StiftungsReport 2007

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die Gabe dürfen staatliche Leistungen nicht vermindert werden“, mahnte Robert Bosch seinerzeit. Insgesamt wurden 2005 gut 55 Millionen Euro ausgegeben. Boschs pragmatischer Geist prägt bis heute das Förderprogramm, das gesellschaftliche Probleme aufgreift und dabei hilft, vor Ort Lösungen zu erarbeiten. So beschäftigt sich die Stiftung mit dem hochaktuellen Thema des demographischen Wandels. Eine Expertenkommission wurde bestellt, um Vorschläge für die Besserstellung von Familien mit Kindern zu erarbeiten. Ihr Abschlussbericht „Starke Familie!“ wurde in der Öffentlichkeit viel diskutiert. Schon lange werden Projekte zur Verbesserung der Kranken- und Altenpflege befördert, seit 2002 wird die geriatrische Forschung vorangetrieben. Gerade junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen für dieses Fachgebiet gewonnen werden. Um die Ausbildung seiner Arbeiter zu verbessern, hatte Bosch 1913 eine wegweisende Lehrwerkstatt eingerichtet. Auch die Stiftung kümmert sich heute um die Themen Erziehung und Bildung. Der 2006 neu ausgeschriebene Deutsche Schulpreis prämiert fünf Schulen, die sich weniger als Elite-Einrichtungen auszeichnen, sondern als modellhafte Initiativen in einem schwierigen Umfeld wirken. Darauf zielt auch der Hauptschulpreis, der 2007 erstmals an besonders engagierte Pädagogen verliehen wird. Viele sprachliche und soziale Defizite unserer Kinder haben ihren Ursprung bereits im Kindergartenalter. Das PiKProgramm (Profis in Kitas) von 2005 will für eine bessere Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher sorgen. Ferner geht Geld an Projekte wie „Besser integriert“ und „LISA“, die sich für die Integration junger Ausländer türkischer und russlanddeutscher Herkunft einsetzen. Diese Aktivitäten sollen in Zukunft intensiviert werden. In dem Zusammenhang erarbeitet die Stiftung gerade Strategien für die

Beschäftigung mit einem wichtigen Zukunftsthema: Migration aus Nordafrika und dem Mittleren Osten. Die Völkerverständigung war ein ureigenes Anliegen von Robert Bosch, der nach dem Ersten Weltkrieg schon europäisch dachte und, mutig genug, noch 1935 französische Frontkämpfer nach Stuttgart einlud. Für diesen Bereich wurde im Jahr 2005 mit insgesamt 17,1 Millionen Euro das meiste Geld ausgegeben. So initiiert die Stiftung Austauschprogramme mit Frankreich, den USA, der Türkei und Polen in Form von Journalisten- und Parlamentarier-Treffen sowie Gastaufenthalte für Nachwuchs-Führungskräfte. Ähnliche Projekte mit China, Japan und Indien sind geplant. In den Fokus der Förderaktivitäten sind nach dem Mauerfall die Länder Mittel- und Osteuropas gerückt. Schließlich hatte Bosch seinen Testamentsvollstreckern aufgegeben, die Richtlinien der Stiftung „den Veränderungen der Verhältnisse ständig anzupassen“. Deutsche Senior-Expertinnen und -experten beraten vor Ort die Ausbilder. Junge Spitzenbeamtinnen und -beamte haben wiederum in Deutschland die Gelegenheit, hiesige Verwaltungsstrukturen kennen zu lernen. Auch die Kultur dient der Bosch Stiftung als Mittel zum Dialog. So zeichnet der Adalbert-von-Chamisso-Preis jährlich deutsch schreibende ausländische Autorinnen und Autoren aus. 2005 bekam der türkischstämmige Schriftsteller Feridun Zaimoglu die Auszeichnung. Ein Dokumentarfilm-Projekt der bosnischen Regisseurin Jasmila Zbanic wurde finanziert, die 2006 mit „Grbavica“ den Goldenen Berlinale-Bären gewann. Traditionell unterstützt die Stiftung als größtes Einzelvorhaben das vom Unternehmer 1936 in Stuttgart begründete Robert-Bosch-Krankenhaus sowie die angegliederten medizinischen Forschungseinrichtungen – im Jahr 2005 mit 17,7 Millionen Euro. Boschs Engagement für das Gesundheitswesen mag auf per-

Unternehmer mit Verantwortung

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