crescendo 1/2012, Ausgabe Februar / März 2012

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l e b e n s a r t

ist Uffe Savery – in Deutschland er uns – und stoßen direkt auf das hauptsächlich als Mitglied der SchlagKönigliche Theater. Bis vor wenigen zeugerformation „Safri Duo“ bekannt, Jahren teilten sich Oper und Baldie sich Anfang der 2000er an die lett das Gebäude, nun gehört es fast Spitze der Pop-Charts trommelte. gänzlich den Tänzern. Die Gänge Wir machen uns auf den Weg des Theaters sind eng, an den Wänzum Tivoli, der wahrscheinlich beden hängen Bilder von Künstlern kanntesten Touristenattraktion Kound früheren Inszenierungen. Hier penhagens. Ob hier auch die Einheiweht noch der Wind des Ballettmischen hingehen? „Oh ja“, sagt Johan,­ meisters August Bourmonville, der Links: Das neue Konzerthaus des Dänischen Rundfunks. „Tivoli ist wunderschön“. Tivoli­ist ein mit seinen lebendig-harmonischen Rechts: Die Königliche Loge in der (alten) Königlichen Oper. märchenhafter Vergnügungspark, je Choreo­ grafien das Kopenhagener nach Jahreszeit liebevoll unter einem bestimmten Thema gestaltet, Ballett im 19. Jahrhundert weltberühmt machte. Johan lotst uns auf die Bühne. Da steht eine überdimensionierte Süßigkeitentüte –­ mit Fahrgeschäften und Fressbuden, einem Sternerestaurant und Hotels. Und: mit einem Konzertsaal mit 1800 Sitzen und einem eigeKulisse für den „Nussknacker“. Von hier hat man natürlich einen nen Festival! Im Sommer bietet das Tivoli Festival bis zu 60 klassische sensationellen Blick in den opulenten Zuschauerraum des Theaters: Konzerte mit hochkarätigen Stars und Newcomern. Aus den KonzerRote Polstersitze, viel Gold, die königliche Loge direkt neben der Bühne, ganz nah dran. Da wird Reuter glatt ein bisschen sentimen- ten stolpert man dann direkt in die verwunschene Fantasiewelt des Vergnügungsparks. Perfekt für die Märchen-affinen Dänen. tal „Ach, es war schon auch schön hier. Aber akustisch ist die neue Auch das letzte wichtige Musik-Gebäude lassen wir nicht aus: Oper besser. Hier fängt sich der Klang noch in zu vielen Nischen.“ Das neue Konzerthaus des Dänischen Rundfunks. Ein Kubus mit Wir durchqueren das alternativere Universitätsviertel, Johan nennt es das „Hippie-Viertel“. Auch ansonsten durchweht Kopen- spektakulärem Konzertsaal, von außen allerdings mehr als schlicht hagen eine besondere Entspanntheit. Eine angenehme Unaufge- gestaltet: Das Foyer ist bunt beleuchtet, die Sitzbänke sehen aus wie große Instrumentenkisten, man fühlt sich ein bisschen wie in der regtheit, die von den Menschen bis zu den Gebäuden reicht. Und Umkleide des Orchesters. Das Orchester des Dänischen Rundfunks wenn Johan nicht gesagt hätte: „Hier ist das Umweltministerium hat hier auch seinen Hauptsitz, das Konzerthaus soll aber universell und hier das Kultusministerium“, dann hätte man die unauffälligen gelben Gebäude einfach übersehen. Oder die beste Cocktailbar Ko- eingesetzt werden. „Um das zu beweisen, wurde hier sogar schon penhagens: Das „Rubys“ liegt – ohne Schild an der Tür – im glei- ein Boxkampf veranstaltet“, erzählt Johan fast beiläufig. Das fand er chen Haus wie die Botschaft von Georgien. „So sind wir Dänen“, aber auch seltsam. Zurück fahren wir mit der U-Bahn, die in Kopenhagen übrisagt Johan lachend. gens ohne Fahrer, rein computergesteuert durch die beleuchteten Das Königliche Dänische Konservatorium will uns Reuter – als perfekt vorbereiteter Stadtführer mit einer großen Portion Heimat­ Tunnel rast. Irritiert hier natürlich keinen, außer die Touristen, die liebe – unbedingt noch zeigen. Es hat natürlich ebenfalls einen Kon- in der ersten Reihe sitzen und Fotos machen. Ja, sie sind wirklich entspannt, die Dänen in dieser Stadt. Was wirklich aufregend ist? – zertsaal, beheimatet das Copenhagen Philharmonic Orchestra und veranstaltet viele Konzerte. Nettes Detail: Intendant des Orchesters­ Na, wenn die Königin ins Konzert kommt! n

Kopenhagen für Klassik-Liebhaber Die wichtigsten Tipps für einen Besuch in der dänischen Hauptstadt

Wohin vor oder nach dem Konzert? Kopenhagen ist eine Stadt mit großer Restaurantkultur. Unsere Favoriten: Feine französische Küche und eine beeindruckend sortierte Weinbar mit (auch erschwinglichen) Weinen aus aller Welt gibt’s im Le Sommelier (Foto 1, Bredgade 63, www.lesommelier.dk). Das Sterne-Restaurant Kong Hans kaelder (Foto 2, Vingardstraede 6, www.konghans. dk) liegt im Souterrain des ältesten Gebäudes in Kopenhagen. Die Idee: Luxuriöses Essen in entspanntem Ambiente, ohne protzig zu sein. Johan Reuter: „Da habe ich die drei besten Essen meines Lebens gegessen.“ Für Zwischendurch: Kaffee im kleinen Café Kafferiet (Esplanaden 44, www.kafferiet.net).

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Was tun, wenn die Königin ins Konzert kommt?

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Hier gibt die Homepage der Oper Auskunft: Wenn die königliche Familie den Konzertsaal betritt, erhebt sich das Publikum und bleibt stehen, bis die Königin in ihrer Loge Platz genommen hat. Falls man vorher schon vom Besuch der Königsfamilie weiß, sollte man ein schickeres Abendoutfit wählen.

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Zentral und gemütlich übernachten kann man hervorragend im Ibsens Hotel (Foto 4, Venders­ gade 23). Trotz der 118 Zimmer fühlt man sich in diesem charmanten Hotel der Brochner-Hotelgruppe fast ein bisschen wie in einem Familienbetrieb. Vielleicht liegt das an den netten Mitarbeitern, den Einheimischen, die bei der wöchentlichen Jazz-Lounge auf dem alten Plattenspieler auflegen oder den kuscheligen Sesseln in der Lobby. Für Freunde der Kunst außerdem spannend: Als erstes Hotel der Welt akzeptiert das Ibsens Hotel sogenannte „artmoney“: Kleine Gemälde in einem bestimmten Format, eine Künstlerwährung sozusagen. Buchung über www.ibsenshotel.dk

www.crescendo.de

Februar / März 2012


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