Lieder machen Läute

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Unterhaltungsmusik in der DDR



Inhalt Vorwort Einführung U oder E E Musik Nationalhymne Im Wandel der Zeit U Musik Genres Beat & Rock Jazz Blues Die Anderen Bands Hip Hopper Gruftis Punks Skins Bruderländer Schlager Liedermacher & Chanson Folk & Hootenanny Singebewegung Erziehung Bitterfelder Weg Der neue sozialistische Mensch Liederbücher Zentrales Institut für Jugendforschung Beruf: Musiker Auf dem Weg zum Musiker Hochschulen Richtlinien Muttersprache Förderprogramme Musikfestivals Musik & der Staat Stasi Petitionen und ihre Folgen Wolf Biermann Randale Musik hören Schallplatte Magnetband Diskos und DJs Lipsi Alkohol Medien Print Fernsehen Radio Hitparaden 1975 - 1990 West Hitparaden 1975 - 1990 Ost Literaturverzeichnis Impressum

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Vorwort Sie denken bei Karat an eine Maßeinheit für edle Materialien und glauben, bei den Puhdys handle es sich um eine neue Marke besonders sanfter Plüschpantoffeln? Dann sollten Sie dieses Buch unbedingt lesen und ihre Wissenslücke schließen! Denn nahezu jeder ehemalige DDR-Bürger, der zumindest seine Jugend im Land von Sandmännchen, Trabi & Co. verbracht hat, wird Ihnen erzählen können, dass Peter Maffays Hit »Über sieben Brücken musst du gehn’« eigentlich von Karat stammt – einer der erfolgreichsten DDR-Rockbands der 70er und 80er. Damit äußert sich ein sonderbares Phänomen: Obwohl die Musik der damaligen ostdeutschen Bands heute kaum noch gehört wird und es auch zu DDR-Zeiten schwer war, von einem nach Westen schauenden Volk anerkannt zu werden, treten die Menschen dennoch für ihre einstigen (Anti-)Helden ein. Diese Gegebenheit hat mich dazu bewegt, im Rahmen meiner Abschlussarbeit ein Buch zum Thema »Unterhaltungsmusik in der DDR« zu schreiben, gestalten und zu illustrieren. Es soll einen Einblick in die heute kaum mehr beachtete und nahezu vergessene DDR-Musikgeschichte geben und nicht nur die wichtigsten Bands, sondern auch die kulturpolitischen Strömungen in der DDR vorstellen. Weiterhin werden unter dem Titel »Lieder machen Läute« den wichtigsten Genres die wichtigsten Musiker zugeordnet – schließlich ergibt sich das Bild einer ganz eigenen Form von Musik, die sich eben in eine andere Richtung entwickelte als anderswo. Neben einem Überblick über den Berufsalltag eines Musikers und die einzuhaltenden Richtlinien, werden Sie in diesem Buch auch Abschnitte finden, die sich mit der musikalischen Erziehung oder der medialen Präsenz von Musikern beschäftigen. Sollten Sie jedoch bereits ein Experte auf dem Gebiet der DDR-Musikgeschichte sein – nehmen Sie sich dennoch etwas Zeit, um in Erinnerungen zu schwelgen und die alte Zeit mit ihren guten und schlechten Seiten noch einmal Revue passieren zu lassen.


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Unterhaltungsmusik: Sammelbez. für sehr unterschiedl. Musikstücke, die sich an breite Hörerschichten wenden u. ohne große Mühe verständl. sind. Bis zum 19. Jh. wurde zw. unterhaltender u. sog. ernster Musik zwar ein Unterschied, keinesfalls aber ein Ggs. empfunden: Musik sollte stets sowohl erbauen als auch unterhalten. [...] Bes. im 20. Jh. entwickelte sich eine weitverzweigte Unterhaltungsind., die mit Hilfe der Massenkommunikationsmittel die Volksmassen durch minderwertige U. von sozialen Problemen abzulenken sucht. In den sozialist. Ländern werden dagegen große Anstrengungen unternommen, eine wertvolle U. zu schaffen, die Kunst u. Unterhaltung wieder vereint. Meyers Universallexikon Band 4, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1980, S. 416

U oder E Während E-Musik allgemeingültig für die sogenannte »ernste« Kunstmusik steht und ursprünglich mit klassischer und Neuer Musik gleichgesetzt ist, versteht man unter U-Musik oder Unterhaltungsmusik die Zusammenfassung populärer und kommerzieller Musikrichtungen, zu denen beispielsweise die Pop- und Rockmusik, Schlager, sowie teilweise auch Jazz und Volksmusik zählen. In Bezug auf die DDR gibt es darüberhinaus einige weitere Möglichkeiten, zwischen beiden Feldern zu unterscheiden. So lassen sich zum einen verschiedene Produktionsmerkmale, wie die Verwendung bestimmter Instrumente feststellen (in der E-Musik z.B. Violine oder Querflöte und in der U-Musik z.B. Schlagzeug oder Gitarre), zum anderen differierte auch die Art des Vertriebs erheblich. Während E-Musik in der DDR nahezu ausschließlich durch das Schallplattenlabel Eterna verbreitet wurde, wurde UMusik meist über das Label Amiga vertrieben. Ganz von den eigentlichen Merkmalen abgesehen, grenzten und grenzen sich Uund E-Musik außerdem durch die Art der Rezeption voneinander ab. Im Unterschied zur E-Musik war es bei der U-Musik essentiell – wenn auch bei der älteren Generation verpönt – mit dem Rhythmus zu gehen oder gar zu tanzen.

Aufgrund dieser Gegensätzlichkeiten kam es bis in die 70er Jahre hinein zu einer strikten Trennung der beiden Musikrichtungen wobei die »Alten« die Unterhaltungsmusik der »Jungen« nahezu durch die Bank ablehnten (Ausnahme: Schlager), während die »Jungen« die E-Musik tendenziell verschmähten. Vielleicht war es der Altersdurchschnitt von Zentralkommitee und Politbüro, der dazu führte, dass die DDR in ihren ersten Jahren fast ausschließlich auf klassische Musik setzte und deren Protagonisten förderte, während die U-Musik zunächst nicht so recht in das kulturelle Selbstbild passen wollte. In der Kulturpolitik der DDR waren Unterhaltungs- und Tanzmusik von Beginn an nur als Übergangslösungen geplant auf dem Weg zu einer einheitlichen sozialistischen Musik. Erst mit der überschwappenden Beatwelle aus dem Westen und der bitterlichen Erkenntnis, dass wohl auch im Sozialismus ein Bedürfnis nach tanzbarer Musik bestand, änderten die Staatsoberen den Kurs und versuchten in der Folge Impulse für eine ganz eigene Form der Populärmusik zu geben. Der Unterhaltungsmusik wurde so die schwierige Aufgabe zuteil, sowohl die Nachfrage der (jugendlichen) Menschen nach westlich orientierter Musik zu bedienen, als auch einer strengen Zensur und staatlichen Repressionen zu trotzen. Der Plan zur Etablierung und Erneuerung der Unterhaltungsmusik lautete folgendermaßen: Zunächst sollte sich diese Musiksparte dahingehend entwickeln, dass sie sich von ausländischen Produkten der Kulturindustrie unterschied und sich durch eigene, bessere Merkmale abhob. Desweiteren sollte die Schlagermusik modernisiert werden, da besonders jugendliche Hörer Probleme mit der sehr konservativ gehaltenen Musik hatten. Zuletzt wurde angedacht, den Rückstand im technischen Bereich aufzuholen. Dass dieser Plan letztlich von wenig Erfolg gekürt war, lag an einer kollossalen Fehleinschätzung, was musikalische Einflüsse aus den USA und dem Westen Deutschlands anging – diese waren weitaus größer als gedacht.


Ich bin eine Ostdeutsche und werde es bleiben. Sollte ich hundert Jahre alt werden, ich werde eine Ostdeutsche sein. Das Markanteste meines Lebenslaufs wird ein Zeitsprung sein: ein Zeitsprung von der Vergangenheit in die Moderne. [...] In meinem ersten Leben produzierte ich acht Langspielplatten und lebte zwischen Duldung und Verbot in einer Diktatur, in der es sich leben lieĂ&#x;, in der getrunken, geliebt, gehaĂ&#x;t und gelacht wurde. [...] Barbara Thalheim Chansonsängerin


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E Musik

Auch wenn die ernste Musik eigentlich kein Thema dieses Buches ist, so soll an dieser Stelle doch zumindest ein grober Überblick über den Gegenpol der U-Musik gewährt werden, um in aller Kürze das Bild der »Musik in der DDR« abzurunden Zu den bekanntesten Komponisten dieser Musikrichtung in der DDR zählen Hanns Eisler, Paul Dessau und Ernst Hermann Meyer. Als beispielhaft für die sozialistische Musikkultur galten Eislers Neue Deutsche Volkslieder und Ernst Hermann Meyers Mansfelder Oratorium. Die klassische Musik wurde 1950 entscheidend durch eine Rede von Ernst Hermann Meyer geprägt und verstärkt durch den Staat gefördert. So wurden unter anderem die Staatsoper »Unter den Linden« in Ost-Berlin und die Semperoper in Dresden wieder errichtet und viele andere Opernhäuser neu gebaut. Zudem besaß nahezu jedes Stadttheater ein eigenes Orchester. Neben anderen Stilrichtungen der klassischen Musik wurde vor allem die Barockmusik besonders gepflegt und durch die Bachfestspiele Leipzig, die Händelfestpiele in Halle und die Telemannfesttage in Magdeburg gebührend gefeiert. Zu großem Ruhm kamen auch der Dresdner Kreuzchor und der Thomanerchor in Leipzig. 1967 wurde zum ersten Mal das Internationale Festival der zeitgenössischen Musik in Ost-Berlin organisiert, welches fortan jährlich statt finden sollte, 1987 die Dresdner Tage der zeitgenössischen Musik, die Künstler aus verschiedenen Bereichen versammelte und einen Austausch ermöglichte. Der bedeutendste Preis, der ab 1968 im Bereich der E-Musik vergeben wurde, war der mit 10.000 Mark dotierte Hanns-Eisler-Preis.

Hanns Eisler * am 6. Juli 1898 in Leipzig – Hanns Eisler war ein österreichischer Komponist. Er schuf etliche Klavier- und Orchesterwerke Kammermusiken, Bühnen- und Filmmusiken sowie diverse andere Lieder. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft und seiner Abneigung gegenüber dem nationalsozialistischen System emigrierte Eisler 1933 zunächst nach Frankreich, 1938 letztlich in die Vereinigten Staaten. Nachdem er 1949 zurückkehrte und fortan im Ostteil Berlins lebte, knüpfte er an sein frühes Werk an und komponierte sozialistische Lieder, die ganz nach seiner politischen Überzeugung gerieten. Jedoch handelte es sich nun vermehrt um Lieder, die den sozialistischen Aufbau begleiten sollten. Freundliche Melodien waren ab sofort an der Tagesordnung und lösten den aggressiven Ton der alten Marschlieder ab. Infolgedessen entstanden zwei seiner berühmtesten Lieder: das Solidaritätslied und das Einheitsfrontlied. Musikalisch gesehen werden diese Lieder als höchst eingehend beschrieben, allerdings war die Lyrik zu pathetisch um von der breiten Masse angenommen zu werden. Nur eines seiner Lieder kannte wirklich jeder, sogar im Westen: Die Nationalhymne. Für deren Komposition erhielt Eisler den Nationalpreis erster Klasse. Das Verhältnis der DDR-Staatsführung zu Eisler war trotz seines hohen Ansehens wechselhaft. Er blieb bis zu seinem Lebensende österreichischer Staatsbürger – Am 6. September 1962 † in Ost-Berlin.

Paul Dessau * am 19. Dezember 1894 in Hamburg – Paul Dessau war ein deutscher Komponist und Dirigent. Auch er emigrierte mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten aufgrund seiner jüdischen Wurzeln und der links-politischen Orientierung nach Frankreich und anschließend in die USA. 1948 kehrte Dessau nach Deutschland zurück und ließ sich ebenfalls in Ost-Berlin nieder. Er entschied sich bewusst für die damalige Sowjetische Besatzungszone, in der Hoffnung, am Aufbau eines sozialistischen, demokratischen Deutschlands mitzuwirken. Dieser Idee fühlte er sich bis zu seinem Tod durchweg verpflichtet, auch wenn er von Beginn an mit den staatlichen Instanzen in Konflikt geriet, da er sich oftmals zu politischen Ereignissen äußerte. Im Januar 1949 hatte Mutter Courage und ihre Kinder mit Dessaus überarbeiteter Musik Premiere. In den folgenden Jahren verfassten Bertolt Brecht und er mehrere Musik- und Bühnenwerke für das »Berliner Ensemble«. Unter anderem entstand auch das Aufbau-Lied für die Freie Deutsche Jugend. In den folgenden Jahren entstanden zahlreiche Kompositionen, wie Lieder, Orchesterstücke, Bühnen- und Filmmusiken – Am 28. Juni 1979 † in Königs Wusterhausen.

Ernst Hermann Meyer * am 8. Dezember 1905 in Berlin – Ernst Hermann Meyer war ein deutscher Komponist, Musikwissenschaftler und Musiksoziologe und Mitglied des Zentralkomitees der SED. Er galt als einer der wichtigsten Musik-Vertreter in der DDR. 1951 gründete er die Zeitschrift Musik und Gesellschaft und hatte von 1965 bis 1971 das Amt des Präsidenten des Musikrates der DDR inne. Meyers Werke umfassten diverse Lieder, Kammermusiken, Sinfonien und andere Orchesterwerke. Seine musikwissenschaftlichen Arbeiten galten in der DDR als wesentliche Beiträge zur marxistischen Ideenlehre – Am 8. Oktober 1988 † in Berlin.


National hymne Der Text der DDR-Nationalhymne wurde nach Anweisungen durch das Politbüro des Zentralkomitees der SED vom 13. September 1949 von Johannes R. Becher verfasst. Sein Grundgedanke war eine Hymne zu dichten, die »[...] von allen Schichten unseres Volkes […] mit leidenschaftlicher Anteilnahme gesungen [werden konnte und die] auch die deutschen Menschen, die im Westen wohnen [...]«* ansprechen sollte. Die Melodie komponierte Hanns Eisler unter der Bedingung, dass »[...] nichts ›Zackiges‹, nichts Militärisches in dieser bedeutungsvollen Melodie sein [kann], sondern es muß ein sehr würdiger und sehr menschlicher Ton gefunden werden.« Bereits wenige Tage nach der Fertigstellung wurde sowohl die erste Meldung über die Hymne im »Neuen Deutschland«, der sozialistischen Tageszeitung der SED, veröffentlicht, als auch die erste öffentliche Aufführung inszeniert. In den 1950er und 1960er Jahren hatte sich die Nationalhymne nach enormen Anstrengungen deren Bekanntheitsgrad zu steigern, bereits etabliert und war fest mit dem Alltag in der DDR verbunden. Die Hymne wurde bei offiziellen Anlässen (wie der im 14. Lebensjahr abgehaltenen Jugendweihefeier) gespielt, war im Lehrplan der Schulen verwurzelt und hatte sogar ihren festen Sendeplatz zu Programmbeginn aller Rundfunksender.

Nachdem Walter Ulbricht dann Mitte der 1960er öffentlich deklariert hatte, dass von einer deutsch-deutschen Wiedervereinigung abzusehen war, wurde die Nationalhymne lediglich noch instrumental aufgeführt. Diese Maßnahme wurde vor allem aufgrund der nunmehr unpassend erscheinenden Textstelle »Deutschland, einig Vaterland« getroffen. Erst Anfang des Jahres 1990, als sich das Ende der DDR bereits mit Siebenmeilenstiefeln näherte, war es Fernsehen und Rundfunk wieder erlaubt die ostdeutsche Nationalhymne wieder mit dem Originaltext zu senden und auch bei offiziellen Anlässen durfte sie wieder gesungen werden.

1. Strophe Auferstanden aus Ruinen Und der Zukunft zugewandt, Laß uns dir zum Guten dienen, Deutschland, einig Vaterland. Alte Not gilt es zu zwingen, Und wir zwingen sie vereint, Denn es muß uns doch gelingen, Daß die Sonne schön wie nie |:Über Deutschland scheint.:| 2. Strophe Glück und Frieden sei beschieden Deutschland, unserm’ Vaterland. Alle Welt sehnt sich nach Frieden, Reicht den Völkern eure Hand. Wenn wir brüderlich uns einen, Schlagen wir des Volkes Feind! Laßt das Licht des Friedens scheinen, Daß nie eine Mutter mehr |:Ihren Sohn beweint.:| 3. Strophe Laßt uns pflügen, laßt uns bauen, Lernt und schafft wie nie zuvor, Und der eignen Kraft vertrauend, Steigt ein frei Geschlecht empor. Deutsche Jugend, bestes Streben Unsres Volk’ in dir vereint, Wirst du Deutschlands neues Leben, Und die Sonne schön wie nie |:Über Deutschland scheint.:|

* Auferstanden aus Ruinen…Die Nationalhymne der DDR 1949 bis 1990 von Heike Amos, Dietz Verlag, 1990


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1946 Die Kulturtagung der KPD fand vom 3. bis 5. Februar erstmals statt und sicherte allen die »[...] am Kampf zur demokratischen Erneuerung der Kultur teilnehmen, uneingeschränkte Unterstützung [...]« zu. Hierzu wurde ausdrücklich erklärt, dass die Partei sich nicht in künstlerische Schaffensprozesse einmischen und den Künstlern unbedingte Freiheit zusichern

1951

1948 würde. Infolgedessen wurden unter anderem die Musikhochschulen in Dresden, Halle, Leipzig, Rostock und Weimar neu- oder wiedereröffnet und im darauffolgenden Jahr erste Volksmusikschulen eröffnet.

1953

1948 wurde die Freiheit der Kunst jedoch eingeschränkt: Die SEDParteiführung forderte im Rahmen der Anti-Formalismus-Kampagne für alle Kunstformen absolute Volksverbundenheit, sodass lebendige Wechselwirkungen zwischen Volk und Kunst entstehen könnten.

1954

Infolge des 5. Plenums des Zentralkommitees der SED im März wurde die Kampagne weiterhin beschleunigt und brachte Künstler dazu, der »Generallinie« des »sozialistischen Realismus« zu folgen. Zur Folge hatte dies, dass die Kunst immer mehr politischen Zwecken untergeordnet wurde. Ministerpräsident Otto Grotewohl äußerte sich hierzu: »Die Idee in der Kunst muß der Marschrichtung

des politischen Kampfes folgen. Denn nur auf der Ebene der Politik können die Bedürfnisse der werktätigen Menschen richtig erkannt und erfüllt werden. Was sich in der Politik als richtig erweist, ist es unbedingt auch in der Kunst«. Im selben Jahr nahm die Gesellschaft zur Wahrung der Aufführungsrechte der Musik (AWA) ihre Tätigkeit auf, die das Pendant zur heutigen GEMA darstellte.

1953 beschloss der Zentralrat des Kulturbundes als Reaktion auf den zuvorigen Arbeiteraufstand, dass er in Zukunft für freie Meinungsäußerung in künstlerischen Diskussionen eintreten würde. Gefordert wurde das Ende administrativer Eingriffe in schöpferische Prozesse. Dieses Bestreben hing direkt mit dem Tod Stalins im selben Jahr zusammen, welcher sowohl in der Sowjetunion

als auch in der DDR zu einer »Tauwetter-Phase« führte. Mit ihr begann ebenfalls der neue Kurs der Entstalinisierung, der offiziell auf dem XX. Parteitag der KPdSU 1956 bestätigt wurde.

Im darauf folgenden Jahr wurde zunächst das Ministerium für Kultur ins Leben gerufen, dessen Aufgabe es war, eine einheitliche Kulturpolitik in allen Bereichen zu gewährleisten. In den Folgejahren war die Kulturpolitik der DDR von diversen Kongressen bestimmt, deren Inhalt es war, die DDR-Kultur zu formen und einzigartig zu machen.

1960

1963

1964

1965

1968

So wurde im April – dem »Bitterfelder Weg« folgend – beschlossen, »[...]dass [es] die Hauptaufgabe der Kunst ist das sozialistische Menschenbild zu gestalten.«

Am 21. September verabschiedete das SED-Politbüro ein sogenanntes Jugendkommuniqué, das die neue Jugendpolitik vorstellte und eine Liberalisierung in der Jugend- und Kulturpolitik deutlich machte. Danach sollte das Verhältnis zur Jugend frei sein von »Gängelei, Zeigefingerheben und Administrieren« und gegenüber den »Halbstarken« Vertrauen und Verantwortung ausstrahlen.

Zu Pfingsten 1964 wurde das Deutschlandtreffen der FDJ veranstaltet, aus dem schließlich der Rundfunksender »DT 64« hervorging.

Im März und April des darauffolgenden Jahres tourte Louis Armstrong mit seinen All Stars durch die DDR und das obwohl Walter Ulbricht noch wenige Jahre zuvor den Jazz als »Affenkultur des westlichen Imperialismus« beschimpft hatte und auf einem Plenum des ZK gefragt hatte, ob »[...] es denn wirklich so [sei], daß wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, kopieren müssen?« und auch sogleich die Antwort hinterher warf: »Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je, Je, Je und wie das alles heißt, sollte man doch Schluß machen.« Im Oktober wurde infolge von Ausschreitungen nach einem Konzert der Rolling Stones auf der Waldbühne in Westberlin und der Leipziger Beatdemo beschlossen, gegen die Beatbewegung in der DDR vorzugehen. Abseits von der Musik erklärte Ulbricht, dass eine deutsch-deutsche Wiedervereinigung nur unter sozialistischen Vorraussetzungen stattfinden könne.

Nachdem Ulbricht in seiner Neujahrsansprache im Jahr zuvor den Gedanken an eine deutsche Einheit entschieden abgelehnt hatte, wurde ebenfalls der Austritt der DDR aus der Gesellschaft für Musikforschung beschlossen, welche 1946 als gesamtdeutsche Institution gegründet worden war. Ende der 1960er Jahre brandete eine Jugend-Revolution auf, die in West wie auch Ost unter anderem gegen die Ungerechtigkeiten des Warschauer Paktes und die Kriegsverbrechen der Amerikaner im Vietnamkrieg demonstrierten. In der DDR gingen die Proteste jedoch nicht so glimpflich aus, wie in der Bundesrepublik: so wurden einige Musiker wegen »staatsgefährdender Hetze« im Zuge einer Protestaktion gegen die Zerschlagung des Prager Frühlings zu Gefängnisstrafen verurteilt.


1971

1972

1974

1976/77

1979

1971 fand der Regierungswechsel von Walter Ulbricht zu Erich Honecker als Parteichef der SED statt, was eine Liberalisierung in der Kulturpolitik zur Folge hatte. So merkte Honecker im Dezember an, dass es von den Idealen des Sozialismus ausgehend in der Kunst keine Tabus geben dürfe. Er sprach damit sowohl Inhalte als auch Umsetzung und Stil der Schöpfungen an. Erneut wurde eine Phase kulturpolitischen Tauwetters eingeleitet, wodurch Hoffnung auf mehr Flexibilität im System entstand.

1972 wurde eine neue Leitlinie präsentiert, die auf Weite und Vielfalt setzte: »Nicht einen Klang, nicht eine Farbe, nicht einen Lebensbereich wollen wir dabei außer acht lassen«, hieß es fortan. Zudem wurden bereits die Vorbereitungen für die im darauffolgenden Jahr datierten Weltfestspiele der Jugend und Studenten getroffen, bei denen sich die Republik besonders weltoffen präsentieren wollte.

Vom 13.-15. September fanden erstmals die alle zwei Jahre veranstalteten DDR-Musiktage statt, die ebenfalls unter dem Konzept »Weite und Vielfalt« organisiert wurden und auch aufgrunddessen einen hohen Anteil an Volks- und Unterhaltungsmusik aufwiesen. Im selben Jahr wurden die Ferienkurse für Neue Musik (Gera) und für Musikkritik (Dresden) ins Leben gerufen, die in den alljährlichen Sommerferien für Komponisten, Interpreten und Musikwissenschaftler aus der DDR stattfinden sollten. Das ebenfalls 1974 verabschiedete Jugendgesetz hielt fest, dass jeder junge Bürger der DDR sozialistisch arbeiten, lernen und leben müsse und sicherte zudem zu, dass jeder Jugendliche in der DDR ein Recht auf »Geselligkeit, Tanz und Unterhaltung« habe.

In diesen beiden Jahren fanden wiederholt Ausbürgerungen von Künstlern statt. Die höchsten Wellen schlug die überraschende Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann im November 1976.

Im Sommer wurde ein neues Strafrechtsänderungsgesetz verabschiedet, welches die ungesetzliche Verbindungsaufnahme, sowie Verbreitung von Schriften, Manuskripten und Materialien von DDR-Bürgern im Ausland verbot. Somit war auch die Verbreitung musikalischer Erzeugnisse untersagt. Hinzu kamen auch zahlreiche Auftritts- und Publikationsverbote innerhalb der DDR. Künstler, die dennoch publizierten, wurden zu Geld- oder gar Gefängnisstrafen verurteilt. Mit der Zeit kam immer mehr Protest auf: So erhielt Erich Honecker einen Brief, verfasst durch acht Schriftsteller, in dem zu lesen war: »Immer häufiger wird versucht, engagierte kritische Schriftsteller zu diffamieren, mundtot zu machen oder [...] strafrechtlich zu verfolgen. Durch die Koppelung von Zensur und Strafgesetzen soll das Erscheinen kritischer Werke verhindert werden«.

1984

1987

1989

die Umwelt demonstrierten. Die Proteste nahmen vor allem Anfang der 80er Jahre zu, wurden jedoch vermehrt niedergeschlagen.

Im Juni wurde das dreitägige Nationale Jugendfestival der DDR veranstaltet, an dem etwa 75.000 Menschen teilnahmen.

1987 fanden immer mehr Krawalle statt. Auch als sich am 7. Juni wegen eines Genesis-Konzerts in West-Berlin ostdeutsche Jugendliche an der Mauer versammelten, kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.

1989 spitzte sich die Lage immer mehr zu. Es kam zu Massenfluchten über die ungarisch-österreichische Grenze und zu den ersten Montagsdemonstrationen. Am 18. Oktober wurde Erich Honecker als Generalsekretär des Zentralkommitees gestürzt und der Posten durch Egon Krenz neu besetzt – doch alle Personalrochaden kamen zu spät. Am 9. November war es soweit: Die Mauer fiel, auch in der DDR wehte der »Wind of Change« nun mit Vehemenz.

des Volkes« umbenannt wurde. Die Besatzer demonstrierten mit verschiedenen Programmen für die Errichtung eines Zentrums für Kultur in diesem Bau. Wenige Tage später wurde ein Gesetz über die staatliche Pflicht zum Schutz und zur Förderung von Kultur verabschiedet und

eine deutsch-deutsche Kulturkommission wird ins Leben gerufen.

1983

Im Oktober fand eine große Liedertournee durch 25 Städte der DDR statt, die unter dem Motto Konzert für den Frieden von der Freien Deutschen Jugend organisiert wurde. Unter Anderem trat hier auch der westdeutsche Musiker Udo Lindenberg auf. Im Zuge der Aufrüstung von Atomwaffen durch die Sowjetunion im Kalten Krieg als auch die immer mehr diskutierten Umweltprobleme durch großflächigen Braunkohleabbau, entstanden immer mehr Gruppierungen, die für den Frieden und

1990 Wendezeit: Immer mehr Stimmen nach einer deutschen Einheit wurden laut. Im Januar stürmten aufgebrachte Bürger das Ministerium für Staatssicherheit. Ebenso wurde im März der Berliner Palast der Republik besetzt, der zu dieser Zeit von Künstlern der Stadt in das »Haus

Im Wandel der Zeit


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U

Musik


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Nur von ihnen [den Jugendlichen] wird soviel Zeit für die Beschäftigung mit Musik aufgewendet, auf so unterschiedliche Weise von Musik Gebrauch gemacht, eine solche Vielzahl mit Musik zusammenhängender Tätigkeiten – wie das Sammeln von Plakaten, Postern, Platten und Tonbändern oder Kassetten, das Mitschneiden von Musik – ausgeübt, soviel Zeit für die Information über Musik, ihre Interpreten und Schöpfer, gebunden. – Warnecke, 1983 Anatomie des Rock von Peter Wicke, VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, 1987

Beat & Rock Die Herkunft »Beatmusik (von engl. to beat: schlagen) war der im deutschen Sprachraum von Anfang der 1960er Jahre bis Anfang der 1970er Jahre gebräuchliche Begriff für frühen, auf Gitarrenspiel basierenden Pop-Rock.« Der Ursprung des Beat lag vor allem in den Musikrichtungen des Blues und dem daraus entstandenen Rhythm & Blues. Die Texte der Songs waren zu Anfang rebellisch, unangepasst und wiesen auf soziale sowie politische Missstände hin. Mit der Anfang der 70er Jahre stattfindenden »Amerikanisierung« der ursprünglich aus England kommenden Musikströmung änderte sich auch der Name: fortan kannte man den Beat, der in der DDR allerdings eher unter dem Namen »Gitarrenmusik« bekannt war, nur noch unter dem Namen »Rockmusik«. Charakteristisch für Beat- und Rockmusik ist vor allem die Verwendung elektrisch verstärkter Instrumente (typischerweise zwei E-Gitarren, ein E-Bass und ein Schlagzeug) und die Gruppendynamik bei der Entwicklung neuer Songs. Außerdem verzichtete man mittlerweile auf die bis dato angewandte Methodik der Grundprinzipien von Harmonik, Melodik und Rhythmik, wodurch der Fokus vor allem auf das Endprodukt und einen darin erkennbaren individuellen »Sound« gerichtet wurde.

Die Anfänge Um das Überschwappen der Beat-Welle aus Großbritannien zu verhindern, wurde in der DDR versucht, eine moderne, aber nicht zu westlich klingende Tanzmusik zu etablieren, die auf der einen Seite den Ansprüchen der Jugend genügen und auf der anderen Seite auch qualitativ hochwertig und kultiviert sein sollte. Deshalb entstanden in den frühen 1960er-Jahren einige Schallplatten mit aufgenommener Instrumentalmusik, die zwar ebenso tanzbar, aber weit weniger aufregend war als die Vorbilder aus dem Westen. Öffentlich gemacht wurde dererlei Musik unter dem Label der »Jugendtanzmusik«. Dass diese Strategie letztlich scheiterte, ist an der Entstehung einiger kleiner Beat-Formationen ab 1964 abzulesen. Diese Gruppen trafen sich zunächst in privaten Räumlichkeiten zum Proben und fanden später auch in kleineren

Klubs zusammen. Der Trend setzte sich in der Folgezeit mehr und mehr fort, immer mehr Gruppen formierten sich, sodass auch in der DDR von einer »Beatlemania« und einer Begeisterung für die westlich geprägten Klänge gesprochen werden kann. Nachdem 1964 in Berlin das 1. Forum der Anhänger der Gitarrenmusik stattfand, begannen die bestehenden und nach und nach neu gegründeten Bands immer öfter damit, die von den Vorbildern aus dem »imperialistischen Ausland« produzierten Titel eins zu eins zu kopieren und dem gespannten ostdeutschen Fan auf Konzerten live zu präsentieren. So galten etwa electra aus Dresden als die ostdeutschen Jethro Tull – als Coverband boten sie das komplette Album Thick As A Brick dar und brachten die Querflöte zum Glühen. Die College-Formation aus Berlin spielten einen Soul, der dem von James Brown sehr ähnelte. Sowohl die Klaus-Renft-Combo, als auch die Klosterbrüder (später als Magdeburg bekannt) übten sich in der Wiedergabe von Klassikern der Band Deep Purple. Die Puhdys, deren Bandname aus den vier Gründungsmitgliedern zusammen gesetzt wurde, coverten anfangs Uriah Heep und auch andere Formationen entwickelten sich in eine ganz bestimmte Richtung. Vor allem in der Provinz hatte der Live-Rock’n’Roll großen Zulauf, da die Staatsmacht hier weniger dagegen auszurichten vermochte als in den Großstädten. So veranstalteten auch viele Bands aus größeren Städten Konzerte im Umland und die Fans reisten per Zug oder Anhalter nach.

Die Schwierigkeiten Im Anschluss an ein Konzert der Rolling Stones auf der West-Berliner Waldbühne, kam es im September 1965 in OstBerlin zu Krawallen, die das DDR-Regime auf eine Welle der Hysterie zurückführte, die von Mick Jagger & Co ausging. Fortan wurde die aus Großbritannien stammende Beatbewegung stärker denn je als politische Bedrohung angesehen, deren ursprünglicher Sinn in der Zerstörung der sorgfältig gepflegten Musikkultur der DDR läge. Es folgte das Verbot zahlreicher Beatformationen, sowie eine daraufhin statt findende Demonstration im Oktober desselben Jahres, welche unter dem Namen Leipziger Beatdemo in die Geschichte einging. Jugendliche, die von den Ansichten der staatlichen Führung absahen, engagierten sich deshalb zunehmend innerhalb der kirchlichen Jugendarbeit, weil man sich hier im Sinne der »Nischengesellschaft« etwas freier äußern und interessiertes Publikum finden konnte. Hinzu kam ein seit der Entstehung der Beatmusik schwelender Konflikt zwischen den Generationen. Nicht nur Oma und Opa schüttelten beim Anblick der immer länger werdenden Haarpracht des Enkels den Kopf, auch die Eltern hatten große Bedenken gegenüber der wilden Musik und sahen es nur allzu ungern, wenn das eigene Kind zu lauter Musik im Zimmer umhersprang. In ordentlicher, anständiger Musik hatten Gitarrensoli und aufbrausende Rhythmen nun einmal nichts zu suchen. In Freddy Quinns Hit Wir wird diese Problematik besonders deutlich: Die regelrechte Verachtung der Konservativen und Wertehüter gegenüber der aufmüpfigen und provokanten Jugend kommt hier besonders gut zum Ausdruck: »Wer will nicht mit Gammlern verwechselt werden? WIR! Ihr lungert herum in Parks und in Gassen, wer kann eure sinnlose Faulheit nicht fassen? WIR! WIR! WIR! Wer hat sogar so ähnliche Maschen, auch lange Haare, nur sind sie gewaschen? WIR! WIR! WIR!«* *Folk, Chanson und Liedermacher in der DDR - Chronisten Kritiker Kaisergeburtstagssänger von Lutz Kirchenwitz, Dietz Verlag Berlin, 1993, S. 19


» [...] und Hunderte junge Menschen begannen zu zucken, zu toben im wahnsinnigen, ewig gleichförmigen Rhythmus jenes teuflischen Rock’n’Roll [...]« Halbstarke in der DDR: Verfolgung und Kriminalisierung einer Jugendkultur von Wiebke Jansen, Ch. Links Verlag, 2010, S. 103


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Unter dem Einfluß des Klangbildes der Jugendlichen suggeriert werden kann, dekadenten Schlager- und Tanzmusik hat eine billige snobistische Ignoranz kann bei diesen Zuhörern [ den Jugegenüber echten gesellschaftlichen gendlichen] unter bestimmten VorrausProblemen mit im Gefolge und gibt setzungen eine emotionale Stimmigkeit dem Jugendlichen die Illusion persönentstehen, die sie veranlaßt, den als licher Überlegenheit. Solchen Jugend›lässig‹ empfundenen Ausdrucksgehalt lichen imponieren in der Regel auch der betreffenden Musik körperlich bei keine echten Leistungen, sondern sie sich umzusetzen. Der betont fläzige, fühlen sich meist nur vom äußerlichen lümmelhaft sich bewegende JugendBluff fasziniert; das heißt sie erliegen liche mit dem Kofferradio um den der illusionären Chromglanz-Ideologie Hals verleiht seinen, den ›Rhythmus‹ des sogenannten Wirtschaftswunders. der gehörten Musik nachahmenden – Ernst 1961 Bewegungen eine bestimmte Qualität und Ausdrucksrichtung. [...] Der ›läsAnatomie des Rock von Peter Wicke, sige‹ Haltungsstil, der auf diese Weise VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, 1987, S. 160

Die Selbständigkeit

entstehende Aufnahmen waren Türen öffnen sich zur Stadt und Geh dem Wind nicht aus dem Weg von den Puhdys und Wer die Rose ehrt von der Klaus-Renft-Combo. Zwischen 1969 und 1973 wurden schließlich rund 350 Lieder über den Rundfunk aufgenommen und 25 Schallplatten mit »Ost-Beat« veröffentlicht. Der Durchbruch folgte auf dem Fuße: Die Jahre 1973 und 1974 machten etwa die Klaus-Renft-Combo, die Puhdys, Panta Rhei und electra bekannt. Im Laufe der Jahre entwickelten sich in den verschiedenen Bands dann diverse Spielweisen des Rock, die Elemente anderer musikalischer Richtungen aufnahmen. Es wurde generell viel experimentiert: electra beispielsweise verfassten 1980 eine Rocksuite mit dem Titel Die Sixtinische Madonna, Stern Meißen näherten sich mit Eine Nacht auf dem Kahlen Berge von 1978 der Kammermusik und Sinfonik, während die Gruppe Silly mit Unterm Asphalt (1983) ihren Teil zur Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs beitrug. Diese und andere Werke stehen allesamt für einen typischen DDR-Rock, der sich – durch die Staatsführung eingeschränkt – mittels autonomer Kompositionen bewusst vom westlichen Musikschaffen abzugrenzen versuchte. Ab Mitte der 1980er Jahre wurden dann auch die Liedtexte direkter und freizügiger. Ihren Höhepunkt feierte die Rockmusik jedoch mit dem Beginn der Konzertreihe Rock für den Frieden 1982. Die Inhalte der Songs änderten sich dahingehend, dass man sich nun vermehrt mit europaweiten Themen wie der Diskussion um die Mittelstreckenraketen auseinandersetzte. Den Anfang machten Karat, die 1981 eine Langspielplatte unter dem Titel Der blaue Planet veröffentlichten. 1982, pünktlich zum ersten Rock für den Frieden erschienen dann gleich mehrere Songs, wie Lifts Der Frieden und Welt in Vision von NO55, der Gruppe um den ehemaligen CityGeiger Joro Gogow. Dieser Trend setzte sich im Verlauf der 80er Jahre weiter fort, bis das Festival 1987 eingestellt wurde, nachdem es immer mehr Glaubwürdigkeit und Zuschauer verloren hatte.

Mit der Zeit reichte es vielen Bands nicht mehr aus, die bereits bekannten Titel einfach nur nachzuspielen. Mehr und mehr etablierte sich der sogenannte »Ostrock« mit ganz eigenen Klängen und politisch-sozialem Hintergrund. Ab 1969 stellten die Rundfunksender ihre Studios den mittlerweile als »Rockbands« betitelten Formationen zur Verfügung, da man erkannt hatte, dass die Jugend nur mit Beat zufrieden zu stellen war. Erste

Etwa zur selben Zeit konnten sich gleich mehrere Bands über die Genehmigung freuen, ins »Nichtsozialisitsche Wirtschaftsgebiet« zu reisen, um dort Konzerte zu geben und Fuß fassen zu können. Hierzu zählten allerdings nur die großen Rockikonen, wie City, die Puhdys und Karat. Kleineren Bands war es trotz der Lockerung der Gesetze meistens nicht erlaubt im Westen aufzutreten.

Leipziger Beatdemo Die Demonstration fand am 31. Oktober 1965 in der Innenstadt von Leipzig statt. Sie war ein Versuch der DDR-Jugend, sich zu emanzipieren und gegen das staatliche Verbot von Beatmusik und zahlreichen Beatgruppen vorzugehen. Hauptanlass der Demo war das zehn Tage zuvor verhängte Verbot von 54 der 58 registrierten Leipziger Bands, darunter die populäre Band Butlers um Klaus Jentzsch alias Renft. Eine Flugblattaktion zweier sächsischer Jugendlicher rief zur Versammlung auf, um die Wiederzulassung durchzusetzen, jedoch geriet dieser Aufruf weniger erfolgreich, als die darauf folgende Anweisung der Behörden und Schulen vom Besuch der Demonstration abzusehen. Als trotz Verbot etwa 2000 Beatanhänger aufmarschierten, erstickten Volkspolizei und Staatssicherheit die Veranstaltung bereits im Keim und lösten diese mit massivem Aufgebot an Wasserwerfern gewaltsam auf. Über 250 Demonstranten wurden festgenommen, viele von ihnen zu »beaufsichtigten Arbeitseinsätzen« eingesetzt. Die Leipziger Beatdemo war die größte nicht genehmigte Demonstration in der DDR nach den Ereignissen vom 17. Juni 1953 und blieb bis zum Herbst 1989 einmalig. In der Presse als »Gammler-Aufstand« tituliert, hatte das Ereignis erhebliche Auswirkungen. So wurde der Begriff des »Rowdytums« als Straftatsbestand eingeführt und auf dem 11. Plenum des Zentralkomitee der SED im Dezember 1965 eine offiziell radikale Wende in der Kultur- und Jugendpolitik angekündigt.


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City

Beat & R

ock //

Bands

— Nach ersten Proben der Gründungsmitglieder im Oktober 1971, wurde 1972 in Berlin-Prenzlauer Berg die Band City – damals noch als City Band Berlin – gegründet. Im selben Jahr fand das erste Konzert statt, bei dem vor allem Coversongs bekannter Bands wie Santana, den Rolling Stones und Jimi Hendrix gespielt wurden. Nach einigen Umbesetzungen wurde 1975 die erste Single im Plattenlabel Amiga veröffentlicht. 1977 gelang ihSchlagerfestival 1978. Maßgeblich für diese Erfolge verantwortlich nen mit dem Titel Am Fenster schließlich der Durchbruch – auch war der Titel Über sieben Brücken mußt du gehn, der nicht nur in auf internationaler Ebene. Für die 1978 gleichnamig erschienene der DDR Kultstatus erlangte. Ebenfalls 1978 entstand die erste LP erhielt die Band sowohl in der BRD als auch in Griechenland LP Karat mit den bis dahin aufgenommenen Rundfunkaufnaheine Goldene Schallplatte. Der Auftritt beim »Fest an der Panke« men. Nachdem 1979 weitere Preise (unter anderem der Kunstpreis in Berlin-Pankow markierte neben dem Auftritt als erste DDRder DDR) gewonnen wurden, löste Karat die Puhdys erstmals im Band im westdeutschen Rockpalast schließlich den Aufstieg an die Ranking der beliebtesten Band ab. Außerdem entstand 1979 die Spitze der DDR-Rockszene. Nach weiteren Umbesetzungen kam zweite Langspielplatte, auf der auch der Titel Über sieben Brücken es 1981 dann jedoch zu internen Spannungen, woraufhin Geormußt du gehn zu finden ist. In Westdeutschland wurde das Lied gi Gogow und Gisbert Piatkowski, die das Bild der Band in den unter einem anderen Namen veröffentlicht, die Lorbeeren ernletzten Jahren entscheidend geprägt hatten, die Band verließen. tete schließlich Peter Maffay, der mit seiner Interpretation große Für Gogows Position als Geiger und Gitarrist wurde im Anschluss Erfolge feierte. Der Erfolg in der BRD ist damit zwar aufgeschobewusst kein Nachfolger gesucht, da alle Mitglieder der Meinung ben, aber nicht aufgehoben: 1982 – nach der Veröffentlichung des waren, sowieso keinen vergleichbar starken Ersatz finden zu könAlbums Der blaue Planet – darf die Band in der ZDF-Hitparade nen. Auch in der Fanszene machte sich daraufhin der Ausspruch mit Dieter Thomas Heck auftreten, im selben Jahr ist Karat als breit: »Ohne Bass und ohne Haare mit City durch die 80er Jaheinzige DDR-Band bei Wetten, dass..? zu Gast. Für das Album re«*, welcher zusätzlich auf die auffällig hohe Anzahl an glatzDer blaue Planet, das in der BRD 250.000 und in der DDR naheköpfigen Bandmitgliedern anspielte. Dank eines neuen Sounds zu 750.000 Mal verkauft wurde, erhielt Karat ebenfalls 1982 die hatte City allerdings auch ohne Gogow gehörigen Erfolg. 1987 Goldene Schallplatte in der Bundesrepublik. Staats- und Parteierschien dann die Langspielplatte Casablanca, deren Texte durch chef Erich Honecker überreichte der Gruppe 1984 den Nationalihre Doppeldeutigkeit Aufsehen erregten. Einige Lieder durften preis für Kunst und Kultur, während das Interesse des Publikums daraufhin nicht im Radio oder Fernsehen gespielt werden und in den kommenden Jahren jedoch merklich nachließ. Vor allem auch auf Konzerten erreichten die Band desöfteren Forderungen, kurz vor und kurz nach der Wiedervereinigung war ein Einbruch bestimmte Lieder nicht zu spielen, worauf Sänger Toni Krahl bei spürbar, was die Band allerdings nicht dazu brachte ihre Karriere einem Konzert in Berlin-Weißensee sich erlaubte den Song Halb zu beenden: sie existiert bis heute – seit 2004 jedoch ohne die und Halb zwar nicht zu spielen aber dafür immerhin den Songtext aufzusagen. Die Musiker der Band traten dementsprechend Die Stimme von Herbert Dreilich — auch 1989 als Mitbegründer der »Resolution von Rockmusikern Band entstand im April 1976 durch eine Umbildung der Leipziund Liedermachern« auf. Die Band besteht – zwar in anderer Beger Amateurgruppe Fusion mit ehemaligen Mitgliedern der kurz setzung – noch heute und zählt seit 1992 auch Georgi Gogow zuvor verbotenen legendären Leipziger Band Renft. Musikalisch trat Karussell für viele das Erbe von Renft an. Dafür standen nicht Die Band wieder zu seinen Mitgliedern — nur die früheren Renft-Mitglieder, sondern auch die im Renftwurde 1969 durch fünf Studenten der Musikhochschule Carl MaStil gehaltenen Lieder Whisky, Lebe und Welt im Sand, sowie die ria von Weber in Dresden gegründet und spezialisierte sich im Neuinterpretation des Renft-Klassikers Wer die Rose ehrt. Auch Lauf der Jahre auf »elektronisch unterstützte Adaptionen klassischer Texter und Liedermacher Kurt Demmler begleitete die Gruppe – Musik«** und Art Rock. Die bekanntesten Lieder, die die Gruppe er schrieb die meisten der von Karussell interpretierten Texte. hervorgebracht hat, sind Türkischer Marsch und Tritt ein in den Dank eines Fördervertrages mit dem Zentralrat der FDJ wandelDom. Letzteres drückt ebenso die Verbundenheit zur Heimatstadt te sich die Gruppe 1978 zur Berufsformation um, was ihr einen der Band aus, wie das 1980 erschienene Konzeptalbum Sixtinische neuen Aufschwung bescherte und einen Auftritt beim »Rhythmus Madonna – eines von sieben in der DDR produzierten Alben. ’78«-Festival einbrachte. Im gleichen Jahr erschien auch ihre erste Einen Sieg beim Grand Prix des Internationalen Schlagerfestivals Amiga-Single. Bereits damals zeigte sich, dass der Bandname KaDresden konnte electra noch im selben Jahr mit dem Titel Es brenrussell in Bezug auf ihre Mitglieder auch Programm war. Im Laufe nen die Berge und Wälder verbuchen. Zahlreiche nationale und inihrer Geschichte drehte sich das Mitgliederkarussell häufig und immer schneller, und viele Musiker verließen nicht nur die Band, Schon während mit ternationale Preise folgten — sondern auch die DDR. 1979 erreichte die Band den Berufsstadem Gedanken gespielt wurde die Gruppe Panta Rhei aufzulösen, tus und spielte die erste LP ein. Bald darauf, 1980, folgte bereits plante der in der Band musizierende Bassist Henning Protzmann ihre zweite. Desweiteren trat die Band im Fernsehen auf, unter eine neue Band zu gründen. Bereits 1974 fanden dann erste Proanderem in den Sendungen rund, Stop Rock und Bong. Während ben unter dem Namen »Karat« statt, deren Gründung schließlich sich die Band 1984 auf einer Tournee in der Bundesrepublik beein Jahr darauf zum tatsächlichen Ende von Panta Rhei führte. fand, setzten sich zwei der Mitglieder ab. Mit diesem Weggang 1977 trat letztlich auch Panta-Rhei-Sänger Herbert Dreilich der Richtung Westen stand die Band 1985 kurz vor ihrer Auflösung, Gruppe bei, dessen Stimme zum Aushängeschild von Karat wurschaffte jedoch doch noch ein Comeback. 1987 meldete Karussell de. Im selben Jahr gewann die Formation eine Gold-Medaille bei sich mit einer neuen Langspielplatte und dem Hit Als ich fortging der Leistungsschau sowie den Kunstpreis der FDJ, schließlich erzurück. Wie viele andere Gruppen der DDR löste sie sich aber in rang die Band sogar den Sieg des Grand Prix beim Internationalen der unmittelbaren Nachwendezeit 1991 auf —

Karussell

electra

Karat

* Als ich fortging...Das große DDR-Rockbuch von Christian Hentschel und Peter Matzke, Verlag Neues Leben, 2007, S. 37 ** Wikipedia


— City

— Karat

(Text: Hildegard Maria Rauchfuß, Musik: City)

(Text: Norbert Kaiser, Musik: Ulrich Swillms)

Einmal wissen dieses bleibt für immer / Ist nicht Rausch der schon die Nacht verklagt / Ist nicht Farbenschmelz noch Kerzenschimmer / Von dem Grau des Morgens längst verjagt / Einmal fassen, tief im Blute fühlen / Dies ist mein und es ist nur durch dich / Nicht die Stirne mehr am Fenster kühlen / Dran ein Nebel schwer vorüber strich / Einmal fassen, tief im Blute fühlen / Dies ist mein und es ist nur durch dich / Klagt ein Vogel, ach auch mein Gefieder / Näßt der Regen, flieg ich durch die Welt / Flieg ich durch die Welt.

Tanzt unsre Welt mit sich selbst schon im Fieber? / Liegt unser Glück nur im Spiel der Neutronen? / Wird dieser Kuß und das Wort, das ich dir gestern gab, schon das letzte sein? / Wird nur noch Staub und Gestein, ausgebrannt allezeit, auf der Erde sein? / Uns hilft kein Gott, unsre Welt zu erhalten / Fliegt morgen früh um halb drei nur ein Fluch und ein Schrei durch die Finsternis? / Muß dieser Kuß und das Wort, das ich dir gestern gab, schon das letzte sein? / Soll unser Kind, das die Welt noch nicht kennt, allezeit ungeboren sein? / Uns hilft kein Gott, unsre Welt zu erhalten.

— electra

— Karussel

(Text: Werner Karma, Musik: Manuel von Senden)

(Text: Gisela Steineckert, Musik: Dirk Michaelis)

Und der Abend ist gekommen / wie ein großes sanftes Tier / Hat die Trauer fortgenommen / und ich lieg ganz nah bei dir / Morgen werden wir uns trennen / für eine unbestimmte Zeit / Und die letzten Stunden rennen uns davon, so gnadenlos / so gnadenlos und ich mache mich bereit / Nie, nie zuvor / hab ich dir so sehr vertraut / Nie, nie zuvor / hab ich so auf dich gebaut / Um die Zeit zu überstehen / Und die Zeit sie wird bezeugen / dass wir zueinander stehen / Und kein Zweifel soll mich beugen / dass die Jahre schnell vergehen / Dass die Münder sich berühren / wenn ich wieder bei dir bin / Dass wir noch die Wärme spüren / die uns heut’ verloren scheint / verloren scheint. Darin hab ich meinen Sinn / Nie, nie zuvor / hab ich dir so sehr vertraut / Nie, nie zuvor / hab ich so auf dich gebaut / Um die Zeit zu überstehen / Nie, nie zuvor / hab ich dir so sehr vertraut / Nie, nie zuvor / hab ich so auf dich gebaut / Um die Zeit zu überstehen.

Als ich fortging, war die Straße steil / kehr wieder um / Nimm an ihrem Kummer teil / mach sie heil / Als ich fortging, war der Asphalt heiß / kehr wieder um / Red ihr aus um jeden Preis / was sie weiß / Nichts ist unendlich / so sieh das doch ein / Ich weiß, du willst unendlich sein / schwach und klein / Feuer brennt nieder / wenn’s keiner mehr nährt / Kenn’ ja selber, was dir heut’ widerfährt / Als ich fortging, war’n die Arme leer / kehr wieder um / Machs ihr leichter, einmal mehr / nicht so schwer / Als ich fortging kam ein Wind so schwach / warf mich nicht um / Unter ihrem Tränendach / war ich schwach / Nichts ist unendlich / so sieh das doch ein / Ich weiß, du willst unendlich sein / schwach und klein / Nichts ist von Dauer / was keiner recht will / Auch die Trauer wird da sein / schwach und klein.

Am Fenster

Nie zuvor

Der blaue Planet

Als ich fortging

Art Rock ist eine Stilrichtung der Rockmusik, der zahlreiche Bands zwischen 1969 und 1977 zuzuordnen sind und die eng mit dem Progressive Rock verwandt ist. Während Progressive Rock sich stärker an den Kompositionsweisen der klassischen Musik orientiert, bevorzugt Art Rock anspruchsvolle Produktionsweisen, und neue visuelle Darstellungen. Weitere charakteristische Merkmale des Art Rock sind komplexes Songwriting, Stücke mit einer langen Spieldauer, ausgedehnte Instrumentalsoli, akustische Effekte aller Art und der ausgeprägte Hang zu Konzeptalben. In der DDR widmeten sich insbesondere die Bands Lift, electra und Stern-Combo Meißen dieser Stilrichtung.


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Bands

Klaus-Renft-Combo

— 1958 gründete der damals 16-jährige Klaus Jentzsch die Band Klaus-RenftCombo für deren Namen er den Mädchennamen seiner Mutter verwendete. Nach 4-jährigem Bestehen erhielt die Gruppe Auftrittsverbot. 1964 hob Klaus Renft dann die Beatgruppe Butlers aus der Taufe, deren Auftrittsverbot jedoch auch nicht lange auf sich warten ließ. Nach der Leipziger Beatdemo 1965 und dem Verbot eines Großteils der Leipziger Bands, zu denen auch die Gruppe Butlers gehörte, bildete sich zwei Jahre darauf erneut eine Gruppierung mit dem Namen Klaus-Renft-Combo, denen es dann wieder gestattet war aufzutreten. Anfang der 1970er Jahre durfte die Gruppe angesichts der Liberalisierung der Kulturpolitik mit ersten Rundfunkaufnahmen beginnen. 1973 wurde die erste Langspielplatte mit dem Titel Klaus Renft Combo veröffentlicht, im Jahr darauf gleich die zweite unter dem Namen Renft. Mit den darauf enthaltenen Titeln wie Nach der Schlacht, Als ich wie ein Vogel war, Wer die Rose ehrt und Ermutigung entwickelte sich die Band zu einer der bekanntesten und beliebtesten Rockgruppen der DDR. In dieser Zeit verkürzte sich der Bandname zu Renft. Problematisch gestalteten sich die Beziehungen zu den staatlichen Organen, da viele Liedtexte zwischen den Zeilen Kritik am Sozialismus enthielten. Bei einer Aufzeichnung der Musiksendung rund beispielsweise, weigerte sich die Band, die übliche PlaybackPraxis zu akzeptieren und alberte während des Auftritts dermaßen offensichtlich herum, dass der Schwindel auffliegen musste. Das endgültige Verbot der Band folgte Ende September 1975, nachdem man in der Rockballade vom kleinen Otto die missglückte Republikflucht jenes Charakters thematisierte. Nach der Abgabe der Berufsausweise reiste der Urheber der Musikgruppe nach Westberlin aus. Zwei der Mitglieder des Ensembles wurden 1976 im Zuge der Protestaktion gegen die Ausweisung Wolf Biermanns wegen »staatsfeindlicher Hetze« verhaftet, jedoch durch Verten. Durch erneute Änderungen in der Besetzung bis Mitte der mittlung der Regierung der BRD freigekauft und aus der DDR 1980er Jahre gestaltete es sich schwierig, auf den zwei folgenden ausgebürgert. Im Mai 1990 fand eine Reunion-Tour durch die LPs einen einheitlichen Stil zu zeigen. Vielleicht auch aus diesem

Klosterbrüder

Beat & R

ock //

Grund ließ der Erfolg bereits Anfang der 80er Jahre nach. Nach der Rückkehr des 1978 ausgeschiedenen Keyboarders wurde 1984 1967 Noch-DDR statt — die letzte in der DDR produzierte Schallplatte Nach Hause vergegründet, wurde die Band als eine der »härtesten« Rockbands öffentlicht. Die Gruppe wird noch heute zusammen mit electra der Zone bezeichnet. Orientiert hatten sich die Klosterbrüder zuund der Stern Combo Meißen zum sogenannten »Sachsendreier« nächst an Colosseum und Jethro Tull. Nach etlichen hoch gelobten Live-Auftritten erschienen 1970 erste eigene Titel im Rundfunk, z.B. Fieber und Lied einer alten Stadt, wobei letzteres sogar im Die Band wurde 1981 gegrüngezählt — DDR-Fernsehen zu sehen war. Nachdem alle Mitglieder Anfang det. Namengebend war einerseits der Berliner Stadtbezirk »Pander 1970er ihr Studium an der Musikhochschule in Weimar bekow«, andererseits erinnerte die Gruppe mit diesem Begriff an die gonnen hatten, begann für alle eine Karriere als Berufsmusiker. Zeit, zu der die führenden SED-Politiker noch in diesem Stadtteil Probleme hatte die Gruppe aufgrund ihres Bandnamens und wohnten (bis Anfang der 60er Jahre). Doch nicht nur der Name ihrer nonkonformen Auftritte, weshalb sie sich 1975 in Magdefand Anstoß bei der Obrigkeit, sondern auch die stets provokanten Titel. Diese durften teilweise nicht veröffentlicht werden, wie z.B. das Erstlingswerk Paule Panke, welches erst 1989 erschien. 1973 schloss sich die Grupburg umbenannten — Inhaltlich handelte es von einem Lehrling in der DDR, dessen Tape, bestehend aus neun Musikern, zusammen, um zunächst eine geserlebnisse geschildert wurden. 1981 spielte man es nichtsdestoBlues- & Soulband zu gründen. Von 1975 an entwickelte sich trotz in einer riesigen, theatergleichen Inszenierung live. Auch das der Stil der Band jedoch hin zu verträumtem Art Rock, der sich Lied Langeweile, das auf dem Album Aufruhr in den Augen zu finunter anderem durch Passagen mit mehrstimmigem Chorgesang den ist, hatte zeitweise im gesamten Rundfunk Spielverbot. 1983 und die Verwendung klassischer Musikinstrumente auszeichnete. wurde Kille Kille als Kompilation von Titeln veröffentlicht, um Nach zahlreichen Umbesetzungen wurde 1977 dann die erste LP dem Risiko eines erneuten Aufnahmeverbots zu entgehen, wie es mit dem Namen Lift veröffentlicht. Gleich im Jahr darauf erfolgbis dato bei jedem Album geschehen war. 1985 tourte die Gruppe ten die Aufnahmen für die zweite Langspielplatte Meeresfahrt auf durch die BRD, wo sie im Jahr darauf auch das Album Keine Stars denen die Hits Nach Süden und Tagesreise zu finden sind. Ebenverlegen konnten. 1989 unterzeichneten die Musiker, wie erwarfalls 1978 verlor die Band zwei ihrer Mitglieder (Sänger Henry tet, die Resolution von Rockmusikern und Liedermachern. Im Pacholski und Bassist Gerhard Zachar) durch einen VerkehrsunOktober desselben Jahres traten Pankow ebenfalls beim Konzert fall, was die Gruppe entscheidend prägte und sie dazu veranlasste, gegen Gewalt auf — ihre Erlebnisse in dem Lied Am Abend mancher Tage zu verarbei-

Pankow

Lift


— Klaus-Renft-Combo

— Lift

(Text: Kurt Demmler, Musik: Peter Gläser)

(Text: Joachim Krause, Musik: Wolfgang Scheffler)

Wer die Rose, wer die Rose ehrt / Der ehrt heutzutage auch den Dorn / Der zur Rose noch dazu gehört / Noch so lang, so lang man sie bedroht / Einmal wirft sie ihn ab / einmal wirft sie ihn ab / Das wird sein, wenn’s sein wird / Und alle sie lieben / Wer die Liebe, wer die Liebe ehrt / Der ehrt heutzutage auch den Haß / Der zur Liebe noch dazu gehört / Noch so lang, so lang man sie bedroht / Einmal wirft sie ihn ab / einmal wirft sie ihn ab / Das wird sein, wenn’s sein wird / Und Mensch ehrt den Menschen.

Am Abend mancher Tage, da stimmt die Welt nicht mehr / Irgendetwas ist zerbrochen, wiegt so schwer / Und man kann das nicht begreifen / Will nichts mehr seh’n und doch muss man weitergeh’n / Am Abend mancher Tage, da wirft man alles hin / Nun scheint alles, was gewesen, ohne Sinn / Und man lässt sich einfach treiben / Starrt an die Wand. Nirgendwo ist festes Land / Gib nicht auf, denn das kriegst du wieder hin / Eine Tür schlug zu, doch schon morgen wirst du weiterseh’n / Manchmal ist eine Liebe erfroren über Nacht / Manchmal will man hin zur Sonne und stürzt ab / Manchmal steht man ganz allein da / ringsum ist Eis, alles dreht sich nur im Kreis / Gib nicht auf, denn das kriegst du wieder hin / Eine Tür schlug zu, doch schon morgen wirst du weiterseh’n / Am Abend mancher Tage, da stimmt die Welt nicht mehr / Irgendetwas ist zerbrochen, wiegt so schwer / Und man kann das nicht begreifen / Will nichts mehr seh’n und doch muss man weitergeh’n / Und man lässt sich einfach treiben / Will nichts mehr seh’n / Und doch muss man weitergeh’n / Und man lässt sich einfach treiben / Will nichts mehr seh’n / Und doch wird man weitergeh’n.

— Klosterbrüder

— Pankow

Wer die Rose ehrt

Am Abend mancher Tage

Lied einer alten Stadt

Langeweile

(Text: Burkhard Lasch, Musik: Klaus Weigert)

(Text: André Herzberg, Musik: Rainer Kirchmann)

Singe mein Lied einer alten Stadt / die voll Musik und an Farben satt / Sie hat Parks und verschwiegene Alleen / neben Schlössern neue Häuser steh’n / Ihr singe ich mein Lied / Singe mein Lied einer alten Stadt / die so viel Großes geboren hat / In ihr trifft sich die ganze Welt und ich höre / was sie mir erzählt, erzählt / Und eine Blume leg’ ich auf die Stufen / am Denkmal des großen Genies / Ist mir als hört’ ich noch immer das Rufen der Stimme / die Menschliches pries / Singe mein Lied einer alten Stadt / die in ihrem Namen tiefen Schmerz verbunden hat / Buchenwald! Wie prägst du das Bild dieser Stadt / die in Glanz gehüllt? / Und viele Blumen leg’ ich auf die Stufen / schmücken sie auch Steine nur / Höre aus ihnen das mahnende Rufen / und nehme mit mir einen Schwur / Habe die Stadt in mein Herz tief geschlossen / die in vielen Sprachen erzählt / Blutrot hält sie eine Flamme umschlossen / und leuchtet weit hin in die Welt.

Den alten Krimi so oft gelesen / rohe Spaghetti zu viel gekaut / zu lange geschlafen, zu oft gebadet / und vor allem zu viel Fernsehen geschaut / Ich bin rumgerannt / zu viel rumgerannt / zu viel rumgerannt / Ist doch nichts passiert / Zu viele Frauen nur angeseh’n / zu viel nur mit mir rumgespielt / zu viel gesoffen, zu viel geredet / zu viele Nächte wo nichts passiert / Ich bin rumgerannt / zu viel rumgerannt / zu viel rumgerannt / Ist doch nichts passiert / Das selbe Land zu lange geseh’n / die selbe Sprache zu lange gehört / zu lange gewartet, zu lange gehofft / zu lange die alten Männer verehrt / Ich bin rumgerannt / zu viel rumgerannt / zu viel rumgerannt / Ist doch nichts passiert / Ich bin rumgerannt / zu viel rumgerannt / zu viel rumgerannt / Ist doch nichts passiert / Ich bin rumgerannt / zu viel rumgerannt / zu viel rumgerannt / Ist doch nichts passiert / Ich bin rumgerannt / zu viel rumgerannt / zu viel rumgerannt / Ist doch nichts passiert.


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Panta Rhei

— Der Name der Band entsprang dem Altgriechischen und vertrat Sänger Herbert Dreilich zufolge den Grundgedanken der damit verbundenen Philosophie Platons, dass »alles fließt und nichts bleibt«. Die Gruppe selbst wurde 1971 gegründet und spielte neuartigen, am Jazz orientierten, politischen Soul. Free Angela (eine Forderung der Freilassung von Angela Davis – einer amerikanischen Bürgerrechtlerin), Alles fließt..., Nachts und Tuyet (eine Kritik am Vietnamkrieg) sind als die bekanntesten Titel der Band einzuordnen. 1973 erschien sowohl das Album Panta Rhei, als auch die Filmmusik für Den Wolken ein Stück näher. Im selben Jahr verließ dann Frontfrau und Sängerin Veronika Fischer die Band um eine Solokarriere zu beginnen. Auch die für den bandtypischen Klang verantwortlichen Bläser traten aus und so kam es, dass sich Panta Rhei aufgrund »musikkonzeptioneller Schwierigkeiten« nur zwei Jahre später auflöste. Herbert Dreilich, Henning Protzmann und Ullrich Swillms wechselten in

Puhdys

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Bands

1965 ging die Band der Folge zu Karat — aus einer bereits bestehenden Formation hervor und benannte sich kurzerhand nach der Zusammensetzung der Anfangsbuchstaben der ersten Bandmitglieder. Nach zahlreichen Wechseln in sen in der Bundesrepublik – woraufhin das Album dann doch der Bandbesetzung, trat die Formation 1969 erstmals in Freiberg noch bei Amiga erschien und in der DDR erhältlich war. 1983 auf und hatte unter anderem Songs von Deep Purple, Uriah Heep erschien Mont Klamott als deutlich gereiftes Album, dessen Texte und Led Zeppelin in petto. Als dann zwei Jahre darauf lautstarke einzigartig in der DDR-Musik waren. 1985 folgte Liebeswalzer Forderungen von Schülern einer Berufsschule aus Sachsen-Anhalt und 1986 Bataillon d’Amour – die jeweils als erfolgreichstes Aleingingen, die einen Auftritt der Puhdys im Jugendfernsehen forbum des Jahres galten. Mit den Erfolgen kamen auch zahlreiche derten, entstand der erste deutschsprachige Titel Türen öffnen sich Privilegien hinzu: die Gruppe durfte beispielsweise in Rumänien zur Stadt, welcher als erster großer Hit der Band in die Geschichte und Norwegen gastieren und gewann durch diese Gastspielmögeinging. Daraufhin landeten die Puhdys ihren ersten Nummerlichkeiten 1981 den Grand Prix der Bratislavska Lyra. Die Band Eins-Hit mit Geh dem Wind nicht aus dem Weg, hatten ihr erstes bestand auch noch nach der Wende und tritt – nach dem Tod von Auslandsgastspiel und durften sogar die Filmmusik zum DDRFrontfrau Tamara Danz – heute mit der Schauspielerin Anna Loos Filmklassiker Die Legende von Paul und Paula einspielen. Danach als Sängerin auf. Mit dem Album Alles rot und der gleichnamiging es immer weiter steil bergauf, neben zahlreichen Erfolgen in gen Singleauskopplung gelang 2010 ein beachtliches Comeback den Hitlisten und Auftritten auf diversen Großveranstaltungen, gewannen die Puhdys auch diverse Preise bei Interpretenwettbewerben. Mitte der Siebziger Jahre folgten dann sogar (Fernseh-) 1964 spielte — auftritte im westlichen Ausland (unter anderem in der BRD, in die aus 16- bis 17-jährigen Musikern bestehende Band ihr ersden Niederlanden und in Österreich), die die Puhdys zur bekanntes Konzert auf einer Rentner-Feier. Während vor allem in der testen Rockband des Ostens machten. 1977 wurde die Band beAnfangszeit die musikalischen Vorbilder Chicago, Blood Sweat & reits zum siebten Mal in Folge zur beliebtesten Band des Landes Tears oder The Flock auch mithilfe eines Bläser-Trios nachgeahmt gewählt (insgesamt waren es bis zur Wende sagenhafte 12 Mal) wurden, orientierte man sich Mitte der 70er Jahre um und beund 1982 als erste Rockband mit dem Nationalpreis der DDR ausgann, sich durch Emerson, Lake & Palmer, Pink Floyd und Genesis gezeichnet. In ihrer gesamten Laufbahn veröffentlichte die Band inspirieren zu lassen. Anstatt der zuvor markanten Bläsermelodien insgesamt 17 LPs und 24 Singles und verkaufte weltweit über 18 wurde nun vor allem mit dem Synthesizer gearbeitet und Art-Rock Millionen Platten – so viel wie keine andere DDR-Rockband. Die produziert. Erst zu dieser Zeit steigerte sich der Bekanntheitsgrad Band löste sich 1989, im Jahr ihres 20-jährigen Jubiläums und wie der Band, was nicht nur an der Goldmedaille bei der Leistungs-

Stern Combo MeiSSen

Silly

Beat & R

schau der Unterhaltungskunst abzulesen ist. Mit Der Kampf um den Südpol konnte die Stern Combo Meißen 1977 ihren ersten großen Die Band ging 1978 zuvor bereits geplant, auf — Hit verbuchen. Zwei Jahre darauf folgte zunächst die zweite Langaus einem Stammtisch am Berliner Prenzlauer Berg hervor, um spielplatte, welche mit Elementen klassischer Musik spielte, sowie mit Cover-Musik in verschiedensten Lokalen aufzutreten. Unter das Album Der weite Weg mit bekannt geworden Hits wie Die dem Namen Silly waren Auftritte jedoch nicht möglich, da von Sage und Was bleibt. 1980 nannte sich die Band in Stern Meißen Seiten der Regierung sämtliche Anglizismen verachtet wurden. um, um eine Veränderung in der Stilrichtung hin zu kürzerer und Deshalb entschied sich die Gruppe dazu unter dem Namen Fatanzbarer Musik deutlich zu machen. 1981 erhielt die Formation milie Silly bekannt zu werden, wobei Silly ein neues Bandmasfür das im selben Jahr produzierte Album Reise zum Mittelpunkt kottchen darstellte – eine Katze. Erst 1982 war es der Gruppe des Menschen den Kunstpreis der DDR. Bis zur politischen Wende möglich ohne Hindernisse unter dem ursprünglichen Bandnamen 1989 hatte die Band noch weitere große Erfolge, was mit dem Beaufzutreten. Nachdem man einige Zeit Cover-Songs gespielt hatschluss der Wiedervereinigung jedoch ein jähes Ende hatte. 1996 te, begann man eigene Titel zu entwickeln, zum ersten großen feierte die Band dann aber überraschend ihr Comeback und ist Erfolg geriet der Song Der letzte Kunde. Als allerdings die Aufnahzusammen mit den ebenfalls in Sachsen ansässigen Bands electra me einer Langspielplatte von Seiten der Amiga-Studios verhinund Lift bis heute unter dem Titel Sachsendreier bekannt — dert wurde, produzierte man die erste Platte 1981 kurzentschlos-


— Panta Rhei

— Silly

(Text: Jens Gerlach, Musik: Ulrich »Ed« Swillms)

(Text: Werner Karma, Musik: Silly)

Lang weht der Wind um die Welt / wo alles Alte zerfällt / Was vergeht, ist gewesen / Alles fließt, Leute, alles fließt / Was ist auf Ewigkeit gut? / Nur das Verstorbene ruht / Auch aus Staub kann man lesen / Weil aus ihm, Leute, Leben sprießt / Lang geht ein Strom um die Welt / der sie am Leben erhält / Denn was fließt, ist auch Leben / Doch der Strom, Leute, fließt nicht blind / Hier, diese Welt bist auch du / Sei wie ein Strom ohne Ruh / Du hast Kraft zu vergeben / Alle sind, Leute, Strom und Wind!

Wie weiße Tücher schwimmt der Nebel durch die kalte Stadt / Er macht die Pflastersteine nass und die Straßen glänzen glatt / Aus meinem Hausflur fällt ein gelber Fetzen Licht / Der holt mir aus der Dunkelheit ein blasses Kindsgesicht / Ich denk das Mädel kennst du doch, die ist kaum 13 Jahr’ / Und flieht schon in die Dämmerung / und hat schon Nacht im Haar / Bataillon d’amour / Bataillon d’amour / Zwei schmale Jungenhände streicheln ihre Brust / Ich geh vorbei, mich streift ein warmer Hauch der Lust / Und auf der nassen Haut der Straße da berühr’n / Sich ihre Schatten lautlos und verführ’n / Verführ’n sich in die Liebe, wie in ein Labyrinth / Wir können uns nicht wehren, wenn’s einfach nur beginnt / Bataillon d’Amour / Bataillon d’Amour.

— Puhdys

— Stern Combo Meißen

(Text: Ulrich Plenzdorf, Musik: Peter Gotthardt)

(Text: Werner Karma, Musik: Thomas Kurzhals)

Geh zu ihr und lass deinen Drachen steigen / Geh zu ihr, denn du lebst ja nicht vom Moos allein / Augen zu, dann siehst Du nur diese eine / Halt sie fest und lass Deinen Drachen steigen / Hey, hey deinen Drachen / Hey, hey, hey, geh zu ihr / Hey, hey deinen Drachen / Hey, hey, hey, geh doch zu ihr / Geh zu ihr und lass deinen Drachen steigen / Geh zu ihr, denn du lebst ja nicht vom Moos allein / Hey, hey deinen Drachen / Hey, hey, hey, geh zu ihr / Hey, hey deinen Drachen / Hey, hey, hey, geh doch zu ihr / Augen zu, dann siehst du nur diese eine / Halt sie fest und lass deinen Drachen steigen / Hey, hey deinen Drachen / Hey, hey, hey, geh zu ihr / Hey, hey deinen Drachen / Hey, hey, hey, geh doch zu ihr!

Tag für Tag reißt mir der Stundenschlag mein Leben aus dem Leib / Ich sinke in das Buch »Vergangenheit« / Dort find’ ich irgendwann ’ne Seite oder grad’ ein Wort / dort wird mein Leben festgeschrieben für alle Zeit / Was muss ich tun, dass ich besteh’ / bis zum harten Zeitgericht / Wo im letzten bitt’ren Zug / ich die Neige leere / Stück für Stück, kein Tag kommt je zurück, dass ich ihn besser leb’ / Manch ein Freund den ich verraten hab verzeiht mir nie / Jede Frau aus meinem Leben trägt ein Bild von mir / Das reißt ihr niemand aus dem Herzen, nicht einmal ich / Wort für Wort, vielleicht gibt man es fort und überlegt nicht mal / Wie schnell ein Mensch verletzt, verloren ist / Und hundert gut gemeinte Sprüche kommen dann zu spät / ja, so ein kleines Wort das macht schon mitunter taub / Was muss ich tun, dass ich besteh’ / bis zum harten Zeitgericht / Wo im letzten bitt’ren Zug / ich die Neige leere / Tag für Tag reißt mir der Stundenschlag mein Leben aus dem Leib / Und stellt mich immerzu vor jene Wahl / vorbei zu treiben an den Ufern einer fremden Welt / Oder einen Platz in ihr zu suchen so gut es geht / Was muss ich tun, dass ich besteh’ / bis zum harten Zeitgericht / Wo im letzten bitt’ren Zug / ich die Neige leere.

Alles fliesst

Geh zu ihr

Bataillon d‘amour

Stundenschlag


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Jazz [jats, auch dʒɛs; engl. dʒæz; am. ‹engl.] m: an Stilen u. Abarten reiche, im wesentl. instrumentale improvisierte Musikform der USA, seit Ende des 1. Weltkrieges internat. verbreitet. Der J. hat seinen Ursprung im volkstüml.geselligen Leben der Neger in den Slums amerikan. Großstädte.; als sein erstes Zentrum gilt New Orleans. Er entstand durch Verschmelzung unterschiedl. musikal. Traditionen unter den Bedingungen des aufbrechenden Kapitalismus. Die wichtigsten Quellen waren: die Volksmusik der amerikan. Neger (Blues, Spiritual, Arbeiterlieder), der Ragtime, die europ.-amerikan. Marschmusik des 19. Jh., Elemente der europ. u. zentralamerikan. Tanzmusik des 19. Jh., amerikan. Volkslieder europ. Ursprungs sowie Elemente der französ. u. italien. Opernmusik des 19. Jh. [...] Der J. ist gefährdet durch skrupellose Kommerzialisierung in den kapitalist. Ländern [...]. Meyers Universallexikon Band 2, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1979, S. 422

Jazz Der Jazz kam nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ausschließlich als amerikanische Musik in den damals aktuellen Stilrichtungen (Swing, Rhythm’n’Blues, aber auch schon als Bebop) bis nach Ostdeutschland und wurde von einheimischen Musikern reproduziert. Bereits 1946 entstand das Radio Berlin Tanzorchester als erste Jazz-Formation. Erst in den 1960er Jahren setzten sich Musiker jedoch aktiv mit dem Jazz auseinander, begriffen sich selbst als Jazzmusiker und entwickelten zunehmend den Anspruch, sich durch die Musik auszudrücken. Um 1970 akzeptierte die DDR-Staatsmacht den Jazz als einen festen Bestandteil der DDR-Kulturpolitik, wodurch die Jazzmusik in der DDR eine gewisse Eigenständigkeit erhielt. Anders als beispielsweise der Modern Jazz blieb der Dixieland in der DDR eine Domäne der Amateurmusiker. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Stilrichtung gehörten die 1961 gegründete Papa Binne’s Jazz Band und die etwa zeitgleich entstandene Band Jazz Optimisten Berlin. Das Entstehen weiterer Bands wie die Blue Wonder Jazzband, die Jazz-Makers Berlin, die Tower Jazz Band sowie die Jena Oldtimers führten bei wachsendem Publikum zu einem Dixieland-Revival in der DDR. Im professionellen Bereich entwickelte sich ein breit gefächertes Spektrum, welches vom Mainstream-Jazz über Free-Jazz und freie Musik bis hin zu Jazzrock/Pop-Jazz reichte. Die professionelle Jazzmusik in der DDR erreichte einen hohen künstlerischen Standard und hat eine Reihe auch international geachteter Spitzenmusiker hervorgebracht. Dazu zählen Ernst-Ludwig Petrowsky, »Uli« Gumpert, Friedhelm Schönfeld und Conny Bauer.

Neben Amiga trug vor allem der DDR-Rundfunk, der neben diversen Jazzsendungen ab 1971 regelmäßig Mitschnitte vom Internationalen Dixieland-Festival in Dresden und ab 1977 von der Internationalen Jazz-Bühne Berlin sendete, wesentlich zur Verbreitung der Jazzmusik in der DDR bei. Beide Veranstaltungen entwickelten sich zu Höhepunkten im Jazzleben der DDR. Dazu fanden regelmäßig Jazzworkshops statt, welche neben Jazzenthusiasten auch Blueser und Musiker aus dem Ausland anlockten. Die wachsende Popularität solcher Veranstaltungen führte Anfang der 1970er Jahre zur verstärkten Gründung von Jazzklubs – der älteste war der 1959 gegründete Jazzklub Eisenach – und sogenannter Interessengemeinschaften Jazz beim Kulturbund der DDR. Aber auch Veranstaltungsreihen wie »Jazz in der Kammer« (ab 1965 im Deutschen Theater Berlin), »Jazz im tip« (im Berliner Palast der Republik) und die »Leipziger Jazztage« trugen wesentlich zur Verbreitung dieser Musik in der DDR bei. Dennoch erschienen insgesamt nur wenige Jazz-Publikationen in der DDR, da auch der Jazz zu einer weniger akzeptierten, da aus den USA stammenden Musikrichtung zählte.


Ernst-Ludwig Petrowsky

— Der 1933 in Güstrow geborene Saxofonist, Klarinettist und Komponist gilt als einer der Urväter des Jazz in der DDR. Bereits seit Mitte der 1950er Jahre spielte er in verschiedenen Formationen und gründete später das Manfred Ludwig Sextett. Zusammen mit Ulrich Gumpert gründete er 1971 die Jazzrockband SOK und zwei Jahre später die Band Synopsis. Zeitgleich musizierte er in diversen anderen Jazzformationen. Unter anderem spielte er auch in einer Gumpert Workshop Band und bei Zentralquartett. Bekannt wurde der Musiker durch erste Auftritte mit Uschi Brüning im Jahr 1983. Petrowsky gewann den Kunstpreis und den Nationalpreis der DDR

ands &

Musiker

Manfred Krug

Er war ein 1937 in Duisburg — geborener und ab 1949 in der DDR lebender Schauspieler, Sänger und Schriftsteller. Während einer Lehre zum Stahlschmelzer machte er nebenbei sein Abitur und begann anschließend ein Studium an der Staatlichen Schauspielschule Berlin, welches er jedoch nicht beendete. Im Jahr 1957 folgten auf ein Engagement beim Berliner Ensemble von Bertolt Brecht erste Auftritte in Kino und Fernsehen. Unter anderem wirkte er im Film Spur der Steine, der jedoch der Zensur zum Opfer fiel und erst in der Wendezeit gezeigt werden konnte. Neben seiner Karriere als Schauspieler hatte Manfred Krug auch als Jazzsänger Erfolg und konnte ab 1971 mehrere Langspielplatten veröffentlichen. Ein bekannter Song auf dem Album mit Jazz-Evergreens war Es steht ein Haus in New Orleans. Krug trat zudem gemeinsam mit den Jazz Optimisten Berlin, und anderen als Gäste geladenen Künstlern bei den abendlichen Veranstaltungen mit dem Titel Lyrik – Jazz – Prosa auf. 1976 erhielt er dann ein Teilberufsverbot nachdem er sich mittels seiner Unterschrift in der Resolution gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns ausgesprochen hatte. Daraufhin stellte Manfred Krug kurze Zeit später einen Ausreiseantrag, mit dessen Hilfe er 1977 die DDR verlassen konnte

Modern Soul Band

Das Ensemble — wurde 1968 zunächst unter dem Namen Modern Septett mit über 40 Musikern in Berlin gegründet. Nachdem die Band anfangs Coverversionen der Bands Blood, Sweat & Tears und Chicago zum Besten gegeben hatte, entstanden in den 1970er Jahren auch eigene Jazz- und Soulsongs. Es folgten mehrere Umbesetzungen und schließlich erste Rundfunkproduktionen. 1970 durfte die Band sogar einen Monat lang bei Gastspielen im Berliner Friedrichstadtpalast auftreten. 1977 erschien die erste LP mit Livemitschnitten, wobei ebenfalls Tourneegäste, wie Veronika Fischer und Ludwig Petrowski auftraten. Nach mehreren gewonnen Preisen war es der Band ab 1986 ebenso erlaubt auf Auslandstourneen zu gehen —

Ulrich »Uli« Gumpert

Jazz // B

1945 in Jena geboren, war er in der DDR als Jazzmusiker (Pianist, Organist und Komponist) tätig. Sein 1961 begonnenes Studium an der Hochschule für Musik »Franz Liszt« Weimar, wurde er aufgrund schlechter Lernleistungen im Fach Marxismus-Leninismus exmatrikuliert. 1967 begann er dann an der Musikhochschule »Hanns Eisler« Berlin im Fach Klavier zu studieren, brach aber erneut ab. Schließlich schloss er an der Musikschule Berlin-Friedrichshain 1973 mit einer Berufsmusikerlizenz als Pianist ab. Schon während des Studiums spielte Gumpert in verschiedenen Formationen, wie SOK und Synopsis. 1980 nahm er beim Plattenlabel Amiga seine erste LP mit der Ulrich Gumpert Workshop Band auf. Aus Synopsis wurde 1984 Zentralquartett, woraufhin sich Gumpert verstärkt dem solistischen Musizieren widmete. Zusammen mit Radu Malfatti und Tony Oxley spielte Gumpert im Trio GMU —


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Blues Ursprünglich entstand der Blues bereits Anfang des 19. Jahrhunderts. Die als Sklaven nach Amerika verschleppten Afrikaner entwickelten durch die Konfrontation mit völlig neuen Lebensumständen eine Art von Musik, die ihren Gefühlen Ausdruck verlieh und auch deutlich auf die afrikanischen Wurzeln verwies. Mitte des 20. Jahrhunderts hatte sich der Blues, dessen Wortsinn sich aus dem englischen Ausspruch »I’ve got the blues« ableitet und übersetzt »Ich bin traurig« heißt, dann weitgehend etabliert. Markante Eigenschaften dieser Musikrichtung sind der zwölftaktige Rhythmus, die durch meist nur drei Akkorde begleitende Melodie und oftmals improvisierte Texte. Ab 1940 entwickelte sich in den USA eine neue Form des Blues, die mit einem Tanzrhythmus unterlegt wurde und fortan unter dem Namen Rhythm&Blues bekannt wurde. Neuartig war hier die Vermischung verschiedener Musikstile, wie beispielsweise dem Boogie Woogie und dem Swing mit Elementen der Jazzmusik, sowie der Gebrauch von Instrumenten wie E-Gitarre, Schlagzeug und Saxophon. Die Etablierung einer Blues-Szene war in der DDR eng an die Liebhaber des Jazz geknüpft: Bereits Mitte der 50er Jahre gab es in der Jazzszene viele Fans und Musiker, die sich auch für den Blues zu interessieren begannen. Sie organisierten sich zunächst in kleineren Fanklubs, wobei einer unter ihnen, der Jazzklub Eisenach, zunächst einmal ein Heft mit dem Titel Die Posaune drucken ließ, um überhaupt einmal auf diese Art von Musik aufmerksam zu machen. Dieses Infoblatt trug erheblich zur Verbreitung der Bluesbewegung bei, was der Staatsmacht jedoch missfiel, da man die aus Amerika stammende Musik (im übrigen auch den Jazz) als ein »korruptes, primitives, verlogenes [und] schlüpfrig-erotisches [Produkt einer] Affenkultur«* darstellte. Jahrelang mussten Bluesmusiker und Jazzer in der DDR mit Repressionen leben, was durch das Aufkommen der Beatbewegung Mitte der 1960er Jahre noch verstärkt wurde. Seinen Höhepunkt erreichten die Ablehnungen seitens der Parteispitze im 11. Plenum des ZK 1965, als Walter Ulbricht in seiner legendären Rede dazu aufforderte, doch nicht »jeden Dreck, der aus dem Westen kommt« zu kopieren.

in der DDR gastierte (1964, 1966, 1982, 1983 und 1985). 1966 wurden dabei sogar Mitschnitte im Label Amiga des VEB Deutsche Schallplatten Berlin veröffentlicht. Blueskonzerte waren zu diesem Zeitpunkt sehr gefragt, dort wurden unter anderem auch Coverversionen großer amerikanischer Rockgrößen, wie Rolling Stones und The Animals gespielt. Mit dem Machtwechsel von Ulbricht zu Honecker (1971) entspannte sich die Situation für die Blueser zunehmend. In der Folgezeit entstanden Bands wie Engerling, Freygang, Monokel und Passat, die nicht mehr nur im Untergrund tätig sein mussten, sondern öffentlich auftreten und dabei größere Erfolge feiern konnten. Musiker wie Jürgen Kerth und Hansi Biebl starteten Solokarrieren. Zwar gab es nur wenige Bands, die Ende der 1970er Jahre die Möglichkeit zu Rundfunkproduktionen, Schallplattenaufnahmen und Auftritten im DDR-Fernsehen erhielten, doch immerhin wurde der Blues von den Leitern der Kultur nun nicht mehr komplett ignoriert. Die Auftritte kleinerer Bands fanden in der Regel jedes Wochenende statt und das meist ohne offizielle Genehmigung. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen trampten hierzu typischerweise zur nächsten Dorfkneipe, feierten intensiv und lebten dabei frei nach den Prinzipien von Love&Peace – die Grenzen zwischen der Blueser-Szene und Hippie-Bewegung verliefen stets schwimmend. Wunderbar beschrieben werden die »Blueser« im Buch Bye bye, Lübben City von Michael Rauhut und Thomas Kochan: »[...] Fünf Tage lang fordern Schule oder Arbeit Tribut, doch am Freitagabend wird Gas gegeben. Und zwar richtig! Montag reiht man sich mit schwerem Schädel, aber voller Batterie wieder in die Tretmühle ein. Sie nennen sich Kunden, Tramper oder Blueser, tragen lange Haare, Bärte, Jeans und Parkas. An den Wochenenden sind sie permanent auf Achse. Sie feiern in abgeschiedenen Dorfsälen wüste Happenings, okkupieren aber auch Volks- und Heimatfeste, wo sie den Exzess nach außen kehren. Ihre Treffen sind das komplette Kontrastprogramm zum tristen Alltag. Da wird hemmungslos gesoffen und geliebt, Blödsinn ausgeheckt und den Spießern eine Nase gedreht.«** Mit dem Entstehen einer Heavy-Metal-Szene und der Verbreitung des Punk, war in den 1980er Jahren auch die Blütezeit des Blues in der DDR vorbei.

Dennoch wurden 1954 drei verschiedene Sendungen im DDR-Fernsehen ausgestrahlt, die sich dem Blues widmeten (»Lieder und Gedichte der Neger«, »Auch ich singe Amerika« und »Das andere Amerika singt«). Außerdem fand 1964 erstmals das American Folk Blues Festival statt, welches insgesamt gar fünf Mal * Bye bye, Lübben City - Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR von Michael Rauhut und Thomas Kochan, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin, 2009, S. 64 ** Ebd., S. 8


Engerling

— Gegründet wurde die Gruppe 1975 in Berlin unter dem Namen Engerling Blues Band, wobei es sich dabei nach heutigem Verständnis eher um eine Art Projekt handelte, da alle Mitglieder auch noch in anderen Formationen tätig waren. Zudem hatten lediglich zwei Musiker der Band eine Ausbildung an einer Musikschule genossen – die restlichen Mitglieder hatten sich das Musizieren selbst beigebracht. 1977 wurden erste Plattenaufnahmen im Amiga-Label veröffentlicht, 1979 die erste LP. Die Band beschrieben ihre Songs als »[...] geradlinige, urwüchsige

Freygang

Bands &

Musiker

wurde 1977 Blues- und Boogiemusik.« — ebenfalls in Berlin gegründet und spielte bis 1989 als Amateurband. Nach einer zwischenzeitlichen einjährigen Zwangspause – regimekritische Texte hatten zu einem Auftrittsverbot geführt – machte sich die Band mit Songs wie Bürokratie, Schwätzer und Haste was, biste was beim Publikum beliebt – Tourneen durch die Republik hatten ihren Höhepunkt im Juli 1983 bei Potsdam, als 7000 Menschen ein Open Air Konzert besuchten. Das Covern von Bands wie Ton, Steine, Scherben führte im selben Jahr allerdings zu weiteren Schwierigkeiten, 1986 wurde Freygang schließlich komplett verboten. Einige Bandmitglieder von Freygang umgingen das zuletzt ausgesprochene Verbot indes mehrmals, indem sie unter Pseudonymen auftraten. Kurz vor der Wende wurde die Band dann unter dem alten Bandnamen dann nochmals aktiv – allerdings präsentierten sie nun eine Mischung aus Rock- und

Hansi Biebl Band

1974 in Punkmusik — Ost-Berlin von Bluesgitarrist und Sänger Johannes Biebl gegründet, erhielt die Gruppe – damals noch unter dem Namen Hansi Biebl Blues Band – 1975 Auftrittsverbot und wurde 1978 unter dem obenstehenden Namen neu gegründet. Sie hatte bis 1982 in der DDR Bestand und durfte nach dem Veröffentlichen einer ersten LP sogar bei den Sendungen rund und Jugendklub im DDRFernsehen auftreten. Es erschienen noch weitere Platten beim Amiga-Label auf denen Songs mit klaren Jazz- und Folkeinflüssen

— Monokel

Bye bye, Lübben City (Text: Rainer Lojewksi, Musik: Bernd Kühnert & Michael Linke) Er heißt Andreas, Micha oder Frank / Und kommt aus Lübben, Frankfurt oder anderswo / In der Woche ist er Koch oder Schlosser / Oder Stift bei Meister Sowieso / Er steht auf Karussell, auf Kerth und auf Monokel / Und auf Hauff & Henkler, ach iwo / Am Wochenende steht er an der Piste / Und zeigt seinen Daumen vor / Die Musik, die da gespielt wird, wo er hin will / Hat er lange schon im Ohr / Bye bye, Lübben City / The sun ain’t gonna shine anymore / Er heißt Andreas, Micha oder Frank / Und Montag sieht er immer etwas müde aus / Er hat Kilometer noch in den Knochen / Und die ander’n kommen aus dem Fernsehhaus / Er sagt: Gib Gas, liebe Woche / Und Freitag rastet er dann wieder aus / Er sagt: Gib Gas, liebe Woche / Bye bye, Lübben City / Bye bye, Lübben City / The sun ain’t gonna shine anymore.

Jürgen Kerth

Blues //

wurde 1948 zu hören waren — in Erfurt geboren und spielte bereits 1964 in einer Schülerband, den Spotlights, die jedoch 1966 verboten wurde. Ein Jahr darauf entschloss sich Kerth dann dazu das Rock & Blues Ensemble Kerth zu gründen. Es folgte eine Ausbildung an der Musikschule Erfurt — Die aus Berlin stammende Bluesrockund 1971 die Gründung des Jürgen-Kerth-Quintetts, welches spägruppe war eine der größten Bands in der Blueser- oder Kunter unter dem Namen Gruppe Jürgen Kerth auftrat, als nur noch denszene der DDR. Nach anfänglichen Startproblemen wurde drei Bandmitglieder übrig geblieben waren. Kerth war bekannt die Gruppe Ende 1976 als Amateurband zugelassen. Der größfür sein Können an der Gitarre und seinen Gesang. Er spielte te Hit der Band ist Bye bye, Lübben City der 1979 erschien – sehr jazzige Titel, die später auch als Singles und LPs veröffentdieser drückte das Lebensgefühl einer ganzen Subkultur aus und gilt als der bekannteste Bluessong, der in der DDR komponiert 1980 wurde die Gruppe in licht wurden — Lütte (Brandenburg) unter dem Namen Jogger gegründet, jedoch Auch diese wurde — 1982 umbenannt. Aufgrund anstößiger Texte, wie Mama sag mir, 1976 in Berlin gegründete Band gehörte zu den bekanntesten Verwarum und Frau aus Gold wurde der Band kurzzeitig die Spielertretern der Bluesszene. Zunächst orientierte sich die Band an tralaubnis entzogen. Generell spielte die Band Songs, die für ihren ditionellen Bluesklängen, später ließ sie sich durch Jazz und Rockhohen poetischen Gehalt bekannt waren. Hierzu zählt auch der musik beeinflußen. Dabei spielte die Band jedoch überwiegend Titel Kling Klang. 1988 durfte die Band erste RundfunkaufnahCoversongs bekannter Interpreten, wie Jimi Hendrix, der Allman men machen, die jedoch erst nach der Wende veröffentlicht wurBrothers und Bob Dylan, wobei letztere oftmals umgetextet und den. Desweiteren wurden einige Hits im Radio und TV gespielt auf deutsch wiedergegeben wurden —

Monokel

Keimzeit

Passat Blues Band


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» In Auswirkung der westlichen Sexwelle erscheinen [...] Mädchen zum Teil ohne Schlüpfer. Als äuSSeres Erkennungszeichen tragen sie auf dem HAndrücken die Kennzeichnung ›oH‹.« Schreiben des Generalstaatsanwaltes der DDR an die Jugendabteilung des ZK der SED in Bye bye, Lübben City - Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR von Michael Rauhut und Thomas Kochan, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin, 2009, S. 68



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Die anderen Bands ist eine begriffliche Zusammenfassung für alternative Musikbands in den letzten Jahren der DDR. Sie zeichneten sich unter anderem durch häufigeres Verwenden offener oder versteckter systemkritischer Texte aus. Viele Beteiligte prägten die Wende von 1989 mit. Das stilistische Spektrum der so bezeichneten Musik war recht weit; vertreten waren unter anderem New-Wave-, Indierock- und Elektronik-Bands, sowie die Punkbands der DDR.

Die Anderen Bands Hip Hopper

Ursprünglich aus den US-Ghettos kommend und im Westfunk verbreitet, erreichte schließlich auch der Hip-Hop die DDR – wenn auch in äußerst dezidiertem Ausmaß. Unter anderem wurde 1985 zu diesem Thema der Film »Beat Street« in den DDR-Kinos gezeigt, der große Auswirkung auf Mode und Musikgeschmack vieler Jugendlicher hatte. In der Folge entstanden erste Breakdance-Clubs. 1987 folgte die Gründung der ersten und einzigen englischsprachigen Hip-Hop-Gruppe, der Electric Beat Crew, die sogar eine Platte bei Amiga veröffentlichen durfte. 1988 fand der einzige DDR-weite Rap-Contest in Radebeul statt. Die »Zentren« der Hip-Hop-Bewegung befanden sich allerdings in den Großstädten des Landes. In Leipzig, Berlin oder Dessau taten sich Bands wie B-Side the Norm, Hahny’s Break Crew, Dynamics, Big City Breakers und Stretch Breakers zusammen. Um als echter Kenner in der Szene durch zu gehen, wurden Robotermoves vor dem Spiegel und das Scratchen auf alten Platten aus Kindertagen geübt. Zudem bastelte man sich aus Monokassettenrecordern den eigenen Ghetto-Blaster, der ebenso dazu gehörte, wie bunte Trainingsanzüge und Schnürsenkel. Adidas- und Puma-Logos wurden als besonderes Accessoire gehandelt und auf die selbst genähten Klamotten aufgenäht. Wie schon zuvor bei anderen Szene-Gruppen erlebt, stand die Staatsführung auch dieser Neuentwicklung eher skeptisch gegenüber. Doch man wusste sich erneut zu helfen, indem man Breakdance als »akrobatischen Showtanz« titulierte und ihn so sogar öffentlich bei FDJ-Veranstaltungen usw. vermarkten konnte. Später konnten Hip-Hop-Tänzer auch zu Einstufungstests antreten und das Tanzen im besten Fall auch als freiberufliche oder hauptberufliche Tätigkeit ausüben.

Gruftis Etwa 1985 entwickelte sich im Zuge der New WaveBewegung der 80er Jahre auch die »Grufti-Bewegung« in der Deutschen Demokratischen Republik – allerdings wiederum in weitaus kleinerem Umfang als im nichtsozialistischen Ausland. Bis kurz vor der Wiedervereinigung zählte man rund 600 GothicAnhänger, die sich vor allem in Ost-Berlin, Cottbus, Leipzig und anderen größeren Städten zusammenfanden. Die Gruftiszene bewegte sich sehr nah an der New Romantics und Punks, da diese allesamt aus der New-Wave-Bewegung entsprungen waren. Allerdings war es nicht einfach, sich unter den Augen der Obrigkeit zu versammeln und auszutauschen, da sämtliche Treffen aufgrund des sonderbaren und auffälligen Aussehens sofort bemerkt und aufgelöst wurden. Doch nicht nur durch die Polizei kam es zu Untersagungen, auch in Schule und Ausbildung trafen Gothics (aber auch Anhänger anderer Subkulturen) durch ihr extremes Auftreten auf große Hindernisse – sie bekamen oftmals bewusst schlechtere Noten und durften teilweise sogar keine weiterführenden Schulen besuchen. Landeseigene Bands gab es aus Gründen der Zerschlagung durch die Staatsmacht, sowie dem Mangel an technisch guter und erschwinglicher Ausstattung (wie Synthesizer) nur sehr wenige. Dennoch erlangten Bands wie Rosengarten, Die Art, Happy Straps, Die Vision und Die Firma einen gewissen Bekanntheitsgrad. Verbreitet wurde die Musik fast ausschließlich auf Magnetbandkassetten – ebenso wie die in der Sendung Parocktikum gespielten Songs der Vorbilder aus dem Westen (Joy Division, The Cure, The Smiths). Neben der Möglichkeit des Mitschnitts gab es auch manchmal die Chance über Umwege an Schallplatten oder Kaufkassetten aus der Bundesrepublik zu kommen – diese waren zudem noch deutlich günstiger als die überteuerten Exemplare in den DDR-Intershops. Veröffentlichungen beim VEB Deutsche Schallplatten gab es nur zu einer sehr geringen Zahl. Modisch gesehen zeigten die Gothic-Anhänger erstaunlich viel Kreativität und Einfallsreichtum – Kleidungsstücke wurden aus zweckentfremdeten Stoffen größtenteils selbst geschneidert und für sonstige notwendige Accessoires »[...] wurden [...] Metallzugketten von Toilettenspülungen zu tragbarem Schmuck verarbeitet. Für Nietengürtel- und armbänder erwiesen sich vor allem die an der Sohle von Spikes angebrachten Metalldornen als optimal.«


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Der englischsprachige Songtitel God Save the Queen von der britischen Ur-Punkband Sex Pistols wurde von den Ostpunks zu Gott schütze Erich umgedichtet.

Flake Lorenz, als 18-jähriger bei der Punkband Feeling B und Till Lindemann, der bei der Schweriner Punkband First Arsch mitspielte, sind heute Teil der Band Rammstein, ebenso wie Musiker der Bands Die Firma, Orgasm Death und Gymmick & Inchtabokatables.

Punks Mit dem Aufkommen der ersten Punkbands in Großbritannien 1976, wie The Clash und den Sex Pistols, schwappte die Welle des Punkrock auch in die DDR über, wobei die Zentren der Szene größtenteils in den Großstädten lagen (vor allem in Berlin – am Prenzlauer Berg, aber auch in Dresden, Erfurt, Halle und Leipzig). Hier trafen sich um 1980 zunächst kleinere Cliquen, die über Ungereimtheiten im System der DDR diskutierten und Bier tranken. Natürlich gelangten diese Zusammenkünfte schnell auf den Radar von Staatssicherheit und Volkspolizei, die Szene der sogenannten »Anderen Bands« wurde schnell kriminalisiert und Punkbands traten nahezu ausschließlich im Untergrund auf. Als sich die Szene im Verlauf der 80er Jahre dennoch zusehends vergrößerte, wuchs der Druck stetig an, Punks wurden regelrecht verfolgt. So kam es auch dazu, dass Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit als verdeckte Ermittler in Bands eingeschleust wurden, um leichter an Informationen zu kommen, die zu Haftstrafen oder Ausbürgerungen führen konnten. Auf diese Weise gelang es dem Staat, die Punkbewegung bis 1983 fürs Erste zu zerschlagen. Daraufhin formierten sich viele Untergrundgruppen in kirchlichen Einrichtungen und agierten im Geheimen in Organisationen zur Friedensstiftung, wie der Bewegung »Schwerter zu Pflugscharen«. In der Folgezeit kam es wie im Westen zu ersten Hausbesetzungen, was die Auseinandersetzungen mit dem MfS zusätzlich verschärfte. Erst ab 1986 kam es zu einer Entspannung zwischen dem Staat und den Anhängern der Punkbewegung, was sich beispielsweise in der von DT 64 ausgestrahlten »Untergrund-Musiksendung« und der Veröffentlichung von Livemitschnitten diverser Konzerte auf einem Amiga-Sampler äußerte. Außerdem war es einigen Bands nun möglich, auch auf Schallplatten Songs zu veröffentlichen. 1988 erschien eine Filmdokumentation mit dem Titel flüstern & SCHREIEN die positiv über die Szene berichtete. Die Verbreitung der Magnetbandkassetten Anfang der 80er Jahre kam für die Punkbands einer Revolution gleich, denn nun konnten auch sie Musik aufnehmen und verbreiten, was ihnen bisher durch das staatliche Amiga-Label, auch aufgrund einer fehlenden Spielerlaubnis, verwehrt gewesen war. Im Gegensatz zur Punkbewegung in Großbritannien und der BRD war der Punk in der DDR eher eine unpolitische Bewegung, die sich zwar gegen die gesellschaftlichen Missstände aussprach, jedoch lediglich nach einer Form der Selbstverwirkli-

chung und Abgrenzung vom Rest der DDR-Bürger suchte. So wurde eigentlich nur der Kleidungsstil der West-Punks aus der BRAVO kopiert und mit den verfügbaren Mitteln umgesetzt. Aus diesem Grund entstand eine völlig eigene Stilrichtung des Punk. Zum typischen Auftreten gehörten (z.B. mit dem Anarcho-A bemalte) T-Shirts, Lederjacken, zerrissene Jeans, Arbeitsschuhe und Accessoires wie Sicherheitsnadeln, Rasierklingen und Buttons. Desweiteren sorgten gefärbte Haare und Irokesenhaarschnitte für Aufsehen. »Zur Haarfärbung wurden Stoff- und Batikfarben, aber auch Fußpilzmittel, die eine starke Lila-Färbung hervorriefen, verwendet, da die üblichen Farben, wie rot, grün und blau, in der DDR nur schwer aufzufinden waren. Für die Fixierung der Haare wurde Zuckerwasser, aber auch eine große Menge an Haarlack verwendet.« Musikalisch gesehen gab es im Punk mehrere Ausrichtungen. Da wäre zum einen der Art-Punk, der ein intellektuelles und gebildetes Publikum ansprach und mit durchdachten Texten und moderner Lyrik daher kam. Auch deswegen wurden bei Auftritten ebenfalls Lesungen veranstaltet – so geschehen bei den Bands Rosa Extra und Zwitschermaschine. Zum anderen gab es da den Punkrock, der mit der durch den Punk vertretenen typischen Lebenseinstellung verbunden war. Im Vergleich zum Art-Punk wurden hier eher einfache Texte präsentiert, denen eine hohe Aggressivität zuteil war. Bands dieser stilistischen Richtung waren Schleim-Keim, Müllstation, Namenlos und Wutanfall. Weitere »bekannte« Bands waren in der Anfangszeit Planlos, Die Skeptiker, Feeling B, Sandow (die die Punk-Hymne Born in GDR heraus gebracht hatten) und Unerwünscht.

Skins In den 60ern machten erstmals rechtsextreme Jugendgruppen durch gemalte Hakenkreuze und Propagandamaterial auf sich aufmerksam. Mitte der 1980er-Jahre gab es in allen ostdeutschen Großstädten Skinhead-Gruppen, die zunächst aus der Punkbewegung hervor gingen und ebenso gern Ska-Musik und Punkrhythmen konsumierten. Erst später (um 1983) spalteten sie sich als rechtsextreme Bewegung ab. Die Zahl der rechtsextremistischen Anhänger lag zu dieser Zeit bei etwa 1.500 Jugendlichen – und das im sozialistischen, anti-imperialistischen Arbeiter- und Bauernstaat! Bei einem Konzert der West-Berliner Band Element of Crime und der Gruppe Die Firma in der Zionskirche in Berlin kam es 1987 zu Übergriffen ostdeutscher Skinheads auf das Publikum.



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Bruderländer Neben Titeln, die DDR-Musiker verfasst und eingespielt hatten, wurden auch vielerlei musikalische Werke von Künstlern aus den sozialistischen Bruderländern in Rundfunk und Fernsehen angepriesen und immer wieder gespielt. Eine Menge dieser Songs wurden sogar in deutscher Sprache vertont und führten so zu großer Bekanntheit der Musiker und Musikerinnen in der ehemaligen DDR. Zunächst wäre hier Czesław Niemen als Vertreter der Rockszene zu nennen. Der aus Polen stammende Rocksänger bewegte sich sehr nah am Folk. Zu Beginn – in den 60er Jahren – veröffentlichte er zunächst Songs, die denen der Beatles sehr ähnlich waren und vor allem leichtere Beatklänge hervorbrachten. In der Folge der revolutionären Jahre von 1967-1969 wurde er dann aber durch seine Protestsongs bekannt, die aus den Herzen vieler polnischer Jugendlichen sprachen. Eine weitere bekannte Gruppe seit Anfang der 60er Jahre waren Omega, die Teil der florierenden Rockszene Ungarns waren und auch bei Auftritten in der DDR ein Großereignis für Rockfans darstellten. Bekannt wurden sie mit englischsprachigen Texten und bluesig-harten Melodien, wodurch sie Ende der 70er Jahre auch Erfolge in der Bundesrepublik feiern konnten. In der Schlagerszene feierte Zsuzsa Koncz in der DDR große Erfolge (hier unter dem Namen Shusha Koncz), die als ungarische Chanson-, Schlager- und Popsängerin 1963 ihre ersten Auftritte hatte und 1966 sogar mehrere Schlagerwettbewerbe gewann. Außerdem wäre hier der Tscheche Karel Gott zu nennen, die »goldene Stimme aus Prag«, die nicht nur in der DDR große Bekanntheit erlangte. Er wurde 1959 bei einem Nachwuchswettbewerb entdeckt, studierte daraufhin in Prag, nahm 1967 am Midem-Festival in Cannes teil und verbrachte sechs Monate in Las Vegas. 1968 vertrat er Österreich beim Eurovision Song Contest und sang die Titelmusik zur Zeichentrickserie »Biene Maja«. Auch aus Tschechien stammen die Sängerin und Schauspielerin Helena Vondráčková und der Stepptänzer, Sänger und Schauspieler Jiří Korn, die ebenfalls beide in der DDR bekannt waren. Desweiteren wären hier Musiker, wie Václav Neckář aus der Tschechoslowakei, Ivica Šerfezi aus Jugoslawien, Maryla Rodowicz aus Polen, Lili Ivanova aus Bulgarien und Gjon Delhusa aus Ungarn zu nennen. Alle Interpreten sangen zur damaligen Zeit auf deutsch.


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Schlager: populäre, leicht rezipierbare, variabel aufführbare Liedform (auch instrumental) aus dem Bereich der Unterhaltungskunst von meist kurzer Aktualität u. vielfältiger Gestalt, nach 1918 vor allem Tanzlied; massenhaft verbreitet durch Tonfilm, Rundfunk, Schallplatte. Es entstand eine weitgehend monopolisierte profitable S.industrie, bes. in den USA, die den massenwirksamen S. gleichzeitig zur Manipulierung im Interesse der Bourgeoisie mißbraucht. - Die S.produzenten der DDR bemühen sich, dem S. seine urspr. Vielfalt wieder zu erschließen u. ihm eine dem sozialist. Inhalt entspr. interessante u. abwechslungsreiche Form zu geben. Meyers Universallexikon Band 4, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1980, S. 8

Schlager Schlager spielten, neben der Rockmusik, die bedeutendste Rolle im Bereich der Unterhaltungsmusik der DDR. Während die Rockmusik-Interpreten stets kritisch betrachtet und stets überwacht wurden, kam es in der Pop- und Schlagermusikbranche eher weniger zu Schwierigkeiten. Viele der Künstler stimmten den Idealen des Staates weitgehend zu, was man von Seiten der Regierung durchaus zu schätzen wusste und mit breiter Unterstützung belohnte. Im Zuge dessen entstanden auch hier vermehrt Förderprogramme und Talentwettbewerbe. Als bekanntester Schlagermusik-Förderer sei Heinz Quermann genannt, der ab 1958 die Radiosendung Schlagerrevue moderierte und in seiner TV-Sendung Herzklopfen kostenlos jungen Talenten neue Möglichkeiten eröffnete. Neben der Förderung von Schlagermusikern durch Rundfunk und Fernsehen, wurde auch bei der Plattenproduktion – vor allem im Label Amiga – auf Schlager gesetzt. Der Anteil der hier produzierten Platten war, auch im Vergleich zur Rockmusik, sehr groß. Außerdem fanden regelmäßig Schlagerfestivals statt, wie das Internationale Schlagerfestival Dresden, das Internationale Schlagerfestival der Ostseeländer in Rostock und der Nationale Schlagerwettbewerb der DDR. Im Gegensatz zur äußerst populären Rockmusik sprach der Schlager eher älteres Publikum an. Hier wurden auch fast ausschließlich nur Alltagsthemen angesprochen, die in keiner Weise Kritik ausrichteten. Viele Lieder handelten von Liebe und Zweisamkeit.



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Andreas Holm

— Er wurde unter dem bürgerlichen Namen Hans-Joachim Hirschler 1942 in Berlin geboren und sang nach einer Ausbildung zum Friseur bei verschiedenen Amateurgruppen. 1965 wurden mit Das ist der Bikini-Shake und Mein Herz ist ein Kompass der Liebe erste Aufnahmen im Rundfunk gemacht. Zwei Jahre später gewann er zusammen mit Erika Janikowa den zweiten Platz im Schlagerwettbewerb der DDR. Bekannte Songs des Musikers waren unter anderem: Es wird dir leid tun, sagst du bye, bye, Siebenmal Morgenrot, siebenmal Abendrot und Varadero. Es wurden insgesamt fünf Langspielplatten und 31 Singles bei Amiga veröffentlicht. Hinzu kamen diverse Rund-

Chris Doerk

// Mus iker

Sie funk-und Fernsehauftritte — wurde 1942 in Königsberg/Ostpreußen geboren und absolvierte eine Ausbildung als Gebrauchswerberin. Zunächst sang sie als Mitglied des Erich-Weinert-Ensembles der NVA und erhielt 1967 ihren Berufsausweis als Schlagersängerin. Gemeinsam mit Frank Schöbel – mit dem sie zeitweise auch verheiratet war – gewann sie 1969 den ersten Preis beim Schlagerwettbewerb und trat erstmals im Fernsehen auf. Es folgten diverse gemeinsame DEFA-Schlagerfilmproduktionen, wie 1968 der Film Heißer Sommer. Ab 1971 moderierte sie ebenfalls mit Frank Schöbel die TV-Sendungen Treff mit Chris und Frank als auch Disko-Treff und erhielt 1973 den Siegerpokal beim XII. Schlagerfestival der Ostseestaaten in Rostock. Kurze Zeit nach der Trennung von Frank Schöbel zog sie sich aus dem Showgeschäft zurück und arbeitete als freie Fotografin

Frank Schöbel

Als ich anfing, gab es nur Schlagersänger. Ab 1971 wurden die Rockgruppen in unserem Land mobil. Es kam zu einer Konkurrenz, die die Schlagersänger zuerst noch gar nicht ernst nahmen. In Live-Konzerten hatten die Rockgruppen den größten Teil des jugendlichen Publikums schon hinter sich. Der Mitklatsch-Schlager, der ›PreußenPop‹ konnte sich komischerweise noch 1973/74 behaupten; danach lief für diese Art Musik nichts mehr – Frank Schöbel

Popmusik...Country-Beat-Folk-BluesRock-Schlager-Reggea-New Wave von Caroline Gerlach, VEB Lieder der Zeit Musikverlag, Berlin, 1984, S. 81

Schlage r

Als Frank-Lothar Schö— bel 1942 in Leipzig geboren, gilt er als einer der erfolgreichsten Schlagersänger der DDR. Nach einer Mechanikerlehre und darauf folgender Gesangs-, Gitarren- und Klavierausbildung startete er 1962 seine Karriere als Musiker. 1964 veröffentlichte er seine erste Single und feierte erste Erfolge. 1967 und 1969 gewann er — zusammen mit Chris Doerk, seiner damaligen Frau, und den Ti1948 in Dresden geboren, wurde der Sänger und Fernsehmoderateln Lieb mich so, wie dein Herz es mag und Abends in der Stadt tor ebenfalls unter dem Namen Muck bekannt, nachdem er eine beim Schlagerwettbewerb der DDR. Mit dem Hit Wie ein Stern Ausbildung zum Betonbauer gemacht und als Kraftfahrer, Wingelang Schöbel der Start einer Karriere in Westdeutschland – er zer, Briefträger und Hafenarbeiter gearbeitet hatte. Ohne jegliche verkaufte respektable 150.000 Singles dieses Songs (vgl. Amiga: Gesangsausbildung musizierte er von 1973 bis 1976 im Gerd Mi400.000). Es folgten Chartplatzierungen in der BRD und darchaelis Chor, bei dem er unter dem Pseudonym Muck erstmals aufaus resultierende Gastauftritte, wie bei der Eröffnungsfeier der trat und den Hit Isabell landete. Noch im selben Jahr gründete er Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in Frankfurt. Mit seiner zweiten einen eigenen Chor. Die erste Langspielplatte erschien 1977, auf Frau, der Sängerin Aurora Lacasa, und den beiden Töchtern nahm der auch Hey, kleine Linda zu finden war. Andere bekannte Titel er die Langspielplatte Weihnachten in Familie auf – das meistversind Lady in Weiß, Leben im Wunderland, Schokolade, Der kleine kaufte Album der DDR-Geschichte, das noch heute in einigen Muck und Tini, verzeih mir doch. Neben seiner Tätigkeit als SänFamilien Kultstatus besitzt. Zudem präsentierte sich Frank Schöger schrieb Muck ebenfalls Lieder u.a. für Andreas Holm und Hauff bel als Moderator (z.B. Franks Beatkiste im DDR-Rundfunk), En& Henkler. Außerdem moderierte er die Fernsehshow Sprungbrett tertainer im Fernsehen und Schauspieler in DEFA-Produktionen und den Quotenkönig Ein Kessel Buntes —

Hartmut Schulze-Gerlach


— Andreas Holm

Siebenmal Morgenrot, siebenmal Abendrot

— Frank Schöbel Wie ein Stern

(Text: Fred Kerstien, Musik: Arndt Bause)

(Text: Dieter Lietz, Musik: Hans-Georg Schmiedecke)

Da war ein Mann, war ein Mädchen an einem Abend am Strand / Da gab der Mann seinem Mädchen wieder zum Abschied die Hand / Er sagte die Worte, die sie gut verstand / Siebenmal Morgenrot, siebenmal Abendrot / Dann komm’ ich wieder, ja dann komm’ ich wieder / Dann komm’ ich wieder, ja dann komm’ ich wieder / Siebenmal Morgenrot, siebenmal Abendrot / Dann bin ich wieder, ja dann bin ich wieder, wieder bei dir / So wie dem Mann und dem Mädchen wird es noch vielen ergeh’n / Ich kann den Mann und das Mädchen, ich kann die zwei gut versteh’n / Denn schön ist es immer sich wieder zu sehen / Siebenmal Morgenrot, siebenmal Abendrot / Dann komm’ ich wieder, ja dann komm’ ich wieder / Dann komm’ ich wieder, ja dann komm’ ich wieder / Siebenmal Morgenrot, siebenmal Abendrot / Dann bin ich wieder, ja dann bin ich wieder, wieder bei dir / Siebenmal Morgenrot, siebenmal Abendrot / Dann komm’ ich wieder, ja dann komm’ ich wieder / Dann komm’ ich wieder, ja dann komm’ ich wieder / Siebenmal Morgenrot, siebenmal Abendrot / Dann bin ich wieder, ja dann bin ich wieder, wieder bei dir.

Mir scheint mein Leben wurde mir heut’ neu gegeben / Ahnt ihr vielleicht woran das liegt? / Ihr sollt es wissen, von drei Sonntagabendküssen / Wurde mein stolzes Herz besiegt / Wie ein Stern in einer Sommernacht / Ist die Liebe wenn sie strahlend erwacht / Leuchtet hell und klar durch Raum und Zeit / Wie ein Stern aus der Unendlichkeit / Mädchen ich lieb’ dich, du machst mich glücklich / Heut’ scheint die Sonne heller / Seh’ nur dein Lächeln und augenblicklich / Dreht sich die Erde schneller / Herrliches Wunder, das wir erleben / Häuser und Straßen schweben / Heiß ist die Sehnsucht seit wir uns kennen / So kann kein Feuer brennen / Ihr müßt sie sehen, denn dann werdet ihr verstehen / Daß mir zum Glück nun nichts mehr fehlt / Glaubt mir ich wette, daß sie jeder gerne hätte / Doch sie hat mich nun mal erwählt / Wie ein Stern in einer Sommernacht / Ist die Liebe wenn sie strahlend erwacht / Leuchtet hell und klar durch Raum und Zeit / Wie ein Stern aus der Unendlichkeit.

— Chris Doerk

Jedes junge Mädchen wird mal geküsst

— Hartmut Schulze-Gerlach

(Text: Dieter Schneider, Musik: Gerhard Siebholz)

(Text: Wolfgang Brandenstein, Musik: Hartmut Schulze-Gerlach)

Nanananananana... / Jedes junge Mädchen wird mal geküsst, wird mal geküsst, wird mal geküsst / Leider, leider weiß man, eh’ man sich küsst, niemals wo das zum ersten Mal ist / Vielleicht im Kino, vielleicht beim Vino / Vielleicht beim »Faust« im ersten Rang / Vielleicht beim Ausgeh’n oder nach Haus geh’n / Auf einer ur-, uralten Bank / Jedes junge Mädchen wird mal geküsst, wird mal geküsst, wird mal geküsst / Leider, leider weiß man, eh’ man sich küsst, niemals wann das zum ersten Mal ist / Vielleicht verwegen, im tollsten Regen / Es muss nicht nur die Mainacht sein / Es geht, wenn Schnee fällt und auch im Kleefeld / In schönsten Sommersonnenschein / Je-, je-, je-, jedes junge Mädchen wird mal geküsst, wird mal geküsst, wird mal geküsst / Leider, leider weiß man, eh’ man sich küsst, niemals wie das zum ersten Mal ist / Vielleicht noch schüchtern und schrecklich nüchtern / So zwischen Vorsicht und Gefühl / Vielleicht besinnlich sehr lieb und innig / Vielleicht auch wild und gar nicht kühl / Je-, je-, je-, jedes junge Mädchen wird mal geküsst, wird mal geküsst, wird mal geküsst / Leider, leider weiß man, eh’ man sich küsst, niemals wie das zum ersten Mal ist / Je-, je-, je-, jedes junge Mädchen wird mal geküsst, wird mal geküsst, wird mal geküsst / Leider, leider weiß man, eh’ man sich küsst, niemals wo das zum ersten Mal ist / Je-, je-, je-, jedes junge Mädchen wird mal geküsst, wird mal geküsst, wird mal geküsst / Leider, leider weiß man, eh’ man sich küsst, niemals wo, niemals wann, niemals wie das zum ersten Mal ist.

Ich hab’s dir nicht gesagt, du hast mich auch nie gefragt / doch der Tag kommt heran, dass ich länger nicht bleiben kann / Es war schön, ja es war wunderschön / und doch lass’ ich dich allein, denn es muss ja sein / Wo auch immer ich bin, hab’ ich doch nur dich im Sinn / und der Tag kommt heran, den ich heut’ schon beschreiben kann / Er wird schön, ja er wird wunderschön / Ich bin bald, bald wieder hier, das versprech’ ich dir / Hey, kleine Linda, du wirst traurig sein, / aber auch das wird vergehen / Hey, kleine Linda, denn der Sonnenschein / will dich glücklich seh’n / Hey, kleine Linda, du wirst traurig sein / aber auch das wird vergehen / Hey, kleine Linda, denn der Sonnenschein / will dich glücklich seh’n / So ein Abschied fällt schwer, ich verstehe dich ja so sehr / Denk nur immer daran, dass ich dich nicht vergessen kann / Es wird schön, ja es wird wieder schön / denn ich bleib’ nur eine Zeit, keine Ewigkeit / Hey, kleine Linda, du wirst traurig sein / aber auch das wird vergehen / Hey, kleine Linda, denn der Sonnenschein / will dich glücklich seh’n / Hey, kleine Linda, du wirst traurig sein / aber auch das wird vergehen / Hey, kleine Linda, denn der Sonnenschein / will dich glücklich seh’n.

He, kleine Linda


Hauff & Henkler

— waren ein seit 1968 bekanntes Schlagerduo, das aus Monika Hauff und Klaus-Dieter Henkler bestand (beide 1944 geboren). Hauff & Henkler wurden als eines der erfolgreichsten Gesangsduos in der DDR gefeiert und durften somit auch im Ausland gastieren – einen der größten Auftritte hatten sie bei den Olympischen Sommerspielen 1968 in Mexiko. 1976 gewannen sie in Paris als erste deutschsprachige Künstler mit Als ich dich heute wiedersah den internationalen Chanson-Grand-Prix. Hauff & Henkler sangen mit der Zeit Songs aus verschiedenen Musiksparten, wie Schlager, Chanson, Folklore, Country und Pop. Sie veröffentlichten zahlreiche Alben, traten in den bekanntesten Unterhaltungssendungen des Fernsehens auf und moderierten zweimal Ein Kessel Buntes, wobei Auftritte im Westfernsehen ab Mitte der 1970er Jahre dann ebenfalls möglich waren

Inka Bause

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war hauptsächlich unter ihrem Vor— namen bekannt und wurde 1968 als Tochter des Komponisten Arndt Bause in Leipzig geboren. Bereits in der ersten Klasse wurde sie durch ihr Geigenspiel von Talentsuchern der Musikschule Friedrichshain entdeckt. 1984 feierte Inka mit Spielverderber ihr Debüt im Fernsehen der DDR und wurde 1985, 1986 und 1987 mit dem Nachwuchspreis der Jugendzeitschrift neues leben ausgezeichnet. Außerdem erhielt sie fünf Mal in Folge die höchste Auszeichnung in der Fernsehhitparade Bong. Ihr erstes Album erschien 1987. Ein Jahr darauf begann sie zusätzlich mit der Moderation der Kindersendung Talentebude, tourte jedoch weiterhin durch die DDR. 1989 beendete Inka ihr Gesangsstudium an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« in Berlin. Kurz vor der Wende erschien ihre zweite LP, die sie 1990 in der ZDF-Hitparade präsentieren konnte

Ute Freudenberg

r // Mu siker

Am 12. Januar 1956 — in Weimar geboren, wurde sie als 15-jähriges Mädchen in einem Ferienpark im Kyffhäuserkreis/Thüringen entdeckt und konnte sich bereits ein Jahr darauf (1972) in einem Nachwuchswettbewerb für weibliche Musiktalente erneut durchsetzen, wodurch sie sogar im Fernsehen auftreten durfte. Noch im selben Jahr begann sie ihr Studium an der Franz-Liszt-Musikhochschule Weimar. 1976 gründete sie zusammen mit Mitstudenten der Universität die Rockband Elefant. Nach mehreren Umbesetzungen blieb Ute Freudenberg als letztes Gründungsmitglied der Band erhalten und hatte vor allem mit der 1981 eingespielten LP Jugendliebe und der dazugehörigen Single großen Erfolg. Zudem wurde sie von 1980-1984 gleich vier Mal mit dem Titel der beliebtesten Sängerin der DDR geehrt. Nach der Veröffentlichung mehrerer Singles, wie Wie weit ist es bis ans Ende dieser Welt? und Und wieder wird ein Mensch geboren und einer zweiten Langspielplatte, verblieb sie anschließend an einen Fernsehauftritt 1984 in Westdeutschland. Dort versuchte sie zuerst unter dem Pseudonym Heather Jones den Start in eine neue Karriere, trat allerdings wenig später wieder unter ihrem richtigen

Veronika Fischer

Schlage

1951 in Namen auf — Wölfis geboren, begann sie 1968 ein Gesangsstudium an der Musikhochschule »Carl Maria von Weber« in Dresden. Zeitgleich sang sie jedoch auch in verschiedenen musikalischen Formationen, wie der Fred-Herfter-Combo und der Stern-Combo Meißen. Es folgte eine LP-Veröffentlichung mit der Gruppe Panta Rhei im Jahr 1973, mit der sie die Hits Nachts und Blues einspielte. Veronika Fischer erlangte das Staatsexamen als Solistin für Chanson und Musical und gründete 1974 Veronika Fischer & Band. Nach zahlreichen Hits und Veröffentlichungen löste sich die Band 1977 auf. Daraufhin begann Fischer an mehreren Projekten mit Einzelkünstlern zu arbeiten (u.a. mit Reinhard Lakomy und Thomas Natschinski). 1981 verließ sie die DDR in Richtung Westdeutschland, wo sie allerdings nicht an ihre Erfolge anknüpfen konnte —


— Hauff & Henkler

— Ute Freudenberg

(Text: Fred Gertz, Musik: Reinhard Lakomy)

(Text: Burkhard Lasch, Musik: Bernd Henning)

Wie wird unser Wiederseh’n nur sein? / Er ging und warf die Tür und ich war sehr allein / Allein im stillen Raum und kaum war er gegangen / weinte ich und blieb noch lang’ so still / Wie wird unser Wiederseh’n nur sein? / Ich ging und warf die Tür und stand dann ganz allein / Allein im kalten Wind, wie blind bin ich gewesen / sagte ich mir, zu spät es war gescheh’n / Als ich dich heute wiedersah, war unsere Liebe wieder da / So unsagbar schön, als wär’ nichts gescheh’n / und jeder sprach leis’: »Verzeih« / Die Zeit ohne dich fiel mir so schwer / Ich dacht’, nun ist es aus, wir sehen uns nie mehr / Die Angst ist nun vorbei, wie neu erstrahlt die Welt im Sonnenschein / und sie ist hell wie nie / Als ich dich heute wiedersah, war unsere Liebe wieder da / So unsagbar schön, als wär’ nichts gescheh’n / und jeder sprach leis’: »Verzeih«!

Er sprach von Liebe / dabei waren sie noch nicht mal fünfzehn Jahr’ / Schwor große Worte / und er küsste sie und streichelte ihr Haar / Sie sprach vom Träumen / und wie gerne würde sie ihm alles glauben / Malte mit ihm Bilder / von dem Leben, das sie sich dann beide bauten / Jugendliebe bringt den Tag wo man beginnt / Alles um sich her ganz anders anzuseh’n / Haha, Lachen trägt die Zeit, die unvergessen bleibt / Denn sie ist traumhaft schön / Er traf sie wieder / viele Jahre sind seit damals schon vergangen / Sieht in ihre Augen / und er denkt zurück, wie hat es angefangen / Jugendliebe bringt den Tag wo man beginnt / Alles um sich her ganz anders anzuseh’n / Haha, Lachen trägt die Zeit, die unvergessen bleibt / Denn sie ist traumhaft schön / Jugendliebe bringt den Tag wo man beginnt / Alles um sich her ganz anders anzuseh’n / Haha, Lachen trägt die Zeit, die unvergessen bleibt / Denn sie ist traumhaft schön / Er sprach von Liebe / Schwor große Worte / Und er küsste sie und streichelte ihr Haar / Er sprach von Liebe.

Als ich dich heute wiedersah

— Inka Bause Spielverderber

Jugendliebe

— Veronika Fischer

DaSS ich eine Schneeflocke wär

(Text: Dieter Schneider, Musik: Arndt Bause)

(Text: Kurt Demmler, Musik: Franz Bartzsch)

Oh oh oh Oh oh oh / Schon im Buddelkasten war es mit dir zum Haare raufen / alles ging nach deinem Kopf, sonst bist du davon gelaufen / In der Klasse neben mir hast du bei mir abgeschrieben / Und wollte ich mal was von dir, sagtest du bloß: Besser üben / Na, in sowas konnte sich doch kein Mädchen echt verlieben / Spielverderber, Spielverderber / Komm lass dir mal an der Nase drehn / Spielverderber, Spielverderber / Mensch, kannst du keinen Spaß verstehen / Oh oh oh Oh oh oh / Neulich auf der Fete, da kamst du lässig angeschlendert / War entzückt, als ich dich sah, man wie hast du dich verändert / Hab mich köstlich amüsiert, tanzte auch mit dem und dem da / Und du bist sauer rumspaziert, ahnte nicht, wo dein Problem war / Trank dir grad von Weitem zu, bis ich dich beleidigt gehn sah / Spielverderber, Spielverderber / komm raus aus deinem Schneckenhaus / Spielverderber, Spielverderber / Wenn mir was Spaß macht rückst du aus / Oh oh oh Oh oh oh / Spielverderber...Spielverderber...Spielverderber...Spielverderber.

Daß ich eine Schneeflocke wär’ / irgendwo da rings um dich her / Tanzte ich so wunderschön / bis du bliebst stehn / Und dein Weib will dich weiterzieh’n / Laß sie tanzen, laß sie verblüh’n / Aber dir fällt etwas ein / »Geh Weib, laß sein« / Will sie fangen mit der Stirn / Sie erinnert mich an irgendwas / Will nicht mehr als Herz und Hirn / soll mir sagen wie, wann, wo war dann / Aber er erinnert sich nicht mehr / Kinderzeit ist lange her / Und das Schneehaus, das wir uns gebaut / seit zehn Jahren fortgetaut / Daß ich eine Schneeflocke wär’ / käm ich auf die Stirn dir so schwer / Daß die Wärme deiner Haut / mich aufgetaut / Und ich fließ’ durch dein Gesicht / tränengleich und wie ein Spiegel klar / Weißt du denn noch immer nicht / immer noch nicht, was ich dir mal war? / Aber er erinnert sich nicht mehr / Kinderzeit ist lange her / Und das Schneehaus, das wir uns gebaut / seit zehn Jahren fortgetaut / Aber er erinnert sich nicht mehr / Kinderzeit ist lange her / Und das Schneehaus, das wir uns gebaut / seit zehn Jahren fortgetaut / Kinderzeit ist lange her.


Achim Mentzel

— wurde 1946 in Ost-Berlin geboren und gründete nach einer Lehre zum Polsterer 1963 das Diana Show Quartett. Ab 1972 spielte er beim Lindenberg-Sextett, ab 1973 im Alfons-Wonneberg-Sextett. Noch im selben Jahr hatte Mentzel die Möglichkeit eines Auftritts in West-Berlin und entschied sich, in der BRD zu verbleiben. Doch schon wenige Monate später kehrte er zurück. Die »Republikflucht« blieb jedoch nicht ohne Folgen und so wurde er zu zehn Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Nach dieser Zeit spielte er gemeinsam mit Nina Hagen in Fritzens Dampferband. Ab 1979 machte er dann Karriere als Solist. 1989 moderierte er im DDR-Fernsehen erstmals seine eigene volkstümliche Schlagermusiksendung Achims Hitparade, die von 1992-2006 noch im MDR übertragen

Helga Hahnemann

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Die auch wurde — unter dem Namen Henne bekannte Entertainerin mit der »Berliner Schnauze« wurde 1937 in Berlin geboren. Sie besuchte bis 1959 eine Schauspielschule und arbeitete ab 1961 unter anderem für den Deutschen Fernsehfunk, dessen Ensemble sie ab 1969 fest angehörte. Neben zahlreichen eingespielten Sketchen mit namhaften ostdeutschen Comedians, moderierte sie ab Ende der 70er Jahre im Berliner Rundfunk die Sendung Helgas Top(p)-Musike als auch einige Produktionen von Ein Kessel Buntes. Doch auch als Schlagersängerin feierte sie Erfolge mit Hits wie Wo ist mein Jeld bloß geblieben, Jetzt kommt dein Süßer, U-Bahn-Beat, 100 mal

Nina Hagen

r // Mu siker

Berlin und Een kleenet Menschenkind — Catharina »Nina« Hagen wurde am 11. März 1955 als Tochter von Schauspielerin Eva-Maria Hagen in Berlin-Friedrichshain geboren. Der Versuch ebenfalls eine Karriere als Schauspielerin einzuschlagen, scheiterte durch eine Ablehnung an der Schauspielschule, die durch einen Stasimitarbeiter erfolgte. Nach diesem Rückschlag sang Nina Hagen in mehreren polnischen Bands und begann eine Gesangsausbildung, die sie 1974 abschloss. Mit der Gruppe Automobil landete sie den Hit Du hast den Farbfilm vergessen. Jedoch verließ die Hagen 1975 die Band um bei Frit— wurde 1938 in Anzens Dampferband anzuheuern, zu deren Besetzung auch der Gigermünde geboren und war von Beruf ursprünglich Fotografin. tarrist und Sänger Achim Mentzel gehörte. Als sich Nina Hagen Nebenbei nahm sie Gesangsunterricht und trat erstmals mit dem gegenüber der Ausbürgerung Wolf Biermanns kritisch äußerte Tanzorchester Max Reichelt auf. 1957 begann ihre Karriere dann – Biermann war zu dieser Zeit der Lebensgefährte ihrer Mutter mit ersten Radioauftritten, in der Folgezeit nahm sie zahlreiche – hatte sie ihren Kredit bei der Staatsführung verloren, sie durfSingles und zwei Langspielplatten auf. Nach Auftritten in Rundte noch im selben Jahr emigrieren. Nachdem Nina Hagen zuerst funk und Fernsehen ging sie auf große Tournee, unter anderem in der Punk-Szene Großbritanniens Fuß fasste, ging sie 1977 in spielte sie dabei auch in Frankreich, Syrien, den Niederlanden und die BRD, um sich fortan in verschiedensten Musikstilen zu prodiversen osteuropäischen Staaten. Außerdem gewann sie mehrere Preise, wie den Kunstpreis der DDR und eine Auszeichnung beim Internationalen Schlagerfestival der Ostseeländer 1962 mit dem Der 1952 bei ben — Titel Das kann ich niemals vergessen. 1984 starb sie infolge einer Berlin geborene Sänger und Entertainer ist ebenfalls unter dem

Bärbel Wachholz

Wolfgang Lippert

Fred Frohberg

Schlage

Künstlernamen Lippi bekannt. Nach einer 1980 vollendeten Ausbildung an der Musikschule Berlin-Friedrichshain arbeitete er als war ein schweren Diabetes — Kfz-Mechaniker und Fotograf und tourte zudem mit einer eige1925 in Halle geborener Schlagersänger. Er studierte ein Jahr nen Rockband durch die DDR. Es folgten einige Rundfunk- und lang Gesang und Gitarre in Erfurt und erhielt infolge des GeSchallplattenaufnahmen. 1983 bekam er die Chance die Kinderwinns eines Gesangswettbewerbes 1948 einen dauerhaften Vertrag sendung »He – Du« zu moderieren und nahm diese prompt an. beim Rundfunk-Tanzorchester Leipzig, mit dem er ein Jahr darauf Ebenfalls 1983 veröffentlichte Lippert mit Erna kommt seinen Prelude d’amour im Label Amiga veröffentlichte. Frohberg nahm allseits bekannten Hit. Ab 1984 moderierte er dann die Unteran diversen Schlagerfestivals teil und gewann 1962 mit dem Tihaltungssendung Meine erste Show und ab 1988 die Abendshow tel Am Kai wartest du das Internationale Schlagerfestival der OstGlück muß man haben. Auch Ein Kessel Buntes, bei dem die Modeseeländer in Rostock. Von 1967 bis 1977 spielte er im Ensemble ratoren regelmäßig wechselten, durfte er desöfteren moderieren. 67 (auch Fred-Frohberg-Ensemble), ab den 1980er Jahren war er 1989 wurde Lippi in der DDR noch einmal zum Fernsehliebdann jedoch wieder allein unterwegs. 1984 erhielt er ebenfalls den ling des Jahres gewählt, bevor er auch in der BRD als Moderator Nationalpreis der DDR. Frohberg hatte in der DDR Auftritte in durchstartete. 1992 übernahm er gar Wetten, dass ...?, musste allerSendungen wie Da lacht der Bär und Ein Kessel Buntes und war dings nach neun Folgen wieder abgeben — darüberhinaus auch in mehreren DEFA-Musikfilmen zu sehen —


— Nina Hagen

Du hast den Farbfilm vergessen

— Bärbel Wachholz

Das kann ich niemals vergessen

(Text: Kurt Demmler, Musik: Michael Heubach)

(Text: Günter Loose (alias Peter Berling), Musik: Gerd Natschinski)

Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee / Micha, mein Micha und alles tat so weh / dass die Kaninchen scheu schauten aus dem Bau / so laut entlud sich mein Leid ins Himmelblau / So böse stampfte mein nackter Fuß den Sand / und schlug ich von meiner Schulter deine Hand / Micha, mein Micha und alles tut so weh / tu das noch einmal, Micha, und ich geh’ / Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael / Nun glaubt uns kein Mensch wie schön’s hier war (ahaha) / Du hast den Farbfilm vergessen, bei meiner Seel / Alles blau und weiß und grün und später nicht mehr wahr / Du hast den Farbfilm vergessen, bei meiner Seel / Alles blau und weiß und grün und später nicht mehr wahr / Nun sitz ich wieder bei dir und mir zu Haus’ / Und such die Fotos für’s Fotoalbum aus / Ich im Bikini und ich am FKK / Ich frech im Mini, Landschaft ist auch da – ja / Aber, wie schrecklich!, die Tränen kullern heiß / Landschaft und Nina und alles nur schwarz-weiß / Micha, mein Micha und alles tat so weh / Tu das noch einmal, Micha, und ich geh’ / Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael / Nun glaubt uns kein Mensch wie schön’s hier war (ahaha) / Du hast den Farbfilm vergessen, bei meiner Seel / Alles blau und weiß und grün und später nicht mehr wahr / Du hast den Farbfilm vergessen,bei meiner Seel / Alles blau und weiß und grün und später nicht mehr wahr!

Das kann ich niemals vergessen / wenn auch die Jahre vergeh’n / Das kann ich niemals vergessen / weil es so schön war, so schön / weil es so schön war, so schön / Dass du der allererste warst, der mir wirklich gefiel / dass ich von dir verzaubert war, weil ich wusste es ist kein Spiel / Das kann ich niemals vergessen / wenn auch die Jahre vergeh’n / Das kann ich niemals vergessen / weil es so schön war, so schön / weil es so schön war, so schön / Dass du so zärtlich zu mir warst, wie noch niemals zuvor / dass ich mein Herz in jener Nacht für ein Leben an dich verlor / Das kann ich niemals vergessen / wenn auch die Jahre vergeh’n / Das kann ich niemals vergessen / weil es so schön war, so schön / weil es so schön war, so schön.

— Wolfgang Lippert Erna kommt

(Text: Wolfgang Brandenstein, Musik: Arndt Bause) Oh mein Gott, ich schäm’ mich, denn gestern war ich nämlich zu lustig (zu lustig) / Dass ich heute down bin und schrecklich anzuschau’n bin, das wusst’ ich (das wusst’ ich) / Ab und zu passiert das, aber mich geniert das mächtig (ganz mächtig) / Nie mehr so’n Idiot sein dann schon lieber tot sein möcht’ ich (das möcht’ ich) / Und das allerschlimmste ist / Erna kommt, Erna kommt wieder mal, Erna kommt / Heut ist der Tag, an dem Erna kommt / und wenn sie sagt, sie kommt, kommt sie prompt / Ordnung muss ins Zimmer, die Erna war schon immer sehr häuslich (sehr häuslich) /Und ich restaurier’ mich, wasch und parfümier’ mich ganz scheußlich (ganz scheußlich) / Eine Karo rauch’ ich und zum fit sein brauch’ ich Mocca (viel Mocca) / Dann mach ich gymnastisch meinem Leib elastisch locker (schön locker) / Und dann freu’ ich mich auf sie / Erna kommt, Erna kommt wieder mal, Erna kommt / Heut ist der Tag, an dem Erna kommt / und wenn sie sagt, sie kommt, kommt sie prompt / Ich sag’s euch ehrlich, wie’s ist, Leute, wenn ich diese Mords-Braut nicht hätte, ich würde versacken, absolut, sie ist die einzige, die mich völlig im Griff hat, Hoffentlich wisst ihr nun, warum ich so unwahrscheinlich high bin / Erna kommt, und wenn sie sagt, sie kommt, kommt sie prompt / Erna kommt wieder mal, Erna kommt / Heut ist der Tag, an dem Erna kommt / Erna kommt wieder mal, Erna kommt / Heut ist der Tag, an dem Erna kommt / und wenn sie sagt, sie kommt, kommt sie prompt / Erna kommt wieder mal, Erna kommt / Heut ist der Tag, an dem Erna kommt (6x) / Erna kommt wieder mal, Erna kommt / Heut ist der Tag, an dem Erna kommt.

— Fred Frohberg

Die Sterne der Heimat (Text: Günter Loose (alias Peter Berling), Musik: Gerd Natschinski) Die Sterne der Heimat sind immer dabei / in Java, in Rio und auch in Hawaii / Die Sterne der Heimat, die leuchten so schön / doch wer kann die Sehnsucht versteh’n / Leise klingt ein Lied über’s weite, weite Meer / und bei dieser Melodie werden alle Herzen schwer / Die Sterne der Heimat sind immer dabei / in Java, in Rio und auch in Hawaii / Oft träumt das Herz von der weiten Ferne / sucht in der Fremde das Glück / doch mit der Zeit möchte man so gerne / wieder nach Hause zurück / Leise klingt ein Lied über’s weite, weite Meer / und bei dieser Melodie werden alle Herzen schwer / Die Sterne der Heimat sind immer dabei / in Java, in Rio und auch in Hawaii.


52 – 5 3

Liedermacher & Chanson Anders als in den Vereinigten Staaten, in denen Blues und Folk tief verwurzelt sind, und in der Sowjetunion, wo die Musiker immer wieder auf jahrhundertealte Texte zurückgriffen, herrschte in der DDR ein Mangel an Tradition in der Volksmusik. Lediglich die bereits betagten russischen Gesänge und Kommunisten-Lieder, unter anderem komponiert durch Hanns Eisler, wurden hier verbreitet. Aus diesem Grund entstand Mitte der 60er Jahre eine neue Generation an Liedermachern, die zwar Elemente alter Marschlieder aufnahmen, diese jedoch (oftmals auch kritisch) neu in Szene setzten. Vor allem Anhänger dieser Liedbewegung zeichneten sich durch eine extreme politische Ausrichtung aus – so standen sie meist entweder auf Seiten der Oppositionellen oder waren der Partei verbunden. So war Hartmut König beispielsweise als Leadsänger des Oktoberklubs, zugleich SED- und FDJ-Funktionär. Für Wolf Biermann hingegen gab es lediglich diverse Auftrittsverbote, in deren Folge 1976 dann gar die Ausbürgerung stand. Ebenso traf es Gerulf Pannach, Christian Kunert, Bettina Wegner und Stephan Krawczyk, die allesamt infolge der völlig unerwarteten Biermann-Ausbürgerung ausgewiesen wurden. Zu den bekanntesten Liedermachern der DDR gehörten zudem Kurt Demmler, der Kinderliedermacher Gerhard Schöne, Gerhard Gundermann und Barbara Thalheim. Entstanden ist die Bewegung infolge der Anfang der 1960er aufkommenden »Lyrik-Welle«, deren Anhänger sich zu kleineren Lyrikabenden zusammenfanden um Texte zu lesen und Lieder zu singen. Daraus entwickelten sich schließlich auch diverse Hootenanny-Klubs, wie auch der Oktoberklub. Die größten Liedermacherveranstaltungen in der DDR waren das Festival des politischen Liedes und die Chansontage der DDR.

Als ich 1960 anfing, Lieder für mich zu schreiben, gab es im deutschen Sprachgebrauch kein lebendiges Wort für diese Art komplexer Produktion. Das Kind brauchte einen Namen. Na klar gab es Komponisten, Textdichter und Sänger – und es gab die eingeschlafene Tradition der plebejischen Bänkelsänger, Straßenkunst und die Kunst des Salons. Es gab das noble Lied der Romantik, es gab, zumindest in der DDR, die großartigen Lieder von Hanns Eisler zu Texten von Brecht. Aber auch diese Lieder waren eine Art revolutionäre Salonkunst für unsre toten Brauseköpfe. Im Osten gabs außerdem Lieder in der Agitprop*-Tradition und die Kampflieder der Arbeiterbewegung – freilich als dreimal verlogene Museumskunst. Es gab Küchenlieder unterm Kaiser und Schlager in der Republik, es gab das Schlagt-sie-tot-Gebrülle in der Nazizeit, es gab die russischen Männerchöre der Stalin-Ära, und es gab im Westen unsres Landes den Ami-Swing der wirtschaftswunderlichen Jahre – die Moden wechseln eben. Aber sowas wie [...] Bob Dylan [...] gab es nicht ... Also: Der Liedermacher. In Anlehnung an Brechts Understatement-Wort vom »Stückeschreiber« ist es 1961 geprägt worden. Es sollte ein Wort sein wie Schuhmacher oder Perückenmacher. Es sollte den lähmenden Respekt mindern, es sollte ermuntern, selbst Lieder zu Agitprop - ist ein Kunstwort aus den schreiben, indem es die handwerkliche Wörtern Agitation und PropaganSeite, die erlernbare, deutlicher zur Erda und bezeichnet einen zentralen scheinung bringt. Begriff der kommunistischen politischen Werbung seit Lenin. Wolf Biermann 1986

Liedermacher wie Wolf Biermann, die gesellschaftliche Probleme offen ansprachen und sogar Kritik übten, hatten es in der DDR selbstverständlich äußerst schwer. Nur durch den Zuspruch der FDJ-Leitung gelang es ihnen desöfteren, kleinere Konzerte zu geben oder auf offiziellen Veranstaltungen zu spielen. Dementsprechend traten beim Deutschlandtreffen der Jugend 1964 zum ersten Manfred Krug, Perry Friedman und Wolf Biermann auf und auch beim Festival des politischen Liedes, den Chansontagen und dem Liedersommer bekamen sie die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Dessen ungeachtet wurde im Fernsehen, abgesehen von Übertragungen verschiedenster Festivals, kaum über die Liedermacher- oder Folkmusikszene berichtet – lediglich politische Lieder und Kabarettchanson wurden hier präsentiert. Hinsichtlich der Schallplattenproduktion hatten Liedermacher ebenfalls kaum eine Chance auf Veröffentlichungen. Im Rundfunk allerdings wurde beispielsweise im Abendprogramm die Sendung Lieder zum Hinhören ausgestrahlt und im Berliner Rundfunk konnte man die Liederbühne empfangen. Auch der Sender DT 64 sendete ab 1986 die wöchentliche Sendung unter dem Namen Songs – Lieder mit Grips und einmal im Jahr die Liedernacht.



siker n // Mu

Gerhard Gundermann

der DDR — kam 1955 unter dem Namen Gerhard Rüdiger Gundermann in Weimar zur Welt und begann nach seinem Abitur im Jahr 1973 ein Studium an der NVA-Offiziershochschule in Löbau. Dort sang er auch im Armeesingeklub. Als er sich jedoch zwei Jahre später weigerte ein Loblied auf den General zu singen, wurde er umgehend exmatrikuliert. Danach begann er als Hilfsarbeiter im Tagebau Spreetal zu arbeiten und absolvierte eine Ausbildung zum Facharbeiter. Kurze Zeit danach begann er seinen Dienst als Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (was erst fünf Jahre nach der Wende bekannt wurde) und kandidierte sogar erstmals für die SED. Trotz seines Engagements folgte 1978 jedoch der Ausschluss aus der Partei, da er mehrmals eigene, unerwünschte Ansichten mitgeteilt hatte. Noch im selben Jahr trat Gerhard Gundermann zusammen mit dem Singeklub Hoyerswerda beim Festival des politischen Liedes in Berlin auf. Nach einem erneuten Eintritt in die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands wurde er 1984 nochmals ausgeschlossen und musste auch seinen Dienst bei der Staatssicherheit quittieren. Während dieser Zeit hatte Gundermann erste Soloauftritte als Liedermacher. 1987 gewann er Preise beim Chansonwettbewerb der DDR und veröfim Falle Wolf Biermanns, zu verhindern, versuchte das Ministerifentlichte im Jahr darauf die erste Langspielplatte, auf der jedoch um für Staatssicherheit, Stephan Krawczyk dazu zu bringen, freiLieder zu finden sind, die gemeinsam mit Rockbands aufgenomwillig auszureisen. So wurden ihm zahlreiche Vergehen nachgesagt men wurden und so von Gundermanns eigentlichem Liedermaund der Druck zusehends erhöht, bis er noch im selben Jahr abcherrepertoire wenig zeigten. Besonderes Merkmal des Musikers war sein asketischer Lebensstil – was für einen Musiker sehr Er geschoben wurde — ungewöhnlich war – Gundermann rauchte und trank nicht — wurde 1946 in Magdeburg geboren und feierte als Komponist, Pi-

Liederm acher &

Chanso

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Kurt Demmler

— Kurt Demmler wurde 1943 in Posen als Kurt Abramowitsch geboren und verbrachte seine Kindheit in Cottbus. Nach einem Praktikum als Hilfskrankenpfleger und einem Studium der Medizin arbeitete er bis 1976 in diesem Beruf. Zeitgleich veröffentlichte er jedoch eigene Lieder und wurde 1967 Mitglied des Oktoberklubs. 1971 erschien seine erste Langspielplatte unter eigenem Namen: Kurt Demmler – Lieder, der weitere folgten. Nachdem er 1976 ebenfalls die Resolution gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns unterschrieb, was für ihn jedoch ohne Folgen blieb, erhielt er 1985 den Nationalpreis der DDR. Kurt Demmler gilt als einer der erfolgreichsten Songtexter der DDR und schrieb für fast alle bekannten Musiker und Bands des Landes Liedtexte: Nina Hagen, Renft, Karat, Puhdys, SternCombo Meißen, electra, Lift, Silly, Berluc, Karussell, Inka Bause, Hans-Jürgen Beyer, Chris Doerk, Veronika Fischer, Dagmar Frederic, Kreis, Wolfgang Lippert, Oktoberklub, Pankow, Frank Schöbel uvm. 1989 unterzeichnete Demmler die Resolution von Rockmusikern und Liedermachern für Demokratisierung und Medienfreiheit in

Stephan Krawczyk

Reinhard Lakomy

anist und Sänger große Erfolge. Er machte eine Ausbildung an der wurde 1955 in Weida Georg-Philipp-Telemann-Musikschule in Magdeburg und schloss geboren und begann nach seinem Wehrdienst und dem Beitritt in ein Studium an der Musikhochschule Dresden ab. Nach der Abdie SED ein Fernstudium der Konzertgitarre in Weimar. Er trat als leistung seines Wehrdienstes bei der Nationalen Volksarmee und Folkmusiker von 1978 bis 1983 zusammen mit der Folk-Gruppe dem musikalischen Schaffen beim Fischer-Quartett nahm Lakomy Liedehrlich auf und veröffentlichte mit ihnen eine Schallplatte bei die Schlagertitel Es war doch nicht das erste Mal und Heute bin ich Amiga – was im Bereich des Liedermachens sehr selten war. 1981 allein auf, galt aber auch als renommierter Jazzmusiker. Besonders erhielt Krawczyk den Hauptpreis beim DDR-Chansonwettbewerb. bekannt war er jedoch für das Schaffen von Hörspielen und MuNach seinem Umzug nach Berlin wechselte er 1984 die Seiten: er sicals für Kinder – so komponierte er unter anderem auch den trat aus der Partei aus und begann mit dem Schreiben regimekritiTraumzauberbaum. Nach der Gründung des Lakomy-Ensembles scher Lieder, die zu einem Berufsverbot führten. Auch ihm war es zog sich Reinhard Lakomy 1977 aus dem Showgeschäft zurück. Er nun nur noch möglich in kirchlichen Einrichtungen aufzutreten. gehörte in der Deutschen Demokratischen Republik neben den Infolge der offiziellen Forderung der Achtung von MenschenrechPuhdys zu den Künstlern mit den meisten offiziellen Veröffentliten und dem öffentlichen Auftreten auf Demonstrationen wurde chungen. Aus dieser Zeit stammt auch der größte Teil an Kinderer 1988 verhaftet. Um eine aufsehenerregende Ausbürgerung wie liedern, der zusammen mit seiner Ehefrau entstanden ist —


— Kurt Demmler

— Stephan Krawczyk

(Text & Musik: Kurt Demmler)

(Text & Musik: Stephan Krawczyk)

Jeder Mensch kann jeden lieben / wenige nur wählt er aus / Warum den und nicht den ander’n / was hat jener dem voraus / Warum zeigen uns’re Augen / nur so selten diesen Glanz / zittern wir vor der Berührung / finden wir den ander’n ganz / Sind es unbekannte Sender / die da strahlen und versteh’n / Warum jenen nur von diesen, was macht den vor ander’n schön / Gibt es ganz bestimmte Tage / wo man’n ersten Besten nimmt / warum dann und nur den Ersten / und wann ist man so gestimmt / Jeder böse Mensch kann gut sein / jeder gute Mensch auch schlecht / Warum weiß man wen man möchte / ist uns der vor Ander’n recht / Einem schaut man in die Seele / jedem ander’n auf die Haut / warum macht uns einer leise / jeder and’re nichts als laut / Eine unbewohnte Insel / barg zwei Menschen aus der Not / warum wuchs aus diesem Zufall / eine Liebe bis zum Tod / Fuhr ein and’rer lebenslänglich / ungezählte Häfen an / warum fand er da nicht einen / dem zutiefst er zugetan? / Jeder Mensch kann jeden lieben / manchmal wählt er einen aus / lädt sich von Millionen diesen / in sein Herz und in sein Haus.

Lang genug auf Eis gelegen / lang genug umsonst geheult / muss die starren Glieder regen / eh’ der Frost ins Herz sich beult / Muss die starren Glieder regen / eh’ der Frost ins Herz sich beult / Hoffnung kommt nicht vor der Trauer / Rettung kommt von Ohnmacht nicht / Leben ist von kurzer Dauer / keine Zeit mehr für Verzicht / Leben ist von kurzer Dauer / keine Zeit mehr für Verzicht / In den Wirren deiner Strähnen / muss ich dir nicht widerstehen / abgestürzt vom Rand der Tränen / kann ich in dir untergehen / Abgestürzt vom Rand der Tränen / kann ich in dir untergehen.

— Gerhard Gundermann

— Reinhard Lakomy

(Text: Gerhard Gundermann, Musik: Alfons Förster)

(Text: Fritz Räbiger, Musik: Reinhard Lakomy)

Adam hat nach dem Apfel geblickt / du hast ihn freundlich raus gerückt / wir ham’ uns auf dir breit gemacht / am Anfang hast du noch gelacht / Wir ham’ von unser’n hohen Rossen / die Wildbahn zum Highway freigeschossen / Flora ist schon fast k.o. / Fauna stirbt in irgendeinem Zoo / Halte durch, wenn’s irgendwie geht / bist doch’ ne kluge Frau / bist doch’n erfahrener Planet / wir machen dich zur Sau / Wir ham den Amazonaswald zersägt / zur Strafe hast du Afrika das Wasser abgedreht / Ach, Mama, das ist doch die falsche Adresse / das Abendland braucht auf die Fresse / Du musst uns so lange schlagen / bis wir lernen bitte zu sagen / bis wir stolz und glücklich sind / mit’m Appel und’m Ei und’m warmen Wind / Halte durch, wenn’s irgendwie geht / bist doch’ne kluge Frau / bist doch’n erfahrener Planet / wir machen dich zur Sau / Was kann ich für dich tun, ich weiß es nicht / Bin zwar ein grünes, doch ein kleines Licht / Und bin auch ein feindlicher Soldat / der schon von deiner Haut gefressen hat / Ich steh gegen dich an der Front / überlaufen hab ich noch nicht gekonnt / Doch ich bin dein treuer Sohn / irgendwann, dann komm ich schon / Halte durch, wenn’s irgendwie geht / bist doch’ne kluge Frau / bist doch’n erfahrener Planet / wir machen dich zur Sau.

Heute bin ich allein / ja, auch das muss ab und zu mal sein / Du bist fort für einen Tag / wir machen Ferien heut’ / ich von dir / du von mir / Heute bin ich endlich mal bei mir allein zu Gast / ich dreh’ mich noch mal um und schlaf ’ mich richtig aus / Heute mach’ ich alles, was du sonst nicht gerne hast / denn ich rasier’ mich nicht und mach mir nichts daraus / Heute bin ich allein / und ich richte mir den Tag schön ein / Ja, als erstes koch’ ich dann einen Kaffee für mich / extra stark / nichts für dich / Heute kram’ ich alles aus dem großen Schrank hervor / ich such’ mein Notenheft und find’ nur Kritzelein / Und mein altes Fahrrad bau’ ich auf dem Korridor / Ich glaub’ du fielst glatt um, kämst du dazu, grad’ zur Tür herein / Heute bin ich allein, Freunde / heut’ lad ich euch alle ein / Und bringt gute Laune mit, heut ist was angesagt / Niemand hört / keiner stört / Abends geh’n wir alle in die »Böse-Bube-Bar« / und dann bestell’n wir uns ein riesengroßes Faß / Da war ich das letzte Mal vor einem Jahr / steht denn das Billiard noch? / Darauf war ich ein As / Heute bin ich allein / ja, auch das muss ab und zu mal sein / Fragst du morgen: »Na, war’s schön / was war denn gestern los?« / Ja, ganz schön / nichts gescheh’n.

Jeder Mensch kann jeden lieben

Halte durch

Wieder stehen

Heute bin ich allein


Angelika Mann

— kam 1949 in Berlin zur Welt und absolvierte nach einer Ausbildung zur Apothekenfachfrau eine Profi-Ausbildung zur Sängerin und Pianistin. Zu Anfang der 70er Jahre trat sie zusammen mit der Klaus-Lenz-Bigband, Uschi Brüning, Manfred Krug und Reinhard Lakomy auf und wurde unter dem Namen Lütte bekannt. Sie zählte, ebenso wie viele andere Künstler in der DDR zu den Unterzeichnern der »Biermann-Erklärung«. Anfang der 1980er Jahre war sie dann vor allem mit der Gruppe Obelisk erfolgreich. Zur selben Zeit moderierte sie das Kinderprogramm Kling-Klang und konnte ab 1982 ihre eigene Fernsehsendung Rockmusik zum Anfassen präsentieren.

siker

Gisela May

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Jürgen Walter

Gerhard Schöne

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1985 reiste sie nach West-Berlin aus — Sie wurde 1924 in Wetzlar geboren und lernte bis 1944 an der Leipziger Schauspielschule. Ab 1951 arbeitete die überzeugte Kommunistin zunächst am Deutschen Theater Berlin und ab 1962 am Berliner Ensemble als Schauspielerin. 1957 wurde sie — wurde 1943 in Fraureuth durch Hanns Eisler als Chansonsängerin entdeckt und durfte in in Sachsen unter dem Namen Jürgen Pippig geboren. Nach seiner der Folgezeit mit ihren Chansons und politischen Liedern um die bestandenen Abiturprüfung begann er eine Ausbildung zum Welt reisen. Sie präsentierte dabei Aus vier Jahreszeiten von Bertolt Landwirtschaftskaufmann und studierte im Anschluss GermanisBrecht, Kurt Tucholsky hasst – liebt, Lieder vom französischen Lietik und Romanistik an der Humboldt-Universität Berlin. Jürgen dermacher Jacques Brel, als auch Erich Kästner und Hanns-Eisler. Walter war Gründungsmitglied des Oktoberklubs und trat im Jahr Veröffentlichungen erschienen bei den Labels Eterna und Amiga, darauf erstmals in einer Schlagersendung im Fernsehen auf. Zu einige Schallplatten wurden jedoch auch in Westdeutschland puseinen bekanntesten Liedern gehören Wär’ mir doch alles ganz egal, Schallala, schallali und Clown sein. Mit letzterem belegte er 1972 den dritten Platz beim Schlagerfestival der Ostseeländer. Er wurde 1952 bliziert — moderierte unter anderem auch eine Folge der Fernsehsendung bei Dresden als Sohn einer Pfarrersfamilie geboren. Nach einer Ein Kessel Buntes. Erst in den 80er Jahren wandte er sich schließLehre in einem Metallberuf und daran anschließenden diversen lich vom Schlager ab und etablierte sich als Chansonnier. Auch Tätigkeiten absolvierte Schöne ein Fernstudium an der Dresdner aufgrund seiner vorherigen Karriere war es ihm später vergönnt Musikhochschule und begann 1979 sein Schaffen als freiberufliauf Tournee in Länder wie Kuba, Vietnam oder Frankreich zu cher Liedermacher. 1981 erschien seine erste LP beim Plattenlabel Amiga. 1986 spielte er die Musik zu einem DEFA-Kinderfilm ein. 1988 erschien das Album Du hast es nur noch nicht probiert, 1947 in Westgehen — mit Liedern wie Mit dem Gesicht zum Volke, die dem Großteil der Berlin geboren, siedelte sie kurze Zeit danach mit ihren Eltern, DDR-Bürgerinnen und -Bürger aus dem Herzen sprachen. Die die bekennende Kommunisten waren, in die DDR über. Nach Lieder von Gerhard Schöne sind deutlich von seiner christlichen einer Ausbildung zur Bibliotheksfacharbeiterin begann sie 1966 Erziehung und seinem Glauben beeinflusst und wirken dadurch ein Studium an der Schauspielschule Berlin und gründete noch sehr emotional. Er trat auch mehrmals beim Festival des politischen im selben Jahr den Hootenanny-Klub mit, der später zum OktoberLiedes auf und wurde 1989 mit dem Nationalpreis der DDR ausklub werden sollte. Jedoch verließ sie die Gruppe aufgrund idealistischer Überzeugung nach kurzer Zeit wieder. 1968 verteilte sie während der Aufstände des Prager Frühlings Flugblätter gegen das wurde gezeichnet — Einrücken von russischen Panzern, wurde infolgedessen exmatri1948 in Leipzig in eine kommunistisch geprägte Familie hinein kuliert und aufgrund »staatsfeindlicher Hetze« zu sieben Monaten geboren. 1972 schloss sie ihr Studium an der Hochschule für MuHaft verurteilt. Nachdem sie 1972 eine Ausbildung zur Sängerin sik »Hanns Eisler« in Berlin im Fach Unterhaltungskunst ab und am Zentralen Studio für Unterhaltungskunst abgeschlossen hatte, beendete etwa zeitgleich die Zusammenarbeit mit der Chansonbegann ihr Dasein als freischaffende Künstlerin. Sie organisierte gruppe Berlin. Bei Amiga veröffentlichte sie ihre erste Single. Ab diverse Veranstaltungsreihen, die teils allerdings wieder verboten 1977 trat sie in verschiedenen Ländern, wie der Bundesrepublik, wurden. Infolge des Protests gegen die Ausbürgerung Wolf Bierder Sowjetunion, Bulgarien, Schweden, Finnland, Dänemark, der manns 1976 wurde sie immer mehr überwacht – offizielle AuftritSchweiz und Frankreich auf. Es folgten weitere Plattenveröffentlite waren unmöglich. Stattdessen gab sie Konzerte in Kirchen, die chungen (z.B.: Lebenslauf und Was fang ich mit mir an …, die beistets ausverkauft waren – ein Zeichen dafür, dass der Untergrund de auch in der BRD verkauft wurden). Nachdem sie mit diversen funktionierte. 1978 wurde sie durch einen Bericht in der westKünstlern – auch aus Nachbarländern und der BRD – aufgetreten deutschen Fernsehsendung »Kennzeichen D« auch in der BRD war, äußerte sie sich 1980 kritisch gegenüber der bis dato häufig bekannt und konnte in der Folge ihre erste Langspielplatte produverhängten Auftrittsverbote für ostdeutsche Künstler in Westeuzieren. Desweiteren folgten diverse Auftritte in BRD, Österreich, ropa. Es folgte der Ausschluss aus der Partei und auch für sie ein Belgien und Schweiz. Ihr bekanntestes Lied mit dem Titel Kinder Auftrittsverbot. Außerdem wurde der, bereits kurz nach ihrem Ab(Sind so kleine Hände) stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Nach schluss an der Musikhochschule, unterschriebene Vertrag mit der einer Reise in den Westen wurde Bettina Wegner 1983 aufgrund Staatssicherheit aufgehoben. Erst nach dem Zusammenkommen fadenscheiniger Verdachtsfälle vor die Wahl gestellt, eine Haftstraeiner neuen Band konnten wieder Alben in der DDR erscheinen fe anzutreten oder ausgebürgert zu werden. Daraufhin verließ sie und Auftritte gespielt werden. 1989 erfolgte sogar die Auszeichdie DDR. nung mit dem Kunstpreis der DDR —

Bettina Wegner

Barbara Thalheim


— Angelika Mann

Komm, weil ich dich brauch (Text: Fritz Räbiger, Musik: Reinhard Lakomy)

Komm, weil ich dich brauch’ / oh komm, und hilf mir auch / Damals war ich auch für dich da / nun geht es mir / wie damals dir / Komm, bitte dich sehr / Oh komm, ich kann nicht mehr / Und die Nacht wird nicht vergeh’n / bitte komm, ich muss dich seh’n / Nahm dich mit nach Haus’ / Hoffnungslos sahst du aus / Ich nahm dich auf in mir / alles was ich hatte gab ich dir / Nein nun bitte ich nicht mehr / nun verlange ich daß du kommst / Hast du etwa schon jene Zeit vergessen / als ich dir mehr war / als ein Freund / der dir zugehört hat / Nun brauch ich dich auch mal / ja dich / Bin ich denn nur, immer nur / für andere da / die sich bei mir ihr Herz auftun’ / Die sich bei mir von Wunden ausruhn’ / Hab ich nicht auch, ein Recht mal darauf / daß mir mal jemand hilft / wenn ich jemand brauch’ / Wenn ich dich mal brauch’ / Geht es dir gut, schläfst du schön warm / und bist du froh in ihrem Arm / Das alles gönn ich dir, ja wirklich sehr / und noch, noch viel, viel mehr / Aber glaub mir, daß ich frier’ / Komm, weil ich dich brauch’ / oh komm, und hilf mir auch / Sei mal auch einmal für mich da / komm, oh komm, oh komm / oh komm, oh komm, oh komm / oh komm / bitte komm zu mir.

— Gerhard Schöne

Du hast es nur noch nicht probiert (Text & Musik: Gerhard Schöne) Gleich kommt der Staatsmann vorbei / im Diplomatenkonvoi / die Polizeieskorte rollt langsam heran / Du hebst gebietend die Hand / und die Eskorte hält an / Du nimmst den Staatsmann mal ganz herzlich in den Arm / Und du sagst ihm ins Gesicht / was dir gefällt und was nicht / und welchen Wunsch du offen hast / Und er bedankt sich ganz lieb / und sagt: »Das war ein guter Tip / Sein sie heut’ Abend mein Gast!« / Du hast es nur noch nicht probiert / und darum glaubst du’s nicht / Du hast es nur noch nicht probiert / und darum glaubst du’s nicht / Im Kino kommt heut ein Film / mit dieser Schauspielerin / bei der dein Herz so klopft, dass sich die Jacke beult / Sie sitzt vorm Spiegel betrübt / und fragt: »Ob einer mich liebt?« / Das halbe Kino schluckt, das halbe Kino heult / Da stehst du auf und rufst: »Ich!« / und alle starren auf dich / doch sie springt aus der Leinwand raus / Ein leerer Fleck bleibt im Bild / ihr zwei umarmt euch wie wild / dann geht ihr glücklich nach Haus’ / Du hast es nur noch nicht probiert / und darum glaubst du’s nicht / Du hast es nur noch nicht probiert / und darum glaubst du’s nicht / Du gibst dich so stinknormal / Es ist dir selbst eine Qual / Doch eines Tages fällst du auf im Einerlei / Da explodiert dein Gefühl / du tanzt im Menschengewühl / Du bist ein Tango, ein Vulkan, ein Jubelschrei / Die Leute rings um dich her / erstarr’n und atmen nicht mehr / Die Zigaretten gehen aus / Es schweigen Autos und Bahn / dein Tanz hält Flugzeuge an / und endlich donnert Applaus / Du hast es nur noch nicht probiert / und darum glaubst du’s nicht / Du hast es nur noch nicht probiert / und darum glaubst du’s nicht / Du hast es nur noch nicht probiert /

und darum glaubst du’s nicht / Du hast es nur noch nicht probiert / und darum glaubst du’s nicht / Mensch, du bist hart wie Stein / wie zärtlich könntest du sein / und die gefror’nen Blicke tauen auf wie nichts dahin / Mensch, du bist stumm wie ein Fisch / und alles wartet auf dich / Denn, Mensch, in dir steckt doch noch Ungeahntes drin / In dir schläft Tanz und Gesang / und was noch keinem gelang / das packst vielleicht gerade du / In dir schläft Mut, Phantasie / na und vielleicht ein Genie / Na los, nun trau dir’s doch zu / Du hast es nur noch nicht probiert / und darum glaubst du’s nicht / Du hast es nur noch nicht probiert / und darum glaubst du’s nicht.

— Jürgen Walter Clown sein

(Text: Gisela Steineckert, Musik: Thomas Natschinski) Clown sein / wer möcht’ nicht manchmal ein Clown sein / dem selbst die Kinder vertrau’n / Clown sein / Weises und Dummes heraus schrei’n / gut unter Schminke versteckt / Wer möcht’ nicht manchmal ein Clown sein / Möcht’ nicht geliebt sein / Clown sein / frag doch mal wer von den Größen / hätt’ nicht gern so große Schuh / Wer denn möcht’ nicht sein Herz mal entblößen / schaut ernst den Lachenden zu / Jeder Clown braucht ein eig’nes Gesicht / das es einmal nur gibt / er kann schön sein oder auch nicht / und wird dennoch von dir geliebt / Clown sein / und mit dem anderen leben / das ist, was ich an ihm rühm / Clown sein / wie andere klettern und schweben / freundlich auch ohne Kostüm / da möcht’ ich manchmal ein Clown sein / und möcht’ geliebt sein / Clown sein / eigene Schwächen erkennen / und zeigen, daß es sie gibt / Clown sein / schützen und zärtlich benennen / alles was lebt, was man liebt / Jeder Clown braucht ein eig’nes Gesicht / das es einmal nur gibt / er kann schön sein oder auch nicht / und wird dennoch von dir geliebt / Clown sein / ein Clown sein / ein Clown / Clown / Clown sein / ein Clown sein / ein Clown / Clown

— Bettina Wegner

Kinder (Sind so kleine Hände) (Text & Musik: Bettina Wegner) Sind so kleine Hände, winz’ge Finger dran / Darf man nie drauf schlagen, die zerbrechen dann / Sind so kleine Füße, mit so kleinen Zeh’n / Darf man nie drauf treten, könn’ sie sonst nicht geh’n / Sind so kleine Ohren, scharf und ihr erlaubt / Darf man nie zerbrüllen, werden davon taub / Sind so schöne Münder, sprechen alles aus / Darf man nie verbieten, kommt sonst nichts mehr raus / Sind so klare Augen, die noch alles seh’n / Darf man nie verbinden, könn’ sie nichts versteh’n / Sind so kleine Seelen, offen und ganz frei / Darf man niemals quälen, geh’n kaputt dabei / Ist so’n kleines Rückgrat, sieht man fast noch nicht / Darf man niemals beugen, weil es sonst zerbricht / Grade klare Menschen, wär’n ein schönes Ziel / Leute ohne Rückgrat, hab’n wir schon zuviel.


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Folk & Hootenanny Während in der DDR mit der Ausbürgerung Biermanns die Kontrollen innerhalb des Musikwesens wieder verstärkt und die künstlerische Freiheit der Musiker wieder einmal stark eingeschränkt wurde, entwickelte sich international gesehen eine Bewegung, die traditionelle Volksmusik mit Elementen neuer Musik vermischte: die Folk-Musik. So traf man in Chile auf das »Nueva Canción«, in Griechenland auf »volkstümliche Kunstmusik« und in Italien auf den »Nuovo Canzoniere Italiano«, jedoch waren alle Ausdruck des aus Amerika kommenden Folk-Revivals der 60er Jahre. Dieses Revival kam aufgrund einer Protestwelle gegen Rassendiskriminierung in Form einer Bürgerrechtsbewegung auf. Bekannte Größen dieser Strömung in den USA waren Woody Guthrie und Pete Seeger, die zugleich als Vorbilder für Liedermacher und Folksänger wie Bob Dylan, Joan Beaz und Phil Ochs fungierten und ein großes Medienecho erhielten. Mit dem Folk-Revival kam es ebenfalls zum Wiederaufleben des bereits in den 40er Jahren geprägten Begriffs des Hootenanny. Ursprünglich bezeichnet dieser »ein ungezwungenes, geselliges Konzert« oder »eine zwanglose Party von Linken mit Musik, Tanz und Essen«*. Pete Seeger, der diesen Terminus entscheidend mit gestaltet hatte, hob hervor, dass beim Hootenanny vor allem das gemeinsame Singen und Improvisieren im Vordergrund stand: »Das Grundprinzip, daß viele Leute zusammensitzen, ist eine Erweiterung dessen, wie die Leute singen, wenn sie Zuhause sitzen, oder wenn sie in einer Kneipe sitzen und Bier trinken oder in einem Restaurant. [...] Sie amüsieren sich. Sie benutzen die Musik, um sich zu unterhalten [...].«**

Prägendster Mitwirkender im Prozess der Verbreitung der Hootenanny-Kultur war Perry Friedman, der den Oktoberklub mitgründete und diverse Hootenanny-Abende veranstaltete. So steigerte sich der Bekanntheitsgrad der Bewegung Mitte der 60er Jahre rasant und es kam zu Amiga-Veröffentlichungen und Radioaustrahlungen. Bis Mitte der 1970er Jahre wurden aber vor allem ausländische Lieder gespielt, die mit anderen Ländern solidarisieren sollten und sich gegen die USA aussprachen. Daneben gab es aber auch Gruppen, die deutsche Volkslieder auf volkstümliche Art sangen. Politische Themen, die teilweise sogar offiziell anerkannt waren und gefördert wurden, wurden jedoch erst später umgesetzt, denn die Hootenanny-Bewegung sah sich selbst nicht als oppositionelle Bewegung. Dies veränderte sich dann mit dem Beginn der Singebewegung (1967), zu deren Teil auch der Oktoberklub wurde. Hier waren Form und Inhalt weitgehend instrumentalisiert: »[...] Es ist darauf Einfluß zu nehmen, daß diese jungen Sänger unsere politischen Kampfziele zum Inhalt ihrer Lieder und Programmgestaltung machen und das politische Niveau des pazifistischen Protestsongs überwinden.«*** Nach dem Ende der politisch indoktrinierten Singebewegung blühte die Liedszene jedoch erneut auf – und feierte ein fulminantes Comeback. Die neu entstandene Folkmusik berief sich auf ihre Wurzeln und bestand weiterhin auf ein traditionelles Programm mit traditionellen Instrumenten. Es fanden erneut Werkstattwochen und ab 1980 Folkfestivals statt, was von der Regierung jedoch relativ ungern gesehen wurde, da die Lieder sich immer mehr mit Themen wie Freiheit, Individualismus und Ehrlichkeit auseinandersetzten. Beim Publikum kam diese neue Form der Offenheit allerdings gut an. Zu den wichtigsten Vertretern der damaligen Szene gehörten: De Plattfööt, Piatkowski & Rieck aus Rostock, Horch, Wacholder, Liedehrlich und das Duo Sonnenschirm.

Auch in der DDR stieß dieses Thema auf reges Interesse, sowohl bei der Bevölkerung, als auch bei der Staatsführung. Im Rahmen dieser Bewegung war es Beiden möglich, die Ungerechtigkeiten der westlichen Welt offen anzuprangern. Aus diesem Grund wurde unter anderem im Radio DDR eine Sendereihe mit dem Titel Pete Seeger singt produziert. Desweiteren erschienen diverse Musikaufnahmen mit Stars wie dem Schauspieler und Jazzmusiker Manfred Krug. 1966 wurde dann der erste HootenannyKlub in Berlin gegründet, welcher später jedoch unter dem Namen Oktoberklub bekannt werden sollte. * Folk, Chanson und Liedermacher in der DDR - Chronisten Kritiker Kaisergeburtstagssänger von Lutz Kirchenwitz, Dietz Verlag Berlin, 1993, S. 27 ** Ebd., S. 28

**** Folk, Chanson und Liedermacher in der DDR - Chronisten Kritiker Kaisergeburtstagssänger von Lutz Kirchenwitz, Dietz Verlag Berlin, 1993, S. 35


Bayon

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wurde 1971 aus einer schon zuvor bestehenden — Formation gegründet und spielte meist rein instrumentale Stücke, die Elemente von Folk, Klassik, Jazz und Rock verbanden. Der Bandname leitet sich vom Tempel Bayon in Kambodscha ab, da eines der Gründungsmitglieder aus diesem Land stammte. Schon von Beginn an konnte die Gruppe ihre Musik im Rundfunk produzieren. Ab 1976 reduzierte sich die Musikerzahl von zeitweise elf Mitgliedern auf die klassische kammermusikalische Quartettbesetzung. 1977 erschien dann die erste Platte unter dem Titel Bayon – es folgten drei weitere bis 1989. Nebenher produzierte die Formation auch musikalische Begleitungen für Theaterstücke, wie

De Plattfööt

... es war die Zeit der Kofferradios. Die Fähigkeit, selbst zu singen, und die Lust an Liedern schienen bei den Jugendlichen verschüttet zu sein. Volkslieder galten als unmodern, als geradezu lächerlich. Aber in den wenigen Konzerten dieser Art reagierten die Leute gut, echt interessiert und beinahe überrascht. Ich selbst war schockiert, daß ich in Programmen mit Feuerschluckern und Schlagersängern auftrat. Ich hatte geglaubt, es gäbe keine Schlager mehr im Sozialismus. Noch verstand ich vieles nicht, meine einzigen deutschen Wörter waren Frieden, Freundschaft und prost. Aber ich merkte: Die Leute wollten singen. Sie hatten nur vergessen, wie einfach das ist. Perry Friedman im Gespräch mit Regina Scheer in Lieder und Leute – Die Singebewegung der FDJ von Lutz Kirchenwitz, Verlag Neues Leben Berlin, 1982, S. 89-90

spielten 1979 ihren den Urfaust — ersten Auftritt und wurden ein Jahr darauf durch die beiden Sänger und Gitarristen Peter Wilke und Klaus Lass in MecklenburgVorpommern offiziell gegründet. Markenzeichen der Band war der plattdeutsche Gesang, der sich auch im Bandnamen wiederganze Reihe mit dem Titel Treff mit Perry daraus zu machen. fand und für eine humorvolle Musik stehen sollte. Sie spielten daNoch im selben Jahr wird gar eine Hootenanny-Schallplatte mit bei Folk, Blues und Countrymusik und vertonten niederdeutsche ihm im Studio aufgenommen und veröffentlicht. 1971 zog es Gedichte, wobei sie stets einen hohen Anteil an hochdeutschen Friedman dann jedoch für kurze Zeit in seine Heimat Kanada – Passagen einbauten, um auch in nicht-niederdeutschen Gegenden 1976 reiste er erneut in die DDR ein. Perry Friedman nahm regelGehör zu finden. 1982 erschien die erste LP worauf der Titel Fru mäßig am Festival des politischen Liedes teil und wurde auch desPüttelkow ut Hagenow enthalten war, der zu den bekanntesten

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Horch

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wegen zum bekanntesten Folkmusiker der DDR — wurde Lieder des Duos zählte — wurde 1979 zunächst als Amateurband gegründet und erhielt 1976 von Studenten der Leipziger Musikhochschule gegründet fünf Jahre später den Profistatus. Der Lautenschläger – die erste und zählte zu den bekanntesten Folkgruppen in der DDR. Zu LP – erschien 1987 bei Amiga. Horch gehörten dadurch zu den ihrem Repertoire gehörten sowohl Wander- und Trinklieder, als wenigen Folk-Bands, die Platten überhaupt veröffentlichen konnauch ernste sozialkritische Stücke, die teilweise im vogtländischen ten. 1988 wurde eine weitere LP aufgenommen, die WeihnachtsDialekt gesungen wurden, da zwei der Mitglieder aus dieser Regilieder beinhaltete. 1989 folgte dann sogar eine Englandtournee on Sachsens stammten. Noch im Jahr der Gründung organisierten die Mitglieder die erste Folkwerkstatt in Leipzig. Ab 1980 arbeitete wurde 1948 bei Dresden die Band mit der Tanzgruppe Kreuz und Square zusammen und — geboren und begann nach dem Erreichen des Abiturs und dem veröffentlichte im selben Jahr einige Titel auf der Kompilation Ableisten des Wehrdienstes ein Jurastudium in Leipzig, welches er Frisch auf ins weite Feld. 1982 wurde eine Folk-Oper produziert jedoch nicht zu Ende führte. Anfang der 1970er Jahre arbeitete er (Die Boten des Todes), deren Uraufführung jedoch staatlich verhinmit der Klaus Renft Combo zusammen und war als freischaffender dert wurde. Die Langspielplatte Wenn man fragt, wer hat’s getan Künstler tätig. In dieser Zeit trat er mit dem ebenfalls regimekrierschien im selben Jahr. In der Folgezeit konzentrierte sich die tischen Christian Kunert auf, woraufhin Auftrittsverbote folgten. Gruppe immer mehr auf den »Folkstanz« – erneut zusammen mit Schließlich durfte Gerulf Pannach nur noch bei offiziellen Verander Tanzgruppe Kreuz und Square – und veröffentlichte 1985 die staltungen auftreten, wo er gut überwacht werden konnte. 1976 LP Folk’s Tanz Haus. Zu dieser Zeit erfolgte die Umbenennung war er Mitunterzeichner der Petition gegen die Ausbürgerung Biermanns – nur wenige Tage später wurde er deshalb in Berlin der in Folkländer Bierfiedler — durch das Ministerium für Staatssicherheit verhaftet. Nach neun wurde 1935 in Prince Albert, Saskatchewan (Kanada) geboren. Monaten Untersuchungshaft wurde er zusammen mit Christian Er lernte Anfang der 1950er Jahre den amerikanischen Folkmu»Kuno« Kunert ohne Prozess entlassen und des Landes verwiesen siker Pete Seeger kennen, wodurch seine Entscheidung für eine

Gerulf Pannach

Perry Friedman

Wacholder

Laufbahn als Folksänger entscheidend beeinflusst wurde. 1959 gründeten sich 1978 aus sechs verließ Perry Friedman Nordamerika, um in die DDR zu emig— Studenten der Hochschule Cottbus. Zu viert gewann die Band rieren. Hier absolvierte er ein Studium an der Musikhochschule kurze Zeit später den Publikumspreis der 11. Werkstattwoche in »Hanns Eisler« in Berlin, veranstaltete 1960 den ersten HooteLeipzig. 1981 erschienen vier Lieder von auf dem Sampler Ein nanny-Abend im Klub der Jugend und Sportler in Berlin und war Kessel Rotes. 1983 wurde die erste Langspielplatte mit dem Titel 1966 Mitbegründer des Oktoberklubs. 1964 veröffentlichte er den Herr Wirt, so lösche uns’re Brände veröffentlicht. Die Gruppe sang Song Wir singen schon heute die Lieder von morgen, der zu einem vorwiegend Volkslieder, ab Ende der 1980er Jahre auch vermehrt seiner größten Erfolge wurde. Nachdem die einmalige Veranstalmit Einflüssen aus Großbritannien. Die letzte LP erschien 1989 tung »Sind Volkslieder noch modern?« unerwartet viel Anklang und hieß Es ist an der Zeit — fand, beschloss man beim Jugendsender DT 64 kurzerhand eine


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Singebewegung Nachdem der Oktoberklub als erster offizieller Hootenanny-Klub an Bekanntheit gewann, wurde auch von Seiten der Regierung Interesse beteuert. Schließlich fand am 4. März 1967 die Veranstaltung »Kommt und singt!« statt, die ein enormes Medienecho erhielt:

»Unsere Jugend singt eben nicht nur Schlager und inhaltlich unverbindliche Lieder, wie mitunter schon voreilig geurteilt wurde, sondern sie legt mit Begeisterung und persönlichem Engagement ein Bekenntnis zum nach wie vor aktuell wirksamen Arbeiter- und Kampflied ab.« Musik und Gesellschaft »Da sind sie, die Jugendlieder der fünfziger Jahre. Rhythmisch mitreißend, zündend.« Berliner Zeitung Die Veranstaltung war eine »[...] Kampfansage gegen die Vorstellung, westliches Importgedudel sei der Jugend musikalisches Ideal.« Neues Deutschland *

* Folk, Chanson und Liedermacher in der DDR - Chronisten Kritiker Kaisergeburtstagssänger von Lutz Kirchenwitz, Dietz Verlag Berlin, 1993, S. 42

Auch wenn die aufgeführte Medienresonanz aus dem heutigen Blickwinkel grenzenlos künstlich gepusht zu sein scheint, so verfehlte sie damals nicht ihre Wirkung: Es fanden sich in den Folgejahren tausende Jugendliche in neu entstehenden Singeklubs zusammen. Noch 1967 wurde die Singebewegung zur Angelegenheit des Zentralrates der FDJ erklärt, was eine massive Förderung nach sich zog, aber eben auch einen erheblichen Nachteil brachte: Durch eine nunmehr direkte staatliche Instrumentalisierung wurde den Mitgliedern kaum mehr freie Hand gelassen, was natürlich auch ihrem Ruf gegenüber der Masse und den Mitmusikern schadete. Wolf Biermann sagte hierzu einmal: »... alle diese Hurra-Schreier, Singe-Clubs und so, diese ›Kaiser-GeburtstagsSänger‹, die kann ich nicht ausstehen.«** Und auch die Mitglieder der Klubs wurden immer unzufriedener, denn im Lauf der Jahre wurden ihre Dienste für alle möglichen Anlässe missbraucht, was dazu führte, dass der eigentliche Gedanke von Geselligkeit und Freizeitspaß verloren ging. Deswegen begann man zu differenzieren: Zum einen erklärte man, dass Singeklubs lediglich für die Darbietung traditioneller / bekannter Lieder benötigt wurden, sie also Teil einer Mitsingebewegung wären, zum anderen machte man aus der Hootenanny- und Folk-Bewegung eine Vorsingebewegung. Nach der Übernahme Erich Honeckers erlebte die Bewegung zu den X. Weltfestspielen 1973 zwar ihren Höhepunkt, doch letztlich war das Ende der Bewegung sowieso besiegelt. Bereits kurze Zeit später kam das Verlangen nach authentischer und anspruchsvollerer Musik auf, woraufhin zahlreiche Klubs reagierten und sich entweder abwendeten oder gar auflösten. In den 80er Jahren wurde dann nochmals krampfhaft versucht eine neue Ära der Singebewegung einzuleiten, doch dieses Vorhaben blieb wie erwartet ohne Erfolg.

** Folk, Chanson und Liedermacher in der DDR - Chronisten Kritiker Kaisergeburtstagssänger von Lutz Kirchenwitz, Dietz Verlag Berlin, 1993, S. 51


FDJ-Singebewegung: Gesamtheit der FDJ- u. Pionierchöre sowie der FDJSingegruppen u. -klubs, deren Mitgl. sich in ihrer Freizeit der Pflege u. Verbreitung des polit. Liedes widmen; Teil des künstler. Volksschaffens. Die aus Jugendchören u. Agitpropgruppen hervorgegangene F., die einen besonderen Aufschwung mit der Vorbereitung auf das VIII. Parlament der FDJ (1967) nahm, setzt die Traditionen des Liedgesangs, bes. des revolut. Arbeitergesanges, sowie der Agitpropgruppen unter sozialist. Bedingungen in der DDR fort. Eine besondere Rolle spielen die FDJSingeklubs, die sich nach dem Beispiel des seit 1966 bestehenden Berliner »Oktoberklubs« bildeten. Bestimmend für ihre Arbeitsweise ist das Klubleben, das neben der künstler. Arbeit die gemeinsame Diskussion aktueller polit. Ergeignisse, Veranstaltungsbesuche, Subbotniks, künstler. Weiterbildung u.a. beinhaltet mit dem Ziel, die Kollektiventwicklung u. Persönlichkeitsformung zu fördern. Das Liedgut wird von den Jugendlichen meist kollektiv erarbeitet od. von »Liedermachern« bzw. Berufskünstlern geschaffen, die auch auf den seit 1967 jährl. stattfindenden zentralen Werkstattwochen Hinweise für die weitere Arbeit geben. Einen besonderen Höhepunkt der F. bildet das seit 1970 jährl. in Berlin stattfindende Festival des polit. Liedes, dessen nat. u. internat. Bedeutung ständig wächst. - Die F. wird vom Zentralrat der FDJ geführt u. gefördert, der mit dem Beschluss »Kämpft u. singt mit uns« (1969) die Grundorientierung gegeben hat. Meyers Universallexikon Band 1, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1978, S. 694


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— Oktoberklub

Sag mir wo du stehst (Text & Musik: Hartmut König) Sag mir wo du stehst / sag mir wo du stehst / sag mir wo du stehst / und welchen Weg du gehst / Sag mir wo du stehst / sag mir wo du stehst / sag mir wo du stehst / und welchen Weg du gehst / Zurück oder vorwärts, du musst dich entschließen / Wir bringen die Zeit nach vorn Stück um Stück / Du kannst nicht bei uns und bei ihnen genießen / denn wenn du im Kreis gehst, dann bleibst du zurück / Sag mir wo du stehst / sag mir wo du stehst / sag mir wo du stehst / und welchen Weg du gehst / Du gibst, wenn du redest, vielleicht dir die Blöße / noch nie überlegt zu haben, wohin / Du schmälerst durch Schweigen die eigene Größe / Ich sag’ dir, dann fehlt deinem Leben der Sinn / Sag mir wo du stehst / sag mir wo du stehst / sag mir wo du stehst / und welchen Weg du gehst / Wir haben ein Recht darauf dich zu erkennen / Auch nickende Masken nützen uns nicht / Ich will beim richtigen Namen dich nennen / und darum zeig’ mir dein wahres Gesicht / Sag mir wo du stehst / sag mir wo du stehst / sag mir wo du stehst / und welchen Weg du gehst / Sag mir wo du stehst / sag mir wo du stehst / sag mir wo du stehst / und welchen Weg du gehst.

and wegung // B Singebe

Oktoberklub

— Die Gruppe löste mit ihrem Programm an Chanson, Folk- und Rockmusik die Entwicklung der Singebewegung in der DDR aus und wurde in kürzester Zeit zur bekanntesten Ameuteurgruppe dieser Strömung. Sie wurde 1966 als Hootenanny-Klub gegründet und bestand bis 1990. Infolge der 1967 inszenierten Kampagne gegen »Anglizismen« war der Hootenanny-Klub gezwungen sich umzubenennen. Die Wahl fiel schließlich auf den Namen »Oktoberklub«, da sich dieser sowohl mit der sich im Herbst 1917 ereigneten Oktoberrevolution als auch der DDR-Gründung assoziieren ließ. Die HootenannyBewegung wurde fortan offiziell als »FDJ-Singebewegung« bezeichnet und als »Modellfall« sozialistischer Kulturpolitik gefördert und vereinnahmt. Im Laufe der Jahre – und nach häufig wechselnden Besetzungen – zählte man im Nachhinein insgesamt etwa 180 Mitglieder, zeitweise sogar mehr als 40 gleichzeitig. Durch die aktive Mitgestaltung der Gesellschaft durch die Mitglieder des Oktoberklubs entstand eine neuartige Verbindung von Politik und Unterhaltung, die völlig neue Elemente in die scheinbar erstarrte politische Kultur der DDR einfließen ließ. Aufgrund dieser Tatsache wurde die Gruppe in der Folgezeit oft auch für Repräsentationszwecke des Staates instrumentalisiert. So trat die Gruppe auch »als Talentreservoir für den jugendorientierten Musikbereich von großer Bedeutung« auf. 1973 ging aus ihr ebenso die professionelle Songgruppe Jahrgang 49 hervor, die bis 1980 existierte. Einige Klubmitglieder starteten künstlerische Solokarrieren, andere arbeiteten später in kulturellen Institutionen wie Rundfunk, Fernsehen, Schallplatte und Generaldirektion beim Komitee für Unterhaltungskunst. Besonders in den Anfangsjahren erfuhr der Oktoberklub eine durchaus bemerkenswerte Resonanz unter DDR-loyalen Jugendlichen – Oppositionelle hingegen lehnten ihn als »linientreu« ab, und in den 1980er Jahren wurden seine agitatorischen Songs immer mehr als einschichtig und phrasenhaft empfunden. Der Klub sang internationale politische Lieder, unter ihnen sowohl Eigenschöpfungen als auch traditionelle Volks- und Kampflieder. Neben normalen Liederabenden mit gewar von 1966 bis 1973 Mitglied mischtem Repertoire führte er ab 1971 auch revueartig gestaltete des Oktoberklubs und schrieb selbst Programme auf. Zudem war der Oktoberklub Initiator und Orauch diverse Texte und Lieder, unter ganisator von Veranstaltungsreihen wie dem OKK (ab 1970 erste anderem auch für den Film Heißer ständige Diskothek der DDR, ab 1977 Kellerklub im Haus der Sommer von 1968. Als Sekretär des jungen Talente), dem Festival des politischen Liedes (1970–1990) Zentralrates der FDJ war er ab 1979 und Ein Kessel Rotes (ab 1979). Der Klub trat auch häufig im Ausfür Kultur zuständig, wurde aber land auf, zum Beispiel bei Pressefesten kommunistischer Zeitunkurz darauf zum Mitglied der Kulgen in Westeuropa. Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, unter turkommission ernannt und nannte anderem 1986 den Stern der Völkerfreundschaft in Gold. Zu den sich ab 1989 schließlich Minister für bekanntesten Liedern des Oktoberklubs gehören Sag mir, wo du Kultur. stehst, Oktobersong und Wir sind überall —

— Hartmut König


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Bitterfelder Weg Der Bitterfelder Weg sollte eine Veränderung der sozialistischen Kulturpolitik einbringen und dazu beitragen eine eigene »sozialistische Nationalkultur« zu schaffen. Namensgebend war eine am 24. April 1959 veranstaltete Autorenkonferenz in Bitterfeld. Bei dieser wurde darüber diskutiert, wie den Arbeitern der Zugang zu Kunst und Kultur erleichtert werden kann. Die bisher vorhandene Trennung von Kunst und Alltag und die damit einhergehende Entfremdung zwischen Künstler und Volk sollte schließlich überwunden werden. Dazu sollten Künstler und Schriftsteller beispielsweise in Fabriken arbeiten um die Arbeiter bei deren eigener künstlerischer Tätigkeit zu unterstützen. Unter dem Motto »Greif zur Feder, Kumpel, die sozialistische deutsche Nationalkultur braucht dich!« wurde letztlich zur Umsetzung der ausgedachten Pläne aufgerufen. Und tatsächlich kam es zu einem Aufschwung der Laienkunst, etwa durch regelmäßig veranstaltete Arbeiterfestspiele. Die zweite Bitterfelder Konferenz am 24. und 25. April 1964 stellte den Kulturschaffenden die Aufgabe, insbesondere die »sozialistischen Persönlichkeit« zu fördern. Doch schon im Dezember 1965 wurde der Bitterfelder Weg de facto aufgegeben – das Konzept, Künstler durch den Einsatz in der Produktion an Partei und Werktätige zu binden, ging nicht auf. Noch einmal, im April 1967, wollte der VII. Parteitag der SED den Bitterfelder Weg als Bestandteil des offiziellen Parteiprogramms wiederbeleben – der Plan scheiterte jedoch.


68 – 6 9 Auszug aus dem Kommuniqué des Politbüros des Zentralkommitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands zu Problemen der Jugend in der Deutschen Demokratischen Republik, veröffentlicht am 21. September 1963: Niemandem fällt ein, der Jugend vorzuschreiben, sie solle Gefühle und Stimmungen beim Tanz nur im Walzer- oder Tangorhythmus ausdrücken. Welchen Takt die Jugend wählt, ist ihr überlassen: Hauptsache, sie bleibt taktvoll! Folk, Chanson und Liedermacher in der DDR - Chronisten Kritiker Kaisergeburtstagssänger von Lutz Kirchenwitz, Dietz Verlag Berlin, 1993, S. 17


Der neue sozialistische Mensch Nach dem sowjetischen Modell wurde bereits in den 40er Jahren versucht einen »neuen sozialistischen Menschen« nach marxistisch-leninistischem Vorbild zu formen, auch die Erziehung der Kinder wurde daraufhin ausgerichtet. Neben der Vorgabe einheitlicher Normen und Werte und dem verpflichtenden Tragen einer Uniform trug auch die musikalische Früherziehung ihren Teil dazu bei. Die Ziele der Erziehung waren ebenfalls festgesetzt und umfassten eine sozialistische Grundbildung und eine daraus resultierende Entwicklung zu einer sozialistischen Persönlichkeit. Ebenso wurde mittels der Erziehung Vertrauen zur Nationalen Volksarmee aufgebaut und der Kampf gegen imperialistische Systeme gepredigt.

Jungpioniere

Im Juni 1946 wurde auf dem I. Parlament der FDJ beschlossen, Gruppen für Kinder zu gründen. Diesem Beschluss zufolge entstand am 13. Dezember 1948 der Verband der Jungen Pioniere, deren Vorsitzende ab 1949 Margot Honecker war. Die Aufnahme in die Organisation erfolgte für jedes Kind, das das 6. Lebensjahr erreicht hatte, am sogenannten »Pioniergeburtstag«. Die Pionierorganisation war als politische Kinderorganisation fest in die Schulen integriert. Sie bildete die Vorstufe zur Mitgliedschaft in der FDJ. Die Einbindung der Jugendlichen setzte sich nach der Schulzeit durch den Wehrdienst, den Pflichtstudiengang Marxismus-Leninismus für alle Studenten der DDR und später durch die Mitgliedschaft im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund und in der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft fort. So blieb ein DDR-Bürger von der Einschulung bis zum Ende des Arbeitslebens eingebunden in diverse sozialistische Organisationen. Neben einem weißen Hemd und einer blauen Hose war vor allem das blaue Halstuch Teil der Uniform, die bei offiziellen Anlässen getragen wurde.

Thälmann-Pioniere Die Kinder, die die 4. Klasse erreicht hatten, wurden fortan nach dem ermordeten KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann »Thälmann-Pioniere« genannt. Für sie galten, abgeleitet von den Geboten der Jungpioniere, nun die »Gesetze der ThälmannPioniere«. Anfang der 8. Klasse erfolgte meist die Aufnahme in die Freie Deutsche Jugend, damit endete die Mitgliedschaft in der Pionierorganisation. Im Jahr des 25-jährigen Jubiläums der Jugendorganisation (1973) führte man für die Thälmannpioniere das rote Halstuch ein, während der Rest der Uniform dem der Jungpioniere glich. Bekannter Wahlspruch der Organisation war: »Seid bereit! – Immer bereit!«

Freie Deutsche Jugend In der Nachkriegszeit wurden vermehrt Organisationen gegründet, die alle das Ziel verfolgten, das Volk an das Regime zu binden. Die KPD-Spitze in Moskau hatte zuvor bereits Pläne für ihre Nachkriegsjugendpolitik entwickelt: sie wollte nicht wieder einen kommunistischen Jugendverband schaffen, sondern eine »breite antiimperialistische demokratische« Jugendorganisation unter der Bezeichnung »Freie Deutsche Jugend«. Deren Ziel war es, die Jugend mit Marxismus und Leninismus vertraut zu machen und sie zu guten Sozialisten zu erziehen. Sie verstand sich offiziell als »Kampfreserve der SED«, da die Partei keine eigene Jugendorganisation hatte, und entfaltete demgemäß ihre Aktivitäten. International gesehen hatte sich die FDJ die Vertiefung der Freundschaft zu den sozialistischen Bruderstaaten zum Ziel gesetzt. Eine Aufnahme in die Jugendorganisation war ab dem 14. Lebensjahr möglich und verschaffte den Mitgliedern größere Möglichkeiten an weiterführenden Schulen, sowie Berufs- und Hochschulen angenommen zu werden. Aus diesem Grund beklagten sich vor allem kirchliche Vertreter bereits 1946, dass »die Freie Deutsche Jugend in weiten Kreisen trotz aller betonten Freiwilligkeit eine Zwangsjugend beziehungsweise Staatsjugend in neuer Aufmachung« sei. Ende 1949 waren bereits rund eine Million Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren beigetreten, was fast einem Drittel aller Jugendlichen der DDR entsprach. Die Kleiderordnung schrieb bekanntlich das blaue FDJ-Hemd, auch »Blauhemd«, mit dem FDJ-Emblem der aufgehenden Sonne auf dem linken Ärmel vor. Der allgemeingültige Gruß der FDJler war »Freundschaft«. Der einkommensabhängige Mitgliedsbeitrag betrug bis Ende 1990 zwischen 0,30 M und 5,00 M pro Monat. Desweiteren organisierte die Freie Deutsche Jugend in den Jahren 1950, 1954 und 1964 jeweils zu Pfingsten das Deutschlandtreffen der Jugend für Frieden und Völkerfreundschaft. Diese Treffen fanden in Berlin statt, sollten unter anderem zur deutschen Einheit nach sozialistischem Vorbild beitragen und bildeten das Pendant zu den Internationalen Weltfestspielen der Jugend und Studenten. Am ersten Treffen nahmen 700.000 Jugendliche teil, beim letzten Treffen im Jahre 1964 waren es immer noch 500.000 Teilnehmer, denen ein umfangreiches kulturelles Programm sowie Vorträge und Diskussionsveranstaltungen geboten wurden. Das durch die FDJ dominierte Jugendradio der DDR »DT64« wurde nach der Abkürzung des letzten Deutschlandtreffens 1964 benannt. Neben den Deutschlandtreffen fanden jährliche Pfingsttreffen statt, zu denen zehntausende delegierte Mitglieder zusammen trafen und auch diverse Nationale Jugendfestivals (wie 1979 und 1984), Fackelzüge, Freundschaftstreffen, Sportfeste und viele mehr.


Ernst Thälmann Ernst Thälmann wurde 1886 geboren und war von 1925-1933 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands. Als immer wieder aufgestellter Kandidat für die Reichspräsidentenwahlen stellte er für die NSDAP einen steten Dorn im Auge dar. Mit dem KPD-Wahlspruch »Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler, wer Hitler wählt, wählt den Krieg!« warnte er vor einer drohenden nationalsozialistischen Herrschaft. Thälmanns politische Ansichten führten letztlich dazu, dass er am 3. März 1933 verhaftet und nach elf Jahren Einzelhaft auf Befehl Adolf Hitlers erschossen wurde.

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Gebote der Jungpioniere Wir Jungpioniere [...] lieben unsere Deutsche Demokratische Republik, unsere Eltern und den Frieden. Wir halten Freundschaft mit den Kindern der Sowjetunion und aller Länder, lernen fleißig, sind ordentlich und diszipliniert. Wir achten alle arbeitenden Menschen und helfen überall tüchtig mit. Wir sind gute Freunde und helfen einander. Wir singen und tanzen, spielen und basteln gern. Wir treiben Sport und halten unseren Körper sauber und gesund, und tragen mit Stolz unser blaues Halstuch.

Gelöbnis der Thälmann-pioniere Ernst Thälmann ist unser Vorbild. Als Thälmann-Pionier gelobe ich, so zu leben, zu lernen und zu kämpfen, wie es Ernst Thälmann lehrt, getreu unserem Gruß bin ich: Für Frieden und Sozialismus immer bereit!



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Liederbücher Sing mit, Pionier!

Weitere

Durch den VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag Leipzig wurde 1972 das Liederbuch der Jungpioniere mit dem Titel »Sing mit, Pionier!« im Auftrag der Abteilung Junge Pioniere und des Zentralrates der FDJ herausgegeben. Folgender Text fungierte als Vorwort:

Im VolkseigenenVerlag Volk und Wissen Berlin erschienen ebenfalls eine Reihe von Lehr- und Chorbüchern. Hierzu zählen unter anderem: Komm, sing mit (für die Klassen 1-4), Singt fröhlich mit (Klassen 2-4), Hell klingt unser Lied (Klassen 5-6), Stimmt alle mit uns ein (Klassen 5-8), Singt nun im Chor (Klassen 5-10), Frisch auf singt all ihr Musici (Klassen 7-8), Fröhlich singen, vorwärts schauen (Klassen 9-10), Vorwärts und frisch gesungen (Klassen 9-10), Vom Frieden singen unsre Lieder (Klassen 11-12), Unser Lied dem Neuen Leben (Klassen 9-12 der erweiterten Oberschule) und Wir singen dem Frieden. Außerdem erschienen spezielle Liederbücher für die einzelnen Klassenstufen in mehreren Auflagen, sowie Bücher aus der Reihe Neue Lieder erklingen, die ebenso in regelmäßigen Abständen herausgegeben wurden.

»Liebe Jungpioniere! Überall dort, wo Jungpioniere zusammenkommen – in den Pioniergruppen und -freundschaften, auf Wanderungen und Fahrten, bei Sport und Spiel, in den Pionierlagern, bei der gesellschaftlich-nützlichen Arbeit und mit unseren Freunden – wird auch gesungen. Mit fröhlichen und optimistischen Liedern bereiten die Mädchen und Jungen mit dem blauen Halstuch ihren Müttern, Vätern und Lehrern, allen Werktätigen und sich selbst, viel Freude. In diesem Liederbuch wurden für Euch die schönsten Lieder zusammengestellt. Lernt und singt sie! Sorgt dafür, daß auch in Euren Gruppen alle Pioniere viele Lieder kennen. Nutzt alle Gelegenheiten, um im Lied auszudrücken, was Euch bewegt. Und schreibt uns auch einmal! Teilt mit, welche Lieder Euch am besten gefallen und welche schwer zu singen und zu lernen sind. Laßt uns wissen, welche anderen Themen außerdem noch in Liedern zu finden sein müßten. Gern wollen wir Eure klugen Ratschläge verwenden, wenn die nächste Auflage des Buches erscheinen soll. Vor allem aber: Singt – seid fröhlich, guter Dinge und »Immer bereit für Frieden und Sozialismus«! Eure Freunde vom Zentralrat des FDJ«

Leben, Singen, Kämpfen Liederbuch der FDJ vom Zentralrat der Freien Deutschen Jugend, Friedrich Hofmeister Verlag, Leipzig, 1. Auflage 1949 / Vom Zentralrat der FDJ wurde dieses Liederbuch in insgesamt 18 Auflagen herausgegeben. Die Liedersammlung ist eine Mischung aus bekannten deutschen und internationalen Volksliedern und sozialistisch / kommunistisch geprägtem Liedgut der Arbeiterbewegung.

Seid bereit! Liederbuch der Thälmann Pioniere von der Pionierorganisation »Ernst Thälmann« / Zentralrat der FDJ, VEB Friedrich Hofmeister Verlag, Leipzig, 1. Auflage 1958


Gute Freunde

Wenn ich groSS bin, gehe ich zur Volksarmee

Mein blaues Halstuch

(Text: Hans-Georg Beyer, Musik: Hans Naumilkat)

(Text und Musik: Günther Preißler)

(Text: Willi Layh, Musik: Ernst H. Meyer)

Soldaten sind vorbeimarschiert im gleichen Schritt und Tritt / Wir Pioniere kennen sie und laufen fröhlich mit, juchei / Wir Pioniere kennen sie und laufen fröhlich mit / Gute Freunde, gute Freunde, gute Freunde in der Volksarmee / Sie schützen uns’re Heimat zu Land, zur Luft und auf der See, juchei / Sie schützen uns’re Heimat zu Land, zu Luft und auf der See / Der Hauptmann, der den Zug anführt, den kennen wir genau / Vor Jahren stand als Maurer er bei uns noch auf dem Bau, juchei / Vor Jahren stand als Maurer er bei uns noch auf dem Bau / Gute Freunde, gute Freunde, gute Freunde in der Volksarmee / Sie schützen uns’re Heimat zu Land, zur Luft und auf der See, juchei / Sie schützen uns’re Heimat zu Land, zu Luft und auf der See / Ein Leutnant führt den zweiten Zug mit fröhlichem Gesicht / Als Lehrer gab er früher uns den schönsten Unterricht, juchei / Als Lehrer gab er früher uns den schönsten Unterricht / Gute Freunde, gute Freunde, gute Freunde in der Volksarmee / Sie schützen uns’re Heimat zu Land, zur Luft und auf der See, juchei / Sie schützen uns’re Heimat zu Land, zu Luft und auf der See / Der Flügelmann im ersten Glied mit Stahlhelm und MPi / als Melker der Genossenschaft betreute er das Vieh, juchei / Als Melker der Genossenschaft betreute er das Vieh / Gute Freunde, gute Freunde, gute Freunde in der Volksarmee / Sie schützen uns’re Heimat zu Land, zur Luft und auf der See, juchei / Sie schützen uns’re Heimat zu Land, zu Luft und auf der See / Soldaten sind vorbeimarschiert, die ganze Kompanie / Und wenn wir groß sind, wollen wir Soldat sein, so wie sie, juchei / Und wenn wir groß sind, wollen wir Soldat sein, so wie sie / Gute Freunde, gute Freunde, gute Freunde in der Volksarmee / Sie schützen uns’re Heimat zu Land, zur Luft und auf der See, juchei / Sie schützen uns’re Heimat zu Land, zu Luft und auf der See.

Wenn ich groß bin, gehe ich zur Volksarmee / wenn ich groß bin, geh’ ich zur Volksarmee / Ich fahre einen Panzer, rattata, rattata / ich fahre einen Panzer, rattatatata / Wenn ich groß bin, gehe ich zur Volksarmee / wenn ich groß bin, geh’ ich zur Volksarmee / Wenn ich groß bin, gehe ich zur Volksarmee / wenn ich groß bin, geh’ ich zur Volksarmee / Ich steige in ein Flugzeug, huisisit, huisisit / ich steige in ein Flugzeug, huisihuisisit / Wenn ich groß bin, gehe ich zur Volksarmee / wenn ich groß bin, geh’ ich zur Volksarmee / Wenn ich groß bin, gehe ich zur Volksarmee / wenn ich groß bin, geh’ ich zur Volksarmee / Ich baue große Brücken, ramtamtam, ramtamtam / ich baue große Brücken, ramtamramtamtam / Wenn ich groß bin, gehe ich zur Volksarmee / wenn ich groß bin, geh’ ich zur Volksarmee / Wenn ich groß bin, gehe ich zur Volksarmee / wenn ich groß bin, geh ’ich zur Volksarmee / Ich werd’ ein flinker Funker, dadidit, dadidit / ich werd’ ein flinker Funker, dadidadidit / Wenn ich groß bin, gehe ich zur Volksarmee / wenn ich groß bin, geh’ ich zur Volksarmee / Wenn ich groß bin, gehe ich zur Volksarmee / wenn ich groß bin, geh’ ich zur Volksarmee / Ich lade die Kanone, rumbumbum, rumbumbum / ich lade die Kanone brummbumrumbumbum / Wenn ich groß bin, gehe ich zur Volksarmee / wenn ich groß bin, geh’ ich zur Volksarmee.

Mein Schmuck ist mein Halstuch, das blaue, schaut her / ich halte es sauber, es kleidet mich sehr. / So schmückt sich mit Blüten der Haselnußstrauch / mit Veilchen die Wiese, so schmück ich mich auch / Ich trage mein Halstuch, wo immer ich bin / es leuchtet die Bläue des Himmels darin / Und weil ich es liebe, verspreche ich hier / Ich halt es in Ehren als Jungpionier.

Unsere Heimat (Text: Herbert Keller, Musik: Hans Naumilkat) Unsere Heimat / das sind nicht nur die Städte und Dörfer / unsere Heimat sind auch all die Bäume im Wald / Unsere Heimat / ist das Gras auf der Wiese / das Korn auf dem Feld und die Vögel / in der Luft und die Tiere der Erde / und die Fische im Fluß sind die Heimat / Und wir lieben die Heimat, die schöne / und wir schützen sie, weil sie dem Volke gehört / weil sie unserem Volke gehört.

Pioniermarsch (Text: Walter Krumbach, Musik: Gerd Natschinski) Wir tragen die blaue Fahne, es ruft uns der Trommel Klang / Stimm fröhlich ein, du Pionier, in unseren Gesang / Seid bereit, ihr Pioniere! Laßt die jungen Herzen glühn / Seid bereit, Ihr Pioniere, wie Ernst Thälmann, treu und kühn / Wir lernen die Welt begreifen, wir forschen auf froher Fahrt / und baun’ ein schönres Vaterland nach Thälmanns Sinn und Art / Seid bereit, ihr Pioniere! Laßt die jungen Herzen glühn / Seid bereit, Ihr Pioniere, wie Ernst Thälmann, treu und kühn / Wir wissen: In allen Landen, hin über die Erde weit / sind Pioniere so wie wir zur Freundschaft stets bereit / Seid bereit, ihr Pioniere! Laßt die jungen Herzen glühn / Seid bereit, Ihr Pioniere, wie Ernst Thälmann, treu und kühn / Wir hören die Trommel schlagen, sie hat einen hellen Klang / Die blaue Fahne tragen wir mit fröhlichem Gesang / Seid bereit, ihr Pioniere! Laßt die jungen Herzen glühn / Seid bereit, Ihr Pioniere, wie Ernst Thälmann, treu und kühn!

Thälmann-Lied (Text: Kurt Barthel, Musik: Eberhard Schmidt) Heimatland, reck’ deine Glieder / kühn und beflaggt ist das Jahr / Breit in den Schultern steht wieder / Thälmann vor uns, wie er war / Thälmann und Thälmann vor allen / Deutschlands unsterblicher Sohn / Thälmann ist niemals gefallen / Stimme und Faust der Nation / Maßlos gequält und gepeinigt / blieb er uns treu und hielt Stand / In seinem Namen geeinigt / kämpf um dein Leben, mein Land / Thälmann und Thälmann vor allen / Deutschlands unsterblicher Sohn / Thälmann ist niemals gefallen / Stimme und Faust der Nation / Dass ihre Waffen zerbrechen / schirmen wir Brücke und Wehr / geben der Welt das Versprechen / standhaft zu bleiben wie er / Thälmann und Thälmann vor allen / Deutschlands unsterblicher Sohn / Thälmann ist niemals gefallen / Stimme und Faust der Nation.

Der Volkspolizist (Text: Erika Engel, Musik: Hans Naumilkat) Ich stehe am Fahrdamm, da braust der Verkehr / ich trau’ mich nicht rüber, nicht hin und nicht her / Der Volkspolizist, der es gut mit uns meint / er führt mich hinüber, er ist unser Freund / Da tuten die Autos, da klingelt die Bahn / spring nicht auf die Wagen und häng dich nicht an / Der Volkspolizist, der es gut mit uns meint / er warnt alle Kinder, er ist unser Freund / Ich hab’ mich verlaufen, die Stadt ist so groß / die Mutti wird warten, wie finde ich bloß? / Der Volkspolizist, der es gut mit uns meint / er bringt mich nach Hause, er ist unser Freund / Und wenn ich mal groß bin, damit ihr es wißt / dann werde ich auch so ein Volkspolizist / Ich helfe den Menschen, ich bin mit dabei / beschütze die Kinder als Volkspolizei!


83%

88%

Aus Untersuchungen in den Jahren 1973, 1976 und 1979 ging hervor, dass das jugendliche Publikum vor allem Rockmusik bevorzugte. Während 1973 zunächst 83 % stark für diese Musik waren, waren es 1979 gar 88 %.

9%

74 – 7 5

2%

Für Gruppen der Singebewegung hingegen ließ das Interesse deutlich nach: Zunächst mit 9 % ohnehin schon sehr niedrig aufgestellt, sank die Zahl interessierter Jugendlicher 1979 auf nur 2 %.

65%

&

27%

Laut einer Umfrage von 1984 nahmen 65 % aller Jugendlichen einmal wöchentlich und 27 % einmal täglich Musik auf Kassette auf. Somit waren Magnetbandkassetten die meist genutzten Tonträger in der Deutschen Demokratischen Republik.


Zentrales Institut für Jugend Forschung

Das Zentrale Institut für Jugendforschung (kurz: ZIJ) wurde 1966 in Leipzig gegründet, um Verhaltensweisen und Lebensinhalte Heranwachsender zu untersuchen. Es befasste sich unter anderem auch mit dem Musikverhalten Jugendlicher. Das ZIJ hatte jedoch enorme Probleme im sozialistischen System, da eine realistische Sozialforschung nach der Kursänderung durch das 11. Plenum des ZK der SED kaum möglich war. In aller Einfachheit gesagt, wurden Ergebnisse erwartet, die in die engen Normen des Systems passten. Auch aus diesem Grund wurden bestimmte Felder in der Jugendforschung erst gar nicht angegangen oder publiziert. 1968 kam es beispielsweise zur Durchführung der sogenannten »Pilzkopfstudie«, in der rund 60 langhaarige Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren nach ihren Einstellungen befragt wurden. Hier sollte ermittelt werden, ob, wie vom Staat befürchtet, ein Zusammenhang zwischen dem ungepflegten Aussehen und der politischen Grundhaltung bestand. Die Ergebnisse zeigten schließlich tatsächlich, dass sich langhaarige Jugendliche tendenziell öfter kritisch positionierten, der Schluss den das Institut daraus zog, lautete dann jedoch lediglich, dass diese Jugendlichen unter Verunsicherung litten und nachahmungsbedürftig waren. Neben diversen anderen Ergebniswerten wurde bei der zweiten Erhebung (mit etwa 300 Befragten und einem Anteil von 22% langhaarigen Jungen) außerdem Folgendes festgestellt: 48% der Befragten waren der Meinung, dass das Hören von Westfunk die Frage eines jeden Einzelnen sei; ebenfalls 48% sagten, dass sie keinesfalls auf Musikbeiträge des Westfunks verzichten wollten. Auf die Frage, warum die »Pilzköpfe« überhaupt lange Haare trugen, wurde wie folgt geantwortet: 28% begründeten dies damit, nicht wie die Erwachsenen aussehen zu wollen, 18% antworteten,

sie machten das, um ein Erkennungsmerkmal für eine Gruppe zu haben und 13% gaben an, lange Haare zu tragen, um sich den Eltern zu widersetzen. In einer Studie aus dem Jahr 1979, in der erneut jugendliche Hörer interviewt wurden, stellte das Institut fest, dass 49 % aller produzierten Popmusik-Lieblingstitel aus der DDR stammten – 1987 waren es nur noch 11 %, 1990 erschreckende 3 %. Tatsächlich hielt sich das Zentrale Institut für Jugendforschung in den 70er und 80er Jahren in Bezug auf die Erforschung aus dem Westen stammender Musikbewegungen zurück und konzentrierte sich zusehends auf das vom Staat gebotene Musikangebot. Hierbei wurde beispielsweise belegt, dass der Besuch von Diskotheken von 25 mal pro Jahr (1979) auf 35 mal pro Jahr (1984) gestiegen war, dass Tanzveranstaltungen im gleichen Jahr durchschnittlich 15 mal und Rock- Blues- oder Jazzveranstaltungen im Schnitt fünf mal besucht wurden.


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Auf dem Weg zum Musiker Ohne eine staatlich anerkannte Spielerlaubnis durften in der DDR keine öffentlichen Auftritte bestritten werden. Die Grundlage hierfür war die Anordnung über die Befugnis zur Ausübung von Unterhaltungs- und Tanzmusik vom 27. März 1953. Sie erlaubte anfangs nur Berufsmusikern, öffentlich aufzutreten und wurde am 14. Januar 1957 auch auf Laienmusiker ausgedehnt. Hierzu wurde zwischen drei verschiedenen Spielerlaubnissen differenziert: einer Spielerlaubnis für Berufsmusiker (der Ausweis wurde auch als »Profipappe« tituliert und war nur mit abgeschlossenem Hochschulstudium der Musik erhältlich), einer für Amateure und einer für damals »Schallplattenunterhalter« genannte Disjockeys. Während eine Spielerlaubnis für Laienmusiker und Diskjockeys vom Kreisrat vergeben wurde, erhielt man seine Spielerlaubnis als Berufsmusiker über den Bezirksrat. Dazu mussten die Musiker einer staatlichen Einstufungskommission gegenüber (bestehend aus Kreiskulturfunktionären, Musiklehrern und unter Umständen auch Vertretern diverser Musikhochschulen) ihr Können beweisen. Diese Kommission legte schließlich auch die Höhe des Stundenlohns fest, der von Seiten der Musiker verlangt werden durfte. Meist entsprach dieser Lohn ungefähr dem Stundenlohn eines normalen Durchschnittsarbeiters. Im Hinblick auf ein nur zwei bis drei Stunden dauerndes Konzert war also ohne weitere Abmachungen mit dem Konzertveranstalter kein großer finanzieller Erfolg zu erwarten.

Hochschulen Hochschule für Musik »Hanns Eisler« / Berlin 1950 wurde die Musikhochschule nach einem Umzug aus dem westlichen Teil der Stadt in den Osten Berlins neu gegründet. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie unter dem Namen Deutsche Hochschule für Musik gehandelt. Erst 1964 wurde sie nach dem DDR-Komponisten und Musiktheoretiker Hanns Eisler benannt. Im Jahr der Neugründung wurde die Berufsvollschule für Musik eröffnet, die ab 1965 als Spezialschule für Musik der Förderung des Nachwuchses diente. Eine weitere Einrichtung der Hochschule, die in einem zweijährigen Studium eine Hochschulreife verlieh, war die in der DDR einmalige Arbeiter- und Bauernfakultät. Die Hochschule bot Unterricht in den Bereichen des Dirigierens, der Regie, des Gesangs, der Korrepetition, der Tanz- und Unterhaltungsmusik, der Komposition und dem Tonsatz, sowie dem Marxismus-Leninismus, der Kunst- und Erziehungswissenschaft, des Sports und der Sprachlehre an. Sie bildete Streicher, Bläser, Pianisten, Gitarristen, Akkordeonisten und Tonmeister aus und bot sogar die Möglichkeit eines Abend- und Fernstudiums. Außerdem wurden Musiker in den Außenstellen in Rostock (ab 1978) und Schwerin (ab 1982) ausgebildet.

Hochschule für Musik »Felix Mendelssohn Bartholdy« / Leipzig Die Hochschule wurde bereits 1843 von Namensgeber Felix Mendelssohn Bartholdy unter dem Namen Conservatorium der Musik als älteste Musikhochschule Deutschlands gegründet. Ab Anfang der 1940er Jahre war sie unter dem Namen Staatliche Hochschule für Musik – Mendelssohn-Akademie bekannt und erhielt erst 1972 – mit dem 125. Todestag Mendelssohn Bartholdys – den oben stehenden Namen. Nach einer weitgehenden Zerstörung im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude zu DDR-Zeiten restauriert und wieder in Betrieb genommen. Ebenfalls zur Hochschule gehörte die seit 1978 bestehende Außenstelle in Magdeburg, wo sich auch die Spezialschule für Schüler ab der 6. Klasse befand, die sich um die Förderung junger Musiktalen-


te kümmerte. Ein Abend-und Fernstudium konnte hier ebenfalls absolviert werden. Die Ausbildung erfolgte im Dirigieren, dem Tonsatz, der Streich-, Blas-, Tanz- und Unterhaltungsmusik, im Gesang, an Tasteninstrumenten, in der Korrepetition und den allgemeinbildenenden Fächern des Marxismus-Leninismus und der Musikwissenschaft.

Hochschule für Musik »Carl Maria von Weber« / Dresden

Die Hochschule wurde schon 1856 als privates Konservatorium gegründet, galt aber erst nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs als Hochschule. Schon 1945 nahm sie den Betrieb wieder auf und wurde 1952 als Hochschule für Musik Dresden neu gegründet. Auch hier gab es ab 1958 die Möglichkeit zu einem Abend- und Fernstudium und ab 1965 zu einer Ausbildung an einer integrierten Spezialschule. Letztere konnte ab der sechsten Klasse für eine sechsjährige Lehrzeit besucht werden. Die Hochschule war, neben der Spezialisierung auf die Ausbildung von Orchestermusikern, vor allem bekannt für die Förderung von Jazz-, Rock- und Popmusikern. Sie bildete zudem in den Fachbereichen der Streichmusik, Blasmusik, Klaviermusik, Tanz- und Unterhaltungsmusik, des Gesangs, der Komposition und des Tonsatzes, des Dirigierens und der Korrepetition aus. Zudem wurden die Grundfächer Marxismus-Leninismus und Musikwissenschaft unterrichtet.

Hochschule für Musik »Franz Liszt« / Weimar 1872 wurde die Einrichtung als Orchester- und Musikschule gegründet, 1956 wurde sie nach dem Komponisten Franz Liszt benannt, der sich schon vor der Gründung für die Errichtung von Musikschulen eingesetzt hatte. Der Betrieb wurde ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder aufgenommen und bot den Studierenden die Möglichkeit der Ausbildung im Dirigieren, in der Komposition und dem Tonsatz und der Schulmusikerziehung, sowie der Tanz- und Unterhaltungsmusik. Außerdem wurde das Spielen von Tasten-, Streich- und Blasinstrumten und Gitarren/Akkordeons gelehrt. Zusätzliche Fächer waren das Grundlagenfach Marxismus-Leninismus, Kunstwissenschaften und Musiktheater. Eine schulische Ausbildung an einer integrierten Spezialschule war auch an dieser Hochschule möglich.

Richtlinien Um eine Spielerlaubnis zu erhalten, mussten Musiker seit 1958 vor eine Kommission treten, um dort 30 Minuten des geplanten Bühnenprogramms vortragen. Zusätzlich musste bei Coverbands und DJs eine Liste von 25 Liedern vorgelegt werden, die streng nach der 60/40-Regel zusammengestellt sein musste. Dieser »Anordnung über die Programmgestaltung bei Unterhaltungs- und Tanzmusik« zufolge musste mindestens 60 % der Musik ihren Ursprung in sozialistischen Ländern haben, lediglich 40 % der Titel durften aus westlichen Staaten stammen. Nach einer Einstufung der Kommission, die unabhängig von der durchschnittlichen Anzahl der Konzertbesucher und dem Umfang der Fangemeinde erfolgte, war die Spielerlaubnis zwei Jahre lang gültig. Nach Ablauf dieser Frist musste eine erneute Einstufung statt finden. Die 60/40-Regel wurde im Konzertbetrieb de facto niemals in aller Härte durchgesetzt und existierte nur auf dem Papier – selbst den entscheidenden Organen war nur allzu bewusst, dass die Tanzböden sonst leer bleiben würden. Die Künstler wussten zudem stets, wann eine Kontrolle zu einem Konzert erfolgen würde und hielten sich im Zweifelsfall für eine kurze Zeitspanne an die Richtlinie, damit der Prüfer positiven Bericht erstatten konnte. Sobald der AWA-Kontrolleur dann wieder verschwunden war, hielt sich keiner der Musiker mehr an die Vorgaben. Es gab sogar noch weitere Tricks: »[...] wir haben eine halbe Stunde vor Beginn Einlassmusik gespielt, da waren schon 20, 25 DDR-Titel weg, also eine aktuelle Amiga-Platte [...]«* sagte Stefan Lasch - einer der bedeutendsten und bekanntesten DJs in der DDR in einem Interview 2006. Die Entlohnung für ein öffentliches Konzert wurde nach der Höhe der durch die Einstufungskommission festgelegten Stufe berechnet. Die Gage belief sich bei der Grundstufe auf 4 M, bei der Mittelstufe auf 5 M, bei der Oberstufe auf 6,50 M und bei der Sonderstufe auf 8,50 M pro Stunde und Musiker. Bei Musikwettbewerben konnte man zusätzlich den Titel »Hervorragendes Amateurtanzorchester der DDR« erwerben und erhielt infolgedessen einen Zuschlag von 1,50 M. Der Kapellenleiter erhielt zudem stets einen Zuschlag von 25 bis 50 Prozent. Neben dem Stundenlohn erhielt jede Formation außerdem Aufwandsentschädigung für die mitgebrachte Anlage und einen Fahr- und Transportkostenzuschuss. Für verkaufte Tonträger erhielten die Musiker hingegen keinen Pfennig. Die Einnahmen gingen komplett an das entsprechende Schallplattenlabel.

* Schallplattenunterhalter und Diskothek in der DDR - Analyse und Modellierung einer spezifischen Unterhaltungsform von Thomas Wilke, Leipziger Universitätsverlag, 2009, S. 147


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Wir haben sicherlich eine andere Mentalität in unserem Ländl. Wir drücken uns eben anders aus. Wenn man überhaupt vom DDR-Typischen in der Rockmusik sprechen will, dann ist es vor allem das Lyrische. Henning Protzmann - Karat Anatomie des Rock von Peter Wicke, VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, 1987

Muttersprache Die Namensgebung der »PUHDys« – Peter Meyer, Udo Jacob, Harry Jeske, Dieter Hertrampf – war nur eine fixe Idee, da für einen Vetrag eine Unterschrift benötigt wurde. So unterzeichnete Schlagzeuger Jacob kurzerhand. Obwohl zunächst noch geplant war, den Bandnamen später wieder zu ändern, etablierte sich dieser schnell und durfte glücklicherweise trotz seinem englischen Klang bestehen bleiben. Die Band The Polars aus Gotha/Thüringen eckten dagegen aufgrund ihres englischsprachigen Namens zunächst immer wieder mit den Behörden an. Dies nahm erst ein Ende, als die Mitglieder behaupteten, dass das »The« im Bandnamen für »Thüringer Heimat Ensemble« stehe. Andere Bandkollegen hatten da weniger Glück. Die Gruppe Spotlight musste sich auf Drängen der Kulturleitung hin beispielsweise in Rampenlichter umbenennen. Erst im Lauf der Jahre lockerten sich die strikten Richtlinien des Systems und so erschienen wieder vermehrt Bands mit englischsprachigem Namen: z.B. Modern Soul Band, CollegeFormation, Reggae Play, Silly, Simple Song, usw.

Durch die Beschränkungen in der Gestaltung der Liedtitel auf die deutsche Sprache grenzte sich die in der DDR gemachte Musik deutlich vom Musikschaffen westlicher Länder ab. Zwar wurde auch in der BRD desöfteren deutsch getextet, jedoch hatten die gesungenen oder gesprochenen Worte eine weniger bedeutungsvolle Rolle, wie in der DDR. Da von Seiten der Staatsmacht die Aufmerksamkeit gezielt auf die Texte gelenkt wurde, stellte sich die Frage, was ostdeutsche Rocktexte eigentlich ausmachen sollte, denn die Texte westlicher Vorbilder waren in diesem System natürlich nicht so leicht kopierbar wie der Musikstil an sich. Durch die Kontrollen des Staates eingeschränkt, entstand beim immer währenden Versuch, die sperrige deutsche Sprache zu bändigen, eine kunstvolle, metaphernreiche und intelligente Sprache, deren Urheber meist speziell ausgebildete Texter waren. Der wichtigste Vertreter unter ihnen: Kurt Demmler. Andere bedeutende Texter waren Wolfgang Tilgner (für die Puhdys), Burkhard Lasch, Gisela Steineckert, Werner Karma, Alfred Roesler (für City) und Wolfgang Herzberg (alias Frauke Klauke für Pankow). In der Folge festigte sich die Rolle von Musik in der DDR als Vertonung der Worte, während im Westen zu entstandenen Melodien getextet wurde. Auch die Regierung befürwortete diese Art des Musikschaffens und förderte vermehrt Schlager-, Band- und Interpretenwettbewerbe. Von den Vetretern der DDR-Kulturpolitik ausgehend wurden diverse musikalische Bezeichnungen ebenfalls geändert. Die in den Jahren immer mehr zunehmende Popularität von Rock- und Popmusik wurde durch die allgemeine Bezeichnung all dieser Genres als »Jugendtanzmusik« zielgerichtet eingedämmt. Die in den 1960er Jahren aufkommende Beatmusik wurde offiziell »Gitarrenmusik« genannt. Die westliche Bezeichnung von Musikgruppen als »Bands« war auch untersagt, stattdessen wurden Begriffe verwendet wie »Tanzorchester«, »Combo«, »Formation« oder »Ensemble«. Auch Plattenaufleger wurden damals nicht als »Diskjockey« bezeichnet, sondern waren unter dem Namen »Schallplattenunterhalter« bekannt.


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Förder pro gramme Rhythmus Die Aktion »Rhythmus« wurde durch das staatliche Komitee für Unterhaltungskunst angeregt und sollte die Popularität der Tanzmusik in der DDR steigern, aber auch neue Wege für die Entwicklung einer massenwirksamen Tanzmusik aufzeigen. Im Zusammenwirken von Musikern und Produzenten verschiedener Altersgruppen entstand eine breite Diskussionsbasis, die zu Fortschritten in der gemeinsamen Musikproduktion als auch zur Beseitigung gegenseitiger Vorurteile beitrug. Gestartet wurde die Initiative 1970 durch den DDR-Rundfunk, das DDR-Fernsehen und das Plattenlabel Amiga. 1971 wurde dann erstmals eine Auswahl der circa 90 bisher entstandenen Produktionen in einer öffentlichen Veranstaltung mit dem Titel Rhythmus , 71 vorgestellt. Anfangs wurden vor allem Schlager produziert, später überwiegend Pop- und Rockmusik. Neben Musikern aus der DDR (wie den Puhdys, electra und der Klaus-Renft-Combo) waren ebenso Interpreten aus dem »sozialistischen Ausland« vertreten. Regelmäßig wurden Konzertmitschnitte der öffentlichen Rhythmus-Veranstaltungen im DDR-Fernsehen übertragen. Für die Rhythmus-Aktionen wurden von 1970-1978 insgesamt 1151 Titel produziert, von denen wiederum eine Auswahl im Studio aufgenommen und auf dem jährlich produzierten »RhythmusSampler« veröffentlicht wurde. 1978 fand die letzte Veranstaltung dieser Art statt, da die meisten Musiker zwischenzeitlich dazu fähig waren, komplette Alben selbst aufzunehmen.

FDJ-Werkstattwoche der »Jugendtanzmusik« 1972 fand die FDJ-Werkstattwoche zur Förderung von Amateurrockgruppen erstmals statt. Deren Ziel bestand in der Unterstützung der Jugendlichen bei Umsetzungen von »Jugendtanzveranstaltungen«. Hierzu wurde ein Ensemble an Beratern zusammen gestellt, die den Jugendlichen mit Rat und Tat zur Seite stehen sollten, damit diese letztlich eine positive Entwicklung durchmachen konnten um später größere Erfolge feiern zu können. Die Werkstattwochen fanden alle zwei Jahre statt und wechselten sich mit den Leistungsschauen der Amateurtanzmusiker ab.

Leistungsschau der Amateurtanzmusiker Dieses Förderprogramm hatte eher Wettbewerbscharakter und schloss mit der Vergabe des Titels »Hervorragendes Amateurtanzorchester der DDR« ab. Das Programm bestand natürlich hauptsächlich aus »Amateurtanzmusik«, integrierte jedoch in den 80er Jahren auch mehr und mehr Rockmusik. Es bestand ab 1962 in Nordhausen/Thür.

Zentrale Förderklasse Diskothek Für besonders begabte Amateur-Diskjockeys wurde diese Förderklasse eingerichtet. Die Talente sollten hier weiter ausgebildet werden, um ihnen die Möglichkeit zu geben, eine ProfiErlaubnis zu bekommen. Diese Förderung wurde über drei Jahre hinweg organisiert, wobei sich die Teilnehmer je einmal jährlich zu einem Lehrgang zusammenfanden, der zehn Tage andauerte.


Heinz Quermann

Es war ihnen in dieser Einrichtung möglich, mehr über Themen, wie Selbstdarstellung mithilfe rhetorischer Fähigkeiten, »[...] Musikregie, Musikanalyse, Programmdramaturgie, [...] Arbeiten mit journalistischen Formen und psychologische Aspekte im Umgang mit dem Publikum [...]«* zu erfahren. Außerdem wurden sie in den Kategorien Politik, Kultur, Recht, Technik und Schauspiel unterrichtet, um ihr Allgemeinwissen zu verbessern.

Weitere Initiativen

Amiga veröffentlichte von 1972-1976 eine Schallplattenserie von 16 Kompilationen mit dem Namen hallo, auf denen vor allem Rockmusik zu finden war. Viele der später erfolgreichen Bands stellten sich hier zum ersten mal der Öffentlichkeit vor (z.B. die Puhdys, Renft und electra). Zur Förderung der Unterhaltungsmusik wurden zudem die Tage der offenen Tür veranstaltet. Für hochklassige Profi-Rockmusik fanden ab 1972 zweijährlich Interpretenwettbewerbe und Leistungsschauen der Unterhaltungskunst statt, aber auch andere Gattungen der Unterhaltungskunst (unter anderem Wortkunst, Artistik und Musik) erhielten die Möglichkeit, nach einer Jury-Bewertung Gold- oder Silbermedaillen und schließlich Sonderpreise zu erhalten. Zudem boten die Amiga-Veranstaltungen immer eine Chance des Austauschs und der Diskussion über das Sein und Werden der DDR-Musikkultur.

* Schallplattenunterhalter und Diskothek in der DDR - Analyse und Modellierung einer spezifischen Unterhaltungsform von Thomas Wilke, Leipziger Universitätsverlag, 2009, S. 86

— kam 1921 in Hannover zur Welt und war nach einer Ausbildung zum Bäcker und dem Besuch einer Schauspielschule als Redakteur, Regisseur und Talentsucher tätig. Letzterem kam er mit seiner Fernsehsendung Herzklopfen kostenlos nach, in der er junge Talente wie Frank Schöbel und Dagmar Frederic förderte. Aber nicht nur Sänger und Sängerinnen wurden durch ihn entdeckt, sondern auch Artisten und Humoristen. Ab 1947 leitete er die Abteilung Unterhaltung beim Mitteldeutschen Rundfunk in Leipzig, ab 1953 moderierte er die Schlagerlotterie, ab 1955 Da lacht der Bär und ab 1958 die Schlagerrevue. Insgesamt war er für etwa 2.500 Radio- und Fernsehübertragungen, sowie 7.500 Veranstaltungen verantwortlich.


Musik festivals

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Arbeiterfestspiele Die Arbeiterfestspiele der DDR fanden seit 1959 jährlich für jeweils eine Woche statt. Auf ihnen traten in- und ausländische Berufs- und Volkskünstler aus den Bereichen Literatur, Theater, Musik und Bildende Kunst auf. Ab 1972 nur noch alle zwei Jahre durchgeführt, hatten sich die Arbeiterfestspiele zum Ziel gesetzt, dass »die Arbeiterklasse die Höhen der Kultur erstürmen und von ihnen Besitz ergreifen« sollte. Beim Gegenspiel zu westlichen Pendants wie den Ruhrfestspielen konnten Laienkünstler ihr Können bei Theater- und Tanzaufführungen, Kunstausstellungen, Filmen, Kabaretts und Konzerten beweisen. In den einzelnen Kategorien wurden während der drei Tage dauernden Spiele Medaillen vergeben. Neben dem kulturpolitischen Hintergrund waren die Arbeiterfestspiele für viele der teilnehmenden Künstler, die größtenteils in örtlichen Arbeitsgemeinschaften und Zirkeln organisiert waren, eine gute Möglichkeit, vor breitem Publikum aufzutreten und sich einer Kritik zu stellen. Der Erfahrungsaustausch mit Schaffenden im gleichen Genre, der während und nach den Veranstaltungen stattfand, war dabei eine wesentliche Quelle geistiger Bereicherung. Neben der staatlichen und ideologischen Inszenierung waren die Arbeiterfestspiele zugleich eine schöpferische Plattform vieler Bevölkerungsschichten, deren kreative Aktivisten über die Arbeiterklasse hinaus gingen und Handwerker, Künstler, Intelligenz und Bauern einschloss. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass dieses staatliche Kulturfestspiel im Wesentlichen diejenige Kunst förderte, die dem derzeitigen offiziellen Verständnis von der Aufgabe und dem Ansatz von Kunst entsprach.

Festival des politischen Liedes Das Festival des politischen Liedes war eine der größten Musikveranstaltungen in der DDR. Es wurde vom Oktoberklub begründet und fand zwischen 1970 und 1990 jedes Jahr im Februar als offizielle Veranstaltung der FDJ in Ost-Berlin statt. Der Hauptveranstalter war zunächst die FDJ-Bezirksleitung Berlin, ab 1975 der FDJ-Zentralrat. 1980 wurde ein hauptamtliches Büro »Festival des politischen Liedes« gegründet. Die Organisation des Festivals erfolgte zu großen Teilen ehrenamtlich. Künstlerinnen und Künstler aus 60 Ländern (50 bis 80 Künstler, Künstlerinnen und Gruppen) traten auf. Nicht nur innerhalb des Landes hatte das Festival eine besondere Stellung in Zeiten kulturpoli-

tischer Turbulenzen, sondern auch international gesehen gab es keine vergleichbare Veranstaltung. Trotz dieser durchaus positiven Aspekte muss erwähnt werden, dass natürlich dennoch massive Einschränkungen unternommen wurden, was politisch nonkonforme Künstler und Lieder anging. Nach dem Zusammenbruch der DDR verlor das Festival seine Funktion und die kulturelle Infrastruktur, auf der es basiert hatte. Maskottchen des Festivals war ein roter Spatz namens Oki, dessen Name von der Singegruppe »Oktoberklub« abgeleitet wurde.

Weltfestspiele der Jugend X. Weltfestspiele Politische Lieder zu den X. Weltfestspielen (29. Juli–5. August 1973): Agit-Prop (Finnland), Klara Amandova (Bulgarien), Canzoniere Internazionale (Italien), Inti-Illimani (Chile), Lamari (Algerien), Pesnjari (Sowjetunion), Max Rongier (Frankreich), National Service Jazz-Band (Tansania), Die singenden Stimmen (Japan), Cuatro Tiempo (Argentinien), Vízönt (Ungarn), Reinhold Andert, Klaus-Renft-Combo, Spartakus (DDR), Franz Josef Degenhardt, Floh de Cologne (Bundesrepublik Deutschland), Lokomotive Kreuzberg (West-Berlin)

Internationales Schlagerfestival Dresden Das Internationale Schlagerfestival Dresden stellte das Nachfolgefestival des Schlagerfestivals der Freundschaft dar, welches von 1968 bis 1970 statt gefunden hatte. Der neu entstandene, zeitweise auch unter dem Namen Internationales Schlagerfestival sozialistischer Länder Dresden bekannte Wettbewerb wurde von 1971 bis 1988 jährlich veranstaltet (lediglich im Jahr 1973 kam es aufgrund der Austragung der Weltjugendfestspiele in OstBerlin nicht dazu). Die Veranstaltungen fanden stets im Herbst an verschiedenen Orten statt und dauerten je etwa fünf Tage. Während bis in die Mitte der 80er Jahre lediglich Künstler aus der DDR oder den sozialistischen Bruderstaaten auftreten durften, erweiterte sich das Einzugsgebiet ab dato auch auf Staaten außerhalb des bisher bedienten Kreises. Ab 1984 wurden während der Festivals regelmäßig Seminare zum Thema Pop-Musik organisiert. Neben diversen anderen Auszeichnungen, wurden in den Kategorien »Nationaler Titelwettbewerb«, »Internationaler Titelwettbewerb« und »Grand Prix« (dem Hauptpreis) Gold-, Silber- und Bronzemedaillen an die teilnehmenden Künstler verliehen. Außerdem fand zeitgleich und ebenfalls in Dresden der Nachwuchswettbewerb Goldener Rathausmann statt, der im Gegensatz zum Schlagerfestival (das bis 1988 existierte) bis 1990 veranstaltet wurde. Zu den Gewinnern des Grand Prix gehörten unter anderem die Gruppe 4 PS, die 1977 mit dem Zweigroschenlied den ersten Grand Prix gewann. Als populärster Sieger ist Karat zu nennen – 1978 gewann die Band mit den Songs Über sieben Brücken mußt du gehn’ und König der Welt Gold und startete in der Folge durch.


DT64 1964 fand ein sogenanntes »Deutschlandtreffen der Musik« statt, wo unter anderem auch DDR-eigene Beatgruppen auftraten, so die Sputniks, die Butlers und das Diana Show Quartett.

Rock für den Frieden 1982 entwickelte sich aus der Idee eines Konzerts für den Frieden diese jährlich stattfindende Konzertreihe. Zunächst war es die Gruppe Lift aus Dresden, die 1974 ein Konzert anlässlich des Jahrestages des faschistischen Militärputsches in Chile (1973) als Zeichen der Solidarität zum chilenischen Volk veranstaltete. Nachdem aus dem ersten Konzert unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Jugendradio DT 64 1976 eine Großveranstaltung unter dem Titel SoliBeat wurde, entstand letztlich sechs Jahre später das Konzept für Rock für den Frieden. Dieses fand anschließend bis 1987 jährlich im Palast der Republik statt, wobei im letzten Jahr rund 20.000 Zuschauer die Möglichkeit hatten, den musikalischen Ergüssen von 65 Bands zu lauschen. In der Zeit des Bestehens gaben sich dabei die Größen der DDRRockszene die Klinke in die Hand: so z.B. die Puhdys, Karat, City, Silly und Pankow. Doch auch Künstlern aus der Nicht-DDR (wie Udo Lindenberg) war es teilweise gestattet hier aufzutreten.

Weitere Festivals:

Ab 1984 fanden jährlich die Liedersommer der FDJ statt, bei denen ebenso ausländische Musiker auftreten konnten. Zudem fanden von 1973 an in Frankfurt/Oder zweijährlich die Chansontage der DDR und ab 1983 der jährliche Liedersommer, ein Open-Air-Festival für Liedermacher und Folkmusiker, statt. Außerdem gab es den Berliner Rocksommer, die Musik Biennale, die DDR-Musiktage, das Internationale Schlagerfestival der Ostseeländer in Rostock und das Nationale Jugendfestival der DDR.


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Stasi Die Existenz der Pop-Musik und der »Anderen Bands« war stets durch die Überwachung von diversen Organen wie der SED, der FDJ, der Polizei und der Staatssicherheit eingeschränkt. Diese versuchten einerseits auf Konzerten gesellschaftskritische oder alkoholisierte Hörer aufzugreifen und zu belehren. Andererseits gingen sie gegen Musiker und Vokalisten vor, die entgegen der ideologischen Maßstäbe handelten und stuften die Delikte ein. Die Hauptabteilung XX des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) war seit 1964 mit der Sicherung des Staatsapparates, der Kirchen, des Kulturbereichs und der Medien sowie mit der Aufdeckung, Bekämpfung bzw. Verhinderung des sogenannten Untergrundes beauftragt. Deswegen wurden sogenannte inoffizielle Mitarbeiter (kurz: IMs) in Gruppierungen und auch Bands eingeschleust. Mit gut 460 hauptamtlichen Mitarbeitern (1989) gehörte die HA XX zu den wichtigsten Diensteinheiten des MfS.

Betroffen von dieser Art der staatlichen Kontrolle waren unter anderem bekannte Bands wie Karussell, electra (deren Sänger Manuel von Senden war seit 1984 als IM tätig), Renft und Pankow, da diese einer großen Öffentlichkeit gegenüber standen und die Pflicht hatten, den Staat und seine Ideologie würdig zu vertreten. Fehltritte waren hier nicht erlaubt. Aber nicht nur Berühmtheiten wurden so in Schach gehalten, sondern auch Untergrundorganisationen und Anhänger anderweitiger Musikbewegungen. So wurden Mitte der 1960er Jahre langhaarige Bluesfans immer öfter verhaftet und mit Razzien überrascht. 1969 kam es beispielsweise dazu, dass in drei unterschiedlichen Städten Thüringens zeitgleich jugendliche Störenfriede dazu gezwungen wurden, sich die Haare abschneiden zu lassen. 1966 wurde infolge größerer Auseinandersetzungen der Befehl zur politisch-operativen Bekämpfung der politischideologischen Diversion und Untergrundtätigkeit unter jugendlichen Personenkreisen der DDR heraus gegeben, der die Verfolgung politischer Gegner in der Untergrundmusikszene zum Ziel hatte. Für eine optimale Durchführbarkeit wurden auch hier inoffizielle Mitarbeiter eingesetzt. Außerdem wurden regelmäßig Berichte der Ausbildungsstätten und Schulen der betroffenen Problemjugendlichen eingeholt.


Amüsant zu lesen aber dennoch bedenklich ist die »Ordnungsstrafverfügung« von 1968 gegen zwei Musiker der damals auftretenden Band Quintanas, derer zufolge jeder der beiden Musiker für 6 Tage zur gemeinnützigen Arbeit antreten musste: Sie haben am 30.6., 28.7. und 4.8. 1968 eine Ordnungswidrigkeit begangen, indem Sie in der HO-G ›Kulturstätte Röderau‹ sich als Mitglied der Kapelle ›Quintanas‹ im Rahmen von drei öffentlichen Tanzveranstaltungen in unwürdiger Weise verhielten und damit eine die öffentliche Ordnung störende Handlung begingen. Sie provozierten durch ihre Musik eine negative Verhaltensweise und riefen eine solche bei den Gästen der Tanzveranstaltung hervor, indem Sie sich während des Spiels auf den Rücken legten und mit ihrem Musikinstrument weiter spielten. Ihre Kleidung entsprach nicht den Erfordernissen einer niveauvollen Tanzkapelle. Durch Ihre gesamte Verhaltensweise angeregt, begingen Gäste während und nach der Tanzveranstaltung grobe Ordnungswidrigkeiten. Als ich fortging ... Das große DDR-Rockbuch von Christian Hentschel und Peter Matzke, Verlag Neues Leben, 2007, S. 51

Aber auch in diversen Untergrundbands, wie HipHopFormationen, Gothicbands und Punkbands wurde für Ordnung gesorgt. Um die Szene zu zerschlagen wurden desöfteren IMs als Spitzel eingesetzt. In der Punkszene war dies vermehrt in den 1980er Jahren der Fall. In dieser Zeit gelang es dem MfS vermehrt, junge Punks als IM einzusetzen, da ihnen finanzielle Unterstützung und der Erhalt von West-Schallplatten und Zigaretten zugesagt wurde. Das MfS nutzte dabei nach eigenen Angaben den Umstand aus, dass »[...]es eine von der Größenordnung her nicht eindeutig bestimmbare Anzahl von Sympathisanten in der DDR [gab], die zumindest zeitweilig zum Umkreis der ›Punks‹ zählen, jedoch vom Äußeren nicht immer als solche erkennbar sind.«* Für die verdeckten Ermittlungen wurde deswegen auch extra ein Handbuch angefertigt, in dem bezeichnende Gebärden, szenetypisches Aussehen und die allgemeine Lebensweise beschrieben waren. Die Anklagen, die zu Haftstrafen oder Ausweisungen führten, reichten hier von »politischer Unzuverlässigkeit« bis hin zu »staatsfeindlicher Hetze« oder »sozialismusfremder Denk- und Verhaltensweise«. Musikschaffenden in der Unterhaltungsmusik wurde in der Folge nicht selten die Möglichkeit zur Reise ins westliche Ausland verwehrt oder die Spielerlaubnis entzogen. Auch die Puhdys waren * Ministerium für Staatssicherheit, 1984

in den 70er Jahren gleich zweimal verboten. Zum einen in der sächsischen Kleinstadt Brand-Erbisdorf, deren Bürgermeister das langhaarige Auftreten der Band als unzumutbar einstufte und zum anderen in Leipzig, wo man vor allem das rüde Benehmen der jungen Fans missbilligte. In der Punkszene erlangte der sogenannte »GummiParagraph« (§ 220 StGB), der eine »öffentliche Herabwürdigung der staatlichen Ordnung« anklagte, unrühmliche Bekanntheit. Aufgrund dieses Paragraphen war es Volkspolizisten möglich, verdächtige Punks zu verhaften und ohne Angabe von Gründen mehrere Stunden festzuhalten. Zudem wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt, bei denen nicht selten auch verbotene Gegenstände beschlagnahmt wurden. Im schlimmsten Falle kam es zu einer Haftstrafe von bis zu zwei Jahren. Neben dieser Methodik der Zerschlagung der Punkszene wurde auch desöfteren eine Einberufung zur Nationalen Volksarmee ausgesprochen oder Innenstadtverbot für einzelne Personen erteilt.


Petitionen und ihre Folgen

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Petitionen stellten in der DDR die einzige Möglichkeit dar, sich öffentlich gegen die Staatsmacht und Repressionen zu wehren. Natürlich gab es für die Antragsteller keinen Anspruch auf Erfüllung des Anliegens – egal, wie viele Unterschriften gesammelt wurden – formal bearbeitet werden musste der Antrag jedoch innerhalb von vier Wochen. Gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestierten anschließend diverse Autoren und Künstler, von denen eine Vielzahl sogar eine Petition unterschrieben. Einige der Unterzeichner wurden infolgedessen ebenfalls aus der Partei ausgeschlossen oder zumindest zur Ordnung gerufen. Biermanns Schicksal vereinte jedoch nicht nur Regimekritiker, sondern auch Kunstschaffende, die grundlegend für ein sozialistisches System eintraten, jedoch mit Einzelheiten (wie dem Mauerbau und der Einschränkung der Reisefreiheit) unzufrieden waren. Auch Wolf Biermann selbst zählte sich selbst zu letzteren. Im September 1989, kurz vor der Wende, trafen sich rund 50 bekannte Unterhaltungsmusiker und Bands (unter ihnen: Silly, Frank Schöbel, Kurt Demmler sowie Mitglieder von Stern Combo Meißen und Karat) um die Resolution von Rockmusikern und Liedermachern zur inneren Situation und zum Aufruf des Neuen Forums zu verfassen und anschließend zu unterzeichnen. Damit sollten diverse Institutionen der DDR-Regierung, sowie sämtliche Medien dazu aufgefordert werden, die Inhalte, die im gerade gegründeten »Neuen Forum« zum Ausdruck gebracht wurden, ernst zu nehmen und umzusetzen. Eine offizielle Reaktion seitens des Regimes blieb natürlich aus. Allerdings wurden jene, die die Resolution initiiert und unterzeichnet hatten, mit dem Widerruf von lang geplanten Konzerten und anderen Maßnahmen wie Geldbußen und Auftrittsverboten bestraft. Dennoch wurde eine weitere Verbreitung und Befürwortung der Inhalte der Resolution durch diesen Schritt nicht verhindert – es fanden immer wieder Konzerte statt, bei denen die Resolutionen verlesen wurden und neue regimekritische Lieder gesungen wurden


Wolf Biermann Karl Wolf Biermann wurde am 15. November 1936 in Hamburg geboren und siedelte 1953 nach seinem Schulabschluss in die DDR über. Nach dem Absolvieren der Studiengänge Politische Ökonomie und Philosophie und der Tätigkeit als Regieassistent am Berliner Ensemble, begann Biermann 1960 – nach der Begegnung mit Hanns Eisler – erste eigene Lieder zu schreiben. Bereits ein Jahr darauf gründete er das Berliner Arbeiter-Theater (kurz: b.a.t.), welches jedoch noch vor der Uraufführung des ersten Stückes wieder geschlossen wurde, da dieses vom Mauerbau handelte. Es folgten zudem ein halbjähriges Auftrittsverbot, sowie die Verweigerung der Aufnahme in die Partei. Nach ersten Auftritten und der Veröffentlichung des Lyrikbandes Die Drahtharfe jeweils in der BRD, wurde auf dem 11. Plenum des ZK der SED 1965 beschlossen, über Wolf Biermann ein totales Auftritts- und Publikationsverbot auszusprechen. Unterstützend hierzu wurde vom MfS ein Plan zur »Zersetzung« seiner Person niedergeschrieben. Im Bericht Erich Honeckers hierzu hieß es: »Im Namen eines schlecht getarnten spießbürgerlichanarchistischen Sozialismus richtet er scharfe Angriffe gegen unsere Gesellschaftsordnung und unsere Partei. Mit seinen von gegnerischen Positionen geschriebenen zynischen Versen verrät Biermann nicht nur den Staat, sondern auch Leben und Tod seines von den Faschisten ermordeten [jüdischen] Vaters. Biermann wird systematisch vom Gegner zum Bannerträger einer sogenannten literarischen Opposition der DDR, zur Stimme der ›rebellischen Jugend‹ gemacht.«* In der Folgezeit verzichtete Biermann auf die Publikation seiner Werke in Westdeutschland, um die Möglichkeit einer DDR-Schallplattenproduktion zu bekommen – denn bis zuletzt hatte er beteuert, in der DDR stets eine politische Chance gesehen zu haben. 1968 brach er allerdings mit diesem Vorsatz und konnte seine erste LP mit dem Titel Chausseestraße 131, die er provisorisch in seiner eigenen Wohnung aufgenommen hatte, in Händen halten. Weitere West-Publikationen folgten, allesamt fuhren sie außerhalb der DDR große Erfolge ein. 1976 trat Biermann am 13. November in der Kölner Sporthalle auf, wohin er von der IG Metall eingeladen worden war. Er hatte sowohl im Laufe des Konzerts, als auch bereits zuvor desöfteren Kritik am DDR-System geübt, es teilweise jedoch auch verteidigt. Dieser Umstand half ihm jedoch wenig – noch am selben Tag des Konzerts wurde Wolf Biermann »wegen grober Verletzung der staatsbürgerlichen Pflichten« ausgebürgert. Als das Konzert schließlich in der ARD übertragen wurde, erfuhren viele DDR-Bürger erstmals von der Existenz Biermanns und dessen Ausbürgerung. Die Kulturpolitik der DDR änderte sich durch den Fall Biermann entscheidend. Es kam, vor allem durch Künstler und andere Musiker, vermehrt zu Demonstrationen gegen seine Ausbürgerung, was wiederum zu neuen Verbannungen führte. So wurden auch Biermanns damalige Freundin Eva-Maria Hagen und deren Tochter Nina Hagen 1977 ausgegliedert.

* Erich Honecker im Bericht des Politbüros an die 11. Tagung des ZK der SED, 1966

— Wolf Biermann Ermutigung

(Text & Musik: Wolf Biermann) Du, laß dich nicht verhärten / in dieser harten Zeit / Die allzu hart sind, brechen / die allzu spitz sind, stechen / und brechen ab sogleich / und brechen ab sogleich / Du, laß dich nicht verbittern / in dieser bitt’ren Zeit / Die Herrschenden erzittern / sitzt du erst hinter Gittern / doch nicht vor deinem Leid / doch nicht vor deinem Leid / Du, laß dich nicht erschrecken / in dieser Schreckenszeit / Das woll’n sie doch bezwecken / daß wir die Waffen strecken / schon vor dem großen Streit / schon vor dem großen Streit / Du, laß dich nicht verbrauchen / gebrauche deine Zeit / Du kannst nicht untertauchen / du brauchst uns und wir brauchen / grad’ deine Heiterkeit / grad’ deine Heiterkeit / Wir woll’n es nicht verschweigen / in dieser Schweigezeit / Das Grün bricht aus den Zweigen / wir woll’n das allen zeigen / dann wissen sie Bescheid / dann wissen sie Bescheid.


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Randale Im Zusammenhang mit musikalischen Festen stand in der DDR, wie von der Obrigkeit befürchtet, auch stets die Auflehnung gegen den Staat. Es gab immer wieder Ausschreitungen zwischen jugendlichen Konzertbesuchern und der Volkspolizei, die teilweise direkt angegriffen und mit wüsten Ausrufen konfrontiert wurden. Die Heranwachsenden machten sich ihrem Unmut auf solchen Großveranstaltungen mit lauten Ausrufen, wie »Demokratie« und »Bullenschweine raus« einfach Luft, waren allerdings in den meisten Fällen auch stark alkoholisiert. Ein solcher Zusammenstoß erfolgte beispielsweise bei einem Konzert am Republikgeburtstag 1977 (7. Oktober) auf dem Berliner Alexanderplatz, als Jugendliche die Gesetzeshüter mit Steinen bewarfen und Fensterscheiben zertrümmerten. Knapp 500 Personen wurden verhaftet und circa 60 Polizisten verletzt. Für viele der Jugendlichen hatte diese Auseinandersetzung ein Nachspiel – viele mussten in Jugendwerkhöfen arbeiten oder landeten sogar im Gefängnis. Weitere Konflikte blieben nicht aus und so wurden immer wieder Konzerte abgebrochen und mit massiven Polizeiaufgebot beendet, wie auch bei einem Konzert der Bands electra und City in Erfurt (1978).


94 – 9 5



Schall platte Die Plattenlabels der DDR entstanden als Teil von Ernst Buschs 1946 gegründetem Musikverlag »Lied der Zeit Schallplatten-Gesellschaft mbH Berlin«. 1954 ging diese über auf den staatlichen DDR-Tonträgerproduzenten VEB Deutsche Schallplatten Berlin. Mit der Zeit entstanden sechs Labels, die sich durch ihre musikalische Ausrichtung unterschieden. Der VEB Deutsche Schallplatten war einer der wenigen Betriebe innerhalb des Ministeriums für Kultur, der einen finanziellen Gewinn verbuchen und somit dem Staatshaushalt einen Überschuss zukommen lassen konnte. Dadurch konnte der Betrieb auch in Krisenzeiten jederzeit ein Risiko bei der Schallplattenveröffentlichung eingehen. Insgesamt wurden in der DDR zwischen 1955 und 1989 97 Millionen Tonträger verkauft.

Amiga

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Das Label für populäre Unterhaltungsmusik wie Schlager, Rock und Pop bestand seit 1947. Die Verteilung auf die verschiedenen Genres erfolgte folgendermaßen: 25 % des Gesamtausstoßes nahm die Schlagermusik ein, 25 % kamen Rock und Pop zu, während Blues und Jazz sich ebenso 15 % teilten, wie Song, Chanson und Folk. Zu 10 % erschienen Stimmungsmusik und Kinderlieder ebenso wie leichte Klassik (Musical und Operette). Neben DDR-stämmiger Musik wurde ab Mitte der 60er Jahre auch teilweise Musik westlicher Künstler verlegt, die natürlich heiß begehrt und durch die meist niedrige Auflagenzahl schnell ausverkauft war. Als erstes und prominentestes Beispiel sind hier die Beatles zu nennen. Auch Beatbands aus der DDR, wie die Sputniks und die Butlers, veröffentlichen erste Alben – doch mit dem 11. Plenum des ZK der SED war dann plötzlich Schluss. Die nächste ähnliche Platte, die bei Amiga erschien, nannte sich Das zündet – Tanzmusik für junge Leute und zeigt nur zu deutlich den zwanghaften Versuch, eine neue Jugendtanzmusik zu etablieren. Mit der Machtübernahme durch Erich Honecker zu Beginn der 1970er Jahre und eine damit entstandene neue Kulturpolitik wurden erneut Beatplatten produziert. Es erschienen 1972 gleich die ersten sechs Hallo-Sampler mit Musik von den Puhdys, Panta Rhei und der aus den Butlers hervorgegangenen Klaus-RenftCombo. Infolge der plötzlich und stürmisch auftretenden Beatwelle kam es unverhofft zu einem Mangel an Vinyl, Karton und auch an Räumlichkeiten für die Aufnahme neuer Platten – und das obwohl die Langspielplatten meist sowieso nur in einer einfachen Hülle mit Innenhülle ausgeliefert wurden und Beilagen oder Hüllen in Sonderformaten seltene Ausnahmen blieben. Veröffentlichungen aus dem westlichen Ausland »mussten« meist durch Gotha-Druck mit neuem Cover ausgestattet und dadurch in ihrer politischen Aussage verändert werden. Die Singles wurden hingegen in neutralen Hüllen oder einheitlich gestalteten Lochcovers verkauft.

Für eine normale Langspielplatte vom Amiga-Label musste man stets 16,10 M zahlen, wobei die zehn Pfennige einer zu zahlenden »Kulturabgabe« entsprachen, die zur Förderung der DDR-Kultur gedacht waren. Es gab jedoch auch Schallplatten, die für 12,10 M erhältlich waren, dazu gehörten unter anderem Folk- oder Kindermusik-Schallplatten. Die meisten Umsätze wurden schließlich auch aus dem Amiga-Label hervorgebracht und umgehend zur finanziellen Unterstützung der Labels Litera und Nova verwendet, um Klassik und Neue Musik zu fördern. Die meist-verkauften Schallplatten aus der Amiga-Produktion waren Weihnachten in Familie mit Frank Schöbel und Aurora Lacasa (ca. 1,4 Millionen Tonträger), Rock‚’n’Roll Music von den Puhdys (ca. 1,1 Millionen verkaufte Tonträger), sowie Der blaue Planet von Karat (ca. 1 Million Tonträger).

Eterna Dieses Label veröffentlichte ernste Musik, klassische Musik, Opern, Operetten, politische Lieder, Volkslieder, Jazz und Kirchenmusik. Neben Aufnahmen von DDR-Orchestern wurden ebenfalls Werke traditioneller Komponisten, wie Ludwig van Beethoven und westlicher Künstler herausgegeben. Zwar gingen 60 % der im VEB Deutsche Schallplatten insgesamt erschienenen 8500 Veröffentlichungen aus dem Label Eterna hervor, weit höhere Absätze und Auflagenzahlen konnte jedoch Amiga für sich verbuchen. Der Preis für eine Eterna-Platte betrug 12,10 M.

Litera Das Label entstand in den 60er Jahren als Tochtergesellschaft des Labels Eterna. Im Litera-Label wurden Arbeiterlieder, politische Lieder und Märsche, sowie Sprechaufnahmen publiziert. Letzteres erstreckte sich vor allem auf Jugend- und Kinderliteratur, Märchen, Dramatik, Kabarett und Dokumentationen. Auch hier lag der Preis einer Platte bei 12,10 M.

Nova Ebenfalls eine Tochtergesellschaft des Plattenlabels Eterna stellte das Label Nova dar. Dieses befasste sich vorrangig mit dem Zweig der neuen E-Musik. Eine Schallplatte war für 10,10 M zu erwerben.

Aurora Im Aurora-Plattenlabel wurden Arbeiterlieder und andere Produktionen von Ernst Busch verlegt, der 1946 die Lied der Zeit Schallplatten-Gesellschaft mbH gegründet hatte.

Schola Einige Jahre lang erschienen unter dem Namen »Schola« Platten, die für den Schulunterricht bestimmt waren.


Magnet band Anfang der 1980er Jahre kamen – mit der Weiterentwicklung in der Mikroelektronik und Kommunikationstechnik – nun auch in der DDR die ersten Magnetbandkassetten auf den Markt und umgehend wurde damit begonnen, diese Tapes zu bespielen. Mit der Zeit entwickelte sich daraus eine Art »Independent-Label« für Bands, denen eine Veröffentlichung bei Amiga nicht gestattet war -– das betraf vor allem die »Anderen Bands«. Die Vorteile dieses Mediums lagen in der Rasanz der Verbreitung, da ein Überspielen in Echtzeit schnell und auch immer wieder möglich war, sowie in der Einfachheit der Handhabung, da eine Aufnahme direkt im heimischen Wohnzimmer stattfinden konnte. Dies führte dazu, dass z.B. Punkgruppen, mittels eines relativ leicht zu beschaffenden Kassettenrekorders, Bandsessions direkt auf Kassette aufnahmen, die Bänder vervielfältigten und an Freunde oder Interessenten weiter gaben. Leider konnte man das Produkt qualitativ aber nicht mit einer Schallplattenaufnahme vergleichen.

Der Handel mit Schallplatten stellte in der DDR eine Art Nebenverdienst dar. Wenn die raren Lizenzplatten der Lieblingsband nicht mehr zu haben waren, dann wurden eben andere gekauft, denn vielleicht konnte man diese Platte dann irgendwann einmal mit einer anderen oder gar einer Dienstleistung tauschen. Und wenn am Ende statt AC/DC Roger Whittaker im Regal steht und statt Pink Floyd Kenny Rogers, dann wird eben die eingepackt. Als ich fortging...Das große DDR-Rockbuch von Christian Hentschel und Peter Matzke, Verlag Neues Leben, 2007, S. 82


Mugge – eine in der DDR gebräuchliche umgangssprachliche Abkürzung für ›Musikalisches Gelegenheitsgeschäft‹, die aus dem Sprachgebrauch der Tanzmusikkapellen übernommen wurde. Schallplattenunterhalter und Diskothek in der DDR - Analyse und Modellierung einer spezifischen Unterhaltungsform von Thomas Wilke, Leipziger Universitätsverlag, 2009, S. 45

Titeln entscheiden konnten. Der Barkeeper hatte letztlich bloß die Rolle des Lautstärkereglers inne. Die 1973 in Berlin eröffnete Sputnik-Diskothek glänzte hingegen mit einem ausgesprochen abwechslungsreichen Programm: Von Modenschauen und LiveAuftritten, über Quizes bis hin zu Verkehrstipps war alles dabei. Generell wurden Diskos in der Anfangszeit zwar nur in größeren Städten eingerichtet, dafür aber in rasanter Verbreitung. Man fand sie in Hotels, in früheren Cafés oder Kneipen und in großen Sälen. Die meisten Diskotheken waren unterdessen der HO (Handelsorganisation) unterstellt, da diese sich ebenfalls über das Gaststättenwesen erstreckte.

Zulassung & Ausbildung

Diskos und DJ‘s

98 – 9 9

Diskotheken entstanden Ende der 1960er Jahre (ebenso auf den Wunsch der FDJ hin), um einen Ort zu schaffen, an dem Jugendliche das auf Tonträgern festgehaltene Angebot an Jugendtanzmusik hören konnten. Zuvor hatten selbstverständlich bereits Tanzveranstaltungen stattgefunden, jedoch spielten dabei stets Live-Bands oder Orchester, deren Repertoire, Aktualität und Ausdauer häufig zu wünschen übrig ließen. Für die neu entstandene Veranstaltungsform wurden nun also Diskjockeys benötigt, deren berufliche Qualifikation sich durch die Bezeichnungen Amateurdiskjockey und Berufsdiskjockey unterschied, während Amateurdiskjockeys den Hauptanteil ostdeutscher DJs ausmachten (1986 arbeiteten ca. 6000 Amateure und nur 120 Profis im Bereich des »Muggens«). Der Unterschied zu den Berufsdiskjockeys lag darin, dass Amateur-DJs lediglich neben einer anderen, festen Beschäftigung noch zusätzlich »muggten«. Den Jugendlichen war anfangs sogar egal, von wem welche Musik aufgelegt wurde, sie waren schon zufrieden, wenn der DJ seine persönlich favorisierte Musik spielte, da er sie auch ununterbrochen über sechs Stunden spielen konnte.

Erste Diskos

An den Diskjockey wurden vielfältige Anforderungen gestellt, z.B. dass er mit selbständig angeeignetem Wissen über die gespielte Musik und deren Interpreten zwischen den Liedwechseln unterhalten konnte, dass er durch sein Erscheinungsbild als Vorbild fungieren konnte und überhaupt über eine gute Allgemeinbildung verfügte. Desweiteren musste man, um eine Spielerlaubnis zu erhalten, in einem persönlichen Gespräch Fragen zur DDR-Geschichte beantworten können und weiterhin korrekte Ansichten und Einstellungen beweisen. Nach der Überprüfung der Daten (u.a. ein Mindestalter von 16 Jahren und ein polizeiliches Führungszeugnis) und der Einschätzung, ob der jeweilige Bewerber geeignet dafür war, die Ideale der DDR zu vertreten, wurde ein Schreiben mit der entsprechenden Einstufung versandt. Wie auch in der Live-Musik erfolgte eine Einstufung in verschiedene Kategorien: Grundstufe, Mittelstufe, Oberstufe, Sonderstufe und Profi. Die ersten vier Kategorien galten allein für den Amateurbereich, die Betitelung Profi kam hingegen nur den Berufsmusikern zu, die hauptberuflich als DJ arbeiteten und aus dem Grund auch einen Berufsausweis bekamen. Jeder AmateurDJ musste zunächst ein Jahr lang in der Grundstufe tätig sein, ehe er in einem neuen Einstufungstest auf eine höhere Einstufung hoffen konnte. Musiker, die Teil der Sonderstufe waren, hatten verstärkt die Möglichkeit, eine Profilaufbahn einzuschlagen und hatten gegenüber niederen Stufen das Privileg (ähnlich wie bei Profis) auf größeren Veranstaltung aufzulegen. Es folgte eine Ausbildung zum Diskjockey, die im Amateurbereich circa sechs Monate dauerte. Teil der Ausbildung waren diverse Lehrgänge mit Vorträgen und Unterrichtsstunden zu verschiedensten Themen, die die angehenden DJs besuchen mussten. Abschließend wurde eine Urkunde ausgestellt, die die erfolgreiche Teilnahme an der Grundausbildung bescheinigte und somit als Zusage für den Erhalt der Spielerlaubnis diente.

Bezeichnung

Das OKK, welches durch den Oktoberklub geleitet wurde, war Berichten der FDJ-Leitung zufolge 1970 die erste Diskothek der DDR, was jedoch schwer nachzuvollziehen ist, da zu dieser Zeit noch gar keine Definition für dererlei Musikmachen gültig war. Was allerdings für diese These spricht, ist der Diskotypisch aufgebaute Innenraum: »Da war die äußerst wichtige Tränke, [...] da war die Quasselecke für die ständig diskutierenden Nichttänzer, da gab’s den Agit-Shop mit Plakat-, Abzeichen- und Posterverkauf, und es gab natürlich den Raum zum Tanzen.«* Neben DJ-betreuten Veranstaltungsorten, gab es auch Bars (wie die Berliner Clou-Bar), die Musik über einen Automaten abspielen ließen. Bedient wurden diese Musik-Boxen durch die anwesenden Gäste, die per Münzeinwurf zwischen 200 angebotenen

Nachdem im Westen Deutschlands der Begriff »Diskjockey« aufkam, war es nur eine Frage der Zeit, bis von Seiten der Regierung eine neue Wortschöpfung für diese Art von Berufsbezeichnung in der DDR geschaffen werden würde (natürlich wurde argumentiert, dass die Inhalte der Tätigkeit sich von denen des West-DJs abheben würden). Die ersten Versuche, einen neuen Begriff zu prägen, hießen: »Disko-Sprecher, Disko-Kollektiv, Diskomoderator, Platten-Reiter, Plattenunterhalter, Platten-Jockei, Diskotheker und Diskjockei«**. 1973 einigte man sich letztendlich auf den Terminus »Schallplattenunterhalter« (kurz: SPU), der ab dato strikt verwendet wurde. Um, mit der Berufsbezeichnung des

* Schallplattenunterhalter und Diskothek in der DDR - Analyse und Modellierung einer spezifischen Unterhaltungsform von Thomas Wilke, Leipziger Universitätsverlag, 2009, S. 50

** Schallplattenunterhalter und Diskothek in der DDR - Analyse und Modellierung einer spezifischen Unterhaltungsform von Thomas Wilke, Leipziger Universitätsverlag, 2009, S. 67


Ich erinnere mich gern an die sehr humanen Preise. Eintrittspreise von 3,10 Mark bis 5,10 Mark, in ländlichen Gebieten teilweise weniger, waren keine Seltenheit (10 Pfennig Kulturabgabe). Auch die Getränkepreise konnten sich sehen lassen, der halbe Liter Bier ab 50 Pfennige, Schnäpse ab 1,10 Mark, Cola-Wodka 1,60 Mark und Speisen weit unter 5,- Mark konnte sich jeder leisten. Ich bin mitunter mit 10 - 20 Mark weggegangen und war anschließend besoffen. Etwas gehobener waren die Nachtclubs, aber auch da konnten wir uns als Lehrling noch etwas leisten. Alles in allem war es möglich, jedes Wochenende in Diskotheken zu gehen ohne Monatsmitte pleite zu sein. www.studio89.de/ddr

Diskomoderator, so amateurhaft er auch immer betrieben wird, ist eigentlich ein Profijob. Acht Stunden arbeiten gehen, zwischendurch rasch ’was aufs Band schneiden, nachmittags losjuchteln, fünf Stunden Disko machen, ein bisschen schlafen. Und wenn’s dick kommt, das mehrmals in der Woche. Kreativität und Qualität gehen derweil fast regelmäßig baden. Mal ganz abgesehen auch von finanziellen Mitteln für die schwer zu beschaffende Technik... Schallplattenunterhalter und Diskothek in der DDR - Analyse und Modellierung einer spezifischen Unterhaltungsform von Thomas Wilke, Leipziger Universitätsverlag, 2009, S. 234


Schallplattenunterhalters versehen, dennoch als fortschrittlich und modern da zu stehen, entschieden sich viele DJs dazu, ihrer eigenen Disko einen kreativen Namen zu verpassen (z.B. Gerd Metzgers Musikapotheke, Nautilus Diskothek Weißenfels, Funky Disko Limbach Oberfrohna, Bernd Peschkos Mäuschen Disko, Disko Vox, Disko Roxy, Waldemars Dampferdisko Suhl, Musikzirkus Erfurt und Musik-Karussel Potsdam). Erst Mitte der 80er Jahre integrierte man wieder die Worte »DJ« und »Diskjockey«.

Gesetzliches Am 15. August 1973 wurde die Diskoordnung verabschiedet, um die Tätigkeit des Musikauflegens gesetzlich festzuhalten. Darin wurde zunächst der Begriff »Schallplattenunterhalter« manifestiert und dem Diskjockey eine hohe Verantwortung in Bezug auf das eigenverantwortliche Arbeiten bei einer Veranstaltung zugesprochen. Desweiteren wurde festgehalten, welche Tonträger verwendet werden durften (hauptsächlich in der DDR-produzierte, sowie lizensierte Schallplatten und Kassetten aus anderen Ländern). Mitschnitte aus Radiosendungen waren nur von den Programmen Podiumsdiskothek und Metronom des Sender DT 64 erlaubt, wobei diese auch zuvor von der AWA (Anstalt zur Wahrung der Aufführungsrechte) genehmigt wurden. Einen wichtigen Punkt stellten die Honorarregelungen dar: Schallplattenunterhalter erhielten ein nach ihrer Einstufung gestaffeltes Honorar. Die Höhe der Gelder reichte von 5,00 M/Std. im Amateurbereich bis zu 10,50 M/Std. in der Sonderstufe. Zusätzlich zu dieser Entlohnung wurden Aufwandsentschädigungen für Technik (in Höhe von 30 M) und Musik (in Höhe von 15 M) gezahlt, wenn eigene Tonbandgeräte und Technik verwendet wurden. Weiterhin wurde in der Diskoordnung erklärt, dass Diskjockeys nur mit einer offiziell gültigen Spielerlaubnis (der sogenannten »Pappe«) tätig sein konnten. Zeitgleich wurden hier auch mögliche Konsequenzen bei Zuwiderhandlungen genannt.

100 – 101

Organisation Eine Mitgliedschaft in einer »Kreisarbeitsgemeinschaft« (KAG) war für einen Schallplattenunterhalter verpflichtend. Die Organisation veranstaltete regelmäßig in Zusammenarbeit mit der FDJ Leistungsschauen und Werkstatttage. Zudem war es im Kreis aller Diskjockeys möglich, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam Probleme zu lösen. Die KAG’s waren der »Bezirksarbeitsgemeinschaft« (BAG) unterstellt, welche die Lehrgänge für DJs organisierte, die soeben ihre Spielerlaubnis erhalten hatten und nun ihren Nebenjob beginnen wollten. Die Einstufung für die Mittel- und Oberstufe wurde ebenfalls vom BAG vorgenommen. Eine weitere Instanz, die hier zu nennen ist, war die »Zentrale Arbeitsgemeinschaft Diskothek«, welche das höchste Gremium bei den Amateurschallplattenunterhaltern darstellte. Im Prinzip ähnelten sich die Aufgaben aller drei Arbeitsgemeinschaften – sie unterschieden sich lediglich durch ihre Entscheidungskraft. Während alle bisher genannten Institutionen allein für den Amateurbereich galten, gab es speziell für Profi-Schallplattenunterhalter eingerichtete Organisationen, wie den »Arbeitskreis Diskotheken«. Dieser wurde als »[...] ein beratendes Organ für alle Institutionen, die sich mit der Unterhaltungskunst im Allgemeinen und der Diskothek im Besonderen befassen [...].«* beschrieben und half bei der Beantwortung offener Fragen und Probleme.

* Schallplattenunterhalter und Diskothek in der DDR - Analyse und Modellierung einer spezifischen Unterhaltungsform von Thomas Wilke, Leipziger Universitätsverlag, 2009, S. 88

Musikauswahl Als die ersten Diskotheken eröffneten war bei Weitem noch nicht klar, welche Musik dort überhaupt gespielt werden sollte. Zu Beginn wurde also »tanzbare« Musik aufgelegt, die gerade zur Hand war. Erst einige Jahre später, nachdem auch die Disko-Welle aus der BRD die DDR erreicht hatte, wurde in den Diskos auch »Disko-Musik« gespielt. Wie schon zu erwarten, erstreckte sich das musikalische Repertoire der Diskotheken jedoch nicht über das der Sub- und Untergrundkulturen. Es wurden massentaugliche Lieder gespielt, die weitgehend unpolitisch waren, sodass die Gäste keinen Anstoss daran nehmen konnten. Trotzdem wurde davor gewarnt, einen »Freizeitmenschen« zu formen, der der westlichen Jugend nacheiferte: »In der Diskothek erfüllt der Disko-Sound die Funktion, zum Tanzen zu stimulieren, zur leichten, unbeschwerten Fröhlichkeit, zur heiteren Beschwingtheit und [...] auch zur Entspannung und Geselligkeit. Jedoch darf er nicht ausschließlich eingesetzt werden. Das Ergebnis wäre eine Verflachung des Inhaltes der gesamten Kommunikation in der Diskothek. Eine Beschränkung auf den Gebrauch nur dieser Musik suggeriert die Vorstellung eines ›Freizeitmenschen‹, wie ihn die westliche Vergnügungsindustrie anstrebt: heiter, unbeschwert, oberflächlich, vordergründig auf Sex eingestellt, verständnislos und desinteressiert gegenüber ernsthaften gesellschaftlichen und menschlichen Problemen.«** In den Tanzlokalen wurde von Beginn an auch lizensierte Musik aus dem NSW wiedergegeben, wenn auch nur ungern von der Obrigkeit gesehen. Gespielt wurden unter anderem: ABBA, Depeche Mode, Herbert Grönemeyer, Michael Jackson, Madonna, Queen und Elton John. Dabei handelte es sich sehr oft um Best-of-Plattenzusammenstellungen durch das Amiga-Label, das ausschließlich das konforme Liedgut veröffentliche. Man kann sich also vorstellen, dass es für DJs in der DDR nicht immer leicht war Musik zu machen, gerade aufgrund der durch die AWA festgelegten 60/40-Regelung, die stete staatliche Kontrolle und die drückenden Erwartungen des Publikums.

Technik Grundlegend für diesen Beruf war natürlich eine technische Ausstattung in Form von Mischpult, Verstärker, Lichtanlage, Lautsprecherboxen, Mikros usw. Allerdings wurde dies schnell zum Problem, denn die Produktion solcher Artikel war bis dato nicht vorgesehen oder erfolgt. Und selbst wenn es ein Gerät gab, das verwendet werden konnte, so war es dennoch so einzigartig, dass der zu zahlende Preis das Budget eines jeden Amateur-DJs überstieg. Viele Diskjockeys behalfen sich selbst, indem sie etwas in Marke »Eigenbau« produzierten, andere nutzten Kontakte in den Westen oder in größere Städte, doch selbst dann konnte es sein, dass die Qualität nicht ausreichte. »Ich habe 1984 z.B. zwei 300 Watt Endstufen gehabt, und zwar ging das über einen Bekannten in Leipzig, der hat solche kleinen, superkleinen Powerdinger zusammengeschraubt, mit westdeutschen Tyrostoren. [...] Ich hatte mir dann in Zwickau ein paar Boxen bauen lassen, zuerst so ein paar Bass-Mitte-Exponentialboxen, die einen Trichter vorne haben, die waren prädestiniert für die Mitten und noch ein paar richtig kleine Umkehrer-Boxen, [...].«***

** Schallplattenunterhalter und Diskothek in der DDR - Analyse und Modellierung einer spezifischen Unterhaltungsform von Thomas Wilke, Leipziger Universitätsverlag, 2009, S. 127-128 *** Ebd., S. 194-195



Lipsi

102 – 103

* Alo Koll, war ein deutscher Komponist, der 1910 in Aachen geboren wurde und nach einem Studium der Philologie in Köln am Leipziger Konservatorium studierte. Nach der Gründung eines Tanzorchesters im Jahr 1953 arbeitete er vermehrt als Kapellmeister und Komponist. Zudem war er von 1968 bis 1975 an der Hochschule für Musik »Franz Liszt« Weimar tätig. Er veröffentlichte diverse Kompositionen im Bereich der Schlagermusik. 1982 siedelte er in die BRD über.

1958 wurde vom Tanzlehrerehepaar Helmut und Christa Seifert, sowie Komponist René Dubianski der Lipsi kreirt, der sich demonstrativ vom anstößigen Hüftschwung des westlichen Teenie-Idols Elvis abzugrenzen versuchte. Er vereinte dabei lateinamerikanische Elemente mit denen des Walzers und sollte mit dieser neuartigen Kombination auch das jugendliche Publikum begeistern. Zu dieser Zeit waren im sogenannten imperialistischen Ausland Tänze wie der Boogie-Woogie oder der nach dem Musikstil benannte Rock’n’Roll sehr beliebt, wodurch der staatlich initiierte Lipsi von den DDR-Teens schnell als bieder abgetan wurde. Der Name Lipsi war indessen eine neue Wortschöpfung die aus dem Lateinischen »Lipsia« hervorging, was übersetzt »Leipzig« heißt und auf den langjährigen Wohnsitz der Erfinder hinweist. In der Folge entstanden mehrere Hits: der bekannteste unter ihnen war Heute tanzen alle jungen Leute im Lipsi-Schritt von Helga Brauer, weitere 100 folgten. Als kurz darauf die Twistwelle begann, war es mit dem Lipsi bereits vorbei – er hatte den Ansprüchen der Jugendlichen nicht genügt – und nun musste man wieder zusehen, wie eine neue Modeerscheinung aus dem Westen das Interesse der Jugend weckte. Es entstanden sogar einige DDR-Produktionen zum Thema »Twist«, wie Manfred Krugs Twist in der Nacht von 1963 und Susi Schusters Jodel-Twist. Auch weitere Versuche der Entwicklung eigener Modetänze scheiterten, so auch der Anfang der 60er Jahre kreirte Orion-Tanz.

»Wir tanzen keinen Lipsi und nicht nach Alo Koll*, wir brauchen Elvis Presley und seinen Rock 'n' Roll.« Halbstarke in der DDR: Verfolgung und Kriminalisierung einer Jugendkultur von Wiebke Jansen, Ch. Links Verlag, 2010, S. 108


Der Grundschritt des Lipsi: 1 linker Fuß Schritt nach links 2 rechter Fuß Tap nach links 3 rechter Fuß Schritt nach rechts 4 linker Fuß Tap nach rechts 5 linker Fuß Schritt nach links 6 rechter Fuß Schritt nach links (Füße schließen)

Quelle: http://www.ddrschlager.de/lipsi.html


Angebot

Alkohol

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Die DDR war bekannt für ihren freizügigen Umgang mit alkoholischen Getränken, doch eigentlich wurde von Seiten des Staates eine andere Linie gefahren. Hier hieß es, dass ein übermäßiger Genuss von Alkohol in einem sozialistischen System nichts zu suchen habe und dieser Habitus ein Überbleibsel aus einer kapitalistischen Vorzeit sei. Diesem Grundsatz folgend, wurden Ende der fünfziger Jahre Wirtshäuser, Eckkneipen und Stammlokale beauftragt, ihr Alkoholangebot zu verringern. Außerdem wurden die hauptsächlich durch die Handelsorganisation (HO) betriebenen Lokale grundlegend umgestaltet und mit einem neueren, sozialistischerem Aussehen versehen. Es entstanden teilweise auch komplett neue Einrichtungen wie Milchbars, Geflügelbratereien oder Speisegaststätten, bei denen der Name bereits aussagen sollte, was dort angeboten wurde, sodass jedem Besucher klar werden musste, dass es hier nicht ums Trinken ging. Eine Broschüre aus dem Jahre 1964, die sich an die Leiter von Dorfgaststätten wendete, hieß es: »Alkoholmissbrauch ist unsozialistisch. Er entspricht nicht den neuen Lebensformen unserer Gesellschaft, gefährdet das Leben unserer Bürger und ihr Eigentum, schadet der Gesundheit und in vieler Hinsicht der Volkswirtschaft – schadet immer uns allen!«* Im März 1969 wurde die »Verordnung zum Schutz der Kinder und Jugendlichen« verabschiedet, in der auch einige Paragraphen im Bezug auf den Alkoholgebrauch und -missbrauch zu finden waren.

Engpässe in der DDR-Schnapsindustrie gab es höchstens bei Glasflaschen, Verpackungskarton, Kakao oder Eiern. Kein Warenangebot zeigte sich so vielfältig und immer verfügbar wie das Schnapsregal. Die einzigen Probleme waren Qualitätsschwankungen bei den unterschiedlichen Biersorten und ein dürftiges Sortiment an Wein. Letzterer wurde größtenteils aus Spanien oder Ungarn importiert und war dementsprechend teurer als in der DDR produzierte Weine. Hauptsächlich wurde landesweit jedoch Branntwein hergestellt. Durch dieses Phänomen angestoßen, entwickelte man Ende der 60er Jahre die Kampagne »Trinke nicht wahllos – greife zum Wein«, um von dieser Gefahrenquelle abzulenken. Im gleichen Zug verbot man natürlich auch Werbemaßnahmen, die sich für härtere Alkoholika einsetzten. Die Kampagne zeigte jedoch wenig Wirkung und so wurde der VEB Nordbrand Nordhausen im Laufe der Jahre zum größten Spirituosenhersteller Europas.

Verbrauch Studien zufolge betrug der Pro-Kopf-Verbrauch von alkoholischen Getränken 1988 143 l Bier, 12,1 l weinartige Getränke und 16,1 l Spirituosen. Dabei lag der Schnaps-Verbrauch 1970 noch bei 6,6 l. Die Untersuchungen des Zentralinstituts für Jugendforschung in den 1980er Jahren ergaben zudem, dass der Schnapskonsum auch bei Mädchen und jungen Frauen angestiegen war und sich dem Pro-Kopf-Verbrauch der männlichen Jugend annäherte. Getrunken wurde dabei zu jeglichem Anlass: zur Schuleinführung, Jugendweihe, zu sämtlichen Feiertagen (auch dem 1. Mai und dem Tag der Frau beispielsweise) aber auch bei privaten Feierlichkeiten. Hierzu hatte ein Großteil der DDRBürger einen eigenen Partykeller eingerichtet, in dem gemütlich beisammen gesessen werden konnte. Öffentliche Feiern fanden meist in größeren Sälen statt - wurden teilweise auch betrieblich organisiert und mit Musik untermalt.

Preise

Gesetze

Preislich gesehen war der Alkohol in der DDR jedoch äußerst günstig zu beschaffen: ein halber Liter Vollbier kostete 0,72 M, eine Flasche Pilsener (ebenfalls zu 0,5 l) 0,92 M und eine Flasche Starkbier (0,5 l) 1,08 M. Das »teuerste« Bier stellte damals das Export- oder Spezialbier dar, welches sich immerhin auf 1,28 M belief. Besonders preiswert und vor allem in der Lausitz und anderen Braunkohlerevieren zu erwerben: Trinkbranntwein, auch bekannt unter den Namen »Kumpeltod«, »Grubenfusel« und »Bergmannsschnaps«. Dieser wurde statt von Bergmännern fast ausschließlich von Jugendlichen konsumiert, die den elterlichen Vorrat plünderten und diesen mit zum Tanz nahmen. Ein halber Liter des 32-%igen Schnapses kostete 0,80 M und war noch dazu steuerfrei. Ansonsten kostete ein Glas Schnaps je nach Sorte 1959 etwa zwischen 0,60 M und 0,90 M.

Der Kauf von alkoholischen Getränken mit mehr als 20 % Alkoholgehalt durfte erst ab dem 18. Lebensjahr erfolgen. Mit der Verschärfung des Jugendschutzgesetzes, wurde außerdem festgelegt, dass ein Alkoholausschank an Jugendliche unter 15 Jahren generell nicht erfolgen durfte. Dabei gaben in einer Erhebung von 1965 (bei 1200 befragten Kindern und Jugendlichen) über 90% der 10-15-jährigen und 70% der 7-9-jährigen an, schon einmal Alkohol getrunken zu haben. Damals war es mehr oder weniger üblich, die ersten Trinkerfahrungen im Beisein der Eltern zu machen.

* Blauer Würger - So trank die DDR von Thomas Kochan, Aufbau Verlag, Berlin, 2011, S. 60


Alkohol und Musik Das Thema Alkohol wurde in den 70er Jahren auch in der Musik thematisiert. Vor allem der Schlager trug seinen Teil hierzu bei: Angelika Mann sang zum Beispiel in der Unterhaltungsshow »Berlin original« 1977: »Versuch es doch mal mit Champagner, der geht ins Blut und haut nicht um [...], der hebt die Stimmung ganz enorm.«** und auch Achim Mentzel präsentierte im Schlagerlotto seinen Hit Wodka ist für alles gut. Besonders auffällig war allerdings die Behandlung des Themas in der Sendung Sprungbrett, die jungen Talenten die Möglichkeit bot, groß raus zu kommen. Hier sang Hans Oswaldt 1986: »Wir trinken unser Bierchen und dazu unsern Korn, das reinigt uns die Nierchen und macht wie neugebor’n.« Dabei stand dieser in einem Aufnahmestudio, das ganz wie eine Kneipe aus den 60er Jahren aussah und wurde durch den Moderator der Sendung, Hartmut Schulze-Gerlach zum gemeinsamen Trinken eines Bierchens aufgefordert. Existenziell war das Trinken von Alkohol vor allem bei jugendlichen Musikhörern und Konzertbesuchern. Die Musikszene in der am meisten Alkohol konsumiert wurde, war jedoch die Kunden- und Blueserbewegung, die sich dadurch auf ihre Weise gegen den Staat auflehnte. »Die ostdeutschen Hippies ›brühten‹ mit Schnaps, Bier und Wein, feierten den alkoholischen Exzess, pichelten auf offener Straße aus der Wermutpulle und schliefen ihren Rausch ungeniert an öffentlichen Orten aus. [...] Nach Drogen wie Cannabis und LSD, die bei ihren Vorbildern zwischen San Francisco und Westberlin zum subkulturellen Inventar gehörten, kam in der ostdeutschen Szene nicht einmal Sehnsucht auf. Hippies, die saufen – das gab es nur in der DDR«.***

** Blauer Würger - So trank die DDR von Thomas Kochan, Aufbau Verlag, Berlin, 2011, S. 209-210 *** Ebd., S. 344

Delikatläden waren EinzelhandelsgeBei der Eröffnungsveranstaltung schäfte für Lebensmittel des »gehozum Nationalen Jugendfestival 1979 benen Bedarfs« in der DDR. Die erspräsentierte der Singeklub Maxhütte ten Läden wurden 1966 eröffnet. Ab Unterwellenborn das Lied Komm 1978 erfolgte eine Ausdehnung von auf ein Bier herein. Darin hieß es: 109 auf 250 Geschäfte. In der Umgangssprache wurden sie »Deli« oder Wir haben gleich am Bahnhof eine in Anlehnung an die Exquisit-Läden Kneipe, die heißt Max und gegenüber »Fress-Ex« genannt. Im Sortiment noch mal eine, nee, das ist kein Flachs! Wenn Schichtschluss ist am Morgen waren hauptsächlich Nahrungsund Genussmittel (Delikatessen), oder nachmittags um zwei ist an der überwiegend aus DDR-Produktion, Theke Hochbetrieb: Jungs, macht die darunter Exportartikel und andere Kehle frei! selten erhältliche Waren, teilweise In den Folgestrophen wurde dann in West-Aufmachung, bis zum Ende der DDR auch West-Marken. Kritik an der zehn Jahre zuvor durchgesetzten Kneipen-Politik geübt – alles in allem ein paradoxer Beitrag in einem rundum kontrollierten Festivalprogramm. Auch der nächste musikalische Beitrag vom Singeklub Spartakus aus Potsdam handelte von der selben Thematik. Grund für das unbestrafte Auftreten, welches auch noch im DDR-Fernsehen übertragen wurde, war Teil der kulturpolitischen Strategie Erich Honeckers in den 70er Jahren, welches den Bürgern des Landes mit der Zeit immer mehr Zugeständnisse machte, um sie zu beschwichtigen. Blauer Würger - So trank die DDR von Thomas Kochan, Aufbau Verlag, Berlin, 2011, S. 205


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Print Ein Artikel in einem Magazin oder einer Illustrierten wurde von jeder Band und jedem Künstler angestrebt, doch einmal im Rundfunk gespielt und erste Schallplatten veröffentlicht, hieß es noch lange nicht, dass auch ein Abdruck in einer Zeitschrift erfolgen würde, auf dem die Musiker auch noch zu sehen waren. Hier wird nur allzu deutlich, dass der Einfluss sozialistischer Denkmuster und der staatlichen Institutionen sehr groß war. Mit dem Aufkommen der Beatbewegung wird in den verschiedensten Magazinen gegen das befürchtete Entstehen eines Gammlertums und das Auftreten der langhaarigen jugendlichen Rowdy-Beatfans gewettert. Die Leipziger Volkszeitung titelte 1965 beispielsweise »Hemmungslos, aufgepeitscht, ungewaschen... – Anfänge, denen wir wehren wollen.« Nach dem darauf folgenden Verbot der Beatgruppen und einer hitzigen Phase der Jugendpolitik, kam es zu Beginn der 70er Jahre zu einer erneuten Entspannung – auch im den Printmedien. 1974 wurde das erste farbige Mittelposter der Puhdys in der Zeitschrift Melodie & Rhythmus publiziert. Doch egal wie viele Artikel und Poster in den Magazinen erschienen, das Größte für einen Jugendlichen in der DDR war das Sammeln von äußerst seltenen und schwer zu beschaffenden West-Zeitschriften wie der BRAVO, in denen Poster der wirklich großen Stars zu finden waren.

1946 wurde die Zeitschrift unter dem Namen »Der Rundfunk« gegründet, hieß ab 1953 »Unser Rundfunk«, ab 1959 »Funk und Fernsehen der DDR« und ab 1969 FF dabei. Sie erschien einmal wöchentlich – anfangs für 30 Pfennige, ab den 1970er Jahren für 50 Pfennige – und beinhaltete das aktuelle Hörfunk- und Fernsehprogramm sowie Artikel zu Unterhaltungsthemen. Mit bis zu 1,5 Millionen Exemplaren war sie die auflagenstärkste Zeitschrift der DDR.

Musik und Gesellschaft

Ursprünglich wurde diese Zeitschrift zur Schulung von FDJ-Funktionären seit 1945 verlegt, was sich über die Jahre hinweg allerdings änderte. Schon kurze Zeit später hatte es das Neue Leben zur populärsten Jugendzeitschrift geschafft, die monatlich für 80 Pfennige erworben werden konnte. Bereits 1968 erschienen die ersten farbigen A4-Poster in der Heftmitte, die anfangs jedoch bloß Schauspieler und DDR-Sportler zeigten. Das erste Poster einer Rockband von 1971 zeigte die Roten Gitarren – eine Formation aus Polen – kurz darauf folgten erste kleinere Artikel über einzelne Bands. Ab 1977 konnte das Interesse bei den Jugendlichen erneut gesteigert werden, als – ebenso wie in der Zeitschrift Melodie & Rhythmus – erste Berichte und Poster zu Stars aus den USA und der BRD erschienen.

Es handelte sich um eine monatlich im Henschel Verlag Ost-Berlin herausgegebene Zeitschrift. Die erste Ausgabe erschien im März 1951, zunächst herausgegeben durch die Staatliche Kunstkommission, ab 1954 dann durch den Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR. Die Musikzeitschrift vergab regelmäßig einen Schallplattenpreis.

Melodie & Rhythmus

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FF dabei

Melodie & Rhythmus ist eine Zeitschrift, die erstmals 1957 als Fachblatt für Tanz- und Unterhaltungsmusik in schwarzweiß erschien. Unter anderem wurden hier Erlebnisberichte von Tanzveranstaltungen aus dem gesamten DDR-Gebiet veröffentlicht. In den ersten Jahren verfolgte das Blatt die kulturpolitische Linie der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, doch dann wurde die inhaltliche Gestaltung aufgelockert mit Reportagen über nationale und (ab 1977) auch internationale Künstler, sowie mit Berichten über Neuerscheinungen. Ab 1974 erschienen sogar erstmals farbige Ausgaben, die jeweils ein farbiges Poster eines aktuellen Stars beinhalteten. Dabei kam es ebenfalls erst Mitte der 70er Jahre dazu, dass man langhaarige Rocker auf die Poster im Mittelteil druckte. Melodie & Rhythmus gehörte zu den beliebtesten und begehrtesten Zeitschriften der DDR. Aufgrund der Rationierung von Papier und geringer Druckereikapazitäten war sie jedoch meist schnell vergriffen.

Funkamateur Funkamateur war eine Monatszeitschrift, die sich den Belangen des Amateurfunks widmet. Sie veröffentlichte unter anderem Bauanleitungen, Artikel über Theorie und Praxis für Funkamateure und Hobbybastler. Gegründet wurde sie als Zeitschrift der Gesellschaft für Sport und Technik DDR und wurde herausgegeben durch den Militärverlag der DDR.

Neues Leben



Ein Beispiel für die umfangreichen Eingriffe der Rundfunklektorate in die Arbeit der Textverfasser: Aus dem von electra Anfang 1970 geschriebenen Text »Er hatte nicht die Ängste, wie die dicken Schreibtischhengste« wurde kurzerhand »Er hatte nur den matten Blick über Schreibtischplatten« gemacht. Als ich fortging...Das große DDR-Rockbuch von Christian Hentschel und Peter Matzke, Verlag Neues Leben, 2007, S. 74

Fernsehen Die Anfänge Der erste Fernseh-Rundfunkempfänger »Leningrad« wurde in der DDR 1952 verkauft. Zu Beginn musste man für dieses Gerät 3500 M bezahlen, wobei das durchschnittliche Monatseinkommen damals bei 300 M lag. Noch im selben Jahr begann das »öffentliche Versuchsprogramm« mit seiner Ausstrahlung und sendete täglich zwei Stunden ab 20 Uhr abends. Zu dieser Zeit waren jedoch lediglich 60 Geräte im Gebrauch, was sich bis 1958 deutlich änderte: nur sechs Jahre später zählte man über 300.000 Fernsehgeräte im Land. Im Sommer 1953 wurde das erste Sendestudio unter dem Namen Studio I in Berlin eröffnet, 1955 bereits das dritte. 1956 endete das Versuchsprogramm und die Ära des Deutschen Fernsehfunks (DFF) begann. 1958 wurde erstmals ein Vormittagsprogramm ausgestrahlt, das für diejenigen gedacht war, die abends arbeiten mussten und so am Morgen darauf eine Wiederholung im Fernsehen anschauen konnten. Für die Kinder wurde im selben Jahr auch noch das Sandmännchen eingeführt, dessen Abendgruß noch heute ausgesendet wird. Im Oktober 1969 ging schließlich das zweite Programm des Deutschen Fernsehfunks DFF 2 auf Sendung. Es handelte sich dabei um das erste Farbprogramm, das anlässlich des 20. Jubiläums des Bestehens der DDR den Betrieb aufnehmen durfte.

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Die Sendungen Im DDR-Fernsehen ausgestrahlte Jugendsendungen waren: von 1965-1973 Basar, von 1969-1973 Notenbank, Jugendclub und das einmal pro Monat erscheinende Rockmusikformat rund, welches anlässlich der Weltfestspiele produziert wurde. Am Samstagabend wurde ab 1972 außerdem die Unterhaltungssendung Ein Kessel Buntes im Ersten Programm des Fernsehens der DDR ausgestrahlt. Sie wechselte sich monatlich mit Da liegt Musike drin ab und stellte einen ernsthaften Konkurrenten zu den samstäglichen Sendungen der ARD und des ZDF dar. Gesendet wurde aus verschiedenen großen Hallen in der DDR wie dem Berliner Friedrichstadtpalast, dem Palast der Republik und dem Kulturpalast Dresden. Zu den immer wieder wechselnden Moderatoren zählten Wolfgang Lippert, Helga Hahnemann und

Hauff & Henkler. Auch internationale Berühmtheiten hatten hier die Möglichkeit aufzutreten – so bekam man auch im »Tal der Ahnungslosen« einmal ABBA zu Gesicht. Allerdings entsprachen alle diese Musiksendungen größtenteils nicht dem Geschmack der damaligen Jugend, sodass Anfang der 80er Jahre neue Formate geschaffen wurden. In der 1983 ins Leben gerufenen Sendung Stop Rock! waren erstmals in der DDR-Geschichte Musikvideos zu sehen, welche von den Zuschauern obendrein auf Plätze gewählt werden konnten. Damit bildete die Sendung eine Art Gegenstück zum West-Format Formel Eins und kürte Ende der 80er Jahre sogar das »Video des Jahres«. Im Jahr 1987 begann dann die Ausstrahlung von Drammss, eines an den Bedürfnissen der Jugend ausgerichteten Musikjournals, bei dem Diskussionen zu den Themen Rock und Pop im Mittelpunkt standen. Im Dezember 1985 lief das Jugendformat Klik an (stehend für »Klasse im Klub«), in dessen 45-minütiger Sendezeit Musikinterviews und Videoclips im Mittelpunkt standen. Erst kurz vor der Wende wurde dann die Sendung Elf 99 ausgestrahlt, deren Name sich von der Postleitzahl des Berliner Stadtteils Berlin-Adlershof (Sitz der Sendestudios des DFF) ableitete und für die Jugendlichen erstmals ein wahres Kontrastprogramm zum drögen DDR-Fernsehalltag bot. Die jeweils zweistündigen Sendungen mit dem Untertitel »Der Jugendnachmittag« beinhalteten einen Mix aus Nachrichten, Sportberichten und Musikvideos sowie eine Folge einer Fernsehserie. Da die Technik des DDR-Fernsehens veraltet war, wurde speziell für Elf 99 neue Technik bereitgestellt, die sonst nur zu Staatsbesuchen oder ähnlichen Ereignissen aus dem Ausland importiert wurde. Ein Novum war auch, dass die Sendung eigene aktuelle Fernsehnachrichtenbeiträge verfassen durfte – dies war bis dahin nur der Redaktion der Aktuellen Kamera gestattet. Sprungbrett war in den 1980er-Jahren eine Samstagabend-Fernsehshow des DDRFernsehens, in der Hartmut Schulze-Gerlach als Moderator junge Nachwuchskünstler der DDR präsentierte. Der zumeist erste Fernsehauftritt der jungen Talente machte sie im Rahmen eines Fernsehwettbewerbes einem breiteren Publikum bekannt. Das Da Capo der jeweiligen Sendung erhielt der Künstler, der in der Gunst des Publikums am höchsten lag, was mittels der ZuschauerZuschriften ermittelt wurde. Mit seiner einmaligen WiederwahlMöglichkeit innerhalb dieses Sendeformates folgte der zweite Auftritt im Fernsehen, diesmal als Gast der nächsten Sendung: Bong. Diese Sendung übertrug von 1983 bis 1989 immer donnerstags die DDR-Pop-Charts. In jeder Folge wurden dabei fünf neue Titel vorgestellt. Drei weitere wurden nach erfolgreicher Wiederwahl durch das Publikum mittels Zuschauer-Zuschriften aus der vorigen Sendung übernommen, deren Siegertitel dann den Silbernen Bong bekam. Die Wertungssendung hatte das zuvor ausgestrahlte Schlager-Studio mit Chris Wallasch abgelöst.


Weitere Sendungen waren: Achims Hitparade mit Schlagersänger Achim Mentzel, Burgparty mit Armin Mueller-Stahl, Das ist Musik für Sie, Die goldene Note, Ein Haus voll Musik, Herzklopfen kostenlos, die Talentshow mit Heinz Quermann, die Volks-und Schlagermusiksendung Im Krug zum grünen Kranze, Kinomusik mit Dagmar Frederic, die von Hauff & Henkler moderierte Volksmusiksendung Musikanten sind da, uvm.

Einschränkungen Der Fernsehfunk der DDR unterlag einer besonderen Bewachung durch die Staatsorgane. Neue Rock- oder Popmusik fand hier kaum Platz, da lediglich Musiker und Bands ausgewählt wurden, die politisch gesehen am unproblematischsten und zudem noch sehr beliebt waren. Bei den Musikern, denen es erlaubt war im Fernsehen zu spielen, durfte die Haarlänge bis in die Mitte der 70er Jahre eine bestimmte Grenze nicht überschreiten. Zudem war das rhythmische Hüpfen quer über die Bühne während der Aufzeichnung nicht gestattet. Generell war es einer Gruppe sowieso nur dann erlaubt im Fernsehen aufzutreten und auch Lieder auf Schallplatte aufzunehmen, wenn sie ein gutes Verhältnis zur Staatsführung hatte und sich den Richtlinien unterwarf. Durch die Tatsache, dass nahezu alle großen Veranstaltungshäuser dem Staat gehörten, war ein Auftritt nur für Bands möglich, die sich in gewissem Maße gut stellten.


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Lektorate Ziel der Musikpolitik des Rundfunks war es von Beginn an, zwischen den westlich geprägten Vorstellungen der Jugend und den Richtlinien der SED-Führung zu vermitteln, um ein für die Gesamtheit angenehmes Musik- und Unterhaltungsprogramm zu gestalten. Hierzu entschieden jeweils für einen Musikbereich (Kinder-/ Jugend- und Tanzmusik; Rock- und Popmusik; Volksmusik) zuständige Rundfunklektorate über die Annahme oder Ablehnung von Titeln, die von Künstlern aus In- und Ausland veröffentlicht werden wollten. Hierzu wurden sowohl die musikalische als auch die textliche Seite beleuchtet.

Radio Sitz des Rundfunks der DDR war von 1956 an (mit der Gründung des Staatlichen Rundfunkkomitees und der damit einher gehenden Zentralisierung ) das Funkhaus Nalepastraße in Berlin-Oberschöneweide. Daneben bestanden zahlreiche Funkhäuser und Studios in verschiedenen Städten der DDR. Bis 1968 gehörte auch der Deutsche Fernsehfunk (DFF), das spätere Fernsehen der DDR, organisatorisch zum Rundfunk der DDR. Kurz vor der Gründung der DDR nahm als erstes zentrales Programm der Deutschlandsender am 1. Mai 1949 seinen Programmbetrieb auf, der – entsprechend der damaligen Ausrichtung der DDRPolitik auf eine deutsche Einheit unter sozialistischen Vorzeichen – ein Programm für ganz Deutschland anbieten sollte.

Die Zahl der Sendestunden aller Sender stieg im Lauf der Jahre kontinuierlich an – so lag man 1965 noch bei insgesamt 63.716 Stunden Sendezeit, wovon allein 31.499 Stunden durch das Senden von Musik in Anspruch genommen wurden. Mitte der 1980er Jahre erfolgte dann ein Sprung von 72.025 Sendestunden auf rund 95.000. Auch der Anteil von musikalischen Beiträgen war gestiegen: 1989 lag dieser bei 48.953 Stunden pro Jahr.

Außerdem wurde der Großteil an Musikproduktionen ebenfalls in Form von Tonaufnahmen durch den Rundfunk kompensiert, Schallplattenfirmen spielten im Rahmen populärer Musik dabei eine eher untergeordnete Rolle. Eine Auswahl traf auch hier das betreffende Rundfunklektorat nach den Kriterien der »Wahrhaftigkeit und Übereinstimmung mit der Gesellschaft«*, des »Mitteilungswertes«*, des »ästhetischen Wertes«* und der »sozialen Korrektheit«*. Zudem waren staatlich festgesetzte Faktoren wie »Vielseitigkeit«* und »Originalität«* ausschlaggebend, um eine Alternative zu den als einseitig und primitv gewerteten Beatmusikstücken zu kreieren. Inhaltlich sollten vor allem politische Themen präsentiert werden, die den Idealen der SED-Parteiführung entsprachen und auch den Interessen der älteren Generationen gerecht wurden. Musikern, die nicht im Besitz einer Spielerlaubnis waren, war der Weg zu einer Rundfunkproduktion von vornherein versperrt. Bei einer Befürwortung durch das Lektorat konnte der betreffende Titel zunächst in diversen Sendungen gespielt werden. Außerdem war es den Musikern nun möglich Pauschalsummen abzurechnen und die Produktionskosten einzufordern. Die Lektorate entschieden zudem über die Tauglichkeit derer Titel, die im VEB Deutsche Schallplatten produziert wurden, insofern diese im Rundfunk gespielt werden sollten. Ebenfalls von den Rundfunklektoraten überprüft wurden Aufnahmen, die in Privatstudios aufgenommen wurden – deren Zahl nahm ab 1980 konstant zu. Dabei wurden erst mit dem Entstehen der Independentszene auch Titel der Anderen Bands publiziert, die nicht gerade staatskonform waren.

* Rotes Rockradio - Populäre Musik und die Kommerzialisierung des DDR- Rundfunks von Edward Larkey, LIT Verlag, Berlin, 2007, S. 64-65


Die Sender Radio DDR I Das Programm wurde mit der im August 1953 durchgeführten Rundfunkreform als ein Nachrichten- und Unterhaltungsprogramm für erwachsene Hörer eingeführt. Die wöchentlich ausgestrahlte Schlagerrevue mit Heinz Quermann wurde mit 36 Jahren die am längsten in Folge gesendete Rundfunk-Hitparade der Welt. In der Sendung Musikalische Luftfracht wurden jeden Donnerstag von 20:05 bis 21:00 Uhr eine Hand voll internationaler und brandneuer Titel vorgestellt. Diese Songs konnten dann für die darauffolgende Sendung in 14 Tagen per Postkarte von den Hörern gewählt werden. Nach einer Auslosung durch den Moderator (die von Zeit zu Zeit allerdings auch zugunsten von Interpreten aus den Bruderländern manipuliert wurde) wurden die fünf meistgewünschten Titel in nahezu voller Länge gespielt. Dies war eine Besonderheit, da in den meisten DDR-Hörfunk-Sendungen die Lieder nicht ausgespielt und häufig durch die Stimme eines Moderatoren unterbrochen wurden. In der Musikalischen Luftfracht war es fortan jedoch möglich, englischsprachige Titel aus Übersee und auch teilweise Westmusik stereophon aufzunehmen. Desweiteren lief auf Radio DDR seit 1972 die Tip-Parade.

Radio DDR II

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Das Programm existierte im Sender »Radio DDR« ab 1958 und galt als Kultur- und Bildungsprogramm für Erwachsene. Von 5-13 Uhr wurden täglich Regionalprogramme der 15 Bezirke der Deutschen Demokratischen Republik ausgestrahlt, wobei in den jeweils letzten drei Stunden die einzelnen Programme in der Regel zusammen geschaltet wurden (z.B. Leipzig/Halle/ Magdeburg und Dresden/Karl-Marx-Stadt).


Stimme der DDR Das Programm entstand am 14. November 1971 durch die Zusammenlegung des Deutschlandsenders mit dem zweiten Programm des Berliner Rundfunks Berliner Welle und war unter anderem für deutschsprachige Hörer außerhalb der Grenzen der DDR gedacht. Es hatte einen hohen Wortanteil und bot politische Informationen, Unterhaltung und Kultur. Am Montag, Mittwoch und Sonntag (später stattdessen am Samstag) von 19.10 bis 20.30 Uhr wurde hier Hallo, das Jugendjournal gesendet. Weiterhin gab es die dienstags ausgestrahlte Notenbude (eine Wunschmusiksendung) und die donnerstags laufende 50-minütige Wertungssendung Beatkiste zu hören. Letztere wurde zu Beginn von Schlagerstar Frank Schöbel moderiert. Außerdem war auf der Stimme der DDR die Tip Disko zu hören, sowie samstags die Sendung Vom Band fürs Band.

Berliner Rundfunk Der Berliner Rundfunk strahlte am 13. Mai 1945 noch unter der Bezeichnung »Radio Berlin« seine erste Sendung über den Mittelwellensender Berlin-Tegel aus und stand unter der Kontrolle der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland. Wenige Tage danach wurde er in »Berliner Rundfunk« umbenannt und war damit der älteste Rundfunksender der DDR. Der Sender hatte vor allem einen politischen Schwerpunkt und informierte über das Geschehen in der Hauptstadt Berlin. 1964 wurde das DDR-Jugendradio DT 64 als Bestandteil von »Stimme der DDR« und »Berliner Rundfunk« gegründet. Dessen erster Programmpunkt war das Deutschlandtreffen der Jugend, das schließlich als Namensgeber fungierte. Ab November 1971 wurde die programmeigene Wertungssendung DT Metronom ausgestrahlt. Erst ab 1986 wurde das Jugendradio als eigenständiges Programm anerkannt und durfte rund 20 Stunden täglich senden. Täglich von 14:00 -15:00 Uhr wurde die Sendung Duett – Musik für den Recorder ausgestrahlt, welche explizit zum Mitschneiden der Lieder gedacht war und in der zum Teil sogar ganze Platten gespielt wurden (was bei anderen Sendung zum Leid der Musikfans nicht der Fall war – einen Mitschnitt machte das ständige »Hereinplappern« des Moderatoren, unmöglich). Außerdem im Berliner Rundfunk veröffentlicht wurde das Schlagermagazin.

DT64

DT64 wurde zum Deutschlandtreffen der Jugend 1964 in Ost-Berlin als »Sonderstudio Deutschlandtreffen 1964« ins Leben gerufen und strahlte für die Teilnehmer des Festes 99 Stunden ununterbrochen ein Programm mit internationaler Musik und mit hohem Live-Anteil aus. Nachdem von Seiten des Publikums vermehrt darum gebeten wurde aus dieser einmaligen Produktion eine Sendereihe zu machen, übernahm der Berliner Rundfunk das Jugendstudio DT64 als erstes Radioprogramm der DDR, das sich gezielt an die Jugend richtete. Doch wie nicht anders zu erwarten, kritisierte Erich Honecker kurz darauf die Arbeit des Jugendsenders: »Über eine lange Zeit hat DT64 in seinem Musikprogramm einseitig die Beatmusik propagiert. In den Sendungen des Jugendsenders wurden in nicht vertretbarer Weise die Fragen der allseitigen Bildung und des Wissens junger Menschen ... außer acht gelassen.«

Dennoch lief der Betrieb weiter – 1970 wurde das Musikstudio ins Programm aufgenommen, welches die erste Hitparade darstellte, die nur Lieder aus sozialistischen Ländern präsentierte. 1980 wurde die Sendung Trend – Forum populärer Musik integriert, die neuartige Musikformen (wie New Wave und Reggae) präsentierte, sich aber auch der Mainstream-Popmusik widmete. Bis 1983 wurde neben dem auf der Stimme der DDR gesendeten Hallo, das Jugendjournal von 16.00 bis 19.00 Uhr DT64 im Berliner Rundfunk ausgestrahlt. Zu Beginn war das Programm nur in Berlin, später auch in der gesamten DDR zu hören. Nach der Einrichtung einer eigenen DDR-weiten UKW-Senderkette wurde die Sendung des Berliner Rundfunks DT64 am 7. März 1986 mit der Sendung Hallo, das Jugendjournal zu einem eigenständigen Sender zusammengelegt, der von 13 bis 24 Uhr zu empfangen war und sich vordergründig an die Jugendlichen richtete. Im Dezember 1987 wurde das Programmangebot auf täglich 20 Stunden ausgeweitet. Das Programm startete ab 4 Uhr mit dem Morgenrock. Sonnabends gab es internationale Hits mit den Charts aus der Bundesrepublik, UK und den USA. Beliebt war auch die aus dem Berliner Rundfunk übernommene Sendung Duett – Musik für den Rekorder. Ebenso waren Spezialsendungen wie Tendenz Hard bis Heavy, Maxi Stunde (sonntags 11–13 Uhr) und Electronics sehr beliebt. Nach der Zusammenlegung der beiden Sender konzentrierte sich die Beatkiste eher auf die Musiksparten Heavy Metal und Hardrock und die Sendung Metronom auf Schlager und Pop. In der Sendung Parocktikum wurde die Independent-Szene gefördert, der die sogenannten Anderen Bands angehörten. Weitere Sendungen waren unter anderem: die Jugendliedparade, die sich mit Folkloremusik beschäftigte, Jazz Panorama, die Podiumsdiskothek, Trend – ad libitum für Liebhaber der klassischen Musik, und Wünsch dir doch mal Tanzmusik aus dem Sender Stimme der DDR stammend.

Radio Berlin International RBI war der Auslandssender des Rundfunks der DDR. Er wurde im Mai 1959 offiziell gegründet, nachdem bereits seit April 1956 von Radio DDR fremdsprachige Sendungen produziert und ausgestrahlt worden waren. Der Sender strahlte unter anderem Programme auf Deutsch, Englisch, Französisch, Dänisch und Arabisch aus. Ziel des Senders war es, die Hörer in aller Welt über das Geschehen in der DDR zu informieren und ihnen den Staat und seine Ideologie näher zu bringen.


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1986 1987

01. You’re My Heart You’re My Soul ...................... Modern Talking 02. Live Is Life .................................................................... Opus 03. Rock Me Amadeus ....................................................... Falco 04. Maria Magdalena ....................................................... Sandra 05. We Don’t Need Another Hero ............................. Tina Turner 06. 19 .................................................................. Paul Hardcastle 07. Tarzan Boy ............................................................. Baltimora 08. Cheri Cheri Lady ........................................... Modern Talking 09. Theme From Rocky ............................................ Round One 10. Axel F. .................................................... Harold Faltermeyer

1988

01. I Just Called To Say I Love You ........................... Stevie Wonder 02. Big In Japan ............................................................ Alphaville 03. Such A Shame ......................................................... Talk Talk 04. Self Control ................................................... Laura Branigan 05. Relax ............................................. Frankie Goes To Hollywood 06. Two Tribes ..................................... Frankie Goes To Hollywood 07. High Energy .................................................. Evelyn Thomas 08. Send Me An Angel ................................................. Real Life 09. Neverending Story ..................................................... Limahl 10. Only You .......................................................... Flying Pickets

01. Voyage Voyage ....................................................... Desireless 02. I Wanna Dance With Somebody .................. Whitney Houston 03. La Isla Bonita ........................................................... Madonna 04. You Win Again ........................................................ Bee Gees 05. It’s A Sin .......................................................... Pet Shop Boys 06. You’re The Voice ............................................. John Farnham 07. Crockett’s Theme ............................................... Jan Hammer 08. Never Gonna Give You Up ................................. Rick Astley 09. Reality ...................................................... Richard Sanderson 10. Sweet Sixteen ......................................................... Billy Idol 01. Girl You Know It’s True ........................................ Milli Vanilli 02. Im Nin’Alu ............................................................. Ofra Haza 03. Okay ................................................................................ O.K. 04. Macho Macho ............................................ Reinhard Fendrich 05. Ella Elle L’a ......................................................... France Gall 06. A Groovy Kind Of Love ..................................... Phil Collins 07. Yeke Yeke ............................................................ Mory Kante 08. The Twist ................................................................. Fat Boys 09. Don’t Worry, Be Happy ................................... Bobby McFerrin 10. My Love Is A Tango ............................... Guillermo Marchena

1989

01. What A Feeling ...................................................... Irene Cara 02. Major Tom ....................................................... Peter Schilling 03. I Like Chopin ............................................................ Gazebo 04. Juliet ..................................................................... Robin Gibb 05. Moonlight Shadow ............................................. Mike Oldfield 06. 99 Luftballons ............................................................... Nena 07. Sunshine Reggae ...................................................... Laid Back 08. Bruttosozialprodukt ....................................... Geier Sturzflug 09. Blue Monday ........................................................ New Order 10. Baby Jane ........................................................... Rod Stewart

01. Lessons In Love ........................................................ Level 42 02. Jeanny .......................................................................... Falco 03. Wonderful World ................................................. Sam Cooke 04. Midnight Lady ................................................ Chris Norman 05. The Final Countdown ............................................... Europe 06. Touch Me ........................................................ Samantha Fox 07. Venus ................................................................ Bananarama 08. Ohne Dich ................................................ Münchner Freiheit 09. Rage Hard ..................................... Frankie Goes To Hollywood 10. When The Going Gets Tough ............................. Billy Ocean

01. Das Omen ...................................................... Mysterious Art 02. Lambada ..................................................................... Kaoma 03. The Look .................................................................. Roxette 04. Looking For Freedom ................................. David Hasselhoff 05. Swing The Mood ................................................. Jive Bunny 06. The First Time ...................................................... Robin Beck 07. Like A Prayer .......................................................... Madonna 08. She Drives Me Crazy ............................... Fine Young Cannibals 09. Pump Up The Jam ........................................... Technotronic 10. Lullaby .......................................................................... Cure

1990

1981

1980

01. Sun Of Jamaica ....................................... Goombay Dance Band 02. Another Brick In The Wall ...................................... Pink Floyd 03. Santa Maria ........................................................ Oliver Onions 04. Weekend .............................................................. Earth & Fire 05. Funkytown .............................................................. Lipps Inc. 06. Take That Look Off Your Face ............................. Marti Webb 07. Matador ...................................................... Garland Jeffreys 08. Der Nippel ........................................................... Mike Krüger 09. Xanadu ............................................... Olivia Newton-John & ELO 10. D.I.S.C.O ................................................................. Ottawan

1982

1979

01. So bist Du ......................................................... Peter Maffay 02. Born To Be Alive ......................................... Patrick Hernandez 03. El Lute ...................................................................... Boney M. 04. Heart Of Glass ........................................................... Blondie 05. Pop Muzik .......................................................................... M 06. We Don’t Talk Anymore ...................................... Cliff Richard 07. Bright Eyes ........................................................ Art Garfunkel 08. I Was Made For Lovin’ You ............................................. Kiss 09. A Walk In The Park ....................................... Nick Straker Band 10. YMCA ............................................................. Village People

01. Maid Of Orleans ........................................................... OMD 02. Adios Amor ........................................................... Andy Borg 03. Words ....................................................................... FR David 04. Da Da Da ...................................................................... Trio 05. Skandal im Sperrbezirk ............................. Spider Murphy Gang 06. Der Kommissar ............................................................. Falco 07. Ein bißchen Frieden .................................................... Nicole 08. Ich will Spaß ............................................................. Markus 09. Ebony & Ivory ....................... Paul McCartney & Stevie Wonder 10. Rosemarie ............................................................. Hubert Kah

1983

1978

01. Das Lied der Schlümpfe ....... Vader Abraham und die Schlümpfe 02. Rivers Of Babylon ................................................... Boney M. 03. You’re The One That I Want . John Travolta & Olivia Newton-John 04. Mull Of Kintyre ........................................................... Wings 05. Night Fever ............................................................... Bee Gees 06. Stayin’ Alive .............................................................. Bee Gees 07. Follow Me .......................................................... Amanda Lear 08. Baker Street ..................................................... Gerry Rafferty 09. One For Me, One For You ....................................... La Bionda 10. Love Is In The Air ......................................... John Paul Young

01. Dance Little Bird ................................................ Electronica’s 02. Stars On 45 .......................................................... Stars On 45 03. Fade To Grey ............................................................... Visage 04. Bette Davis Eyes .................................................... Kim Carnes 05. Angel Of Mine .................................................... Frank Duval 06. In The Air Tonight ............................................. Phil Collins 07. Ja wenn wir alle Englein wären ................. Fred Sonnenschein 08. Hands Up ................................................................ Ottawan 09. Shaddap You Face .................................................. Joe Dolce 10. Kids In America ..................................................... Kim Wilde

1984

1977

01. Yes Sir I Can Boogie .................................................. Baccara 02. Living Next Door To Alice .......................................... Smokie 03. Orzowei ’............................................................ Oliver Onions 04. Ma Baker .................................................................. Boney M. 05. Magic Fly ..................................................................... Space 06. Oh Susi ............................................................. Frank Zander 07. Don’t Cry For Me Argentina ......................... Julie Covington 08. Knowing Me Knowing You ........................................... Abba 09. Porque Te Vas ........................................................... Jeanette 10. Queen Of China-Town ..................................... Amanda Lear

Hitparaden 1975 - 1990 WEST

1985

1975 1976

01. Mississippi ................................................................ Pussycat 02. Fernando ........................................................................ Abba 03. Daddy Cool .............................................................. Boney M. 04. Die kleine Kneipe ........................................... Peter Alexander 05. Schmidtchen Schleicher ........................................... Nico Haak 06. Rocky .................................................................. Frank Farian 07. Let Your Love Flow ...................................... Bellamy Brothers 08. Ein Bett im Kornfeld .......................................... Jürgen Drews 09. Girls Girls Girls ............................................................ Sailor 10. A Glass Of Champagne ............................................... Sailor

01. Paloma blanca ......................................... George Baker Selection 02. Griechischer Wein .............................................. Udo Jürgens 03. Fox on the Run ...................................................... The Sweet 04. SOS ............................................................................... Abba 05. Only You Can .................................................................. Fox 06. Tu T’en Vas ............................... Alain Barriere & Noelle Cordier 07. I Can Help ............................................................. Billy Swan 08. Shame, Shame, Shame ................................ Shirley & Company 09. Lady Bump ....................................................... Penny McLean 10. Deine Spuren im Sand ............................ Howard Carpendale

01. Verdammt ich lieb’ Dich .................................. Matthias Reim 02. Nothing Compares 2 U ................................ Sinead O’Connor 03. The Power .................................................................... Snap 04. Kingston Town ............................................................ UB 40 05. Tom’s Diner ........................................... DNA & Suzanne Vega 06. Ooops Up ..................................................................... Snap 07. Infinity ................................................................. Guru Josh 08. It Must Have Been Love ........................................... Roxette 09. I Can’t Stand It ............................................... Twenty 4 Seven 10. Enjoy The Silence ............................................. Depeche Mode


1985 1986 1987

01. Puhdys ................................................................. Rockerrente 02. Puhdys ..................................................................... Das Buch 03. Stern Meißen ................................................... Was fang ich an 04. Berluc ............................................................... Die Erde lebt 05. electra ........................................ 4 Milliarden in einem Boot 06. Silly ............................................. Ein Lied für die Menschen 07. Karat ............................................. Und der Mond schien rot 08. Jessica ...................................................... ich beobachte dich 09. electra .................................................................. Nie zuvor 10. Prinzip .................................................. Laß uns Farben sehn

01. City ....................................................................... Casablanca 02. Karussell ....................................................... Als ich fortging 03. Stern Meißen ........................................................... Ich bin frei 04. Ralf Bursy ............................ Wenn ich dich nicht halten kann 05. IC ................................................................. Mann im Mond 06. Ralf Bursy .......................................... In der Tiefe der Nacht 07. Ralf Bursy ................................................... Wind im Gesicht 08. Amor & die Kids ............................................... Komm doch mit 09. Karat ................................................................. Glocke 2000 10. Stern Meißen ........................................................... Eine Nacht

1988

01. Berluc ..................................................................... No Bomb 02. City ......................................................................... Glastraum 03. Puhdys .................................................................... Sehnsucht 04. Silly ................................................................. Mont Klamott 05. Puhdys ..................................................................... TV-Show 06. Stern Meißen .............................................. Wir sind die Sonne 07. Berluc ....................................................................... Gradeaus 08. Dialog ................................................................. Denke daran 09. Karat .............................................................. Falscher Glanz 10. Dialog ........................................................................... 9-6-3

01. Stern Meißen .......................................................... Nicht allein 02. Ralf »Bummi« Bursy ............................................... Feuer im Eis 03. IC ........................................................................ Wunderland 04. Silly ........................................................... Bataillon d’Amour 05. Ralf »Bummi« Bursy ...................................... Eh die Liebe stirbt 06. Rosalili ....................................................................... Rosalili 07. Dieter Birr ..................................................................... Intim 08. Stern Meißen ................................................. Schnee und Erde 09. Stern Meißen .......................................................... Eine Nacht 10. Puhdys ......................................................... Ohne Schminke

01. Rockhaus ............................................................ Ich liebe dich 02. Ralf Bursy .................................................. Schläfst du schon 03. Stern Meißen ............................................................. Schönheit 04. Ralf Bursy ........................................................... Kalte Augen 05. Berluc ..................................................................... Ganz nah 06. Berluc .................................................................. Nach Hause 07. Karussell ......................................................... Kleine Frauen 08. Rockhaus ......................................................... Nur aus Liebe 09. IC ................................................................................. Janine 10. Stern Meißen ............................................................... Die Welt

1989

01. Puhdys .......................................................... Der Außenseiter 02. Karat ................................................................. Marionetten 03. Stern Meißen ................................................. Leben möcht ich 04. Stern Meißen ...................................................... Stundenschlag 05. Berluc ........................................................... Glaube an dich 06. Metropol ................................... Und ich sehn mich nach dir 07. Karat .................................................................... Jede Stunde 08. Berluc ................................................ Öffne ich mein Fenster 09. Puhdys ................................................................. Jahreszeiten 10. Puhdys ............................................................. Schattenreiter

01. Perl ......................................................... Zeit, die nie vergeht 02. Stern Meißen ............................................................. Mein Weg 03. Prinzip .......................................................................... Mama 04. Puhdys ............................................................. Schlaf mit mir 05. Stern Meißen ........................................................ Starmädchen 06. Karat ........................... Hab den Mond mit der Hand berührt 07. Prinzip ............................................................... Komm zu mir 08. Stern Meißen .............................................................. Harlekin 09. City ........................................................ Mir wird kalt dabei 10. Puhdys ...................................... Rock’n’Roll ist mein Begleiter

01. Rockhaus ......................................................... Mich zu lieben 02. Ralf Bursky ....................................................... Lebensroulette 03. Karussell ......................................................... Schattenkreuze 04. Puhdys ............................................................... Kleiner Planet 05. Silly .............................................................. Verlorene Kinder 06. IC ....................................................................... Regenbogen 07. IC ......................................................................... Keine Lust 08. Petra Zieger .............................................................. Übermut 09. Pankow .................................................. Gib mir ein Zeichen 10. Puhdys .............................................................. Neue Helden

1990

1980

f

1981

01. Puhdys ........................................... Doch die Gitter schweigen 02. Stern Meißen ................................................................ Die Sage 03. Karat ............................................ Wenn das Schweigen bricht 04. Karussell .................................................................. Autostop 05. Magdeburg ............................................ Was wird morgen sein 06. Karat ................................................................ Gewitterregen 07. Karussell .......................................... Ehrlich will ich bleiben 08. Prinzip .......................................................... Flieg, flieg Engel 09. Gerd Christian ....................................................... Sag ihr auch 10. Puhdys .................................... So nah am Leben, nah am Tod

1982

01. Karat .............................................................. König der Welt 02. Karat ........................................ Über 7 Brücken mußt du gehn 03. Puhdys .................................................................. Wilde Jahre 04. City .......................................... Der King vom Prenzlauer Berg 05. Karussell ......................................................... Entweder, oder 06. Stern Combo Meißen ............................................ Der weite Weg 07. Berluc ............................................. Hallo Erde, hier ist Alpha 08. Holger Biege ........................................... Sagte mal ein Dichter 09. Karat .............................................................. Rock’n’Roll Fan 10. Karussell ................................................................. Fenster zu

01. Puhdys ........................................................................ He John 02. Karat ............................................................ Der blaue Planet 03. Puhdys ................................................... Was vom Leben bleibt 04. Puhdys .......................................................... Fern von Zuhaus 05. Stern Meißen ...................................... Der Eine und der Andere 06. Karussell .................................................. Das einzige Leben 07. electra ...................................................... Der Scheidungstag 08. Magdeburg ......................................................... Vorsicht Glas 09. Karat ........................................................................... Tiefsee 10. Berluc ........................................................... Bermudadreieck

1983

01. Puhdys ................................................................... Erinnerung 02. City ........................................................................ Am Fenster 03. Puhdys ........................................................... Alt wie ein Baum 04. Puhdys ................................................... Wenn Träume sterben 05. Karat ................................................................... Märchenzeit 06. Karat ................................................................... Das Monster 07. Stern Combo Meißen ...................................................... Der Alte 08. Veronika Fischer ............................................ Nein Doktor nein 09. Puhdys ................................................................. Perlenfischer 10. Lift ...................................................................... Jeden Abend

01. Lift .................................................. Am Abend mancher Tage 02. electra ................................................................... Erinnerung 03. Puhdys ........................................................................ Melanie 04. Karat .............................................................. Schwanenkönig 05. electra ....................................................................... Das Bild 06. Stern Meißen .................................. Also was soll aus mir werden 07. Karat ............................................................. Magisches Licht 08. Neumis Rock Circus .................................................. Der Clown 09. Puhdys ................................................... Bis ans Ende der Welt 10. Karussell .............................................................. Mc Donald

1984

1977

1975 1976

01. Puhdys ..................................................................... Lebenszeit 02. Veronika Fischer ................................................. Hänschen groß 03. Karat ........................................................... Suche ein Zimmer 04. Puhdys .................................................. Lachen und Schweigen 05. Karat ............................................................. Abendstimmung 06. Puhdys ................................................................... Einsamkeit 07. Lift ................................................................ Wasser und Wein 08. Karat ................................................................... So ’ne Kleine 09. Wir ....................................................................... Gartenparty 10. Veronika Fischer ........................... Daß ich eine Schneeflocke wär

1978

Hitparaden 1975 - 1990 Ost

1979

01. Veronika Fischer .................................................. In jener Nacht 02. Kreis ................................................. Doch ich wollte es wissen 03. Veronika Fischer .................................................... Auf der Wiese 04. Puhdys ........................................................... Langstreckenlauf 05. Schubert-Formation ................................................. Sommer adé 06. Prinzip ............................................................ 7 m Seidenband 07. GRH-Projekt ........................................................ Bruder da vorn 08. Brot & Salz ................................................................ Nie zuvor 09. Nina Hagen ............................................................... Was denn? 10. Veronika Fischer ................................................ Klavier im Fluß

01. Rockhaus .................................................................... Wohin? 02. Keimzeit ................................................................... Irrenhaus 03. Karussell ...................................................................... Marie 04. Merlin .............................................................. After The War 05. Viper .................................................................. Tomb of Lies 06. Skeptiker .................................................. Strahlende Zukunft 07. Maschine & Männer ....................................... Du braver Soldat 08. Veronika Fischer ........................................................... Medley 09. Rockhaus ............................................. Tanzen (auf der Mauer) 10. Herbst in Peking ......................................... Bakschischrepublik




120 – 121

Literatur verzeichnis / Bauhaus, Andreas (1994). Jugendpresse-, hörfunk und -fernsehen in der DDR – Ein Spagat zwischen FDJ-Interessen und Rezipientenbedürfnissen. Inaugural – Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster / Berg, Michael (2001). Materialien zur Musikgeschichte der DDR. Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena der Hochschule für Musik »Franz Liszt« Weimar und der Friedrich-SchillerUniversität Jena / Bickelhaupt, Thomas (2009). DDR ein fernes Land 1949-1990. C.J. Bucher Verlag GmbH, München / Bimberg, Siegfried (1984). Sing mit, Pionier! 5. Auflage, VEB Friedrich Hofmeister Verlag, Leipzig / Bisky, Lothar (1980). Geheime Verführer – Geschäft mit Shows, Stars, Reklame, Horror, Sex. 2. Auflage, Verlag Neues Leben, Berlin / Bisky, Lothar (1976). Massenmedien und ideologische Erziehung der Jugend. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin / Bisky, Lothar (1985). Massenmedien und kapitalistische Kulturindustrie – Thematische Information und Dokumentation. Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED, Berlin / Bisky, Lothar (1984). The Show must go on – Unterhaltung am Konzernkabel. Rock, Film, Fernsehen, neue Medien. Verlag Neues Leben, Berlin / Boehlke, Michael und Gericke, Henryk (2005). Too much Future – Ostpunk – Punk in der DDR 1979-89. Künstlerhaus Bethanien GmbH, Berlin / Brockhaus, Heinz Alfred und Niemann, Konrad (1979). Musikgeschichte der DDR 1945-1976 – aus Sammelbände zur Musikgeschichte der DDR Band V. Verlag Neue Musik, Berlin / Dörfel, Michael (2011). Jazz und Literatur in der DDR – Eine Untersuchung ausgewählter Beispiele. 1. Auflage, Akademische Verlagsgemeinschaft München, München / Friedrich, Walter; Förster, Peter und Starke, Kurt (1999). Das Zentralinstitut für Jugendforschung Leipzig 1966-1990 – Geschichte, Methoden Erkenntnisse. edition ost, Berlin / Fröde, Bernd (2010). Schulmusik in der Sowjetischen Besat-

zungszone und in der DDR bis Anfang der 1960er Jahre – Zwischen fachorientierter Tradition und ideologischer Okkupation. Institut für musikpädagogische Forschung, Hannover / Fröde, Bernd; Jank, Birgit und Lange, Eckart (2002). Über sieben Brücken musst du gehen – Beiträge vom dritten Wissenschaftlichen Kolloquium zur DDR-Schulmusikerziehung in Halle 2002. GfBB-Verlag, Bad Kösen / Galenza, Ronald und Havemeister, Heinz (1999). Wir wollen immer artig sein – Punk, New Wave, HipHop, Independent-Szene in der DDR 1980-1990. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag GmbH, Berlin / Gerlach, Caroline (1984). Popmusik – Country, Beat, Folk, Blues, Rock, Schlagerm Reggae, New Wave. 1. Auflage, VEB Lied und Zeit Musikverlag, Berlin / Gerlach, Caroline (1981). Untersuchungen zur Tanzmusik in der DDR – Beiträge zur musikwissenschaftlichen Forschung in der DDR. 1. Auflage, VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig / Hentschel, Christian und Matzke, Peter (2007). Als ich fortging – Das große DDR-Rock Buch. Verlag Neues Leben, Berlin / Hopf, Helmuth und Sonntag, Brunhilde (1989). Im Osten nichts Neues – Zur Musik in der DDR. Florian Noetzel Verlag, Wilhelmshaven / Janssen, Wiebke (2010). Halbstarke in der DDR – Verfolgung und Kriminalisierung einer Jugendkultur. 1. Auflage, Christoph Links Verlag GmbH, Berlin / John, Hans und Stephan, Günther (1988). Musikstudium – Musikpraxis – Beiträge zu Theorie und Praxis der Erziehung und Ausbildung von Musikern und Musikpädagogen in der DDR. 1. Auflage, Verlag Neue Musik, Berlin / Kaiser, Paul und Petzold, Claudia (1997). Bohème und Diktatur – Gruppen Konflikte Quartiere 1970-1989. Verlag Fannei & Walz / Kirchenwitz, Lutz (1993). Folk, Chanson und Liedermacher in der DDR – Chronisten, Kritiker, Kaisergeburtstagssänger. Dietz Verlag Berlin GmbH, Berlin / Kirchenwitz, Lutz (1982). Lieder und Leute – Die Singebewegung der FDJ. Verlag Neues Leben, Berlin


/ Kochan, Thomas (2011). Blauer Würger – So trank die DDR. 1. Auflage, Aufbau Verlag, Berlin / Larkey, Edward (2007). Rotes Rockradio – Populäre Musik und die Kommerzialisierung des DDR-Rundfunks. LIT Verlag, Berlin / Leitner, Olaf (1983). Rockszene DDR – Aspekte einer Massenkultur im Sozialismus. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Hamburg / Lepetit, Friederike (2006). Weihnachten – ein sozialistisches Friedensfest – Christliche Motive und Traditionen im Musikunterricht der DDR am Beispiel des Weihnachtsfestes. Edition Kirchhof & Franke, Leipzig und Berlin / Noeske, Nina und Tischer, Matthias (2010). Musikwissenschaft und Kalter Krieg – Das Beispiel DDR. 1. Auflage, Böhlau Verlag GmbH, Köln / Noeske, Nina (2007). Musikalische Dekonstruktion – Neue Instrumentalmusik in der DDR. 1. Auflage, Böhlau Verlag GmbH, Köln / Pehlemann, Alexander und Galenza, Ronald (2006). Magnetbanduntergrund DDR 1979-1990 – Spannung. Leistung, Widerstand. Verbrecher Verlag, Berlin / Politische Hauptverwaltung der Nationalen Volksarmee (1970). Singt mit uns – kämpft mit uns! – Lieder für die Singebewegung der Nationalen Volksarmee. / Rauhut, Michael (1993). Beat in der Grauzone – DDR-Rock 1964 bis 1972 – Politik und Alltag. 1. Auflage, BasisDruck Verlag GmbH, Berlin / Rauhut, Michael und Kochan, Thomas (2009). Bye Bye, Lübben City – Bluesfreaks, Tramps und Hippies in der DDR. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag GmbH, Berlin / Schmidt, Anne-Kristin (2005). Musik als Werkzeug der Indoktrination – Am Beispiel der Festouvertüre 1948 von Ottmar Gerster und dem Mansfelder Oratorium von Ernst Hermann Meyer. Are Musik Verlag GmbH, Mainz / Sekretariat des Präsidiums des Kulturbundes der DDR (1979). Unterhaltungsmusik und ernste Musik - Isolation oder Integration – Konferenz der Zentralen Kommission Musik der Präsidialrates der Kulturbundes der DDR 1978. Kulturbund der DDR, Berlin

/ Sell, Rüdiger (1988). Kleine Liedkunde. 1. Auflage, Volk und Wissen VEB Verlag, Berlin / Sporn, Christiane (2007). Musik unter politischen Vorzeichen – Parteiherrschaft und Intrumentalmusik in der DDR seit dem Mauerbau – Werk- und Kontextanalysen. PFAU-Verlag, Saarbrücken / Steffens, Helmut (1977). Musikland DDR. 1. Auflage, Verlag Neue Musik, Berlin / Tischer, Matthias (2009). Komponieren für und wider den Staat – Paul Dessau in der DDR. Böhlau Verlag GmbH & Cie Köln Weimar Wien, Köln / Tischer, Matthias (2005). Musik in der DDR – Beiträge zu den Musikverhältnissen einer verschwundenen Staates. Verlag Ernst Kuhn, Berlin / Trültzsch, Sascha und Wilke, Thomas (2010). Heißer Sommer – Coole Beats – Zur populären Musik und ihren medialen Repräsentationen in der DDR. Peter Lang GmbH, Frankfurt am Main / Ulrich, Andreas und Wagner, Jörg (1993). DT64 – Das Buch zum Jugendradio 1964-1993. 1. Auflage, Thom Verlag Leipzig GmbH, Leipzig / Vinke, Hermann (2008). Die DDR – Eine Dokumentation mit zahlreichen Biodgrafien und Abbildungen. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH, Ravensburg / Wicke, Peter (1987). Anatomie des Rock. 1. Auflage, VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig / Wilke, Thomas (2009). Schallplattenunterhalter und Diskothek in der DDR – Analyse und Modellierung einer spezifischen Unterhaltungsform. Leipziger Universitätsverlag GmbH, Leipzig / Winkler, Kalle (1985). Made in DDR – Liedermacher unerwünscht. Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt am Main / Wolle, Stefan (2009). Grundwissen DDR kompakt. 1. Auflage, DDR Museum Verlag GmbH, Berlin / Zentralrat der FDJ (1984). Sing mit Pionier – Liederbuch der Jungpioniere. 1. Auflage, VEB Friedrich Hofmeister Musikverlag, Leipzig


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ressum

im // Idee / Konzept / Text / Layout / Illustration // AnneKatrin Hilbert / www.annkahi.de // Betreuung // Prof. Burkard Vetter / Prof. Alexandra Kardinar // Druck / Verarbeitung // Print Com / Erlangen-Tennenlohe // Š 2012 Bachelor of Arts / Design // Alle Rechte vorbehalten. Jede Nutzung oder Verwertung der Inhalte ist nur in Absprache mit der Herausgeberin erlaubt.






Als Walter Ulbricht vom Schluss machen mit der Monotonie des gefürchteten »Je, Je, Je« sprach, dachte man, das Schicksal einer westlich geprägten Unterhaltungsmusik in der DDR sei besiegelt. Doch auch im Osten Deutschlands fanden Beat, Rock und Punk ihren Platz in der Gesellschaft, wenn auch oft nur als Nischenprodukte. Mein illustriertes Buch gibt einen kleinen Einblick in das komplette Spektrum der Unterhaltungsmusik in der DDR, ohne dabei das »Drumherum« zu vergessen. Es ruft die wichtigsten Bands und Musiker einer längst vergessenen Zeit wieder in Erinnerung, geht auf Schwierigkeiten und Repressionen ein und lädt nicht zuletzt immer wieder zum Schmunzeln ein.


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