Sprechstunde Dezember 2010

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schlafapnoe

Atemwege offenbleiben und die nächtlichen Atemaussetzer mit den entsprechenden Weckreizen unterbleiben. Die heutigen Geräte sind äusserst geräuscharm und stören kaum noch. Und sie sind intelligent: Sie messen die Atmung und passen das erforderliche Druckniveau automatisch an. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase stellen die meisten Betroffenen erleichtert fest, dass sich die Symptome tagsüber rasch zurückbilden und sich eine neue, dynamische Lebensqualität einstellt. Auch die Risiken für Herz und Hirn bilden sich zurück. Blutdruck und Diabetes lassen sich besser regulieren. Wenn jemand die nächtliche Überdruckbeatmung trotz guter Beratung und der nötigen Gewöhnungszeit nicht erträgt, gibt es Alternativen wie individuell angepasste Kieferorthesen, welche den Unterkiefer während der Nacht vorverlagern. Operationen sollen nur in Ausnahmefällen durchgeführt werden. Die Gaumensegeloperationen, die in den 90er Jahren noch sehr beliebt waren, sind wegen ihrer geringen Erfolgsquote und hohen Rate an unerwünschten Folgen zu Recht in Verruf geraten. |

Diabetes und Schlafapnoe Das Schlafapnoe-Syndrom: Bis vor ein paar Jahren war diese Krankheit noch kaum ein Begriff. Jetzt zeigen neuste Studien übereinstimmend, wie dramatisch die Situation wirklich ist: Zwischen fünfzig und sechzig Prozent der übergewichtigen Diabetiker – und das ist die grosse Mehrheit – leiden an einer ernsthaften nächtlichen Atmungsstörung, ohne dass sie es wissen. Je grösser der Bauchumfang, desto häufiger und desto ernster ist die Erkrankung. Schlafapnoe und Diabetes sind für die Gesundheit eine gefährliche Mischung. Meistens kommen noch Bluthochdruck und erhöhte Cholesterinwerte dazu. Kritischer Punkt ist die Insulinresistenz, also das verminderte Ansprechen des Organismus auf das körpereigene Insulin. Das erstaunt nicht, wenn man bedenkt, dass Menschen mit einer Schlafapnoe Dutzende, oft sogar Hunderte Male pro Nacht in Alarmsituationen geraten, in denen

unablässig Stresshormone freigesetzt werden, welche den Stoffwechsel auf den Kopf stellen und zu Insulinresistenz und damit zu mangelnder Verwertung des Blutzuckers führen können. Resultat ist ein massiv erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Weil der Anteil der Diabetiker mit nicht diagnostizierter Schlafapnoe so extrem hoch ist, muss von jetzt an bei allen Diabetikern nach einer nächtlichen Atmungsstörung gefahndet werden, auch wenn keine ersichtlichen Symptome vorliegen. Eine schnelle Risikoerkennung ist heute mit einer einfachen ambulanten Untersuchung möglich. Dem Patienten wird eine Nacht lang ein kleines Gerät zur Verfügung gestellt. Es zeichnet alle relevanten Daten über die Atmung auf. Schon am nächsten Morgen wird die Aufzeichnung am praxiseigenen PC vollautomatisch analysiert und interpretiert.

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