Weltzeit 1 | 2013: Ticket für ein Wiedersehen – Das Alumni-Netz der DW Akademie

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medienwelt einordnen

@ Zwischenrufe von der virtuellen Couch

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Text Dominik Ahrens Projektleiter Marketing

Wer vor dem Fernseher sitzt, hat dabei immer häufiger auch sein Smartphone zur Hand. Für die Medienmacher ist dieser „Second Screen“ ­Risiko und Chance zugleich. Früher war die Welt in deutschen Wohnzimmern noch in Ordnung: Wenn sich in den 1980er-Jahren die Kernfamilie mit Chips und Limonade vor „Wetten, dass ..?“ zusammenfand, dann wetteten Vater, Mutter und 2,3 Durchschnittskinder fröhlich mit – und die ganze Aufmerksamkeit gehörte Frank Elstner, später Thomas Gottschalk und der Flimmerkiste. So zumindest die Legende. Die Fernsehverantwortlichen haben allen Grund, dieser Vergangenheit hinterherzutrauern, schließlich zeigen aktuelle Untersuchungen, dass sich die Rezeption radikal geändert hat. Zwar ist der Fernseh-

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konsum bis 2011 auf durchschnittlich 225 Minuten pro Tag angestiegen, doch muss der Fernsehschirm inzwischen mit den Bildschirmen von Laptops, Tablets und Smartphones um die Aufmerksamkeit der Zuschauer konkurrieren. „Mehr als die Hälfte der Deutschen nutzt bereits diesen Second Screen, den zweiten Bildschirm, um während der Sendung Zusatzinfos abzurufen oder sich in Netzwerken auszutauschen“, weiß Julia Hildebrand, Social-Media-Expertin der DW. „Während der großen TV-Events und Live-Shows wird vor allem getwittert.“ Die Sozialen Netze sind zu einer Art „virtueller Fernsehcouch“ geworden, auf der sich die Zuschauer über das Programm unterhalten. In welchem Maße das Fernseherlebnis zum „Sozialen TV“ wird, zeigte sich zum Beispiel beim Finale der Fußball-EM: Während des Spiels wurden weltweit 16,5 Millionen Nachrichten mit dem Kennzeichen #Euro2012 abgesetzt. Beim Eurovision Song Contest zählte allein die d ­ eutsche

­ocial-TV-App Couchfunk rund 37.000 S Kommentare. Für die Sender ist diese Entwicklung Fluch und Segen zugleich. Zum einen verliert das Fernsehen die wertvolle Aufmerksamkeit der Zuschauer an Smartphone und Co. Wer gerade Tweets liest oder im Netz surft, verpasst die Sendung und vor allem Product Placements und Werbespots. „Gleichzeitig setzen immer mehr Sender auf Soziale Medien, um die Nutzer an ihre Formate zu binden“, sagt Julia Hildebrand. „Der Buzz – die Diskussion – in den Netzwerken verstärkt den Drang, ebenfalls einzuschalten und mitzureden. Deshalb blenden viele Sender gleich die passenden Hashtags – die Twitter-Schlagwörter – ins Programm ein, um die Diskussion anzuregen.“ Darüber hinaus machen Tablets und Smartphones die Interaktion mit Live-Programmen möglich. Talkshow-Moderatoren verlesen während der Sendung Kommentare der Zuschauer und machen aus der Diskussion über das Format eine Diskussion mit den Machern.


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