Material und Technologie
Technologietransfer
Zur Zeit ist ein regelrechter Boom von neuen Materialien im Archi-
In ähnlicher Weise kommt es zum Technologietransfer. Verwand-
tekturbereich zu beobachten, was zahlreiche Veröffentlichungen
te industrielle Bereiche wie zum Beispiel die Automobilindustrie,
zeigen. Meistens sind es neue Gestaltungsmöglichkeiten (3),
der Flugzeugbau, Industriedesign und Materialwissenschaften
welche die Ursache für diesen Trend sind, aber auch die Suche
bieten ein fast unerschöpfliches Potenzial an Technologien (5).
nach neuen Funktionalitäten treibt die Entwicklung voran. Man
Nicht alle sind jedoch für den Einsatz im Fassadenbereich ge-
muss unterscheiden zwischen komplett neuen Materialien (4)
eignet. Ausschlaggebend für die Möglichkeit der Übersetzung
oder bereits existierenden Materialien, die in der Baubranche eine
von einem Bereich in den anderen sind zum Beispiel Kosten von
neue Anwendung finden. Diese Übertragung bezeichnet man als
Bauteilen oder Oberflächenbeschichtungen, Produktionszahlen
Materialtransfer und in diesem Bereich sind einige Neuerungen
oder der Grad der industriellen Fertigung von interessanten
zu erwarten.
Komponenten. Technologietransfer kann auf verschiedenen Ebenen geschehen: Auf der Ebene des Entwurfs und Planungsprozesses, der Produktion und Fertigung, der Ebene der Montage und schließlich bei den Kommunikationsprozessen. Technologietransfer findet statt, aber es bedarf der Methoden zum Transferprozess für die Optimierung des Effektes für die Gebäudehülle.
Nanobeschichtungen Nanobeschichtungen sind unter anderem bei Kunststoffbrillengläsern bekannt. Eine keramische Oberflächenveredelung schützt dabei die Brille vor Kratzern. Führt man den Gedanken einer Schutzschicht auf nanokristallinen Strukturen weiter, so lassen sich für die Architektur wirtschaftliche Verwendungen von Kunststoffgläsern ableiten. Gerade im Bereich von mehrfach gekrümmten Gläsern – die in der Herstellung sehr kostenintensiv 3
sind – kann Kunststoff gegenüber herkömmlichem Glas billiger sein. Kunststoffgläser sind mit vielfach geringerem Aufwand ther-
Allianz Arena, München, Herzog & de Meuron, 2005 Die Fassadenbekleidung besteht aus großen pneumatischen Kissen aus ETFE-Kunststofffolien.
misch verformbar; sobald man diese gegenüber Umwelteinflüssen und äußeren Beschädigungen dauerhaft durch transparente Schutzbeschichtungen versiegeln kann, erlaubt ihre Verwendung große Freiheit in der architektonischen Formensprache.
Klebstofftechnologie Im Bereich der Klebstofftechnologie werden Stück für Stück neue Entwicklungen vorangetrieben. So werden in einem Automobil heute viele Teile nicht mehr verschweißt, sondern durch Kleben gefügt. Um eine spätere Trennung der Einzelkomponenten für das Recycling zu verbessern, werden derzeit Klebstoffe entwickelt, die sich unter bestimmten Zuständen inaktivieren lassen. So können zum Beispiel bestimmte Klebeverbindungen in einem erwärmten Wasserbad bei 42 °C und einem Stromimpuls gelöst werden. Tritt nur ein Impuls isoliert ein, so bleibt die Klebekraft erhalten. Denkt man diese Technologie weiter, so lassen sich in 4
der Architektur Klebeverbindungen realisieren, welche die Arbeit auf der Baustelle erleichtern könnten. Durch Wetterbedingungen
Materialsammlung Eine große Anzahl von neuen Materialien sind auf dem Markt erhältlich. Der Einsatz für Fassadenkonstruktionen wird untersucht.
unsaubere Verbindungen zwischen Bauteilen könnten gelöst und wieder neu positioniert werden.
D I E Z U K U N F T D E R FA S S A D E
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