, ein globales Klimaschutzziel auf einzelne Länder herunterzubrechen, setzen die Mitglieder der Klimarahmenkonvention diesmal auf freiwillige Ziele. Diese sollen regelmäßig kontrolliert und fortgeschrieben werden, idealerweise im Fünf-Jahres-Rhythmus. Staaten wie den USA oder China, die einen völkerrechtlich verbindlichen Fahrplan zur Treib­ hausgasreduktion ablehnen, hätten dann die Möglichkeit, einem solchen Abkommen beizutreten. Gleichzeitig wollen sich die Vertragsstaaten auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereiten. Deshalb sollen sie sich auch Ziele zur Klimaanpassung setzen. Drittens gehört der Schutz der Ökosysteme, vor allem der

Angela Merkel und Barack Obama am Rande des G7-Gipfels auf Schloss Elmau.

chen Erkenntnissen über die Folgen der globalen Erwärmung erfolgte, ist es wichtig, an diesem Ziel festzuhalten, auch wenn die heute vorliegenden politischen Vereinbarungen das Ziel realistischerweise noch nicht erreichen. Um den notwendigen Technologiewechsel, wie er


magazin n Verbraucherschutz

Schlecht verpackt. Wie die Chemie in den Saft kommt. Vor neun Jahren deckte die DUH einen Lebensmittelskandal auf. Jetzt haben Verbraucher endlich Klarheit über die teilweise gefährlichen Chemikalien in Verpackungen von Getränken, Müsli und Mehl.

A

Der Kohleausstieg muss kommen Wenn der Klimagipfel in Paris erfolgreich werden soll, sind noch zahlreiche Hürden zu nehmen. Die EU muss ihr eigenes Klimaschutzziel mit überzeugenden Maßnahmen unterfüttern und idealerweise nachbessern. Sie muss außerdem mehr Geld in die Hand nehmen, um die ärmsten Entwicklungsländer bei der Einführung nachhaltiger Technologien und der Klimaanpassung zu unterstützen. Deutschland steht unter besonderer Beobachtung und muss nachweisen, dass Energiewende und Klimaschutz Hand in Hand gehen. Das wird nicht ohne ein langfristiges Bekenntnis zum Kohleausstieg gehen. Dennoch: Die Voraussetzung für ein globales Klimaschutzabkommen, das diesen Namen verdient, war schon lange nicht mehr so gut wie heute. Politik, Wirtschaft und globale Gesellschaft wären verantwortungslos, wenn sie diese Chance nicht ergreifen. (smk, dh) n

Im Juni 2015 entschied das Bundesverwaltungsgericht, dass Behörden Informationen über Belastungen durch Druckchemikalien in Lebensmitteln herausgeben dürfen – selbst dann, wenn das betroffene Unternehmen diese als falsch ansieht. Das Urteil ist ein Meilenstein im Verbraucherschutzrecht und sagt nichts weniger, als dass jeder Verbraucher ein Recht hat zu wissen, ob ein Produkt lebensmitteltauglich verpackt ist. Dafür kämpfte die DUH neun Jahre lang. Mit Erfolg. Wer heute wissen will, ob er es mit gefährlichen Chemikalien zu tun hat, die über die Verpackung in das zu schützende Lebensmittel gelangt sein könnten, wird nicht länger auf den Widerstand von Behörden stoßen, die dies als „Betriebsgeheimnis“ einstufen. Zuständig für Auskünfte ist das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. (dh) n Weitere Informationen: http://l.duh.de/itxinfo

Verbraucherschutzministerium schützt die Industrie, nicht die Verbraucher Es war ein beispielloser Fall von Verbrauchertäuschung. Die DUH zog vor Gericht und verlangte Einsicht in die zurückgehaltenen Dokumente. Es sollte drei Jahre dauern, bis das dann von Ilse Aigner (CSU) geführte Ministerium zur Herausgabe der Akten über die ITX-Kontamination von Getränkekarton-Säften gezwungen wurde. Weitere sechs Jahre zogen ins Land, bis Gerichte auch die Versuche der Industrie stoppten, die Herausgabe der sensiblen Dokumente zu verhindern.

Foto: Rolf van Melis/pixelio.de

in Deutschland mit der Energiewende angestrebt wird, global einzuleiten, ist das von den Europäern vorgeschlagene Ziel einer vollständigen Dekarbonisierung der globalen Wirtschaft – also ihrer CO2-Neutralität – bis zum Ende des Jahrhunderts wohl noch bedeutsamer. Eine solche müsste im Land der Energiewende, Deutschland, bis spätestens 2050 erfolgen und in den Entwicklungs- und Schwellenländern entsprechend einige Jahrzehnte später. Die Klimaabgabe auf Kohlekraft zu streichen, war da nicht hilfreich. Wir brauchen eine solche Grundsatzentscheidung, die Technologiepfade vorgibt und Investitionssicherheit schafft.

ngefangen hat alles mit Saft. 2006 fand die DUH heraus, dass Farben, die zum Bedrucken von Getränkekartons verwendet wurden, Fruchtsäfte und Nektare kontaminieren. In den untersuchten Produkten war im wahrsten Sinne des Wortes drin, was außen drauf stand. Leider nur nichts Gutes: denn niemand möchte die Druckchemikalie Isopropylthioxanthon (ITX) trinken. ITX gilt ab einer Konzentration von mehr als sechs Milligramm je Kilogramm Trockenmasse als gesundheitlich bedenklich. Die DUH machte die Fakten öffentlich. Aber der eigentliche Skandal sollte erst kommen. Denn das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, damals unter Horst Seehofer (CSU), hielt schützend die Hand über die Hersteller der belasteten Lebensmittel. Die Ergebnisse behördlicher ITX-Untersuchungen blieben unter Verschluss und betroffene Säfte weiterhin in den Verkaufsregalen stehen. Und das obwohl die Lebensmittelüberwachungsbehörden herausgefunden hatten, dass auch Müsli, Mehl, Tütensuppen, Cornflakes und Reiswaffeln mit Druckchemikalien belastet waren.

Gefahr aus der Verpackung Wie Druckchemikalien unsere Lebensmittel belasten und der Staat dabei zusah Hintergrundpapier zur DUH-Pressemitteilung vom 11. August .2015

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magazin

Ahrenshoop

n Biologische Vielfalt OSTSEE

Mit Beppo zum Sanften Tourismus

Warnemünde Heiligendamm

Rostock

Lübecker Ein GNF-Projektteam sucht gute Beispiele für nachhaltiges Tourismus-Management. Auf derInsel Schwäbischen Alb Bucht

hat das Team einen wahren Vorzeige-Campingplatz entdeckt.

Klütz übeck

IhAhh! Ein markerschütternder Schrei durchdringt die morgendliche Stille am Campingplatz „Hofgut Hopfenburg“ oberhalb von Münsingen, mitten im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Beppo ist also wach. Der Poitou-Esel ist neben Waldschafen und Hinterwälder-Rindern eine von drei seltenen Haustierrassen, die auf dem Hofgut eine Heimat finden.

Ideenreiches Management Auf den Terrassen oberhalb des Hofgutes summen Bienen und Hummeln in den Blumenwiesen um die Zelte. Gemäht werden diese Wiesen nur nach Bedarf, in der Nähe von Jurten und Wagen frühestens einmal im Herbst. Plätze für Zelte werden nach und nach freigemäht, so wie Camper kommen. Bei der Neuanlage vor fünf Jahren setzte Manager Andreas Hartmaier viele gute Ideen um. Nach Bodenproben haben Fachleute eine artenreiche, standortgerechte Saatgutmischung zusammengestellt. Auf einem ehemaligen Maisacker ist so auf drei Hektar Fläche wertvoller Magerrasen entstanden. An den Übergängen zwischen den Terrassen liegen 24 Themengärten: Schmetterlingsblumen, Düfte der Provence, Küchenkräuter und weiteres mehr. Ein Gürtel mit 300 neu

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MECKLENBU

Poel

Wismar

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und Reisebüros Selbst-Checks in Sachen 106 Güstrow Biodiversität erstellt. Damit können Un104 ternehmer Schweriner feststellen, in welchem104Maß 103 SeeVielfalt stärken und könsie Biologische DobbertinKrako nen geeignete Aktivitäten ableiten. Eigens See Goldberger Schwerin entwickelte Biodiversitätskriterien bieten See dafür die Grundlage. Ein umfassender Zarrentin 241 Malcho Wissenspool mit zahlreichen guten BeiPlaue 24 See Campinggäste spielen, Veröffentlichungen, gesetzlichen können SchäferBoitzenburg Parchim das Grundlagen und Kontakten unterstützt 106 wagen, kirgisische (Elbe) Tourismusmanagement dabei. Jurten oder monRedefin Aktuell prüfen die Naturschutzfachgolische Gers für Ludwigslust Elb leute, wie diese Kriterien außerdem wirdie Übernachtung e BRANDEN mieten, wenn sie kungsvoll in Standards und Label integriert nicht mit eigenem werden können, die in der TourismusbranZelt anreisen. che vielfach Anwendung finden. Im Management ist es also nur mehr eine Frage des Wollens und nicht mehr des Wissens, wie Biologische Vielfalt und Tourismus gepflanzten Hochstammobstbäumen zusammengehen. umgibt das Gelände. Beppo ist das alles herzlich egal. Er Das Hofgut Hopfenburg ist ein Musgenießt, dass die Kinder der Gäste ihm terbeispiel für nachhaltigen und biodibei jeder Gelegenheit den Pelz kraulen. versitätsfreundlichen Tourismus. Von den „Die Gäste kommen immer wieder, sie Baustoffen, etwa einfache Holzbretter finden hier genau, wonach sie suchen“, aus regionalen Sägewerken, bis hin zur sagt Hartmaier zufrieden. (ts, mr) Verbannung von Autos ist an alles gen dacht worden. Und im Hofladen gibt es Förderer: nur Regionales, Bio und Fair.

Biologische Vielfalt im Selbst-Check Das Management ist entscheidend und kann einiges für Mensch und Natur bewirken, das ist hier offensichtlich. Hartmaier hat sich im Projekt „Biodiversität auf Campingplätzen“ von Global Nature Fund und Ecocamping angemeldet. Neue Flächen für den Naturschutz schaffen, gute Ideen auf Campingplätzen sammeln und bei anderen Campingunternehmern verbreiten, sind die wesentlichen Inhalte dieses Projektes. Der GNF will dazu beitragen, dass sich Biodiversität als Teil der Corporate Social Responsibility und damit als Managementaufgabe im Tourismus etabliert. Gemeinsam mit den Projektpartnern Ecotrans und Adelphi hat der GNF für Beherbergungsbetriebe, Campingplätze, touristische Regionen, Reiseveranstalter

n Am Chiemsee ist ein Angebot für Naturerleben entstanden: Der Chiemsee-Naturführer-Verein hat einen Wanderpfad neu ausgebaut und barrierefrei gestaltet. Mit dem im Frühjahr installierten Spektiv ist die Natur zum Greifen nah. Der Optikhersteller Meopta unterstützt das Projekt im GNF-Netzwerk „Lebendige Seen Deutschland“.


Boddenlandschaft Neu Murkran

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Teterow n Meeresnaturschutz96 Tollensesee

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n Lebendige Flüsse

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Schutzgebiete in Gefahr

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magazin OSTSEE

Klepelshagen

Neubrandenburg

Tollense den ersten Blick seeist die Pommersche Bucht ein Paradies für Wasservö-

gel. Sie MÜRITZ steht als Natura 2000-Gebiet unter Schutz. Nur auf dem Papier?

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Müritz- NATIONALsee PARK

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NBURG

Neustrelitz

eeresvögel finden hier Ruhezo96 nen und ergiebige Nahrungsgründe.“ Ulrich Stöcker, Bereichsleiter Naturschutz der DUH, spricht über das Vogelschutzgebiet Pommersche Bucht. Es liegt vor der Küste östlich von Rügen; die Ferieninsel Usedom trennt das 2.000 Quadratkilometer große Schutzgebiet vom DUH-Projektgebiet ums Stettiner Haff. Seit 2005 steht die Pommersche Bucht unter Naturschutz. „Im September ist gerade die Mauserzeit der Trauer- und Samtenten abgeschlossen“, sagt Stöcker. Die Mauser ist für Wasservögel eine besonders gefährliche Zeit. Ihre Flügelfedern fallen gleichzeitig aus. Die Vögel sind damit flugunfähig und besonders stressanfällig. Außerdem benötigen sie größere Nahrungsmengen, um die verminderte Körperisolierung und das Wachstum der neuen Federn auszugleichen. Die Enten ernähren sich vor allem von Muscheln, die sie beim Tauchen in den Riffen finden. Für Meeresenten ist das Gebiet auch zum Überwintern unersetzlich. Enten, Gänse, Taucher, Schwäne und viele andere Wasservögel kommen ab Oktober aus Skandinavien und Sibirien und bleiben je nach Vogelart bis Februar oder Anfang Mai. In den Wintermonaten müssen sie ihre Fettreserven besonders hüten; bei Kälte und knapper Nahrung bedeutet jedes Auffliegen einen gefährlichen Energieverlust. Deshalb brauchen Wasservögel störungsfreie Areale. In der südlichen Ostsee ist dies fast ausschließlich das Vogelschutzgebiet der Pommerschen Bucht, denn andere Gebiete sind noch viel stärker vom Schiffs- und Bootsverkehr beeinträchtigt.

Prenzlau Auch in extrem kalten Wintern bleiben Teile der Bucht eisfrei, so dass die Wasservögel überhaupt Nahrung finden. Allein 130.000 Eisenten halten sich im Winter und Frühjahr im Schutzgebiet auf, das ist ein Großteil des Überwinterungsbestands der deutschen Ostsee.

Fischotterschutz

S

eit 2012 hat die DUH Artenschutzmaßnahmen in Thüringen auf den Weg gebracht, die dem Fischotter zugute kommen: Unter 17 Brücken wurden mit Hilfe der DUH Bermen eingebaut, die der Otter als Laufwege entlang des Flusses nutzt. Denn: Endet das Flussufer direkt am Brückenbauwerk, weicht der Wassermarder aus und begibt sich auf die Straße. Bisher kamen alle in Thüringen tot aufgefundenen Fischotter durch den Straßenverkehr ums Leben, die Hälfte davon an Brücken. Um Fachleuten in Planungsbüros und Behörden das Problem und die möglichen Lösungswege zu veranschaulichen, hat die DUH einen Film produziert. Er erklärt, warum Bermen dem Fischotter helfen und wie sie gestaltet sein müssen. Detaillierte Empfehlungen für Umbau-Vorhaben an bestehenden Brücken hat die DUH in einem Handlungsleitfaden zusammengefasst. Die DUH begleitet das Artenschutzprojekt mit Umweltbildungsangeboten: Mit zwei neu entwickelten Ausmalbögen kommen Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren dem Fischotter auf die Spur. (jk) n

Förderer: Eisente

Meeresvögel ertrinken in Netzen Etwa 70 Prozent der deutschen Küstengewässer sind formal unter Schutz gestellt. Doch effektive Schutzkonzepte fehlen. Deshalb haben die DUH und sechs weitere Umweltverbände die Bundesregierung im Februar 2015 verklagt. „Deutschland versagt, wenn es in einem seiner wertvollsten Vogelschutzgebiete Arten und Lebensräume nicht einmal vor den größten Beeinträchtigungen schützt“, erklärt Stöcker. Für das Gebiet gibt es bis heute keinerlei Beschränkungen ökologisch unverträglicher Fischerei etwa mit Stellnetzen. In ihnen sterben etliche Schweinswale und Meeresvögel. Die Zahlen sind alarmierend: Seit 1995 sind die Bestände von Bergente, Eiderente und Eisente um über 60 Prozent zurückgegangen. (jk) n

Handlungsleitfaden, Film und Ausmalbögen sind hier als Download erhältlich: http://l.duh.de/fofilm

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themen magazin n Lebendige Flüsse

Im Einsatz für Flüsse und Seen Jugendliche präsentierten EU-Politikern ihr Manifest für den Gewässerschutz.

N

ach wochenlangen Vorbereitungen ging es Mitte Juli endlich los. 56 Jugendliche aus 14 Ländern reisten als Botschafter der Jugendkampagne „Big Jump Challenge“ nach Brüssel. Im Gepäck hatten sie klare Forderungen: Der Schutz wilder Flusslandschaften muss höchste Priorität haben, Gesetze gegen Wasserverschmutzung müssen besser durchgesetzt werden, Flüssen und ihren Auen soll Raum gegeben werden. Außerdem wünschen sich die Kampagnenteilnehmer im Alter zwischen 14 und 26 Jahren mehr Aufklärung in Schulen und Universitäten hinsichtlich der weltweiten Süßwasserproblematik. „Wir erben Wasser nicht von unseren Vorfahren, sondern wir leihen es uns von zukünftigen Generationen“, so steht es in dem Manifest. „Bevor wir nach Brüssel gefahren sind, haben wir Spaziergänger auf das

Caro, Isabell und Esther aus Nagold waren in Brüssel mit dabei.

Müllproblem in unserem Fluss angesprochen“, erzählen drei Schülerinnen aus Nagold (Baden-Württemberg), die gemeinsam mit DUH-Projektmanagerin Sabrina Schulz und zwei weiteren Teams

aus Deutschland vor Ort waren. Sie wollen ihre Mitmenschen auch weiterhin auf solche Missstände aufmerksam machen.

Ungelöste Probleme Dass die Jugendlichen genau jetzt ihr Wassermanifest in Brüssel überreicht haben, hat einen Grund: Ein wichtiges Ziel der EU-Politik ist gescheitert. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie gibt vor, dass bis Ende 2015 alle Flüsse und Seen in einem „guten Zustand“ sein sollen. Doch europaweit erreichen 47 Prozent der Gewässer die ökologisch und chemisch-physikalisch definierten Kriterien nicht. In Deutschland verfehlen das Ziel je nach Region sogar zwischen 82 und 98 Prozent der Gewässer. (akm) n

Förderer des Netzwerks „Lebendige Flüsse“:

Foundation

n Schulen für eine Lebendige Elbe

Biologie, Geografie, Lagerfeuer

K

eschern, wiegen, rechnen, auswerten. Schülerinnen und Schüler im Alter von 11 bis 16 Jahren waren im September in den zwei Umwelt-Camps der DUH mit Eifer dabei. Sie bestimmten die Gewässergüte der Wesenitz, eines Nebenflusses der Elbe und besuchten eine Wasserkraftanlage. Später stand das Thema Tourismus auf dem Programm: Verändert er eine Region? Bietet er eine Chance für den Naturschutz, weil immer mehr Feriengäste nach intakten Landschaften suchen? Zu solchen Fragen rund um Fließgewässerschutz und Regionalentwicklung erarbeiteten die Jugendlichen Präsentationen und stellten der gesamten Gruppe ihre Ergebnisse vor.

Die Jugendlichen entfernen Indisches Springkraut, einen Neophyt, der die heimische Flora verdrängt.

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Das Netzwerk verbindet Seit 1998 bietet die DUH an verschiedenen Orten im Einzugsgebiet der Elbe solche Camps an; 2015 fand in Sachsen das 20. Camp statt. Das Umweltmobil der Sächsischen Landesstiftung für Natur

und Umwelt wirkt seit vielen Jahren als verlässlicher Partner bei den Gewässergüte-Untersuchungen mit. Seit Beginn der Veranstaltungsserie leistete das Sächsische Staatsministerium für Kultus finanzielle Unterstützung. DUH-Projektmanagerin Ines Wittig hat – wie jedes Jahr – das Programm gemeinsam mit Lehrerteams aus den acht teilnehmenden Schulen erarbeitet. „Lehrerinnen und Lehrer schätzen unsere Vorbereitungstreffen, weil sie hier viele Anregungen für fächerverbindendes Arbeiten mitnehmen“, sagt Wittig. Die Teilnahme steht allen Schultypen offen. Anderenorts haben Schulen das Konzept übernommen, zum Beispiel an der Werra und am Neckar. (jk) n Förderer:


magazin

n Termine

Naturschutztage am Bodensee Artenschutz für die Wildkatze, Freihandelsabkommen, Verkehrsentwicklung – diese und andere Themen stehen vom 3. bis 6. Januar 2016 auf dem Programm der 40. Naturschutztage in Radolfzell. Anlässlich des Jubiläums konnten die Organisatoren BUND und NABU BadenWürttembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann für einen Festvortrag gewinnen. Ehrenamtliche und hauptamtliche Umweltschützer können sich bei mehr als 25 thematisch breit gestreuten Vorträgen, Seminaren, Foren und Exkursionen fortbilden und austauschen. Die Veranstaltung wird n von der DUH unterstützt. Programm und Anmeldung: www.naturschutztage.de

Lebendige Flüsse-Tagung Die ARK Foundation und die DUH laden zur Tagung am 29. und 30. Oktober 2015 in den Gelderse Poort (Niederlande) ein. Bitte beachten Sie den geänderten n Termin! Informationen: www.duh.de Anmeldung: Deutsche Umwelthilfe Ines Wittig, wittig@duh.de

n Entwicklungszusammenarbeit

Von der Natur gelernt Unbehandelte Abwässer belasten in vielen Regionen der Erde Feuchtgebiete und Gewässer. Vor allem in ländlichen Gebieten von Entwicklungsländern ist das ein häufiges Problem. Wasserpflanzen können Abwasser sehr effektiv reinigen. Diese Eigenschaft machen sich Pflanzenkläranlagen, auch Grünfilter genannt, zunutze. Sie bestehen aus offenen Kanalsystemen mit schwimmenden Wasserpflanzen und fügen sich harmonisch in das Landschaftsbild ein. So entstehen sogar neue Lebensräume für bedrohte Arten, vor allem Reptilien und Amphibien. Die relativ kostengünstigen Grünfilter benötigen wenig Wartung und Energie. Ihre Wirkungsweise gleicht dem natürlichen Prinzip des Schadstoffabbaus in Feuchtgebieten. Die Wurzeln der Wasserpflanzen dienen als Substrat für Nutzbakterien und bilden das Herzstück für Fil­ tration und Reinigung. Bis zu 95 Prozent der Krankheitserreger und unerwünschten Nährstoffe bauen sie ab. Damit übertreffen sie oftmals sogar den Wirkungsgrad herkömmlicher Kläranlagen.

Grünfilter im Bau (oben) und bei der Einweihung im Juni 2015

ten sind hier nachgewiesen. Als Beitrag zum Schutz von Wasser- und Feuchtlebensräumen haben der GNF und die kolumbianische Naturschutzorganisation »

Die Projektarbeit des Global Nature Fund wird unterstützt von:

Pilotprojekt startet in Kolumbien

Braucht lebendige Flüsse: der Eisvogel.

In nahezu allen Entwicklungsländern fließen Haushaltsabwässer der ländlichen Regionen unbehandelt in die Landschaft. Dies ist nicht nur ein hygienisches Problem für Anwohner, sondern belastet das ökologische Gleichgewicht von Feuchtgebieten, Sümpfen, Lagunen und Flüssen. In Kolumbien, wo Naturschätze und Wasserressourcen unerschöpflich scheinen, leiden manche Gebiete immer stärker unter deren Verschmutzung. Das Land am Äquator gehört zu den artenreichsten der Erde: Allein 3.500 Orchideenarten und über 1.700 Vogelar-

Stiftung Ursula Merz

www.meopta.com

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magazin

Fundación Humedales das Green FilterPilotprojekt gestartet. 2013 haben die beiden Projektpartner in der Gemeinde San Miguel de Sema einen ersten Grünfilter gebaut. Hier wurden Wasserhyazinthen (Eichhornia crassipes) verwendet, deren stark entwickeltes Wurzelsystem eine große Kontaktfläche bietet. Das Projektteam hat die regionalen Wasser- und Umweltbehörden sowie die Bevölkerung intensiv

einbezogen. Viele Dorfbewohner halfen beim Bau und besuchten Informationsund Trainingsveranstaltungen, um die Grünfilter später warten zu können. Eine zweite Pilotanlage entstand Anfang 2015 in der Gemeinde Susa. Sie ist etwa fünf Mal größer als die erste und reinigt das Abwasser von über 1.000 Einwohnern. Zwei weitere Green Filter werden in Kolumbien bis Ende 2015 fertiggestellt.

In Mexiko, Südafrika und auf den Philippinen baut der GNF mit regionalen Partnern derzeit ähnliche Anlagen. Insgesamt werden etwa 7.000 Menschen von einer verbesserten Wasserqualität profitieren. (ug) n Förderer:

Stiftung Ursula Merz

n Entwicklungszusammenarbeit

Im Schatten des Regenwaldes In abgelegenen Regenwald-Regionen Paraguays bietet ein Mate-Tee-Projekt den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe. Auch für den Waldschutz ist das ein Gewinn. Paraguay in den 1970er Jahren: Die Regierung verkauft große Waldstücke an internationale Holzfirmen und Agro-Industrielle. Innerhalb weniger Jahrzehnte verliert das Land einen Großteil seiner Urwälder. Doch Naturschutzorganisationen gelang es, rund 66.000 Hektar intakten Regenwald zu bewahren. Anfang der 1990er Jahre entstand im Osten Paraguays das Bosque Mbaracayú Biosphärenreservat. Es umfasst ein Primär-Regenwaldgebiet sowie trockene Savanne. Diese Landschaften zeichnen sich durch eine äußerst große biologische Vielfalt aus. Seltene Tierarten wie Goldtukan, Riesengürteltier und Waldhund leben hier. Der Wald in der Pufferzone zum Reservat ist Heimat für 16.000 Menschen, da­runter viele Indigene und Kleinbauern. Bislang lebten die Familien am Rande des Biosphärenreservats ausschließlich von SelbstversorgerLandwirtschaft, die jedoch kaum ihre eigenen Bedürfnisse decken konnte.

den Yerba Mate-Tee. Das Projektteam hat einen Trockner und Gerätschaft für das Verpacken der Teeblätter bereitgestellt. Alle Familien können an Fortbildungen und technischen Schulungen teilnehmen. Die Kleinbauern verarbeiten die Mateblätter nun selbst und erzielen mit ihrem hochwertigen, bio-zertifizierten Produkt gute Preise. Über eine paraguayische

Alte Nutzpflanze birgt Chancen Der Anbau der traditionellen Nutzpflanze Yerba Mate ist für die hiesigen Bauern ein wichtiger Teil ihrer Kultur. Das seit Jahrhunderten bekannte Getränk und die damit verbundene Tee-Zeremonie stiften Identität. Pelagio Martinez, der seit 21 Jahren in seiner Gemeinde als Landwirt arbeitet, ist dankbar für die Impulse aus dem Projekt: „Die Einnahmen aus Yerba Mate sichern die Ausbildung und die Zukunft unserer Kinder. Außerdem fördert das Projekt traditionelle Anbaumaßnahmen zum Schutz des Waldes, die in der Gegend hier in Vergessenheit geraten waren.“ (jps) n

Traditioneller Mate-Anbau lebt auf 2013 haben der Global Nature Fund und die Fundación Moises Bertoni ein gemeinsames Projekt gestartet, welches neue Einkommensquellen erschließt. 90 Familien, die bereits seit über 20 Jahren in der Region leben, erlernen nachhaltige Anbaumethoden für den schattenlieben-

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Firma exportieren sie den Tee vor allem nach Argentinien und Brasilien. Das Projekt lässt eine traditionelle Anbauform aufleben: Unter einheimischen Bäumen gepflanzt, wächst Mate optimal. Dies verschafft den Menschen ein ausreichendes Einkommen und ergänzt die Selbstversorger-Landwirtschaft so gut, dass die Bauernfamilien nicht ständig neue Anbauflächen gewinnen müssen. Die Rodungen, die sie bis vor kurzem aus der Not heraus praktizierten, konnten so gestoppt werden.

Förderer: Mario Saavedra baut Mate an und erwirtschaftet damit erstmals ein eigenes Einkommen. Oben: Goldtukan


magazin n Hand in Hand-Fonds

Millionen Jahre überlebt, und jetzt? Meeresschildkröten gehören zu den ältesten noch lebenden Reptilien. Weltweit gibt es sieben Arten – alle sind vom Aussterben bedroht.

deren Eier Wilderern zum Opfer. Der Hand in Hand-Fonds unterstützt zwei Organisationen, die Meeresschildkröten erfolgreich helfen.

Im Persischen Golf

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eit über 225 Millionen Jahren durchqueren Meeresschildkröten die Weltmeere. Man findet sie in Küstennähe und auf hoher See, vor allem in tropischen und subtropischen Breiten. Nur zur Eiablage gehen die Weibchen an Land und kehren dabei immer an den Strand ihrer eigenen Geburt zurück. Vorgänger der Meeresschildkröten lebten an Seen und Teichen, später wurde das Meer ihr Lebensraum. Ihre Extremitäten wandelten sich zu Flossen um. Kopf und Flossen können die Tiere nicht in den stromlinienförmigen, flachen Panzer einziehen. Schildkröten wachsen ein Leben lang. Die Lederschildkröte ist mit einer Panzerlänge von bis zu zwei Metern die größte meeresbewohnende Art. Sie kann eine halbe Tonne schwer werden. „Sie haben die Dinosaurier überlebt und den Kontinentalverschiebungen getrotzt, doch heutzutage steht das Überleben der Meeresschildkröten ernsthaft in Frage“, sagt Birgit Braun, Geschäftsführerin der Aktionsgemeinschaft Artenschutz e.V. (AGA). Immer mehr Tiere sterben als Beifang in den Netzen von Fischfangflotten. Viele Schildkröten verenden, weil sie eine Plastiktüte für Nahrung halten und fressen. Der Bau von Straßen oder Hotels zerstört die Niststrände und vielerorts fallen erwachsene Weibchen oder

Auf der iranischen Urlaubsinsel Kisch entstehen immer mehr Hotels und Apartmenthäuser, der Fischfang nimmt zu und internationale Kriegsschiffe sowie Öltanker haben den Persischen Golf verschmutzt. Die zahlreichen Umweltbelastungen schaden den Beständen der Grünen Meeresschildkröte und der Echten Karettschildkröte. Ein Strandabschnitt von einem Kilometer Länge ist als staatliches Schutzgebiet ausgewiesen. Für dessen Erweiterung setzt sich die AGA gemeinsam mit örtlichen Naturschützern ein. Die Umweltverbände haben wissenschaftliche Daten über die Meeresreptilien gesammelt und damit die Basis für ein langfristiges Schutzkonzept geschaffen. Die AGA will bei Inselbewohnern und Touristen Verständnis für die Tiere wecken. Derzeit entstehen eine Ausstellung und ein Malbuch in persischer Sprache. Kinder erfahren in AGA-Umweltbildungskursen an der eigenen Schule beispielsweise, dass Plastiktüten gefährlich für Schildkröten und andere Meeresbewohner sind. Mit einer selbst bemalten Stofftasche, die sie mit nach Hause neh-

men, können sie dieses Wissen an ihre Eltern weitergeben.

Erfolg auf Boavista Wilderei war das Hauptproblem auf der Insel Boavista, wo die weltweit drittgrößte Nistpopulation der Unechten Karettschildkröte vorkommt. Die Insel gehört zu den vor der Westküste Afrikas liegenden Kapverden. Hier startete die internationale Stiftung Turtle Foundation 2008 ein Schutzprogramm. Seitdem Artenschützer während der Nistsaison ständig die Strände bewachen, ist die Anzahl gewilderter Tiere um 95 Prozent gesunken. Mit Aufklärung in den Schulen und Strandsäuberungsarbeiten führt die Turtle Foundation ihre Arbeit fort. Schrittweise will sie die Verantwortung für den Artenschutz in die Hände der Bevölkerung legen. (jk) n

Der Hand in Hand-Fonds ist eine ge­meinsame Initiative von Deutscher Umwelthilfe und Rapunzel Naturkost für eine gerechtere Welt und lebenswerte Umwelt.

Oben: Nachts bewachen Wildhüter die Niststrände. Nach der Eiablage markieren sie jedes Weibchen, um Daten über Wanderungen zu sammeln. Oben rechts: frisch geschlüpfte Jungtiere. Strandsäuberungs­ aktion auf Boavista.

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Unbekannte Tierart

Menschenscheu und nachtaktiv

Goldkehlchen im Pelz Sein Revier sind die Baumkronen, er ist ein Raubtier und sein Fell war einmal sehr begehrt: der Baummarder. n von Christine Göcke

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utos und Menschen sind dem Baummarder fremd. Im Gegenteil: Sein Revier liegt außerhalb menschlicher Siedlungen – er lebt ausschließlich in ausgedehnten Wäldern mit viel totem Holz und Höhlenbäumen. Sein festes Revier durchstreift er meist als Einzelgänger und vererbt es weiter. Der Steinmarder, auch Automarder genannt, lebt dagegen in der Nähe der Menschen, meidet aber freies Gelände. Beide Arten sind sehr reviertreu: beansprucht ein fremder Steinmarder einen neuen Motorraum, wird beim Kampf schon mal das eine oder andere Kabel durchgebissen. Der Baummarder dagegen trägt seine Revierkämpfe – der Name lässt es erahnen – vor allem in den Bäumen aus.

Der „Edelmarder“ wurde von Pelzjägern unerbittlich gejagt.

Akrobat der Bäume Hochbeiniger und leichter gebaut als sein gedrungener Verwandter, klettert der Baummarder sehr behände Bäume hinauf und hinunter. Auch Sprünge von bis zu vier Metern sind keine Seltenheit. Der lange Schwanz hilft ihm, seine akrobatischen Luftsprünge zu steuern. Dabei jagt er bevorzugt in der Dämmerung und Dunkelheit kleine Säugetiere, stiehlt Eier und verschmäht auch keine Beeren oder Wurzeln. Auf sogenannten Marderpässen kann er nachts bis zu sieben Kilometer zurück-

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Unbekannte Tierart

legen. Sie werden von ihm regelmäßig markiert. Auf seinen Revierstreifzügen bewegt sich der Marder in verschiedenen Gangarten: Ist er auf der Flucht oder auf der Jagd, hüpft er mit langen Paarsprüngen vorwärts – zuerst mit den Vorderläufen springend, setzt er dann die Hinterläufe an die gleiche Stelle. Ist er entspannt, hüpft er in kurzen Dreisprüngen durch die Landschaft. Dabei trifft der eine Hinterlauf häufig in die Vorderlaufspur. Vieles an ihm ist dreieckig: der spitze Kopf, der ihm ein wildes Aussehen verleiht, die Ohren und auch die braune Nase. Der Kehlfleck ist im Gegensatz zum Steinmarder gelblich. Wegen seines Winterfells wurde er viele Jahrhunderte gejagt und ist vielerorts selten geworden. Aus dieser Zeit stammt auch der Name Edelmarder. Der Versuch, die Tiere zu züchten, scheiterte: Sie bekommen in Gefangenschaft nur wenig Nachwuchs, fressen aber viel. Winterruhe kennt der Allesfresser nicht: Sein dickes Fell isoliert den Köper. Auch ist in dieser Jahreszeit der Tisch reich gedeckt: Seine Beutetiere kommen im Schnee nur langsam vorwärts.

Steckbrief: Baummarder (Martes martes) Verwandtschaft: Der Baummarder gehört zur Familie der Marder. Der Steinmarder ist mit ihm verwandt, lebt aber in der Nähe der Menschen. Auch Fischotter, Iltis, Dachs und Wiesel gehören zur Familie.

Aussehen und Größe: Kopf ist schlank und dreieckig, die Ohren sind dreieckig und gelb gerändert, die Nase braun, das Fell ist dunkelbraun, der Kehlfleck ist gelblich, gabelt sich aber nicht an den Vorderläufen. Das Den Baummarder kennzeichnen der gelbe, abgerundete Kehlfleck und die dunkel gefärbte Schnauze.

Tier hat eine Körperlänge von 45 bis 58 Zentimetern, wobei die Fähe etwas kleiner ist als das Männchen. Ein Baummarder kann zwischen 800 bis 1800 Gramm auf die Waage bringen, seine Schwanzlänge misst 16 bis 28 Zentimeter.

Lebensraum und Lebensweise: Weite Teile Europas (mit Ausnahme von Island) und Westasiens

Warten auf bessere Zeiten

sind Verbreitungsgebiete des Baummarders. Als Einzelgänger

Mit zwei Jahren werden die Baummarder geschlechtsreif. Sie paaren sich in der sogenannten Ranzzeit – im Sommer. Dabei toben sie mit lauten Schreien nachts durch die Baumkronen. Um die Jungen unter günstigen Bedingungen aufziehen zu können, versetzt die Natur bei den Weibchen das befruchtete Ei in eine Keimruhe: Dabei ruht es sechs bis sieben Monate und entwickelt sich dann bis zum nächsten Frühjahr zu einem Embryo. Zwischen März und April bringen die Weibchen in alten Baumhöhlen – sehr beliebt sind Eichhörnchenkobel – oder verlassenen Vogelnestern drei bis fünf blinde und fast nackte Junge zur Welt. Nach fünf Wochen öffnen die Jungtiere ihre Augen und sind mit drei Monaten selbstständig. Auf den ersten Erkundungstouren bleibt die Mutter immer in der Nähe und holt sie mit leisen Schreien zu sich. Ist die Höhle von Feinden bedroht, ziehen die Marder auch mal um. Die Jungen verlassen die Höhle im folgenden Frühjahr. Eine Fähe bekommt alle zwei Jahre Junge. Die Tiere können in der Wildnis bis zu zehn Jahre alt werden – werden sie gezähmt, erreichen sie auch ein Lebensalter von bis zu 16 Jahren.

lebt er in Baumhöhlen und verlassenen Greifvogelnestern und ist dämmerungs- und nachtaktiv. Der Allesfresser ernährt sich von Eichhörnchen, Vögeln, Eiern, Insekten, Beeren, Obst und Waldfrüchten.

Verbreitung: Das Revier befindet sich vor allem in Misch- und Nadelwäldern mit hohem Totholzanteil. Ausgedehnte und zusammenhängende Flächen sind dafür nötig, da sonst die Baumkronen zu weit auseinander liegen und Äste für die akrobatischen Sprünge fehlen.

Gefährdung: Natürliche Feinde sind allenfalls Adler, für die Jungtiere auch andere Greifvögel wie der Habicht. Früher wurden Baummarder gejagt wegen des Pelzes. Heute leidet die Art vor allem daran, dass ihre Lebensräume durch intensive Forstwirtschaft schrumpfen und dass der Straßenverkehr zunimmt. Die Art steht bundesweit als gefährdet auf der Roten Liste. In Nordrhein-Westfalen ist er stark gefährdet.

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Menschen für Natur

Botschaft von Günter Grass Was bleibt von einem Leben, was bleibt, wenn ich nicht mehr bin? Günter Grass‘ Nachdenken über diese existentiellen Fragen ist erlebbar in der Ausstellung der Initiative „Mein Erbe tut Gutes“.

N

ur wenige Wochen nach dem Tod von Günter Grass wurde die Wanderausstellung „Das Prinzip Apfelbaum“ in Hamburg eröffnet. Sie ist Teil der Initiative „Mein Erbe tut Gutes“, der die DUH neben 18 weiteren gemeinnützigen Organisationen angehört. Spender und Freunde der DUH besuchten die Vernissage und erlebten eine bewegende Rezitation der Schauspielerin Barbara Nüsse: Ihre Stimme verlieh den persönlichen Aussagen des Verstorbenen eine lebendige Präsenz. Als Hauptdarstellerin einer Blechtrommel-Inszenierung des Hamburger Thalia-Theaters hat sie eine besondere Nähe zum nobelpreisgekrönten Autor und seinen Werken. Vom 2. Oktober bis zum 1. November wird die Ausstellung in Düsseldorf im NRWForum zu sehen sein. Für die Ausstellung hat die Fotografin Bettina Flitner zehn weitere bekannte Persönlichkeiten porträtiert, die sich auf

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„Mittlerweile sind wir so erfindungsreich, dass wir alles Leben auf diesem Erdball vernichten können, auf vielfältige Weise.“ Günter Grass

Fragen der Vergänglichkeit mit großer Offenheit einlassen, darunter Anne-Sophie Mutter und Richard von Weizsäcker. Entstanden sind großformatige Fotoar-

beiten, ergänzt mit persönlichen Zitaten der Portraitierten. „Immer mehr Menschen wollen mit ihrem Erbe auch etwas an die Gesellschaft zurückgeben, sie wollen Bleibendes schaffen, die eigenen Werte und Anliegen auch über den Tod hinaus wirken lassen“, erklärte Susanne Anger, Sprecherin der Initiative „Mein Erbe tut Gutes“, bei der Ausstellungseröffnung. Gemeinsames Ziel der Initiatoren ist es, das Erbe für den guten Zweck stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Mit einem Testament die eigenen Werte weiterleben zu lassen, das ist letztendlich auch eine Antwort auf die Frage „Was bleibt?“. (ab) n


magazin

DUHmarkt

Über ihre DUH Umweltschutz-Service GmbH vertreibt die DUH Bücher, Broschüren und andere Materialien zur Umweltbildung. Eine kleine Auswahl stellen wir Ihnen hier vor.

Ihre Bestellung direkt per Telefon: 07732 9995-0 Palazzi-Kalender 2015 – REGENWALD Die Schönheit der Tier- und Pflanzenwelt des Regenwaldes in atemberaubenden Bildern. Von jedem verkauften Kalender fließen  3,00 als Spende an die DUH für Tropenwaldprojekte. Format: 60 x 50 cm  39,80 zzgl.  6,00 Versandkosten Bestell-Nr: 7234

Kalender 2016 das ideale Geschenk!

Warten auf den großen Augenblick – Höhepunkte im Leben eines Tier- und Naturfilmers Otto Hahn, Friedrich-Verlag federkultur, 2012, 320 Seiten, Hardcover gebunden, über 300 Fotos  29,90 zzgl.  5,00 Versandkosten Bestell-Nr: 2509

Wattenmeer – im Wechsel der Gezeiten Armin Maywald Bildband, Tecklenborg-Verlag, 150 Seiten, 1999  39, 80 zzgl.  3,50 Versandkosten Bestell-Nr: 2048

Unter Strom Ulla Gahn, Pendo Verlag, 2008, broschiert, 200 Seiten. Während andere noch über das Klima debattieren, ergreift Ulla Gahn die Initiative und organisiert Stromwechselpartys. Ein Buch, das Mut macht und zum Mitmachen einlädt.  16,90 zzgl.  3,50 Versandkosten Bestell-Nr: 2067

Dünen, Heiden, Felsen und andere Trockenbiotope

Mythen der Atomkraft Gerd Rosenkranz Wie uns die Energielobby hinters Licht führt, oekom-Verlag, 110 Seiten, erschienen: März 2010

Ich bestelle folgende Artikel: Bestell-Nr. Stückzahl

 8,95 zzgl.  3,50 Versandkosten Bestell-Nr: 2075

Vientiane – Singapur Per Rikscha durch Südostasien

C.-P. Hutter (Hg.), Weitbrecht 1994 Bestimmungsbuch, 142 Seiten, zahlreiche farbige Abb.

Thomas Bauer Spannende Beschreibung einer außergewöhnlichen Reise Schardt Verlag, broschiert, 154 Seiten, 2010

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 12,80 zzgl.  3,50 Versandkosten Bestell-Nr: 2076

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Absender: Name Straße PLZ, Ort

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Widerrufsrecht: Die Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen bei der Bestelladresse widerrufen werden. Es genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Ich bestätige dies mit meiner zweiten Unterschrift.

welt 3/2015 Datum/Unterschrift 29 DUH Umweltschutz-Service GmbH Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Fax 07732 9995-77 welt 4/2012


Menschen für Natur

Energiegeladenes Kontrastprogramm In den Räumen der DUH-Geschäftsstelle in Berlin begegnen sich Kultur und Umweltschutz. Die österreichische Malerin Birgit Schweiger zeigt Bilder, die zu denken geben.

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ind Windräder majestätisch, unheimlich, bedrohlich, schön…? Ästhetisch trotz Widrigkeiten – der Blick der Künstlerin Birgit Schweiger auf die Umwelt stellt sich als farbgewaltige Momentaufnahme dar, die unweigerlich zum Nachdenken führt. Es ist ein bewegtes Spiel von Licht und Schatten, Orten und Perspektiven, in das sie die menschlichen Akteure einbettet. Kunst und Umwelt – wie geht das zusammen? In kraftvollen Gemälden setzt sich die österreichische Malerin mit Ressourcen und Energie auseinander. Zum ersten Mal in Deutschland zeigt die Deutsche Umwelthilfe die Kunstwerke als Einzelausstellung in der Berliner Geschäftsstelle am Hackeschen Markt. „Ich bin keine Weltverbesserin“, behauptet die Künstlerin von sich selbst. „Ich mag es, wenn Menschen meine

Evolving?, 2015, Acryl auf Leinwand; 140 x 100 cm

Bilder anschauen und dabei ein gutes Gefühl haben.“ Von jedem verkauften Bild der Ausstellung spendet sie zehn Prozent des Erlöses an die Deutsche Umwelthilfe. (ab) n

Als DUHwelt-Leser sind Sie zur Vernissage am 29. Oktober 2015 in Berlin herzlich eingeladen! Bitte melden Sie sich an bei: Deutsche Umwelthilfe, Claudia Tauer, Telefon: 030 2400867-641, tauer@duh.de

Mit Landschaften durchs Jahr „Leben in gesunder Umwelt“ ist ein Kalenderprojekt der Walter Medien GmbH zugunsten der Deutschen Umwelthilfe. Geschäftsführer Eberhard Nehl überbrachte persönlich einen Scheck.

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ir engagieren uns für den Schutz von Mensch und Umwelt.“ Für Eberhard Nehl ist das kein Lippenbekenntnis. Sein Druckhaus im Zabergäu setzt auf effiziente betriebliche Maßnahmen für Ressourcenschonung, Energiesparen und soziale Verantwortung. Das rechnet sich zahlenmäßig im Betriebsergebnis und knüpft an gute, altschwäbische Tugenden an. Alle Unternehmensbereiche, vom Beschaffungswesen über die Produktion bis hin zu den Auszubildenden, sind eingebunden in die betriebliche Nachhaltigkeitsstrategie. Geht es doch darum, den Fortbestand und die Lebensqualität für künftige Generationen zu sichern. Als Geschäftsführer der Walter Medien GmbH unterstützt Nehl die DUH

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Dr. Eberhard Nehl (re.) und Jürgen Resch beim Treffen in Radolfzell.

seit vielen Jahren finanziell. Für Umweltaktive wie DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch bedeutet dies Ermutigung

und Wertschätzung. Darin zeigt sich, dass mittelständische Unternehmen als verlässliche und aktive Partner den Umweltschutz vorantreiben. Der großformatige Foto-Kalender ist ein sichtbares Zeichen des gemeinsamen Anliegens. Er zeigt Moor, Meer, Fluss und Wald als intakte Lebensräume. Aus dem Verkaufserlös gehen 15 Prozent als Spende an die Deutsche Umwelthilfe. Bestellbar ist der Kalender „Leben in gesunder Umwelt“ mit individuellem Werbeaufdruck auch schon in kleineren Auflagen. Die Walter Medien GmbH in Brackenheim ist spezialisiert auf Firmenkalender und Medienauftritte ganz nach Kundenwunsch. (ab) n


DUH intern

Redaktionsteam neu aufgestellt Wechsel in der DUHwelt: Michael Hadamczik übergibt die Chefredaktion an Daniel Hufeisen, den Pressesprecher der DUH. Christine Göcke, langjährige Mitarbeiterin, verabschiedet sich.

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ie DUHwelt in ihrer heutigen Form trägt klar die Handschrift von Michael Hadamczik. Seit 2006 leitet er die Abteilung Marketing und Finanzen bei der DUH und war in der Nachfolge von DUH-Gründungsmitglied Gerhard Thielcke seit 2008 unser Chefredakteur. Themenauswahl und inhaltliche Schwerpunkte jedes einzelnen Hefts hat er maßgeblich geformt. Hadamczik hat der Zeitschrift wichtige Impulse gegeben, etwa für das informative Inhaltsverzeichnis, eine übersichtlichere Gliederung und eine stärkere Bildsprache.

Die Arbeiten für ein neues Layout hat er vorangetrieben und gemeinsam mit der DUH-Grafikerin Claudia Kunitzsch und den Redakteurinnen Christine Göcke und Jutta Kochendörfer 2011 umgesetzt. Seitdem erscheint die DUHwelt in ihrem modernen Stil. Zukünftig wird Hadamczik weiterhin an der Gestaltung der DUHwelt mitwirken und sich dabei auf die Marketing-Aspekte konzentrieren. Schließlich dient die DUHwelt auch der Kontaktpflege zu Spendern und Wirtschaftspartnern.

Der Medienprofi Daniel Hufeisen ist seit 2011 Mitglied des Presse-Teams der DUH und hat 2014 die Leitung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit übernommen. Er bereitet die aktuellen DUH-Themen für die Öffentlichkeit auf, textet Pressemitteilungen und steht Journalisten Rede und Antwort in Pressekonferenzen und am Telefon. Hufeisen möchte zunächst Neuerungen „hinter den Kulissen“ anpacken und die DUHwelt stärker mit dem Internetauftritt der Deutschen Umwelthilfe verzahnen.

Ein Traum soll wahr werden

Kurz vor dem Drucktermin: (v.li.) Jutta Kochendörfer, Michael Hadamczik und Christine Göcke sprechen über das Layout.

An den Beiträgen für diese Ausgabe wirkte Christine Göcke, DUHwelt- und Internet-Redakteurin seit 2009, noch kräftig mit. Im August hat sie jedoch die Welt der DUH verlassen, um einen Lebenstraum zu verwirklichen: Sie plant ein Kultur-Café, in dem Ausstellungen (auch mit ihren eigenen Fotos), Lesungen und kleine Konzerte stattfinden – teilweise mit Bio-Bewirtung. Jetzt sucht sie dafür Räume im nahen Konstanz. Die ehemaligen Radolfzeller Kolleginnen und Kollegen freuen sich auf die Eröffnung! (pt) n

IMPRESSUM Zeitschrift für Mitglieder und Förderer der Deutschen Umwelthilfe e.V. und des Global Nature Fund ■ Herausgeber: Deutsche

Umwelthilfe e.V., Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 9995-0, Fax: -77, info@duh.de, www.duh.de ■ V.i.S.d.P.: Jürgen Resch Redaktion: Christine Göcke (cg), Daniel Hufeisen (dh), Jutta Kochendörfer (jk) ■ Autoren: Annette Bernauer (ab), Melanie Fessler (mf), Verena Gal (vg), Udo Gattenlöhner (ug), Georg Kleine (gk), Ann-Kathrin Marggraf (akm), Jürgen Resch (re), Meike Rohkemper (mr), Thomas Schaefer (ts), Julia Pérez Sillero (jps), Philipp Turri (pt) ■ Gestaltung: Claudia Kunitzsch, Patricia Lütgebüter ■ Druck: ProWachter GmbH, Bönnigheim ■ Anzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die Anzeigenpreisliste 2015 ■ Verlag und Vetrieb: DUH Umweltschutz-Service GmbH, Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell ■ Gedruckt auf 100 % Recycling-Papier ■ Heftpreis: 1,50 Euro ■

Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln IBAN: DE45370205000008190002, SWIFT/BIC: BFSWDE33XXX

Deutsche Umwelthilfe und Global Nature Fund werden von zahlreichen Förderern finanziell unterstützt. Die Artikel der DUHwelt geben nicht in jedem Fall die Meinung der Förderer wieder. ■ Bildnachweis: Titel: Christian Schwier/Fotolia.de; S. 3: Astrid Busch; S. 4: contrastwerkstatt/Fotolia.de (o), Maximilian Geiß/DUH (m.), Thomas Schäfer/GNF (u); S. 5: momentsoutside/Fotolia.de (o), AGA e.V. (m), Initiative „Mein Erbe tut Gutes“ (u); S. 6/7: tomatito26/Fotolia.de; S. 8: Steffen Holzmann/DUH (o), dpa/Andreas Gebert (u); S. 9: DUH; S. 10: Kadmy (o), Schlierner (u)/ beide Fotolia.de; S. 11: Bjoern Wylezich (o), Adam Gregor (u)/ beide Fotolia.de; S. 12: Eichendorff-Schule Kronshagen, SSilver/Fotolia.de (Tafel), ohsuriya/Fotolia.de (Efeu S. 12 bis 15); S. 13: Steffen Holzmann/DUH (o), Ludger Engbert, Antje Mathiesen/Münsterlandschule Tilbeck (u); S. 14: Grundschule am Baumschulenweg, Bremen (l), rechts von oben: Lebenswelt Schule e.V. Zwenkau, Gesamtschule Holweide Köln, Gymnasium Herzogenaurach, Martin Miseré (u); S. 15: Gym. Herzogenaurach (o), Dietrich-Bonhoeffer-Schule Pulheim (m), SSilver/Fotolia.de (Tafel); S. 16: Maximilian Geiß/DUH; S. 17: Bodensee-Stiftung; S. 18: R.M. Nunes/Fotolia.de (o), dpa/ Ian Langsdon (m), picture alliance/AP Photo/Michael Kappeler (u); S. 20: Thomas Schäfer/GNF (o), Johann Zimmermann (u); S. 21: increa/Fotolia.de (o, Karte), Dr. Hinrich Bäsemann/Naturfoto-Online.de (m), Sandruschka. Raum für Gestaltung (Zeichnung); S, 22: Big Jump Challenge Pressearchiv (o), Ines Wittig/DUH (u); S. 23: Otto Hahn/hahn-film.de (l), Udo Gattenlöhner/GNF (r); S. 24: Rick Elis Simpson/wikimedia (o), GNF-Archiv (u); S. 25: AGA e.V. (o.l.), Tutrtle Foundation (o.r., u); S. 26: Otto Hahn/hahn-film.de (o), lifeonwhite.com/Fotolia.de (freigest. Marder), Benno Hansen/Fotolia.de (m); S. 27: Pitopia/Bernhard Glatz , 2010 (l), Vitaly Ilyasov/Fotolia.de; Joachim-S(1)/Pixelio (u); S. 28: bettinaflitner.de/Initiative „Mein Erbe tut Gutes“; S. 30: Birgti Schweiger (o), Annette Bernauer/DUH (u); S. 31: Steffen Holzmann/DUH (l), Ann-Kathrin Marggraf (r); S. 32: bettinaflitner.de/Initiative „Mein Erbe tut Gutes“, suteracher/fotolia.de (Landschaft) welt 3/2015 31


‚‚Alles, was ein Mensch auf dieser Erde geschaffen hat, hat nur Fortbestand, wenn es von anderen belebt und weitergetragen wird.

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Fotos: © bettinaflitner.de/Initiative „Mein Erbe tut Gutes.“ (Messner); suteracher/fotolia.de (Landschaft)

Reinhold Messner, Bergsteiger und Buchautor

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Die Deutsche Umwelthilfe ist Mitglied der Initiative „Mein Erbe tut Gutes. Das Prinzip Apfelbaum.“

Deutsche Umwelthilfe e.V. Fritz-Reichle-Ring 4 | 78315 Radolfzell Tel.: 07732 9995-0 | Fax: 07732 9995-77 E-Mail: info@duh.de | www.duh.de

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Ihre Ansprechpartnerin Annette Bernauer Tel.: 07732 9995-60 E-Mail: bernauer@duh.de


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