MEDI-LEARN Zeitung 02/2010

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Reformstudiengänge

Berlin Hannover

Bochum

Köln Aachen

Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte

ZEITUNG

Mannheim

Mehr Praxisnähe und problemorientiertes Lernen wollen Reform- und Modellstudiengänge an mehreren deutschen Universitäten bieten. Vorklinik und Klinik werden zusammengeführt und „Organe kompakt“ unterrichtet. Wir informieren ausführlich über die Neuerungen im Medizinstudium in Berlin, Hannover und weiteren fünf Städten.

Heidelberg

Mehr dazu auf den Seiten 6 und 7

Ausgabe 02/10 ∙ März/ April 2010 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de ∙ ISSN 1860-8590 ∙ 1,90 €

Arzt an Bord! Famulatur auf der MS Marco Polo

Sponsoring fürs Studium Stipendium der KVS Sachsen

Vorsicht beim Uni-Wechsel Irrungen und Wirrungen beim Studienplatztausch

Einmal auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten, das ist ein Berufstraum vieler Menschen. Isabel Haberer durfte zumindest einmal „hineinschnuppern“ und berichtet von fünf Wochen auf hoher See, dem medizinischen Arbeiten an Bord und von vielen eingewachsenen Fußnägeln.

Nicht für jedes Stipendium muss man ein Uni-Überflieger sein: In Sachsen werden Studenten ab dem Klinischen Abschnitt gesponsert, wenn sie sich auf den Facharzt für Allgemeinmedizin festlegen und nach dem Studium vier Jahre im ärztearmen Ost-Bundesland arbeiten.

Viele Medizinstudenten landen an der „falschen“ Uni und wollen so schnell wie möglich wechseln. Nicht selten gilt das Prinzip Hoffnung bei der Tauschpartnersuche. Wie viel bei Ringtausch, Direktbewerbung, Härtefallbeantragung und Co. schief gehen kann, hat Elisabeth Blank selbst erlebt.

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Arzt ist man nicht, Arzt wird man! Statusmeldung aus der Notaufnahme von Elisabeth Freitag

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s ist Mitternacht. Die rot leuchtenden Zahlen des Weckers symbolisieren das schneckengleiche Dahinschleichen der Zeit. Eine Straßenlaterne der Zufahrt zur Notaufnahme spendet Licht. Ich erkenne die jalousiengemusterte Silhouette der drei Spinte von meiner Liege aus. In spannender Erwartung, was wohl diese Nacht noch bringen wird, sitze ich auf meiner Pritsche – zu aufgeregt, um zu schlafen. Es ist der dritte Dienst während meines PJ-Tertials in der Unfallchirurgie. Medizin, wie man sie sich immer vorgestellt hat: Rasant, schnell, blutig. Bilder von Wunden vor die Augen zu bekommen, wie ich sie mir nicht vorzustellen vermochte. Abgetrennte Gliedmaßen, arterielle Blutungen, Thoraxdrainagen, Beckenstabilisationen noch im REA-Raum. Medizin am Limit. Dann endlich: Das Jalousienmuster des Spints blinkt blau. Adrenalin, darauf habe ich gewartet. Ein neuer Patient. Die Ruhe vor dem Sturm, durchbrochen von hastigen Schritten. Wieder wird es um alles gehen. Oder so: Es ist Mitternacht. Die rot leuchtenden Zahlen des Weckers symbolisieren das schneckengleiche Dahinschleichen der Zeit. Eine Straßenlaterne der Zufahrt zur Notaufnahme spendet Licht. Ich erkenne die jalousiengemusterte Silhouette der drei Spinte von meiner Liege aus. Wieder kneife ich die Augen zu. Es wird doch wohl

möglich sein, hier einzuschlafen und die Nacht rumzubekommen. Dienstzimmer oder heimisches Bett – das darf jetzt keine Rolle spielen. Augen zu und durch. So liege ich auf meiner Pritsche so ruhig und säuberlich sortiert wie nur möglich. Die Dienstkleidung soll nicht allzusehr vom Schlaf gezeichnet sein. Klar, hätte es mir auch gemütlicher machen und mich einkuscheln können, doch um mich ordentlich anzuziehen, wäre ich später viel zu hektisch. So muss ich nur noch den Kittel überwerfen und bin fertig. Werde dann eh zur Genüge damit beschäftigt sein, die Nerven zu behalten, durchzuatmen und einen Fuß vor den anderen zu setzen, nicht wissend, welches Schicksal und welcher Anblick mich da draußen erwartet. Vielleicht habe ich Glück

und es ist nur eine Platzwunde zu versorgen. Oder nicht, und das Leben wendet sich innerhalb von Minuten ins

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Sterben. Medizin an meinem Limit. Das Jalousienmuster des Spints blinkt blau. Ich sehe das durch meine geschlossenen Augen. Adrenalin, nun muss ich raus. Die Ruhe vor dem Sturm, durchbrochen von hastigen Schritten. Wieder wird es um alles gehen. In der letzten Woche schließlich sah ich einer großen Zahl von Herz-Echos zu. Das stellte ohne Frage den langweiligsten Teil der Famulatur dar. Sehr zufrieden war ich jedoch darüber, dass ich mit den Residentes über die gesamte Famulatur hinweg fast täglich 50-60 EKGs befundete, so dass ich hier viel gelernt habe. Außerdem ließen wir es uns nicht nehmen, uns einmal gegenseitig

KITZEL WIRD ERWARTET

Abgebrüht oder mulmig?

Kennen Sie solche Erzählungen? Und falls ja, welche der beiden begegnete Ihnen in Ihrem Studienalltag bisher häufiger? Und was meinen Sie: Welcher der Studenten wird der bessere Arzt werden? Der, der in (blutiger) Vorfreude den nächsten dramatischen Fall kaum erwarten kann. Fortsetzung auf Seite 2

Kicken für den guten Zweck Schon zum dritten Mal fand Ende 2009 der MedCup in Gießen statt. Bei dem Turnier geht es nicht nur ums sportliche Kräftemessen und Ablenkung vom Lernen, sondern auch darum, viel Geld zu sammeln. Und welches Team empfiehlt sich für Jogis Kader? Wir verraten es dir! S. 02

Studium

Die erkaufte Chance

Gesellschaftliches Arztbild: Affinität zu Blut und Nervenkitzel. Mit solchen Situationen umgehen zu können, ist jedoch eine Frage des Trainings.

Gemeinsames Symposium an der Universität Tübingen von Britta Hoffmann-Kobert (idw)

as Medizinstudium ist bei Abiturienten nach wie vor beliebt. Jährlich beginnen mehr als 12.000 junge Frauen und Männer ein Medizinstudium in Deutschland. Die Medizinstudenten sind zumeist hochmotiviert und identifizieren sich intensiv mit dem Arztberuf. Folglich brechen im Vergleich zu anderen Studienrichtungen auch deutlich weniger Studenten ihr Studium ab. Also alles bestens im deutschen Medizinstudium? Weit gefehlt. Denn schon lange steht das „Paukstudium Medizin“ (Tagesspiegel) in der Kritik. Nicht nur zahlreiche Medizinstudenten selbst sind mit ihrer Ausbildung Quo vadis, Medizinstudium?

AFFINITÄT ZU BLUT UND NERVEN-

Inhalt

Medizinstudium 2.0: Reformen & Perspektiven D

EKGs zu schreiben und zu befunden. An meinem letzten Arbeitstag nahm sich der verantwortliche Arzt sogar die Zeit, ein Belastungs-EKG an mir durchzuführen. Sozusagen als Abschiedsgeschenk!

unzufrieden. Auch Professoren und Wissenschaftsverbände, Kliniken und Berufsvereinigungen kritisieren die mangelnde Qualität der medizinischen Lehre und sehen Defizite wahlweise in den wissenschaftlichen oder praktischen Fähigkeiten der Absolventen medizinischer Fakultäten. Vor dem Hintergrund des immer stärkeren ökonomischen Drucks im Bereich der Krankenversorgung sowie der stetig steigenden Erwartungen an die Exzellenz der Forschung (Exzellenzinitiative) droht die Qualität der Lehre zunehmend ins Abseits zu geraten. Immer mehr Absolventen entscheiden sich nach dem Medizinstudium für einen anderen Berufsweg als den des Arztes. Muss das Medizinstudium also grundsätzlich umgebaut werden? Müssen Praxisanteile verstärkt, Fall- und Problem-basierte Lernangebote ausgebaut werden? Wie kann es gelingen, Medizinstudierende für die Wissenschaft zu gewinnen? Können die vielerorts entstehenden Reformstudiengänge

den hochgesteckten Erwartungen gerecht werden? Und wie können neue Lehr- und Lerntechnologien dabei helfen, die komplexen Lerninhalte didaktisch sinnvoller und nachhaltiger zu vermitteln? Welche Rolle spielen Communities, mobile Anwendungen, Wikipedia, Online-Kurse und Google? Diese Fragen und Aspekte sind Gegenstand einer eintägigen Veranstaltung zu den Perspektiven des Medizinstudiums in Deutschland, zu der die Thieme Verlagsgruppe gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen sowie dem CHE einlädt. Renommierte Vertreter aus Politik und Verbänden, Lehre und Forschung sowie Studenten und Experten aus der Welt der (digitalen) Medien werden hier die Anforderungen, Rahmenbedingungen und exemplarische Lehrprojekte vorstellen. Es wird diskutiert und Bilanz gezogen, welche Reformen und Innovationen das Medizinstudium in Deutschland zukunftsfähig machen können. Mehr Informationen: www.medizinstudium-2-0.de

Medizinstudenten, die sich in ihr Studium einklagen, müssen zum Teil sehr hohe Kosten für diesen Weg auf sich nehmen. So ist nicht nur das Klischee, so ist es auch. Zumindest im Falle von Antje Sachwitz – wie sie selbst schildert. Und zugleich feststellt: Warum soll sie eine Chance nicht ergreifen, wenn sie sich ihr bietet? S. 05

Recht

Vergangen ist nicht vergessen Vergangen ist nicht vergessen – und längst nicht verjährt, nur weil lange zurückliegend: Drei Jahre können Patienten in der Regel Ansprüche aus Behandlungsfehlern geltend machen. Doch die Verjährung beginnt nicht ab dem Behandlungstermin, sondern ab der Kenntnis seitens des Patienten. S. 09

Vorklinik

Sichtbarer Erfolg bringt Spaß Präppen: Das steht beim Medizinstudenten bei Studienbeginn auf der Agenda. Die erste Leiche, das erste Mal Aufschneiden, das mulmige Gefühl davor – da müssen alle durch. Doch wenn sich Routine einstellt und Aufgaben erfolgreich gemeistert werden, macht es Spaß, berichtet unser Interviewpartner. S. 08

Ausland

Auswandern? Abgesagt Fjorde, Rentiere und skandinavisches Flair: Norwegen ist zweifellos schön. Doch die Arbeitswelt, die Annerose Müller erlebte, war alles andere als idyllisch. Sie berichtet von Ärzten mit zuviel Freizeit, von schlechter Patientenversorgung und verrät, dass sie sogar einmal aus dem Krankenhaus verwiesen wurde, ohne einen Fehler gemacht zu haben. S. 10


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Studenten aufgepasst!

Die 3. Auflage der Skriptenreihe mplett o k d n u Neu arbeitet! über

Statusmeldung aus der Notaufnahme Fortsetzung von Seite 1 Oder der, dem es allein bei dem Gedanken, bald wieder in der Mitte von Tumult und medizinscher Aufregung zu stehen, mulmig wird? Nicht selten wird von einem Medizinstudenten oder jungen Mediziner automatisch eine übergroße Affinität zu Blut und Nervenkitzel erwartet. Das gesellschaftliche Arztbild ist von der Vorstellung geprägt, dass wir, die wir uns für den Arztberuf entschieden haben, von generell abgebrühterem Naturell sind. Ich selbst habe mich mal während eines Besuches bei meiner Großmutter spektakulär in den Finger geschnitten und lag dann kurzerhand mit den Beinen nach oben in ihrer Küche auf dem Fußboden. Sie lachte erst und dachte, ich erlaube mir einen Spaß. Doch als sie dann merkte, dass es mir tatsächlich nicht gut ging, begegnete sie dem mit echter Entrüstung. Wie könne ich als werdende Medizinerin denn beim Anblick von Blut in die Knie gehen?

Empathie gewinnt Oberhand

Das brachte mich zum Zweifeln an meiner gefühlten medizinischen Berufung. Hatte Sie Recht? Muss ich eine (genetische) Disposition zur Blut- und Dramatikliebe haben, nur weil ich mich ent-

schieden habe, Arzt zu werden? Und wie sehen die Situationen aus, in denen die schwarze Wand vor den Augen auftaucht und man sich langsam entfernt und ahnt, dass der Fußboden bald näher als die Senkrechte ist? Es sind nicht selten Kleinigkeiten, die überfordern. Situationen, in denen die Empathie die Oberhand gewinnt und sich ein Mitleiden daraus entwickelt. Auf einmal kann man sich zu sehr vorstellen, wie sich beispielsweise eine Verletzung für den Patienten anfühlt. Und schon verliert sich die emotionale Distanz und an ihrer Stelle steht plötzlich die Handlungsunfähigkeit.

EIN BILD SCHREIT NICHT VOR SCHMERZ Oder es sind Situationen, in denen selbst die kühnste Vorstellung von Verletzung plötzlich übertroffen wird und unsereins, gebannt und schockiert, nicht mehr reagieren kann. Es ist eben nicht das Gleiche, ob beispielsweise ein Dekubitus im Chirurgiebuch oder real betrachtet wird. Ein Bild hinterlässt keine geruchlichen Eindrücke und schreit auch nicht vor Schmerz. Doch plötzlich hat man das Dilemma: Der, der eigentlich in jeder medizinischen Situation als letzter standhaft

Ein Volltreffer! Der MedCup in Giessen Fachschaft Medizin Gießen

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icht nur den Blutdruck, sondern auch ihre Kräfte messen die Giessener Mediziner: Schon zum dritten Mal richteten die Studenten der Medizinischen Fakultät der Justus Liebig-Universität im Dezember 2009 ein Turnier rund um das runde Leder aus. 16 Mannschaften trafen hier aufeinander, die um den begehrten Fakultätspokal wetteiferten. „Der MedCup ist zum einem wichtigen und vor allem netten Bestandteil unseres Fakultätslebens geworden, ein Highlight, bevor es in die Weihnachtsferien geht“, berichtet Yon Wachsmuth, der das alljährliche Turnier mit organisiert. Das ist nicht übertrieben: Satte 1.000 Zuschauer zog das sportliche Event am Nikolaustag 2009 in die Halle Kugelberg.

Viel Geld für Gutes

Neben dem sportlichen Wettstreit und ein wenig Ablenkung vom Medizinstudenten-Alltag dient das Turnier vor allem der Unterstützung von medizinischhumanitär arbeitenden Organisationen. Mit Hilfe der Sponsoren (natürlich ist auch MEDI-LEARN mit von der Partie!), den Teilnahmegebühren der Mannschaften, dem Verkauf von Speisen und Getränken sowie diverser Aktionen kamen rund 3.000 Euro an Spendengeldern zusammen. Eine großartige Sache, liebes MedCup-Team! Über die Spenden dürfen sich zu gleichen Teilen die beiden Organisationen „Aid That Helps“ und das „Medinetz Gießen“ freuen. „Aid That Helps“ unterstützt mit seinem Spendenanteil über das Projekt „another hope“ eine Schule in

bleiben sollte, knickt ein. Das dann eintretende Gefühl kommt einer beruflichen Existenzangst schon sehr nahe. Es bleibt der Eindruck der eigenen Schwäche und Unzulänglichkeit. Die Eignung zum Arztberuf bekommt ein dickes Fragezeichen.

Frage des Trainings

Auch wenn es in einer solchen Situation kaum glaubhaft zu machen ist, so bin ich davon überzeugt, dass alles eine Frage des Trainings ist. Vor allem, in einer schockierenden, blutigen oder dramatischen Situation eine gewisse Distanz zu bewahren. Der Schlüssel zum Erfolg liegt hierbei nicht darin, sich eine besonders emotionslose Betrachtungs- oder Umgangsweise anzueignen. Ängste werden nicht durch einen lockeren Spruch oder zynischen Kommentar besiegt. Der Schlüssel zur Distanz liegt im medizinischen Wissen und der fachlichen Kompetenz. Ist in einer Notfallsituation das eigene Handeln oder Mithelfen gefordert, so wird der Anblick von Blut oder der Eindruck des vor Schmerzen stöhnenden Patienten meist erträglicher. Wohingegen die Tür zur nahenden Ohnmacht sehr schnell geöffnet wird, wenn man nur als passiver Beobachter einer solchen Situation ausgeliefert ist.

Ghana, deren 60 Schüler damit ein Jahr garantierte Schulausbildung inklusive Materialien erhalten. Die von den örtlichen Medizinstudenten geleitete Giessener Niederlassung des Medinetzes leistet eine medizinische Grundversorgung illegaler Einwanderer.

Knappe Entscheidungen

Damit die Fans gut unterhalten wurden und entsprechend viel Geld durch Getränke, Würstchen und mehr zusammenkommen konnte, legten sich die Teams mit insgesamt 130 Spielern ordentlich ins Zeug. Im Viertelfinale mussten alle Begegnungen per Strafstoß entschieden werden, so dicht lag die Leistung der Teams Jassar Arafat, Rakete Gaffky, Kevin Gomez, FC Freundschaft, Gegen, FC Palästina und Alladinokokken beieinander. Im Finale bezwang das Kombi-Team Giessen feat. Mainz mit Medizinstudenten beider Unis dann den FC Palästina mit 1:0 und sicherte sich den Pokal.

Blut: Gefahr

Seit Evolutionsgedenken, ist der Anblick von Blut ein Ausdruck der Bedrohung. Der Lebenssaft fließt weg – nun heißt es: Gefahr. Es grüßt die Erinnerung an den Biologieunterricht: Überleben durch das Reaktionsprinzip „fight or flight“. Lohnt es sich zu kämpfen, oder rette ich mein Fell durch Flucht? Sehe ich beim Notfall im REARaum oder beim Unfall auf der Landstraße Blut und erlebe den leidenden Artgenossen, so ist es sehr fraglich, ob es aus evolutionärer Sicht ein egoistisches Motiv gäbe, das mich auffordert, mit Begeisterung in dieser Situation zu verweilen. Was ist, wenn der Löwe noch irgendwo lauert? Was soll ich Zentrum der Gefahr? Wir müssen uns also antrainieren zu bleiben, wenn wir helfen wollen. Trainieren, dem Fluchtinstinkt ein Schnippchen zu schlagen. Wobei der eine nun mehr und der andere vielleicht weniger Training benötigt. Fortsetzung im Digitalen Nachschlag (s. S.12) Wir verlosen Fallbuch Anästhesie von Thieme – einfach Namen eintragen und schon bist du dabei: www.medi-learn.de/gw291

Glückwunsch! Neben den studentischen Mannschaften nahmen auch Teams aus medizinischen Berufen und dem Umfeld des Uniklinikums teil.

Anstoß: 5. Dezember 2010

Der nächste Termin steht schon fest: Am 5. Dezember 2010 ist erneut Anstoß in der Halle Kugelberg. Und Studi-Teams aus anderen Medizin-Städten sind gerne gesehen! „Wir würden uns sehr freuen, nach Mainz, die schon seit 2008 dabei sind, weitere Städte bei uns begrüßen zu können“, so Yon Wachsmuth. Interessenten können sich einfach über die Kontaktdaten auf der Homepage melden. Mehr Teilnehmer können nie schaden – denn je größer das Turnier, desto mehr Gelder kommen am Ende für gute Zwecke zusammen. Soviel ist sicher: MEDI-LEARN ist als Sponsor wieder mit dabei, wenn in Gießen das Runde ins Eckige muss!

Sponsoren gesucht!

Wollen auch Sie den MedCup Giessen und seine Spendenprojekte unterstützen? Die Giessener Medizinstudenten freuen sich auf Ihre Anfrage. Yon Wachsmuth: „Wir haben viel Unterstützung erfahren bei unserem Projekt. Von Kommilitonen, Professoren und Werbepartnern. Unser Ziel war es unsere Leidenschaft für den Fußball mit unserer Leidenschaft für die Menschen zu verbinden. Als Medizinstudenten verspüren wir vielleicht besonders stark den Drang zu helfen, weil wir wissen, wie wenig manchmal ausreichen kann um ein Leben zu retten und wie schlimm die Folgen sein können wenn selbst dieses Wenige nicht zur Verfügung steht. Aus diesem Grund haben wir dieses Projekt ins Leben gerufen, aus diesem Grund wenden wir uns an Sie, um es am Leben zu erhalten und dadurch die Arbeit der ausgewählten Initiativen zu unterstützen. Damit am Ende jeder gewinnt!“

Das Gehirn Median geschnitten, 5-teilig. Qualität von 3B Scientific. Preis:

132,09 €

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So sehen Sieger aus! Das Kombi-Team Gießen feat. Mainz

Mehr Informationen: MedCup Giessen, 5. Dezember 2010 Anmelde- und Sponsoring-Informationen unter: www.medcup-giessen.de


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Arzt an Bord! Eine Famulatur auf der MS Marco Polo von Isabel Haberer

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chon bei der Ankunft in Warnemünde war die MS Marco Polo kaum zu übersehen. Sie lag mit einem weiteren Kreuzfahrtschiff im kleinen Hafen und erwartete ihre Gäste. Ich bekam gleich am Gate meine Boarding-Card, wurde durch den ukrainischen Security Officer einem kurzen Sicherheitscheck unterzogen und erhielt eine Wegbeschreibung zum Medical Center. Unterwegs in den schmalen Gängen wurde ich glücklicherweise schon von einer weiß gekleideten Person mit Funker in der Hand abgefangen: „Isabel, richtig? Schön, dass du schon da bist!“ Der Pfleger Patrick begleitete mich und mein großzügiges Gepäck für vier Wochen durch den rumpelnden Bauch der Marco Polo. Er berichtete mir, dass unser Schiffsarzt, Dr. Schöll, auch gerade erst eingetroffen sei. Von Haus aus Allgemeinmediziner in Stuttgart, sollte er auf dieser Reise nun auch zum ersten Mal als Schiffsarzt aktiv werden.

Eigene Außenkabine

Ich bezog meine recht großzügige Kabine, die ich alleine bewohnen durfte. Dies ist für Bordpersonal bei weitem keine Selbstverständlichkeit: Viele Mitarbeiter mussten sich zu viert oder gar zu sechst in einer Kabine stapeln. Somit konnte ich mich über meine Außenkabine, mit großem Bad und einem Kleiderschrank, der größer ist als mein eigener, wirklich nicht beschweren. Die Marco Polo ist ein Kreuzfahrtschiff der etwas älteren Generation. Ihre Jungfernfahrt trat sie bereits in den sechziger Jahren an. Im April 2008 wurde der CruiseLiner schließlich von Transocean-Tours übernommen, wieder flott gemacht und durchlebt nun in gewisser Weise seinen zweiten Frühling. Etwa 800 Passagiere haben auf der Marco Polo Platz, hinzu kommen rund 350 Mitarbeiter. Das Schiff besitzt zwei Restaurants und fünf Bars. Alle Mahlzeiten sowie die meisten Getränke sind für mich als Crewmitglied frei. Nur Cocktails und Weine an der Bar müssen selbst bezahlt werden. Ich durfte mich auf dem Schiff wie ein Passagier frei bewegen und auch Einrichtungen wie Fittness-Center und Bibliothek benutzen. Patrick gab mir gleich ein Funkgerät, sodass ich immer erreichbar war, wenn das Medical-Team zum Einsatz kommen musste. Die regulären Öffnungszeiten des Schiffshospitals waren jeweils

morgens und abends. Die Zeiten waren immer etwas unterschiedlich und richteten sich nach den Anlegezeiten in den Häfen.

BOARD-HOSPITAL IST EHER MIT ALLGEMEINARZTPRAXIS VERGLEICHBAR

Gleich am ersten Abend, noch vor dem Ablegen aus dem Warnemünder Hafen, waren wir als Medical-Team schon außerplanmäßig gefordert: Der Zustand einer Passagierin mit Pankreaskarzinom verschlechterte sich zunehmend, sodass Dr. Schöll die Entscheidung traf, sie auszuschiffen und in eine Klinik zu bringen. Das Board-Hospital ist nicht für die Versorgung schwer kranker Patienten ausgerichtet, sondern eher mit einer durchschnittlichen Allgemeinarztpraxis vergleichbar. Patienten, die intensivmedizinisch betreut oder zügig operiert werden müssen, werden deshalb schnellstmöglich in ein nahe liegendes Krankenhaus gebracht. Nach diesen ersten Turbulenzen konnte unsere Reise nun endlich beginnen!

Zusatzjob: Lollipop

Wir steuerten zunächst das Baltikum an. Das erste Ziel war die Estnische Hauptstadt Tallin. Nach Absprache mit Patrick oder Dr. Schöll konnte ich jederzeit von Board gehen und das raue Baltikum auf mich wirken lassen. Es bestand jedoch auch die Möglichkeit, sich einer Reisegruppe der Marco Polo anzuschließen und als „Lollipop“ darauf zu achten, dass keiner der Passagiere auf der Erkundungstour verloren geht. Das ExcursionTeam war für diese zusätzliche Unterstützung immer sehr dankbar, und ich profitierte von den Infos der erfahrenen Reiseleitung. Nicht immer jedoch ist Landgang drin: Jede Woche nämlich fin-

det auf der Marco Polo ein Safety Drill für die Crew statt. Dabei werden Notsituationen simuliert, beispielsweise ein Brand oder eine Überschwemmung auf dem Schiff, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Die Passagiere sind dabei in der Regel an Land und bekommen von den Crew Drills wenig mit.

Mit Vomex bewaffnet

Nachdem wir Tallin hinter uns gelassen hatten, durchquerte die Marco Polo die Ostsee und nahm Kurs auf St. Petersburg, Helsinki, Stockholm und zuletzt Kopenhagen. Die Gäste dieser ersten Reise waren hauptsächlich englischsprachig, was mir die Gelegenheit gab, auch mein Medical English etwas aufzupolieren.

DER WEG DURCH DIE GÄNGE WURDE ZUM HÜRDENLAUF Auf der Rückreise nach London – dort hatte die Tour begonnen – musste im Nord-Ostsee-Kanal eine weitere Patientin ausgeschifft werden. Sie hatte sich nach einem Sturz an der Außenrailing eine suprakondyläre Humerusfraktur zugezogen und musste nun in ein Krankenhaus gebracht werden. Nach der Durchquerung des Kanals folgte der erste Tag auf der rauen Nordsee, und mit ihm die ersten Fälle von Seekrankheit, von der wir in der ruhigen Ostsee bisher weitestgehend verschont geblieben waren. Wir bewaffneten uns mit VomexKurzinfusionen und schritten zur Tat: Der Weg durch die engen Gänge und Aufzüge – hier brachten Crewmitglieder in weiser Voraussicht Spucktüten entlang der Handläufe an – wurde mit einem Arm voll Infusionsmaterial zum Hürdenlauf! In den folgenden Tagen gewöhnten sich jedoch auch die anfälligen Passagiere an den Seegang und der Bedarf an Vomex oder MCP sank erheblich.

Breites Erkrankungsspektrum

In London nahm die Marco Polo neue Passagiere für die nächste Reise auf. Im Verlauf der nächsten Wochen auf dem Schiff, in denen wir Irland,

Schottland, England, Norwegen und Dänemark umschifften, mussten wir uns mit einem breiten Erkrankungsspektrum auseinandersetzen: Von Dermatitis Solaris, hypertensiver Entgleisung und Harnverhalt über Menstruationsbeschwerden, allergische Reaktionen, Angina Pectoris bis zu vaginalen Blutungen in der Schwangerschaft war fast jede medizinische Fachrichtung gefragt. Zur Durchführung eines Heimlich-Manövers waren wir gezwungen als sich ein Passagier beim Captains-Dinner an einer Garnele verschluckte. Auch die Oberst-Leitungsanästhesie lernte ich zu Genüge kennen, da wir eine Vielzahl eingewachsener Zehennägel zu behandeln hatten. Kaum ein Tag verging ohne den obligatorischen eingewachsenen Zehennagel, sei es bei Passagier oder bei einem Crew-Member. Die reinste Seuche auf dem Schiff!

Auf die Sinne angewiesen

Mein Aufenthalt auf der Marco Polo endete nach viereinhalb Wochen in Kiel. Ich verabschiedete mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Weinend, weil die gesamte Crew auf dem Schiff einfach toll war und man sehr nett und herzlich aufgenommen wurde. Zudem lernte ich vor allem, was Untersuchungstechniken in der Medizin betrifft, sehr viel. Umso mehr, als an Bord nur eine begrenzte medizintechnische Ausstattung vorhanden ist und man in der Diagnosestellung somit auf seine Sinne und die Anamnese angewiesen ist. Und lachenden Auges, weil man sich nach fast fünf Wochen auf See darauf freut, in einem Bett auf festem Boden zu schlafen und wieder ein bisschen mehr Unabhängigkeit zu haben. Ich kann eine Famulatur auf dem Schiff jedem nur empfehlen! Es war eine atemberaubende Erfahrung die ich keinesfalls missen möchte! MEDI-LEARN PODCAST Diesen Artikel gibt es online auch als Audio-Datei zum Download unter: www.medi-learn.de/podcast

In den Foren gelauscht

Hausmittelchen

Bei Husten, Schnupfen und Heiserkeit muss es nicht gleich die chemische Keule sein. Hausmittelchen „von Großmüttern empfohlen“ und andere Alternativen zum ziellosen Tablettengebrauch findet ihr im MEDI-LEARN-Forum: Ingwer gegen Erkältung, Nelken gegen Zahnschmerzen und die korrekte Anwendung von warmem Bier. Ist dein Geheimtipp schon dabei? www.medi-learn.de/MF5190

Freundlichkeit im Beruf

Foren-Userin „Mirona“ feilt an ihrem Auftreten als Ärztin. Sie ist keine gute Small-Talkerin und möchte ihren Umgang mit älteren Patienten optimieren. Für die gute Absicht wird sie gleich mit zahlreichen Tipps belohnt. Auch der Umgang mit „35-45-jährigen Powerfrauen“ und „Banker-Versicherungs-Typen, die nach dem Oberarzt fragen“, wird diskutiert. Und was tun mit Patienten, die hauptsächlich wegen des sekundären Krankheitsgewinns und nicht wegen der Krankheit selbst vorbei kommen? www.medi-learn.de/MF54532

Medizinstudium und 20-Stunden-Job

Nicht jeder Student kann sich über BAföG oder elterliche Zuwendungen freuen. Gerade Zweitstudenten müssen sich häufig mit einem Job über Wasser halten. „Chrisoph1982“ zum Beispiel möchte an sein Psychologie- noch ein Medizinstudium dranhängen. Er müsste aber nebenbei 20 Stunden pro Woche arbeiten. Ist das überhaupt möglich? Was andere Jobber für Erfahrungen gemacht haben, kannst du hier nachlesen: www.medi-learn.de/MF29856

Stellen frei

Kollegen gesucht! Einzelne ForenUser kamen auf die Idee, freie Stellen an ihrem Krankenhaus einfach in einem Thread anzubieten. Verschiedenste Assistenzarzt-Stellen in Deutschland und der Schweiz sind so zusammen gekommen. Informationen zu Freizeitwert, Bezahlung und Schwerpunkten der Klinik stehen meistens dabei. Wenn du eine Stelle suchst, könntest du hier fündig werden: www.medi-learn.de/MF50062

Nach dem Studium zur Bundeswehr

„Es gibt zwar zahlreiche Threads zum Studium bei der Bundeswehr“ schreibt ein Mediziner, der sein Studium fast beendet hat. Aber es gibt keinen aktuellen Thread zum Arbeiten bei der Bundeswehr. Denn auch, wer zivil studiert hat, kann sich als Sanitäts-Offizier bewerben. Leider gibt es dazu wenige Informationen. Antworten auf „Wie ist das Auswahlverfahren?“, „Wie die Wahlmöglichkeiten und die Bezahlung?“, „Sind Auslandseinsätze Pflicht?“ und weitere Fragen kannst du in diesem Thread diskutieren: www.medi-learn.de/MF55073

Sicherheit weltweit Mit dem neuen Haftpflichtschutz ins Pflegepraktikum, in die Famulatur oder ins Praktische Jahr. www.aerzte-finanz.de

Beim Arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff wird der Mediziner mit einem breiten Erkrankungsspektrum konfrontiert


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Intensivkurs Physiologie (Elsevier)

Kurz notiert

von Birgitt Alpers

Prävention von Hautkrebs und Hautalterung

Melatonin ist als „Schlafhormon“ bekannt und wird als Medikament gegen Jetlag eingenommen. Neueste Forschungen enthüllen eine weitere Funktion: Es kann freie Radikale unschädlich machen und so die Entstehung von Hautkrebs und die Hautalterung bremsen. „Melatonin könnte als Creme aufgetragen werden“, so PD Dr. Tobias Fischer, Dermatologe der Uni Lübeck. Das ist vor allem ein Hoffnungsschimmer für Patienten, die Immunsuppressiva einnehmen und dadurch ein besonders hohes Risiko haben, an Hautkrebs zu erkranken.

Anstieg vermeidbarer Krankheiten

Die Stiftung Kindergesundheit engagiert sich gegen die zunehmende Impfmüdigkeit. Durch Forschung und die Verbreitung wissenschaftlich gesicherter Informationen räumt sie unbegründete Mythen und Vorbehalte gegen Impfungen aus. Noch immer halten viele Menschen Krankheiten für ausgestorben (Diphterie, Polio) oder für behandelbar (Tetanus, Tollwut), die es nicht sind. Die Stiftung informiert Eltern, beantwortet häufig gestellte Fragen und klärt über Bedeutung und Sicherheit von Impfungen auf.

alle für das Physikum relevanten Inhalte kurz und knapp behandelt. Gleichzeitig dient das Buch zur Wiederholung für Klausuren, Testate und andere Prüfungen. Zielgruppe Der neue Hick wendet sich an Studenten der Vorklinik. Er deckt den gesamten Gegenstandskatalog für Physiologie ab und kann sowohl als Lehrbuch als auch als Repetitorium oder Kurzlehrbuch vor der Prüfung genutzt werden. Vorkenntnisse sind nicht notwendig und werden – falls sie relevant sind – kurz besprochen.

Titel: Intensivkurs Physiologie Autoren: Christian Hick, Astrid Hick Verlag: Elsevier ISBN: 978-3-437-41892-1 Preis: 36,95 €

Kurzbeschreibung Im „Intensivkurs Physiologie“ werden

Das Herz Detailtreue Anatomie zum Anfassen. Qualität von 3B Scientific. Preis:

40,46 €

Jetzt animiert unter: www.3bscientific.de

Aufbau Die Gliederung in 20 Hauptkapitel mit jeweils mehreren Unterkapiteln teilt die physikumsrelevante Stofffülle in fassbare Einheiten auf. Das Inhaltsverzeichnis gibt den Inhalt der Kapitel und der Unterkapitel wieder. Im Hick werden unnötige Wiederholungen vermieden.

Fazit Der „Intensivkurs Physiologie“ von Hick ist zwar nicht als Kurzlehrbuch deklariert, dennoch kann man ihn als solches zum Wiederholen vor Prüfungen sehr gut benutzen. Allerdings kann man den Hick nicht als Lehrbuch benutzen, da die Ausführungen teilweise zu knapp sind. Von diesem Buch verlosen wir unter allen Teilnehmern ein Exemplar – einfach Namen eintragen und schon bist du dabei: www.medi-learn.de/gw292

von Sandra Reber

Vater-Sohn-Autorenduos Florian Lang (Professor an der Uni Tübingen und Mitherausgeber des Standardwerks SchmidtLang „Physiologie des Menschen“) und Philipp Lang verspricht kompaktes Basiswissen aller prüfungsrelevanten Themen der Physiologie. Wissen und Verständnis der grundlegenden Mechanismen werden in kurzer und einprägsamer Weise vermittelt.

Titel: Basiswissen Physiologie Autoren: Florian Lang, Philipp Lang Verlag: Springer ISBN: 978-3-540-71401-9 Preis: 29, 95 €

Kurzbeschreibung Das Buch „Basiswissen Physiologie“ des

Zielgruppe Es richtet sich gezielt an Studenten in der Prüfungsvorbereitung, insbesondere für das Physikum, eignet sich aber auch prinzipiell als Einstieg in die Thematik für Studenten in der Vorklinik. Als Nachschlagewerk erfüllt es sicher auch in späteren Jahren noch seinen Zweck, wenn man sein Gedächtnis hinsichtlich physiologischen Basiswissens auffrischen möchte, ohne sich in Details zu verlieren. Inhalt Das Autorenduo orientiert sich bei der

Gliederung des Inhaltes explizit am IMPP-Gegenstandskatalog. Alle wesentlichen Prüfungsinhalte werden in 20 Hauptkomplexen kompakt und übersichtlich dargestellt und erklärt. Didaktik Wichtige Schlagworte sind im Text fett hervorgehoben. Am Ende des Buches findet sich zudem ein umfangreiches Stichwortverzeichnis. Klinische Fallbeispiele kommen leider deutlich zu kurz, dafür erleichtern Grafiken und Tabellen das Lernen gerade dem visuell orientierten Lerntyp ungemein. Inhalt und Sprache sind allgemein gut verständlich. Aufbau Der Aufbau der einzelnen Kapitel ist angelehnt an den ausführlicheren SchmidtLang, ebenso finden sich viele Grafiken wieder. Der Aufbau des Buches hilft Studierenden die große Fülle des Lehrstoffes sinnvoll gegliedert anzugehen. Jedes Kapitel wird mit einer kurzen Einleitung er-

öffnet und mit einer Übersicht in Kastenform abgeschlossen. Preis Im Handel kostet das Buch 29,95 € und liegt damit gerade noch im akzeptablen Bereich. Wenn man sich dieses Buch zulegen möchte, ist jedoch abzuwägen, ob man sich nicht doch gleich eines der umfangreichen Standardwerke zulegen möchte. Fazit Ich persönlich nutze das Buch gerne, habe mir aber zur Ergänzung den großen Bruder Schmidt-Lang aus der Bibliothek besorgt. Eine Kombination, die ich auch zur Wiederholung und Prüfungsvorbereitung sehr empfehlen kann. Von diesem Buch verlosen wir unter allen Teilnehmern ein Exemplar – einfach Namen eintragen und schon bist du dabei: www.medi-learn.de/gw293

MEDI-LEARN Skriptenreihe Physiologie

HIV-Medikamente gegen Krebs

Die Entwicklung eines neuen Krebsmedikamentes dauert im Durchschnitt circa 15 Jahre und kostet rund eine Milliarde Dollar. Schon mehrmals wurde bei Medikamenten eine heilende Wirkung gegen den Krebs festgestellt, die eigentlich für andere Krankheiten zugelassen sind. Schweizer Forscher überprüfen jetzt die These, dass Protease-Inhibitoren, die bei HIV eingesetzt werden, auch gegen Krebs helfen. Sie verstärken deutlich die Wirkung anderer Krebsmedikamente, sind vergleichsweise gut verträglich und können sogar in Tablettenform eingenommen werden.

Didaktik Jedes Kapitel beginnt mit einem kleinen Inhaltsverzeichnis, in dem alle Unterpunkte aufgeführt sind. Dann folgt die Aufzählung der Lernziele und eine kurze Einleitung, bevor es in den eigentlichen Stoff geht. Die einzelnen Abschnitte zeichnen sich durch farblich abgesetzte Überschriften aus, und wichtige Stichpunkte werden durch Fettschrift hervorgehoben. Am Rand markierte Textpassagen haben besondere Relevanz für die Beantwortung von IMPP-Fragen.

Preis Mit 36,95 € für ca. 430 Seiten gehört der Hick sicherlich zu den teuren Physio-Kurzlehrbüchern – allerdings wird hier das Wissen anschaulich, aber kurz und bündig und auf das Wesentliche beschränkt, näher gebracht. Aus diesem Grund finde ich den Preis für dieses Buch angemessen.

Basiswissen Physiologie (Springer)

Große ADHS-Studie

Psychologen, Pädagogen, Neurowissenschaftler, Mathematiker und Linguisten suchen geeignete Maßnahmen zum Umgang mit ADHS. Bis zum Sommer 2010 erforschen sie die spezifischen Defizite betroffener Kinder. Mehrere experimentelle Untersuchungen sollen neue Erkenntnisse zu ADHS, einer der häufigsten kinder- und jugendpsychiatrischen Störungen bringen. "Im Zentrum der Studie steht die Selbstregulation bei Kindern mit und ohne ADHS, also die Kontrolle von Gedanken, Gefühlen und Handlungen", erläutert Professorin Caterina Gawrilow, Leiterin des Projekts.

Inhalt In 20 Kapiteln deckt das Buch zwar sämtliche prüfungsrelevanten Teile der Physiologie ab. Allerdings geschieht dies in Kurzform, so dass nicht alle für das Verständnis wichtigen Zusammenhänge aufgeführt werden. Die Stärke des Hicks liegt in der farbenfrohen Gestaltung, die man bei anderen Kurzlehrbüchern oft nicht findet. Abbildungen, die teilweise

den Standardwerken entnommen sind, tragen zum Verständnis bei.

von Gabi Forsmann

Titel: MEDI-LEARN Skriptenreihe Physiologie (6 Bände) Autor: MEDI-LEARN Dozenten Verlag: MEDI-LEARN ISBN: 978-3-938-80258-8 Preis: 34,99 €

Kurzbeschreibung Die MEDI-LEARN Skriptenreihe „Physiologie“ beinhaltet sechs Bände,

in denen die wichtigsten physikumsrelevanten Themen zur effektiven und erfolgreichen Prüfungsvorbereitung zusammen gestellt wurden. Physiologie war für mich immer ein Fach mit vielen Fragezeichen und so ist es einfach wundervoll, dass es endlich etwas auf dem Markt gibt, dass einem zu Aha-Effekten am laufenden Band verhilft.

und Sinnesphysiologie; 4: Atmung und Säure-Basen-Haushalt; 5: Vegetatives Nervensystem und Motorik; 6: Herz und Kreislauf) ist sehr gelungen, denn ein dicker Wälzer sorgt ja bekanntlich schnell für Unlust. Eine Aufteilung in sechs unterschiedliche Themenwelten der Physiologie ist deshalb sinnvoll und hilfreich für den Leser.

Zielgruppe Eigentlich als Prüfungsvorbereitung für das Physikum gedacht mit einer Aufbereitung des Stoffes nach Relevanz in der vom IMPP entworfenen Physika, ist die Skriptenreihe auch ein sehr gutes Kurzlehrbuch zur effektiven und zeitökonomischen Seminar- und Klausurvorbereitung.

Didaktik Die Skriptenreihe ist sehr verständlich geschrieben und gut gegliedert. Durch eingebaute Pausenzeiten und die Auflockerung mit Comics von Rippenspreizer wird einem das Lernen weiterhin versüßt. Am Ende eines jeden Abschnitts werden nochmals die Basics für die mündliche Prüfung im Frage-Antwort-System dargestellt und die wichtigsten Fakten zum Punkte-Sammeln für die schriftliche Prüfung gegeben. Die Grafiken sind sehr anschaulich und übersichtlich dargestellt, den Blick für das „große Ganze“ der Stoffwechselwege verliert der Leser an keiner Stelle.

Inhalt Die Einteilung des Stoffes der einzelne sechs Hefte (1: Allgemeine Physiologie, Wasserhaushalt, Niere; 2: Hormonale Regulation, Ernährung und Verdauung, Energie- und Wärmehaushalt; 3: Neuro-

Aufbau Die Hefte lesen sich sehr schnell und auch flüssig und man schafft ein Heft in wenigen Stunden. Die komplette MEDI-LEARN Skriptenreihe ist so aufgebaut, dass alle 30 Hefte zusammen an 30 Tagen zu bearbeiten sind (ein Heft und Thema pro Tag). Dadurch ist ein realistischer Zeitrahmen zur Prüfungsvorbereitung in jedem Fall vorgeschlagen und angedacht. Preis Mit einem Preis von 34,99 € besitzt das MEDI-LEARN Physiologie Paket in sechs Bänden einen angemessenen Preis. Fazit Einfach wertvoll und unbedingt weiter zu empfehlen! Von diesem Buch verlosen wir unter allen Teilnehmern ein Exemplar – einfach Namen eintragen und schon bist du dabei: www.medi-learn.de/gw294


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Manhattan aan de Maas von Anne Wacker

ich meine Zusage im E-Mail-Postfach und erhielt die Kontaktdaten meiner Ansprechpartnerin für alle organisatorischen Dinge, wie Einschreibung in die Uni als Gaststudent, Unterkunft, MRSA-Screening etc.

W

WEGEN DES MRSA-TESTS EXTRA EINE WOCHE FRÜHER ANGEREIST

Famulieren in Rotterdam arum ich meine Auslandsfamulatur denn gerade in den Niederlanden machen wolle – das wurde ich oft gefragt, wenn ich mich mit anderen Studenten über Pläne zu Auslandsaufenthalten austauschte. Ganz einfach: Ich habe Freunde in den Niederlanden und das Interesse an unserem Nachbarland ist tief in mir verankert. Meine Heimatstadt Freiberg ist nämlich die Partnerstadt von Delft. Mit der historischen Grachtenstadt in der niederländischen Provinz Süd-Holland besteht schon seit 20 Jahren ein Bürgeraustausch. Jährlich besuchen Delegationen der Städte die Partnerstadt, und schon als Dreijährige war ich mit meinen Eltern auf einer solchen Reise nach Delft dabei – und es sollte nicht die letzte Reise gewesen sein. Auch nahm ich an einem Schüleraustausch zwischen meinem Gymnasium „Geschwister Scholl“ in Freiberg und dem Stedelijk Gymnasium Breda (Provinz Nord-Brabant) teil. Mit meiner Austauschschülerin halte ich bis heute Briefkontakt, sie studiert ebenfalls Medizin an der Erasmus Universiteit Rotterdam, sodass wir uns über das Studium ständig austauschen konnten und dabei auch viele Unterschiede sowohl im Ablauf des Studiums als auch in den medizinischen Systemen entdecken konnten. Das hat in mir schon sehr zeitig die Neugier geweckt, irgendwann einmal in Rotterdam zu arbeiten, Neues kennen zu lernen und einen Vergleich zum deutschen System zu erhalten.

Erst via bvmd…

Nach meinem Physikum im Herbst 2007 besuchte ich als erstes meine Brieffreundin in Breda. Sie nahm mich dort unter ande-

Die Rotterdamer Skyline rem auch zu Vorlesungen nach Rotterdam mit, was für mich ein interessantes, unvergessliches Erlebnis war. Und dann stand für mich endgültig fest, dass ich dort famulieren werde, das war alles nur eine Frage der Zeit. So begann ich dann mit Hilfe einer CD Niederländisch zu lernen, das ich über Briefkontakt nach Breda und E-MailVerkehr mit Freunden in Delft frühzeitig anwenden konnte. Nachdem ich dann schon drei Famulaturen in deutschen Kliniken absolviert hatte, davon zwei in meiner Universitätsstadt Leipzig und eine in Berlin, war für mich im Sommer 2009 der günstigste Zeitpunkt gekommen, um mein „Vorhaben Niederlande“ zu verwirklichen. Dazu erschien es mir am sichersten, mich über den dfa (Deutscher Famulantenaustausch) bzw. den bvmd (Bundesvertretung für Medizinstudenten Deutschland) um einen Platz zu bewerben. Also nahm ich allen bürokratischen Aufwand in Kauf, der mit diesem Weg verbunden ist, und bewarb mich im Dezember 2008 für die Niederlan-

Die erkaufte Chance Eingeklagt ins Studium – ein Erfahrungsbericht von Antje Sachwitz

M

anchmal träume ich davon, nach dem erfolgreichen Studium eine Rede halten zu dürfen und diese mit schluchzenden Worten beginne: „Niemals in meinem Leben hätte ich gedacht, dass ich sofort nach dem Abi zu studieren beginne und dann auch noch als Jahrgangsbeste abschließe!“ (Kurze Pause, um die Dramatik zu steigern). „Na ja, und wie soll ich es sagen, so ist es dann ja auch nicht gekommen...“ Bis es soweit ist, gilt es aber noch, einige Hürden zu überwinden. Denn wie ich heute erfahren habe, bin ich ein minderwertiger Student. Selbst der Begriff „zweite Klasse“ fiel. Das hat zwei Gründe. Erstens: Ich bin alt. Ein ganzes Vierteljahrhundert. Ich habe mit 24 noch mal angefangen, Medizin zu studieren. Zwei Erstis, die wahrscheinlich noch Diddl-Federtaschen benutzen, nahmen sich tatsächlich

„Einmal Medizinstudium, bitte!“

heraus, abfällig über Studienanfänger zu lästern, deren Alter nicht mit „-zehn“ endet. Reden wir doch in zwanzig Jahren noch mal miteinander, ob bei euch immer alles so glatt lief und so, wie ihr es euch vorgestellt habt. Ich wünsche euch einen Bruch im Lebenslauf. Nicht, weil ich gehässig bin. Sondern weil das euren Tellerrand erweitert. Darf man keine Karriere mehr machen, wenn man ein gewisses Alter überschritten hat?

Eingeklagt

Aber Moment, es kommt noch schlimmer. Meine Eltern sind gut betucht. Nix mit BAföG hier. Kein armes Mädchen, dass sich nach oben gearbeitet hat, aus den Slums, ganz unten, die Welt gegen mich. Ich bin kein Slumdog Millionaire. Ich komme aus einem Akademikerhaushalt, so richtig klischeehaft. Und das Schlimmste: Ich habe mich eingeklagt. Jetzt ist alles raus. Heute in Bio saß einer neben mir und sagte: „Und die Ärztekinder, die sich eingeklagt haben, die finde ich richtig sch…“ „Danke

de. Leider kam in den Wintersemesterferien 2009 die Absage. Man kann zwar die Bewerbung um ein Semester verlängern, ohne erneut Bewerbungsunterlagen einzureichen, doch ich beschloss, die Famulatur eigenhändig zu organisieren.

…dann selbst beworben

Deshalb surfte ich dann öfter auf den Homepages der niederländischen Universitätskliniken und las mir alle Informationen für Studenten zu den verschiedenen Abteilungen durch, bis ich mich schließlich für die Anaesthesiologie im Erasmus Medisch Centrum (EMC www.erasmusmc.nl) entschied. Dort war Herr Dr. Klimek, der stellvertretende Abteilungsleiter, als Studentenbeauftragter für die „coassistenten“ angegeben. Ich übersetzte meine Bewerbung, die ich an den bvmd geschickt hatte, komplett einschließlich Motivationsschreiben und Lebenslauf vom Englischen ins Niederländische und schickte ihm alles per E- Mail zu. Am selben Tag noch hatte

schön.“ Sagte ich lächelnd, worauf er den Schwanz einzog und bemerkte: „Oh, das wusste ich nicht, ich meine das natürlich nicht persönlich.“ Ach, nicht persönlich? Wie denn dann? Nur an die Person gebunden? Auf mich bezogen? Mir fällt es sehr schwer, Menschen anzulügen und auch, einfach nicht die ganze Wahrheit zu sagen. Und ich möchte mich nicht verstecken. Ich möchte mir keine Geschichten ausdenken. Wenn ich Angst habe, durch die Prüfung zu fallen, dann gebe ich das zu. Wenn ich mir in Physik nicht alles von einer Formel ableiten kann, dann ist das eben so. Und wenn ich hier sitze, weil ich einen guten Rechtsanwalt hatte, na dann ist das eben auch so!

Vorwürfen entgegnen

Ich kann die Kritik ja nachvollziehen. Menschen mit mehr Geld haben es in unserem System einfacher, eigentlich immer. Das ist nicht schön. Alle Argumente gegen Einkläger sind plausibel und sehr sympathisch. Sympathischer als ich mit meiner Ärzte-Mama. Ich kenne die Vorwürfe, habe mich damit zwangsläufig auseinander setzen müssen. Der Grundgedanke ist, dass ich nichts kann, denn ich habe mir alles erkauft. Wenn es doch so einfach wäre. Ist es aber nicht! Hier die Antworten auf die häufigsten Vorwürfe: 1. Jedes System hat Vor- und Nachteile. Ich bin weder unmoralisch noch böse. Ich habe nicht das Gesetz gebrochen. Ich bin in den Regeln des Systems geblieben. Eines Systems, das ich nicht geschaffen habe. Ich habe gesehen, dass ich etwas ändern kann, ich habe es versucht und es hat geklappt. 2. Was ist die Definition von Gerechtigkeit? Bereits der gute alte Nietzsche hat bezweifelt, dass man einen sinnvollen Gerechtigkeitsbegriff definieren kann, denn das echte Leben ist nicht durch praktische Vernunft bestimmt. 3. Wer würde es nicht genauso ma-

Ganz wichtig ist: Den Impfstatus muss man im Vorfeld überprüfen lassen. Er muss vollständig sein! Das wird sehr genau genommen. Dazu bekommt man ein spezielles Formular geschickt, das man vom Hausarzt ausfüllen lassen muss. Dieses Formular und den Impfausweis muss man unbedingt zur ScreeningUntersuchung mitbringen! Außerdem benötigt man den Tuberkulintest und den Hepatitis B-Titer, was ich in einer Voruntersuchung bei unserer Betriebsärztin erledigte. Ein MRSA-Test aus Deutschland wird in den Niederlanden nicht anerkannt. Obwohl ich mich schon vorher im Institut für Mikrobiologie an der Uni habe testen lassen, wurde das MRSAScreening in der Abteilung für Mikrobiologie im EMC Rotterdam vor Ort durchgeführt. Und das wird sehr streng gehandhabt: Bevor man keinen negativen Befund hat, darf man nicht anfangen zu arbeiten. Auf das Ergebnis wartet man drei bis fünf Tage. Ich bin deshalb extra eine Woche früher angereist!

Unterkunft: schwierig

Generell ist es sehr schwierig in niederländischen Großstädten eine passende Unterkunft zu bekommen, und besonders wenn man nur einen kurzen Zeitraum dort verweilen möchte. Auch niederländische Studenten haben Probleme, an den Universitätsstädten eine Bleibe zu finden. Fortsetzung im Digitalen Nachschlag

chen, hätte er die Chance und das Geld? 4. Ich habe mir nicht den Doktortitel erkauft, sondern lediglich eine Chance bekommen, zu studieren. Alles andere muss ich selbst machen, wie alle anderen auch. 5. Ich lasse mir nicht von der ZVS die Chance nehmen, meinen Traum zu verwirklichen. Abgesehen davon, dass wir Ärztemangel haben, stelle ich das Auswahlverfahren in Frage. Das MIT zum Beispiel führt Auswahlgespräche – und es gibt eine Kreativquote.

Abweichung von der Norm

Doktor House wählt seine Mitarbeiter nach sehr ungewöhnlichen Kriterien aus. Ein ehemaliger Verbrecher, eine Ärztin, die wahrscheinlich nur noch ein paar Jahre zu leben hat, ein Mann in einer zerrütteten Ehe. Das Bild ist natürlich überzeichnet. Aber der Grundgedanke ist, dass die Abweichung der Norm einen Menschen dazu zwingt, Dinge aus einer neuen Perspektive zu sehen. Wenn man gezwungen ist, die Herde zu verlassen, muss man stärker werden, um zu überleben, mehr nachdenken. Ich werde immer die sein, die sich eingeklagt hat. Ich muss nachdenken, weil ich gewisse Konventionen nicht beachtet habe. Es ist nicht das erste Mal, dass ich nicht „reinpasse“. Und so einige Male habe ich mich gefragt, was mir das bringt. Die Antwort ist, dass es mich stärker, reifer, klüger macht. Ich versuche nicht nur meine Perspektive zu verstehen, sondern auch die meines Gegenübers. Jetzt habe ich übrigens einen neuen Traum. Einen, der vielleicht etwas früher und mit einer höheren Wahrscheinlichkeit wahr wird, als der mit der Abschlussrede. In diesem Traum kommt dieser Student, mit dem ich über das Einklagen diskutiert habe, zu mir und sagt: „Hey, ich habe deinen Artikel gelesen!“ Und dann werde ich antworten: Ach, du warst das!

Der Klassik Schädel

Preis:

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Die erste Wahl für das anatomische Grundstudium. Qualität von 3B Scientific. Auch als Geschenk! www.3bscientific.de

In den Foren gelauscht

Eltern (to be)-Thread

Ein Thread für Eltern und solche, die es werden wollen, denn auch Krankenhauspersonal, Schüler, Studenten und Azubis kriegen Kinder. Tausch dich aus über Work-Life-Balance, Studieren mit Kind und welche Arbeiten als Schwangere erlaubt sind. Nicht zu kurz kommen Themen wie Impfungen, Elterngeld und natürlich „die Zeit genießen“. Kannst du hier mitreden oder bist einfach interessiert, dann sieh dir folgenden Thread an: www.medi-learn.de/MF49141

Doktorarbeit – wie viel Hilfe ist erlaubt?

Natürlich sollst du deine Doktorarbeit selbstständig ausarbeiten. Andererseits kann niemand völlig ohne fremde Hilfe eine komplette Forschungsarbeit vorbereiten, erstellen und auswerten. Betreuer, Statistiker, andere Mediziner, Ghostwriter – was ist erlaubt? Wo genau ist die Grenze zwischen legal und illegal? Hilf mit, Schärfe in die Grauzone zu bringen: www.medi-learn.de/MF55617

Sechs Monate bis Studienbeginn

Was tun, wenn der Zivildienst im Februar zu Ende ist und das Studium erst im Oktober beginnt? Ein wahres Luxusproblem. Zahlreiche Möglichkeiten eröffnen sich und es ist ratsam, Leute zu fragen, die schon mal so viel Zeit hatten: Jobben, Reisen, eine Ausbildung zum Rettungssanitäter machen? Oder besser das Pflegepraktikum hinter sich bringen? Mitdiskutieren: www.medi-learn.de/MF55525

Bewerbung höheres Fachsemester

Was tun, wenn du das Physikum im März machst, aber an deiner Uni das nächste Semester erst im Oktober beginnt? Nicht alle Uni-Websites stellen klar, wie das mit Regelstudienzeiten, Springern und Urlaubssemestern ist. Dass du nicht der Einzige mit diesem Problem bist, wo du dich in diesem Fall bewerben kannst und wie die Chancen stehen kannst du hier nachlesen: www.medi-learn.de/MF53491

Kletter-Thread

Ja, Mediziner können noch andere Dinge als Lernen und im Krankenhaus arbeiten. Einige können zum Beispiel klettern. Sie sichern, sie kraxeln an der Decke entlang, sie fahren in die Berge. Da gibt es viel Diskussionsstoff: Grigri, Tube oder HMS? Halle oder Steinbruch? Lernen oder Klettern? Entdecke einen wunderbaren Ausgleich zum Job, finde Kletterpartner oder fachsimple ein wenig in folgendem Thread: www.medi-learn.de/MF55322

Seminar / Workshop Bewerberworkshop, PJ-Infotreff, u.v.m. Ansprechpartner und Termine unter www.aerzte-finanz.de


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Organ-, patienten- und praxisnah: Reformstudiengänge Auszug aus der 2. Auflage des MEDI-LEARN Studienführers (S. 31 - 38) von Christian Weier, Jens Plasger und Jan-Peter Wulf

V

ielleicht hast du schon davon gehört: Viele der in Deutschland angebotenen Medizinstudiengänge wurden in den letzten Jahren reformiert. An einigen Universitäten wird neben dem herkömmlich aufgebauten Studium auch ein so genannter Reformstudiengang angeboten – entweder als Alternative oder als einzige Studienform. An manchen Universitäten, wie zum Beispiel in Aachen, werden z.B. alle neu beginnenden Studenten automatisch in den Reformstudiengang eingeschrieben. An anderen Unis, etwa in Bochum oder in Berlin, gibt es parallel zum „alten“ Studiengang Medizin nun auch ein reformiertes Curriculum in einem separaten Studiengang. Das bedeutet, dass die hier zugelassenen Studenten sich auf die beiden Studiengänge aufteilen. Wenn mehr Studenten sich bei diesem internen Vergabeverfahren für das Reformmodell bewerben als Plätze vorhanden sind, entscheidet das Los.

Was macht einen Reformstudiengang aus?

Bei den reformierten Studiengängen, so unterschiedlich sie auch in ihrer individuellen Gestaltung und Namensgebung sein mögen, gibt es folgende vier wesentliche Kennzeichen festzuhalten: Organzentriertes Lernen, Problemorientiertes Lernen (POL), Unterricht am Krankenbett (bedside-teaching) und die Zusammenführung von Vorklinik (Erster Studienabschnitt) und Klinik (Zweiter Studienabschnitt).

Organzentriertes Lernen

Organzentriertes Lernen bedeutet, dass sich Unterrichtsstoff und Lernmethoden stärker als zuvor an den Körperteilen des Menschen orientieren. Nehmen wir als Beispiel die Niere: Wie ist sie aufgebaut? Welche Funktionen hat sie? Welche Fehlfunktionen und Krankheiten können in der Niere auftreten? Und welche Behandlungsmethoden gibt es für Nierenkrankheiten? Diese und weitere Fragestellungen werden im Organzentrierten Lernen der Reformstudiengänge zusammenfassend

behandelt, zum Beispiel im Rahmen eines mehrwöchigen Block-Kurses. Im Regelstudiengang ist der Aufbau der Niere ein Thema der Anatomie, Stoffwechselfunktionen, die sie übernimmt, kommen in der Physiologie an die Reihe, Stoffwechselvorgänge in der Biochemie und ihre Krankheitsbilder werden erst in der Klinik behandelt, also im Zweiten Studienabschnitt. Während die Niere dort also in verschiedenen Veranstaltungen und in unterschiedlichen Semestern thematisiert wird, gibt es im Reformstudiengang quasi „Niere kompakt“.

Problemorientiertes Lernen

Die zweite Neuerung: Problemorientiertes Lernen (POL). Meistens in Kleingruppen (bis zu acht Personen) bekommen die Studenten ein schriftliches Fallbeispiel mit einer Aufgabenstellung ausgehändigt. Das kann z.B. eine Krankengeschichte eines Patienten sein, die sich so im ärztlichen Arbeitsalltag stellen könnte. Ziel ist es, in der Gruppe das vorliegende Problem zu definieren und mögliche Problemlösungswege zu formulieren. Die Teilnehmer sind nun gefragt, individuell Fachliteratur zu besorgen und Internetrecherche zum vorliegenden Fall zu betreiben und Lösungsvorschläge zu machen. Gemeinsam werden die Ergebnisse ausgewertet und an Lernzielen orientiert zu einem Gruppenergebnis zusammen getragen. Auch beim Problemorientierten Lernen (POL) geht es also darum, eine ganzheitliche Sichtweise für medizinische Fragestellungen herzustellen. So bekommen die Studenten schon ab dem ersten Semester Einblicke in Fälle, die im ärztlichen Alltag auftreten werden.

Unterricht am Krankenbett (bedside-teaching)

Das trifft, du kannst es dir sicher schon denken, auch für Punkt drei zu: bedsideteaching bedeutet, dass bereits in den ersten Semestern des Studiums Unterricht am Krankenbett durchgeführt wird, um frühzeitigen Kontakt zu den Patienten herzustellen. Im Rahmen dieses praktischen Unterrichts erlernen die Stu-

denten ab Studienbeginn die typischen Untersuchungsformen im Krankenhaus: Anamnese, Befunderhebung und Diagnosestellung.

Zusammenführung von Vorklinik und Klinik

Damit wären wir beim vierten Unterschied zwischen Reformstudiengang und Regelstudiengang, der im Grunde alle vorherigen Punkte beinhaltet: die Zusammenführung und Verzahnung von Vorklinik (Erster Studienabschnitt) und Klinik (Zweiter Studienabschnitt). Die alte Trennung „erst die Theorie und dann Praxis“ soll überwunden werden mit dem Ziel, den Medizinstudenten von Anfang an eine patientenorientierte Einstellung mit auf den Weg zu geben. Ist ja ganz logisch: Wer schon früh mit praktischen Beispielen und Patienten in Berührung kommt, der versteht Medizin nicht nur als „graue Theorie“, wie es im alten Studiengang – zumindest in den ersten Jahren – oft der Fall ist. Jetzt könntest du natürlich denken, dass du an einer Uni mit Reformstudiengang automatisch wesentlich besser aufgehoben bist als im herkömmlichen Regelstudiensystem mit vermeintlich völlig überholten Lehrmethoden. Das ist aber nicht zwangsläufig der Fall. Zum einen ist im Rahmen der Reformbestrebungen, die schon Ende der 80er Jahre begannen, auch das klassische Studium verändert worden. So gibt es seit 2003 eine neue Approbationsordnung, die auch hier bedside-teaching, POL und insgesamt mehr Praxisnähe vorschreibt. Also wirst du auch hier in die Vorzüge neuer Lehrmethoden kommen. Zum anderen hat das neue Modell auch Nachteile für die Studenten. Die Lehrverfahren sind aufwändig und oft noch nicht ausgereift, so dass manche Veranstaltung experimentellen Charakter haben kann, wie die „Pioniere“ dieser Studiengänge berichten. Auch auf Erfahrungswerte wie im herkömmlichen Studiengang können die Studenten noch nicht immer zurückgreifen. Ältere Studenten, die dir sagen können, „wie der Hase läuft“, gibt es bei den noch jungen Reformstudiengängen vergleichsweise wenige. So können wir an dieser Stelle nur festhalten, dass durch verstärkte Gruppenarbeit und weniger Prüfungen in Form von Testaten das Reformmodell eher diejenigen anspricht, die gerne im Team lernen und arbeiten (was nicht jedem liegt) und auch unter dem hier geringeren Prüfungsdruck fleißig sein können. Wer hingegen besser alleine lernen und arbeiten kann und die Prüfung „vor der Nase“ braucht, um leistungsfähig zu sein, kommt möglicherweise besser mit dem bisherigen Modell zurecht. So oder so: Am Ende gehen alle durch das gleiche Examen – egal, ob zuvor ein reguläres oder ein reformiertes Studium beschritten worden ist!

Reform- oder Modellstudiengänge

Im Folgenden bieten wir dir für bekannte Reform- und Modellstudiengänge erweiterte Informationen über die spezielle Gestaltung vor Ort. Weitere Infos zu allen Uni-Städten mit Modellstudiengang findest du in den jeweiligen Stadtberichten im zweiten Teil dieses Buches. Darüber hinaus kannst du auch an der Privat-Universität Witten-Herdecke (mehr dazu im Abschnitt Studi-

enalternativen) in einem reformierten Studiengang studieren.

ten Studienjahr findet das Praktische Jahr statt.

Ruhr-Universität Bochum

Weitere Infos im Internet: www.medi-learn.de/STF88

Seit WS 2003/2004 bietet die RUB neben dem reformierten Regelstudiengang einen Modellstudiengang Medizin an. Merkmale sind z.B. die Aufhebung der Einteilung in vorklinischen und klinischen Abschnitt sowie die Integration grundlagenwissenschaftlicher, klinisch-theoretischer und klinischer Aspekte. Hohen Stellenwert genießt die Anwendung neuer problemorientierter und fächerübergreifender Lehr- und Lernformen sowie die Einführung neuer Prüfungsformen. Der Studiengang legt besondere Akzente auf die Bereiche Gesundheitsökonomie, Ärztliche Interaktion und Medizinische Ethik. Die Bewerbung erfolgt zunächst über die ZVS. Wird ein Studienplatz für Bochum zugeteilt, kannst du dich vor Ort dann für die Vergabe eines Studienplatzes im Modellstudiengang „bewerben“ oder

Köln

An der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln wird das Studium der

Hannov

Bochum

Köln Aachen

aber den konventionellen Weg einschlagen. Für den Modellstudiengang standen im Wintersemester 2009/2010 insgesamt 42 Studienplätze zur Verfügung, im Zweifelsfalle entscheidet das Los. Das Studium dauert sechs Jahre. Der erste Abschnitt der Ärztlichen Prüfung („Physikum“) findet in Form von fakultätsinternen Prüfungen (kein IMPP-Examen im Modellstudiengang Bochum) statt. Das Studium ist blockartig aufgebaut: Die Blöcke thematisieren in den ersten beiden Studienjahren wichtige Organe und Organsysteme, im dritten Studienjahr den Lebenszyklus des Menschen und im vierten und fünften Studienjahr besonders wichtige und häufige Krankheitsbilder. Im sechs-

Mannheim Heidelberg


nnover

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www.medi-learn.de Humanmedizin als reiner „Modellstudiengang“ durchgeführt. Kern des neuen Modells ist die Verknüpfung der Einzelfächer mit den jeweiligen Bezugssystemen. Konkret heißt das, es werden neben Fachblockveranstaltungen spezielle Kompetenzfelder (KF) angeboten. Hier werden häufige Themen der Medizin interdisziplinär aufbereitet. Vom Start des Studiums an bis zum letzten

Semester trainieren die Studierenden im Kölner Interprofessionellen Kompetenzzentrum (KIK) patientenbezogene Fertigkeiten. Damit sie auch die Wissenschaft aus erster Hand kennen lernen, werden die Studierenden in zwei wissenschaftliche Projekte eingebunden. Das Studium basiert auf drei Säulen: naturwissenschaftliche Grund-

lagen, klinische Grundlagen und ärztliche Fähigkeiten. Der Kölner Modellstudiengang dauert die üblichen sechs Jahre: Das zweite Studienjahr wird mit einer Basisprüfung abgeschlossenen, die sich aus Einzelprüfungen am Ende des dritten und vierten Semesters zusammensetzt. Es findet also kein klassisches, durch das IMPP durchgeführtes Physikum statt. Beendet wird das Medizinstudium – wie alle anderen bundesdeutschen Medizinstudiengänge – mit der ärztlichen Prüfung am Ende des sechsten Jahres beziehungsweise praktischen Jahres. Weitere Infos im Internet: www.medi-learn.de/STF80

Aachen

Berlin

Auch in Aachen wird nur noch der Modellstudiengang angeboten. Gekennzeichnet ist die Ausbildung hier durch eine interdisziplinäre Gliederung des Medizinstudiums mit einer organzentrierten Einteilung der Unterrichtsfächer. Dabei werden klinische Inhalte mit Patientenkontakt in den Vordergrund gerückt. Es besteht zudem die Möglichkeit, eigene Qualifikationsschwerpunkte zu setzen und aus einem breiten Angebot an Wahlpflichtveranstaltungen auszuwählen. Das Studium in Aachen ist in vier Abschnitte eingeteilt: der Erste Studienabschnitt im 1. und 2. Semester, der Zweite Studienabschnitt vom 3. bis 6. Semester, der Dritte Studienabschnitt (7. bis 10. Semester) sowie das Praktische Jahr (11. und 12. Semester). Jeder Abschnitt wird durch eine hochschulinterne Prüfung abgeschlossen. Die größeren Prüfungen sind in besonderer Form gestaltet. Es gibt keine bundeseinheitliche Prüfung nach vier Semestern. Frühestens nach dem 6. und nach dem 10. Semester findet jeweils eine zusammenfassende Universitätsprüfung statt: nach mindestens drei Jahren Studium die „Ärztliche Basisprüfung“ und nach mindestens 5 Jahren Studium die „Klinische Kompetenzprüfung“. Diese Prüfungen werden in Form eines so genannten objektiv strukturierten praktischen Examen (OSPE) abgehalten, in dem praktische Fähigkeiten und Fertigkeiten, die Sicherheit von Handlungen und das dazu gehörige Hintergrundwissen in einer Kombination von mündlichen, praktischen und schriftlichen Aufgaben geprüft werden („Prüfungsparcour“). Die kleineren Prüfungen werden z.B. auch in Form eines so genannten „Progress Test“ absolviert, bei dem durch je 200 schriftliche Fragen der Wissensfortschritt zwei Mal jährlich kontinuierlich gemessen wird. Wie bei anderen Modellstudiengängen muss jedoch der Zweite Abschnitt der Ärztlichen Prüfung („Hammerexamen“, Abschlussprüfung im Medizinstudium) auch von den Aachener Studenten durch Teilnah-

me am bundeseinheitlichen Prüfungsverfahren abgelegt werden. Weitere Infos im Internet: www.medi-learn.de/STF81

Hannover

In Hannover studieren die Mediziner im neuartigen Modellstudiengang „HannibaL“, der den Patienten und seine Erkrankungen in das Zentrum rückt. Daher stehen der praktische Umgang mit Patienten und die klinische Ausbildung in Diagnostik und Therapie von Anfang an im Vordergrund des Curriculums. Die präsentierten Lehrinhalte sind eng mit den Prüfungen verknüpft, so dass zeitnah Abschlussklausuren und Testate geschrieben werden. Wert wird zudem darauf gelegt, dass die Studenten auch in wissenschaftlichen Fragen ausgebildet werden. Im Laufe der ersten beiden Studienjahre werden Studienleistungen modulweise erbracht, die in der Summe den vorklinischen Inhalten an anderen Unis mit Regelstudiengang ähneln. Studenten aus Hannover nehmen daher nicht am bundesweit einheitlichen Ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung teil. Jeder Student kann aber theoretisch im Anschluss an die Vorklinik die Uni wechseln, da in Hannover eine Äquvalenzbescheinigung ausgestellt wird. Der zweite Abschnitt der Ärztlichen Prüfung („Hammerexamen“) wird hingegen wie bundesweit üblich durch das schriftliche Absolvieren einer IMPP-Prüfung und einem mündlichen Examensteil vor Ort abgehalten. Der Studiengang HannibaL ist in Form von Tertialen aufgebaut, d.h. das Studienjahr wird in drei Abschnitten (und nicht in zwei Semestern) durchlaufen: zwei Tertiale von je 10 Wochen Dauer bilden das Wintersemester, ein Tertial á 10 Wochen das Sommersemester. Vorlesungsfreie Zeit (Semesterferien) ist von Anfang Juli bis Mitte Oktober sowie von Ende März bis Ende April. Für jedes Tertial sind bestimmte Unterrichtsblöcke (so genannte Module) vorgesehen. Jedes Modul wird mit einer Abschlussprüfung beendet. In den ersten zwei Studienjahren ist die Abfolge der Tertiale für alle gleichermaßen fest gelegt, in den klinischen Semestern werden die Studenten auf drei mögliche Tertialfolgen verteilt. Weitere Infos im Internet: www.medi-learn.de/STF83

Berlin

Auch in Berlin gibt es neben dem Regelstudiengang einen alternative Studiengang: der Reformstudiengang Medizin (RSM) wird seit dem Wintersemester 1999/2000 an der Charité parallel zum Regelstudiengang durchgeführt. Die Bewerbung für einen Studienplatz Humanmedizin ist nach wie vor an die ZVS zu richten. Hat man eine Zusage für Berlin erhalten, besteht hier vor Ort zu Beginn des 1. Fachsemesters die Möglichkeit, sich um einen Platz im Reformstudiengang zu bemühen. Aktuell können 63 Studierende für den Reformstudiengang zugelassen werden. An der Charité laufen Bemühungen, in den kommenden Jahren das komplette Studienangebot auf einen Modellstudiengang umzustellen. Frühestens zum Wintersemester 2010/11 ist laut offizieller Stellen mit dieser Reform zu rechnen. Weitere Infos im Internet: www.medi-learn.de/STF89

Mannheim

In Mannheim kann seit 2006 das komplette Medizinstudium im Rahmen des Modellstudiums „Mannheimer Reformiertes Curriculum Medizin“ (MaReCuM) absolviert werden. Wie für reformierte Studiengänge üblich, ist dieses Modell gekennzeichnet durch einen starken Praxisbezug mit frühzeitigem Beginn der Vermittlung ärztlicher Kernkompetenzen (z.B. Kommunikation, Diagnostik, Analyse und Reflexion, Problemlösung). Daher sind moderne Lehrformen wie Bedside-Teaching, PatientenArzt-Kurse und Kommunikationstrainings mit Schauspielpatienten fester Bestandteil der Lehre. Die Leistungen in den einzelnen Bereichen werden kontinuierlich einer Überprüfung unterzogen (Leistungsfeedback), ein Mentorenprogramm mit erfahrenen Studenten bietet studienbegleitend hilfreiche Unterstützung. Das Studium ist fächerübergreifend an Organen und Krankheiten orientiert aufgebaut und ermöglicht durch frühe Angebote von Qualifizierungswegen zudem ein den persönlichen Neigungen entsprechendes Studium. Als Student besteht die Möglichkeit, aus drei Qualifizierungswegen auszuwählen: Klinische Praxis (= klassischer Arzt), Medizin mit zusätzlichem Masterstudium (z.B. Master of Health Economics oder Medical Physics) oder Schwerpunkt medizinische Forschung (z.B. Master of Translational Medical Research). Weitere Infos im Internet: www.medi-learn.de/STF84

Heidelberg

Im Heidelberger Curriculum Medicinale HEICUMED - werden Studenten der Medizin während ihrer klinischen Semester auf ihre zukünftige Arbeit als Ärzte vorbereitet. Die alte, eher theoretische Lehre weicht deutlich mehr praktischen Anteilen. Zudem sollen weniger Fakten zu Krankheitsbildern auswendig gelernt werden, sondern mehr vom Beschwerdebild der Patienten auf die Erkrankung geschlossen werden, was der zukünftigen ärztlichen Aufgabe bedeutend näher kommt. Hiermit sollen Motivation und Eigeninitiative der Studenten gesteigert werden. Weitere Infos im Internet: www.medi-learn.de/STF304

Dieser Artikel stammt aus der 2. Auflage des MEDI-LEARN Studienführer "Abenteuer Medizinstudium" (ISBN: 9783938802632, 19,90 €). Alle weiteren Infos und kostenlose Probekapitel online unter: www.medi-learn.de/stf


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Die Community für Medizinstudenten junge Ärzte www.medi-learn.de

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MEDI-LEARN bietet dir insgesamt 14 Startseiten mit diversen Informationen zu den Abschnitten auf dem Werdegang zu Arzt. Vom Abitur bis hin zur Facharztprüfung. Mehr unter www.medi-learn.de /

Die MEDI-LEARN Foren sind der Treffpunkt für Medizinstudenten und junge Ärzte – pro Monat werden über 42.000 Beiträge von den rund 41.000 Nutzern geschrieben. Mehr unter www.medi-learn.de /foren

„Sichtbarer Erfolg bringt Spaß” Interview zum Präp-Kurs Redaktion MEDI-LEARN

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annst du dich noch an den Augenblick erinnern, als du den Präp-Saal zum ersten Mal betreten hast? Wie sah das aus und was ging dabei in dir vor? Als ich zum ersten Mal in den Präpsaal kam, waren die Leichen noch zugedeckt. Das hat mich ungemein beruhigt im ersten Moment. Ich war aus irgendeinem Grund auch überrascht, wie hell es ist. Der Geruch war auch nicht so schlimm, wie ich ihn mir ausgemalt hatte. Es war kalt. Nervös blieb ich jedoch nach wie vor, bis wir die Leiche zum ersten Mal aufdeckten und die ersten Schnitte durchführten. Da war die Nervosität ganz schnell wie verflogen. Hast du auch im Vorfeld des Präp-Kurses schon vermehrt an das „Erste Mal Präppen“ gedacht? Da bei uns der Präpkurs fast zeitgleich mit dem Studium anfing, hatten wir zwar schon eine kleine Einführung, aber viel Zeit, mich großartig damit auseinanderzusetzen, hatte ich nicht. Allerdings war ich schon am Tag vor meinem ersten Präpkurs so nervös, dass ich nicht schlafen konnte. Im Rahmen der Einführungswoche wurde uns der Film „Anatomie“ gezeigt. Das hat meinem Schlaf dann auch nicht sonderlich geholfen. Wurden deine Erwartungen erfüllt oder eher enttäuscht? Ich stellte mir den Präpkurs als sehr interessant, aber als große Überwindung vor. Beides hat sich zu einem gewissen

Grad als wahr erwiesen. Trotzdem war ich erstaunt, wie schnell mich das Präparieren keine Überwindung mehr kostete und auch, dass der Ekel fast komplett verschwand. Enttäuscht war ich, was das Aussehen der Leiche betraf. Ich hatte mir vorgestellt, alles leicht erkennen zu können, dass es mehr Farbe hat und mehr an ein Lehrbuchbild erinnert. Was war denn besonders schwierig zu lernen, was war unangenehm? Extremitäten fand ich nicht so einfach, mit den ganzen Muskeln mit Ursprung, Ansatz und Innervation. Ich glaube es hat mich auch weniger interessiert, als die anderen Themengebiete. Fett zu entfernen, das fand ich nervig. Das dauert ewig und scheint – je nach Körperbau der Leiche – nie enden zu wollen.

Konnten alle gleichzeitig und im Team präparieren oder ging das abwechselnd? Da wir elf Leute an einem Tisch waren, mussten wir meist abwechselnd präparieren. Außer bei den Extremitäten, wo wir gelegentlich mal alle an den Tisch konnten. Organe haben wir teilweise in kleinen Gruppen präpariert. Eine Gruppe präparierte das Herz, die andere die Lungen und so weiter.

Und dein Highlight des Präp-Kurses? Ich fand den Themenbereich Situs sehr interessant. Als man endlich die Organe mal sehen und anfassen konnte – das hat mir sehr viel Spaß gemacht! Überhaupt: Spaß hat es mir dann gemacht, wenn man sichtbare Erfolge erzielen konnte. Also beispielsweise, wenn man Haut von einer Körperregion entfernt hat und am Ende des Tages wirklich festgestellt hat, dass man einiges geschafft hat.

Gab es nach dem Ende des Präp-Kurses eine Art Trauerfeier, an der auch die Studenten teilnehmen konnten? Es gibt eine Trauerfeier, an der wir teilnehmen können und die auch von uns mit gestaltet wird. Diese hat allerdings noch nicht stattgefunden. Ich werde aber auf jeden Fall daran teilnehmen. Die Körperspender haben einen sehr großen Beitrag geleistet und ich möchte den Angehörigen durch meine Anwesenheit zeigen, dass ich das zu schätzen weiß.

Wie häufig und wie lang fand der Präpkurs statt? Zweimal pro Woche, jeweils drei Stunden.

Würdest du den Präp-Kurs gerne noch einmal absolvieren, oder genügt dir ein Kurs? So interessant es auch war: Ich wür-

Das Programm der KVS Sachsen

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Möglichkeit, denn in meinem Fall bestehen zahlreiche familiäre Verpflichtungen, mit denen eine Nebentätigkeit schwierig abzustimmen ist.

ICH KONZENTRIERTE MEINE ANSTRENGUNGEN AUF STIPENDIEN Außerdem nimmt mich meine experimentelle Doktorarbeit zeitlich stark in Anspruch, sodass ich meine weiteren Anstrengungen auf Stipendien konzentrierte. Sie weisen mehrere Vorteile auf und sind daher besonders

Vielen Dank!

Das 3B-Scientific Anatomie-Special Dieser Artikel ist Teil des Themenspecials rund um den Bereich Anatomie, den wir euch in Kooperation mit 3B Scientific und in der MLZ ausführlich vorstellen. Weitere Infos auch online unter: www.medi-learn.de/anatomie

vorragende Leistung der bewerbenden Studenten maßgeblich – der Stipendiat muss zur Spitzengruppe zählen.

Persönlichkeit im Fokus

von Petra Mattheschke

ine typische Studentenfrage, die sich an einem gewissen Punkt auch mir stellte: Wie kann ich mein Konto aufbessern? Meistens wird in Sachen Studienfinanzierung zuerst das BAföG erwähnt. Doch längst nicht alle Studenten kommen in den Genuss dieser Unterstützung. Ich selbst hatte es während meiner ersten vier Semester erhalten. Angesichts eines Hochschulwechsels, den ich aus familiär-sozialen Umständen vollziehen musste, wurde dieses gestrichen. Deshalb war ich gezwungen, Alternativen zu finden. Es schloss sich eine intensive Internetund Zeitungsrecherche an, mit der ich mehrere Möglichkeiten zusammentragen konnte, angefangen bei einem studentischen Hilfsjob über Nebenjobs in anderen Fachbereichen und Stipendien bis hin zu Studienkrediten.

Welche Tipps kannst du Studenten geben, die den Präp-Kurs noch vor sich haben? Ich finde, der Präpkurs wird immer als viel schlimmer dargestellt, als er eigentlich ist. Man ist also vorher viel zu aufgeregt. Das ist gar nicht nötig. Ich würde den Präpkurs einfach auf mich zukommen lassen, ohne mir große Sorgen zu machen. Der Mensch kann sich erstaunlich schnell an neue Dinge gewöhnen!

In welcher Form und Häufigkeit mussten Testate und Prüfungen absolviert werden? Testate wurden mündlich gehalten. Es gab insgesamt fünf. Allerdings waren zwei davon in Parcours-Form, das heißt, wir mussten schriftlich kurze Fragen an verschiedenen Stationen beantworten.

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de den Präpkurs nicht noch einmal machen wollen.

attraktiv: Die finanzielle Förderung muss im Regelfall nicht zurückgezahlt werden, zudem erhalten viele Stipendiaten weitere Vergünstigungen wie Büchergutscheine oder Abos wissenschaftlicher Zeitschriften. Oftmals werden Seminare angeboten, die es dem Stipendiaten ermöglichen, über fachlichen Tellerrand hinauszublicken. Für eine Aufnahme in ihre Stiftung ist in den größeren Stipendien jedoch sehr häufig eine her-

Ich selbst habe gute Studienleistungen aufzuweisen, aber zur Noten-Elite zähle ich nicht. Dennoch musste ich den Traum von einem Stipendium damit aber nicht aufgeben: Gerade die kleineren, unbekannten Stiftungen legen mehr Wert auf die Persönlichkeit des Antragsstellers wert und Fortsetzung auf Seite 9

Die Qual der Wahl

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Damit war ich im Besitz einer Auflistung verschiedenster Varianten meine finanzielle Lage aufzubessern. Doch welche ist für mich geeignet? Studienkrediten stehe ich sehr kritisch gegenüber. Auf der einen Seite sind die Zinsen aufzuführen, die während der Laufzeit variieren können und damit einen unbestimmbaren Unsicherheitsfaktor in Bezug auf die Rückzahlung darstellen. Die andere Seite wartet mit der Gewissheit auf, nach erfolgreich abgeschlossenem Studium mit nicht unerheblichen Schulden in das Berufsleben zu starten. Keine angenehmen Aussichten, zumal ich hinsichtlich des erhaltenen BAföGs nach dem Studium bereits eine Rückzahlungsaufforderung erhalten werde. Eine Alternative sind studentische Hilfs- oder Nebenjobs. Die Auswahl ist bekanntlich breit gefächert, doch ich verwarf diese

Gutes Geld: Die KVS Sachsen sponsert ihre Stipendiaten je nach Studienabschnitt mit 300 bis 600 Euro


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Das Programm der KVS Sachsen Fortsetzung von Seite 8 darauf welche Ziele er verfolgt. Jeder hat die Chance in ein Förderprogramm aufgenommen zu werden – wichtig ist, wie man sich bewirbt. Durch Zufall hatte ich zu einem früheren Zeitpunkt einen Artikel zum neuen Förderprogramm speziell für sächsische Medizinstudenten gelesen. Dieses Programm trägt den unscheinbaren Namen „Studienbeihilfe“ und wurde unter Federführung der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsens, kurz KVS, ins Leben gerufen. Mit dem Ziel, junge Medizinstudenten für den Beruf des Allgemeinmediziners zu gewinnen, erhält der Student eine monatliche finanzielle Unterstützung: Zwei Jahre lang 300 Euro, im dritten Jahr 400 und im vierten Jahr (PJ-Zeit) 600 Euro. Die maximale Förderdauer ist auf 48 Monate begrenzt und „sponsert“ erst den klinischen Abschnitt ab dem dritten Studienjahr: Voraussetzung für

die Bewilligung dieses Programms ist das erfolgreich absolvierte Physikum.

An Verpflichtungen gebunden

Des Weiteren verpflichtet sich der Stipendiat, nach abgeschlossenem Studium eine Facharztausbildung zum Allgemeinmediziner anzutreten. Sobald diese beendet ist, muss er sich für mindestens vier Jahre als Hausarzt in Sachsen niederlassen. Um dem Studenten bereits während des Studiums tiefere Einblicke in dieses Fach zu gewähren, geht dieser mit einer von ihm gewählten Hausarztpraxis eine Patenschaft ein. An mindestens einem Tag im Monat nimmt der Stipendiat in der Praxis einen „Schulterblick-Termin“ wahr und hat somit einen kontinuierlichen Kontakt zu diesem Fachgebiet. Die Kapazitäten sind auf 50 Studierende pro Studienjahr begrenzt.

Nach langem Überlegen entschied ich mich für dieses Programm. Im ersten Telefonat standen mir die Mitarbeiter der KVS Rede und Antwort und ließen mir einen Vertrag zukommen.

JEDE ALLGEMEINMEDIZINERPRAXIS KANN GEWÄHLT WERDEN Ich konnte ohne Termindruck die Unterlagen durchgehen. Dem Antragsformular wurde eine Liste bereits anerkannter Hausarztpraxen für die Patenschaft beigelegt. In einem weiteren Telefonat wurde mir bestätigt, dass prinzipiell jede Allgemeinmedizinerpraxis gewählt werden kann. Einzige Voraussetzung ist die Zustimmung des entsprechenden Arztes. Nach einem Jahr kann die Patenschaftspraxis zudem gewechselt werden.

Vergangen ist nicht vergessen! Infos zur Verjährung von Ansprüchen aus Behandlungsfehlern von Rechtsanwalt Patrick Weidinger (Deutsche Ärzteversicherung)

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iele Ärzte sind überrascht, wenn ein Patient Jahre nach einer Behandlung Schadenersatz fordert. Dann stellen sie meist die Frage, ob denn solche Ansprüche nicht längst verjährt sind. Die Frage ist grundsätzlich berechtigt. Denn die zentrale Vorschrift im Bürgerlichen Gesetzbuch, §195 BGB, lautet: „Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt drei Jahre“. Dies heißt nun aber keineswegs, dass dem Patienten drei Jahre nach einem ärztlichen Fehler die rechtlichen Möglichkeiten beschnitten sind. Denn dies wäre in vielen Situationen ungerecht. Lässt ein Arzt – wie in einem tatsächlichen Fall geschehen – im Jahr 2000 bei einer Operation Gazematerial in der Bauchhöhle zurück, welches nach jahrelangem Leidensweg erst bei einem Revisionseingriff 2007 festgestellt wird, so wäre es unbillig, dem Patienten zu sagen, dass er eben doppelt Pech gehabt habe und seine Ansprüche bereits verjährt seien.

Verjährung ab Kenntnis

Deshalb hat das höchste deutsche Zivilgericht, der Bundesgerichtshof (BGH), entschieden, dass die Verjährungsfrist erst zu laufen beginnt, wenn der Patient Kenntnis hat - von den wesentlichen Umständen des Behandlungsverlaufs, - von einem Abweichen vom ärztlichen Standard, - von einem entsprechenden Schaden, - sowie von der Person des Schädigers. Im dargestellten Fall kann all dies erst ab dem Jahr 2007 gegeben sein, so dass frühestens ab dann die Verjährung von drei Jahren zu laufen beginnt. So heißt es dann auch in §199 BGB: „Die regelmäßige Verjährungsfrist beginnt mit dem Schluss des Jahres, in dem der Gläubiger von den Anspruch begründenden Umständen und der Person des Schuldners Kenntnis erlangt oder ohne grobe Fahrlässigkeit erlangen müsste.“ Damit stellt sich dann eine weitere Frage: Wann hätte ein Patient ohne grobe Fahrlässigkeit die Anspruchsvoraussetzungen kennen müssen? Hierzu hat der Bundesgerichtshof in einem am 10. November 2009 verkündeten Urteil Stellung genommen: Die Klägerin begehrte mit der im Jahre 2007 erhobenen Klage Schadenersatz wegen Behandlungsfehlern bei der Geburt ihres Kindes am 16. Mai 1998. Sie machte geltend, durch fehlerhaftes ärztliches Vorgehen seien Vernarbungen im Vaginalbereich eingetreten, die seit der Entbindung schmerzhaft seien und unter denen sie bis heute leide. Dass ihre Beschwerden auf

eine fehlerhafte Behandlung zurückzuführen seien, habe sie erst durch den Hinweis einer Gynäkologin am 23. Juni 2006 erfahren. Die Ärzte trugen dagegen vor, dass der Anspruch verjährt sei. Denn, so ihr Argument, die für den Beginn der Verjährung erforderliche grob fahrlässige Unkenntnis sei durch die bereits nach der Operation bestehenden Beschwerden und der unterbliebenen Aufklärungsbemühungen erfüllt. Der BGH folgte den Ärzten nicht: Die Kenntnis vom Schaden kann nicht schon dann bejaht werden, wenn dem Patienten lediglich der negative Ausgang der ärztlichen Behandlung bekannt ist. Denn das Ausbleiben des Erfolgs ärztlicher Maßnahmen kann in der Eigenart der Erkrankung oder in der Unzulänglichkeit ärztlicher Bemühungen seinen Grund haben. Deshalb gehört zur Kenntnis der den Anspruch begründenden Tatsachen das Wissen, dass sich in dem Misslingen der ärztlichen Tätigkeit das Behandlungsund nicht das Krankheitsrisiko verwirklicht hat. Hierzu genügt es nicht schon, dass der Patient Einzelheiten des ärztlichen

Tuns oder Unterlassens kennt, wie hier den Einsatz der Geburtszange, das Nähen des Risses oder das Unterlassen einer Sectio. Vielmehr muss ihm aus seiner Laiensicht der Stellenwert des ärztlichen Vorgehens für den Behandlungserfolg bewusst sein.

Konkrete Anhaltspunkte

Die getroffenen Feststellungen rechtfertigen auch nicht die Annahme, die Klägerin habe sich rechtsmissbräuchlich einer sich aufdrängenden Kenntnis verschlossen. Es besteht keine generelle Verhaltensvorschrift, im Interesse des Schädigers an einem möglichst frühzeitigen Beginn der Verjährungsfrist Initiative zur Klärung von Schadenshergang oder Person des Schädigers zu entfalten.

DIE VERJÄHRUNG BEGINNT OFT ERST

VIELE JAHRE NACH DER BEHANDLUNG

Für den Gläubiger müssen konkrete Anhaltspunkte für das Bestehen eines Anspruchs ersichtlich sein und es muss sich ihm der

Ich entschied mich für die Lehrpraxis des Medizinischen Versorgungszentrums am Uniklinikum in Dresden. Zum einen studiere ich dort, zum anderen kannte ich meine dortige Patenschaftsärztin Frau Dr. Bergmann bereits aus Vorlesungen als eine sympathische und kompetente Medizinerin. Ich nahm Kontakt zu ihr auf; es folgte ein sehr angenehmes Gespräch und wir füllten gemeinsam die Patenschaftserklärung aus. Und binnen weniger Tage erhielt ich den positiven Bescheid über meine Aufnahme in die Förderung. Während der Vorlesungszeiten sind die Hospitationen in der Patenschafts-Praxis schwierig zu realisieren, da täglich anwesenheitspflichtige Kurse auf dem Programm stehen, die nicht verschoben oder gewechselt werden können. Ich erhielt jedoch die Wahlfreiheit, wann ich diese Tage absolviere, und habe so die Möglichkeit, sie gebündelt in die vorlesungsfreie Zeit zu legen. Fortsetzung im Digitalen Nachschlag (s. S 12) KVS-Infos: www.kvs-sachsen.de

Verdacht einer möglichen Schädigung aufdrängen. Zwar hätte die Klägerin früher Erkundigungen wegen eines etwaigen Fehlverhaltens der Beklagten einholen können. Das Unterlassen einer solchen Nachfrage ist aber nur dann als grob fahrlässig einzustufen, wenn weitere Umstände hinzutreten, die dieses Verhalten aus der Sicht eines verständigen und auf seine Interessen bedachten Patienten als unverständlich erscheinen lassen. Hat die Klägerin erstmals in dem Gespräch mit ihrer Gynäkologin am 23. Juni 2006 einen Hinweis darauf erhalten, dass eine falsch gesetzte Naht die Ursache ihrer Beschwerden sein könnte, dann waren die geltend gemachten Ansprüche bei Klageerhebung im Juli 2007 noch nicht verjährt. Damit ist festzuhalten: In Arzthaftpflichtfällen beginnt die Verjährung von drei Jahren oft erst viele Jahre nach der Behandlung. Der Gesetzgeber hat dieses gesehen und im Sinne des Rechtsfriedens eine Obergrenze eingeführt. Schadensersatzansprüche, die auf der Verletzung des Lebens, des Körpers, der Gesundheit oder der Freiheit beruhen, verjähren nach §199 BGB ohne Rücksicht auf ihre Entstehung und die Kenntnis oder grob fahrlässige Unkenntnis in 30 Jahren von der Begehung der Handlung, der Pflichtverletzung oder dem sonstigen, den Schaden auslösenden Ereignis an.“

Kurz notiert

Stutenmilch lindert Beschwerden

Eine Umfrage unter Ärzten und Patienten hat ergeben, dass regelmäßiger Genuss von Stutenmilch die Symptome von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und speziellen Hautkrankheiten deutlich lindern kann. Mehrere Probanden tranken im Schnitt täglich einen viertel Liter Stutenmilch über sechs Monate. „Wir gehen davon aus, dass vor allem Lysozym, Laktoferrin, sekretorisches Immunglobulin A sowie der Milchzucker der Stutenmilch die Darmbakterien der Patienten fördern und so das Immunsystem stimulieren“, so Dr. Schubert von der Uni Jena.

Infrarot heilt Wunden

Wassergefiltertes Infrarot kann die Heilung akuter und chronischer Wunden fördern. Es ist eine spezielle Form der Wärmestrahlung, die den Sauerstoffdruck und die Durchblutung im Gewebe erhöht. Die Strahlung dringt tief ins Gewebe ein, ohne die Oberfläche zu stark aufzuheizen. Neben Wundheilung und Schmerzlinderung verbessert die Infrarotstrahlung das kosmetische Ergebnis. Die Wirkung wurde bisher in mehreren prospektiven Studien belegt, unter anderem bei Brandverletzungen, chronisch venösen Unterschenkelgeschwüren und großen Bauchoperationen.

Biomarker verbessert Prognose bei Schlaganfall

Copeptin, ein im Gehirn gebildetes Stresshormon, liefert wichtige Informationen zur Prognose bei Schlaganfällen und zur Behandlungs-Optimierung. Jeder Schlaganfall belastet den Körper enorm und führt zur Ausschüttung von Stresshormonen. Das dabei ausgeschüttete Copeptin ist als Marker geeignet, da es recht stabil und gut nachweisbar ist. In Ergänzung zu bildgebenden Verfahren hilft der Copeptin-Spiegel, die Prognose des Patienten beim akuten Schlaganfall abzuschätzen und Behandlungsschritte einzuleiten.

Leberverfettung als Risiko für Diabetes

Rund 7,5 Millionen Deutsche haben Diabetes. Tübinger Wissenschaftler stellen jetzt das Protein SHBG vor, welches Sexualhormone bindet und ihre Verfügbarkeit beeinflusst. SHBG schützt vor Diabetes. Leider sinkt sein Spiegel bei Leberverfettung und entsprechend steigt das Diabetesrisiko. Eine Umstellung des Lebensstils mit Fettreduktion in der Leber lässt den SHBG-Spiegel wieder ansteigen. Falls sich die Erkenntnisse bestätigen, kann mit einer SHBG-Bestimmung das Diabetesrisiko abgeschätzt werden.

Simulationsstation fürs PJ

Kölner Medizinstudenten vor dem PJ erhalten ab sofort auf einer „Simulationsstation“ das Wichtigste im STArT-Block (STArT = Schlüsselkompetenz-Training und -Anwendung in realitätsnahen Tagesabläufen) mit auf den Weg. Wie im normalen Klinikalltag gibt es hier eine Morgen- und Mittagsbesprechung, Patientenaufnahmen, ärztliche Visiten, Einzelgespräche mit Patienten und auch Notfälle. „Wenn offene Fragen auftauchen, arbeiten wir genau da nach, wo es noch Bedarf gibt“, so Dr. Christine Schiessl. Auch soziale und kommunikative Schlüsselkompetenzen werden vermittelt.


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NEU! Der Hammerplan von MEDI-LEARN

Auswandern? Abgesagt! Ein PJ-Erfahrungsbericht aus Tromsø, Norwegen von Annerose Müller

D In 100 Tagen zum 2. Staatsexamen Der 2. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung umfasst laut neuer AO das gesamte klinische Wissen, so dass die geforderte Stoffmenge kaum zu bewältigen scheint. Eine genauere Analyse der bisherigen Hammerexamina hat jedoch gezeigt, dass inhaltlich eine große Übereinstimmung mit dem alten 2. Staatsexamen gegeben ist, während der Stoff des alten 1. Staatsexamens kaum geprüft wird.

Dieser Analyse folgend haben wir einen Lernplan zusammen gestellt, in dem der Lernstoff auf das Wesentliche reduziert, strukturiert und auf 100 Tage verteilt wurde. Der 100-Tage-Lernplan und ausführliche Erläuterungen mit zusätzlichem Kreuzplan stehen im Internet zur Verfügung unter: www.medi-learn.de/ hammerplan

a ich schon öfter in Norwegen gewesen bin und die Landessprache auch problemlos beherrsche, war es für mich selbstverständlich, ein Tertial meines PJ in diesem wunderschönen Land zu absolvieren. Diesmal wollte ich Nord-Norwegen bereisen. Da die Arbeit an einem Uni-Krankenhaus für die Anerkennung beim Landesprüfungsamt einfacher ist, war die Ortswahl einfach : in Tromsø befindet sich das einzige entsprechende Haus in Nord-Norwegen.

im Saal ein- und ausgeleitet werden müssen und zwischendurch auch noch geputzt werden muss. In dieser Zeit gingen die meisten Chirurgen einfach Kaffee trinken oder diktierten Briefe. Das normale Programm beginnt ungefähr um 9 Uhr und geht selten länger als bis 14 Uhr, so dass immer nur zwei bis drei Eingriffe pro Tag stattfinden.

Norwegisch ist Pflicht

In der Poliklinik war es ähnlich ruhig. Meist hatte man 30 bis 45 Minuten für jeden Patienten und da eine durchschnittliche Konsultation 15 Minuten dauerte, konnte man so immer gleich den Bericht diktieren und noch etwas Kaffee trinken. Generell war ich erstaunt, wie viel Kaffee die Menschen hier konsumierten. In der Poliklinik durfte ich, wenn der Patient es gestattete, auch dabei sein. So konnte ich diverse Eingriffe beobachten, zum Beispiel Rektoskopien mit Hämorrhoiden-Entfernungen in der Allgemeinchirurgie und Gelenkuntersuchungen und -injektionen, sowie das Anlegen von Gipsen in der Orthopädie. In der plastischen Chirurgie praktiziert man in Tromsø vorrangig Dinge wie Verbandswechsel und Wundversorgung, aber auch kleine kosmetische Operationen finden statt. Zusätzlich war hier die Handchirurgie integriert, so dass diverse Fingeroperationen durchgeführt und versorgt wurden.

Auf der Internetseite des Krankenhauses (www.unn.no) machte ich mich mit den Fachbereichen und der Ausstattung des Hauses vertraut. Nachdem alles den Anforderungen meiner Universität entsprach, suchte ich auf der Seite der Universität (www.uit.no) nach der Kontaktperson für ausländische Studierende an der medizinischen Fakultät. Neun Monate vor dem Tertial schrieb ich meiner dortigen Kontaktperson eine Mail. Eine Zusage erhielt ich erst nach zwei Monaten, wobei ausschlaggebend war, dass ich Norwegisch spreche. Zwar sprechen alle Norweger sehr gutes Englisch, für die Arbeit im Krankenhaus wird aber erwartet, dass man die Landessprache beherrscht.

Gastrokirurgi!

Mein Praktikum bestand aus meinem Chirurgie-Tertial, das ich am Universitätsklinikum in Tromsø absolvierte. Die ersten acht Wochen befand ich mich in der Allgemeinchirurgie (Gastrokirurgi) und danach vier Wochen in der Orthopädie, da es so etwas wie Unfallchirurgie dort nicht gab. Für die letzten vier Wochen wählte ich die Plastische und Handchirurgie. Leider muss ich sagen, dass ich sehr enttäuscht wurde, da ich in dieser Zeit wenig Fachliches gelernt habe und noch weniger selbst machen durfte. Erklärt wurde mir fast nie etwas, oft wurde ich einfach ignoriert. Ich konnte bei der Visite mitgehen, ohne dass irgendwer mich auch nur angesehen hätte. Wenn man intensiv nachfragt, wird manchmal auch etwas erzählt und die meisten sind dann auch freundlich. Aber selbst tätig sein, durfte ich trotzdem nicht. Nach deutschen Verhältnissen würde ich das Krankenhaus als überbesetzt bezeichnen, da es meiner Ansicht nach sehr viele Ärzte und Pflegepersonal beschäftigt. In der Orthopädie habe ich einmal versucht zu zählen und kam auf elf Oberärzte, fünf Assistenzärzte und drei Turnusärzte (entsprechend unseren früheren AiP-lern), die eine Station mit 15 Betten betreuten.

Wenig Praxis-Einsatz

Bei Operationen konnte ich nur selten assistieren, da meist zwei bis drei Ärzte sich schon die Arbeit teilten. Zusehen durfte ich natürlich immer. Da es keinen Vorbereitungsraum vor den Sälen gibt, dauert es auch immer mindestens eine Stunde zwischen zwei Operationen, da die Patienten

IMMER ZEIT, ZWISCHENDURCH KAFFEE ZU TRINKEN

Ein anderer Patient, mit einem deutlich weniger tragischen, aber trotzdem interessanten Schicksal, litt darunter, dass nach einem Autounfall mit offenem Bruch im Ellenbogenbereich diverse Splitter hinterblieben waren. Es beeinträchtigte sein Leben nicht sehr, aber er hatte Schmerzen, wenn er den Arm auflegte oder sich gar auf den Ellenbogen stützte. Da er damit aber doch normal arbeiten konnte, kam er auf die längere Warteliste. Er sagte mir, er habe fünf Jahre auf einen Termin in der orthopädischen Poliklinik gewartet. Nun kam er erneut auf die Warteliste für einen kleinen operativen Eingriff, da die Splitter sehr oberflächlich waren. Bis dahin sollte es jetzt aber noch ungefähr ein weiteres halbes Jahr dauern. Ich war sehr schockiert von den Verhältnissen und möchte dort selbst nie Patient sein, auch wenn man als Arzt wohl ein angenehmes Leben führen kann. Ich führte kurzerhand einen Studientag für mich selbst ein, um wenigstens etwas zu lernen und in Ruhe zu Hause viel nachzulesen.

Rausgeflogen

„Das ist ein norwegisches Krankenhaus für norwegische Studenten!“ Mit diesen Worten verwies mich ein Oberarzt der Orthopädie einmal aus der Poliklinik. Und das, obwohl er mich nicht kannte

Auswandern: Abgesagt!

Tromsø ist eine sehr interessante Stadt in einer wundervollen Umgebung. Eine Reise lohnt sich für jeden, der Fels und Wasser mag. Wenn man in seinem Praktischen Jahr etwas mehr von der Natur sehen und entspannt leben will, empfiehlt sich dieser Ort sehr. Ich allerdings bin sehr enttäuscht. Denn ich wollte zwar viel sehen, aber auch viel lernen und hatte nicht erwartet, dass einige norwegische Mediziner so unhöflich sein würden. Der Lerneffekt war sehr gering. Wie mir allerdings von anderen Studenten und Ärzten vor Ort bestätigt wurde, soll die Ausbildung in anderen Häusern in Nord-Norwegen besser sein. Nach Norwegen auswandern will ich nun jedenfalls nicht mehr: Ich habe gelernt, dass die deutschen Verhältnisse vielleicht doch nicht die schlechtesten sind. Für reiselustige PJ-Anwärter, die mehr über Tromsø wissen wollen: Im digitalen Nachschlag gibt es den zweiten Teil mit Infos und praktischen Tipps für das Leben in der nördlichsten Unistadt der Welt!

Personalmangel?

Auf den jeweiligen Stationen durfte ich auch alles tun, was ich wollte, man hat mir aber nie etwas direkt aufgetragen und von mir nichts erwartet. Blutentnahmen und ähnliches wurden von den Schwestern und MTAs erledigt, so dass Medizinstudenten auf diesem Gebiet nicht tätig waren. Ich durfte ganz normal Patienten untersuchen und aufnehmen, nur leider hat mir dazu nie jemand etwas erklärt oder ist mit mir meinen Bericht zur Kontrolle durchgegangen, auch wenn ich mehrfach nachfragte. Die Ärzte meinten oft, sie hätten so viel zu tun und es würde an Personal mangeln. Aber für mich, die ich die deutschen Verhältnisse gewohnt bin, war das nicht nachvollziehbar.

DIE VIELEN PAUSEN HABEN KONSEQUENZEN IN DER VERSORGUNG Dieses System, mit den für mich vielen Pausen und dem frühen Feierabend, führt dazu, dass Patienten Monate bis Jahre auf ihren Termin oder ihre Operation warten, was auch gesundheitliche Konsequenzen haben kann. Zum Beispiel gab es einen Patienten, der ein Magen-Karzinom hatte, das im März diagnostiziert worden war. Er erhielt da zwar die Indikation zu einer Operation, musste aber sechs Monate warten. Im September, als ich dort auf Station war, kam er wieder. Da wurde dann festgestellt, dass das Geschwür gewachsen war und die Wand infiltriert hatte.

Die nördlichste Uni-Stadt der Welt

IMPRESSUM Herausgeber: MEDI-LEARN, ISSN 1860-8590 Elisabethstraße 9, 35037 Marburg/Lahn Tel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29 E-Mail: redaktion@medi-learn.de, www.medi-learn.de Redaktion: Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Trojan Urban, Dr. Marlies Weier, Dr. Lilian Goharian, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld Lektorat: Jan-Peter Wulf und Thomas Trippenfeld Layout & Graphik: Kjell Wierig, Kristina Junghans Berichte: Redaktion MEDI-LEARN, Nina Dalitz, Elisabeth Freitag, Britta HoffmannKobert (IDW-Online), Fachschaft Medizin Gießen, Isabel Haberer, Anne Wacker, Antje Sachwitz, Petra Mattheschke, Stephanie Leißner, Annerose Müller, Rechtsanwalt Patrick Weidinger (Deutsche Ärzteversicherung) und Elisabeth Blank Druck: Druckerei + Verlag Wenzel, Am Krekel 47, 35039 Marburg/Lahn Tel: 0 64 21/17 32 60, Telefax: 0 64 21/17 32 69 Anzeigenbetreuung: Christian Weier, Olbrichtweg 11, 24145 Kiel Tel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29 E-Mail: christian.weier@medi-learn.de. – Es gilt die Anzeigenpreisliste 02/2005. Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, www.pixelquelle.de, Artikelautoren, www.flickr.com, Oliver Vogelbusch Erscheinungsort: Marburg Die MEDI-LEARN Zeitung erscheint fünfmal pro Jahr und wird als Beilage der Zeitschrift Via medici aus dem Georg Thieme Verlag, Stuttgart, zugelegt. Der Bezug ist für Abonnenten der Via medici in deren Abonnement bereits enthalten. Der Einzelpreis beträgt 1,90 €. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos etc. kann der Verlag keine Gewähr übernehmen. Nachdruck – auch in Auszügen – nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung. Der Verlag kann für Preisangaben keine Garantie übernehmen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Bei allen Gewinnspielen und Aktionen ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Anregungen und Redaktionskontakt per E-Mail unter: redaktion@medi-learn.de.

Deine Meinung ist uns wichtig! Wie gefällt dir diese Ausgabe unserer MEDI-LEARN Zeitung? Unter www.medi-learn.de/gw121 findest du einen kurzen Fragebogen mit drei Fragen zu dieser Ausgabe. Wir würden uns freuen, wenn du uns deine Meinung mitteilst. Mitmachen lohnt sich. Unter allen Teilnehmern verlosen wir Fachbücher im Wert von 300 Euro. Einfach Fragebogen ausfüllen und schon bist du dabei!

Hier Patient sein? Niemals!

und ich bei einem anderen Arzt im Untersuchungszimmer war! Das und ähnliche Vorfälle demotivierten mich doch sehr und sorgten dafür, dass ich mich im Krankenhaus zunehmend unwohl fühlte. Beim Koordinator für norwegische Studenten an der Universität lernte ich dann, dass das alles so seine Richtigkeit hat und dass norwegische Studenten generell bevorzugt werden. Austauschstudenten stehe nicht das gleiche Recht auf Ausbildung zu. Sie werden erst unterrichtet, wenn zusätzliche Kapazitäten bestehen.

Verlosung: Bei allen Verlosungen in dieser Ausgabe ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Der Einsendeschluss ist am 30. Mai 2010. Die Gewinner werden regelmäßig im Internet unter www.medi-learn.de/gewinner bekannt gegeben.

Verschlafenes Hafenstädtchen Tromsø

Dein Artikel bei MEDI-LEARN? Wir freuen uns über die Zusendung von Erfahrungsberichten und anderen Artikeln und belohnen die Autoren mit Fachbüchern. Alle weiteren Infos findest du unter www.medi-learn.de/artikel.


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Lokalrätsel: Neuer Kreuzwortspaß E

s ist wieder so weit: Nach längerer Zeit der Abstinenz bieten wir dir in dieser MEDI-LEARN Zeitung ein Kreuzworträtsel! Das Thema, um das sich alles im Rätsel dreht, ist der Lokalbereich auf den Webseiten von MEDI-LEARN: Zu allen Universitäten im Bundesgebiet erhältst du unter www.medi-learn.de/lokal umfangreiche Informationen. Du kannst die Stadt einfach nach folgendem Muster aufrufen www.medi-learn.de/kiel oder auf der Karte im Internet anklicken. Im Rätsel suchen wir zu jeder Unistadt eine bestimmte Information, die du durch Aufsuchen der entsprechenden Seite im Lokalbereich findest, indem du dich in den jeweiligen Unterbereich begibst. An Unterbereichen gibt es zu jeder Stadt „Abteilungen“ namens Campus&Leben, Wohnen&Finanzen, Freizeit&Party, Ausbildung&Lehre, Auswahl&Bewerbung sowie eine Liste der PJ-Lehrkrankenhäuser. Klick auf der Lokalseite einfach auf das Symbol für den Themenbereich, zu dem wir im Rätsel eine Information erfragen und trag sie in das Kreuzworträtsel ein. Nun fehlt dir zu deinem Glück nur noch eine Liste der Beschreibungen zu den Rätselbegriffen. Diese Liste findest du im Internet als PDF-Datei auf der Webseite, in der du auch den Lösungsbegriff eintragen und am Gewinnspiel teilnehmen kannst unter der URL: www.medi-learn.de/lokal-quiz. Das Gewinnspiel läuft bis zum 31. Mai, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Zu gewinnen gibt es eine Reise nach Paris im Wert von 250€ mit Rainbowtours sowie Lehrbücher im Wert von 250€. Wir wünschen dir viel Erfolg beim Rätseln.

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MLZ

Seite 12

März/ April 2010

www.medi-learn.de

Vorsicht beim Studienplatztausch! Erfahrungsbericht eines Uni-Wechslers von Elisabeth Blank

Z

um Thema Studienplatztausch und „wie man es richtig macht“ gibt es zahl- und hilfreiche Artikel. Viele beschreiben den Weg zum Erfolg und beleuchten, auf welche Dinge man besonders acht geben sollte, um schnell und sicher an die gewünschte Uni zu gelangen. In meinem Beitrag möchte ich auf die unliebsamen Seiten und Überraschungen eingehen, die man oft gar nicht einplanen kann. Auf das, was man alles so erleben kann im Dschungel der Tauschwilligkeit, bereitet einen keiner vor.

Auf dem Transfermarkt

Am Anfang steht ein Entschluss: Hier möchte ich nicht (länger) studieren. Dem einen gefallen die Studienbedingungen oder das Umfeld nicht, wieder andere wollen neue Ecken Deutschlands entdecken und dann gibt es noch die große Gruppe derer, die durch ZVS-Beschluss ans andere Ende der bekannten Welt und weg von Familie und Freunden verschickt werden. Die Suche beginnt meist im Internet und an den schwarzen Brettern der Wunschuniversität(en) und der bisherigen Universität. Auch im Internet viele hilfreiche Tauschbörsen (wie z.B. www.studienplatztausch.de, www.zvs-opfer.de oder das Angebot auf MEDI-LEARN.de) Eine Rolle spielt natürlich immer, an welcher Uni man bisher eingeschrieben ist und wie beliebt diese denn auf dem Tauschmarkt ist. Sehr unwahrscheinlich ist es, von einer Uni am unteren Ende der Beliebtheitsskala per Direkttausch an eine sehr beliebte Uni zu gelangen. Hier sind genügend Tauschpartner (Stichwort: Ringtausch), ein langer Atem, viel Geduld und Durchblick von Nöten. Vor allem Letzterer scheint aber in den meisten Fällen leider zu fehlen. Ich möchte das an einigen meiner gescheiterten Tauschversuche schildern, um vielleicht andere davor zu bewahren oder zumindest einen Wink geben, auf was man besser achtet.

Zunächst voller Optimismus

Nach meiner Zulassung an der Uni Bochum vor drei Jahren war ich voller Optimismus, dass ein Tausch in meine Heimatstadt Erlangen kein großes Problem darstellen sollte. Immerhin herrschte schon zu diesem Zeitpunkt Ärztemangel, und so sollten auch die Universitäten darauf bedacht sein, den Studenten den

besten und schnellsten Weg zum erfolgreich abgeschlossenen Medizinstudium zu bieten. So trug ich mich kurzerhand in Tauschbörsen die Wunschuniversität Erlangen ein und schickte fristgerecht eine Direktbewerbung dorthin mit der Begründung, dort mit Nähe zur Familie und in damit verbundener finanzieller Entlastung studieren zu können.

VOR BEGINN DES ZWEITEN SEMESTERS KOMMT EIN BRIEF. EINE ABSAGE Kurz vor Ende des Semesters wurde ich unruhig. Kein einziger Treffer in der Tauschbörse. In meiner Suche fand ich nur Angebote von Universitäten, an die ich auf keinen Fall tauschen wollte, da sie noch weiter entfernt von der Heimat lagen. So wartete und hoffte ich die ganzen Semesterferien auf einen positiven Bescheid. Kurz vor Beginn des zweiten Semesters kam ein Brief aus Erlangen. Kein freier Platz – mit Bedauern wurde mir abgesagt.

Zweiter Anlauf

Immer noch war ich optimistisch: Ich hatte ja nun wirklich nicht alles versucht und gegeben. Im zweiten Anlauf trug ich mich in alle Tauschbörsen ein, die ich per Suchmaschine im Internet auftun konnte. Ich fertigte Handzettel an und ließ sie in Erlangen und Bochum aushängen. Wieder stellte ich fristgerecht meine Direktbewerbung, zur Sicherheit nun aber auch an die nächstgelegene Medizin-Uni in Würzburg. Mitte des Semesters meldete sich eine Tauschbörse bei mir und teilte mir erfreut mit: Tauschpartner gefunden! Bei dieser freudigen Nachricht machte ich mich natürlich sofort daran, den genannten drei weiteren Tauschpartner/innen eine Mail zu diesem Thema zu schreiben, um das weitere Vorhaben zu besprechen. Von zwei kam auch am gleichen Tag die Antwort: „Ja, ich bin auf jeden Fall dabei! Weißt Du, was wir nun als nächstes machen müssen?“ Doch der Dritte im Bunde ließ sich mit der Antwort fast eine ganze zermürbende Woche Zeit, und teilte uns dann mit, dass er dieses Semester doch lieber nicht tauschen möchte. Auf eigenes Durchforsten aller Tauschanträge in den einschlägigen Börsen konnte leider keiner einen passenden Ersatz auftreiben, so dass wir der Tauschbörse mitteilen mussten, dass unser Tausch leider nicht klappt. Wieder lehnten die Universitäten aus Mangel an Plätzen meine Direkt-Bewerbung ab.

Dritter, vierter Anlauf

Im nächsten, dritten Semester lief es eigentlich nahezu ähnlich wie im Semester zuvor: Es fand sich ein Vierer-Ringtausch zusammen, doch wieder sprang jemand ab, da er gar nicht mehr studieren wollte. Nach einer Recherche im Web sah ich nun aber meine große Hoffnung langsam nahen: Zum 1. klinischen Semester sollten die Chancen auf jeden Fall gut sein. Viele Universitäten haben dann Kapazitäten, da nicht jeder Studierende

Keinen Tauschpartner gefunden. Was nun?

das Staatsexamen im ersten Anlauf besteht. Was allerdings nirgends erwähnt wurde: Auch Studierende mit Teilstudienplatz warten auf einen Vollstudienplatz, oder auch Studierende mit höherer Semesteranzahl bestehen das 1. Staatsexamen und müssen dann ins gleiche Semester nachrücken. Und diese haben natürlich alle Vorrang gegenüber einem Uni-Fremden oder gar einem aus dem Ausland! Also wieder: Tauschanträge erneuern und direkt bewerben.

DANN FÄLLT EINEM TAUSCH-

PARTNER AUF, DASS ER GAR NICHT WECHSELN KANN…

Schneller als sonst wurde dann auch ein Dreier-Ringtausch vermittelt. Und es sah alles sehr gut aus: Alle drei hatten das „Physikum“ bestanden und alle drei waren auch tauschwillig. Die Studierendensekretariate der beteiligten Universitäten wurden angefragt, welche Formulare und Unterlangen benötigt würden und ganz wichtig, bis wann das alles eingereicht werden sollte. Doch währenddessen fiel einem Tauschpartner dann auf, dass er, da er vorher im Ausland studiert hatte, nur eine Zulassung für die Uni Magdeburg hatte und von dieser gar nicht wegtauschen konnte. Aus und vorbei! Und Anfang Oktober kamen auch wieder die Absagen der Universitäten.

Was tun?

Man könnte ja nun meinen, jetzt hat man die Vorklinik in der „Verbannung“ bestritten, nun könne man ja auch die Klinik dran hängen. Aber so einfach ist das eben nicht. Man hat in der Heimat immerhin die alten Freunde, vielleicht schon eine eigene Wohnung mit seinem Partner oder gar Ehepartner, man plant vielleicht, eine Familie zu gründen. Die Planung einer Doktorarbeit gestaltet sich schwierig, wenn man nicht weiß, wie lange man an der alten Uni noch bleibt, bzw. ob und wann man an die neue Uni tauschen kann. „Also wurde auch im ersten klinischen Semester der fünfte Anlauf gestartet.“

Fünfter Anlauf

Direktbewerbungen gingen nun an drei Universitäten, Regensburg war ja auch nicht so weit weg von zu Hause. Doch in diesem Semester kam keine „Gefunden“-Mail, eigene Suche und Direktbewerbungen brachten auch nicht den gewünschten Erfolg. Vielleicht machte ich bei der Direktbewerbung ja etwas falsch? Auf meine Anfragen wurde ich allerdings leider nur auf die passenden Flyer der Hochschulen verwiesen, die mir erklärten, welche Priorität ein Hochschulwechsler bei einer Direktbewerbung hat. Doch ob es sinnvoll ist, bestimmte Dinge wie einen Studienkredit oder eine vorherige Ausbildung anzugeben, ob eine gute Note im ersten Staatsexamen die Chancen verbessern könnten, konnte ich daraus zumindest nicht heraus lesen.

Sechster Anlauf

Für den sechsten Anlauf im nunmehr dritten klinischen Semester war meine Vorbereitung ähnlich wie auch zuvor. Direktbewerbungen wurden verfasst und Tauschanträge in den Börsen erneuert. Gleichzeitig auch eventuell in Frage kommende Tauschwillige angeschrieben, ob sie denn vielleicht auch nach Bochum tauschen möchten. Am Ende der Vorlesungszeit kündigte eine Mail an, dass ein Tauschpartner gefunden sei. Mittlerweile war ich nicht mehr ganz so euphorisch und ging die Sache langsam an. Doch die beiden anderen Tauschpartner schienen zu wissen, wovon

sie redeten. Jeder konnte von etlichen gescheiterten Tauschversuchen zuvor berichten. Einer war gleich mehrmals vor der letzten Unterschrift stehen gelassen worden und betonte, wie wichtig es ihm sei, dass es dieses Mal klappt. Doch bei genauerem Nachfragen stellte sich dann heraus, dass eine Tauschpartnerin zwar im gleichen klinischen Semester war wie alle anderen. Allerdings hatte sie auf Grund von Urlaubssemestern wegen eines Auslandsaufenthalts mehr Hochschulsemester. Und das stellt bei sehr vielen Universitäten ein klares Nein für einen Tausch dar. So auch in Bochum.

Härtefall-Antrag

So schnell wollten wir nicht aufgeben. Wir erkundigten uns, und man riet uns, einen Härtefall-Antrag zu stellen – die Tauschpartnerin war erst vor kurzem Mutter geworden. Die Zulassungsstelle verweigerte sich jedoch strikt gegen das Vorhaben, da die Hochschulsemester quasi mehr aufwögen. Noch in den Semesterferien konnten wir eine „Ersatz-Partnerin“ ausfindig machen. Diese war im gleichen Semester, hatte zur gleichen Zeit ihr erstes Staatsexamen abgelegt und hatte keine zusätzlichen Semester angesammelt. Perfekt. Eigentlich. Da sie jedoch vor dem Tauschantrag angefragt hatte, ob sie auch direkt ein Urlaubssemester beantragen könne, weil auch sie kürzlich Mutter geworden war, wurde der Tausch aus „moralischen Gründen“ mündlich gleich abgelehnt. Obwohl unsere Tauschpartnerin auf das Urlaubssemester verzichten und in dem ihr möglichen Maße am Studium teilnehmen wollte! Begründung: Sie könne nicht so studieren könne wie andere und würde so eventuell anderen Studienbewerbern einen Platz wegnehmen. Ich muss sagen, da waren wir alle platt.

Einfach ungerecht!

Es ist das eine, wenn ein Tausch auf Grund mangelnder Angaben oder Vorbereitung scheitert. Da wäre es vielleicht toll, wenn in den Tauschbörsen die Möglichkeit bestehen würde, auch die Anzahl der Hochschulsemester mit einzugeben, wenn es um einen Tausch im klinischen Abschnitt geht. Das hätte einige meiner und unserer bösen Überraschungen vermieden. Dass ein Tausch abgelehnt wird, obwohl eine junge Mutter zu ihrer Familie möchte und womöglich an der bisherigen Uni ganz auf sich alleine gestellt ist, finde ich schon sehr hart. Denn der Anteil der Medizin studierenden Frauen, wie ich im MEDILEARN-Artikel „Die Zukunft der Medizin ist weiblich“ (www.medi-learn.de/ CA2532, d. Red.) las, ist schon auf 60% gestiegen. Mittlerweile gibt es zwar Einrichtungen wie Familienbüros und Kinderbetreuungs-Tagesstätten an den Universitäten. Aber die Plätze sind, wie auch sonst in Deutschland, viel zu knapp. Private Tagesbetreuung ist teuer, und so kann ich erst recht nicht verstehen, dass eine Mutter abgelehnt wird, die mit ihrem Kind wieder zur Familie gelangen will.

Glückliches Ende

Letztlich habe aber auch ich mein Glück über eine Direktbewerbung gefunden. Ich fühle mich nun wieder wie am ersten Tag meines Studiums mit lauter neuen Gesichtern, neuen Orten, vollkommen verwirrender Organisation und voller Optimismus. Ich will niemanden vom Tauschen abschrecken. Im Gegenteil: Ich wünsche allen viel Erfolg bei ihrem Vorhaben, mehr Glück und hoffe, etwas zur Aufklärung beigetragen zu haben, was alles zu beachten ist und wie man sein Ziel erreicht. Mehr Informationen: MEDI-LEARN bietet dir den Dienst einer Studienplatztauschbörse - mehr unter: www.medi-learn.de/studienplatztausch

Online geht's weiter

Wie immer gibt es auch zu dieser Ausgabe der MEDI-LEARN Zeitung wieder eine Extraportion für besonders MLZHungrige: Ausgabe 28 unseres Digitalen Nachschlags präsentiert dir weitere spannende Artikel – dieses Mal unter anderem zum Thema Notaufnahme, Innere und Auslandserfahrungen – und Fortsetzungen von Beiträgen aus der gedruckten Version. All das erfährst du im Digitalen Nachschlag. Er steht kostenlos als PDF im Internet zur Verfügung. Einfach die folgende Seite aufrufen:

www.medi-learn.de /mlz-nachschlag

Nachschlag Die Extraportion Diese Artikel findest du im Online-Teil unserer Zeitung:

Medizinstudium

Arzt ist man nicht… …Arzt wird man: Im zweiten Teil ihres Statusberichts aus der Notaufnahme geht Elisabeth Freitag auf den „Faktor M“ ein. Und der steht nicht für „Medizin“, sondern für „Mensch“: Es ist kein Zeichen von fachlicher Inkompetenz, sondern von Menschlichkeit, wenn Angst in unbekannten oder ungewohnten Situationen aufkommt. Ihr Rat: Unter Kollegen darüber sprechen.

Gesamtes Spektrum der Inneren Klare Bedingungen stellte Olaf Stark an sein Innere-Tertial: gute Betreuung, eigenständiges Arbeiten, die gesamte Bandbreite der Inneren Medizin sehen können und nicht zuletzt eine PJ-Vergütung beziehen. Schnell schälte sich für ihn das Helios Krankenhaus Mariahilf in Hamburg-Harburg heraus, das alle Punkte formal erfüllt. Ob das in praxi genauso blieb, erfährst du im Digitalen Nachschlag.

Pflegepraktikum der besonderen Art Was viele nur aus dem Film „Einer flog übers Kuckucksnest“ kennen, erlebte Stephanie in ihrem Pflegepraktikum live und direkt: Wie es in einer geschlossenen Anstalt zugeht, was die Arbeitsabläufe bestimmt und wie man selbst störrischen Härtefällen ein Lächeln abgewinnen kann, liest du in ihrem Bericht.

Ausland

Leben in Tromsø Die Arbeit im Krankenhaus gefiel Annerose Müller nicht, Tromsø und das studentische Leben in der nördlichsten Unistadt der Welt gefiel ihr umso mehr. Wer Nordnorwegen erkunden will, bekommt hier praktische vor-Ort-Tipps für Wohnungssuche, Versicherung, Telekommunikation und natürlich Empfehlungen, was man sich in und um Tromsø anschauen sollte.

Downtown Brooklyn Ein Loft im Hip-Stadtteil Williamsburg und Trauma-Chirurgie hautnah: Olaf Stark ist dankbar, dass er im Kings County Hospital und im SUNY Downstate Medical Centre arbeiten und Zeit in einer der aufregendsten Städte der Welt verbringen konnte. Und doch: Gegen eine US-Wochenarbeitszeit von 80 Stunden will er seine deutsche 38- bis 48-Stunden-Woche dauerhaft nicht tauschen. Wer wie Olaf mal in die amerikanische Medizin hineinblicken will – hier gibt es Tipps, wie man den Wunsch in die Tat umsetzt.


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