curt Magazin München #70 // Die nächste Ausgabe

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curt Stadtmagazin münchen # 70 // dez. 2011 – feb. 2012

cur t Stadtmagazin münchen # 70 // dez. 2011– feb. 2012

Die nächste ausgabe


E H FROACHTEN N H I E W MIT

EAT ES VOLKSTH D K C E H C S ER DEM THEAT

ERS

*UNSERE FROHE BOTSCHAFT: DER THEATERSCHECK AB 104 EURO MÜNCHNER VOLKSTHEATER GMBH / THEATER DER STADT MÜNCHEN / BRIENNER STR. 50 AM STIGLMAIERPLATZ / 80333 MÜNCHEN


Vorwort Ich habe einmal bei einem Simultanschach-Turnier mitgespielt, dabei spielt ein einzelner Spieler – meistens ein sehr guter – gegen mehrere schwächere Gegner gleichzeitig. Er merkt sich jeden seiner Züge und spielt, wenn er eine Runde absolviert hat, nahtlos beim ersten Gegner weiter. Ich trat also gemeinsam mit 19 anderen gegen ein 10-jähriges Schach-Wunderkind an (ich verrate seinen Namen nicht, nenne ihn der Einfachheit halber aber Temur). Ich spiele nicht besonders gut, dafür aber gerne und als ich die Chance hatte, an so einem Turnier teilzunehmen, wollte ich sie mir nicht entgehen lassen. Temur stand bei seinem ersten Gegner, machte seinen Zug, murmelte etwas und ging zum nächsten. Dort macht er wieder einen Zug, murmelte abermals und schritt so die Tische entlang. Als er näher kam, konnte ich ihn besser hören und immer, wenn er einen Zug gemacht hatte, sagte er „Nächster“ , ging zum nächsten Gegner, zog, sagte „Nächster“ und so weiter. Es klang ungefähr so: Nächster – tok – Nächster – tok – Nächster – tok – Nächster ... Nach zwei Runden konnte ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren. Der Schiedsrichter, der eigentlich für Ruhe sorgen sollte, sagte gar nichts. Einem internationalen Wunderkind verbietet man offenbar nicht den Mund. Und da stand Temur auch schon wieder vor mir. Ich schaute ihn mit zugekniffenen Augen an, während ich einen Bauern zog, er blickte nur gelangweilt auf das Brett und schlug meinen Läufer, murmelte „Nächster“ und wanderte weiter. Mir war jetzt schon klar, dass ich nicht den Ansatz einer Chance gegen Psycho-Temur hatte, aber aufgeben kam nicht infrage und dann wollte ich wenigstens Spaß an der Sache haben. Als er wieder eine Runde weiter war und bei meinem Nebenmann ankam, wartete ich seinen Zug ab und krähte „Nächster!“, noch bevor er etwas sagen konnte. Er hielt tatsächlich kurz inne und schwieg, tat aber so, als hätte er nichts gehört. Er kam zu mir, zog, darauf ich schnell wieder: „Nächster!“ Der Schiri schnalzte zur Mahnung mit der Zunge, ich ignorierte ihn. Temur wurde schon etwas fahrig in seinen Bewegungen, zog jedoch unbeirrt weiter. Immerhin hatte er schon seit drei Zügen nichts mehr gesagt. Temur spielte immer hektischer, wollte schneller ziehen, ich ließ ihm jedoch keine Chance und schrie mittlerweile schon in seine Züge hinein. Ich gebe zu, es war nicht ganz fair. Einige Spieler hatten das Turnier aufgrund meines Geschreis abgebrochen, der Schiri hatte mich mittlerweile mehrfach ermahnt. Als Temur jetzt vor mir stand, sprang ich auf und schrie ihm ins Gesicht:„NÄÄÄÄCHSTEEEER!“ Temur sah mich entgeistert an und fing an zu weinen. Der Schiedsrichter brach das Turnier ab und verwies mich des Saals. Unter den tadelnden Blicken der Anwesenden verließ ich den Raum und fühlte mich spitze. Ich hatte ein Unentschieden herausgeholt. Gegen ein internationales Schach-Wunderkind, mehr kann nicht kommen. Denkt dran: You gotta play the game to change the game. Euer Thomas


YE Y!

curt Nr. 70 Die nächste Ausgabe 04 // zufallsgenerator Was machst du als Nächstes?

38 // selbstversuch 40 // Bericht Die nächste Bewusstseinsstufe

08 // Münchner details Nächster Halt ...

44 // Unterwegs Mit Dechen Thurman auf dem Viktualienmarkt

16 // im Vergleich Single-Frau vs. Single-Mann 18 // Der nächste, bitte! Kreisverwaltungsreferat Running Sushi Der nächste Herr, dieselbe Dame Schlachthof Taxi, Taxi! Speed-Dating

52 // Bericht Gutes Karma für das nächste Leben sammeln

62 // bericht Der nächste Hype 64 // musik Albenrezensionen // curt präsentiert GusGus // Hard-Fi // Bauchklang // Nada Surf // Clap Your Hands Say Yeah 74 // aus nächster nähe Sderot / Israel 82 // der weinbrandt rät Der/die Weinkönig/in

54 // Protokoll 58 // münchner details Neu in Giesing

32 // Nächstenliebe Bahnhofsmission // BISS Roecklplatz

84 // im ausland Vietnam 94 // impressum

60 // Eingecheckt Leib & Seele // Small Choice Wasteland

96 // hinten raus

Schöne Grüße aus dem nächsten Jahrzehnt!

ILLU: FELIX widmann

Ich will Abo! 4 x im Jahr curt druckfrisch nach Hause geschickt bekommen. Hurra! Einfach E-mail mit Postanschrift an ichwillabo@curt.de mit Betreff „abo“.



4 curt // zufallsgenerator

Was machst du als Nächstes? interviews und Fotos: sebastian hofer

I‘m gonna live. Annika, 21 Jahre


Ich werde nach MĂźnchen ziehen. Danielle, 28 Jahre

I‘m going to visit the Old Pinakothek with my class. Jakub, 36 Jahre

Wir gehen im Hey! Luigi essen. Irene und Johanna, beide 29 Jahre

Arbeiten und neue Konzepte schreiben. Julian, 25 Jahre


6 curt // zufallsgenerator

Ich fang mit Tai Chi an. Eva, 36 Jahre

In der Roten Sonne feiern. Max, 26 Jahre

Zum Supermarkt gehen und mir Marshmallows kaufen. Zehra, 43 Jahre

Ich suche mir ein Transportunternehmen für das Shades of Love – Himalayan Eyewear Project. Jürgen, Alter egal


Sinnlos bummeln. Wir wollen noch nicht nach Hause. Steffi, 39 Jahre, mit Marcus und Lotta

Ich will lernen, mit vier Keulen zu jonglieren. Filipp, 22 Jahre

Ich kauf mir Karten f端r das Justice-Konzert. Tim, 26 Jahre


8 curt // münchner details

Nächster Halt ... In rekordverdächtigen 75 Metern Tiefe befördert die St. Petersburger Metro tagtäglich ihre Fahrgäste und ist damit die tiefstgelegene U-Bahn der Welt. Und während die Londoner Underground mit ihren 408 Kilometern nicht nur die längste, sondern durch ihre Jungfernfahrt im Jahr 1863 auch die älteste U-Bahn ist, mussten die Münchner noch einige Jahre warten, bevor das erste grantige „Nächster Halt …“ ertönte.

TEXT: MARGARITA SEREDA-WILDENAUER // FOTOS: CHRISTIAN VOGEL



10 curt // münchner details

Im vergangenen Jahr feierte die Münchner U-Bahn gerade einmal ihr 40-jähriges Bestehen. Denn trotz vieler Planungen gewann der U-Bahn-Bau erst richtig an Fahrt, als 1966 das Internationale Olympische Komitee die XX. Olympischen Sommerspiele 1972 an München vergab. Nur fünf Jahre später, am 19. Oktober 1971, rollten schon die ersten Waggons über die Schienen der U6-Stammstrecke. Kein halbes Jahr später folgte die Eröffnung der „Olympialinie“, der U3, sowie die allmähliche Erschließung anderer Linien. Und falls sich schon mal jemand gewundert hat, wohin im Laufe der Jahre die U7 und die U8 verschwunden sind – sie sind immer noch da! Die U7 und U8 sind die heutige U1 und U2. 2006 wurden die Linien umbenannt, da man an das historische Modell anknüpfen wollte: Parallel zur U6 fuhr nämlich die Tram 6, so auch die Tram 1 und 2. Auf einem Streckennetz von gut 100 Kilometern wird der Fahrgast von heute nicht nur von A nach B befördert, sondern auf eine wahre Zeitreise durch den Untergrund mitgenommen. Denn nahezu jeder Bahnhof verrät durch seine individuelle Gestaltung etwas über seinen Entstehungszeitpunkt und seine Umgebung. Beginnen wir die Reise im Münchner Süden, am St.-Quirin-Platz (U1). Noch ein letzter Blick durch das riesige verglaste, muschelförmige Fenster auf die dortige Grünanlage, denn hier war die architektonisch einzigartige Gestaltung eine direkte Antwort auf die topografische Lage des Bahnhofs und schuf eine unmittelbare Verbindung zu der Natur draußen. Während die Bahn auf dem Weg ins Stadtinnere an Fahrtwind gewinnt, ziehen wir auch an unauffälligeren Stationen vorbei, welche als Zeitzeugen der Mobilitätsanfänge eher geradlinig und funktional gestaltet sind.



12 curt // münchner details

Im Jahr 2003 wurde mit der Einweihung des Bahnhofs Georg-Brauchle-Ring (U1) neues Fundament, und zwar nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes, für das Konzept der „Kunst-Bahnhöfe“ gelegt. Der Anspruch des Baureferats, das über die Vergabe der Aufträge entscheidet, ist klar: Im Rahmen des Kunst-am-Bau-Programms soll die Gestaltung des Untergrunds nach Möglichkeit einen Bezug zu kulturellen Begebenheiten an der Oberfläche vermitteln und somit einen Ort der Identifikation schaffen. Nur die wenigsten wissen, dass der Tunnel zwischen Sendlinger Tor und Goetheplatz den ersten Spatenstich bereits in Zeiten des Dritten Reichs erfuhr und bis zu seiner Inbetriebnahme auch als Luftschutzbunker oder zur Schwammerlzucht herhalten musste. Aber um bei den Kulturbahnhöfen zu bleiben: nächster Halt Königsplatz (U2). Alternativ würde sich auch ein kurzer Abstecher zum Stachus (U4/5), Ausgang Lenbachplatz, anbieten. Denn dort befindet sich mit 56,5 Metern die längste Rolltreppe Münchens, ein Geheimtipp für Verliebte. Steigt man also am Königsplatz aus, hat man die Qual der Wahl: Solls die Staatliche Antikensammlung, die Glyptothek oder doch eine der Pinakotheken sein? Mit zahlreichen Faksimiles und Repliken weltbekannter Kunstwerke im Bahnhof, welche zusammengefasst zu acht Bildergruppen auf jeweils ein Museum verweisen, findet man hier die facettenreiche Bandbreite der Münchener Kunstsammlungen in Miniatur wieder. Nach dieser visuellen Bereicherung wird es nun Zeit für einen auditiven Genuss, weshalb wir Richtung Norden zurückkehren – wo vor 40 Jahren das Abenteuer U-Bahn begann – und an der Münchener Freiheit (U3/6) für einen Augenblick verweilen. Schon beim Aussteigen werden die



14 curt // münchner details

Fahrgäste mit klassischer Musik begrüßt – wenn sie Glück haben. Schließlich sollen die Bahnsteige nicht zu Konzertsälen werden, denn die SWM-Verkehrsbetriebe legen während der Hauptverkehrszeiten großen Wert auf das Ruhebedürfnis ihrer Fahrgäste, sodass man unter der Woche vor 9 Uhr sowie zwischen 15.30 Uhr und 18 Uhr bzw. am Freitag bis 19 Uhr nur wenig Klassik vernehmen wird. Das Projekt „Klassische Musik in der U-Bahn“ debütierte im Jahr 2000 am Bahnhof Goetheplatz. Nach der überaus positiven Resonanz der Bürger folgten neun weitere Bahnhöfe, sodass in einem Teilabschnitt der U3/U6 die „Klassik-Linie“ entstand. Zunächst war bei der Auswahl der Bahnhöfe entscheidend, dass Kultur und Klassik an der Oberfläche eine Rolle spielten. Dann entdeckte man einen positiven Nebeneffekt: Die klassischen Töne von Vivaldi, Beethoven, Tschaikowski oder Strauss wirkten auf die Fahrgäste ungemein entspannend und beruhigend, jeder Dritte fühlte sich dank der Musik sicherer. Zur Vermeidung von Vandalismus und ungewollter Nutzung des Bahnhofs als Daueraufenthaltsort wollte man diesen Effekt weiterhin nutzen. Mozart dagegen, wohl um die Gemüter nicht ungestüm zu stimmen, ist übrigens nur mit zwei Stücken vertreten. Setzt man die Reise mit der U3 fort, kommt man schließlich in Moosach an. In Anlehnung an die Schnittstelle zwischen Stadt und Natur zieren makroskopisch vergrößerte florale Fotografien die hohen Wandpaneelen in der weitläufigen säulenlosen Bahnsteighalle. Erst kürzlich eröffnet, erfuhr die U3 mit diesem 100. Jubiläumsbahnhof des Münchener U-Bahnnetzes ihre Vollendung. Endstation. Bitte alle aussteigen!



16 curt // der vergleich

Weiblich, ledig, jung Kommen Unabhängigkeit, Charme und eine Handvoll Ansprüche zusammen, erschwert sich die Suche nach der „nächsten großen Liebe“ enorm. Der klassische Versorger hat ausgedient. Single-Frauen von heute wollen einen Kerl mit Geist und Sex-Appeal – irgendwo zwischen Prinz und Traumprinz. Im Jagdrevier tummeln sich jedoch nur Muttersöhnchen, Kontroll-Macker, Beziehungsopfer, Eso-Freaks, Hypochonder, Party-Heros, Ego-Prolls, OneNight-Stand-Kandidaten … Alles da. Und alles nichts. Wollte ich Therapeutin, Mutti, Lückenbüßerin sein – ich wäre bei meinem Ex geblieben. Doch da sind wir nun: the next Mr. Right and me. Alles sehr romantisch: Kerzenschein, Wein, ein übermotivierter Kellner ... Am elterlichen Kaffeetisch macht er sich in Gedanken schon hervorragend. Bringt Blumen für Mutti und Vati zum Lachen. Ich sehe uns vorm Traualtar. Nichten und Neffen streuen Blumen, im Geiste gewöhne ich mich an meinen neuen Nachnamen. Sein Schmatzen holt mich zurück. Er metzelt den sündhaft teuren Fisch und schenkt der besonderen Würze desselbigen ebenso wenig Aufmerksamkeit wie dem Soßen-klecks auf seinem Kinn. Na ja – Tischmanieren bring ich ihm schon noch bei.

Und mein alter Name hatte auch nicht gerade Künstlerpotenzial. Unser hochbegabter Erstgeborener kommt sicher klar damit. Sollte ihm angesichts der geerbten Intelligenz und seines guten Aussehens leicht fallen. Heute haben wir unsere dritte „richtige“ Verabredung: Erst Kino, jetzt Essen, später stellt er mich seinen Freunden vor. Wenn das nichts zu bedeuten hat! Er sagt Dinge wie: „Ich kann mit keiner Frau so reden wie mit dir.“ Und: „Du bist was ganz Besonderes.“ Uuuh – wie wird mir? Ist das der Wein? „Mir ist unsere Freundschaft sehr wichtig“, höre ich seine Stimme von gegenüber. Autsch! Und dann kommts: Er und seine Ex wollen es noch mal miteinander versuchen. Man hat schließlich viel geteilt: die Wohnung, den Hund etc. Sie kommt auch gleich vorbei, denn: „Es wäre schön, wenn sich meine Lieblingsfrauen endlich kennenlernen.“ Der Wein schmeckt plötzlich schal und der Kellner geht mir total auf die Nerven. In Gedanken tue ich ihm das an, was er vorhin mit dem Fisch gemacht hat. Okay, ungeborener Sohn, wir müssen uns wohl einen anderen Nachnamen suchen ... Die Tür geht auf: Auftritt Hammerbraut. Ich hör etwas wie: „Darf ich vorstellen: meine Verlobte bla bla bla …“ Das hab ich jetzt echt nicht kommen sehen. Nun gut. Haltung bewahren. Lächeln. Hammerbraut sagt, ihr Bruder käme auch gleich nach. Ach, echt? Bruder? Wie alt? Was macht er? Wie lautet sein Nachname?

TEXT: Petra Kirzenberger // ILLUS: Valentin Plank


der Vergleich // curt 17

Männlich, alleinstehend, im besten Alter Die Sonne scheint, die Isar rauscht, die Vögel zwitschern. Es ist der lästigste Tag der Woche: Super-Single-Selbstmord-Sonntag. Im nördlichen Teil des E-Gartens liege ich allein auf einer grasgrünen Wiese und in den letzten Zügen meines postalkoholischen Intoxikationssyndroms. Etwa 150 Meter weiter brutzelt ein feuerrotes Fleischknäuel vor sich hin, dass sich bei genauerer Betrachtung als zügellos herumkopulierendes Pärchen entpuppt. Mir fällt es schwer wegzusehen; ich komme mir vor wie ein Maschinenbauer im Pädagogik-Gebäude, sprich wie ein speichelschlürfender Sextourist. Meine Familienjuwelen fühlen sich an, als wäre in ihnen Cola mit Mentos vermischt. Ich bin kein Hengst für eine Nacht, mir genügt schon eine halbe Stunde, aber wenn mein Intimleben sich noch weitere Monate dermaßen dürftig gestaltet, muss ich zwangsläufig den gepriesenen Busen-KnetTag erneut aus meinem Kalender streichen. Mittlerweile betrachte ich Beischlaf eher unter dem olympischen Aspekt: Dabeisein ist alles! Frustriert starre ich in den blau-weiß-bajuwarischen Himmel. Kürzlich hat mir mein Couchologe noch geraten, bei leichter Depression helfe ein Bad mit ätherischen Ölen und bei schwerer ein Bad mit Föhn. Quacksalber! Ich nenne seit Jahren eine kahlköpfige Birne mein Eigen und verfüge mitnichten über eine derartige Gerätschaft. Daher beschließe ich, mich mit meinem ausweglosen Single-Dasein lieber optimistisch zu befassen.

TEXT: Christoph brandt

Nirgendwo anders tummeln sich Myriaden so adrett anzuschauender Menschen. Mich eingeschlossen. München wimmelt von herrlich heißen Hungerhaken und willigen Wuchtbrummen. Zwar wünschen sich hier mehr und mehr Junggesellinnen einen Hund – der pinkelt niemals im Stehen auf die Klobrille und lässt sich einfacher an der kurzen Leine führen –, aber im Leben einer jeden einzigen gibt es immer eine Lücke, die ein designierter Hausfrauenbefeuchter wie ich locker auszufüllen vermag. Ich habe mir von einem befreundeten Ehekrüppel sagen lassen, dass Beziehungen einer belagerten Burg gleichen: diejenigen, die drinnen sind, wollen sehnlichst raus und die, die draußen sind, möchten unbedingt rein. Ich zähle mich zu letzteren und begehre baldigen Einlass in diese unüberwindbar anmutende Festung. Ich lechze nach trauter Zweisamkeit und femininer Fremdbestimmung. Sofort nehme ich das waghalsige Projekt in Angriff. Flötensolo war gestern. Ich schnelle hoch und schreie aufgekratzt in Richtung des publik poppenden Duos: Attacke! Die Nächste wird die Beste sein!



Der N채chste, bitte!


20 curt // Bericht

Der N채chste, bitte!

TEXT: konni fassbinder // FOTO: johannes mairhofer


Kreisverwaltungsreferat Ach Gott, es drängt in mir, bedrückt mich. Wie lange trage ich jetzt schon das schlechte Gewissen mit mir herum? Quäle mich, in sporadischen Abständen und zugegebenermaßen auch ein wenig halbherzig, dabei lege ich dennoch eine immense Leidensfähigkeit an den Tag: Ich muss mich endlich, endlich ummelden, die Stadt gnädigerweise wissen lassen, dass ich umgezogen bin – schon zum dritten Mal. Das wäre ein Anfang, der guten Ordnung willen, und bitter notwendig; ich selbst habe inzwischen den Überblick verloren, bei welcher Institution pekuniärer und verwaltender Art ich unter welchen Adressdaten vermerkt bin. Ich sollte aufs Amt. Dringend. Doch widerspenstige Fragen drängen sich in den Kopf: Bei funktionierender behördeninterner Kommunikation müssten die – die vom Amt – doch wenigstens wissen, dass ich nicht mehr in meiner ehemaligen Wohnung verweile. Dass dort seit über einem halben Jahr ein Paar seinen Lebensmittelpunkt hat, gefällig und jung. Und das, was die Organisation anbelangt, bestimmt nicht wie ich an Prokrastination leidet. Mich nämlich öden Verordnungen an. Verwaltung? Diktat nenn ich das! Überhaupt: Behördengang – wie das schon klingt. Und wie’s dann auch ist: Nach seinem Anfangsbuchstaben wird man sortiert, per Wartezahl nummeriert und dann erstmal auf den Hartschalensitz verdammt. Nicht mal mehr ein unpersönliches „Der Nächste, bitte“ bekommt der Wartende, wenn seine gezogene Nummer angezeigt wird und er die Amtsstube zu betreten hat. Es folgen Aktenvermerk, Abstempelung und hinein mit dem Fall in den Leitzordner. Ich danke recht schön! Doch komme ich nicht umhin, neben einer zugegebenermaßen übertriebenen Ablehnung auch eine gewisse kleinbürgerliche Furcht einzugestehen. Vor abgelaufenen Fristen, bösen Sachbearbeiterblicken, drohenden Ordnungsgeldern. Um des lieben Seelenfriedens willen tue ich also meinen Wohnortswechsel doch kund. Wähle dafür aber zunächst einmal den bequemen Weg einer ehemaligen Behörde. Hinein in den Umschlag und hinfort mit dem Unding, per Post. Über die notwendige Adressänderung im Perso und den nach wie vor fälligen Gang aufs Amt denke ich lieber morgen nach.

formulare zur online ummeldung findet ihr irgendwo in den Tiefen von muenchen.de


22 curt // Bericht

Der N채chste, bitte!

TEXT: Petra Kirzenberger // FOTO: CHRISTIAN VOGEL


Running Sushi Nirgends wird der verwöhnte Gaumen in Sachen Vielfalt so schnell so glücklich gemacht. Für 13 Euro wird im Tenmaya gegessen, so viel das Herz begehrt. Ein Teller folgt dem nächsten. Ausgerechnet das Ö-Team – unsere Redakteure Petra und Christian aus Österreich – unterzieht sich dem kulinarischen Mekka und schaut, was auf dem Fließband so daherkommt. Wir stellen fest, dass der europäische Japaner die Suppe zu Beginn der Mahlzeit serviert. Denn in Japan „essen’s die Supp’n zum Schluss“, wie in einem österreichischen Kult-Film der 80er zu erfahren war. Kaum haben wir Platz genommen, gehts auch schon los: Wir schnappen uns immer wieder einen der bunten Teller und verleiben uns die köstlichen Kleinigkeiten im Highspeed-Tempo ein. Misosuppe, Edamame, Kimuchi, Muscheln, Hijiki sowie eine Vielzahl an Makis, Inside-Out-Rolls und Nigiris aus Surimi, Lachs, Butterfisch und Hast-du-nicht-gesehen finden den Weg in unsere gierigen Schlünde. Auf unserem Tisch stapeln sich immer mehr kleine Teller. Ich versuche, Zeit zu schinden und meinem Magen eine Pause zu verschaffen, doch mein Landsmann ist gnadenlos, greift weiterhin munter zu. Die meisten Speisen erregen durchaus mein Wohlgefallen, doch beim Aal, in Japan wohl eine Delikatesse, verzieht sich mein Gesicht zu einer angeekelten Fratze – ich beeile mich, schnell etwas Ingwer nachzustopfen. Von den japanischen Tischnachbarn ernte ich ein erbostes Kopfschütteln. Nach dem Sushi widmen wir uns den warmen Gerichten, die auf dem oberen der zwei Fließbänder ihre Runden drehen. Frühlingsrollen, Wan Tans, Sushi-Rolls im Teigmantel und natürlich die obligatorischen „ausabochenen Tintnfischringerl“ füllen das letzte bisschen Platz im geweiteten Magen. Kurz bevor wir aufgeben, kommt das Superteil an uns vorbeikutschiert: Futo-Maki. Ein Riesen-Röllchen gefüllt mit Lachshaut, Gurke, Tobiko, Eierstich, Surimi – wahrlich eine besondere Köstlichkeit, aber wir sind am Anschlag. Okay, ein Dessert geht noch. Der Wackelpudding in verschiedenen Geschmacksrichtungen ist lecker, das „WalSperma“, wie wir die milchig-weiße Tapioka-Creme taufen, überspringen wir. Stattdessen lieber ein Stück Ananas und schließlich noch einen „Stopfpropfen“. Dieses vielsagende Wort umschreibt die beliebte gebackene Banane – also noch was „Ausabochanes“, wie der Ösi sagt. Diese schließt nun endgültig den Magen und wir schwenken die weiße Fahne mit rotem Punkt als Zeichen der Kapitulation. Bilanz der uferlosen Völlerei: 38 Teller und fünf Schalen in 90 Minuten – das entspricht einem Durchschnitt von zwei Tellern pro Minute. Das Ö-Team ist zufrieden und zieht randvoll bis unter die Luke zum Espressoladen um die Ecke …

Restaurant Tenmaya // TheresienstraSSe 43/Ecke LuisenstraSSe // Tel.: 089-579 33130 // Tenmaya.de


24 curt // Bericht

Der N채chste, bitte!

TEXT: Michael dengler // FOTO: kilian blees


Der nächste Herr, dieselbe Dame Die Mütze tief ins Gesicht gezogen stehe ich vor dem heruntergekommenen Lokal. Ich soll drinnen warten. Ihren Namen kenne ich nicht. Ist mir recht. Ich zünde mir eine Zigarette an. Die Zeit verrinnt nur langsam – bis sich eine attraktive Frau auf den Stuhl mir gegenüber setzt. Frei von äußeren Klischees spricht sie mit einem leichten, vielleicht auch nur gespielten französischen Akzent … „Irma. Alle sagen zu mir Irma la Douce. Das heißt Irma, die Süße. Warum, weiß ich nicht.“ Woher kommst du? Aus einem kleinen Vorort von Paris. Es ist wunderschön dort. Seit wann machst du diesen Job und wie kamst du dazu? Es ist kein Job! Es ist eine Berufung! Meine Mutter war auch schon in diesem Bereich tätig. Bis sie dumm genug war, für einen Mann damit aufzuhören. Er sagte zu ihr: „Alles, was du brauchst, ist Liebe und den Glauben an dich selbst.“ Nette Idee. Aber so funktioniert das nicht. Sondern? Ich soll dir nur ein Beispiel nennen, ein Beispiel, wo das funktioniert? Mir fällt nur Schneewittchen ein. Du hast kein gutes Bild von den Männern … Je mehr ich über Männer in Erfahrung bringe, desto mehr liebe ich meinen Hund. Früher war gekaufte Liebe illegal. In Frankreich bis heute nur geduldet. Was denkst du darüber? Da siehst du, in welch böser Welt wir leben. Liebe ist illegal, aber Hass nicht. Man darf jeden Menschen hassen, wann und wo man will. Aber jemanden zu lieben, ist verwerflich. Was war das Absurdeste, um das dich je ein Mann bat? Ich kannte mal einen Mann, wenn der bei mir war, hat er ein paar Murmeln auf den Boden gestreut. Die musste ich dann mit den Zähnen aufheben. Ihr Telefon klingelt. Der Anrufer ist laut. Sie sagt, es sei ihr Lebensgefährte. Und er hat nichts dagegen, dass du die Murmeln von Fremden aufhebst? Warum sollte er? Geschäft ist Geschäft. Das Einzige, was er nicht leiden kann, ist mein Rauchen. Die Männer haben schon viele verrückte Dinge von mir verlangt, aber noch nie, dass ich das Rauchen aufgeben soll. Und auf was stehst du? Ich steh auf Prince. Du auch? Nein, ich glaube nicht. Aber mal im Ernst. Was macht dich an? Eine der erogensten Zonen der Frau ist ihre Intelligenz … Merk dir das für deine Zukunft! Gut. Und was tust du, um dich zu schützen? Ich habe Rot, ich habe Gelb, ich habe Grün, ich habe Blau, Lila ist ausgegangen, aber ich habe noch einen Gold Circle Coin. Das Kondom der Champions. Dieser Maxe lässt nichts durch. Was sagst du, um Kunden zu gewinnen? Mein Bein ist 1,10 Meter lang. Vom kleinen Zeh zur Hüfte. Wir sprechen hier also von 2,20 Metern die dich umschlingen! Mich hättest du soweit. Schlüpfriges Scheißerchen! Und was sagst du ihm danach, wenn er von Liebe spricht? Die Liebe kann alles überwinden. Es gibt immer wieder einen Silberstreifen am Horizont. Der Glaube kann Berge versetzen. Liebe findet immer wieder einen Weg. Nichts geschieht ohne Grund. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Na ja, irgendwas muss man ja erzählen.


26 curt // Bericht

Der N채chste, bitte!

TEXT und Foto: Ismail turgut


Auf dem Schlachthof Als Grundschüler hatte ich die erste Begegnung mit dem vom Menschen herbeigeführten Tod. Am letzten Tag der großen Ferien schliefen wir zu siebt in der Wohnung der erst kürzlich verstorbenen Oma meines Kumpels. Nachdem wir uns die Nacht über mit Horror- und Spukgeschichten wach gehalten hatten, gingen wir an einem Sommermorgen um 5 Uhr früh zum Schlachthof. Geschäftiges Treiben, Männer in weißen Schürzen und mit Messergürteln um die Hüften – der Geruch von Blut, Innereien und Fäkalien schwängerte den frischen Augustmorgen. Vor uns stand ein fest geketteter Ochse, völlig wehrlos. Der Metzgermeister und Schlachthofführer, gerade mal 1,50 Meter, ging zu dem zehnmal größeren Ochsen und erledigte ihn binnen zwei Sekunden. Zack, Rums und das Riesenvieh lag tot am Boden. So ging es den ganzen Tag weiter. Vom Rind zur Sau, von der Elektrozange zum Schussbolzen. 20 Jahre später rief mich mein Vater an, ob ich dieses Jahr das Opferschaf schlachten wolle. Die letzten Jahre hatte ich die Prozedur meinem Vater übertragen, doch dieses Mal fiel das Opferfest – der höchste islamische Feiertag – auf einen Sonntag und ich hatte keine Ausrede. Mein Vater fuhr zum Bauern und reservierte zwei Schafe für die eigene Schlachtung. Nach dem Feiertagsgebet machten wir uns auf den Weg in die Pampa, irgendwo in einem abgelegenen Weiler. Mich überraschte der Menschenauflauf. Wir befanden uns im Orient der Oberpfalz zwischen 100 schlachtwilligen Türken, einem Stall voller Schafe und fünf einheimischen Metzgern. Einmal in die Liste eingetragen, erfuhr ich die Namen meiner Schafe: 11 und 12. 11 fand ich recht schnell, von 12 fehlte jedoch jede Spur. Nur ein Monsterschaf stach mir ins Auge. Größer als alle anderen. Es hatte die Ohrmarke weggefetzt, wahrscheinlich als Zeichen gegen die menschliche Unterdrückung. Drei Stunden und 120 geschlachtete Schafe später wurde ich aufgerufen, in den Stall zu gehen und unser Vieh zur Waage zu schleppen. Jeglicher Protest meinerseits war umsonst – also packte ich 11 am linken Hinterbein und trieb es rückwärts auf die Waage. 95 Kilo. Dann das Gleiche mit 12: 108 Kilo. Die Leute um uns herum murmelten und warfen uns aufmunternde Blicke zu. Die Schlachtbank war leer. Wir waren an der Reihe. Ich zog 11 am Hinterbein zur Schlachtbank. Vier freiwillige- bzw. blutsüchtige Helfer warteten auf mich und zusammen stemmten wir das Tier auf die Bank. Das frisch geschliffene Messer wurde meinem Vater gereicht. Er schnitt die Kehle durch, das Blut floss. Als es darum ging, den Kopf vom Torso zu trennen, war ich an der Reihe. Ein Griff nach hinten, ein lautes Knacksen und das Genick brach. Ich brauchte nur noch Fell, Sehnen und Röhren abzutrennen. Ich hielt den abgetrennten Kopf in der Hand. Blutverschmiert und mit der Gewissheit, mein Essen auch selbst erlegen zu können, brachte ich 11 in der Schubkarre zur Weiterverarbeitung zu einem halben Meter Filet. Danke, 11, durch dich müssen meine Namensvetter nicht länger auf dem Opfertisch liegen. Ohhhhh.


28 curt // Bericht

Der N채chste, bitte!

TEXT und foto: achim schmidt


Taxi, Taxi! Das Leben als Taxifahrer ist die unwirkliche Aneinanderreihung skurriler Begegnungen und ungewollter Abenteuer, in der Hoffnung, der nächste Gast ist ganz bestimmt normal. Oder etwa nicht? War es ein Traum oder hat er heute wirklich ein Reh angefahren? Zwischen aufblitzenden Straßenlaternen springt es ihm vor den Kühlergrill und fliegt durch die Berührung mit der Motorhaube in hohem Bogen in die angrenzende Wiese. Die Gäste helfen suchen, und doch bleibt es verschwunden. Rehe in einer Millionenstadt? Sei’s drum. Am frühen Abend lässt sich eine Dame vom Supermarkt nach Hause fahren, nur eine Straße weiter. Mit im Gepäck: 50 Paletten Katzenfutter: „Die sind grad im Angebot.“ Jetzt müsse sie die nächsten Wochen nicht mehr vor die Tür gehen. Wenig später haut ein Kunde ab, als das Taxi zum Stehen kommt. Der Taxler rennt hinterher, verliert ihn aus dem Blick. Als er im Haus gegenüber Licht angehen sieht, im zweiten Stock, klettert er auf den Balkon – und bekommt seinen flüchtigen Fahrgast zu Gesicht. Er hämmert so lange an die Balkontür, bis dieser aufmacht und schließlich einen Scheck ausstellt. Auch wenn der Taxler kein Freund des Schubladen-Denkens ist, hat er seine Fahrgäste dennoch in Kategorien eingeordnet: die hauptberuflichen Söhne, die Vatis Kreditkarten im P1 strapazieren; die Business-Typen, die sich der wirtschaftlichen Lage ihres Unternehmens entsprechend entweder zum Bahnhof oder zum Flughafen chauffieren lassen; die wichtigen Kokser, die lässigen Kiffer und die Gewohnheitstrinker, die sich oft schon am späten Nachmittag schwankend von ihrer Boazn nach Hause bringen lassen. Da war das junge „Pärchen“ auf seiner letzten Fahrt an diesem Abend. Er steht auf sie; sie, nicht unhübsch, Ende 20, aber nicht auf ihn. Er merkt es nicht und macht sie weiter an. Sie möchte nicht bedrängt werden und bittet den Taxler bei einem Tankstellenaufenthalt, ihren Begleiter rauszulassen. Der Taxler kommt, trotz wüster Beschimpfungen seitens des Gastes, ihrem Wunsch nach. Die Nacht hätte auf ihrem Sofa enden können, wo sie ihm „Take That“-Videos vorführt und sich dazu auszieht. Er bevorzugt jedoch andere Musik. Kurz davor kutschiert er eine Gruppe Party-Jünger durch die Gegend, beschwipst und beschwingt. Das Mädchen vorne bietet ihm bei Fahrtende eine Bezahlung in Naturalien an. Er schaut sie verständnislos an, sie zieht den Rock hoch, sein Herz schlägt bis zum Hals, sie nestelt an der Netzstrumpfhose herum, er beginnt zu schwitzten, sie zieht ein Briefchen Koks hervor. Sein Puls beruhigt sich wieder und er lehnt dankend ab. Lange noch, nachdem er sich hingelegt hat, kann er nicht einschlafen. Das Adrenalin, das ihn die Nacht über am Laufen gehalten hat, pulsiert in seinen Adern, die Ereignisse und Geschichten der letzten Stunden wirken nach. Lichter der Straßenlaternen blitzen in seinen Augen …


30 curt // Bericht

Der N채chste, bitte!

TEXT: Petra Kirzenberger und christoph brandt // Fotos: Sebastian hofer


Speed-Dating Unsere Redakteure Petra und Christoph begaben sich undercover bei Speeddating.de im Parkcafé zum Single-Markt-Test. Ihre Mission: Auf den ersten Blick herausfinden, ob sich denn ein zweiter lohnt. Nach der Gratis-Glas-Prickelbrause wird den beiden in einem Nebenraum mit 11 Männern und 13 Damen an nummerierten Tischen der Kodex des rasanten Massenrendezvous erklärt: Mit Nicknamen vorstellen, ratschen, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Sieben Minuten später bimmelts, auf dem Kärtchen „Ja“ oder „Nein“ ankreuzen, eine Nummer weiterrücken. GONG! Es geht los. Christophs Impressionen der Kandidatinnen: Nr. 01: Intelligent und ansehnlich. Wird ihr Studium nicht mit „Schummel cum laude“ abschließen. Next! Nr. 02: Wie soll ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage? Next! Nr. 03: Schweigen wir doch mal von einem anderen Thema! Next! Nr. 04: Lass die Brauen wachsen und verbrenn die Solarium-Dauerkarte! Next! Nr. 05: Weiblich, witzig, wie ich WG-Tarier(in). Next! Nr. 06: Von Weitem lockts, von Nahem schockts! Next! Nr. 07: Würde ich sofort abschleppen wollen. Ich: „Riecht das für dich auch nach Chloroform?“ Next! Nr. 08: Wohlbeleibt und mopsfidel. Wird sicherlich die nächste Eiszeit überleben. Next! Nr. 09: Ah, die Petra. Ich nutze die Gelegenheit, eine Stange Wasser in die Ecke zu stellen. Next! Nr. 10: Rothaarig. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, brauche mein ganzes Blut woanders. Next! Nr. 11: Patchwork-Gesicht, hat einiges in der Änderungsfleischerei instand setzen lassen. Next! Nr. 12: Leider zu groß, mir gefällt ihr kreativer Umgang mit der Realität. Next! Nr. 13: In deinem Kopf ist das logisch, aber ich bin hier draußen! Next! Petras Eindrücke der elf Männer auf dem Fließband. GONG! Nr. 01: Fistelstimme, 90er-Jahre-Haarschnitt. Die eine schlagfertige Antwort reißts leider nicht raus. Next! Nr. 02: Modell „Pullunder-Yuppie“. Seine Wäsche macht sicherlich Mutti. Next! Nr. 03: Erfolgsgewohnter Starwars-Fan, leichtes Lispeln. Ich notiere „?“. Er steht auf. Gerade mal 1,60 m groß. Next! Nr. 04: Groß gewachsen, interessantes Gesicht. Reicht mir eine eiskalte Hand zum schlaffen Händedruck. Next! Nr. 05: Unternehmensberater. Nestelt am kratzenden Rollkragen rum. Versucht, möglichst lässig zu wirken. Next! Nr. 06: Die Sonne geht auf. Niederbayer. Verschmitztes Grinsen. Wir lachen viel. Doch – ZACK! – vorbei. Schade. Next! Nr. 07: Macht sieben Minuten zum Äon. Verlagslektor. Mädchenhände. Unterhaltsamkeit eines Türpfostens. Next! Nr. 08: Ah, der Christoph. Der geht erstmal aufs Klo. Next! Nr. 09: Gewinnendes Lächeln. Trainierter Körper. Sein Blick schweift öfter zum Wasserstoff-Pupperl an Tisch 8. Next! Nr. 10: Weckt eher Mutterinstinkte statt erotischer Gefühle. Next! Nr. 11: Nennt sich „Isarchiller“, ist dafür aber reichlich unentspannt. GONG! Das wars. Petra und Christoph machen jeweils ein Match an diesem Abend. Beide sind sich einig: eine unerwartet spaßige und wiederholenswerte Verkupplungsveranstaltung. Wir danken Speeddating.de für die freundliche Unterstützung!



Liebe deinen N채chsten wie dich selbst.


34 curt // Nächstenliebe

Die Gründerin des katholischen Bayerischen Frauenbundes, Ellen Ammann, initiierte 1897 am Münchner Hauptbahnhof eines der ältesten Hilfsangebote Deutschlands: die Bahnhofsmission. Heute besteht das kostenlose ökumenische Hilfsangebot in knapp 100 Bahnhöfen in ganz Deutschland und bietet Beratung, Vermittlungen und persönliche Zuwendung für jeden Menschen. curt war da. Ob Umsteigehilfe, Benutzung des Wickeltisches oder eine einfache Auskunft – über die Alltagshilfen hinaus gewähren 80 ehren- und 11 hauptamtliche Mitarbeiter/innen qualifizierte Hilfestellungen für ausgegrenzte Personengruppen und Menschen in besonderen Notlagen. Am Gleis 11 steht die Tür der Bahnhofsmission rund um die Uhr offen. Die Leiterin der Evangelischen Bahnhofsmission, Gabriele Ochse, führt uns durch die Räumlichkeiten. Im Aufenthaltsraum sitzt eine Handvoll älterer Menschen, die sich bei einer Tasse Tee aufwärmen. Warten, bis ihre Handys aufgeladen sind. Manche suchen ein Gespräch, andere sitzen in sich gekehrt alleine an einem Tisch. „Hier kann jeder anonym bleiben, wenn er möchte“, kommentiert Gabriele Ochse. FSJler Christoph schmiert in der Küche Brote. „Wir bieten eine kleine Stärkung an, keine warme Küche.“ Zur Auswahl stehen Margarine- oder

Schmalzbrote. 10 bis 15 Laibe Brot „von gestern“ spendet die Hofpfisterei am Tag. Ein Zimmer weiter stehen ein paar Liegen – eine Notübernachtungsmöglichkeit für Frauen und Kinder. „Zu uns kommen Frauen, die aus Gewaltsituationen heraus die Nacht nicht zu Hause verbringen können oder wollen, Frauen mit psychischen Erkrankungen, neu eingewanderte Migrantinnen ohne Obdach … Sofern es kurzfristig keine anderen Unterbringungsmöglichkeiten gibt, kann dieser Raum als nächtlicher Schutzraum genutzt werden.“ Neben den Mitarbeiterräumen stehen drei kleine Büros für Beratungsgespräche unter vier Augen zur Verfügung. Durch den sukzessiven Einblick in die persönliche Situation stellen die Mitarbeiter der Bahnhofsmission gezielte Hilfestellungen zusammen. „Wir sind für das Akute da – unser Augenmerk liegt aber auf der Suche nach Lösungen, einer professionellen Weitervermittlung an Fachstellen.“ Gabriele Ochse wirft einen Blick in den Computer. „Seit Mitternacht haben sieben Leute unser weiterführendes Hilfsangebot in Anspruch genommen: zwei Rückführungen mittelloser Menschen in ihr Herkunftsland, eine ärztliche Vermittlung eines Mannes ohne Krankenversicherung …“ Es klopft an der Tür. Eine ältere Dame möchte Kekse und Kleider spenden. Letztere werden in der Kleiderkammer abgelegt. „Wir sind für jegliche Spenden dankbar, letztendlich ist uns aber mit Geldspenden am meisten geholfen.“

bahnhofsmission-muenchen.de // SPENDENKONTO EVANG. BAHNHOFSMISSION: Kto.-Nr. 65 40 32 81 00 // Hypovereinsbank // BLZ 700 202 70 SPENDENKONTO KATHOLISCHE BAHNHOFSMISSION: KTO.-NR. 65 40 32 81 00 // Hypovereinsbank // BLZ: 700 202 70

TEXT und foto: Melanie Castillo

Handeln im Sinne der Nächstenliebe


Hilfe zur Selbsthilfe

TEXT: Melanie Castillo // foto: Dieter Biskamp

„Ich kaufe BISS ab und zu – die Verkäufer tun mir irgendwie leid.“ Das ist der Satz, den Johannes Denninger, Sozialarbeiter bei der Straßenzeitung BISS (Bürger in sozialen Schwierigkeiten), niemals hören möchte. Mitleid brauchen weder die Redaktion noch die Zeitungsverkäufer, vielmehr soll das Bewusstsein eines jeden Einzelnen für die Belange obdachloser und armer Menschen geschärft werden. curt besuchte die Redaktion in Haidhausen. „BISS ist keine soziale Einrichtung, sondern ein Social Business. Wir halten keinem das Händchen“, erklärt Johannes Denninger. „Wir sind ein sich selbst tragender Verein, der die Weichen für eine wirtschaftliche Integration armer, älterer Menschen stellt. Wir bieten Struktur und Arbeit.“ Mittlerweile zählt BISS 34 fest angestellte Zeitungsverkäufer in München. Der älteste ist 77 Jahre alt. „Unsere Zeitung ist Mittel zum Zweck. Das Budget dafür wird so klein wie möglich gehalten, denn das Geld soll hauptsächlich den Verkäufern zugute kommen.“ 1,10 Euro pro verkaufte Ausgabe. BISS hilft durch Spendengelder bei der Schuldentilgung wie auch bei der Finanzierung für die Erstausstattung einer Wohnung oder übernimmt Zuzahlungen zu Arzneikosten. Die Zeitung erschien zum ersten Mal 1993 in München, am

UNO-Welttag zur Überwindung der Armut. Neben der freien Redaktion mit 15 Journalisten und Fotografen gibt es auch für Verkäufer die Möglichkeit, im Rahmen der „Schreibwerkstatt“ ihre Ansichten zu Papier zu bringen. Für eine besonders schöne Idee halten wir die BISSStadtführungen, die sowohl neue Anstellungen als auch einen unkonventionellen Einblick ermöglichen: Ein BISSVerkäufer stellt ein Stadtviertel aus seiner Perspektive vor und erzählt aus eigenen Erfahrungen. Die unterschiedlichen Führungen findet ihr im Netz unter biss-muenchen.de. Von der Hilfe zur Selbsthilfe für ältere Menschen schmiedete man vor einigen Jahren Pläne für etwas Neues: das HOTEL BISS. Das ehemalige Münchner Frauen- und Jugendgefängnis „Am Neudeck“ sollte in ein erstklassiges Hotel mit 72 Zimmern umgebaut werden, um damit 40 jungen Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten eine anerkannte Ausbildung in einem Hotelberuf zu ermöglichen. Über 15.000 Unterstützer unterzeichneten innerhalb von 26 Tagen die Petition, hohe Summen an Geldspenden kamen zusammen – Mitte des Jahres wurde die Petition zum Projekt HOTEL BISS zurückgezogen, denn die bayerische Regierung verkaufte das Gebäude an einen kommerziellen, profitorientierten Immobilienverwerter. Gut gemacht, Herr Seehofer!

BISS Redaktion // MetzstraSSe 29 // biss-muenchen.de Spendenkonto: Kto.-Nr. 22 18 666 // LIGA Bank München // BLZ 750 903 00


36 curt // N채chstenliebe

Gute Tat und Gaumenfreuden


„Roecklplatz“ – das Ausbildungsrestaurant im Dreimühlenviertel

Stylish und gemütlich – zwei Dinge, die nur selten gemeinsam einhergehen. Doch das sind genau die Worte, die mir durch den Kopf gehen, als ich das „Roecklplatz“ betrete. Die Atmosphäre ist entspannt und heimelig. An einem Tisch sitzt ein Grüppchen junger Leute beim Essen, weiter hinten zwei elegante Damen, die in ein angeregtes Gespräch vertieft sind und ein Glas Wein genießen. TEXT UND FOTO: PETRA KIRZENBERGER In der Küche schwingen Chefkoch Michael Aßbeck und fünf Auszubildende zwischen 17 und 22 Jahren die Kochlöffel, zaubern täglich kreative Köstlichkeiten für jeden Gusto auf die Teller. So gibt es zum Beispiel vegane Gerichte, Salate, Pasta und Wiener Schnitzel, aber auch Bodenständiges wie das deftige Jausen-Brett. Serviert werden die ausgefeilten Speisen nebst sorgfältig ausgewählten Weinen von einem der fünf angehenden Kellner, die hier ebenfalls ihre Lehre absolvieren. Was sich bis jetzt wie eine Restaurantkritik liest, ist lediglich die Feststellung, dass dieses Konzept hier offensichtlich aufgeht. Denn abgesehen von Ambiente und kulinarischem Angebot ist noch etwas besonders: Die hier beschäftigten Jugendlichen sind Teil eines Gemeinschaftsprojektes des hpkj e. V. (heilpädagogisch-psychotherapeutische Kinder- u. Jugendhilfe) und Sandra Forster, einer der erfolgreichsten Gastronominnen Münchens. Die Idee: Jugendlichen mit „schwierigem Lebenslauf“ durch die Ausbildung zum/ zur Restaurantfachmann/-frau oder zu Koch oder Köchin einen Einstieg in eine erfolgreiche Berufslaufsbahn zu ermöglichen. Ein besonderer Akt, seinen Nächsten nicht hängen zu lassen, der so bislang fast nirgendwo in Deutschland zu finden ist. Das „Roecklplatz“ gibt es seit 2008, der erste Schwung Azubis hat die Lehre bereits erfolgreich absolviert und alle haben eine Anstellung in einem Gastronomiebetrieb gefunden. Doch von den Einnahmen des Restaurants allein können keine zehn Lehrstellen finanziert werden und so ist das „Roecklplatz“ nach dem Wegfall der staatlichen Förderung vor allem auf Spendengelder und Patenschaften angewiesen. Neben der Leitung des Restaurants und der Verantwortung für die Kids engagieren sich die beiden Geschäftsführerinnen also auch in Sachen „Fundraising“. 2010 gabs für das „Roecklplatz“ und dessen Träger das Bundesverdienstkreuz. Wie ihr dieses großherzige Projekt unterstützen könnt? Schaut vorbei und überzeugt euch selbst von Ambiente, Service und Qualität der Speisen. Und wenn es euch gefällt: Erzählt es weiter! So einfach war soziales Engagement selten und dieser Ausgeh-Abend gelingt bestimmt!

Roecklplatz // IsartalstraSSe 26 // Tel. 089-45217129 // www.roecklplatz.de Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft // Kto.-Nr.: 7 806 000 // BLZ: 700 205 00


38 curt // selbstversuch


Das nächste Kilo ist immer das schwerste. Frei nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ beschlossen wir drei tapferen Grazien von curt, einen Selbstversuch zu starten. Zweimal abnehmen, einmal zunehmen, lautete die Bestellung an den lieben Gott. Schnell wurde klar: Von nichts kommt nichts – nur das nächste Kilo, das die Polstergarnitur um die Hüften weicher werden lässt. Anders bei unserer gertenschlanken Kollegin Larissa. Dreimal die Woche Pizza. Extra Käse. Viel Pasta und zum gemütlichen DVD-Abend den Inhalt einer sündhaft leckeren Chipstüte – natürlich un-light. Früher waren viele davon überzeugt, dass sie nicht isst. Sie sieht nicht so aus, als würde sie essen. Heute fragen sie sich, ob sie nach dem Essen kotzen geht. Tut sie nicht. Schokolade ist ihre Lieblingsnahrung und ihre Devise: Mehr Essen! Mehr Fett! Mehr Kalorien! Gebracht hat das Geschlemme trotzdem nichts. Anders bei uns zwei Gazellen. Oder wie heißt das graue Tier mit dem Rüssel … ? Schon gut. So schlimm ist es nicht. Aber eine Kleidergröße kleiner wäre fein. Da wir unserer 1,80 Meter großen Kollegin Larissa jedoch keine abgeben können, bleibt nur ein Weg: Diät. Wir versuchen es auf zwei unterschiedliche Arten. Ich: gesund. Mel: keine Kohlenhydrate. Heißt für mich: statt Pommes Schranke gedünstetes Gemüse. Statt Bier nur stilles Wasser. Statt Süßem mehr Obst. Keine Tiefkühlkost, keine Fertiggerichte. Vorkochen ist angesagt. Nervt schon nach wenigen Tagen. Der Zeitaufwand ist irre. Auch meine Freundinnen leiden darunter. Bergwolf adieu, hallo Salat mit magerem Hähnchen. Ohne Weißbrot. Das ist zu ungesund. Nach einigen Wochen stellt sich schlechte Laune ein. Nach wenigen Tagen gibt es schon wieder Bier. Ja, das liebe Bier. Bei Mels kohlenhydratfreier Diät auch verboten. Aber innerhalb der ersten Woche wurde schon die erste Ausnahme eingeführt. Nur noch Wodka ist halt nicht gut. Weder für die Leber, noch für den Kopf am nächsten Morgen. Und wenige Tage später heißt es auch: Kohlenhydrate bis 18 Uhr sind doch okay. Ganz ohne Brot, Reis, Kartoffeln und Nudeln ist der Bauch leer und die Stimmung im Keller. Trotz allem ist das Schwierigste nicht der Verzicht oder die Umstellung auf Gesundes. Das Schwierigste ist das Handling der Freizeit. Während ich meine Verabredungen absagte, um mir vorzukochen – und mit Schatz Zoff bekam, weil er mein Werk für den nächsten Tag für Abendessen hielt –, saß Mel mit Freunden am Tisch, die leckersten Leckereien um sich herum und selbst nur mit einem Löffel bewaffnet in eine magere Brühe blickend. Dann gabs Gänsebraten mit Knödeln von der Schwiegermama – und die Diät war passé. Das nächste Kilo ist und bleibt das schwerste. Für die folgende Ausgabe gilt es also, eine neue Methode zu erproben. Mel und ich werden Sport treiben und unseren Bier-Konsum reduzieren. Larissa hingegen wird zur Boazn-Queen: Mehr Bier und süße Liköre. Wie gern würden wir tauschen! Aber das nächste Kilo wartet schon vor uns auf dem Teller. Piep, piep, piep, guten Appetit. Text: Andreea Hula mit freundlicher Unterstützung von Larissa Pittelkow und Mel Castillo


40 curt // Bericht

Die nächste Bewusstseinstufe Oder: Mach mir den Flamingo!

Erst wars ein Hippie-Ding. Dann hats Hollywood entdeckt. Und schließlich wurde Yoga zum Trendsport. Die einen halten sich mit Pilates, Geräteturnen und zusätzlichen Power-Yoga-Einlagen fit und verdanken den Verrenkungen ein erfülltes Sexleben, wie etwa Schauspielerin Chloë Sevigny. Die anderen zeigen dem Yoga-Trend die kalte Schulter und kehren zu seinen Ursprüngen zurück. Zurück zur nächsten Bewusstseinsstufe. INTRO: ANDREEA HULA // INTERVIEW: HEIKE HAUF // FOTOS: MICHAEL DENGLER


Die philosophische Lehre aus Indien, die unter Yoga die Wege zur Gotteserkenntnis meint, spielt nicht bei jedem Yoga-Anbieter eine Rolle. Dabei gilt es, gerade aus dem egozentrischen Kreislauf von Fitness, Leistung und Wertsteigerung herauszuspringen, um bei seinem wahrhaftigen Kern anzukommen. Der in den 1980ern in New York entwickelte Yoga-Stil Jivamukti verschreibt sich genau diesem Ziel und kombiniert AshtangaPraktiken mit spirituellen Übungen. In München ist die Rückbesinnung auf den Kern des Yogas noch nicht so populär. Aber die damit verknüpfte Hoffnung, angesichts der globalen Krise die Menschen durch Yoga zu einem harmonischen Leben zu führen, macht uns an. Wir retten nicht nur die Welt, sondern auch die Menschen und die Tiere. Aber vorher retten wir uns selbst. Wie das geht, haben wir von den Jivamukti-Lehrern Antje Schäfer und Petros Haffenrichter erfahren. Wie rettet Yoga curt und was macht es mit uns? PETROS: Macht Yoga überhaupt irgendetwas? Es sind wie immer die Menschen, die handeln. Wer sitzt schon freiwillig unbequem und mit gekreuzten Beinen auf dem Boden oder stellt sein ganzes Körpergewicht auf eine doch recht zarte Halswirbelsäule? Aber ich verstehe, was du meinst. Wenn wir bewusst handeln, verändern sich auch unsere Beziehungen und damit, wie wir uns und die Welt wahrnehmen. Alles andere wäre Stillstand. ANTJE: Wer länger Yoga macht, erfährt natürlich Veränderungen. Das Schöne ist, dass diese sehr harmonisch und ganz natürlich passieren. So war es zumindest bei mir. Ich betrachte mein eigenes Verhalten mehr im Zusammenhang mit einem „großen Ganzen“. So hat es sich z. B. für mich ganz logisch angefühlt, Vegetarierin zu werden. Und wie retten wir unsere Seele? Antje: Im Yoga erkundet man sich und seine Beziehung zu sich selbst. Man lernt zum Beispiel, dass wir nicht der Mittelpunkt der Welt sind, also uns zurücknehmen müssen, um in der Welt ein harmonisches Plätzchen zu finden. Die Auseinandersetzung mit uns selbst ist sehr spannend und führt im Endeffekt zu einer weniger selbstzentrierten Sichtweise. Im Yoga dreht sich viel um die Freiheit. Aber nicht die des Einzelnen, sondern die Freiheit aller, was auch Toleranz und Empathie voraussetzt. Yoga ist damit eine ganz persönliche Entscheidung zu einer Veränderung, die nicht von „oben“ oder „außen“, sondern von „innen“ kommt. Warum ist Freiheit so wichtig? Petros: Wie könnte Freiheit unwichtig sein!? Und nur, was wirklich von innen, ganz innen kommt, ist wirklich frei – von Konditionierung, Hoffnung, Präferenzen, Angst. Und es sind genau diese Faktoren, die in unserer Welt Unfreiheit verursachen.


42 curt // Bericht

Antje: Oft merken wir gar nicht, was uns einengt und unser Handeln bestimmt. Die größte Freiheitsbremse sitzt meist im Inneren. Ich finde, man kann in diesem Zusammenhang Freiheit auch Glück oder Frieden nennen. Ein Wunschzustand, nach dem wohl jeder strebt. Wichtig ist dabei, dass es um das innere Glück, um die innere Freiheit geht. Es geht nicht um die Freiheit, alles tun zu können, was man will, sondern alles zu wollen, was man tut! Das hat erst mal viel mit Selbstkontrolle zu tun. Nicht gleich allen Wünschen, Gefühlen, Gewohnheiten und Trieben nachzugehen, sondern erst innezuhalten. Die Freiheit ist dann, bewusst zu entscheiden, wann und wie wir handeln wollen.

Antje Schäfer und Petros Haffenrichter

Yoga macht ja Spaß. Und dabei lernt man viel über sich selbst. Wie man mit Erfolgen umgeht (endlich Kopfstand), als auch mit vermeintlichen Misserfolgen (noch immer kein Kopfstand). Wie geht es euch als Lehrer, mit euren Schülern? Seid ihr manchmal ermüdet? Petros: Yogis sind doch nie müde (lacht). Es geht uns mit unseren Schülern, wie es unseren Schülern mit uns geht. Das ist alles ganz menschlich und hoffentlich hat immer auf allen Seiten auch ein Lächeln Platz. Antje: Spaß finde ich auf alle Fälle ganz wichtig! Ermüdet bin ich bestimmt nicht. Man kennt ja den Prozess, den die Schüler durchlaufen, von der eigenen Yoga-Praxis. Es ist sehr schön, an dieser Entwicklung als Lehrer teilhaben zu dürfen. Das Schöne am Yoga ist, dass es sich nicht durch die Ausführung der Asanas auszeichnet, sondern durch den inneren Prozess und der findet bei allen statt im, vor, nach oder ohne Kopfstand. Jeder Lehrer ist unterschiedlich. Bei Antje fühlen sich viele angekommen, aufgehoben und lernen die Technik genau. Während Petros herausfordernd wirkt und mit seiner Musik jedes Herz erfreut. Wie habt ihr zu eurer Art und Weise des Lehrens gefunden? Antje: Das geschieht, glaube ich, von alleine. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie ich als Lehrerin sein möchte. Wie man unterrichtet, ergibt sich wohl aus der Mischung der eigenen Persönlichkeit und der eigenen (Yoga-)Erfahrungen, den Lehrern, bei denen man sich selber in der Yoga-Praxis wohlfühlt, und aus der „Kommunikation“ mit den Schülern. Man ist ja nicht von alleine Lehrer, sondern nur durch die Nachfrage und durch das Interesse der Schüler. Petros: Ich habe mir die hervorragendsten Eigenschaften von Buddha, Jesus, Krishna, Superman, Platon, Sokrates, Pumuckl, Helmut Harrer, Zorba the Greek, dem Dalai Lama und Angela Merkel antrainiert. Da muss doch was bei rumkommen (lacht). Aber im Ernst: Ich übe selbst sehr regelmäßig seit langer Zeit Yoga. Das ist die einzige ehrliche Methode, um ein guter Lehrer zu sein.

jivamukti münchen gmbh // buttermelcherstr. 11–15 // jivamukti.de


LEIB & SEELE LÄDT EIN ZUR NEUERÖFFNUNG AB SAMSTAG, 3.12.11 IN DER KLENZESTRASSE 22 LEIB-SEELE.COM FEILITZSCHSTRASSE 15 KLENZESTRASSE 22 ADLERSTRASSE 38 80802 MÜNCHEN 80469 MÜNCHEN 90403 NÜRNBERG ÖFFNUNGSZEITEN: MONTAG BIS SAMSTAG VON 11 BIS 20 UHR MEHR INFORMATIONEN UNTER FACEBOOK.COM


44 curt // unterwegs

Want it regular, or get up to some crazy shit at the Viktualienmarkt? Wir wollten Dechen Thurman ja nicht überfordern. Schließlich ist er ein Star der Yoga-Szene. Als Jivamukti-Lehrer schon zu Lebzeiten eine Lebende. Und als Bruder von Uma auch in Hollywood längst kein Unbekannter mehr. Aber Junge, Junge – der Mann hat Sinn für Humor! Wer sonst würde den Dalai Lama, seine Heiligkeit, in einem Interview als „lustigen Burschen“ bezeichnen?


Vielen dank an die welt der pilze!

>> Animals Pashupati Ananda Sharanam – Animal magnetism


46 curt // unterwegs

>> Eggs It‘s not easy to lay eggs - go vegan! / oder: It‘s hard like it looks - go vegan!



48 curt // unterwegs

>> Handstand Why are you people upside down?


>> Lamp I can see for miles


50 curt // unterwegs

>> Vegetable Vegetarians have a stronger sex life – proof it like this



52 curt // bericht

Gutes Karma fürs nächste Leben sammeln Müll macht müde Mädchen munter It’s my life / And it’s now or never, bekannte die alte Rampensau Jon Bon Jovi Anfang der 00er-Jahre und forderte freimütig zum Exzess auf. Dass dabei jährlich 95.000 Tonnen Müll – alleine in München! – entstehen, hat er sich wohl nicht träumen lassen. Aber zum Glück sind ca. 80 % davon recycelbar. Fortschritt sei Dank. TEXT: Michaela Neukirch // Illu: JOHNHOLL

Während Oma noch emsig alles sammelte, ist Sammeln heutzutage ein bisschen „Pfui Bäh“ – das machen doch nur Messies im Trash-TV! Bitte Tonne auf für den Überfluss. Aber spätestens, wenn sich ein größeres Alltagsgerät mit langem Seufzer verabschiedet, wird das Loswerden zum Problem. Denn die geliebte Waschmaschine von anno dazumal mutiert plötzlich zum 100 kg schweren Stahlklotz am Bein, der sich nicht mit einem schnellen Handgriff in die Restmülltonne befördern lässt. Doof, dass es in München keinen festen Speermülltag gibt. Aber lechzende Massen, die sich vor Wohnhäusern durch den Ramsch wühlen, tragen eben nicht zum schicken Stadtbilds bei.

Tatsächlich ist alles ganz einfach. Durch das Elektroaltgerätegesetz ist seit 2006 geregelt, wohin Kühlschränke, Waschmaschinen und andere Elektronikmonster nach ihrem Ableben verschwinden und auf ihr nächstes vorbereitet werden: nämlich auf einen von 12 Wertstoffhöfen des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM). Bis zu zwei Kubikmeter angekarrten Müll nimmt man dort täglich entgeltfrei entgegen, selbst samstags. Für Kleinwagenlose besteht sogar die Möglichkeit der Abholung durch den AWM. 27 Euro pro angefangene Viertelstunde und wie heißt es so schön: Aus den Augen, aus dem Sinn. Dabei beginnt der spannende Teil, sobald Kühlschrank & Co. ihre ursprüngliche Funktion verlieren.

Meine Mitbewohnerin und ich konnten schließlich nur hoffen: Es war Katertag und wir standen wie blutleere Zombies vor unserem alten Kühlschrank, den wir am Vortag all seiner Biere entledigt hatten. Im Alkoholnebel blieb auch die Tür offen. Die wohlverdiente Quittung erhielten wir am nächsten Tag: angewärmte Biotofuwurst, gekippte Bauernmilch, im Kühlschrank heiße Luft – ein Küchendrama à la carte. Gott sei Dank hatte Valentin Thurns Dokumentarfilm „Taste the waste“ vor Kurzem den allgemeinen Trend ausgelöst, Lebensmittel auch Tage nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch zu genießen. Da konnten wir’s uns vorerst gemütlich machen. Aber: Wohin mit dem schweren Ding? In meinem Geburtsland Polen hätten wir den Kühlmeister in die Pampa gefahren. Je weiter östlich auf der Landkarte, desto weniger spielen Mülltrennung und -verbrennung eine Rolle – traurig, aber wahr. Liegt wohl daran, dass Müllverbrennungsanlagen Millionen kosten. Aber in München? Wohin mit dem Ding?

Aus Bloß-Loswerden wird ein WERT-STOFF. Zur banalen Veranschaulichung: In 40 Handys steckt mehr Gold als in einer Tonne Golderz. Wenigstens ein Drittel davon kann recyceld werden, zwei Drittel der Goldbestandteile fallen bei der Verarbeitung als Staub an, und damit weg. Sieben Meter lange und zwei Meter fünfzig breite Container in Leuchtorange lagern jene Problemstoffe, die einer Reinkarnation würdig sind. Von Autobatterien über Digicams zu anachronistischen CD-ROMs: Pro Kopf und Jahr können das schon mal 7 kg Elektronikschrott sein, Tendenz steigend. Allein unfassbare 16 bis18 der Riesenboxen werden wöchentlich mit Kühlgeräten an Produkthersteller wie Bosch und Siemens verkauft. Beim werten Kühlschrank ist es vor allem das Kupfer im Kühlkompressor, das wiederverwendet werden kann. Bei der Waschmaschine die Edelstahltrommel, die an Hüttenwerke verkauft, dort geschreddert und eingeschmolzen wird. Sie fügt sich problemlos in den ökologischen Kreislauf ein.


1.000 Euro pro Tonne Kupfer, 1.000 Euro pro Tonne Eisen. Wolfgang Meyer, Leiter des Geschäftsbereichs für Problemstoffe, hat längst die Sicherheitsschlösser von seinen Containern verbannt. Zu viele Diebe, das rentiert sich einfach nicht. Einmal haben sie ihm fast einen ganzen Container voller Kupferkabel über die Zäune geworfen – Wert: 18.000 Euro. Tatsächlich steckt das rohstoffarme Deutschland also voller Rohstoffe. Mehrere potenzielle Wiedergeburten warten auch auf dem Fröttmaninger Berg, nähe Allianz-Arena, auf ihr Comeback. Die frühere Mülldeponie aus den 50er-Jahren beherbergt insgesamt 12 Millionen (!) Kubikmeter Müll, und ist heimlich, still und leise nicht nur zum Erholungsgebiet, sondern auch zum Rohstoffhort geworden. Während bereits einige Kommunen ihre Müllberge aufschütten – genannt „urban mining“ –, um an die noch vergrabenen Schätze heranzukommen, ist das momentan kein Zukunftsprojekt in München, weil noch zu aufwendig-teuer. Wenig bekommt ein gleichgültiger Verbraucher im Normalfall vom Müll und seinem Nachleben mit – eine unsichtbare zweite Welt. Dafür, dass Recyceltes selten als Recyceltes erkennbar ist, wird aber auch viel getan. Ein abgelebter Holzschrank kommt nicht als schöner aufpolierter Holzschrank wieder, sondern wird in Form von Spanplatten, beispielsweise für Holzheizungen, genutzt oder als Brennstoff in Bioheizkraftwerken verwertet. Energiegewinnung ist jedoch nicht die Krone des Recyclings, sondern vielmehr die unvollständigste und dabei nicht die umweltschonendste Variante. Wahnsinnige 700.000 Tonnen Müll landen zur Verbrennung jährlich im Heizkraftwerk Unterföhring, natürlich inklusive Abgaserzeugung. Andere Giftstoffe wie das ozonfressende FCKW in alten Kühlschränken muss erst abgesaugt werden, bevor es weitergehen darf – Recyclingprozesse voller Tücken. „Wenn sich die Container bei uns mit Laptops oder Matratzen doppelt füllen, weiß ich schon, dass es bei Aldi wieder Sonderangebote gibt“, witzelt Meyer halbmoralisch und deutet damit dieses hässliche Wort an, das fingerzeigt, was wir leider trotz Nachhaltigkeitsdebatten häufig sind: eine Wegwerfgesellschaft, die nachhaltig an sich arbeiten muss. Ein Segen, dass wenigstens unser WG-Kühlschrank beschlossen hat, uns noch eine Chance zu geben. Nach einer Woche grausamen Wartens ist tatsächlich wieder ein wohlwollendes Brummen zu hören. Was aber leider auch bedeutet, dass wir uns in stiller Trauer wieder der Spülmaschine widmen können – die machts seit einem halben Jahr nicht mehr.


54 curt // protokoll

Protokoll einer Nah-Toderfahrung

Frauen erzählen sich ja gerne, Männer seien wehleidig, oftmals überängstlich und beizeiten unangebracht dramatisch. Ich selbst würde eher sagen: Wir Männer sind Realisten und Vernunftmenschen. Mir wurde das unlängst wieder einmal klar, als ich mich zu einem medizinischen Eingriff gezwungen sah, der mich an meine Grenzen führte. TEXT: SEBASTIAN KLUG // FOTOS: DR. BJÖRN RITSCHER


22. März 2011 „Das ist ein Standardeingriff“, lügt mich mein HNO-Arzt an, wahrscheinlich, um es mir leichter zu machen, meine restlichen Tage unbeschwert zu verleben. „Es tut, da will ich Ihnen gar nichts vormachen, höllisch weh, aber es lohnt sich, Ihre Mandeln zu entfernen. Die beiden sind riesig groß und offenbar auch ein wenig chronisch entzündet.“ Und um die ganze Angelegenheit endgültig zu legitimieren, legt er nochmals nach, ich müsse wissen, dass „die Mandeln im Erwachsenenalter vollkommen ohne Funktion sind. Im Normalfall bilden sie sich größtenteils zurück. Bei Ihnen aber eben nicht.“ 13. September 2011 Nach einer dreimonatigen Reizung meiner Mandeln entscheide ich mich für einen weiteren Besuch beim HNO-Arzt. Er endet abermals mit dem Satz: „Das ist ein Standardeingriff.“Er lügt. Wahrscheinlich werde ich sterben. Aber mit diesen Halsschmerzen zu leben, ist leider auch keine Alternative. Also sage ich zu. Als OP-Termin wähle ich den 7. November. 16. Oktober 2011 Vor mir liegen drei To-dos: eine vorbereitende Untersuchung beim Hausarzt, eine Vorbesprechung mit dem operierenden HNO-Arzt und ein Gespräch mit der Anästhesistin. Ich frage mich, ob es wirklich so eine gute Idee war, mir gottgegebene Organe von Menschenhand entfernen zu lassen? 17. Oktober 2011 Ich wache vor meinem Wecker auf. Das ist ungewöhnlich, kommt aber hin und wieder vor – bei Durst, Harndrang oder Schmerzen. Ein kurzer Besuch vor dem Badezimmerspiegel schafft Klarheit: Auf meinen stark geröteten Mandeln finden sich noch rötere Pusteln, die bei jedem Schlucken höllisch wehtun. Und was höllisch wehtut, ist nicht gottgegeben, sondern kommt ganz offensichtlich vom Teufel. Ich beschließe, der Menschenhand doch eine Chance zu geben. 28. Oktober 2011 Langsam werde ich nervös. „Das ist ein Standardeingriff“, sagt mein HNOArzt bei der Vorbesprechung zu meiner Beruhigung, ohne zu wissen, dass mein Puls daraufhin sofort nach oben schießt. „Man wird sich gut um Sie kümmern im Krankenhaus.“ Ich habe alle Folgen der Sopranos gesehen – und weiß daher, was es bedeuten kann, sich „um jemanden gut zu kümmern“. 29. Oktober 2011 Ich rufe meine Eltern an und bitte sie, gut auf sich aufzupassen. Sollte ihnen während meiner Genesungsphase etwas passieren, könnte ich mich nicht um ihre Beerdigung kümmern, da ich Stress wegen der Nachblutungsgefahr unbedingt vermeiden müsse. Meine Eltern lachen mich aus. Ich fühle mich unverstanden und bin zugleich schockiert, dass ich mir noch keine Gedanken über mein eigenes Ableben gemacht habe. Nach einer kurzen Recherche beschließe ich, mich verbrennen und aus meiner Asche einen Diamanten pressen zu lassen. 3. November 2011 Das Gespräch mit der Anästhesistin, besser: das gesamte Thema „Anästhesie“ hatte ich bisher nicht auf dem Zettel. Ich versuche, cool und gelassen zu wirken, während mir die für meine Betäubung zuständige Ärztin erklärt, was alles passieren kann. Abschließend blickt sie noch einmal auf mein Krankenblatt. „Mandeln raus, oh oh, das würde ich bei mir selbst ja nie machen lassen. Das tut höllisch weh, heißts immer.“ Ich blicke sie etwas irritiert an. „Aber keine Sorge“, lächelt sie mich an: „Das ist ein Standardeingriff.“


56 curt // protokoll

4. November 2011 Meine curt-Redaktionskolleginnen zeigen völliges Unverständnis für meine Angst. „Das ist doch ein Standardeingriff, oder?“ Lediglich Redakteur Martin Emmerling zeigt sich beinahe begeistert verständnisvoll: „Weißt du schon, was für ein Lied auf deiner Beerdigung laufen soll? Ich habs ja für mich schon alles bis ins Detail geplant, oh man, die sollen sich alle die Seele rausheulen …“ 6. November 2011 Ich packe eine Reisetasche, ohne in den Urlaub zu fahren. Ich möchte noch gemütlich auf der Couch sitzend einen Film anschauen. So stelle ich mir das Gefühl vor, das ein verurteilter Straftäter am Abend vor seinem Haftantritt hat: Fluchtgedanken, Einsamkeit und die Angst vor Drogen, Folter, Schmerzen, Einzelhaft und schlechtem Essen auf Plastiktabletts. 7. November 2011 „Keine Sorge, das ist ein ...“ – Hätte ich nicht bereits ein starkes Beruhigungsmittel in der Vene, würde mein Blutdruck wahrscheinlich in die Höhe schnellen, als der kroatische Anästhesist zu seiner Beruhigungsarie ansetzt. Da ich aber auf einer OP-Liege liege und in diesem Moment die erste Portion Gift von meinem Körper begrüßt wird, kann ich mich nicht wirklich verbindlich daran erinnern, ob der Satz tatsächlich mit dem Wort „Standardeingriff“ endete – aber wahrscheinlich. Eine Stunde später wache ich mit drückenden, aber erträglichen Schmerzen auf. Den überprüfenden Griff, dass auch tatsächlich die Mandeln und nicht die Nüsse entfernt wurden, vergesse ich in diesem Moment leider, ich hole ihn jedoch später nach. 17. November 2011 Alle meine Ärzte hatten offenbar recht. Es war ein Standardeingriff. Und es tut höllisch weh, was sich bis zum Redaktionsschluss auch nur minimal geändert hat. Mein Umgang mit der Tageshöchstdosis meines Schmerzmittels glich in den letzten zehn Tagen dem Umgang des A-Teams mit Tempolimits: Man überschreitet sie nur in Notfällen – aber die Notfälle sind dann doch irgendwie ständig da.

Schlussbemerkung: Ich danke meinem HNO-Arzt Dr. Björn Ritscher für die Fotos meiner Mandeln und den Mut, mir die Risiken dieser Operation zu meiner eigenen Beruhigung von Anfang an konsequent zu verschweigen. Wäre er ehrlich gewesen, hätte ich womöglich unnötig Angst bekommen.


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58 curt // münchner details

Auf gute Nachbarschaft!
 sonjas Giesing-Tagebuch.

Liebes Tagebuch, Für ein Münchner Gewächs wie mich ist ein Ortswechsel schon kein Zuckerschlecken. Zwischen Sendling und Giesing mag zwar nur die Isar liegen. Für mich bedeutet das aber: Akklimatisierungsstress und Viertel-Fremdeln. 
 Samstag 01. Oktober Zweiter Tag in Giesing. Versuche mich zu orten. Ober-, Unter- und Mittelgiesing, wer soll sich da auskennen? Da hatte ich Jahre gebraucht, um mir die Grenzen des Sendlinger Distrikts (Untersendling rules!) einzuprägen und jetzt wieder alles von vorne. Wohne oben am Berg und trotzdem in Unter-Giesing ... Da kenn sich mal noch einer aus. Sonntag 03. Oktober
 Nix zum Essen da. Läden zu. Mache mich per Smartphone auf die Suche nach einem Restaurant in Giesing. Problem: Die App kennt mein Viertel nicht. Muss also auf Offline-Suche gehen. 15 erfolglose Minuten später rettet mich das München Kebaphaus am Wettersteinplatz mit dem saftigsten XXL-Dürüm der Stadt. Muss den Rest des Abends liegen.. Montag 04. Oktober Liebes Unter-Giesing, ich geb's zu: Beim Panoramablick rund um den Wettersteinplatz, im Neonlichtspiel von Handyshop und Matratzendiscounter, schiele ich neidisch auf die gemütlichen Restaurants und Bars im nahen Haidhausen. Die goldene Kochmütze hast du nicht verdient. Dafür bist du unschlagbar im Angebot an Apotheken, Bäckereien und Sonnenstudios. Mittwoch 06. Oktober Isar Bowling in der Martin-Luther-Straße 22 entdeckt. Mittwochs drei Stunden Disco-Bowlen für 25 Euro. Bin im Gewinnerteam. Giesing, vielleicht wird das doch noch was mit uns ...


Samstag 08. Oktober Bei Sonnenschein die Gegend erkundet. Stelle fest: Wohne nur einen Steinwurf vom Flaucher entfernt. Mache Abstecher zur Auer Dult am Mariahilfplatz. Drei Mal im Jahr gibt's dort alles, was das Haushaltsherz begehrt und typische Münchner Schmankerl. Bin um ein Espressotassenset reicher. Montag 10. Oktober Solange ich auch aus dem Fenster sehe: Leider kommt Mario Gomez auch heute nicht nach Training in der FC Bayern-Zentrale in der Säbener Straße an meinem Haus vorbeigejoggt - mit verschwitztem, nacktem Oberkörper, um mich nach ein Glas Wasser zu fragen. Na ja, ich wohn hier ja noch länger. Dienstag 11. Oktober Heute mieser Tag in der Arbeit. In der U-Bahn-Station Wettersteinplatz stinkt's nach Pups. Stühle für den Esstisch immer noch nicht gekommen. Dafür habe ich in der Zehentbauernstraße 20 ein französisches Restaurant entdeckt: Chez Philippe. Käseteller, Cabernet Sauvignon und Créme Brûléeeee! Tag gerettet. Samstag 15. Oktober Über 15 Grad in der Sonne. Frühstück auf der Terrasse und die beste Vollkornsemmel (außen kross, innen weich) meines Lebens aus dem Back-Shop in der Säbener Straße 5. Die Idylle ist nahezu perfekt. Das schleimige Abhusten meines Nachbarn über mir blende ich aus. Der Laubsauger vom anderen Nachbarn ist dominanter. Sonntag 16. Oktober Endlich alle Möbel am richtigen Platz. Wunden versorgt. Köpfe mit meinem Schatz auf der Couch auf unserer Terrasse ein handbefülltes Flascherl Zosch. Das Helle mit Holunder-Flavor wird nur im versteckten Bierlaboratorim in Innenhof in der Untergiesinger Birkenau 5 gebraut. Wir stoßen an auf unser neues Zuhause. Haben eine Wohnung mit Balkon gesucht und eine mit Terrasse und Garten zum Schnäppchenpreis gefunden. Danke, Giesing! Samstag 22. Oktober Genieße den wahrscheinlich letzten lauen Herbstabend auf der leicht klammen Couch auf der Terrasse. Zosch zischt beim öffnen des Schnappverschlusses. Hab einen sitzen und Wohlgefühl macht sich breit. Ziehe sentimentale Vergleiche und stelle fest: Das mit Giesing und mir ist wie mit einem neuen Song, der erst beim fünften Mal ins Ohr geht und dann zum Lieblingslied wird. So ganz leise und schleichend packt er mich nämlich, der Giesing Groove.

TEXT: sonja paulus // illus: Patrick widmer


60 curt // eingecheckt

Leib & Seele leib-seele.com

TEXT: Andreea Hula // Foto: Michael dengler

Wer durch die Feilitzschstraße spaziert, bleibt unweigerlich vor dem Schaufenster des „Leib & Seele“ hängen. Dieses Schicksal teilen seit Anfang Dezember auch die Glockenbachgänger: In der Klenzestraße 22 eröffnete die zweite Filiale des schicken Stores, der auch in Nürnberg schon seine Ableger hat. Was 2004 als Label für taillierte Herrenanzüge startete, entwickelt sich zu einem Potpourri der Sinne. Neben ausgewählter Mode für Herren, beeindruck das „Leib & Seele“ durch hauseigene Kollektionsteile für Damen und Herren, die zwischen Marken wie Imperial, Xagon oder Hüftgold hängen. Für die Augen bietet das Konzept wechselnde Ausstellungen und die Ohren werden mit Stücken interessanter Musiker bedacht, die im Shop die Chance bekommen, ihren Sound im modischem Umfeld zu präsentieren. Eben ein Shop mit Leib & Seele. Leib & Seele. mode. kunst. musik. // Klenzestraße 22 und Feilitzschstraße 15 // Mo–Sa 11–20 Uhr

Small Choice

Small Choice – Very selected kid shoes Wilhelmstraße 27 // Mo–Fr 11–18 Uhr, Sa 10–14 Uhr

small-choice.de

TEXT: melanie leyendecker // Foto: Michael dengler

Im Herzen Schwabings um die Ecke vom Kaisergarten, versteckt sich der Kinderschuhladen von Felix und Leona. Small Choice ist ganz so, wie der Name verrät: klein und fein – mit einer guten Auswahl an qualitativ hochwertigen Lederschuhen und Sneakers für Kinder. Nicht der Zufall hat Felix und Leona dazu gebracht, einen Kinderschuhladen zu eröffnen, sondern ihr kleiner Sohn. Kinder haben ihren eigenen Kopf, das unterscheidet sie also nicht von uns Großen. Aber bei Kindern sind die Qualität der Schuhe, also das Fußbett, die Materialien und vor allem auch die Belastbarkeit das Allerwichtigste. Neben warmen Winterboots von Sorel, gefütterten und wasserdichten Gummistiefel von Bisgaard, gibt es unter anderem auch UGG Boots, Schuhe von Clic!, Pom D’Api und Petit Nord. Alle Schuhe sind aus echtem Leder, erstklassig verarbeitet und größtenteils in Europa hergestellt. Die Schuhe und Sneakers sind in den Größen 18-40 erhältlich – damit beim Shoppen auch die Mama noch zugreifen kann.


Wasteland

Was gibt es in der Wasteland Factory zu kaufen? LUCA: Fotografien, Postkarten, kleine Einrichtungsgegenstände, Headpieces, Schmuck, Gedichte … Alles von mir handgemacht, oder zumindest aufgearbeitet. Der Schwerpunkt liegt auf meinen Fotografien. Ich biete über den Laden auch meine Dienste als Fotografin an. Alles, was man in meinem Laden findet, beinhaltet Herz und Traum. Wieso der Name „Wasteland“? LUCA: Das Wort fiel mir das erste Mal auf, als ich das Album „Grace/Wastelands“ von Pete Doherty in der Hand hielt. Das blieb hängen. Bei meinen Recherchen stieß ich auf das Gedicht „The Waste Land“ von T. S. Eliot. Was vor dem inneren Auge abläuft, wenn man dieses Gedicht liest, fand ich wunderschön. Ich begriff, dass man nicht ständig jede Vision und Idee auf Plausibilität prüfen und sich damit blockieren sollte. So wurde Wasteland zum Entstehungsland meiner Kunst. Wie entstand die Wasteland Factory? LUCA: Ich fand es eine tolle Vorstellung, sich zwischendurch von der Verkopftheit der künstlerischen Arbeit ein wenig zu lösen und Dinge zu gestalten, die in erster Linie dem Ziel dienen, Freude zu machen. Und zwar dem, der sie macht und dem, der sie mit nach Hause nimmt. Was hast du für Ziele? LUCA: Ich hatte von Anfang an die Vorstellung, das „Prinzip Wasteland“ könnte sich so verbreiten, dass sich irgendwann auf der ganzen Welt Künstler finden, die das Wasteland als ihre Heimat ansehen. Ich wünsche mir mein Leben als Gesamtkunstwerk zu gestalten. In jeder Situation mit Mut zum Träumen, zu handeln und nicht mehr zwischen „Kunst“ und „Hübsch“ zu unterscheiden. Einfach das Wasteland als Zeltkuppel überstülpen und versuchen, die Welt ein bisschen besser zu verstehen – und schöner zu machen. Wasteland Factory // Schulstraße 13 Mi, Fr, Sa 11.30 –18.30 Uhr oder auf Anfrage FolksOfWasteland.com/Factory.html

TEXT: melanie leyendecker // Foto: wasteland

Luca ist Bürgermeisterin von Wasteland, einem fiktiven Ort, an dem alles möglich ist. Jetzt hat sie die Wasteland Factory gegründet, ein realer Laden in Neuhausen voller schöner Dinge.


62 curt // Bericht

Der nächste Hype Es ist meist der Zufall, der die großen Geschichten schreibt. Ob diese hier so eine ist, wird München erst später erfahren. Aber zumindest riecht sie schon ein wenig danach. TEXT und foto: michael dengler Das Galeria-Autonomica-Konzept startete mit temporären Kunstausstellungen in Münchner Off-Locations gepaart mit Musik. Im April 2011 wurde die Party mit 700 Gästen dann allerdings so groß, dass man sich entschied, ein Tochterkonzept in die Welt zu rufen: Die Rave Autonomica. „Die beste Street-Art-Galerie Münchens“ betitelte die Süddeutsche Zeitung daraufhin das Autonomica-Konzept. Der zweite Auftritt fand auf einer Dachterrasse mitten im Glockenbach statt. Nach der Rave Autonomica im Umkreis des Hauptbahnhofes (genaue Koordinaten dürfen wegen der Behörden nicht genannt werden) musste wegen dem großen Andrang sogar eine komplette Straße von der Polizei gesperrt werden. Spätestens jetzt war klar: Man muss von nun an größer denken und den Autonomica-Gedanken weiterspinnen.Das Chaca Chaca diente für den ersten Versuch, das Kon-

zept auch in einem offiziellen (und somit legalen) Umfeld auszutesten. Und nach erfolgreichem Bestehen plante man das bisher größte Projekt: die Villa Autonomica in der Villa Flora. DJs wie Sascha Sibler, Kill the Tills und Dirty Doering (Bar25/Berlin) heizten dort 1.800 Gästen ein. „In der U-Bahn sprach mich mal ein Typ an: ,Schau mal meinen Arm an. Diese Gänsehaut bekomme ich immer, wenn ich an die Villa denke‘“, erzählt David (21), einer der Macher. Der andere ist Felix (24). Beide lernten sich während ihrer Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann kennen und fanden noch einen Gleichgesinnten – Christoph Pankowski. Er ist einer der beiden Urväter der Galeria Autonomica. Aus Kunst, Musik und Off-Location entstand bald ein neues Konzept: „Midnight Infinity“. Unverbrauchte Spots, 24 Stunden Musik. Simpel und gut. „Temporär ein Abend an einem Spot. Wir waren noch nie da und


werden nicht wieder dort hinkommen. Wir sind autonom. Wir kommen und gehen und du weißt nie wohin“, beschreibt Felix die Idee. „Midnight Infinity“ wird zum neuen Jahr starten und ein Projekt der „Top Typen“ sein, wie sich David, Felix und ihr Partner „Bob der Duttträger“ nennen. Man wird sehen, ob sie ihrem Näschen wie bislang trauen können, zur richtigen Zeit die richtigen Leute kennenzulernen: „DJs wie Cocolores und Alex Darouiche waren noch unbekannt – mitunter durch die Autonomica-Events werden sie heute sogar international gebucht. Auch ,Alle Farben‘ aus Berlin hatten wir genau zum richtigen Augenblick, bevor er zu sehr gehyped und verbrannt war“, sagt Felix.

Potenzial und müssen uns auch international wirklich nicht verstecken.“ Was die Zukunft bringt, wissen David und Felix noch nicht. Einige Ideen und Konzepte schlummern aber bereits in ihren Schubladen: „Egal ob Mode, Essen, Trinken oder eben Feiern. Für alle Dinge, die umsetzbar sind, fanden wir bisher eine theoretische Lösung“, sagt David und Felix nickt zustimmend. „Unser Ziel ist immer, die Zeit unserer Gäste so sinnesstimulierend wie möglich zu gestalten. Und dazu haben wir noch einiges vor.“

Auf die Frage, warum so viele gute Veranstaltungen und Konzepte in unserer Stadt nicht funktionieren, antwortet David: „Ich glaube, man muss konservativ sein, um in München langfristig im Nachtleben Erfolg zu haben. Dazu kommt, die Leute hier sind sehr verwöhnt, ohne es wirklich zu wissen. Wir haben in dieser Stadt unglaubliches

Fest steht nur, dass sie ihrem eigenen Konzept immer treu bleiben: „Unser Anspruch ist, auf uns selbst neidisch zu sein, wenn es nicht unsere eigene Veranstaltung wäre.“ curt verneigt sich.

Wie es die Jungs immer wieder schaffen, ohne Werbung, Klischees und finanziellen Background das Münchner Publikum zu bedienen, bleibt ein großes Rätsel.

galeria-autonomica.de // toptypen.com


64 curt // Musik

curt hört Neues Quartal, neue Musik -– oder einfach nur Dauerbrenner. Das läuft in der Redaktion.

Mr. Oizo: Stade 2 RELEASE: bereits erschienen // LABEL: Ed Banger Records Ein jeder erinnert sich bestimmt noch an das knuffige gelbe Plüschtierchen „Flat Eric“, das sich in einem Levis-Werbespot zu treibenden Acid-Housebeats die Seele aus dem Fell headbangt. 1999 avancierte der dazugehörige Track „Flat Beat“ von Quentin Dupieux alias Mr. Oizo zum Mega-Gassenhauer. Zwölf Jahre später erscheint nun sein viertes Studioalbum „Stade 2“. Dabei entfernt sich Mr. Oizo immer weiter von eingängigen Melodien und entlockt seinen Synthies immer schrillere Sounds. Nichts Gemütliches für Zwischendurch, eher was für eingefleischte Exzentriker. Anspieltipp: Douche Beats. TEXT: Christoph Brandt aaron – birds in the storm RELEASE: 27. Januar 2012 // LABEL: cinq7/Wagram Das französische Pop-Duo AaRON (Artificial animals Riding On Neverland) hat keine Angst vor Romantik. Nach ihrem Durchbruch mit „U-Turn (Lili)“ aus dem Soundtrack des aufwühlenden Gefühlsthrillers „Keine Sorge, mir geht‘s gut“ mit Mélanie Laurent, veröffentlichen die beiden Männer aus Paris nach dem Debüt nun ihr zweites Werk – ähnlich tiefgründig und emotional. Klassisches Songwriting gepaart mit elektronischen Spielereien. Kommt gut. TEXT: Melanie Castillo

Big Deal – Lights Out RELEASE: 20. Januar 2012 // LABEL: mute Aufgewachsen in einer kleinen kalifornischen Stadt irgendwo im Nirgendwo findet Alice Costelloe mit 14 Jahren Zuflucht in der Musik. Zu ungefähr derselben Zeit spielt der Londoner Kacey Underwood bereits in seiner ersten Band. Er lässt mit 19 die wüste Einöde hinter sich und zieht nach England, wo er sich schnell als Frontmann der Band Little Death wiederfindet. Durch seinen damaligen Job als Gitarrenlehrer an einer Mädchenschule lernt er Alice kennen. Schnell wird klar, dass eine ganz besondere Magie zwischen beiden besteht. Wie von selbst entsteht ein verzauberndes Album, welches sich mit minimaler Instrumentierung zwischen The xx und Mazzy Star einordnen lässt. TEXT: max brudi Peaking Lights – 936 RELEASE: BEREITS ERSCHIENEN // LABEL: Domino Es ist schwierig, die exotische Musik von Indra Dunis und Aaron Coyes aka Peaking Lights aus Wisconsin in Worte zu fassen. Von Psychedelic Pop über dubby Electronica bis Lo-Fi Ambient ist alles vertreten. Kaputt klingende Orgeln treffen hier auf schräge Analogmaschinen und selbst gebaute/modifizierte Synthies. So verwundert es nicht, dass diese minutenlangen Verschmelzungen an manchen Stellen leicht überfordern. Abgerundet wird alles durch Indras schläfrigen Gesang, der dem Gesamtwerk ein romantisch-entspannendes Feeling verleiht. TEXT: max brudi


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Dezember

Februar

05 // SCOTT MATTHEW 08 // tarwater 13 // Bodi bill 14 // D ANCE YOURSELF TO DEATH 18 // THE FAST FORWARDS 29 // EGOTRONIC

10 // RAGGABUND 16 // CLAP YOUR HANDS SAY YEAH 16 // Phantogram 26 // SHARON JONEs

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w d n u … ? u D t s k n e sch k n e h c s htour!

Januar

März

c s n u w asunschto w … und w Daus? undt w 17 // deichkind 21 // IMAGINARY CITIES 23 – 25 // Frameworks Festival 2012

24 // we were promised jetpacks

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66 curt // Musik

GusGus Techno-Soul

Seit ihrer Gründung 1995 wurde die Besetzung des in Reykjavík, Island gestarteten Musikprojekts immer wieder neu zusammengewürfelt. An einem sonnigen Oktobernachmittag trafen wir die aktuelle Besetzung vor ihrem Konzert im Backstage. TEXT: CHRISTOPH STARK // FOTO: MICHAEL DENGLER Ihre emotionale elektronische Musik ist facettenreich und schön. Aber letztlich überzeugen GusGus durch die Live-Auftritte: eine Fusion von unglaublicher Lichtshow und Ekstase. Bevor sie dem Münchner Publikum an diesem Abend ihr aktuelles Album „Arabian Horse“ vorstellen, ratschen wir mit Sängerin Earth. Urdur Hákonardóttir, so ihr bürgerlicher Name, kommt gerade vom Joggen zurück. Wir sitzen in der Sonne. Gegen Ende unseres Gesprächs gesellt sich auch Elektronik-Friemler Biggi Veira zu uns. Auf Wiki findet man zehn ehemalige Band-Mitglieder. Was ist bei euch los? Langweilen euch die Leute so schnell? Earth: Manchmal langweilen wir uns – aber nie lange. Ich bin ja wieder in die Band zurückgekommen und das neue „Youngblood“ Högni kam über President Bongo in die Band. Das Album war bis zu einem bestimmten Punkt fertiggestellt und ging einfach nicht weiter. „We kinda hit the wall.“ Dann kam Högni dazu und es lief wieder rund. Wie läuft denn eine Albumproduktion bei euch ab? Earth: Wir haben zwei Studios in Reykjavík. Eins bei

Biggi zu Hause und das andere downtown am Hafen. Wir lassen uns einfach treiben, am Ende landen wir immer in einem von beiden und machen das Album fertig. Es ist eine Gefühlssache … Bevor „Arabian Horse“ veröffentlicht wurde, konnten sich die Reisenden der Fluggesellschaft Iceland Air euer Album anhören. Wie war das Feedback? Earth: Sehr gut! Bei uns zu Hause hat, trotz 16-jähriger Bandgeschichte, ein Album zum ersten Mal die Aufmerksamkeit bekommen, die es verdient hat. Ihr habt im Laufe eurer Bandgeschichte einige Remixe für Bands gemacht, wie Kraftwerk oder Depeche Mode. Wer fehlt euch noch auf der Liste? Biggi: Viele! Solange ein Track einen interessanten musikalischen Aspekt und gute Vocals bietet, können wir damit arbeiten. Mal sehen, was kommt, vielleicht noch mal ein Remix für Kraftwerk, wer weiß das schon? Earth: Ich würde gerne ein paar Songs für Högnis Soloalbum remixen. Einfach, um die Dinge mal umzudrehen. Was macht ihr als Nächstes? Biggi: Wir touren diesen Winter noch viel und fangen dann im Frühjahr mit dem neuen Album an. Es geht immer weiter.

GUSGUS.com // konzertbericht und fotos findet ihr auf curt.de


Hard-Fi Alternative Hardrock

Ich sitze gerade im Wartezimmer beim Arzt meines Vertrauens, als Richard „Rich“ Archer – Leadsänger von Hard-Fi – auf meinem Handy anruft und mich wissen lässt, er habe jetzt Zeit für mich und das Telefoninterview. Also gut. Ich bin ja flexibel … TEXT: MARGARITA SEREDA-WILDENAUER // FOTO: MICHAEL DENGLER Nach ihrem ohrwurmverdächtigen Chartbreaker „Hard To Beat“ und dem zweiten Album „Once Upon A Time In The West“ wurde es um die vier Jungs aus Staines, England ruhig. Vergangenen August meldeten sich Hard-Fi zurück. „Der Schaffensprozess von ,Killer Sounds‘ war harte Knochenarbeit“, erzählt Rich. „Wir waren knapp neun Monate im Studio, um unsere Songs so einzuspielen, wie wir sie uns vorstellten.“ Aber das Opfer war nicht groß. Denn für eine Zusammenarbeit mit Produzent Stuart Price, der bereits mit Madonna, Depeche Mode und The Killers gearbeitet hat, muss man eben eine gewisse Wartezeit in Kauf nehmen. „Es hat sich voll gelohnt“, ruft Rich euphorisch in den Hörer und, dass Hard-Fi mit dieser Platte eindeutig ihr „next big thing“ geschaffen haben. Auf die Frage nach dem Albumtitel erzählt Rich von einem Online-Artikel, der die Überschrift „Killer Sounds“ trug. Der Artikel handelte von einem Typen aus Kolumbien, der alte Waffen von Banditen und Drogenhändlern in Gitarren verwandelt, eine echte Metamorphose von etwas Zerstörerischem zu etwas Großartigem. Davon inspiriert, entschied man sich, das Album tatsächlich

„Killer Sounds“ zu taufen, schließlich war es genau das, was die Band auch brauchte. Nach der UK-Tour kam im Herbst das europäische Festland und im November auch der Auftritt im 59:1. „Der Besuch in München ist aber keinesfalls eine Premiere, sondern eine Rückkehr in eine wunderschöne Stadt mit tollen Menschen, super Flair und leckerem Essen“, schmiert Rich meiner Heimatstadt Honig ums Maul, während ich im Treppenhaus der Arztpraxis mit ihm telefoniere. 2012 möchten die vier Bandmitglieder noch mehr touren und so viele Konzerte wie möglich spielen, um ihren Sound auch dem letzten Menschen nahe zu bringen. Und das nächste Album liegt auch schon in der Pipeline: „Während unseres Schaffensprozesses für ,Killer Sounds‘ sind so viele großartige Songs entstanden, die nur darauf warten, verpackt zu werden.“ Ganz der Brite, steht bei ihm als nächstes Tea Time an: „Believe it or not, but I’m indeed going to have a nice cup of tea with cake“, sagt er mit betont britischem Akzent, als schließlich sein Manager unser Gespräch beendet, indem er an die Zeitbegrenzung erinnert. Gutes Timing. Die Arzthelferin erscheint, ich folge ihr ins Sprechzimmer.

hard-fi.com // konzertbericht und fotos findet ihr auf curt.de


68 curt // Musik

Bauchklang Human Beatboxing

Das Ampere ist am Abend des 12. Oktobers brechend voll, das Publikum bunt gemischt, erwartungsvoll aufgedreht und tanzwütig – und der Bass, der aus den Boxen föhnt, überirdisch. Auch wenns nach Elektronik klingt – die Musik, die den Herzen einen neuen Rhythmus verpasst, ist menschengemacht. Keine Loops, keine Effekte. Es ist Kunst. TEXT: MELANIE CASTILLO UND PETRA KIRZENBERGER // FOTO: MICHAEL DENGLER Mit der Kraft der Stimme, des Bauches und Zwerchfells produzieren Gerald Huber, Alex Boeck, Christian Birawsky, Andreas Fraenzl und Philipp Sageder das, was andere nach stundenlanger Akribie an Soundsystemen und Gefrickel und Reglerfummelei absondern. Zu fünft sind sie Bauchklang, nach Eigendefinition ein Vocal Groove Project der österreichisch-bayerischen A-CapellaBand, die 1996 infolge einer gemeinsamen Schul-Musical-Produktion entstand und von elektronischer Musik inspiriert nun im Club-Kontext durchs Land zieht. curt schlich sich nach dem einzigartigen eineinhalbstündigen Beatbox-Konzert zu den erschöpften, aber sichtlich glücklichen Männern in den Backstage-Bereich.

ieren. 2011 war wohl das produktivste Jahr bis jetzt“, erzählt Andi Fraenzl, der den Part der Leadvocals, Vocal Sounds und Grafik-Design bei Bauchklang übernimmt. „Das Schöne an Bauchklang ist nicht nur der kreative Austausch, sondern die Konstellation der verrückten Persönlichkeiten, die sich der Musik unterordnet. Wir lachen über die gleichen Dinge und sind gerne zusammen unterwegs. Das ist nicht nur für die Arbeit, sondern auch für uns als Freunde extrem wichtig und wertvoll.“ Andis Kommentar wird in der Runde geschlossen abgenickt. Wodka für alle! „Wodka ist schlecht für die Stimmbänder“, hört man von der Seite, während das nächste Stamperl in den Umlauf kommt.

Eigentlich ziemlich praktisch, so ohne stundenlangen Instrumentenauf- und -abbau einfach auf die Bühne zu gehen und das Mikro in die Hand zu nehmen. „Klar, wir haben wenig Ballast auf Reisen, wir funktionieren einfach nur über die Stimme. Diese Einzigartigkeit motiviert und wir arbeiten hart daran, das Potenzial weiterzuspinnen und den kreativen Prozess lebendig zu halten. Wir pushen unseren Sound, um eine eigene Ästhetik zu kre-

Langsam wird es spät und wir verabschieden uns von der sympathischen Runde. Was sie denn so als Nächstes vorhaben, möchten wir noch wissen. „Ein paar von uns geben demnächst einen 4-tägigen Beatbox-Workshop für Pensionisten, ansonsten wird weiter getourt und gearbeitet. Morgen sind wir noch den ganzen Tag in München und entspannen im Müller’schen Volksbad.“ Guter Plan. Bleibt so, Bauchklang. Wir sind Fan.

bauchklang.at // konzertbericht und fotos findet ihr auf curt.de


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70 curt // Musik

Nada Surf Alternative Rockpop


In den 90er-Jahren war die New Yorker Band ganz groß. Aber sind sie mehr als eine übrig gebliebene Rock-Punk-Pop-Band? Definitiv! Nada Surf gehört immer noch zu den Großen, ohne Kult, aber mit Kultstatus. Am 25. Februar 2012 spielt das Trio im Backstage Werk. Vorab hat curt Matthew Caws, Leadsänger und Gitarrist, zum Interview getroffen. TEXT: ANGELA SANDWEGER // FOTO: CITY SLANG

Viele Bands der 90er sind längst weg vom Fenster. Wie fühlt es sich an, mit Nada Surf immer noch erfolgreich zu sein? Matthew: Großartig! Ich war schon damals überwältigt, als ich zum ersten Mal auf einer Bühne stand, in einer Band spielte, als wir unsere ersten Platten machten … Und nun bin ich überwältigt, dass aus dem Ganzen eine richtige Karriere wurde. Was hörst du privat? Matthew: Ich mag alle Genres: HipHop, Country-Rock, Crossover oder barocke klassische Musik. Alten Countrywie The Louvin Brothers, die The Everly Brothers beeinflusst haben. Die wiederum haben die Beatles beeinflusst. The Louvin Brothers, zwei Brüder, sind die Wurzeln aller Harmonien. The Everly Brothers nahmen deren Musik und gaben einen Schuss Popmusik dazu. Fantastisch! Hat dich Musik auch mal gelangweilt? Matthew: Nur wenn ich längere Zeit nichts gemacht habe. Das deprimiert mich. Meist komme ich schnell darauf und schreibe dann einen Song. Über die Jahre habe ich so viel gehört und gesehen, dass mich Rock ’n’ Roll nicht mehr automatisch umhaut. Um so aufregender ist es, wenn ich etwas entdecke, das mich richtig mitreißt. Ich erinnere mich an ein Jonathan-Richman-Konzert in New York. Am Ende spielten sie fünf Minuten lang die Akkorde von „Louie Louie“ – das war wie Hypnose, umwerfend! Auf dem neuen Album gibt es den Song „Jules and Jim“. Spiegelt das eure Begeisterung für französische Nouvelle-Vague-Filme wider? Matthew: Der Song wurde tatsächlich durch den gleichnamigen Film inspiriert. „Jules et Jim“ hat mich sehr berührt, denn es ist sehr spannend, wie man die Situation vom Gegenüber zwar versteht, aber trotzdem nicht damit klarkommt. Die Filmindustrie hat sich im digitalen Zeitalter verändert, so auch die Musikindustrie. Was denkst du darüber? Matthew: Ich weiß nicht, was besser oder schlechter ist. Doch ich beobachte, denn ich lebe ja damit. Heute kann jeder ein Album machen und so gibt es 18 Millionen Bands. Live zu spielen ist aufwendiger. Man muss die Clubs bis zu sechs Monate im Voraus buchen. Selbst am Dienstag Abend in einer kleinen Stadt gibt es unzählige Konzerte, zu denen die Leute gehen können. Das Gute an den vielen Möglichkeiten ist, dass Menschen aktiv und kreativ werden. Wodurch kann sich heute eine Band auszeichnen? Matthew: Ich dachte mal, am wichtigsten ist es, gute Platten zu machen, drei Jahre lang zu verschwinden und ein unglaubliches Album aufzukochen. Inzwischen denke ich, das Live-Erlebnis eines Konzerts ist das, was du dir nicht herunterladen kannst!

Matthew Caws

nadasurf.com // konzert in münchen: 25. februar im backstage WERK


72 curt // Musik

Clap Your Hands Say Yeah Indierock

Das Album „Some Loud Thunder“ hatte uns im wahrsten Sinne des Wortes erschüttert. Songs wie „Satan Said Dance” rissen uns wie eine Sturmböe hinfort. Seit vier Jahren kam nichts nach, aber jetzt sind die vier Indierocker aus Brooklyn, New York wieder zurück – live mit dem neuen Album „Hysterical“. Sänger und Gitarrist Alec Ounsworth erzählt uns, was seit 2007 alles so passiert ist. TEXT: ANGELA SANDWEGER // FOTO: Pieter van Hattem Wieso hat das mit dem neuem Album so lange gedauert? ALEC: Nach „Some Loud Thunder“ brauchten wir alle Zeit für uns und unsere eigenen Projekte. Wir waren an einem Punkt, an dem wir eine Platte gemacht hätten, nur um sie zu machen. Wir wollten lieber eine machen, hinter der wir stehen würden. Wie wollt ihr als Band eigentlich genannt werden: Clap Your Hands Say Yeah oder CYHSY? ALEC: Da gibt es viele Varianten. Ich kann mich erinnern, als ich mal in einem Hotel in Barcelona eincheckte, hat der Herr an der Rezeption CYHSY gelesen und mich darauf hin „Mister Sissy“ genannt. Das hat mich amüsiert. Deine Texte sind witzig, zynisch, aber auch recht ernst, z. B. der Song „Alien“. Verwirrst du gerne? ALEC: Ganz und gar nicht. Ich verbringe viel Zeit damit, die Texte zu schreiben und immer wieder zu überarbeiten. Manchmal dauert das sehr lange und dann wieder nicht. Scheinbar schreibe ich recht abstrakt. Mit

„Alien“ wollte ich ein Liebeslied schreiben, doch ich bin nicht der „Let me do, you know, I love you“-Typ. Das ist nicht mein Stil, auch weil es so schon tausendfach da war. In „Ecstasy“ heißt es „Have I become a stranger to this country?“. Geht es um deine Heimat, die USA, deren Wirtschaft am Boden ist? ALEC: So könnte man es auffassen. Aber ich bin kein Autor, der sich ausgiebig über unsere Wirtschaft oder Politik auslässt. Ich habe keine Lust die Leute zu verärgern. Der Song ist viel persönlicher und bezieht sich eher auf meine ganz eigenen Erfahrungen in unserem Land. Jeder kann etwas anderes hineininterpretiert. Hast du einen Lieblingssong auf dem neuen Album? ALEC: Das hängt von meiner Tagesform ab. Wenn wir live spielen, finde ich „Hysterical“ sehr speziell. Der Titel fasst die Emotionen des ganzen Albums zusammen. Der Song selbst hat so viel Energie und Dramatik – und auch der nächste Song – ach, ich kann mich gar nicht entscheiden. Sie sind alle gut!

clapyourhandssayyeah.com // curt präsentiert das konzert am 16. Februar in der theaterfabrik. tickets auf curt.de!



74 curt // aus n채chster n채he

kilianblees.de


Sderot // Israel Eine Fotoreportage von Kilian Blees


76 curt // aus n채chster n채he


Zum j端dischen Purimfest hat sich ein Junge als Rakete verkleidet.


78 curt // aus n채chster n채he


Ein Kindergarten im Luftschutzbunker.


80 curt // aus n채chster n채he


Am Strand von Sderot, nahe des Gazastreifens


82 curt // der weinbrandt rät

Der/die nächste Weinkönig(in) Ungern geizt er mit seiner umfassenden Kompetenz. Wann immer sich ihm eine günstige Gelegenheit bietet, füllt der weinbrandt einen jeden solange gnadenlos mit seiner soliden Kenntnis in Sachen Wein ab, bis dieser anfangs Wissensdurstige keinen einzigen Tropfen mehr in sich aufnehmen kann. Dabei referiert der weinbrandt in erster Linie über praktische Fragestellungen, zum Beispiel wie man Weiße oder Rote an der Farbe erkennt, bis hin zu hochphilosophischen Phrasen wie „Je stärker der Wein, desto schwächer das Bein“. TEXT: christoph brandt Um sich solch imposantes Know-how anzueignen, sind Weinneulinge konträr zum weinbrandt keineswegs verpflichtet, sich über Dekaden hinweg von Weinlaien in Weinleichen zu verwandeln. Oder brauchen nicht den Wein-Brockhaus bei längeren Lokus-Sitzungen kapitelweise auswendig zu lernen. Fehlanzeige! Es ist zweifelsohne möglich, die wundervolle Welt des Weins wesentlich amüsanter, pragmatischer und dazu noch auf spielerische Weise für sich zu entdecken. Dieser Gedanke schwirrte wohl auch in den Köpfen der Münchner Gerhard Grubbe und Guido Walter herum. Grubbe, seines Zeichens erfahrener Spiele-Autor, und Walter, diplomierter Weinakademiker und Weinfachhändler, leuchtete ein, dass Gaudi und Interaktion der Schlüssel dazu sind, neu Erlerntes schnell und ohne Mühe zu verinnerlichen. So setzten sich beide eines Abends bei einer schönen Flasche zusammen und entwickelten gemeinsam „Das Weinspiel“. Der weinbrandt möchte allen, denen Weinwälzer zu langatmig und simple Frage-AntwortAufgaben zu dröge sind, diesen informativen Spiele-Spaß wärmstens ans Herz legen. Man würfelt, sammelt Rebsorten und Fässer und stibitzt die Karten der Kontrahenten. Immer in der Hoffnung auf die goldene Krone, die einen zur Weinkönigin bzw. zum Weinkönig macht, erfährt man in einer Art Basis-Sommelierkurs ganz nebenbei, dass es sich bei einem Bocksbeutel um keinen Körperteil einer Ziege handelt, wo der pfeffrige Grüne Veltliner wächst oder welcher Wein perfekt zu Sushi passt. Es stört den weinbrandt zwar, dass nicht der Connaisseur mit dem größten Weinwissen die besten Gewinnchancen hat, sondern derjenige, der am taktischsten und mit ein wenig Glück agiert, aber für ihn gilt ohnehin die Devise: „Alter Wein und junge Weiber sind die tollsten Zeitvertreiber.“ Der weinbrandt rät: „Das Weinspiel“ von Gerhard Grubbe und Guido Walter. Erhältlich für 49,95 Euro in der Weinabteilung Galeria Kaufhof am Marienplatz. curt verlost ein Exemplar. Das Gewinnspiel findet ihr auf curt.de



curt im Ausland Vietnam, eine Reise vom Jetzt zur N채chsten

TEXT und Fotos: bob pfaffenzeller


im ausland // curt 85


Die Flüge für zwei nach Vietnam waren gebucht. Die Liebe war’s nicht. „Ich sehe uns nicht in Vietnam.“ „Was meinst du?“ „Ich komme nicht mit.“ „Warum nicht?“ „Ich habe kein Vertrauen mehr zu dir.“ Was sagt man dazu? Ich bin nicht der Mann, auf den man sein Leben gründet. Ich verspreche nichts, halte vieles. Wer’s nicht kapiert, bleibt zurück. Die nächste, bitte.

Das Erste: Ansteckung Flughafen Hanoi. Vor dem Wärmescanner stauen wir Passagiere uns, die Schweinegrippe grassiert. Was sieht die dunkelhaarige Zollbeamtin am Scanner von mir? Ein gebrochenes Herz? Erhöhte Temperatur, weil ich sie mir nackt unter ihrer Uniform vorstelle? Durchschaut sie mich? Das kleine Piece als Anhänger an meiner PeaceKette sieht sie nicht, winkt mich durch, der nächste, bitte.

Das Nächste: Crazy Wenn man will, ist Vietnam ein bequemes Touristen-Land. Man reserviert von Deutschland aus ein Hotelzimmer und wird mit dem hoteleigenen Shuttle am Flughafen abgeholt. Hab’ ich nicht gemacht. Umso überraschter bin ich, als mir ein junger Vietnamese in der Ankunftshalle winkt: „You bring me to my hotel?“ „Yes, yes!“ Cooler kannst du nicht in Asien ankommen. Kaum sitzen mein neuer Freund, unser Fahrer und ich im Auto, kreist auch schon der erste Joint. „Crazy“ von Gnarls Barkley dröhnt aus den Boxen des betagten Mazda. Mit jeder Joint-Runde reichen mir die beiden die Hand: „Vietnam friendly!“ Crazy, man, ich bin im Land des easy living! Noch bevor wir das Zentrum von Hanoi erreichen, haben mich die beiden mit Taschenspielertricks um über 100 Euro gelinkt. Und lassen mich auf einer Ausfallstraße stehen.

Das Nächste: Herzschmerz Mein erster Tag in Hanoi ist ein Samstag. Markttag. Ganz Nordvietnam ist heute in der Stadt. Ausgeschlafen, unausgeraubt und ohne Herzschmerz gibt es wahrscheinlich keinen besseren Tag, um durch die wuseligen Gassen zu streifen, die sich die Handwerker über die Jahrhunderte aufgeteilt haben: Hier die Straße des Bambus, dort die Gasse der Blumen, der Götterstatuen, der Lampions, der Gewürze, der Fische, des Fleisches. Sinnliche Überwältigung. Weil Markttag ist, sind auch alle Nutten nördlich des Mekong in der Stadt. „Girl?“ „Lady massage?“ „Overnight, fuck, drink beer and sleep!“ In meinem Zustand ist mir das alles zu viel. Ich buche einen Platz im Zug nach Lao Cai, im Norden, weit weg von allen Frauen, die nur mein Bestes wollen. Die nächste, bitte.

Das Nächste: Trost In Lao Cai hat sie mich gefunden. 39 Jahre alt, ein prächtiger, abgegriffener Arsch, sie war die einzige, die mit ihrem verrosteten Mini-Bus in das Dorf an der chinesischen Grenze fuhr, in das ich wollte. Sie mochte mich und gab mir den Platz auf der Rückbank, der bequeme Sitz für langbeinige Langnasen. Wir fuhren über lehmige, durch Schlammlawinen nahezu unpassierbare Straßen; mehrmals mussten wir Passagiere den Bus über rutschige Steilpassagen schieben.


im ausland // curt 87


Irgendwann stiegen ein Bauer und seine Frau ein, nur noch zwei Plätze frei: links von mir. Dass die Frau zwei Stunden am Stück kotzte und die Läuse vom Kopf ihres Mannes sich über mich und meinen Rucksack hinweg über den ganzen Bus verbreiteten – man kann’s daheim auch schlechter erwischen. Im Fahrpreis inbegriffen: die persönliche Betreuung der Chefin beim nächsten längeren Stopp.

Das Nächste: Überleben Es ist heiß. Und feucht. Und obwohl der saftig-üppige Urwald Feuchtigkeit schier ausschwitzt, bin ich ausgetrocknet. Nach sieben Stunden Marsch mit Nguyen zweifle ich. Ich habe weitere drei Tage mit dem ehemaligen Vietcong-Soldaten vor mir: eine Trekkingtour zu den Hmong und Thai People an der Grenze zu China. Fragen nach einer Rast beantwortet er – gar nicht. Immerhin bekomme ich den Grundkurs Überleben im Dschungel: wilde Gurken, essbare Wurzeln, Zahnstocher aus Dornen, feuchte Blätter zur Hygiene. Dann ein Pfahlhaus im feucht-grünen Nirgendwo. „We sleep here.“

Das Nächste: Ho Ho Ho Chi Minh Das Haus der Hmong-Familie besteht aus zwei großen Räumen. Im Erdgeschoss die Feuerstelle mit riesigem Wok über offenem Feuer, Fernseher und ein Dutzend Ho-Chi–Minh-Porträts. Oben die mit Moskitonetzen verhängten Betten. Die Hmong bieten alles auf, was sich im Dschungel an Gastfreundschaft verwirklichen lässt. Die Frauen kochen, wir Männer essen. Stundenlang. Suppe aus Berggras, Reis mit Saucen, Gemüse, ein frisch geschlachtetes Huhn. Und selbst gebrannter Maisschnaps. Das Familienoberhaupt, ein großer Mann, hager und gebeugt, in den Siebzigern, ist mit Ho Chi Minh marschiert. Seite an Seite. Und während er von den Kämpfen erzählt, begießen wir jeden Erfolg gegen die US-Imperialisten mit Maisschnaps. Der nächste, bitte.

Das Nächste: Betel hilft An der Grenze zu China leben autarke Bergvölker: Hmong People, Thai People, die Dzao. Jedes Volk mit eigener Geschichte, eigener Kultur, eigenen Trachten. Gemeinsam ist ihnen ihre Unabhängigkeit. Im unkontrollierbaren Bergwald Nordvietnams waren sie über Jahrhunderte entweder ein Bollwerk gegen chinesische Eroberer, ein Störfaktor für den kommunistischen Kontrollwahn oder umschwärmte Guerilla-Kämpfer für den Vietcong. Heute genießen sie die Aufmerksamkeit der UNO, weniger die der vietnamesischen Regierung. Man sagt, sie verstünden sich auf den Anbau von Opium und den Betelnuss-Genuss. Was man halt so sagt. Nach vier Tagen mit Nguyen im Dschungel bin ich körperlich ausgelaugt. Und auch ein bisschen erleuchtet.

Das Nächste: Amis go home Auf dem Rückweg nach Lao Cai habe ich Glück. Im Bus neben mir sitzen keine kotzenden, verlausten Bauern – neben mir räkelt sich eine bildhübsche Rasta-Dame aus Wisconsin. Das Glück ist ein trügerischer Reisegefährte. Erst streitet die junge US-Imperialistin mit dem Busfahrer, weil sie für die zweistündige Fahrt rund einen Euro mehr zahlen soll als die Einheimischen. Aber da sie wirklich scharf aussieht und wir gut zwei Stunden Seite an Seite vor uns haben, denke ich, dass ein Blunt angesagt wäre. Vielleicht entspannt das die Gerechtigkeitsfanatikerin aus dem Mutterland von My Lai und Abu Ghraib. Sofort poltert die Rasta political correct: „This is a non-smoker!“ Ich ignoriere sie für den Rest der Fahrt, teile mit den vietnamesischen Jungs vor mir und blase den Rauch sorgfältig aus dem Fenster – sie soll keinen Hauch des kostbaren vietnamesischen Rohstoffs atmen.

Das Nächste: Schweiß Die Züge in Lao Cai sind überbucht. Nur ein Linienbus fährt an diesem Abend nach Hue, der Kaiserstadt in ZentralVietnam. Der Bus ist bis auf den letzten Quadratmillimeter vollgestopft. Was schlimmer ist? Der Gestank der Hühner? Die Schweißfüße meines Nachbarn? Die widerliche Decke, ohne die man sich auf den glitschigen, schweißtreibenden Sitzen nicht halten kann? Oder die Aussicht, dass es noch eine Nacht und einen halben Tag so weitergeht?


im ausland // curt 89


Das Nächste: Hot water Mein erster Tag in Saigon ist ein Samstag. Markttag. Aber das spielt in dieser Stadt keine Rolle. Hier hat der freie Markt immer Saison. Ein älterer Vietnamese fährt auf seinem Moped neben mir her: „Girl?“ „No.“ „Baby girl?“ „No.“ „Baby boy?“ „No.“ Dann: „You make my ass-water hot.“ „Fuck you.“ Saigon war die „Stadt der Amerikaner“ während des Vietnamkrieges.

Das Nächste: Paranoia Sicher, nicht alles ist pervers im Süden. Das Dope ist es definitiv. Ich sitze auf der mondänen Dachterrasse des Hotel Rex (von hier haben die US-Kriegsberichterstatter die „Erfolge“ ihrer Boys in die Heimat gemeldet), blicke auf die glitzernde Skyline über den Saigon River, eine farbige Jazz-Sängerin treibt mir mit ihrer Version von Billie Holidays „Solitude“ Tränen in die Augen, rund um mich vietnamesische Gucci-Girls und Boss-Boys, der Ober bringt mir ungefragt neue Gimlets und ich konsumiere das Zeug, das ich unterwegs erstanden habe. Ein Fehler. Gefühlte zwanzig, reale zwei Stunden kann ich mich nicht bewegen. Panik. Paranoia. Gefangen in mir. I sit in may chair, with my despair, in my solitude, you haunt me with memories that have gone by. Fuck, wo ist das Napalm?

Das Nächste: Folter In Can Tho lerne ich Mai Than kennen, Studentin der Finanzwissenschaften. Später wird sie mich für den nächsten Abend zum Essen zu ihren Eltern einladen, im Irgendwo des Mekong-Deltas. Wie komme ich da hin? Mit Mr. Trustyour-way-Phung. Mr. Phung ist der Gegenpart zum Vietcong-Soldaten Nguyen. Er hat für die südvietnamesische Armee gekämpft. Nach dem Sieg des Nordens gab es für Mr. Phung, den Lehrer, erst einmal Haft. Folter. Zwei Jahre Umerziehungslager. Lebenslanges Berufsverbot. Mr. Phung, 76 Jahre alt, bringt mich mit seinem altersschwachen Moped nicht einfach zu Mai Than: Er fährt mich kreuz und quer durch das Delta. Hier eine Bekannte, die Soja-Sauce produziert, hier ein befreundeter buddhistischer Mönch, dort eine katholische Nonne, und immer wieder Stopps, um mir die Reisfeld-Wirtschaft zu erklären oder Blumen oder Grabstätten – jeder lehrt, was er kann.

Das Nächste: Hoden Die Familie von Mai Than besitzt eine Bananen- und Orangenplantage in den Sümpfen. Zur Begrüßung wird getrunken. Bia Tiger auf ex. Dose um Dose. Und diesmal sitzen alle am Tisch, Männer und Frauen: Mr. Phung, der Vater, die Mutter, die Tante, der Onkel, Mai Than, die Schwestern und ich. Zwischen den Bia Tiger gibt es: Schildkrötensuppe, Schildkröteneier, Truthahn-Hoden, Hühnchen, Bananenblüten-Salat, Innereien von was auch immer. Und Bia Tiger auf ex. Irgendwann ist Mr. Phung betrunken und will fahren. 50 km zurück nach Can Tho über ein Meter breite Dämme durch die Sümpfe des Mekong. Was ich nicht wusste: Mr. Phung ist nachtblind. Und nicht betrunken, sondern besoffen. Mr. Phung, sollten Sie das lesen und mir jemals wieder eine Mitfahrgelegenheit anbieten: Der Nächste, bitte.

Das Letzte: Erkenntnis Am nächsten Morgen nimmt mich eine Bekannte von Mr. Phung mit auf eine Bootsfahrt ins Herz des Mekong-Deltas. Das Rahmenprogramm: frisch geköpfte Schlangen, deren Blut fragwürdige Wirte in nicht weniger fragwürdigen Mekong-Spelunken in meinen Reisschnaps tropfen lassen. Garküchen-Gerichte, von denen ich lieber nicht weiß, was ich gegessen habe. Und der Kontakt zu Menschen, die nichts versprechen können. Und die mehr halten, als man sich wünschen kann.

Die nächste Vietnam-Reise, bitte.


im ausland // curt 91


Ich bring dich ganz groSS raus, baby!


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Lektorat Mirjam Karasek

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curt Nr. 71 erscheint Anfang März 2012. Kommentare, Kritik, und Infos gerne an muenchen@curt.de

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